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Nr. 169.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

23. Jahrg.

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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Parteigenoffen!

Laut Beschluß des letzten Parteitages findet der dies­jährige in Mannheim statt. Auf Grund der Bestimmungen der§§ 11, 12, 13, 14 und 15 der Parteiorganisation beruft die Parteileitung den diesjährigen Parteitag auf Sonntag, den 23. September,

Dienstag, den 24. Juli 1906.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.

5. Fürsorge für Schwangere und Wöchne- tums, für die verlangte Schröpfung günstig zu stimmen, hatte man rinnen. Berichterstatterin: Genossin Dunker. ihm die doppelte Anzahl Vertreter wie dem Adel und der Geistlich­In Drten, in denen ein Zusammenarbeiten mit den Ge- feit zugestanden; man war auch geneigt, ihm nötigenfalls gewisse be­Genossinnen sich mit diesen baldigst über die Wahl einer Dele- Brärogative der Krone und der Standesvorrechte dachten weder der Hof noffen stattgefunden hat, ist es wohl selbstverständlich, daß die scheidene Reformen, die Milderung allzu drückender Verwaltungs­Dele- maßnahmen zu gewähren; doch an eine ernstliche Einschränkung der gierten verständigen. Dort, wo die Verhältnisse nicht so günstig noch die bevorrechteten Stände. Die Thronrede, mit welcher der liegen, haben die Genossinnen laut§ 11 Absatz 1 des Organi- König die Reichsstände eröffnete, bestand nur aus Klagen über sationsstatuts der sozialdemokratischen Partei Deutschlands das die Geldnot des Landes und die Gärung im Volte. Es fehlte jeder Recht, in öffentlicher Frauenversammlung nicht nur eigene Hinweis auf irgend welche Reformen; um so deutlicher verkündete Delegierte für die Frauenkonferenz zu wählen, sondern auch der Großsiegelbewahrer Barentin die Absicht des Hofes, indem er in für den Parteitag. Wünschenswert ist jedoch, daß die der Eröffnungssigung erklärte: Als provisorische Tagesordnung ist festgesetzt: Delegierten zur Frauenkonferenz auch zugleich ein Sonntag, den 23. September, abends 7 Uhr: Vor- Mandat für den Parteitag erhalten. oersammlung. Konstituierung des Parteitages. Festsetung der Geschäfts- und Tagesordnung. Wahl der Mandats­prüfungs- Kommission.

abends 7 Uhr, nach Mannheim in das Lokal Apollotheater", G. 6, 3 ein.

Montag, den 24. September und die folgenden Tage: 1. Geschäftsbericht des Vorstandes. Berichterstatter: W. Pfannkuch und A. Gerisch.

2. Bericht der Kontrollkommission. Berichterstatter: A.Kaden. 3. Parlamentarischer Bericht. Berichterstatter: G. Schöpflin. 4. Maifeier. Berichterstatter: R. Fischer. 5. Der politische Massenstreik. Berichterstatter: A. Bebel. 6. Der internationale Kongreß 1907. Berichterstatter: P. Singer.

" Damit, daß Se. Majestät dem zahlreichsten unter den drei Ständen, auf dem hauptsächlich die Last der Steuern und Abgaben liegt, eine doppelte Vertretung gewährt, hat sie keineswegs die Form der früheren Beratungen geändert. Wenn auch die Ab­stimmung nach Köpfen, insofern als sie nur ein einziges Resultat liefert, den Vorteil zu haben scheint, daß sie den allgemeinen Wunsch besser erkennen läßt, so ist es doch der Wille des Königs, daß diese neue Form nur mit freier Uebereinstimmung der Reichs­stände und mit Genehmigung S. Majestät in Wirksamkeit treten fann."

Die Verhandlungsgegenstände, die auf seiner Tages­ordnung stehen, sind alle von größter Wichtigkeit für die proletarische Frauenwelt. In erster Linie sei auf die Frage der Voltserziehung hingewiesen, an welcher die Proletarierin als Bildungsbedürftige wie als Mutter das höchste Interesse hat. Möchten daher die Genossinnen überall dafür sorgen, daß dem ihnen zustehenden Die Regierung war zwar, soweit Steuern und Geldfragen in Rechte gemäß an dem diesjährigeu Parteitag als Delegierte Betracht kamen, der Abstimmung nach Köpfen nicht abgeneigt, da sie Frauen teilnehmen, die in treuer Pflichterfüllung alle Arbeiten hoffte, hierdurch das Bestehen des Adels und der Geistlichkeit auf ihre Steuerprivilegien zu brechen; dagegen wollte fte und Kämpfe der Sozialdemokratie teilen. bei der die Beratung politischer Reformen Anträge sind spätestens bis zum 31. Auguft einzusenden. nach Ständegruppen aufrecht erhalten, damit die Neuerungs Abstimmung Erfolgte Wahlen von Delegierten sind der Unterzeichneten fucht" des dritten Standes durch Adel und Geistlichkeit melden.

7. Sozialdemokratie und Voltserziehung. Berichterstatter: zu Bettin und H. Schulz.

8. Strafrecht, Strafprozeß und Strafvollzug. Berichterstatter: H. Haase.

9. Sonstige Anträge.

Die Adresse des Lokalkomitees ist:

August Dreesbach , Mannheim R. 3. 14. Die Frauenkonferenz zu Mannheim muß nicht nur ein Beweis für die Fortschritte der proletarischen Frauenbewegung werden, sondern auch der Ausgangspunkt weiterer großer Erfolge. Mit Parteigruß

gelähmt werde. Die Reichsstände sollten nach den Absichten des Hofes lediglich als bloße Steuerbewilligungsmaschine fungieren.

Die Haltung der Vertreter des dritten Standes durchkreuzte diese überklugen Berechnungen. Sie bestanden auf der Abstimmung Antrag selbstständig als Nationalversammlung, indem sie zugleich nach Köpfen und konstituierten sich am 17. Juni 1789 auf Sièges den Beschluß faßten, daß nur die Nationalversammlung das Recht habe, Steuern zu betvilligen, daß aber die eingeführten Steuern bis zu dem Tage fortbestehen sollten, an dem die National­

10. Wahl des Vorstandes, der Kontrolltommission und des Ortes, an dem der nächste Parteitag stattfinden soll. Parteigenossen! Der Parteivorstand richtet an Euch die Aufforderung, die Vorarbeiten für den Parteitag also die Ottilie Baader , Berlin S. 53, Blücherstr. 49, Hof II. versammlung aufgelöst werde. Die Negierung antwortete mit Wahl von Delegierten wie die Stellung von Anträgen rechtzeitig zu bewirken.

-

Die Anträge müssen spätestens am 27. Auguft im Besize des Vorstandes, Adresse:

J. Auer, Berlin SW. 68, Lindenstr. 69

sein, wenn sie entsprechend den Bestimmungen des§ 14, Ab­fatz 2 der Parteiorganisation im Vorwärts" veröffentlicht und in die gedruckte Vorlage Aufnahme finden sollen.

Anträge von einzelnen Parteigenossen bedürfen der Gegen­zeichnung der Vertrauensperson oder des Vorstandes der örtlichen bezw. Kreisorganisation, falls sie zur Veröffentlichung und Beratung gelangen sollen.

Die Parteigenossen, die zum Parteitag kommen, werden ersucht, von ihrer Delegation dem Vorstande und dem Lokal­tomitee rechtzeitig Mitteilung zu machen, damit ihnen die Vorlagen und eventuell weitere Mitteilungen zugesandt werden fönnen.

Die Adresse des Lokalfomitees Tautet:

August Dreesbach , Mannheim , R. 3, 14, Mandatsformulare sind durch das Parteibureau

J. Auer, Berlin SW. 68, Lindenstr. 69 zu beziehen. Der Versand erfolgt vom 21. August an.

Die Genossen, die Anträge einreichen, werden darauf auf­merksam gemacht, daß etwaige den Anträgen beigegebene Motive weder im Vorwärts", noch in der den Delegierten zugehenden Vorlage Aufnahme finden können. Es steht den Genossen das Recht zu, ihre Anträge selbst oder durch be­freundete Genossen auf dem Parteitag mündlich zu begründen. Ein Abdruck der Motive verbietet sich aber aus räumlichen Gründen und um Wiederholungen zu vermeiden. Berlin , den 23. Juli 1906.

Mit sozialdemokratischem Gruß

Genossinnen!

Der Parteivorstand.

einem Gewaltstreich; fie ließ am 20. Juni den Sigungssaal schließen und mit Militär besetzen. Die Nationalversammlung hielt ihre Sigungen im Ballhause ab und schwor, bis zur Durchsetzung einer Verfassung nicht auseinander zu gehen. Der König löste

Auf dem Wege zum Schafott. Daraufam 28, Juni die Reichstände auf; die Nationalversammlung

ignorierte den Auflösungsbefehl und setzte auf Mirabeaus Antrag Petersburg, 22. Juli. Ein Ukas des Kaisers ihre Sigungen fort. Nun griff die Regierung zum vom 21. Juli verfügt die Auflösung der Reichs- Staatsstreich. Sie zog Truppen um Paris und Versailles duma und die Einberufung einer neuen Reichsduma zusammen, und als am 11. Juli 30 000 Mann Paris umschlossen auf den 5. März 1907. Die Bestimmungen für die hielten und weitere 20 000 auf Paris marschierten, da entließ der Bornahme der Neuwahlen sollen später veröffentlicht König das Ministerium Neder und berief ein noch reaktionäreres. Die Folge war der Aufstand des Pariser Volkes am 13. und 14. Juli, werden. Ein zweiter Utas des Kaisers enthebt den der zur Erstürmung der Bastille führte und der Herrschaft der Ministerpräsidenten Goremykin feines Postens. Capetinger in Frankreich den ersten Schlag versetzte. Am Morgen An seine Stelle tritt der bisherige Minister des Innern des 15. Juli erschien der König als Bittender vor der National­Stolypin, der zugleich das Portefeuille des Junern versammlung, deren Adressen er noch in den letzten Tagen höhnisch behält. ignoriert hatte. Ohne Bedeckung und stehend flehte er:

Stadt und Gouvernement Petersburg ist durch Ukas des Kaisers in den Zustand des außer= ordentlichen Schutzes versetzt worden. Ferner ist über das ganze Gouvernement Kiew, mit Ausnahme des Bezirkes Kiew , der Kriegszustand verhängt worden.

Das Haupt der Nation kommt vertrauensvoll in die Mitte ihrer Repräsentanten, um ihnen seinen Kummer über die unruhige Hauptstadt zu bekunden und Sie um Rat zu fragen. Man hat einen ungerechten Argwohn in Ihren Gemütern erregt, doch wer meinen Charakter kennt, wird schändlichen Gerüchten nicht glauben. Ich bin eins mit der Nation; ich vertraue mich Ihnen an. Helfen Sie mir, das Wohl des Staates zu sichern: ich erwarte das von der Nationalversammlung. Ich baue auf die Liebe und Treue meiner Untertanen, und ich habe den Truppen befohlen, sich von Paris und Versailles zurückzuziehen."

Petersburg, 22. Juli. Obgleich das kaiserliche Dekret, welches die Auflösung der Reichsduma an­fündigte, in der vierten Morgenstunde bekannt wurde, ist die Nachricht hiervon bereits ins Volk gedrungen. Man spürt die gedrückte Stimmung. Die Residenz wimmelt von Truppen. Aus dem Lager und aus den Der Bastillesturm drängte die Revolution in eine neue Rich­Nachbarorten sind gestern bis um Mitternacht vier tung. Den gefnechteten Bauern gab er das Signal zum Nieder­brennen der adeligen Schlösser und Zwingburgen. Fast überall Infanterieregimenter, die Chevaliergarde und die Garde griffen die Bauern zur Selbstwehr. Die stolzen Herrensize zu Pferde eingetroffen, ferner eine Anzahl Schwadronen des übermütigen Adels, die reichen Klöster und Höfe der Husaren und lanen sowie Grenadiere und Maschinen- Geistlichkeit gingen in Flammen auf. Wochenlang glänzte gewehr- Kompagnien. In nächster Nähe des Reichs- der Himmel über Frankreichs Provinzen vom roten Widerschein der duma- Balastes stehen Husaren. Die Behörden erwarten Feuersbrünste, in denen die verfaulte feudale Herrlichkeit versant. heute der Nowoje remja" zufolge große Unruhen Bugleich aber stärkte der 14. Juli die Kraft des revolutionären im Petersburger Kreise. Der Polizei find energische Voltes von Paris und drängte die Parteien weiter nach links. Maßnahmen vorgeschrieben. Die Lagerübungen in Drittens aber gab er der Autorität des Königs, feiner Beliebtheit Krasnoje Sselo werden bereits Ende Juli a. St. ab- bei der Volksmasse den ersten entscheidenden Stoß. Bei seinem Re­gierungsantritt hatte man Ludwig XVI . den Heißerfehnten", den " Vielgeliebten" genannt und ihn bis zur Auflösung der Reichsstände in allen Parteien verehrt. Selbst ein Marat nannte ihn: Unseren guten König". Nun wich der Bann der findlichen Verehrung, der gläubigen Abgötterei: schon 2 Monate später erfolgte der Zug des Pariser Volkes nach Versailles , um von dem Ober­bäcker", wie man nun schon spöttisch den Vielgeliebten" nannte, Brot zu holen, und ihn zwecks besserer Beaufsichtigung nach Paris zu schleppen.

Das Schicksal des Königtums aber war, entschieden. Louis Capet hatte mit seinem Staatsstreich den Weg zum Schafott beschritten.

geschlossen.

Ms Beauftragte der Genossinnen Deutschlands beruft die Es war am 5. Mai 1789, als in Versailles die Reichsstände Interzeichnete eine Frauenkonferenz nach Mannheim ein, wo zufammentraten. Die wahnsinnige Verschwendungssucht des Hofes, der nächste Parteitag stattfinden wird. Die Konferenz soll die völlige Berrüttung der Finanzen trieben Frankreich unaufhaltsam Sonnabend, den 22. September, morgens 9 Uhr, in der dem völligen Bankrott entgegen. Bereits hatte nach dem Fall des Zentralhalle, Q. 2. 16, zusammentreten und nötigen- Erzbischofs von Brienne am 25. August 1788 die Zahlung der falls noch Sonntag nachmittag tagen. Staatsrenten eingestellt werden müssen. Die Einberufung der Reichs­Als provisorische Tagesordnung ist festgesetzt: stände zur Erschließung neuer Steuerquellen war zum einzigen 1. Bericht der Zentralvertrauensperson, Mittel für die Regierung, zur letzten Rettung für den Thron der Capets geworden. Es hatten sie gleich dringlich das Parlament a) Agitation, b) Presse. und die Pairs am 13. Juli 1787, bie Stände der Dauphine in der Versammlung zu Vizille , die Geistlichkeit in der Versammlung zu Baris gefordert.

2. Frauenstimmrecht. Berichterstatterin: Genoffin

Bettin.

3. Agitation unter den Landarbeiterinnen. Berichterstatterin: Genossin 3iet.

4. Die Dienstbotenbewegung. Berichterstatterin: Genossin Grünberg

"

Die Geschichte wiederholt sich nicht, wenigstens nicht in allen Einzelheiten; aber sie bietet wertvolles Material zur Beurteilung kritischer Situationen und ihrer Folgen. Wie einst Louis Capet hat nun auch Nikolaus Romanow , dem eine nicht von bezahlten Loh­Die Reichsstände sollten neue Geldmittel schaffen. Dem zer- hudelern geschriebene Geschichte einst den Beinamen der Blutige" störten Staatskredit Frankreichs wieder eine feste Basis verleihen: nicht vorenthalten wird, sein Wort und die Verfassung gebrochen bas waren die alleinigen Aufgaben, zu denen sie der Hof aus- und in der Meinung, feine kleinen dynastischen Eigeninteressen ersehen hatte. Um den dritten Stand, die breite Masse des Bürger- retten zu können, die Reichsduma aufgelöst. Wir wissen nicht,