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gehorsams vom Lehrer be straft werden. Welche Erbitterung| deutet für die Bewohner des Neustädter Kreises, der 57 000 Ein-| pompöse Prospekte mit unerfüllbaren Versprechungen und durch muß das in den Herzen der Eltern und Kinder hervorrufen. wohner hat, eine Reise von acht Stunden auf der Bahn, wenn sie Namen bekannter Leute, die als Aufsichtsräte bei wer weiß wie Unter den Lehrern Oberschlesiens werden sich hoffentlich feine am Landgericht etwas zu tun haben.

oder nur wenige bereitfinden, dies Stockmeisteramt zu übernehmen, zumal die Verordnung den gesetzlichen Rechten der Eltern wider­spricht und sie dann leicht vor den Strafrichter kommen könnten. Den Lehrern selbst, die hier für das Deutschtum wirken sollen, wird durch die kleinlichsten Maßnahmen alle Begeisterung geraubt. Manche Kreisschulinspektoren behandeln die ihnen untergebenen Lehrer wie dumme Jungen. Besonders zeichnet sich in dieser Richtung Streis­schulinspektor Sch. in Königshütte aus. Beschwert sich ein Lehrer, so findet er natürlich bei der Regierung keinen Schutz. Die ganze Arbeit der Schule läuft auf äußeren Drill hinaus, und wer von den Lehrern nicht mitmacht, der besteht bei den Revisionen nicht und wird dann in unerträglicher Weise geschu­rigelt. Die Nevisoren haben natürlich selbst in der Volksschule nie oder nur selten unterrichtet, geberden sich aber in ihren Anordnungen oft mit einer Unfehlbarkeit, der auch von seiten erfahrener Lehrer, die 20-40 Jahre mitten im Schulleben stehen, nicht widersprochen werden darf. Wagt einmal ein alter Lehrer ein Wort, so wird ihm gleich geraten, sich pensionieren zu lassen. So steht es um die Schulen Oberschlesiens und ihre Lehrer.-

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Schilda, du mein Vaterland!

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vielen Gesellschaften fungieren, werden die kleinen Geldgeber an­gelockt und verlieren dann ihre kleinen Ersparnisse. Troelstra er­flärte, daß in der Zweiten Kammer Abgeordnete sitzen, die bis zu Hausagrarier. Der größte Teil der Einwohner in dem Städtchen 12 Posten als Aufsichtsräte bekleiden! Im ganzen sind es 30 Ab­Wasserburg bei Günzburg ( Schwaben ) sind Textilarbeiter, arme, geordnete, die als Aufsichtsräte tätig" sind, und zwar bei elende Proletarier. Vor einiger Zeit gelang es endlich, diese Ar- 112 Aktiengesellschaften. Als Troelstra mitteilte, daß ein notorischer beiter für die Organisation zu gewinnen, mit deren Hülfe eine Schwindler in der Kammer size, und daß dieser Abgeordnete gleich­Lohnerhöhung erkämpft worden ist. Erleichtert atmeten die Tert wohl von seinen bürgerlichen Kollegen in freundschaftlicher Weise vom Vorsitzenden wiederholt zur flaven auf, konnten sie durch die Lohnerhöhung doch einigermaßen behandelt werde, wurde er das durch die allgemeine Teuerung im Haushaltungsetat ent- Ordnung gerufen. Der Justizminister erklärte, daß er voll­standene Defizit decken. Aber schon nach 14 Tagen mußten die kommen von der Notwendigkeit gesetzlicher Maßnahmen überzeugt Armen den Hungerriemen wieder in das vorige Loch zurückstecken, sei und daß der Kammer ein Gefcbentwurf über die Angelegenheit denn sämtliche vereinigten Hausbesitzer erklärten, daß, nach- hoffentlich noch im Laufe dieses Jahres vorgelegt werden könne. dem durch die Lohnbewegung das Einkommen der Arbeiter erhöht Die Resolution Troelstras wurde ohne förmliche Abstimmung an­worden sei, nun auch für diese die Möglichkeit bestände, mehr Miete genommen. zu bezahlen. Sie nahmen den Arbeitern die ganze Lohnerhöhung, teilweise sogar noch mehr für höhere Miete ab. Den armen Teufeln bleibt zur Verbesserung der eigenen Lebenshaltung kein Pfennig übrig! Diese Beutepolitik ist für die Arbeiterschaft zwar nichts ungewohntes, in solch herausfordernder Weise aber sind Arbeiter noch selten um den Erfolg eines Lohnkampfes geprellt worden.

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Chronik der Majestätsbeleidigungen.

Ausland. Desterreich.

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Zur Stichwahl in Altena - Iserlohn hat die nationalliberale Partei - Vor der Straffammer des Landgerichts Duisburg hatte sich leitung bereits ihre Stichwahlparole ausgegeben selbstverständlich der Arbeiter Richard Becker aus D. Meiderich zu verant­für den Zentrumskandidaten Klocke. Das Schreiben des durch worten, weil er, wie es in dem Gerichtsberichte hieß, seine anti­gefallenen nationalliberalen Kandidaten Haarmann lautet: monarchische Gesinnung durch Beschimpfung des " Der 27. Juni hat für uns die Zwangslage geschaffen, bei Saisers hatte zum Ausdruck bringen wollen. Drei Monate der Stichwahl entweder dem Sozialdemokraten die Stimme zu Gefängnis erhielt Becker zudiktiert. Es kann nicht genug geben oder Wahlenthaltung zu proklamieren oder endlich für darauf hingewiesen werden, daß die Bekrittelung der Person des den Zentrumsmann einzutreten. Die erstere Möglichkeit scheidet Kaisers äußerst gefährlich ist. Zu derartigen Kritiken gehört vor für nationalliberale Männer ohne weiteres aus, aber auch gegen allen Dingen eine vollständige Beherrschung der Sprache. Man die Wahlenthaltung glaube ich mich entschieden aussprechen zu sollte deshalb die Person des Kaisers möglichst überhaupt nicht in sollen, denn trotz aller uns vom Zentrum trennenden Momente die Debatte ziehen. dürfen wir nicht vergessen, daß diese Partei doch immerhin auf dem Boden der heutigen Gefell schaftsordnung steht und daß die Gesellschafts­freise, aus denen sie sich zusammensetzt, mit dem bürgerlichen Leben vielfach Berührungspunkte haben. Auch darf nicht außer acht gelassen werden, Kriegsminister von Pitreich hat am Montag in der österreichischen daß das Zentrum insbesondere in den letzten Jahr- Delegation eine Rede gehalten, in der er u. a. sagte: Wenn zehnten bei der Lösung der nationalen Aufgaben seine was der Welt zu wünschen wäre gewisse Abrüstungspläne zur Mitwirkung nicht versagt hat. Es genügt in dieser Ausführung kämen, würden die anderen Staaten lange zu tun Beziehung an den zolltarif, die Handelsverträge und haben, bis sie auf den Standpunkt kommen, auf dem wir uns heute die große Steuerreform zu erinnern, die nur durch die befinden." Mithülfe des Zentrums unter Dach und Fach gebracht werden Bei dieser Gelegenheit wies Herr v. Pitreich darauf hin, daß konnten. Die Frage, ob das Zentrum für diese wichtige Gesetze Desterreich- Ungarn ja" nur" ein Sechstel seiner Gesamtausgaben für nur unter Gewährung von Vorteilen auf anderen Gebieten zu haben Militärlasten anlege, dagegen Italien ein Viertel, Frankreich ein war, darf unsere gegenwärtige Entschließung nicht beeinflussen. Drittel und Deutschland gar die Hälfte! Hiernach erübrigt nur ein fräftiges und entschiedenes Eintreten für Also wir sehen's wieder einmal: Deutschland ist in der Welt bei allem Rückschrittlichen! den bürgerlichen Kandidaten. Jede andere Stellungnahme würde boran der Zukunft unserer Partei nur schweren Schaden bringen Frankreich . fönnen. In zwei Jahren mag dann der frische, fröhliche Kampf von neuem beginnen."

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Abschaffung der Todesstrafe und Sympathie für die Duma. Die nationalliberale Kulturkampfspartei" leistet also dem Paris , 4. Juli. Jaurès und etwa 60 andere Deputierte haben baterlandslosen Ultramontanismus" unbedingte Heeresfolge. Die in der Kammer einen Antrag auf Abschaffung der Todesstrafe ein Freifinnige Volkspartei dürfte in den nächsten Tagen mit einer gleich gebracht. artigen Stichwahlparole folgen.

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Es war beabsichtigt, bei dieser Gelegenheit den Antrag zu stellen, die französische Kammer möge die Reichsduma zur An­nahme des Antrages auf Abschaffung der Todesstrafe beglückwünschen. Aber diese Bemühungen, eine Kundgebung der Deputiertenkammer zu gunsten der russischen Duma herbeizuführen, haben kein Resultat er geben, weil der Minister des Aeußern, Bourgeois, eine derartige Rundgebung nicht für opportun" hielt! Die französische Regierung soll selber direkt Schritte unternommen haben, um der Regierung des Zaren Vorstellungen wegen der inneren Zustände Rußlands und " Leute,*) Ihr steht am Ende Eurer 14tägigen Uebung! Ihr ihrer Rückwirkung auf das Ausland zu machen, und mit Rücksicht seid mal wieder Soldat gewesen und habt militärischen Geist auf diese Schritte soll Bourgeois von jeder Kundgebung der Kammer tennen gelernt! Ich denke, daß es Euch allen eine Freude gewesen abgeraten haben! ist! Auch mir war es eine Freude, die dritte Kompagnie zu führen! Nun haben mehrere radikale Deputierte der Kammer eine Ich danke Euch allen für die gute Gesinnung, die Ihr hier gezeigt Motion unterbreitet, welche das Parlament veranlassen soll, die habt! Nun tragt auch diesen militärischen Geiſt in Eure Heimat. russische Duma zu begrüßen und die Ueberzeugung auszusprechen, Pflegt daheim die wahre Vaterlandsliebe und laßt Euch nicht verführen von den Leuten mit schlechter Gesinnung, die nicht daß sie allein in der Lage ist, den gegenwärtigen traurigen Zuständen arbeiten wollen und immer das große Wort führen. Das sind ein Ende zu bereiten. in meinen Augen große Lumpen und Schufte. Es gibt leider schon recht viele davon. Dieses Lumpenpack will Euch nur das Geld aus der Tasche ziehen und Euch ins Unglück stürzen. Bevor

Sozialistenvernichtung. Vor einiger Zeit haben zu Hammerstein in Westpreußen Landwehrleute und Ersatzreservisten vierzehn Tage lang die militärischen Kenntnisse auffrischen müssen. Am Schlusse der Uebung hielten die Führer der Kompagnien ihren Leuten", die ge­legentlich des Dienstes auch wohl mal als verdammte Lümmels" bezeichnet wurden, zum Abschied eine kleine Rede. Welcher Art diese waren, geht hervor aus den Abschiedsworten, die der aristokratisch- feudale Herr Semerat, Hauptmann der 3. Kompagnie, sprach:

Ausgepfiffen!

Amerika.

Die Regierungs- Einnahmen der Vereinigten Staaten betrugen im Juni 55 367 081 Dollars, die Ausgaben 35 836 000 Dollars. Die Staatsschuld hat um 17 519 005 Dollars abgenommen, der Bar­bestand des Schages ist 1471 358 119 Dollars.

Der panamerikanische Kongreß.

Am 21. Juli wird in Rio de Janeiro ( Brasilien ) der pan Der letzte derartige Kongreß tagte amerikanische Kongreß eröffnet. Wirtschaftliche und politische Fragen im Jahre 1901 in Mexiko . Unter den letzteren hat schon die werden zur Erörterung kommen. sogenannte Drago- Doktrin bei den Vorverhandlungen eine Rolle gespielt. Der frühere Minister des Auswärtigen von Argentinien , Drago, ein hervorragender Jurist, der auch am Stongreß teilnehmen wird, ist der Urheber dieser Doktrin, aufgestellt im Jahre 1902, als europäische Mächte gegen Venezuela gewaltsam vorgingen. Inhalt der Drago- Doftrin bildet im wesentlichen das Prinzip, welches die Republik Argentinien anerkannt zu sehen wünscht, nämlich daß die öffentliche Schuld keine bewaffnete Intervention provozieren und noch weniger die materielle Oftupation des Bodens der amerikanischen Nationen durch eine europäische Macht herbei­führen kann.

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Es heißt darin:" Der Mißkredit, in, den die Staaten geraten, welche es unterlassen, die Rechte ihrer legitimen Gläubiger zu be­friedigen, hat an sich genügend beträchtliche Schwierigkeiten zur Folge, als daß es nötig wäre, die Stalamitäten einer momentanen Zahlungsunfähigkeit noch durch fremden Angriff zu erschweren."

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Die Vereinigten Staaten behaupten, mit der Drago- Doktrin nicht ganz einverstanden zu sein; denn es würden ihnen dadurch neue Verpflichtungen auferlegt werden. Roosevelt hat verschiedentlich. sehr scharf betont, daß die ehrlichen Schulden" der Republiken in Süd- und Zentralamerika ( die bekanntlich alle arg verschuldet find) bezahlt werden müßten. Es wurde nun der Vorschlag gemacht, daß die Frage von der zweiten Haager Friedens­fonferenz geregelt werden sollte, aber das behagt einigen südamerikanischen Staaten gar nicht. Argentinien , Peru , Bolivia und Columbia wünschen die Drago- Doktrin auf dem pan­Andere amerikanischen Kongreß zur Anerkennung zu bringen. alt der Spiße sind füdamerikanische Staaten mit Brasilien Gegner der Doktrin; fie mißtrauen den Vereinigten Staaten und fürchten für die Sicherheit des eigenen Bestandes, wenn die Vereinigten Staaten Europa gegenüber Garantien über­nehmen. Andererseits wird behauptet, daß die Drago Doktrin in Südamerika den Süd­ihrer weiteren Ausdehnung bedeutet: amerikanern" und daß sie damit der Monroe- Doktrin entgegenwirke, die von den Vereinigten Staaten dahin ausgelegt wird, daß sie be deute Amerika den Nordamerikaneru!" Gegen den überwiegenden Einfluß, den die Vereinigten Staaten gewinnen, wird sich von seiten Südamerikas auf dem Kongreß viel Opposition geltend machen.

Hus der Partei.

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In Sachen der Forster Zwiftigkeiten hat am vergangenen Sonntag eine Sigung der Preßkommission der Märk. Volksstimme" statt gefunden, an der auch ein Mitglied des Parteivorstandes teilnahm. Unter Zustimmung der Beteiligten wurde beschlossen, den Streit so lange ruhen zu laffen, bis das von den Forster Genossen eingesetzte Schiedsgericht seinen Entscheid gefällt habe.

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Zum politischen Redakteur der Märkischen Volksstimme" in Forst wurde Genosse Franz Klih s Breslau einstimmig gewählt. Er wird in einigen Wochen in die Redaktion eintreten.

Toulon , 4. Juli. ( B. H. ) Das Kriegsgericht verurteilte vier Die Rheinische Zeitung ", unser Kölner Bruderblatt", hat ihren wir aber voneinander gehen, wollen wir nicht unterlassen, unseres Matrofen des Torpedobootes" 250" wegen Gehorsamsverweigerung Redaktionsstab erhöht. Vom 1. d. M. ab sind vier Redakteure tätig. allergnädigsten Landesherrn zu gedenken; stimmt mit mir ein in zu drei bis sechs Monaten Gefängnis. Fünf Matrosen wurden zu Genosse Dr. Erdmann ist nach mehr als zehnjähriger Tätigkeit aus­den Ruf: Seine Majestät Kaiser Wilhelm II. , er lebe: Hurra! vierzehn Tagen bis zu drei Monaten verurteilt; vier erhielten acht geschieden. Die bisher von ihm hauptsächlich bearbeiteten Gebiete Hurra! Hurra!" Tage und einer vier Tage Gefängnis, während einer freigesprochen( politischer Teil, Parteiangelegenheiten, Feuilleton) gehen auf den Der Herr Hauptmann hat die Leute mit schlechter Gesinnung, wurde. Zahlreiche Matrosen und Marinesoldaten, welche bei der Genossen Meerfeld über. Deffen bisherige Arbeiten wiederum über­die nicht arbeiten wollen und immer das große Wort führen", nicht Urteilsverkündung zugegen waren, veranstalteten im Gerichtssaale nimmt Genosse Kempkens. Für den gewerkschaftlichen und den pro­näher bezeichnet. Weshalb nicht? Bringt er das schreckliche Wort nicht über die Lippen, oder glaubt er so das große Problem gelöst eine Protestkundgebung, indem sie die Mitglieder des Gerichtshofes vinziellen Teil sowie für die Berichterstattung sind die Genossen Richard Schiller und Ernst Andrée neu eingesteйt. zu haben, die Leute vor den Roten zu warnen, ohne sie auf die auspfiffen. Niederlande . Roten neugierig zu machen?

Von einem Attentatsplan gegen den deutschen Kaiser weiß die Köln . 3tg." zu berichten. Sie läßt sich aus Seattle ( Staat Washington ) in den Vereinigten Staaten von Amerika tele­graphieren:

Aus der Kammer.

Die Zweite Kammer hat am Sonnabend ihre Sommerferien an­getreten, nachdem sie sich am Tage vorher noch mit einigen sehr wichtigen Sachen beschäftigt hatte. Erledigt wurde davon aller­Ein Mann namens August Rosenberg, dem man anarchistische dings nur eine Angelegenheit: das Arbeitskontraktgesetz, das mit Wegen der Bestim­Gesinnung zuschreibt, reiste am 1. Mai von Seattle nach Ham- 79 gegen 8 Stimmen angenommen wurde. burg. Um dieselbe Zeit ging der deutschen Regierung ein mungen zur Erschwerung von Arbeitseinstellungen stimmten unsere Warnungsschreiben aus Seattle zu, sie solle sich auf ein Parteigenossen geschlossen gegen das Gesetz. Von den bürgerlichen Attentat auf den deutschen Kaiser gefaßt machen und ihre Vor- Abgeordneten stimmte nur einer, der Christlich- historische" Ban fehrungen treffen. Die deutsche Regierung setzte den Konsal Idsinga, dagegen, vermutlich, weil ihm die Regelung der Arbeits­in Seattle in Kenntnis. Auf dessen Anregung unternahm die verhältnisse zu eingreifend erschien. Polizei gestern eine Haussuchung in dem vormals von Rosenberg bewohnten Hause. Dabei wurde eine vollständige Einrichtung zur Herstellung von Bomben und Höllenmaschinen sowie ein Vorrat bon 200 Flaschen mit Säuren und Sprengstoffen vorgefunden." Die Geschichte klingt höchst seltsam. Vielleicht stellen sich schließlich die Bomben als Konservedosen für amerikanisches Büchsen­fleisch der berüchtigten Firma Armour u. Co. heraus.

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In Insterburg bekämpft man die Sozialdemokratie so: Nachdem es der Polizei gelungen war, der Partei und den Ges werkschaften hier jahrelang das Abhalten von Versammlungen uns möglich zu machen, hat sich nun doch vom 1. Juni ab ein Wirt ge­funden, der den Sozialdemokraten sein ganzes Lokal vermietete. Die Versammlungen sind jetzt stets gut besucht, täglich wächst die Mit­gliederzahl des sozialdemokratischen Vereins und der Gewerkschaften. Das ist nun den Insterburger Behörden und den liberalen Spieß­bürgern gewaltig in die Glieder gefahren. Es mußte etwas dagegen geschehen. Zunächst wurde der Gastwirt aus dem Gardeverein" aus geschlossen, und fortgesezt machten ihm Polizeibeamte eindringliche Außerdem kam eine Interpellation des Liberalen Verhey Verwarnungen. Nachbarn des Wirtes gingen an seiner Türe über die Seetüchtigkeit der Fischereifahrzeuge zur Verhandlung. Es vorbei und spuckten vor der Familie verächtlich aus! Der Polizei­mangelt in dieser Hinsicht in Holland an jeglicher, das Leben der inspektor ging direkt zu den Arbeitgebern des Vorsitzenden des sozial­Fischer und Seeleute auch nur einigermaßen schützenden Aufsicht. demokratischen Vereins und drang so lange auf diese ein, bis jener Dem Jahraus, jahrein senden gewissenlose Unternehmer ganz seeuntüch aus zwei verschiedenen Arbeitsstellen entlassen wurde. tige, wurmzerfressene Schiffe aufs Meer hinaus, die dann oft bei Wirt, in deffen Lokal seit 25 Jahren gegen Entree und bei mit Mann und Maus untergehen, einem Festlichkeiten getanzt wurde, hat jetzt die Polizei ohne An­ganz ruhiger See Sturm aber natürlich überhaupt nicht standhalten können. Der gabe von Gründen jede Tanzlustbarkeit verboten! Letzten Großherzogtum Sachsen- Weimar . Der Landtag ist am Interpellant sowohl wie andere Redner führten verschiedene Bei- Sonntag wurde eine Volksversammlung, noch bevor dieselbe Montag wieder zusammengetreten, um den Rest seiner Arbeiten zu spiele hierfür an. Der Minister Veegens erklärte, daß die Mit- eröffnet war, aufgelöst, weil Frauen im Lokale anwesend waren!! erledigen. Am Dienstag beschäftigte sich derselbe mit einer Vorteilungen der Presse über diese Unglüdsfälle und den schlimmen Bu- Nicht weniger als zehn Polizisten waren aufgeboten, die auf Befehl lage, die die seit 1879 mit Reuß j. 2. bestehende Landgerichtsstand der untergegangenen Schiffe vollständig zutreffend seien und des Polizeiinspektors nicht einmal duldeten, daß die aus dem Ver­gemeinschaft betrifft. Die ganze ngelegenheit mutet recht daß die vom Wurm zerfressenen Schiffe durch Annagelung von jammilungsraume Vertriebenen sich in den Restaurationsräumen auf­Binnen nicht hielten. Die Erregung über alle diese Ungerechtigkeiten und Maß­ergöglich an. Die diplomatischen Beziehungen dieser Duodez- Planten höchst unzureichend ausgebessert würden. ländchen sind in der Frage der Landgerichtsgemeinschaft schnöde in langer Zeit hoffe er, einen Gesezentwurf zur Aufsicht über die See- regelungen ist natürlich bei der Arbeiterschaft groß. Die Arbeiter die Brüche gegangen. Außerhalb der Regierungen suchen nun die tüchtigkeit der Schiffe einbringen zu können. Auf eine Anfrage revanchieren sich dadurch, daß sie in Scharen der politischen und beteiligten Kreise die Schuld der jenseitigen Regierung zu unseres Genossen Schaper: ob man nicht auf Grund des Straf - gewerkschaftlichen Organisation beitreten. Gegen die Ungesetzlich­zuschreiben. Im Landtage wurde vom weimarischen gesetzbuches gegen Mörder wie die Reeder vorgehen könnte, die auf keiten der Polizeibeamten ist selbstverständlich Beschwerde erhoben. Staatsminister betont, daß beide Regierungen bemüht ge- wurmzerfressenen, seeuntüchtigen Schiffen Menschen in den Tod wesen seien, den beiderseitigen Wünschen Rechnung zu tragen. schicken, antwortete der Minister, in ernsten Fällen sollte man es mit Wenn die Verhandlungen plöglich gescheitert seien, so einer solchen Anklage versuchen. fei augenscheinlich das das beiderseitige Staatsinteresse Nach Erledigung dieser Sache kam eine Resolution unseres Ge­schuld. Im Verlaufe der Verhandlung wurde von der Re- nossen Troelstra zur Verhandlung, in der Revision des Handels­gierung die Summe, an der schließlich die Verhandlungen gescheitert und des Strafgesetzbuches zweds Bekämpfung des schwindelhaften find, auf 85 Mart pro Jahr angegeben. Also, wegen Geschäftsgebarens bor Aftiengesellschaften verlangt wird. Die Zahl 85 Mark pro Jahr kommt das beiderseitige Staatsinteresse so ins der Aktiengesellschaften und die Summe ihres Kapitals ist in den Wackeln, daß eine alte, bewährte Einrichtung aufgehoben werden Jahren 1900 bis 1904 von 2924 Gesellschaften mit 952 Millionen foll. Die Regierung verlangt nämlich vom Landtag die Zustimmung Gulden Kapital auf 4092 Gesellschaften mit 1192 Millionen Gulden zu der Aufhebung der Landgerichtsgemeinschaft und Angliederung gestiegen. Aber ein Teil dieser Unternehmungen wird höchst ge­des Neustädter Kreises an das Landgericht in Weimar . Das be- wissenlos verwaltet. Von einem Sachkundigen hatte Troelstra erfahren, daß bei *) Bis zum Feldwebel geht bekanntlich die Region der Reute", 85 Attiengesellschaften eine Stapitalssumme von 40 Millionen Gulden die in diesem Falle zum Teil 32 Jahre alt waren, während bei dem im Laufe von wenigen Jahren auf 10 Millionen zurückgegangen blutjüngsten Leutnant die Region der Herren" beginnt. ist, die 30 Millionen aber spurlos verschwunden sind. Durch

aber

daran

Polizeiliches, Gerichtliches ufw.

Ein Preßsünder. Jm Volksfreund", dem Parteiorgan für die ostsächsischen Wahlkreise, war das Verhalten der Firma Preuß u. Möbius in Meißen ( Meißener Schuhfabrik) einer gebührenden Kritit unterzogen worden, weil die Herren P. und M. nach einem Streit im Dezember 1905 schriftlich erklärt hatten, Arbeiter wegen ihrer Organisationszugehörigkeit nicht zu maßregeln, später aber es doch taten, indem sie organisierte Arbeiter entließen. Vor Gericht wurde festgestellt, daß die Herren Preuß und Möbius wirklich eine große Mißachtung des Koalitionsrechtes an den Tag gelegt hatten und daß die Kritik durchaus dem Vorgehen der Firma entsprach. Dennoch lautete das Urteil gegen den Genossen Gräßsch als Ver= antwortlichen auf 100 Mart Geldstrafe, weil die Kritik beleidigende Ausdrücke und garstige Säße enthalte!-