unterbrochen, damit die Kommission den definitiven Tert des Mani-| Tage 6 I." wird über die Person des Verhafteten und die festes ausarbeite. Die Kommission, aus je zwei Vertretern der mutmaßliche Unterlage des gegen denselben eingeleiteten Verdrei anwesenden Fraktionen gebildet, arbeitete bis 5% Uhr fahrens geschrieben: morgens. 20
Montag früh um 8 Uhr wurde die zweite Sibung eröffnet. Während der Nacht hatte sich aber die Stimmung der Kadetten ( hauptsächlich infolge der ruhigen Aufnahme der Kunde von der Auflösung der Duma in der Hauptstadt) geändert! Viele wagten nicht mehr, das Manifest mit den angeführten Forderungen zu unterschreiben! In der Situng im Plenum begannen heiße Debatten. Unsere Genossen wiesen darauf hin, daß das Volk das Recht haben werde, die Duma wegen Verrats anzuflagen, wenn sie nicht einen zum Kampfe auffordernden Aufruf annehme. Zu dieser Zeit, d. h. gegen 12 Uhr, tamen aus Petersburg die Herren Stachowitsch, Graf Heyden und Fürst Lwoff, Vertreter der Rechten, Sie halfen aber durch ihr taktloses Benehmen der Sache der Freiheit. Sie empörten durch ihre loyalen Reden, durch ihre Ratschläge, friedlich auseinanderzugehen, selbst die Zaghaftesten. Graf Heyden hatte die Unverschämtheit, zu sagen, er werde nie
an.
eine Absurdität unterschreiben!" e und vom Gart
Unterdessen ward von der Straße und vom Garten aus bemerkt, daß Reiterpatrouillen und Scharen von Häschern überall umher refognoszierten. Sodann zogen mehrere Bataillone Soldaten mit Gesang an den Fenstern des„ Belvedere " vorüber. Endlich wurde Muromzeff zum Wiborger Gouverneur eingeladen, der ihm erklärte, daß er in Erfüllung der aus Petersburg eingetroffenen Anordnungen den Kriegszustand über die Stadt verhängen werde, wenn die Duma nicht binnen 20 Minuten auseinandergehe! Sobald dies der Versammlung bekannt gemacht war, nahm sie das Manifest mit allen sozialdemokratischen Amendements einstimmig an.„ Nach dieser Ohrfeige müssen wir die sozialdemokratischen Vorschläge annehmen," sagte einer der Führer der Kadettenpartei, dessen Namen wir aus sehr natürlichen Gründen verschweigen.
Das Dumamanifest ist vom ganzen Präsidium und 180 Mitgliedern unterzeichnet. Die Versammlung ist also als Duma gültig! Man erwartet, daß noch zirka 90 Personen ihre Unterschrift hinzufügen, da viele Abgeordnete lange vor der Auflösung der Duma zu agitatorischen Zweden in ihre Provinzen abgereist
waren.
Wir können hier natürlich nicht davon sprechen, wie das Manifest gedruckt und verbreitet werden wird. Die revolutionären Or ganisationen werden das ihrige tun! Die Auflösung der Duma bedeutet die Revolutionisierung des ganzen ländlichen und städtischen Kleinbürgertums!
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Petersburg, 29. Juli. Jm sogenannten Petersburger Stadtteile wurde gestern eine Druckerei von Bewaffneten überfallen, welche den Verwalter und die anderen Angestellten der Druckerei festhielten, eine von ihnen mitgebrachte Matrize des Wiborger Aufrufs stereotypierten und auf der Rotationsmaschine in 150 000 Exemplaren bruckten! Während dies geschah, wurde in einer gegenüber der Druckerei liegenden Kapelle ein Gottesdienst abgehalten, dem eine große Menschenmenge beiwohnte und der von vielen Polizisten überwacht wurde!! Trotzdem erfuhr die Polizei den Vorfall erst, nachdem die Bewaffneten spurlos verschwunden Väterchens Rache.
waren!!!
Sewastopol , 29. Juli. Das Marinekriegsgericht sprach heute das Urteil über die wegen der militärischen Unruhen zu Ende des vorigen Jahres unter Anklage gestellten Matrosen. Die vier Hauptangeklagten wurden zum Tode, ein Angeklagter zu lebenslänglicher und 32 zu Zwangsarbeit von verschiedener Dauer verurteilt. 50 Matrofen erhielten Gefängnisstrafen. 6 Angeklagte wurden freige, sprochen. Das erste Aufzucken der Empörnng.
Jusowka , 29. Juli. ( Meldung der Petersburger TelegraphenAgentur.) Eine von vielen Tausenden von Borgarbeitern heute hier abgehaltene Versammlung hat wegen der Auflösung der Reichsduma beschlossen, die Arbeit in allen hiesigen Hüttenwerken einzustellen. Infolgedeffen find Dragoner nach Jusowta abfommandiert worden.
Sympathieen.
Die französische Liga der Menschenrechte sprach am Sonnabend auf einem Dreyfus zu Ehren veranstalteten Bankett den Mitgliedern der Reichsduma und dem russischen Volt seine Sympathieen aus. Von einem Redner wurde die Hoffnung ausgedrückt, die fran zösische Regierung möchte dem Vorbilde Campbell- Bannermanns folgen und eine Rundgebung zugunsten der Duma veranstalten. Die Versammlung ging mit einem Hoch auf die Gerechtigkeit, die Duma und das russische Volt auseinander.
In Mailand fand am Sonnabend eine Versammlung von Vertretern der sozial- radikalen und republikanischen Gruppen statt, um Mittel und Wege zu beraten, die russische Nation im Kampfe für Freiheit und Recht zu unterstützen. Anwesend waren mehrere Deputierte sowie russische Emigranten. Professor Ricchieri von der Mailänder wissenschaftlichen Akademie hielt eine längere Ansprache über die Lage in Rußland . Er wies darauf hin, welche Gefahren für Deutschland und Oesterreich eine Unterstüßung des russischen Despotismus mit sich bringen würde. Sollte die Reaktion in Ruß land siegen, so würde sie auch den Freiheiten aller übrigen europäischen Länder einen harten Stoß versehen.- Robussi, der Direktor des Secolo", brachte eine Tagesordnung ein, worin dem russischen Wolfe die Sympathieen Italiens ausgesprochen werden. Der Deputierte Turati schlug vor, eine Versammlung der äußersten Linfen in Mailand und gleichzeitig ein großes Meeting abzuhalten zugunsten der russischen Revolutionäre. Schließlich wurde der Antrag Turati angenommen, der Duma die Sympathieen Italiens auszusprechen und gegen die Auflösung der Duma Protest zu erheben.
In Barcelona tagte am Sonntag der internationale republifanische Kongreß, an welchem Delegierte Frankreichs , Portugals und Italiens teilnahmen. Ein italienischer Abgeordneter wurde zum Präsidenten gewählt; dieser hielt eine längere Ansprache, in der er fich für eine Bereinigung der freien Völker aussprach. Sein Vorschlag, den russischen Dumamitgliedern eine Sympathie- Adresse zu übermitteln, fand Annahme.
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In London hat sich ein Komitee zur Sammlung von Unter schriften für eine an die früheren Mitglieder der russischen Duma zu richtende Adresse gebildet. Zahlreiche politische Persönlichkeiten, Bertreter von Kunst und Wissenschaft, sowie viele Mitglieder des Klerus haben die von dem Komitee in Umlauf gesezte Adresse bereits unterzeichnet.
In der serbischen Stuptschina hat am Freitag der sozialdemo= fratische Abgeordnete 2a pts chewitsch den Antrag gestellt, dem russischen Bolt den Ausdruck der Sympathie der Stuptschina zu übermitteln und sich mit Abscheu gegen die Auflösung der Reichsduma auszusprechen. Der Redner schloß die Begründung seines Antrages, indem er seiner Erklärung gemäß im Namen des serbischen Proletariats den Ruf erschallen ließ: Hoch die russische Revolution!" Totenstille in der Stuptschina. Diskussion wurde nicht zugelassen und der Antrag abgelehnt.
Politifche Ueberlicht.
Ein neuer Kolonialstandal!
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Deutfches Reich.
Die Reichseinnahmen haben im ersten Viertet des laufenden Finanzjahres, d. h. in den Monaten April, Mai und Juni, wieder eine Der frühere Geheimfekretär Böplau hat bereits im Dezember beträchtliche Steigerung erfahren. Die Jsteinnahme an Zöllen und 1902 das Auswärtige Amt unter anderem darauf hingeiviesen, 16,6 Millionen daß Major Fischer in zwei Fällen Amtsbergehen Verbrauchssteuern hat 207,9 Millionen Mart, schwerer Art sich habe zuschulden kommen lassen. Es handelte Mark mehr als in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, fich in dem einen Falle um eine Liquidation über Kosten für eine betragen. Zu dem Mehr hat in erster Reihe die Zuckersteuer Dienstreise von Berlin nach Hamburg . Der jezige Finanzdirektor und zwar 7,6 Millionen M. beigesteuert. Des weiteren hat die von Deutsch- Südwestafrika Bahl, zeigte im Jahre 1897 der Kolonial Branntweinverbrauchsabgabe ein Mehr und zwar in Höhe von abteilung an, daß Fischer für die an demselben Tage vollendete 3 Millionen M. geliefert. Die Einnahme aus der Salzsteuer steigt Dienstreife Kosten noch für den darauf folgenden Tag liquidiert stetig; sie hat zu dem Mehr diesmal 1,1 Millionen M. beigetragen. hätte. Auf diese amtliche Anzeige geschah nach Angabe des Personalreferenten Geheimrats v. König, wie aftenmäßig feststeht, auch sämtliche übrigen Verbrauchsabgaben haben lleberschüsse gegen über dem gleichen Zeitraum des Vorjahres erbracht, nur bei der
nichts.
Der zweite Fall betrifft die Fälschung eines Atten- Tabaksteuer war ein Weniger von einer Viertelmillion M. zu verzeichnen. Was die anderen in den monatlichen Nachweisen aufgeführten stückes betreffend die Gebührnisse eines Schutztruppenarztes. Die betreffende Urkunde enthält, wie nach Reichseinnahmen betrifft, so haben die Erträge der Reichsstempelträglich festgestellt wurde, an entscheidender Stelle eine Rasur, die abgaben im ersten Vierteljahr 18,3 Millionen Mark oder nahezu durch den Major Fischer oder auf dessen Veranlassung hin vor- 1 Million Mark mehr als im gleichen Zeitraume des Vorjahres genommen sein soll. Die Sache wurde von dem Geheimen er eingebracht. Von dem Mehr entfällt der Hauptteil auf die pedierenden Sekretär Hering im Dienstaufsichtswege schriftlich zur Börsensteuer, die bekanntlich schon im Vorjahre eine
Sprache gebracht und von den Geheimräten Hellwig, v. König
"
berbürgt.
Senuned inte
Die Einnahmen des Reiches befinden sich demnach in rascher Bunahme, doch noch weit stärker steigen die Ausgaben für Heer und Marine.
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und dem Obersten Ohnesorg behandelt. Hellwig erledigte die Summe abgeworfen hat, wie nie zuvor. Die beiden HauptSache dadurch, daß er den amtlichen Hinweis über die vor- betriebsverwaltungen des Reiches, Post und Eisenbahnen, weisen gekommene Urkundenfälschung bis zur Untenntlichkeit gleichfalls Mehreinnahmen auf; jene im Betrage von 7,8, diese in durchstrich, überklebte und sodann die Sache, als erhöhe von 2,8 Millionen Mark. Bei beiden aber ist zu beachten, Tedigt" zu den Akten schrieb. daß die Erweiterung des Verkehrs, der die Mehreinnahmen zu Der frühere Geheinisekretär Böplau hat darauf zunächst den danken sind, auch mit Mehrausgaben verknüpft sind, und daß eine Geheimrat Hellwig im Zusammenhang mit vielen anderen, inner Brutto- Mehreinnahme noch keine Erhöhung des Rein- Ueberschusses halb der Kolonialabteilung begangenen Ungesetzlichkeiten auf mertfam gemacht. Dieser suchte Böplau von einer Anzeige mit den Worten abzubringen: Wollen Sie denn Herrn Fischer unglüdlich machen?" In diesen Worten des damaligen stellvertretenden Kolonialdirektors Hellwig, welcher in zwischen unter ganz eigentümliche n Verhält Aus der bayerischen Abgeordnetenkammer. Im Finanzausschusse nissen pensioniert wurde, liegt das Eingeständnis, daß Fischer gegen das Gesetz verstoßen hatte. Auch nachdem der Abgeordnetenkammer hat sich ein politisch wie sozialpolitisch Der genannte Ausschuß Pöplau den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, v. Richthofen hochinteressanter Zwischenfall ereignet. und darauf besonders noch den Reichskanzler Fürsten v. Bülow berät zurzeit den Eisenbahnetat. Beim Titel: Löhne der Geüber diese Fälle, welche ebenso wie andere angezeigten Amts- hülfen betrug der Mehransatz im Etat anfangs 400 000 M., ein vergehen seitens des Personalreferenten v. König ununtersucht Betrag, der später um 200 000 m. erhöht worden ist. Es frug nun geblieben waren, Mitteilung gemacht hatte, erfolgte seitens der Behörde nicht die Herbeiführung strafgerichtlicher Ahndung. Pöplau der sozialdemokratische Abg. Timm an, ob dieser Mehransat denn hat neuerdings Veranlassung genommen, von vielen, dem Geheimen auch genüge, um die von der Kammer einstimmig an Legationsrat v. König vorgeworfenen Vergehen und wegen der genommenen Beschlüsse des 10. Ausschusses über den AnUnterlassung der Verfolgung strafbarer Handlungen der Staats- trag Segit u. Gen. zu erfüllen. Der Ausschuß und nach ihm das anwaltschaft Kenntnis zu geben.
Die Angabe, daß Major Fischer sich in großer Geldverlegen- Plenum hat nämlich folgende Grundlohnklaſſen einstimmig genehmigt:
heit befunden habe, wird von zuverlässiger Seite mit dem Hinzufügen bestätigt, daß dies amtlich bekannt war, und daß Fischer von der Behörde in ganz außerordentlicher Weise mit hohen Extraremunerationen und Unterstützungen bedacht worden ist, obwohl er schon seit Jahren ein festes Einkommen von jährlich etwa 8000 m. bezog.
119111
I. Klasse
II.
III.
IV.
3,20 m.
8,- 2,80 2,60"
19
Der Verkehrsminister zudte auf die Anfrage Timms die Achseln und erklärte obenhin, man werde für die Zukunft statt der bisherigen Saubere Geschichten das! Aber es kommt noch besser. 10 Klaffen 5 in Aussicht nehmen, beginnend von 2,40 M. an. 3 ur In einer offenbar noch zugunsten Fischers verbreiteten Durchführung der Beschlüsse des 10. Ausschusses Version heißt es, daß das wegen Versuches der Befeien ja 2 Millionen nötig. ste chung eingeleitete Verfahren kaum Beweise einer straf- Darauf verlangte Timm, daß dann selbstverständlich die baren Handlung bringen werde, da bereits feststehe, daß eine 21 millionen einzustellen seien und beantragte die dementsprechende Dieser selbstverständliche Antrag führte materielle Schädigung des Fiskus nicht vor Erhöhung der Summe. Liege. Es handle sich lediglich darum, daß Fischer, der in zu einer völligen Verwirrung des Ausschusses. Regierungsvertreter überaus schlechten Verhältnissen gelebt habe( bei einem festen und Zentrumsmitglieder wackelten mit den Köpfen, als ob ihnen Einkommen von 8000 m. jährlich und anderweitiger hoher Schauerliches widerfahren sei. Nur die liberalen Mitglieder des Remunerationen und Extravergütungen?!), von einem Teil- Ausschusses behielten ihre Fassung und stimmten für den Antrag haber der Firma Tippelskirch bedeutende Darlehen bezogen Timm, der jedoch vom Zentrum und Bauernbund abgelehnt wurde! habe, die zurückzuzahlen er kaum je in der Lage sein dürfte! Jm Plenum wird indes der sozialdemokratische Antrag wiederUeber diese Beziehungen des Vorstandes der Bekleidungs- lommen, vielleicht werden die chriftlichen Organisationen ihrem abteilung des Oberkommandos der Schutztruppen zu der Bentrum bis dahin den Rücken steifen. Rolonialausrüstungsfirma Tippelskirch erhalten die Hamb. Reichsverbändlerisches. Na ch r." folgende interessante Darstellung:
Die vom Reichsverband gegen die Sozialdemokratie" zur Die Sensationsnachricht von der Verhaftung des Majors Förderung patriotischer Gefühle und Pflege der Moral herausFischer, des Vorstandes der Bekleidungsabteilung des Ober- gegebene Korrespondenz ersegt ihren Mangel an Einsicht in die kommandos der Schutztruppen, erregt weit über die zunächst fozialdemokratische Arbeiterbewegung durch eine um so größere interessierten Kreise hinaus großes Aufsehen. Ohne die Frage,
-us- Das Hoch auf die Sozialdemokratie!
wie weit der gegen den Verhafteten vorliegende Berdacht sich als Phantasie. In ihrer Nr. 42/48 erzählt sie z. B. folgende Fabel: begründet erweist, vorzugreifen, läßt sich nicht in brede stellen, daß über seine Stellung und Geschäftsführung in den über die Dinge orientierten Offizier und Beamtentreifen feit geraumer Zeit arge Be denten in Umlauf waren. Es war gegen allen Brauch, daß in seiner Person die Bekleidungsbeschaffung und Bekleidungsübernahme für die Schußtruppen sich konzen trierten. Major Fischer ist auch der Bater der vielangefochtenen Tippelskirch- Verträge, inbesondere der allen Traditionen des Heeres und der Flotte widersprechenden Einrichtung, daß die Kammerbestände der Schutztruppen nicht im Besiz der Verwaltung, sondern mit den Lagern der Firma Tippelskirch u. Co. identisch waren. Auf die Autorität Major Fischers hin sind für außer ordentliche Uniformlieferungen, die aus Anlaß der Aufstände in den afrikanischen Schutzgebieten notwendig wurden, auf Grund mündlicher Abmachungen der Firma bon der Kolonialabteilung höhere Beträge gezahlt worden, als fie nach den Lieferungsverträgen waren, ein Verfahren, das, ivie aus der Branche versichert wird, kaufmännisch wie bom Verwaltungsstandpunkte aus infofern nicht rechtfertigen war, als bei Lieferungsverträgen mit Militärbehörden die Möglichkeit des Notwendigwerdens von plötzlichen großen Lieferungen in die Kalkulation einbezogen wird. Major Fischer war fast täglich in der Fabrik ber Firma in der Usedomstraße. In den Kreisen seiner Kameraden wurde es unpassend gefunden, daß er bei seiner Beförderung zum Major, die vor ungefähr zwei Jahren geschah, in der Fabrik festlich empfangen wurde, ferner daß ihm ein Tippelsfirchsches Automobil zur Verfügung stand usw.
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Wie bei früherer Gelegenheit an dieser Stelle bereits erwähnt wurde, ist die Zeichnung gewisser Schriftstüde im Verkehr zwischen der Firma und der Kolonialabteilung bei den zunächst zuständigen Beamten der Abteilung vergeblich wiederholt auf Schwierigteiten gestoßen. So soll ein wichtiger Lieferungsbertrag aus Anlaß des Aufstandes in Südwestafrika die Unter schrift des Dezernenten Geheimen Legationsrates Golinelli nicht erhalten haben, weil diefer die Verantwortung für seinen Inhalt nicht übernehmen wollte. Von der Firma Tippelskirch u. Comp. wird das Verhalten gegen Major Fischer auf einen Nacheatt zurückgeführt. Ist der Major des ihm zur Last gelegten Vergehens schuldig, so wartet seiner eine Zuchthausstrafe eventuell bis zu fünf Jahren."
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Die Achtung, welche die sozialdemokratischen Blätter den bürgerlichen Zeitungen zollen, ist ja sattsam bekannt und hat Wurstblättchen, fich fast bei jeder Gelegenheit bewiesen: Quadfalberblatt, Tinten- und Zeitungstuli" usw. sind einige Titulaturen aus diesem Register fozialdemokratischer Redelist". Daß aber von einigen Sozialdemokraten versucht wird, die Pressebertreter bürgerlicher Zeitungen zu zwingen, in das nach jeder Versammlung übliche Hoch auf die internationale völkerbefreiende Sozialdemokratie" mit einzustimmen, dürfte trog Ben Atiba wohl noch nicht dagewesen sein. Und doch ist es in dem so idyllischen, ruhigen Berliner Vorort Groß- Lichterfelde borgelommen. Seit einiger Zeit besteht dort ein Streit der Gummifabrik Schwanig u. Co. Die Lokalzeitungen hatten in durchaus unparteiischer Weise die Ansichten der Arbeiterschaft als auch die Gegenäußerungen der Direktion zum Ausdruck gebracht. Am 16. Juni wurde dort im Kaiserhof( Sozialdemokraten im Kaiserhof!) eine öffentliche Versammlung abgehalten, um der am Ort befindlichen„ Klatschpresse" die Leviten zu lesen, die versucht hätte, der Arbeiterschaft einen Knüttel zwischen die Beine zu werfen. Dieser Versammlung wohnte auch der Redakteur der schon Hauser vom dortigen Lokal- Anzeiger" bei, bei seinem Niederschreiben der Aeußerungen des Redners nicht gerade mit liebenswürdigen Zurufen beglückt wurde. Man beachte: trotzdem sich diese Zeitung streng unparteiisch gehalten hat und beide Parteien zu Wort kommen ließ. Als dann am Schluß der Versammlung das Hoch auf die internationale Sozialdemokratie ausgebracht wurde, stimmte Redakteur auser selbstverständlich nicht mit in das Hoch ein, erhob sich aber von seinem Plazze. Da fehen hätte man die Entrüstung einiger Zielbewußten" Wollen follen: Sie mal gleich mit Hoch rufen 1" und " Hierher kommen, auffrafeelen ausspionieren," und ähnliche schöne Anreden im schreienden Tone wurden dem nichts fozialdemokratischen Pressevertreter guteil. Es entwickelte sich ein Tumult, so daß es Herrn Hauser, der betonte, daß er doch als Nichtsozialdemokrat nicht ein Hoch auf die Sozialdemokratie einstimmen könne, nur mit Mühe gelang, den Saal zu verlassen, wenn er sich nicht Tätlichkeiten aussehen wollte. Es wird immer schöner im monarchisch regierten deutschen Vaterlande!"
Auf diese Notiz haben wir bei Teilnehmern der Versammlung Erkundigung eingezogen und erhalten darauf folgende Buschrift: Von dem ganzen Geschwätz ist nur wahr, daß die streifenden Gummiarbeiter im Kaiserhof" eine Versammlung abhielten und Das„ Berl. Tagebl." teilt weiter mit, daß Major dieselbe mit einem Hoch auf die moderne Arbeiterbewegung auf die Sozialdemokratie, obwohl dies durchaus Fischer Duz bruder des Herrn v. Tippelskirch war und( nicht von seinem Freunde in Beträgen von je 2-3000. im Laufe verständig gewesen wäre) schlossen. Alles übrige ist ganz ge der Jahre nahe an 100 000 M. Darlehen erhalten hat. Be meiner Schwindel! Auch im Bericht des„ Lokal- Anzeiger", deffen fonders pitant sei es auch, daß gerade Major Fischer die Redakteur doch eben jener Herr Hauser ist, stand davon keine Silbe. Verträge mit der Firma Tippelskirch sowohl in der Budget- Bei allen sozialdemokratischen Versammlungen in Groß- Lichterfelde tommission wie im Plenum des Reichstags verteidigt habe! erfreuen sich die bürgerlichen Berichterstatter in der Ausübung ihres Wenn alle diese Mitteilungen richtig sind, und die Ver- Berufes des weitesten Entgegenkommens und durchaus höflicher Behaftung Fischers erfolgte doch sicher nicht ohne triftigste handlung.
Gründe, so dürfte dieser Standal die Kolonialverwaltung Es ist dem Reichsverband mur darum zu tun, sein Lügenmaterial schwer kompromittieren! Solche Vorkomnisse erinnern denn um eine Nummer zu komplettieren. Spaßhaft ist die Entrüstung Major Fischer, der Vorstand der Bekleidungsabteilung doch geradezu an die Korruption der russischen Armeeverwaltung über die Frechheit, daß die Sozialdemokraten im Raiserhof" beim Oberkommando der Schußtruppen, ist in Unterwährend des russisch- japanischen Krieges!- eine Versammlung abgehalten haben. Ob das Lokal Kaiserhof" fuchungshaft genommen worden. Dem Berlinerl
oder„ Hühnerhof" heißt, ist uns ganz gleichgültig."