Küster in einer Person bereinigt ist und derselbe doch immer im Schulhause seine Wohnung hat. Diejenigen Herren, die vor zwei Jahren zur Reparatur der Kirche 1000 M. bewilligt haben, mögen sich das merken und in Zukunft nicht so freigebig sein. Die Mehr- heit vertrat jedoch die Ansicht, daß es besser sei, mit der Kirche in Frieden auseinander zu kommen, denn wenn die Kirche nicht aus- kommt, müsse man doch zuzahlen. Es wurde deshalb der Antrag des Kirchenvorstandes angenommen. Königs-Wusterhausen . Bei einer Kesselexplosion getötet wurde der in der Königs- Wusterhausener Pulverfabrik beschäftigt gewesene Arbeiter Frank. Er war mit mehreren Kollegen gemeinsam bei der Ausführung einer geringfügigen Reparatur eines unter Druck befindlichen Dampf- Zylinders tätig, als plötzlich der Mantel auseinandersprang und ein Eisenstück dem F. gegen den Kopf flog. Der Arbeiter brach sofort besinnungslos zusammen. Er hatte einen schweren Schädelbruch er- litten und starb bereits auf dem Transport nach dem Krankenhause. Pankow . In der Schußaffäre in Pankow hat die Kriminalpolizei jetzt folgenden Tatbestand festgestellt. Der Schuhmacher I. unternahm mit seiner Tochter einen Spaziergang. Ihnen schloß sich ein Handwerker namens Kühn an, welcher ein Tesching bei sich führte. Ungeachtet der Warnung des I. wollte K. die Waffe unter- wegS abschießen. Der Schuß versagte aber und Kühn machte sich dabei, die Ursache festzustellen. Plötzlich ging der Schuß los und die kleine I. brach, in der Hüfte getroffen, zusammen. Das Mädchen liegt in der kgl. Klinik in der Ziegelstraße schwer krank danieder. Lebensgefahr ist aber nicht mehr vorhanden. Kühn wird sich wegen feines Leichtsinns vor Gericht zu verantworten haben. Reinickendorf . Der Erhöhung deS Bierpreises beabsichtigt die Gastwirte-Innung Reinickendorf durch die Gründung einer Genossenschaftsbrauerei ent- gegenzutreten. Zu diesem Zwecke findet am Freitag eine Vereins- Versammlung statt, zu welcher auch Nichtmitglieder eingeladen sind und in welcher die Genossenschaft konstituiert werden soll. Potsdam . Die Arbeiter-Bilbungsschule hat kürzlich ihren ersten Kursus beendet. War auch hier aller Anfang schwer, so hat die gute Be- teiligung am Unterricht und die allgemeine Unterstützung der Schule durch die organisierte Arbeiterschaft doch gezeigt, daß die Gründung dieser modernen Bildungsstätte einem wirklichen Be- dürfnis entsprochen hat. Diesem Bedürfnis sollte die Arbeiter- Bildungsschule in ihren weiteren Kursen besonders dadurch Rech- nung tragen, daß neben der Pflege der Redeübung zunächst Gesetzeskunde, Geschichte und Nationalökonomie gelehrt werden. In der letzten Versammlung wurde hierüber aus- giebig debattiert und die Schwierigkeiten hervorgehoben, welche sich der Einrichtung mehrerer gleichzeitiger Kurse entgegenstellen würden. Einmal ist die Lehrerfrage hier schwer zu lösen; zum anderen auch die Beschaffung passender Unterrichtsräume, da die Teilnehmer an den Unterrichtsabenden sowohl in Potsdam wie auch in Nowawes-Neuendorf usw. wohnen. Der heute(Freitag) abend 8�, Uhr im Restaurant Ladenthin stattfindenden Ge° neralversammlung wird es hoffentlich gelingen, Beschlüsse zu fassen, welche der Arbeiter-Bildungsschule weitere Freunde zu den bisherigen gewinnen werden, um die idealen Ziele derselben mit den realen Verhältnissen in Einklang zu bringen. Jedenfalls liegt die Förderung der Arbeiterbildung im Interesse der gesamten Arbeiterbewegung. Ein zahlreicher Besuch der heutigen Ver- sammlung sowohl durch Mitglieder wie auch Gäste ist daher sehr erwünscht. Versammlungen. Vierter Wahlkreis. Der Sozialdemokratische Wahlverein für den vierten Berliner Reichstagswahlkreis hielt am Dienstag beiKeller in der Koppenstraße seine ordentliche Generalversammlung ab. In seinem Vorstandsbericht erwähnte der Borsitzende Hoff mann zu- nächst, daß im verflossenen Halbjahr 42 Mitglieder verstorben sind; ihr Andenken wurde in den Viertelsversammlungen in der üb- lichen Weise geehrt. Der Wahlverein hat seit dem 1. Januar 4 Generalversammlungen abgehalten. In der� ersten wurde der Zusammenschluß der beiden Wahlvereine von Südosten und Osten des Kreises vollzogen und die Grundzüge für die Tätigkeit der neuen Organisation festgestellt. AuS den übrigen Generalversammlungen erwähnte der Redner unter anderem den Antrag auf Ausschluß des damaligen Mitgliedes Schröder, der vom Schiedsgericht ein- stimmig angenommen wurde; ferner den Antrag, die„Philharmonie" auch für den persönlichen Verkehr zu sperren, der auch in anderen Kreisen die Mehrheit erzielte, aber noch nicht endgültig erledigt ist. Die allgemeine Agitation für den Wahlverein und seine Ziele hat laut Aussührungsbestimmungen in den Viertelsversammlungen stattzu- finden. Viertelsversammlungen wurden im Laufe des Halbjahrs 13 abgehalten. Daß nicht, wie vorgeschrieben, in jedem Viertel all- monatlich eine solche Versammlung veranstaltet wurde, war eine Folge der vielen öffentlichen Parteiversammlungen, die im Kreise oder über ganz Berlin stattfanden. Eine vom Vorstand beschlossene Flugblattverbreitung zur Agitation für den Wahlverein, für den „Vorwärts" sowie für die Frauenorganisation hatte recht großen Er- folg. Dem Flugblatt war ein Aufnahmeschein angefügt, und die Flugblattverbreiter hatten die Aufgabe, diesen Schein, womöglich ausgefüllt, wieder abzuholen. Auf diese Weise wurden dem Wahl- verein 2166 neue Mitglieder, dem„Vorwärts" 1600 Abonnenten zugeführt, und auch für die Frauenorganisation und die„Gleichheit" wurde eine erhebliche Zahl von Mitgliedern und Abonnenten ge- Wonnen. Sitzungen des Vorstandes und der Funktionäre fanden im ganzen 32 statt. Die wichtigsten Beschlüsse, die hier gefaßt wurden, sind den Mitgliedern bereits in den Bezirken mitgeteilt worden. Die Broschüre„Schule, Kirche und Staat" soll am nächsten Zahlabcnd verteilt werden. Zur Prüfung von Beschwerden und Streitsachen ist innerhalb des Vorstandes eine Kommission gebildet worden. Ein Antrag der Braucrorganisation auf Ausschluß des Genossen Norroschack sollte der Generalversammlung vorgelegt werden, wurde jedoch zurückgestellt, weil der Genosse sich zurzeit in Ham- bürg befindet. Ein zweiter AuSschlutzantrag War gegen den Genossen Wischnewski gestellt worden, weil er einen Gastwirt bei der Polizei wegen Ueberschreitung der Polizeistunde angezeigt hatte. Da dieser Genosse seine Handlung ernstlich bedauerte und versprach, sich nie wieder zu dergleichen hinreißen zu lassen, ließ es der Vorstand bei einer Rüge bewenden.— Der Vorstand und die Funktionäre haben beschlossen, statt der Einteilung nach Stadtbezirken, die nach Reichstagswahlbezirken durchzuführen. In allen Bezirkslokalen sollen Plakate mit den Nummern der Bezirke ausgehängt werden. Außerdem wird ein Verzeichnis sämtlicher Bezirkslokale heraus- gegeben. Aufnahmen wurden im letzten Halbjahr 4300 vollzogen. Ein Teil der Mitglieder mutzte jedoch wegen Beitragsschulden wieder gestrichen werden. Gegenwärkig hat der Verein 12 200 Mitglieder. Der Kassenbericht, den der Kassierer Barenthin gab, er- streckt sich auf die Zeit vom 20. Dezember 1005 bis zum 7. Juli 1006. Mit dem alten Bestand von 2252,63 M. betrugen die Einnahmen 67 129.18 M., die Ausgaben beliefcn sich auf 66 262,28 M., so daß ein Bestand von 866,90 M*. übrig blieb. Der Verbandskasse wurden 38 250 M. überwiesen, ein sehr gutes Ergebnis, wenn man bedenkt. daß der vierte Kreis im vorigen Jahr 47 500 M. der Partcikasse über- wies, also nur 9250 M. mehr als jetzt in einem halben Jahre. Für die russischen Freiheitskämpfer wurden 8007,52 M. eingenommen und abgeliefert. Hierauf folgten die Berichte aus den Komm, ssionen. Von der Preßkommission berichtete Genosse Büchner. Er machte zunächst einige Mitteilungen geschäftlichen Inhalts und erwähnte dann einen Antrag des„Vereins zur Wah- rung der Interessen der Putzer", die für diesen Berein seit 6 Jahren bestehende Sperre des„Vorwärts" aufzuheben. Der Antrag wurde abgelehnt und den Vertretern des Vereins wurde der Rat gegeben, zunächst einmal ihre Statuten so zu ändern, daß der Verein als eine moderne Arbeiterorganisation gelten kann. Zu der Sperre des „Vorwärts" für den neuen„Allgemeinen Metallarbeiterverband" be merkte der Redner, daß es nicht erst der Anregung der Gewerkschafts- kommission bedurft hat, sondern daß der Beschluß bereits vordem gefaßt war, und zwar auf Anregung des Genossen Meyer. Ein gehend hat die Pretzkommission über eine bessere Gestaltung der Juristischen Sprechstunde beraten und dann beschlossen, die Sprech stunde auch am Sonnabend, und zwar eine Stunde früher als an anderen Tagen, abhalten zu lassen. Den Ratsuchenden werden die wichtigsten Ratschläge schriftlich mit auf den Weg gegeben. An diesen Bericht schloß sich eine lebhafte Debatte. Genosse Eugen Brückner bemerkte, daß die Preßkommission dem Antrag des er- wähnten Putzervereins auch dann nicht stattgeben sollte, wenn er wirklich seine Statuten ändern würde. Für alle solche Vereine, die aus persönlichen Interessen eine Zersplitterung der Gewerkschafts- bewcgung herbeiführten, müßten die Spalten des„Vorwärts" ge- sperrt sein. In der Sache mit dem„Allgemeinen deutschen Metall- arbeiterverband" hgbe die Pretzkommission recht gehandelt; es sei aber zu wünschen, daß die Sperre auch dann ausrecht erhalten werde, wenn der Verband bei den lokalen Gewerkschaften Aufnahme finden sollte. Zwischen der Gewerkschastskommission und dem„Vorwärts" sei eine Vereinbarung getroffen worden, daß, um Raum zu sparen, Berichte über gewöhnliche Mitgliederversaminlungen nicht gebracht werden. Für Organisationen der anderen Richtung scheine dies nicht zu gelten. Am Mittwoch voriger Woche habe der„Vorwärts" einen eine Spalte langen Bericht von der„Freien Vereinigung der Bau- arbeiter" gebracht und darin, ohne ein Wort der Kritik, Be- schimpfungen wie die, das Gewerkschaftshaus sei eine Erziehungs- anstatt für Lumpen und dergleichen mehr. Das könnte auf keinen Fall gebilligt werden.(Die Redaktion mutz es, trotz der Anregung des Genossen Brückner, wie bisher auch in Zukunft ablehnen, in Ver- sammlungsberichten an den Ausführungen der einzelnen Redner Kritik zu üben. Die Konsequenzen eines solchen Verfahrens wären unübersehbar. Die Verantwortung für den Ton, dessen sich ein Redner bedient, trägt dieser, nicht die lediglich wahrheitsgetreu re- ferierende Redaktion. Diese beschränkt sich darauf, ganz ausnahms- weise einmal tatsächliche Irrtümer eines Redners richtig zu stellen; nie wird sie sich als Oberhofmeisterin gebärden. Red.) — Genosse R i e g e r wendet sich gegen die Bemerkung Brückners, daß grundsätzlich die„Vorwärts"-Sperre stets durchgeführt werden sollte, wenn eine Absplitterung von einer Organisation stattfindet. Eine solche unbedingt geltende Vorschrift dürfe der Preßkommission nicht gegeben werden. Es könnten Ereignisse innerhalb einer Or- ganisation eintreten, die eine Absplitterung notwendig oder cntschuld- bar erscheinen ließen. In Sachen der Metallarbeiterorganisation habe die Preßkommission durchaus richtig gehandelt. Notwendig sei es, daß die Genossen im vierten Kreis sich eimnal mit der Frage beschäftigten: Wie stehen die Zentralverbände zum Sozialismus? Ein Skandalstück sondergleichen sei es, daß'/, Millionen gewerkschaftlich organisierter Arbeiter etwas vorenthalten werde, das darauf gerichtet sei, die Mitglieder vom Sozialismus abzulenken. Der Redner verurteilte scharf einige Aeußerungen, die auf der Vorstände- konferenz der Zentralverbände gefallen sind, besonders die des Ge- nossen Bömelburg von den Protestversammlungen am 18. März als„Protestrummel". Der Redner verlas und empfahl dann die am Sonntag von den Leipziger Genossen angenommene Resolution. in der unter anderem verlangt wird, daß der Inhalt des Protokolls jener Vorständekouferenz der Arbeiterschaft bekannt gegeben werde. In Deutschland komme man mit dem politischen Massenstreik noch immer nicht über das Stadiuni der Diskussion hinaus, während die Arbeiterschaft Rußlands und Oesterreichs schon soweit sei, ihn ent- schloffen anzrcwenden. In Hinsicht auf die außerordentlich ernsten Zeiten sei die Frage des Massenstreiks auch für Deutschland mehr denn je eine brennende.— Genosse Brückner trat Riegers An- ficht über die„Vorwärts"-Sperre bei Gründung von Zersplitterungs- organisationen entgegen. Wenn solche Grundsätze gelten sollten, müßte man das Wort„demokratisch" aus dem Namen der Partei streichen. Bisher habe es in den Organisationen als Grundsatz ge- gölten, daß, wer mit seiner Meinung nicht durchdringt, sich einfach der Mehrheit fügt. Daß die Gewerkschaften keine Parteipolitik treiben können, das habe selbst Bebel noch vor wenigen Jahren in einem auch als Broschüre erschienenen Vortrag ausgesprochen. Es treffe nicht zu, daß die Gewerkschaftsverbände in einem Gegensatz zur Partei stehen.(Widerspruch aus der Versammlung.) Wenn das aber der Fall wäre, so seien diejenigen Genossen daran schuld, die sich nicht genügend am Gewerkschaftsleben beteiligten. Wenn Ge- Werkschaftsführer sich in Widerspruch zur Partei gesetzt hätten, könnten sie doch gar nicht mehr auf ihrem Posten sein, wenn die Parteigenossen innerhalb der Gewerkschaften ihre Pflicht erfüllten. Beschwere man sich über Vorenthaltung des Protokolls der Vor- stäudekonferenz, so sollte man doch bedenken, daß es bisher niemals üblich war, interne Angelegenheiten der breiten Oeffentlichkeit mit- zuteilen. Die Massenstreiks in Rußland und Oesterreich seien ohne weiteres ausgebrochen; man könne doch nun nicht hier in Deutschland wollen, daß Beschlüsse über dieses Kampfmittel stets aller Welt mitgeteilt werden.— Genosse Hartmann bemerkte. daß die Sperre über den neuen Verband von der Preßkommission zunächst provisorisch, aber endgültig erst auf Antrag der Ge- Werkschaftskommission verhängt worden sei. Der Preßkommission sei in dieser Hinsicht kein Vorwurf zu machen. In der Gewerk- schaftspresse komme der Standpunkt der modernen Arbeiter- bcwegung zum Ausdruck.— Genosse Kater erklärte, man dürfe nicht soweit gehen, daß, wenn ein Teil der Mitglieder einer Organi- sation sich absplittert und sich dem Gewerkschaftskartell anschließt, auch für die neue Organisation den„Vorwärts" zu sperren. Das sei doch ein sehr zweifelhaftes Verlangen. Was den Vorwurf be- treffe, den Lokalisten werde zuviel Raum im„Vorwärts" gewährt, so stehe fest, daß sie im Verhältnis zu ihrer Stärke nicht ein Fünftel des Raumes benützten, wie die Zentralverbände mit ihren Erklärungen und Gegenerklärungen. Der„Vorwärts" habe die Veröffentlichung der„Einigkeit" eine„Infamie" genannt. (Zwischenruf: Sehr richtig!) Das ist Auffassungssache; andere urteilen anders. Er, Redner, betrachte es nicht als Infamie, wenn ein Genosse Dinge, die die ganze Arbeiterschaft angehen, ver- öffentliche, weil sie verschwiegen werden sollten. Wenn 105 Ge- Werkschaftsführer sich das Versprechen gaben, sich nicht den Jenaer Beschlüssen über den Massenstreik zu fügen, sondern dem entgegen- zuwirken, so sei es Pflicht, die Arbeiterschaft darüber aufzuklären. Es komme nicht darauf an, was Bebel erklärt habe, sondern darauf, daß jene 105 beschlossen haben, danach zu handeln. Kate- gorisch müsse, der Resolution der Leipziger Genossen entsprechend, verlangt werden, daß das Protokoll freigegeben wird. Die „Einigkeit" werde den Genossen auch in Zukunft alles Wichtige, was in der Partei vorgeht, erzählen.— Gegenüber einer Bemerkung Katers, Genosse L i e p m a n n hätte daS Protokoll schon lange in Händen gehabt, ohne dazu Stellung zu nehmen, erklärte der Vorsitzende Hoffmann, daß dieser Genosse sich das Protokoll erst verschaffen konnte, nachdem die„Einigkeit" ihren Artikel daraus veröffentlichte.— Genosse Tarnow bemerkte, daß der„Porwärts" auch jetzt noch nicht genügend für die Aufklärung der Arbeiterschaft sorge. Das Blatt sei nicht besser, sondern eher schlechter geworden als früher. Sensationsprozesse würden in größter Ausdehnung behandelt, aber mit der Mitteilung über die Jntcrventionspläne Deutschlands und Oesterreichs sei der„Vor- wärts" erst lange nach der bürgerlichen Presse gekommen. Der Redner meinte ferner, die Redaktion trage ein gut Teil Schuld an den langen Streitereien unter Parteiangelegenheiten. Die Sache mit der Genossin B r a u n sei allzusehr aufgebauscht worden, wenn das Verhalten der Genossin auch als unzulässig bezeichnet werden müsse. Die Redaktion müsse vornehmer sein.— Genosse W e n g e l s führte zu der Protokoll-Angelegenheit aus, daß man schon daraus, daß der Parteivorstand das Protokoll sechs Wochen in Händen hatte, ohne es durchzusehen, erkennen könne, wie wenig Bedeutung er der ganzen Sache beigemessen. Der Parteivorstand habe sich redliche Mühe gegeben, das Protokoll freizumachen. ES solle nun noch biS Ende Juli gewartet, und dann weiter darüber beschlossen werden.— Genosse Büchner ging nochmals kurz auf die„Porwärts"-Sperre, den neuen Metallarbeiterverband be- treffend, ein. Die Sperre sei zunächst provisorisch verhängt worden, weit man noch hoffen konnte, daß eine Einigung mit dem alten 'Verbände möglich wäre. Wenn einige Genossen meinten, es wäre zuviel über solche Prozesse wie der Hennig-Prozeß geschrieben worden, so seien andere anderer Meinung. Der Geschmack sei eben verschieden. Mit der Sache Lily Brauns habe sich die ganze bürgerliche Presse befaßt, und der„Vorwärts" sei ver- pflichtet gewesen, Stellung dazu zu nehmen, so wie er es getan habe. Mit vollem Recht könne man sagen, daß an der prinzipiellen und taktischen Haltung des„Vorwärts" nichts auszusetzen sei.— Genosse Tarnow erwiderte, daß er kein Wort gegen die prinzipielle oder taktische Haltung des„Vorwärts" habe sagen wollen. Verlangt müsse jüioch werden, daß die Redaktion hoch üher der Provinzpresse stehe.— Nach einigen persönlichen Be- merkungen wurde die Diskussion über diesen Punkt beendet. Dann gab Genosse Rott Bericht von der Lokal« kommission. Er berichtete zunächst über eine Streitigkeit mit dem Saalinhaber der„Urania " in der Wrangelstraße, Herrn Walter, dessen Verhalten gegenüber der Jugendorganisation dazu führte, daß sein Lokal gesperrt werden sollte. Davon hat die Lokalkommission jedoch vorläufig Abstand genommen, so daß die „Urania " nochmals in die Lokalliste aufgenommen wurde. Ferner erwähnte der Redner den Beschlutz, die Lokalliste auf die ganze Provinz Brandenburg auszudehnen, und ferner, sie in den Sommermonaten alle sechs Wochen herauszugeben. Der Rad- fahrerbund„Solidarität" hat sich bereit erklärt, für die Ver- breitung der Liste auch in den fernsten Orten der Provinz und ebenso für Gewinnung von Lokalen zu sorgen. Der Redner forderte die Genossen auf, die Lokalliste stets genau zu beachten. Hierauf wurde eine Wahl vorgenommen. Der Genosse Bredenfeld mutzte wegen Krankheit sein Amt als Görlitzer Viertels- führer und als Beisitzer im Vorstande niederlegen. An seiner Stelle wurde für beide Aemter Genosse Klamm gewählt. Unter„Verschiedenem" wurde ein Antrag gestellt, diejenigen Mitglieder, die trotz des Beschlusses zu feiern, am 1. Man in den Elektrizitätswerken arbeiteten, auszuschließen. Ueber den Antrag wurde zur Tagesordnung übergegangen, da die Sache bekanntlich allgemein geregelt ist.— Ein Antrag des Genossen Haber- st r o h, gegen den Restaurateur Henze, Kraut st raße 3 6, das Ausschlutzverfahren einzuleiten, weil er unflätige Redensarten gegen Streikende gebrauchte und sich anbot,, Streikbrechern Logis zu gewähren, führte zu einer kurzen Debatte, in der Genosse L i t f i n dafür sprach, daß die Sache zunächst der Fachorganisation der Gastwirte zur Prüfung überwiesen werde. Der Ausschluß- antrag wurde jedoch von der Generalversammlung angenommen.— Genosse Rieger stellte den Antrag, die Generalversammlung möge sich die Leipziger Resolution über Massenstreik und Protokoll der Vorständekonferenz zu eigen machen. Dieser Antrag wurde bis zur nächsten Generalversammlung vertagt.— Einstimmig wurde folgende Resolution angenommen: „Die Versammlung nimmt mit tiefster Empörung Kenntnis von der letzten Schandtat des russischen Zarismus und hofft, daß das russische Volk die freche Verhöhnung seiner Rechte durch eine va banque spielende Verbrecherclique gebührend be- antwortet und diese der gerechten Strafe übergibt." Lese- und Diskutierklub„Norden «. Elisabethkirchstr. 18: Fortsetzung der Diskussion und Gewerkschaft._ Heute abend bei Korff. über Massenstreik, Partei Vermischtes. Absturz. Innsbruck , 26. Juli. Beim Abstieg vom Gipfel Kaiser ist de« Kaufmann Hanger aus Sachsen einen 15 Meter steilen Abhang herabgestürzt und erlitt schwere Verletzungen. Straßenbahnunglück. Cadix, 26. Juli. Ein mit 44 Kindern besetzter Straßenbahn, wagen, der die Insassen zu einer Festlichkeit führen sollte, entgleiste, 11 Kinder und der Wagenführer wurden verletzt. Feuersbrunst. London , 26. Juli. In Leeds brach gestern eine große Feuers- brunst aus. Das Great Northern Hotel war längere Zeil in Gefahr. Nur mit großer Mühe gelang es. das Hotel zu retten. Der durch den Brand angerichtete Schaden belauft sich auf über 2 Millionen Mark._ Belgrad , 26. Juli. Gestern nachmittag 1 Uhr wurden mehrere leichte Erdstöße verspürt, die jedoch keinen Schaden anrichteten. („Franks. Ztg.");_ Berliner Marktpreise. Aus dem amtlichen Bericht der städtifchen Markthallen-Direktion.(Großhandel) Rindfleisch I» 70—74 pr. 100 Psd., Na 64—60. III» 58—62. lVa 62—56, englische Bullen- 0,00, dänisch « Bullen- 0,00, holländische Bullen- 0,00. Kalbfleisch, Doppelländer 100— 110, la 82-88, IIa 72-80, Nla 60-70. Hammelfleisch la 80-85, Na 70—78. Schweinefleisch 65— 71. Rehböcke la per Psd. 0,60—0,75, IIa 0,40—0,55. Roiwild la mit Abschußaltest per Psd. 0,60, IIa 0,00. Damwild 0,00. Wildschweine per Psd. 0,00. Frischlinge per Psd. 0,00. Kaninchen per Stück 0,50. Wildenten la per Stück 1,25— 1,40, IIa 0,50— 0,80. Krickenten p. Stück 0,65. Bekassinen 0,00. Hühner, alte, per Stück 1,60—1,80, alte II a 0,00, junge, per Stück 0,65 bis 1,20. Tauben. junge, pr. Stück 0,35—0,52, alte 0,00. Enten, junge la p. Stück 1,70—2,25, junge IIa 0,00, alle, p. Stück 0,00. Hamburger, junge, p. Stück 0,00. Wänic, la, per Pfund 0,80—0,66, per Stück 3,00—4,80. Hechte per 100 Psd. 103—111. Zander 126—129. Schleie 114. Bleie 0,00. Aale, groß 108—113, mittel 102—109, klein-mittel 0,00, unsortiert 72—91. Plötzen 0,00. Karpfen 0,00. Barse, kleine 0,00. Karauschen 89. Bunte Fische 59—69. Elundern, pomm. I, per Schock 9,00. Kieler, Stiege la 4—6, do. mittel ver iste 2—3, do. klein per Kiste 0,00. Bücklinge, per Wall Kieler 3—6,00, Stralsunder 5—6. Aale, groß pro Psd. 1,10—1.30, mittelgroß 0.80—1,00, klein 0,50— 0,60. Heringe per Schock 4— 5. Schellfische Kiste 2— 4. Sardellen, 1902er, per Anker 86,00, 1904er 85,00, 1905er 80,00. Schottische Vollheringe 1905 0,00, largo 40-44, kull. 36-38, med. 35—42, deutsch- 37—44, Heringe, neue MatjeS, per*/, To. 60—120. Hummern, Ha, 100 Pfd. 0,00. Krebse, per schock, große 20,50—27,50, mittel 7,50—16, kleine 2—4,50, uns ort 6—7,50, Galizicr, mittel 0,00. Eier, Land-, per Schock 3,00—3.10, Butter per 100 Pfd.. la 114-116. IIa 110-113, lila 105-108, abfallende 95 bis 100. Same Gurken, neue. Schock 4,00, Pscffergnrken 4,50. Kartoffeln per 100 Psd., neue runde 2,50—3.00, neue blaue 3,00, Rosen 2,00—2,25, neue ferbstcr 2,50—3. Spinat, per 100 Psd. 12—15. Karotten per Schock 2,50 bis >.00. Kohlrabi, per Schock 0,75—1.00. Rettig, bahr., per Schock 2.40—4,80. Radieschen, per Schock«Bd. 0,60—0.70. Salat, per schock 1.50—2,00. Bohnen (grüne), per 100 Psd. 2—6. Wachsbohncn 5—10. Pussbohuen 3—5. Schoten hiesige, per 100 Psd. 8-10. Pscffcrlinge per 100 Pfd. 18-23. Mohrrüben per Schock-Bd. 2,50— 3,00. Blumenkohl per Mandel 1,00— 2,00. Wirsingkohl per Mandel 1,00—1,50. Rotkohl per Mandel 2—3. Weißkohl per Mandel 2— 3. Steinpilze p. 100 Psd. 25— 30. Gurken. Zerbstcr, Schock 1,75—2.50, do. Einlege- check 2,00—2,50. Kohlrüben, Mandel 1,00—1,25. Johannisbeeren, hiesige, weiße, per 100 Pfd. 8—10, do. rote 9—12. Birnen, italienische per 100 Psd. 14-35. schlesische 5-20, Tiroler 23-27. Weinbimen 13-15, böhmische 10—12. Acpsel, ungarische per 100 Psund 14—18, italienische 12—15, hiesige 10—18. Stachelbeeren per 100 Psd. 10—15. Preißeweeren 12—20. Kirschen, 100 Psd. 0,00. Rallen. Werdcrsche 15—25. Werdersche GlaS- 15— 17. Natten 18—30, do. sauere 12—17. Schlesische 8—20, Knupper- 18—20. Himbeeren, Werdersche per 100 Psd. 25—35. Blaubeeren per 100 Psd. 40—14. Erdbeeren. per 100 Psd. Hamburger 25—35. hiesige 15-20. Wald- 100 Pfd. 45-60. Pflaumen, ital. runde dunkle per 100 Pfd. 25—30, ital. lange gelbe bis 100 Psd. 15-22, ital. runde per 100 Psd. 15—22, ungarische 12-15, hiesige 12,00. Zitronen. Mcsstna 300 Stück 11,00-16,00, 360 Stück 14,00 per 16,00, 200 Stück 7,00—12,00, 420 Stück, klein 7,00. Wetter-Prognose für Freitag, den 27. Juli 1906. Etwas wärmer, zunächst meist heiter und trocken bei ziemlich lebhasten östlichen Winden; später zunehmende Bewölkung. Berti»erWelierbureau. Lkiantwortlicher Redakteur: fytnß Weber, Berlin . Für den Jnferatenteil veraiftw.: Th. Glocke, Berlin . Krück u. Perlag: Vorwärts Buchdruckerei u. VerlallsanstÄt Paul Singer& Cs,. Berlin SW,
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