gründlich vorbei. Jetzt endlich haben sie das Werk zustande gebracht. Leiter des neuen Organisatiönchens ist der frühere Vorsitzende der Bundesgesellen in M ü l h ei m- Ruhr, A. Brückl.— Nun kann also die Be- schaffung von Streikbrechern usw. unter der neuen Firma be- trieben werden. Ob der frühere Beitrag der Unternehmer an die Buudesgesellen wohl gleich mit auf die jetzige„christliche" Firma übertragen wird?—_ Berlin und Umgegend. Mit einem schönen Erfolg für die beteiligten Arbeiter ist die Lohnbewegung der im Backofenbau beschäftigten Maurer und Hülfsarbeiter beendet worden. Am 1. Juli d. I. ging der bor zwei Jahren mit den Unternehmern geschlossene Tarif zu Ende, nach welchem ein Stundenlohn von 80 Pf. bei neunstündiger Arbeit gezahlt wurde. In diesem Jahre wurde von den Arbeitnehmern die achtstündige Arbeitszeit und 90 Pf. Stundenlohn gefordert. Ein- gangs der Bewegung lehnten die Unternehmer die Verhandlung mit der Organisation ab; als aber am 2. Juli die Arbeit auf allen Bauten ruhte, da besannen sie sich eines Besseren und waren dann zum Verhandeln bereit. Eine Verhandlung fand denn auch unter dem Vorsitz des Vorsitzenden der Achtzehner-Kommission für das Maurergewerbe statt, und wurde den Maurern die Verkürzung der Arbeitszeit auf 8� Stunden und 85 Pf. Lohn zugestanden. Dies Angebot wurde von den Maurern abgelehnt mit der Motivierung, daß auch mit den Hülfsarbeitern verhandelt werden sollte. Am Mittwoch, den 18. Juli, fand nun wieder eine Verhandlung statt, in der den Streikenden folgendes Angebot gemacht wurde: Die Arbeitszeit beträgt bis zum 31. März 1307 8� Stunden, der Lohn beträgt in dieser Zeit 85 Pf. Vom 1. April 1337 bis 1. April 1308 beträgt die Arbeitszeit 8 Stunden, der Lohn steigt dann auf 30 Pf. Für die Hülfsarbeiter besteht dieselbe Arbeitszeit; der Lohn erhöht sich bei ihnen von 60 auf 70 Pf. Ncueintretende Maurer und Hülfs- arbeiter erhalten während der ersten sechs Wochen 5 Pf. Stunden- lohn weniger, dann erhalten sie ebenfalls den vollen Lohn. Bezüglich der weiteren Abmachungen soll eine Kommission gebildet werden, welche die einzelnen Tarifbestimmungen ausarbeiten soll. Eine Ver- sammlung der Streikenden beschäftigte sich am Donnerstag mit diesem Angebot und hieß dasselbe gut. Ferner wurde beschlossen. daß am Montag die Arbeit wieder aufgenommen wird. Damit hat der Streik sein Ende erreicht. Die Arbeiter können stolz auf diesen Erfolg sein. Durch ihr einmütiges Zusammenhalten haben sie er- neut den Beweis erbracht, daß Solidarität im Kampfe mit dem Unternehmer die beste Waffe des Arbeiters ist. Der Streik bei der Firma Nadge, Palisadenstratze 77/73, dauert unverändert fort. Es haben nun auch die Maschinenarbeiter sowie der weitaus gröstte Teil der Hülfsarbeiter des Schöneweider Betriebes die Arbeit eingestellt, um Herrn Nadge zu zeigen, daß für sie der Solidaritätsgedanke kein leerer Wahn ist. Herr Nadge glaubte allerdings die Arbeiter einschüchtern zu können, indem diesen gleich die Papiere ausgehändigt und ihnen angedeutet wurde, daß kein alter Arbeiter wieder eingestellt werde. Nun. es wird jedenfalls anders kommen! Die Streikenden sind guten Muts; die Situation ist insofern günstig, als sich Streikbrecher so gut wie gar nicht ge- funden haben, und diejenigen, welche sich in der Rolle eines Arbeits- willigen wohl fühlen, können nur dazu beitragen, daß der Sieg den Streikenden etwas leickster wird. So hat z. B. gestern einer der armen Teufel das Unglück gehabt, zum Krüppel zu werden, indem er sich beim Putzen von Blöcken die Kniescheibe zerschlug. Der Verunglückte wurde zunächst nach der Unfallstation und von dort nach dem Krankenhause gebracht. Das Verhalten einzelner Polizei- bcamten gegenüber den Streikposten ist das schon gewohnte. Einem der Streikenden wurde erklärt, daß er sofort sistiert werde, wenn er sich noch einmal in der Nähe des Streikortes sehen liest, ihm also seitens der Behörde, die über das Innehalten der Gesetze wachen soll, mit einer Ungesetzlichkeit gedroht. Anderen Posten wurde ganz kurz der Aufenthalt auf einer bestimmten Strastenseite verboten. Aber trotz aller Schikane stehen die Streikenden auch jetzt noch auf dem Standpunkt, daß das gegebene Wort eines Ehrenmannes ein Ehren- wort ist und auf jeden Fall innegehalten werden muß.— Zuzug ist streng fernzuhalten. Der Streik der Schmiede bei der Firma H. 0f. Eckert dauert unverändert fort. Bisher sind Arbeitswillige nicht zu verzeichnen und ist die Haltung der Streikenden eine vorzügliche. Am Montag waren die gesamten Arbeiter der Fabrik zu einer austergewöhnlich stark besuchten Versammlung zusanunengetreten, um zu dem Streik der Schmiede Stellung zu nehmen. Allgemein wurde die ablehnende Haltung der Direktion verurteilt, welche trotz der äusterst schlechten Arbeitsverhältnisse nicht das geringste Entgegenkommen zeigt. Die Gesamtarbeiterschast hat den Schmieden ihre vollkommene Sympathie bekundet und ihre leb- hafteste Unterstützung zugesagt. Zwecks Vermittelung hatte sich das Gewerbegericht zu Lichtenberg an die Firma und an die streikenden Schmiede gewandt. Während nun die Streikenden das Gewerbe- aericht als EinigungSamt offiziell anriefen, lehnte die Firma das- selbe rundweg ab; sie will nur mit ihren eigenen Arbeitern ver- handeln, resp. eine Besprechung der Streikangelegenheit vornehmen. Auch hiermit haben sich die Streikenden einverstanden erklärt. Sollte wider Erwarten die Firma auch jetzt /einerlei Zugeständnisse machen, so ist es nicht ausgeschlossen, dast es doch noch zu ernsteren Diffe- rcnzcn im Betriebe kommt.-— Die Firma versucht, die Arbeit der Schmiede außerhalb anfertigen zu lassen. Wir bitten, alle Schmiedearbeit der Firma Eckert' zurückzuweisen und nach wie vor den Zuzug streng fernzuhalten.— Arbeiterfceundliche Blätter werden um Abdruck gebeten. Zentralverband der Schmiede. Zahlstelle Berlin . Achtung! Schuhmacherl Die Differenzen in der Schuhfabrik von Sally Rosenberg, Dircksenstr. 47, sind beigelegt. Die ge- stellten Forderungen sind teilweise anerkannt worden, so daß im Laufe des gestrigen und heutigen Tages die Wiederaufnahme der Arbeit in vollem Umfange erfolgt ist. Ebenfalls hat die Firnra Kunz u. Hering, Usedomstr. 17, die Forderungen der Zwicker anerkannt und ist damit der Streik beendigt. Die Vertrauensmännersitzung hat beschlossen, über die Schuh- fabril von Schulz, Brunnenstr. 32, die Sperre zu verhängen, und bringen wir dieses hiermit sämtlichen Kollegen zur Kenntnis. Die Ortsverwaltung Berlin des Schuhmacherverbandes. Deutsches Reich . Der Lohnkamps im Buchbindergewerbt. In einem Teil der Auflage des„Vorwärts" haben wir gestern schon mitgeteilt, daß auch die Berliner Buchbinder und Buchbindereiarbeiterinnen die in Leipzigmnter so schweren Geburts - wehen zutage geförderten Vereinbarungen fast einstimmig ablehnten. Die Prinzipale haben, als sie den Vertretern der Arbeitnehmer jene Vereinbarungen aufnötigten, die Widerstandskraft und den Kampfes- mut der Ausgesperrten allzu sehr unterschätzt. Sonst hätten sie gewist etwas mehr Entgegenkommen gezeigt. Sie lebten offenbar in der schönen Hoffnung, die Ausgesperrten würden nach einigem Geschrei der radikalsten Elemente sich samt und sonders mit dem neuen Vertrag zufrieden geben. Diese ihre Hoffnung ist gescheitert, und ztvar in allen drei Städten. Denn, wie uns soeben ein Telegramm meldet, haben auch die Stuttgarter Buchbinder die Vereinbarungen abgelehnt, obwohl man von ihnen noch am ehesten erwarten konnte, daß sie sich einigermaßen hgmit zufrieden geben würden. Waren doch die Delegierten der Stuttgarter die ersten, die in Leipzig den Vertrag unterzeichneten. Aber auch in Stuttgart , wie in Berlin und Leipzig , haben sich die Ausgesperrten zu weiteren Verhandlungen mit den Prinzipalen bereit erklärt. Es liegt also jetzt an den Unternehmern, ob sie aus guter und sorg- fältig durchberatener Grundlage bald zum Wohle beider Parteien Frieden im Buchbindergewerbe herbeiführen wollen, oder ob der Kampf fortgesetzt werden soll. Ist dies ihre Absicht, so wird es Aufgabe her gesamten Arbeiterschaft Deutschlands sein, die kämpfenden Buchbinder vor einem faulen Friedensschluß zu be- wahren, soweit der Buchbinderverband nicht selbst dazu imstande sein sollte. Und die deutsche Arbeiterschaft wird sich dieser Aufgabe nicht entziehen. Ist es doch, wenn jeder, der von der Notwendigkeit diese» Kampfes überzeugt ist, seine Pflicht tut, eine Kleinigkeit, die, selbst bei einer weiteren Ausdehnung des Kampfes immer nur wenige Tausende zählende Schar der Kämpfer noch auf lange Zeit hinaus über Wasser zu halten I Wie aus dem, was am Mittwoch in der Versammlung bei Keller der Referent Klar, sowie aus dem, was später der Verbands- Vorsitzende Kloth von den Leipziger Verhandlungen mitteilte, hervorging, haben die Prinzipale eS dort nicht allein an dem nötigen Entgegenkommen fehlen lassen, sondern auch das ihre dazu beige- tragen, dast der Vertrag, statt in aller Ruhe gründlich durchberaten zu werden, in Hast und Uebereilung zusammengestellt wurde, und keine gute und wirklich brauchbare Arbeit geliefert werden konnte. Schon die Uebereilung, mit der auf Drängen der Prinzipale die Ver- Handlungen anberaumt wurden, mußte die endgültige Einigung außerordentlich erschweren. Wurde doch der Berliner Streikleitung keine Zeit gegönnt, die Vertreter, die nach Leipzig entsandt werden sollten, ordnungsgemäß von den Ausgesperrten wählen zu lassen I Dies trug natürlich dazu bei, daß die Ausgesperrten, als ihre Vertreter mit dem Vertrag zurückkamen, um so mehr erregt über den Mißerfolg waren, und glaubten, die Vertreter hätten nicht alles getan, um zu erringen. Nxis möglich war. Die Schilderung des Verlaufes der Ver- Handlungen und der Vergleich der Vereinbarungen mit dem eigent« lichen Entwurf der Prinzipale, der noch weit schlimmere Bestim- mungen enthielt, bewiesen allerdings dann das Gegenteil. Hatten doch die Prinzipale rund und nett erklärt, daß sie nicht nur keine Lohnerhöhung wollten, sondern ursprünglich die Absicht gehabt hätten, eine zehnprozentige Lohnherabsetzung durch- zuführen, um mit der Provinz konkurrieren zu können.— Uebrigens ein Zeichen dafür, wie schlecht die Leitung der Unternehmer die Situation zu überschauen vermag; denn in einer Zeit allgemeiner Prosperität ist natürlich eine Lohnherabsetzung ein Ding der Iln- Möglichkeit. Vor der Versammlung bei Keller hatten Streikleitung und Ortsverwaltung über die Sachlage beraten und sich über eine Resolution geeinigt, die dem Sinne nach mit der gestern im„Vor- wärts" veröffentlichten, von den Leipziger Buchbindern ange- nommenen übereinstimmt, jedoch mit dem Unterschied, daß für Berlin bestimmte Erhöhungen der Minimallöhne, und zwar von 3 Pf. für Gehülfen und 2 Pf. für Arbeiterinnen vom 1. September 1306 ab, und dann nochmals vom 1. September 1309 ab, sowie eine allgemeine Lohnerhöhung um fünf Prozent verlangt wurden. Die Resolution schloß mit den Worten: „Ist der llntcrnehmerverband bereit, den Frieden im Gewerbe herbeizuführen und den Ausgesperrten entgegenzukommen, so werden die Versammelten bereit sein, einen weiteren EinigungS- Vorschlag anzunehmen." Diese Resolution legte Klar der Versammlung vor. Er forderte die Anwesenden auf, die in Leipzig getroffenen Verein- barungen in aller Ruhe auf ihren Wert zu prüfen, eventuell andere Abänderungsanträge zu stellen, und wenn möglich, dafür zu sorgen, daß der Verhandlungsfaden mit den Prinzipalen nicht zerschnitten werde. Außer dem Referenten sprach noch der Verbandsvorsitzende Kloth für die Annahme der Resolution. Er erklärte, obwohl er, genötigt durch einen Beschluß der Gesamtheit der in Leipzig an- wesenden Vertreter der Kollegen aus den drei Städten, die Ver- einbarung unterschrieben habe, könne er doch nicht mit voller Ueber» zcugung dafür eintreten, daß die Versammlung sich damit zufrieden gebe.— Jene Resolution fand nicht die Zustimmung der Versamm- lung. Nach einer teilweise erregten Debatte, in der die Entrüstung über das„Machwerl" aus Leipzig zum Ausdruck kam, wurde um Mitternacht folgende von einigen WeristattvertrauenSleuten und von Hanke eingebrachte Resolution fast einstimmig angenommen: „Die Versammlung nimmt mit Entrüstung von den traurigen Ergebnissen der Verhandlungen in Leipzig Kenntnis. Sie ver- wirft entschieden den unterzeichneten Vertrag und erklärt, lieber eine tariflose Zeit zu bestehen, als sich mit einer solchen Miß- geburt zufrieden zu geben. Die Versammlung beaustragt den Verbandsvorstand, eine neue Verhandlung mit den Arbeitgebern herbeizuführen, und zwar auf Grund der bisherigen Tarifform sowie der allgemein aufgestellten Tarifforderungen. Die Versammlung erklärt ferner, daß der Streik so lange fortbesteht, bis annehmbare Bedingungen gefchafsen oder die Streikenden eS für notwendig erachten, den Kampf zu vertagen, und sie setzen ihr Vertrauen in die deutsche Arbeiterschaft, daß sie den um ihre teuersten Rechte Kämpfenden ihre Unterstützung auch ferner zuteil werden läßt." »* « Die Unternehmer spielen jetzt ihrenletztenTrumpf aus. Wie wir erfahren, beabsichtigen sie die Ausgesperrten dadurch zu entzweien, daß sie an eine größere Anzahl derselben gedruckte Einladungen zur Wiederaufnahme der Arbeit ver- senden. Denselben soll dabei nahe gelegt werden, daß sie über- Haupt keine Arbeit mehr erhalten, wenn sie dieselbe nicht innerhalb einer bestimmten Frist wieder aufnehmen. Die Herren arbeiten ganz nach dem üblichen Scharfmacher- schema: Zuerst Androhung der Aussperrung, dann die Aussperrung selbst, nach einiger Zeit: Oeffnung der Betriebe für die durch mangelnde Unterstützung etwa Entmutigten, um die Reihen der kämpfenden Arbeiter in Verwirrung zu bringen. Es handelt sich also dabei nicht— wie sie vielleicht vermuten— um eine Ueber- r a s ch u n g der Ausgesperrten, die diesem Manöver schon lange entgegensehen und den Streich in gewohnter Einigkeit abwehren werden. Daß die Buchbinder und die Buchbindereiarbeiterinnen sich ihrer Pflicht der Solidarität auch in diesem Augenblicke bewußt sein werden, fft nicht anzuzweifeln. An der übrigen Arbeiterschaft liegt es nun. ihnen die Munition für ihren Kampf für den Zeitraum von wenigen Wochen zu gewähren. Dann tritt die Saison ein und damit ist der Kampf zugunsten der Ausgesperrten entschieden! Achtung! Weber. In der Rheinischen Möbclstoffweberei vorm. Dahl u. Hunsche zu Barmen haben sämtliche Weber die Arbeit niedergelegt. Dieselben fordern für Mustermachen 25 Proz. Aufschlag. Die Firma hat die Forderung rundweg abgelehnt. Die- selbe sucht jetzt in ganz Deutschland Streikbrecher. Die streikenden Kollegen richten nun an die Weber allerorts die dringende Mahnung, unter keinen Umständen bei Dahl u. H u n s ch e in Barmen Arbeit anzunehmen.— Alle Zuschriften sind zu richten an die Streik- leitung: Barmen, Allee 42. Restaurant Hildebrand.— Alle arbeiter- freundlichen Blätter werden um Abdruck gebeten. Hirsch-DunckerischeS. In Kempten im Allgäu stehen seit mehreren Wochen die Sägereiarbeiter im Streik. Während nun die importierten Polen zum größten Teil die Arbeit wieder verlassen und sogar die Köchin eines Unternehmers mitgenommen haben, halten es die Mitglieder des Hirsch-Dunckerschen GewerkvereinS für ihre Pflicht, Arbeitswillige zu machen. Unter diesen befindet sich sogar der„Vertrauensmann" der Hirsche. Auch der„ G e n e r a l r a t" der Hirsche ist den Arbeitern in Kempten vorteilhaft bekannt geworden. Bei einem anderen Stteik hat sich ein Mitglied der Gewerkvereine«vegen Vergehens gegen den§ 153 der Gewerbeordnung eine viertägige Haststrafe zugezogen. Im Gefühle völliger Unschuld legte der Arbeiter Berufung ein, doch ohne Erfolg. Auch die zweite Instanz war der Ansicht, daß man einen Stteikbrecher nicht einmal schief ansehen dürfe. Dem Mitglied des Gewerkvereins wurde nun durch den Generalrat der Hirsche der statutengemäß gewährte Rechtsschutz verweigert, weil die Hirsche nur dann Rechtsschutz gewähren, wenn der Prozeß gewonnen wird. Das ist aber bei unseren Gerichten, wenn es sich um Streikende handelt, schon eine äußerste Seltenheit. Daß der geprellte Arbeiter dieser„Ge- werkschaft" den Rücken kehrte, braucht nicht besonders erwähnt zie werden. HusUnd. Ein siegreicher Eiscubahnerstreik. Bordeaux , 19. Juli. Der Ausstand der Arbeiter der Medac« Eisenbahnlinie ist beendet; die Forderungen der Arbeiter sind be« willigt worden. Stteikende Postbeamten. Lyon , 13. Juli. Hier ist ein Teilausstand der Postbeamten aus« gebrochen. Zirka 50 000 Briefe der gestrigen Abendpost blieben un« erledigt._ Die Nachwahl in Hagen - Schwelm . Der heute vollzogenen Nachwahl in Hagen -Schwelm sahen wohl die Genossen allerorts mit berechtigter Spannung ent- gegen. Seit dem Jahre 1874 war der Kreis durch Richter vertreten, jedoch schon seit 1893 war es den Freisinnigen nur noch möglich, ihren Kandidaten in der Stichwahl mit Hülfe der Nationalliberalen und des Zentrums durchzubringen. Im Jahre 1893 marschierten wir in der Hauptwahl an erster Stelle, indem unser damaliger Kandidat, Genosse Timm, 13 870 Stimmen erhielt, während der Freisinn es auf 10 372 brachte. In der Stichwahl fielen Richter zirka 10 200 national- liberale und Zentrumsstimmcn zu, so daß er 20 988 und unser Genosse Timm 15 018 Stimmen erhielt. Auch bei dieser Wahl marschieren wir wieder an erster Stelle, und zwar hat sich unsere Stimmenzahl gegenüber der Hauptwahl 1903 um 2133 Stimmen vermehrt. Ein Privattelegramm meldet uns folgendes Resultats Unser Kandidat König erhelt 16 023, Cunow(steis.X 11405, Becker(Zentrum) 5069, Moldenhauer(Natl.) 4199 und Mumm (Christl.-soz.) 2157 Stimmen. Wolffs Telegraphenbureau meldet: Hagen . 19. Juli. (W. T. B.) Bis 10l4 Uhr abends waren gezählt für König(Sozialdemokrat) 16 023, für Cunow(Frei. sinnig) 11 403, für Becker(Zentrum) 5069, für Moldenhauer (nationalliberal) 4500 und für Mumm(christlich-sozial) 215? Stimmen, somit wäre Stichwahl zwischen König und Cunow er- forderlich. An unseren Genossen wird es liegen, den Erfolg der heuti- gen Wahl am Stichwahltage zu einem vollständigen Siegs zu machen! Letzte Nachrichten und Dcpcfchcn. Unwetter. Hamburg , 19. Juli. (SB. T. B.) Hier wütete heute ein heftiger Gewittersturm, der verschiedentlich Schaden an Häusern und Bäumen anrichtete. In Altona wurde ein Tachdcckcrmcistcr vom Dach eines HouseS geweht und war auf der Stelle tot. Im Dienste verunglückt. Niendorf(Ostsee). 19. Juli. (W. T. B.| Beim Kenjern einer Kriegsschiffgig ertrank hier ein Matrose. Abgestürzt. Wien , 19. Juli. (W. T. B.) Eine Frau, namens Prauter, die mit ihren Töchtern im Nacktergebirge bei Latzfons Blumen pflückte, stürzte ab. Ihre verstümmelte Leiche wurde später von den Kindern gefunden.— Die Touristen Krüger aus Kottbus , Schierz aus iLautzen und zwei Berliner Studenten unternahmen eine iöesteigung des Hundskopfes in Südtirol . Krüger und Schierz stürzten ab. Der erster« erlitt erhebliche Verletzungen, während der letztere unversehrt blieb.. Aufruf an das russische Volk.\ Petersburg , 19. Juli. (W. T. B.) Reichsduma. Der Ab, geordnete Petrunkewitsch verliest namens der Partei der konsti, tutionellen Demokraten eine neue Fassung des seitens der Duma? abzugebenden Kommuniques über die Agrarfrage, die in sehr ge, mäßigtem Ton gehalten ist. Redner führt aus, daß das Kam- munique nichts mit einem Aufruf an das Volk zu tun habe und nicht in revolutionärem Sinne gemeint sei. Diejenigen befänden sich in, Irrtum, die da meinten, daß die Duma neue, inkonstitutionella Wege einschlage, sie knüpfe vielmehr Beziehungen unmittelbar mib dem Volke an. Mehrere Redner der Arbeitsgruppe sowie mehrere, Sozialisten führen aus, daß die Duma bereits die Durchberatnng der einzelnen Artikel des von der Agrarkommission vorgeschlagenen Textes fortzusetzen beschlossen habe, es sei also zwecklos, einen neuen, dem der Agrarkommission geradezu widersprechenden Text zu diS» kutieren. Nach einigen gegenseitigen Angriffen zwischen den Ion, stitutionellen Demokraten und den Sozialisten nimmt Petrunkewitsch an drei Stellen seiner Fassung Aenderungen vor. von denen jede für sich beraten werden soll. Nach einer kurzen Debatte über die Fassung der Agrarkommission beschließt die Duma, zur zweiten Lesung des Koimnissionstextes überzugehen. Der Vorsitzende der Agrarkom, Mission führt aus, der Text des Kommuniques enthalte keinen Aufruf ans Volk, sondern sei nur eine Dementierung der Angaben des Ministeriums. Demzufolge habe man an den Eingang des Kommuniques die Worte gestellt:„Seitens der Duma..." Im weiteren Verlaufe wird die Debatte immer heftiger. Die konstitutionellen Demokraten suchen durch ihre Reden die Leiden- schaftlichkeit herabzumindern. Petrunkewitsch sagt, die Duma könne nur den Weg der Gesetzgebung beschreiten, sie könne keine Aufrufe an das Volk richten, durch welche die» den Kanonen ausgesetzt werde, während die Abegeordneten Unverletzlichkeit der Person genössen. Die Redner der äußersten Linken sagen, die Geduld des Volkes sei zu Ende; die friedlichen Mittel hätten versagt. Wenn die Duma sich fürchte, einen entscheidenden Schritt zu tun, wie es ihrer Würde entspreche, werde das Volk das Vertrauen zur Duma verlieren. Ueberfall im Eisendahnzuge. Woronesch , 19. Juli. (Meldung der Petersburger Telegraphen- agentur.) Im Postzuge der Eisenbahnlinie Rostow -Woronesch über- fielen heute fünf Bewaffnete einen Kassierer, dem sie 25 000 Rubel raubten. Die Räuber brachten darauf den Zug durch Ziehen der Notleine zum Stehen und sprangen heraus, indem sie noch mehrere Schüsse abgaben. Sie entkamen, ohne erkannt worden zu sein. Für die Arbeitslosen. London , 19. Juli. (W. T. B.) Unterhans. Der Präsident des LokalvertvaltungsamteS John Burns kündigte an, die Regierung beabsichtige nach den Bestimmungen des Arbeitslosengesetzes 200 900 Pfund Sterling zur Unterstützung Arbeitsloser bereit zu stellen. Burns setzt auseinander, daß die Maßnahme nur eine vorübergehende sei, solange die Kommission, welche die Frage suche, noch nicht ihren Bericht erstattet habe; die Regierung hoffe für die Zukunft bessere Mittel der Abhülfe zu finden. Lewntw. BMtteur: Hans Weber. Berlin . Jvseratkvtejl verantw.: Tj.Gtscke.P�rlui. Druck u. Vorlag: VorlpgrtSBuchdr.u.VerlagsanstqltPaul Singer öeCo.,Berlin5VV. Hierzu LBeflagenu. Unterhaltungsblatt
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