flükfcit zu fallen. CCluol)!(jenen Dr. Vallenda nicht daZ geringstevorlag, ist dieser Mann als lästiger Anslönder ans dem KönigreichPreußen ausgewiesen worden."— Dann beklagte er sich über denimmer radikaler werdenden Buchdrucker-Verband, wobei er den ineinem Arbeiterblatt sehr natürlichen Wechsel des verantwortlichenRedakteurs am„Korrespondent" in seiner Weise auszunutzen ver-suchte. Aber natürlich nur, um eine Entschuldigung für die Auf-nähme der bekannten Streilbrecherorganisation im Buchdrnckgewerbe,des berüchtigten„Gntenberg-Bimdes", in die Reihen der„Christ-lichen" zu finden. Zum Schluß flehte er Behörden und Unternehmerum gute Behandlung der Christlichen an:„Bei den letztenReichstagswahlen sind für die Sozialdemokraten weit überdrei Millionen Stimmen abgegeben worden. Die Scharf-macher sagen, das ist durch die Hetzer geschehen. Nein, Kollegen,drei Millionen Stimmen sind nicht durch Hetzer aufzubringen, wennnicht tiefere Ursachen vorhanden sind. Möge dieser Stimmenwachsder Sozialdemokraten den Behörden und den bürgerlichen Klassenein Mahnruf sein, der christlichen Arbeiterbewegung keine Schtvierig-kerten in den Weg zu legen.". Der berühmte Arbeitersekretär Behrens(Essen) fand es„sehretgentümlich", daß die Behörden immer auf feiten der Unternehmerstehen. Man habe noch niemals gehört, daß ein ausländischer Unter-nehmer ausgewiesen worden sei. Der französischen Firma de Wendelm Lothringen werde zum großen Schaden der deutschen Arbeiter vonfeiten der Behörden jede Begünstigung zuteil. Man weise Arbeiteraus, sobald sie einige» Unternehmern lästig werden, d. h. weil sie sichweigerten, ihren deutschen Brüdern in den Rucken zu fallen. Wennaber Streikbrecher vielen Tausenden von deutschen Arbeitern als Lohn-drücker lästig werden, dann iveise man sie nicht nur nicht aus,sondern gewähre ihnen noch jede staatliche Unterstützung. Das Gesetz,wonach es dem diskretionären Ermessen der Polizei anHeim gegebensei, Ausländer auszuweisen, müsse so bald als möglich geändertwerden. Er könne sich nicht für die Neutralität der Gewerkvereineerklären. Die Sozialdemokraten haben Recht, wenn sie sagen:„DerTeufel ist neutral I" In der heutigen Zeit müsse jeder Mensch einebestimmte Parteistellung nehmen, anderenfalls sei er oberflächlich.Man wolle aber nicht oberflächliche, sondern selbständig denkende,charaktervolle Männer erklärt.— Becker(M.- Gladbach)wandte sich gegen die katholischen Fachabteilungen undbemerkte, daß man bereits Neger aus Afrika als Lohn-drücker nach Deutschland imporliere. Es dürfte nicht mehrlange dauern, dann werden chinesische Kulis importiert werden. Fürden Rücktransport dieser Ausländer in Zeiten des Niedergangesmüsse man die Unternehmer haftbar machen. Der Redner betonteim weiteren die Notwendigkeit, das preußische Vereinsgesetz zuändern, damit Frauen und Minderjährige nicht ans jeder öffent-lichen Versammlung hinauSgeiviesen werden können, und fuhr als-dann fort:„Ob uns die Sozialdemokraten als gleichberechtigtanerkennen, ist mir ebenso gleichgültig, als wenn' mich auf derStraße ein Hund anbellt.(Heiterkeit.) Wenn die Sozialdemokratensagen, im Kampfe mit ihnen dürfte es Beulen geben, dann mögensie sich in acht nehmen, daß sie nicht die meisten Beulen davontragen."(Beifall und Heiterkeit.)In seinem Schlußwort bemerkt St e g e r w a l d-Köln: Die Sozial-demokraten seien unaufhörlich bemüht, die christliche Gewerkschafts-bewegnng zu verkleinern. Wenn man aber die Organe der katho-lischen Fachvereine lese, dann konime man zu der Ansicht, als habeman es mit politischen KindernMU tun. Der Redner weist fernerdie Bemerkung des„Vorwärts" zurück, daß die Mitglieder des christ-lichen Rketallarbeiter-Verbandes Streikbrecher seien. Dieser Vorwurf,der nicht vereinzelt dastehe, sei so töricht, daß er einer ernstenWiderlegung nicht bedürfe.(Der„Vorwärts" hat den christlichenStreikbruch in jedem Einzelfall belegt. Wenn etwas„töricht" ist,dann ist es in diesem Falle die Art, wie Herr Stegerwald vorder unangenehmen Angelegenheit den Kopf in den Sand steckt.R. d.„V.".)Der Kongreß beschäftigte sich dann mit einer Reihe von An-trägen. Dabei hieb man auch feste mit in die Kerbe der Scharf-macher. Ein Antrag verlangte, dem Reichstage geeignet erscheinendeVorschläge zu unterbreiten, durch dir auf den Organ i-sationszwa n'g für sozialdemokratische Verbändeh i ir a u s l a ri f e n d e n Maßnahmen b e g e gn et werdenkann e.— Ein weiterer Antrag verlangt, daß die Buchdrucker,Schriftsetzer usw., welche dem Parteigebahren des sozial-demokratischen Buchdruckerverbandes fern stehenwollen, dem Zentralverband christlicher Arbeiter und Arbeiterinnenfür das graphische Gewerbe zugeführt werden. Ein Antrag desGewerkvereins christlicher Bergarbeiter zn Dudweiler verlangt einee.n e r g i s ch e Bekämpfung der katholischen F a ch a b-t e i l u n g e n bezw. des Verbandes der katholischen Arbeitervereine(Sitz Berlin). Es wurde beschlossen, alle Anträge dem Ausschuß zurVeriicksichtignng zn überweisen.—Nach einem Referat von K l o st-Essen über die Betätigungder Ortskartelle in der chri st lichen Gewerkschafts-bewegnng nahm der Kongreß eine Resolution an, in der es amSchlüsse heißt:„Die Regelung von Grenzstreitigkeiten, Heransgabe vonSammellisten, Ausschluß von Mitgliedern, wie auch die Entscheidungüber Lohnbewegungen, als auch die hierbei zu beachtende Taktik,gehören nicht zur Kompetenz der Kartelle, sondern sind ansschließ-liches Recht der einzelnen Zentralverbände bezw. des Ausschusses desGesamtverbaiides. Auch dürfen ohne Zustimmung des Vorstandesdes Gesamtverbandes bezw. der Gau- und Vezirksleiter der einzelnenVerbände größere mit bedeutenden Ausgaben verbundene Kon-ferenzen nicht einberufen werden.In allen strittigen Fällen sind die Kartelle gehalten, eineDirektive d e S Borstand es des Gesamtverdandes einzn-holen."_„Der politische Massenstreikund die Taktik der Gewerkschaften."So lautete das Thema, über das Genosse S e g e r am Sonntag-vormittag in Leipzig referierte. Unser gestern gegebenes Ver-sprechen, auf diese Versammlung zurückzukommen, erfüllen wir,indem wir die Hauptmomente des Referats und der DiskussionWiedergeben.Seger betonte in der Einleitung seines Vortrages, daß dieVersammlung vom Gewerkschaftskartell und der Parteileitung g e-m e i n sa m einberufen worden sei. Daraus wäre zu ersehen, daßnicht Splitterrichterei getrieben oder auf der einen oder der anderenRichtung der Arbeiterbewegung herumgeritten werden solle....Der Referent warf nunmehr einen kurzen Rückblick auf dieEntWickelung und die Tätigkeit der deutschen Gewerkschaften seitdem Falle des Sozialistengesetzes und ging dann auf die Dis-kussion des Massenstreiks, auf die Beschlüsse darüber sowieauf das Referat Bebels in Jena ein. Dort habe Bebelnachgewiesen, daß die politische wie die wirtschaftliche Ent-Wickelung dazu drängten, daß das� Proletariat den politi-schen Massenstreik als Kampfesmittel aufzunehmen habe.Ueber die jetzt schwebenden Differenzen könnte weder nach der einennoch nach der anderen Seite ein Urteil gefällt werden. Man habeerst die Auseinandersetzungen in Mannheim abzuwarten, dannwerde man aber auch ein kräftig Wörtlein sprechen.(Lebhafter,langandauernder Beifall.)In der dem Reserate folgenden Diskussion ergriff zunächstHerr Lange aus Berlin das Wort. Er bezeichnet den politischenMassenstreik als„das illegitime Kind des anarchistischen General-streiks", nur sei es krank und verkrüppelt. Auch er halteden Massenstreik nicht für ein Allheilmittel, wohl aberfür das hauptsächliche Kampfmittel. Zum Schluß wandteer sich gegen Ine""Führer und rief:„Arbeiter, achtet aufEure Führer, ihr Weg geht in den bürgerlichen Sumpf, den schonso manche Arbeiterbewegung durch die Schuld ihrer Führer ge-gangen ist."Genosse Grenz ging zunächst auf die Ausführungen des Bor-redners ciy. Man er glaube, daß er hier Töye angeschlagev habe.die ohne ihn in Leipzig nicht ztl hören gewesen wären, dann irreer sich, die Frage sei hier schon lange Zeit diskutiert worden, sodawir uns kein Privatissimum des Herrn Lange aus Berlin haltenzu lassen brauchten....Zu dem Konflikt zwischen Parteivorstand und Generalkom-Mission selbst müsse er bemerken, daß es wohl notwendig sei, ge-Heime Besprechungen zu halten. Aber diese Verhandlungen müßtensich auf der gegebenen Grundlage der Parteibeschlüsse abspielen.Sei dies nicht der Fall, dann müsse es heißen: Heraus an dieOeffentlichkeit. Hier müsse der Parteivorstand handeln, damit dasProtokoll veröffentlicht werde.Herr Hützel verbreitete sich in allgemein gehaltenen Redenüber das Referat und empfahl als Heilmittel gegen die GeWerk-schaftsmisere die Lokalorganisationen.Genosse Buhl kritisierte den Artikel in Nr. 152 der„Volks-zeitung":„Der Streit wegen des Massenstreiks", in dem der Massen-streik zur Zeit der verflossenen Wahlrechtskampagne als unzweck-mäßig bezeichnet worden sei. Nach seiner Auffassung wäre einStreik wohl möglich gewesen; seien doch mit Preußen und denübrigen Staaten, in denen der Wahlrechtskampf tobte, nahezu%der Einwohner Deutschlands in Frage gekommen.In seinem Schlußwort betonte Genosse S e g e r noch einmal,daß, wenn die Verhältnisse so gelegen hätten, der Massenstreik auchausgebrochen wäre, gleichviel, ob ihn die Füher gewollt hätten odernicht. Und wenn sich der Parteivorstand und die Generalkommissiondagegen gestemmt hätten, wären sie einfach von der Masse hin-weggefegt worden. Nachdem nun aber der Parteivorstand dieGeneralkommission ausgefordert habe, eine Umfrage wegen derVeröffentlichung des Protokolls zu veranstalten, und wenn diese Um-frage ein negatives Resultat zeitigen sollte, sei es Sache der G e-werkschafts Mitglieder, von ihren Vorständen die Frei-gäbe des Protokolls zu fordern.Nachstehende Resolution fand einstimmige Annahme:„Die wirtschaftliche und politische Situation hat sich seitden Beschlüssen des Internationalen Kongresses in Amsterdamund des Parteitages in Jena in keiner Weise geändert, was eineveränderte Stellungnahme in der Frage des politischen Massen-streiks notwendig machte. Im. Gegenteil verschärfen sich dieKämpfe zwischen der herrschenden Gesellschaft und dem Prole-tariat auf wirtschaftlichem wie politischem Gebiete zusehends,sodaß das im politischen Massenstreik durch die Beschlüsse an-erkannte Kampfesmittel nach wie vor dem Waffenarsenal desProletariats einverleibt zu verbleiben hat und propagiert werdenmutz. Die Versammlung verurteilt deshalb glle Versuche, diesesKampfmittel anders als auf dem legalen Wege der Beschluß-fassung der internationalen Kongresse wie der nationalenParteitage ausschalten und diese Kongreßbeschlüsse aufheben zuwollen. Die Versammlung verlangt, daß der Inhalt des Proto-kolls der Gewerkschaftsvorstände-Konferenz im Februar d. I. inBerlin der Arbeiterschaft zugänglich gemacht wird."Parteizersplitternng.Die Leser mögen entschuldigen, wenn ich nochmals gezwungenbin, aus Legiens Entgegnung wenigstens einige Worte zu erwidern.Genosse Legten attestiert sich wieder einmal selbst, daß seinZweck erreicht sei und er„das billige Mittel einesAppells an das Urteil der Genossen" nicht bedürfe.Muß man da nicht unwillkürlich fragen: für wen hält sich dennLegten eigentlich? Arbeiterführer wie er unterliegen dem Urteil derMasse, nur der Autokrat oder der sich dafür haltende Bureaukrat,«schaltet die Masse aus. Der Demokrat, speziell der Sozialdemokrat,sucht das Urteil der Genossen zu erforschen und sein Tun danacheinzurichten.Der souveräne Ausspruch Legiens charakterisiert aber dieLegiensche Denkweise besser, als ich es je zu tun vermöchte. Ichkann deshalb auf alle ferneren Erwiderungen verzichten.Nur noch das Eine: ich bleibe bei meiner Ansicht, daß es Pflichtder P a r t e i g e n o s s e n in der Generalkommission gewesen wäredem Parteivorstand das Protokoll vor Drucklegung zu unterbreiten.Denn wenn auch der Parteivorstand in der Konferenz nicht selbstdas Wort ergreifen konnte, so wurde doch so viel von ihm undüber ihn gesprochen, daß er vorher unterrichtet werden mußte,ehe man diese„vertrauliche Besprechung" stenographiert, protokolliertund gedruckt in die Welt gehen ließ. Leopold Liepmann.£Iiis der Partei.Für das nordwestliche Agitationsgebiet wurde am Sonntag aufeiner in Bremen tagenden Parteikonferenz eine Bezirks-Organisation begründet. Der Bezirksverband umfaßt denWahlkreis Bremen, den 6., 17., 18. und 19. hannoverschen Wahlkreisund trägt den Namen„Bezirk Nordwest". Die von allen beteiligtenWahlkreisen beschickte Konserenz stellte das Tätigkeitsfeld der Bezirks-leitung in einem gegen den bisherigen bedeutend erweiterten Um-fange fest und beschloß die Abführung eines Beitragesder' WahlkreiSorganisationen an den Bezirk von 5 Prozent.Als Vorort des Bezirkes gilt Bremen, das auch den ausfünf Personen, darunter eine Genossin, bestehenden Be-zirksvorstand zu wählen hat. Die Kontrollkommission hatihren Sitz in den Unterweserorten. Der erste Bezirksparteitag sollzeitig vor den nächsten Reichstagswahlen in Bremen stattfinden.Erster weimarischer ReichstagswahlkreiS. Auf der am Sonntagin Allstedt abgehaltenen Kreiskonferenz wurde konstatiert, daßinnerhalb des letzten Jahres die feste Organisation Fortschritte ge-macht habe, wie noch nie zuvor. Während sonst immer nur ausvier bis fünf Orten Delegierte bei den Kreiskonferenzen zugegenwaren, sind diesmal zwölf Orte vertreten. Gemäß den vomParteitag in Jena gefaßten Beschlüssen wurde für die Kreis-organisation ein neues Stawt beschlossen. Der Monatsbeitragwurde auf 20, die Einschreibegebühr auf 23 Pfennig festgesetzt. Fürgeleistete Parteiarbeit wie Flugblattverbreitung usw. soll eineKontrollmarke ausgegeben werden.— Als Delegierter zum Parteitagin Mannheim wurde Genosse Beck- Weimar gewählt. Der Sitzder Kreisleitung verbleibt in Weimar. Als deren Vorsitzender wurdeGenosse A. Beck wiedergewählt.— Zur Landtagswahlwurde beschlossen, wie bei der letzten Wahl ohne jedes Kompromißinit einer anderen Partei in ck>en Wahlkampf zu treten. Fernerwurde folgende Resolution* angenommen:„Die Konferenz sprichtdie Erwartung aus. daß jeder Parteigenosse sich nach Möglichkeiteiner gewerkschaftlichen Organisation anzuschließen hat, ebenso wie sievon den gewerkschaftlich organisierten Arbeiten, erwartet, daß sie derpolitischen Organisation angehören."Vom„Hamburger Echo" heißt es in einem Bericht der Ham-burger Preßkommission:Was die geschäftliche Seite der Tätigkeit der Preß-kommission anbeirifft. so bereitet eS derselben besondere Freude,den Genossen mitteilen zu können, daß die Abonnentenzahl des„Hamburger Echo" in ständiger Steigerung begriffen ist. Als imJahre 1900 der Neubau des„Hamburger Echo" vollendet war,betrug die Abonnentenzahl 33 300; im Jahre 1901 steigerte sich die-selbe auf 34 000, 1902 betrug die Zahl der Abonnenten 33 000,1903: 37 400, 1904: 40 000. 1903: 44 700. 5in diesem Jahrebeträgt der Abonnentenstand bereits 30 000. In einergemeinschaftlichen Sitzung mit den Parteivorständen wurde kürzlichauch die Frage einer weiteren Verbilligung deS„Hamburger Echo"geprüft. Sowohl die Preßkommission als auch die Parteivorständeglauben, zurzeit eine lveitere Herabsetzung des Abonnementspreisesnicht empfehlen zu können; sie bitten die Genossen, die hiersüreintreten, berücksichtigen zu wollen, daß eine Verbilligung i n-direkt in den letzten Jahren dadurch eingetreten ist. daß trotz dererheblich gestiegenen Papierpreise der Umfang der Zeitung standigvergrößert wurde und daß der Inhalt des„Echo" von Jahr zn Jahrein reichhaltigerer geworden ist.(Das„Echo" kostet frei Haus0,30 M. pro Woche.)Zur Tagesordnung des Parteitages. Die„Saarwacht" schließtsich dem Wunsche an, daß zum Punkte„Massenstreik" außer demGenossen Bebel noch ein zweiter Referent, und zwar qgs den Kreisender Generalkommission, gestellt werde.Soziales.Endlich behördlicher Kampf gegen Schwindelkassen.Wiederholt ist von uns und im Reichstage dargelegt, daß dieBehörde berechtigt und verpflichtet sei, Schwindelkasfen, dieals„freie Hülfskassen" zugelassen werden wollen, die Genehmigungzu versagen. Bekanntlich bestritt die Regierung, daß das Gesetz ihrausreichende Maßnahmen zulasse und legte jene famose Hülfskassen-gesetznovelle vor, die die soliden freien Hülfskassen von derWillkür der Behörden abhängig machen und Schwindel«lassen freie Bahn schaffen würde. Die Novelle ist unter Führungvon Schack-Trimborn-Mugdan als erste Etappe zur Vernichtung derSelbstverwaltung der Krankenkassen von der Kommission gut-geheißen. Der Kampf gegen sie wird im kommenden Winter imPlenum des Reichstages entbrennen.Wie richtig untere Behauptung über die Möglichkeit,Schwindelkassen entgegenzutreten, ist, zeigt nachfolgender gestem vordem Oberverwaltungsgericht entschiedener Prozeß.Ein„Vaterländischer Krankenunterstützungs-Verein" mit dem Sitzin Essen, dessen Tätigkeit für das ganze Reich bestimmt war, wollteals eingeschriebene freie Hülfskasse gemäß dem Hülfskassen-gesetz zugelassen werden. Das Statut erregte jedoch bei derVerwaltungsbehörde mannigfache Bedenken, auch noch nacheinigen Aenderungen. Der Bezirksausschuß zu Düsseldorf lehnteschließlich, sich den bereits vom Regierungspräsidenten gezogenenMonitas anschließend, die Zulassung des Vereins als eingeschriebeneHülfskasse ab, weil das Statut den Anforderungen deS Gesetzesnicht genüge. Das Hauptgewicht legte der Bezirksausschuß hierbeiauf einige Bestimmungen des§ 13 des Statuts. Diese beziehensich zunächst auf das Verhalten der Mitglieder in Krankheitsfällen,auf das Ausfüllen des Krankenmeldescheines, auf die Frist, in der ereingereicht werden m n ß, um Ansprüche zu begründen, auf die Be-Handlung deS Krankenscheines und dergleichen, worauf dann folgendesbestimmt ist:„Nack Zurückreicknng des ordnungsmäßigausgefüllten Krankenscheines erhalten die Mitgliedereinen Krankengeldschein beziehungsweise Behandlungsschein, welcherallwöchentlich zu erneuern ist und spätestens am Sonnabendjeder Woche, vom behandelnden Arzt vollzogen, an den Vorstandeinzusenden ist. ll n v o l I st ä n d i g oder nicht ordnungs-mäßig ausgefüllte Meldescheine sowie Krankenbehandlungs-scheine gelten als nicht eingereich t."— Der Bezirksausschuß meinte mit Bezug auf diese Bestimmungen des§ 13des Statuts: Allerdings könnten bestimmte Voraussetzungen für dasEintreten der Kasse nach dem Gesetz aufgestellt werden. So dieBeibringung von Bescheinigungen bestimmter Aerzte und die Be-achtung von die Krankenaufficht regelnden Bestimmungen. Offen-bar schikanöse Anforderungen dürften aber dieK a s s e n n i ch t st e l l e n. Bei Anwendung jener ganz besondersbeanstandeten Bestimmungen würden nun minder schreibkundige Mit-glieder, die den Bestimmungen im übrigen rechtzeitig nachgekommenseien, denen aber bei Ausstellung des Krankenmeldescheinsgeringe Fehler unterliefen, keine Ansprüche haben. Das Gesetzwolle nun zwar auch die Kassen gegen die Mitglieder schützen, aberdie Rechte der Mitglieder sollten auch nicht verkümmertwerden. Hier würden sie aber verkümmert. Schon wegen diesesPunktes müsse die Zulassung des Vereins als Hülfskasse versagtwerden.Der Kaufmann Kozlowitz als Vorsitzender des provisorischenVorstandes erhob nun die Klage, worauf als Gegenpartei einKommissar zur Wahrnehmung deS öffentlichen Interesses bestimmtwurde.Der Bezirksausschuß blieb jedoch in der öffentlichenVerhandlung bei seinem im Beschlußverfahren ausgesprochenenStandpunkt und wies die Klage ab.Das Urteil wurde gestern vom Oberverwaltungs-g e r i ch t in Berlin mit folgender Begründung b e st ä t i g t: DieBestimmungen des§ 13 des Statuts des„Vaterländischen Kranken-unterstlltzungs-Vereins" seien vollständig unklar insofern, als sie nichterkennen ließen, welche Rechtswirlungen die Nichtbefolgung nach sichziehe, welche Rechtsnachteile für die Versicherten daraus folgten.Daß in der Beziehung völlige Klarheit herrsche, sei aber absolutnotwendig. Da sie fehle, weil die erwähnten Vorschriften allesMögliche zuließen, so sei dem Bezirksausschuß zuzustimmen, daßdas Statut nickt genehmigungsfähig sei und der Verein als ein«geschriebene Hülfskasse nicht zugelassen werden könne.Genau in derselben Weise wie diesem„Vaterländischen Kranken«unterstützungs-Verein" ließe sich ähnlichen Schwindelkassen mit ähn-lichen„patriotischen" Namen der Garaus machen.)Ziis Industrie und Kandel.Russenwerte als Lombardunterlagen. Das„Verl. Tagebl." hattekürzlich gemeldet, die Seehandlung nähme keine russischen Anleihenmehr als Lombardunterlagen an. Darauf erwidert jetzt offiziell dieSeehandlung:Die Nachricht in der Handelszeitung deS„Berliner Tageblatts'vom 23. Juli, die Seehandluug habe die Erklärung abgegeben.daß sie russische Werte als Lombardunterlagen nicht mehr an-nehme, ist nicht zutreffend. Eine derartige Erklärung hat dieSeehandlung nicht abgegeben, soweit sich in ihren Lombard-beständen Russenwerte befinden, diese vielmehr unbeanstandet bei-behalten. Die Seehandlung hat nur in einigen Fällen für dieErhöhung laufender Kredite mit Rücksicht auf die Zusammen-setzung des bestehenden Lombardunterpsandes ihren allgemeinenBedingungen entsprechend verlangt, für den erbetenen neuenKredit tunlichst anderweite Unterlagen als Russenwerte zu be-schaffen.Die Seehandlung hat sich also bisher noch immer nicht ent-ichließen können, die Russenanleihen als nicht mehr geeignet zuLombardunterlagen anzusehen. Voraussichtlich werden die Er-eignisse in Rußland sie zwingen, das baldigst nachzuholen.Ruch Asse— Justus I.Nachdem soeben erst das Braunschweigische Kalibergwerk Asseersoffen ist, folgt ziemlich schnell hinterher das bei V o l p r i e-hausen in Hannover gelegene Kalibergwerk Justus I oder wiees in letzter Zeit heißt: BergbauaktiengesellschaftJustus. Darüber besteht kein Zweifel mehr, als a l i bergwerkist Justus I fertig. Wer hören und sehen wollte, konnte dieSituation schon im Vorjahre ahnen, als verlautete, daß das Kalilager auf dem Ostflügel verworfen sei, und man sich zur—Steinsalz gewinnung einrichten müsse. In einer vor einigenTagen stattgehabten Generalversammlung, welche der Vorsitzende,Rechtsanwalt und Gründer Sauer I in Köln, mit der Energieeines russischen Polizeimeisters leitete, ist die nicht mehr zu ver«deckende Katastrophe bestätigt worden. Die Majorität des Gruben-Vorstandes machte sich die Situation ziemlich geschickt zunutze, indemdie Herren ihr Amt mit der ausdrücklichen Begründung nieder»legten, daß sie mit der Nichtzulassung der Presse auf der General-Versammlung und mit der Unterdrückung des fachmänni-chen Berichtes nicht einverstanden seien. Böse Leute sindagegen der Ansicht, daß die nächste Generalversammlung ihneneinen erheblichen Teil des Heiligenscheines nehmen und einen Bei-trag liefern wird zu dem Kapitel:„Wie unsere„staatserhaltenden"Großbanken auf den Schutz ihrer„Anbefohlenen", die Kleinkapi-talisten, bedacht sind." Daß ein Vertreter der größten RheinischenBank, der Bergisch-Märkischen, noch vor kurzem mit derAussage eines Vorstandsmitgliedes krebsen gehen konnte, wonachtrotz der Erhöhgug dotz Aktieukapitgls und dcS gejvuJtigeji Sturzes