_S5cBer tzur TesiZSäftsordiiung): Die GeneMversammlimgmich doch durch einen Bcichlui; ihre Stellung zu dieser Angelegen-heit zum Ausdruck bringen. Es geht doch nicht, daß der eine Kreisdie betreffenden ausschließt und die anderen Kreise nicht.Vorsitzender O p p e l: Es ist kein Antrag hierzu gestellt. Jetzteben geht ein Antrag ein, den können wir aber nicht mehr berück-sichtigen, weil die Debatte geschlossen ist.Ein Antrag, die Debatte wieder zu eröffnen, Wird ab-gelehnt.Der fünfte Punkt der Tagesordnung lautetParteiangclcgenheiten.Juppenlatz führt hierzu aus: In der letzten Zeit hat nichtsmehr Staub aufgewirbelt, als die geheimen Abmachungen zwischenParteivorstand und Geiicralkommission. Daß die„Einigkeit" dieseAbmachungen veröffentlicht hat, das geschah mit gutem Recht und zudem Zweck, daß die Parteigenossen darüber diskutieren können.—Die Polemik, die sich an die Veröffentlichung knüpfte, hat nicht denKern der Sache getroffen. ES handelt sich vor allem um dieFrage, wie der Parteivorstand dazu kommt, mit der General-kommission geheime Abmachungen zu treffen, welche den Beschlußdes Jenaer Parteitages annullieren. Das ist der Kern der Sache,darauf ist man in der Polemik nicht eingegangen. Man hätte denParteivorstand zu anderen Erklärungen zwingen müssen, als die,welche Bebel zu der Sache abgegeben hat. Das war keine Auf-klärung, sondern ein Herumgehen um die Sache. Ist eS demokratisch,hinter verschlossenen Türen über wichtige Angelegenheiten Ab-maSungen zu treffen? Erst wird auf dem Parteitage ein Beschlutzefaßt, und dann wird er hinterrücks annulliert. Die Genossen des. Kreises, die sonst so radikal sein wollen, haben in dieser Sachenichts getan. Ohne die Veröffentlichung der„Einigkeit" hätte keinMensch eine Ahnung von dem gehabt, was der Parteivorstand mitder Generalkommission abgemacht hat. Der Parteivorstand muß sichrechtfertigen. � Was er in der Presse erklärt hat, das genügt nicht.Es kommt nicht darauf an, ob sich die Abmachungen auf die damaligeSituation bezogen, sondern vielmehr darauf, daß geheime Verab-redungen über eine wichtige Angelegenheit getroffen sind.W i e s n e r: Ich bin überzeugt, wenn man Ihnen das Pro-tokoll der Vorständekoufcrenz in die Hände gegeben hätte, dannwürde keiner mit dem einverstanden sein, was zwischen dem Partei«vorstand und der Generalkommission abgemacht ist. Essteht nun fest, daß der Parteivorstand das Protokoll Wochen-lang in Hände» hatte? er tat nichts dagegen, er hat alsodie Sache nicht für bedeutend gehalten. Hätte man die Verabredungbekanntgegeben, dann wäre eine Stimme der Entrüstung aus-gebrochen. Ich kritisiere hauptsächlich, daß man die Abmachungentraf und daß Parteigenossen, selbst Reichötagsabgeordnete dem zu«stimmten. Wenn man der Meinung ist, daß es so gemacht werdensoll, wie eS in dem Protokoll, steht, dann mußte man den Genossenund den Gewerkschaften sagen, so soll es gemacht werden. Als wirdas Protokoll hatten, fühlten wir uns verpflichtet, den Genossen zusagen, was los ist. Wenn die Führer bestimmen, ohne daß die Ge-nossen dabei mitzureden haben, so ist das eine Diktatur, die ich mirnicht gefallen lasse. Wir waren überzeugt, keine Infamie zu be-gehen. Der„Vorwärts" hat auch keine klare Stellung in der Sachecuommen. Anstatt zu sagen, wie er sich dazu stellt, hat er sich blocrausgeredet.P f a n n k u ch: Ich habe mich mit dem Genossen WIeSner nichtdarüber auseinanderzusetzen, was er mit der Konferenz der Vor-stände abzumachen hat. Nur auf das will ich eingehen, waS gegenden Parteivorstand gesagt worden ist. Wenn der Parteivorstand inder Lage gewesen wäre, das Protokoll zu verwenden, dann wäre eSgeschehen. Da die Generalkommissio» darauf besteht, daß dasProtokoll nicht veröffentlicht wird, so können wir nicht so illoyalsein, selbständig darüber zu verfügen. Wenn unser Autrag, dieVorstände zu befragen, ob sie mit der Freigabe des Protokolls ein-verstanden sind, ausgeführt und unS dann der Bescheid darüber zu-gestellt wird, dannn wird es an uns sein, zu beraten, was dann zugeschehen hat. Bis zur Stunde konnten wir nicht anders handeln,wir mutzten die Veröffentlichung unterlassen.— Juppenlatz hat ge-fragt, wie der Parteivorstand dazu kommt, mit der General-kommission geheim zu beraten. Ja, auf wie vielen Parteitagen istnicht beantragt und beschlossen worden, der Parteivorstand solle mitder Generalkommission nicht nur Fühlung suchen, sondern inFühlung bleiben, um Aktionen der Arbeiterklasse auf beiden Gebieten,der politischen und der gewerkschaftlichen Bewegung, gemeinsam aus-zuführen. EL sind nicht nur solche Anträge auf den Parteitagen an-genommen, sondern eS ist auch angeregt worden, noch eine Instanzneben Parteivorstand und Geiieralkonimission zu schaffen, welcheein gemeinsames Handeln auf politischem und gewerkschaft«lichem Gebiete durchführen soll. Geheim soll die Sitzunggewesen sein. Sie war im Bureau des Parteivorstandes. Sollenivir solche Sitzungen vielleicht auf dem Pariserplatz abhalten odersollen wir dazu eine öffentliche Versammlung nach einem großenSaale einberufen und angesichts�der Parteigenossen, soweit sie Platzfinden, die Sache besprechen? Gelviß, es sind ja schon Anforderungenin der Richtung gestellt worden, daß, weim der Parteivorstand etwasplant, er es den Genossen mitteilen soll, damit sie darüber mitredenkönnen. Aber das läßt sich doch nicht machen. Wollten wir sodie Parteigeschäfte führen, daß wir alles, was ivir zu unter-nehmen beabsichtigen, auf offenem Markte beraten und beschließen,dann würden unsere Gegner in der Lage sein, sofort mit einemGegenschlage zu antworten. Also nicht um geheime Sitzungenhandelt es sich, sondern der Parteivorstand hat ordnungsgemäß aus-geführt, was der Parteitag beschlossen hat. Der Parteivorstandwürde sein Verantwortungsgefühl verkennen, er würde nicht aufseinen Platz gehören, wenn er in einer Angelegenheit von großerTragweite nicht so handeln würde, wie er in diesem Falle gehandelthat. Solche Verhandlungen können nur unter den maßgebendenKörperschaften gepflogen werden und nur so, wie sie gepflogen sind.Aus den sogenannten Thesen, welche Silberschmidt nach demProtokoll angegeben hat. wird nun ein Strick gedreht, derParteivorstand und Bebel an der Spitze sollen den Stand«Punkt von Jena preisgegeben und sich bereit erklärt haben, die Pro-paganda des politischen Massenstreiks überhaupt zu inhibieren unddenselben für alle Zeit in die Rumpelkammer zu stellen. Das ist derspringende Punkt, die Niederträchtigteit, die Perfidie, die in dieserAnschuldigung liegt. Ich meine, der Parteivorstand, der durch dasVertrauen der Genossen auf seinen Posten gestellt ist, sollte doch soviel Vertrauen genießen, daß man das glaubt, was er in dieserSache erklärt hat. Ich gebe hier die ausdrückliche Erflärung ab:Der Parteivorstand mit Bebel an der Spitze steht nach wie vor aufdem Boden des Referats und der Resolution des Jenaer Parteitagesbezüglich des Massenstreiks. Um darüber keinen Zweifel zu lassen,ist dieser Punkt aus unserer eigenen Initiative auf die Tagesordnungdes Mannheimer Parteitages gesetzt. Schon aus diesem Grundesollten doch diejenigen, welche sich als Parteigenossen aufspielen undjetzt den Parteivorstand verdächtigen, sich sagen, daß man an der Er«klärung des Pnrteivorstandes nicht zweifeln darf. Zur Ehre derGeneralkommission muß ich sagen, sie hat nicht das Ausinnen anuns gestellt, daß der politische Massenstreik nicht propagiert werdensoll. Ich betone, die Aussprache war unverbindlich. Wir wollten nureine Sondierung vornehmen, wie sich die Gewerkschaften stellen würden,wenn der politische Massenstreik ln jener Siwation ausbrechen sollte.Es wäre eine Unterlassungssünde gewesen, wenn wir dasnicht getan hätten. Man ist auch auf Seite der Gcncralkommissionund der Gewerkschaften der Ueberzcugung, daß, wenn der Partei-vorstand den Augenblick für gekommen erachtet, den politischenMassenstreik zu proklamieren, die Geiverkschasten ohnmächtig wären,etwas dagegen zu tun. Also nach wie vor ist die Situation die:Die Parteileitung und Bebel an der Spitze halten selbstverständlichdie Beschlüsse von Jena für bindend und werden danach handeln.Der politische Massenstreik ist in unsere Rüstkammer aufgenommen, erIvird hervorgeholt, wenn er mit Aussicht auf Erfolg angewandtwerden kann. Das ist aber nur dann augebracht, wenn die Opfer, die beisolchem Kampfe gebracht werden müssen, den Preis wertfind den es zu erringen gilt. Der richtige Taktiker mußdie Mittel abwäge», die der Partei zur Verfügung stehen. Wennman jetzt damit krebsen geht, daß Mitglieder des Parteivorstandesihres Alters wegen nicht mehr genug Energie und Angriffsfreudig-keit besitzen, so sage ich: Auch der Parteivorstand mit seinen altenMitgliedern wird, wenn es um Kopf und Kragen geht, ebenso anIhrer Spitze stehen, wie in ruhigen Zeiten, wo es sich nur um dieVerwaltung handelte.(Beifall.)Ich könnte es nun als Infamie bezeichnen, wenn man sagt:Seht, was hinter den Kulissen vorgeht, wir haben sie gelüftet. WaSdem Parteivorstand vorgeworfen werden kann, ist, daß er das Proto-koll nicht gelesen hat. Die These 1 würde, wenn wir sie gelesenhätten, den schärfsten Protest hervorgerufen haben. Genosse Schmidtwird mir bestätigen können, daß unsere Abmachung mit der General-kommission nur für die preußische WahlrcchtSbewegung getroffen ist.Die damalige Situation schien uns nicht so, daß wir den ver-antwortungsvollen Schritt der Proklamierung des Massenstreikswagen konnten. Ja selbst die„Einigkeit" gibt doch zu, daß damalsdie Situation dem Massenstreik nicht günstig war.— Es ist niemandeingefallen, die Propagierung des Maffenstreiks für immer zu hindern.Der Parteivorstand hat so gehandelt, wie er in der damaligenSituation handeln mutzte. Hätte er anders gehandelt, dann würdendiejenigen recht hahen, welche jetzt sagen: Volk, wache über deineTribunen.(Beifall.)Z e g g l i n: Die Erklärung des Genossen Pfannkuch genügt mir per-sönlich, aber es müssen auch die Genossen beruhigt werden, die nicht hiersind. Wir haben den Parteivorstand nicht angegriffen, denn wirschrieben doch: Wenn Bebel das gesagt hat, was Silberschmidt ans-geführt hat, usw. Warum war die Abmachung geheim? Bebelsagte doch in Jena, wir haben nicht nötig, die Frage des Massen-streikS geheim zu verhandeln. Wir können verlangen, daß solche Ab-machungen den Arbeitern mitgeteilt werden. Wenn ein Mann wieRexhänier an den Verhandlungen teilnehmen konnte, dann haben diedeutschen Arbeiter erst recht das Recht, zu verlangen, daßihnen mitgeteilt wird, was da verhandelt ist.(Beifall.)Nach dem Protokoll sind auf der Konferenz der Vor-stände Aeußerungen gefallen, die einem Sozialdemokraten dieSchamröte ins Gesicht treiben müssen. Wir verlangen vomParteivorstand, daß er dem Ansturm der Generalkommission gegen-über stark bleibt. Wenn Elm sagte, man solle doch Gcwerkschafts-beamte nach dem Parteitag schicken und die ganze Gesellschaft fort-schicken, was ist das anders als Parteiverrat. Und Rexhäuser sagte,gebt doch den Kindern das Messer nicht in die Hand, dann könnensie sich nicht schneiden. Der„Einigkeit" sollte man für ihre Ver-öffentlichuug dankbar sein. Jetzt wird aber von allen Seiten aufihr herumgehackt. Auf dem Parteitag werden die deutschen Arbeitererfahren, daß es so ist, wie wir gesagt haben.(Beifall.)Ströbel: Ich habe»sich nur gemeldet, um die Augriffe gegenden„Vorwärts" zurückzuweisen. Genosse Wiesner sagt, der„Vorwärts" sei wie die Katze um den heißen Brei herumgegangen,andere Blätter hätten es besser gemacht, sie hätten Stellung ge«nommen. Hätte WieSner nur gesagt, welche Blätter er meint. Ichhabe sie alle gelesen. Keines hat sich mit der Frage des Massenstreiksso eingehend beschäftigt wie der„Vorwärts". Andere Blätter habendem Parteivorstand den Vorwurf gemacht, er habe abgewiegelt undgebremst zu einer Zeit, wo in den Arbeitermassen Stimmung fürden Massenstreik war. Dieser Ansicht ist aber die„Einigkeit" nicht.Sie stellt sich vielmehr auf den Standpunkt, daß im Frühjahr dieSituation für den Massenstreik nicht günstig war.— Der„Vorwärts"ist nicht wie die Katze um den heißen Brei verumgegangen, sondern er istmitten in die Sache hineingegangen. Allerdings hat der„Vorwärts" keingroßes Gewicht auf die Frage gelegt, ob der Parteivorstand einVerbrechen dadurch begangen habe, daß er das Protokoll nicht gelesen hatte. Der Kernpunkt war der, zu untersuchen, ob die Blätterrecht hatten, welche dem Parteivorstand vorlvarfen, er habe im Früh-jähr die Situation nicht richtig gewürdigt. Ferner galt eszu untersuchen, ob Bebel den Standpunkt seines JenaerReferats und der Resolution verlassen habe. Diese Fragenhat der„Vorwärts" eingehend behandelt. Er hat aus-geführt, der Beschluß von Jena verlangt nicht, daß derpolitische Massenstreikschonmorgen ausgeführt werde.„Gegebenenfalls"soll er angewandt werden. Die Umstände, unter denen von derWaffe des Massenstreiks Gebrauch gemacht werden soll, mußten alsoeingehend erlvogen und reiflich diskutiert werden. Es gibt jaGenossen, welche meinen, wir müßten vorgehen ob wir siegen odernicht. Diese haben recht, wenn sie auf den Parteivorstand los-schlagen und die Taktik der Partei kritisieren. Aber daran hatvon uns hier wohl niemand gedacht, daß wir das preußische Wahl-recht nur so hinwegfegen können. Erfolge hat unsere Protest-bewegung trotzdem gehabt. Nun ist gesagt worden, der Partei-vorstand wollte ja den Massenstreik nicht einmal propagieren. Ja, in einersolchen Situation, wie sie im Frühjahr herrschte, wäre propagierengleichbedeutend gewesen mit proklamieren und inszenieren. DieserVorwurf gegen den Parteivorstand ist also hinfällig. Die„Einigkeit"sagt, der Parteivorstand hätte sich nicht mit der Generalkommissioneinlassen sollen, denn die Situation sei ja dem Massenstreik nichtgünstig gewesen, eS habe also keine Veranlassung vorgelegen, Ab-machungen über den Massenstreik zu treffen. Ich sage, es verdientAnerkennung, daß der Parteivorstand so vorsichlig war, auch mit derMöglichkeit eines Massenstreiks zu rechnen und für diesen Fall Vor-kehrungen zu treffen. Daß der Parteivorstand nicht für alle Zeit,sondern nur in der damaligen Situation den Massenstreiknicht propagieren wollte, ist uns erklärt. ES wäre auch eineDummheit gewesen, die man dem Parteivorstand nicht zutrauenkann, wenn er zu der Generalkommission gegangen wäre, um ihrzu sagen, daß er seine Meinung über den Massenstreik geänderthabe.— Die Redaktion des„Vorwärts" steht, seit sie daS Protokollder Vorständekonferenz kennt, auf dem Standpunkte, daß daS, wasda über Partei und Gewerkschaft verhandelt worden ist, der Oeffent-lichkeit unterbreitet lvcrden muß. Der Parteivorstand ist derselbenMeinung, er hat sich deshalb an die Generalkommission wegenFreigabe des Protokolls gewandt. Daß diese Rücksicht geboten ist,das muß jedem Genossen klar sein, der nicht Zwietracht,sondern Einigkeit zwischen Partei und Gewerkschaften wünscht.Die Frage Partei und Gewerkschaft muß erörtert werden, ebensoder Massenstreik.— Wer nicht Buchstabenklauberei treibt, der mußdie Haltung des Parteivorstandes billigen.R ö b e r: Die Erklärung des Genossen Pfannkuch kann unSvollständig zufrieden stellen, lieber daS Verhältnis zwischen Ge-werkschaftSführern und dem Parteivorstand darf die Diskussionnoch nicht abgeschlossen werden. Der Erklärung Bebels habeich von Anfang an geglaubt, lediglich deshalb, weil eswidernatürlich wäre, wenn der Mann, der seit einemMenschenalter auf dem linken Flügel der Partei steht, sichjetzt auf die rechte Seite stellen sollte. Die„Einigkeit"hätte vor ihrer Veröffentlichung den Parteivorstand fragen sollen, obdas, waS im Protokoll steht, richtig ist. Der„Einigkeit" ist außerdemder Vorwurf zu machen, daß sie den Artikel von Kleinlein auf-genommen hat. Das ist der schwerste Vorwurf, der die„Einigkeit"trifft. Ich bin aber nicht einverstanden mit der Hetze, die jetzt gegendie Lokaliften betrieben wird. Diese Hetze geht von einzelnen Ge-werkschaftSführern auS, sie beweist, daß dieselben kein gute? Ge-wisien haben, darum»wollen sie die Aufmerksamkeit auf die Loka-listen lenken. Die Berliner Genossen find nicht gewillt, sich voneinzelnen Gewerkschaftsführern Knüppel zwischen die Beine werfenzu lassen. Diese Meinung soll in Mannheim zum Ausdruck kommen.Robert Schmidt: Der Vorredner wünscht Klarheit zwischenParteivorstand und Gewerkschaftsführern. Nach Pfannkuchs Aus-ühruugen kann man doch annehmen, daß Klarheit besteht und daßdie Unklarheit auf der anderen Seite ist. Ich bin erstaunt, daß manden sogenannten Thesen eine Deutung gegeben hat, an die wederder Parteivorstand noch die Generalkommission gedacht haben. Eswäre ja unglaublich, daß der Parteivorstand zur Generalkommissiongeht und ihr sagt, er werde für alleZeit den Massenstreik nichtpropagieren.Solche Dummheit, ja solchen Parteiverrat kann der Parteivorstand dochnicht begehen. Der Parteivorstand hat zugegeben, daß er die JenaerResolution nicht so auslegt, wie sie manche Genossen auslegen. Mitgutem Recht kann der Parteivorstand sagen, er hat auf Grund derJenaer Resolution zu prüfen, wann die Situation für die Anwen-dttug dkS MaffmftrttkS gekommen ist. Mmiche Geooffen meine» io»solche Situation sei schon dagewesen. Aber in allen Fällen, wo sichder Parteivorstand mit der Frage der Anwendung des Massenstreikszu beschästigen hatte, so bei der Wahlrechtsbewegung in Hamburg und inSachsen, hat der Parteivorstand die Situation nicht für günstig gehalten.Als die Besprechung zwischen Parteivorstand und General-kommission stattfand, da waren nach meiner Auffassung dieseMeinungsverschiedenheiten nicht mehr vorhanden.— Ich meine, dieSituation zur Zeit der Wahlrechtsbewegung in Preußen war nichtgeeignet für den Massenstreik. Auf Seite der Gewerkschaften warkein Grund, dem Parteivorstand in den Arm zu fallen, wenn er dieAnwendung des Massenstreiks für nötig hielt. Das ist auch derStandpunkt der Generalkommission, daß die Führung eines politischenMassenstreiks der Parteivorstand haben muß und niemand anders.Wenn wir in der Generalkommission dem Massenstreikauch nicht sympathisch gegenüberstehen, so erfordert es dochdie Pflicht, den Massenstreik zu unterstützen, wenn ihnder Parteivorstand proklamiert. In solchen Augenblicken kann eSdie Gewerkschaft gar nicht verantworten, wenn sie die Partei nichtunterstützen wollte. Ich hätte deshalb auch gegen die Thesen ge»sprachen, wenn ich bei der Besprechung zugegen gewesen wäre, denndas kann gar nicht sein, daß wir auf gewerkschaftlicher Seite derPartei in den Rücken fallen.Hier ist gesagt worden, der Ansturm der Generalkommission gegenden Parteivorstand soll abgewehrt werden. Nun, im Parteivorstande istniemand, der vor der Generalkommission ins Mauseloch kriecht, und wirin der Generalkommission stehen auch unseren Mann.— Man hat indiese Angelegenheit Differenzen hineingetragen, die nicht vorhandensind. Wir sind durchaus loyal verfahren. Der Parteivorstand istan»ms herangetreten, um zu erfahren, ivelche Stellung die Gewerk-schaften im Falle eines Massenstreiks einnehmen. Dabei hat Bebeldie bekannten Vorschläge gemacht. Viel wichtiger wie die erste Thesesind für mich die anderen fünf, in denen die Haltung der Gewerk«schaften bei einem Massenstreik festgelegt wird. Selbstverständlichbezogen sich die Abmachungen nur auf gegenwärtige Verhältnisse.Wir haben die Gewißheit erlangt, daß der Parteivorstand nichtzu denen gehört, die mit allen Mitteln auf den Massenstreik hin-arbeiten.Hören Sie nun endlich auf mit den Beschuldigungen undLästerungen der Partei- und GewerlschaftSinstanzen, die ganz un-haltbar sind.— In dem Protokoll sind ja manche Bemerkungenenthalten, von denen ich lieber gesehen hätte, wenn sie nicht gemachtworden wären. Aber es kommen doch auf jedem KongreßAeußerungen vor, die nicht zu billigen sind. Aber alles das istnoch lange nicht so schlimm, als wenn jetzt in einer Versammlunggesagt wird, wie es kürzlich bei den lokalistischen Bau-arbeiten! geschehen ist: das Gewerkschaftshaus ist eine Er-ziehungsanstalt für Lumpen.— Die Bekanntgabe des Protokollshaben wir nicht zu fürchten, möglich, daß eS freigegeben wird.Aber durch die Intrige der„Einigkeit" lassen wir uns nicht zwingen.Ebenso wie die Partei müssen auch die Gewerkschaften für sich dasRecht beanspruchen, gewisse Dinge in internen Kreisen zu besprechen.Die Klarstellung dessen, was Bebel gesagt hat, kann nicht durchdritte erfolgen. Dazu ist der Parteitag der Ort, wo sich die Be-teiligten gegenüberstehen. Dort kann in persönlicher Aussprache fest-gestellt werden, was gesagt worden ist. So lauge können wir warten.Bis dahin geht weder die Partei noch die Gewerkschaft zugrunde.Nach der Haltung des„Vorwärts" und den heutigen Aus-fübrungen Ströbels glaube ich, daß der„Vorwärts" in der Fragedes Massenstreiks eine ruhigere Taktik einschlagen wird, als er esnach dem Jenaer Parteitage getan hat. Ich hoffe, daß der Zwistaufhört und daß ein ruhiges Zusammenarbeiten zwischen Partei undGewerkschaft möglich sein wird.—Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird gestellt und damitbegründet, daß weiteres Reden über diese Sache zu nichts führe;Klarheit könne nur der Parteitag schaffen.— Weber spricht gegenden Schlußantrag. Die Debatte über diese wichtige Angelegenheitsolle Klarheit schaffen über das Verhältnis zwischen Partei undGewerkschaft.— Der Schlußantrag wird angenommen. Dann er-folgt die Abstimmung über die nachstehenden Resolutionen:Die Generalversammlung spricht dem Parteivorstanbe inSachen seiner Stellungnahme zum politischen Massenstreik ihrvolles Vertrauen aus, sie ersucht aber die Generalkommission imInteresse beider Organisationen um Freigabe des Protokolls derVorständekonferenz. Hesse.Die Generalversammlung ist der Ansicht, daß der Massen«streik eine Waffe im Emanzipationskampfe der Arbeiter ist. Sieerwartet, daß der Mannheimer Parteitag in demselben Sinne wieder Jenaer Parteitag beschließen wird. Die alsbaldige Veröffent-lichung des unverkürzten Wortlautes des Februarprotokolls derVerbandsvorstände über„Partei und Gelverlschaft" hält sie imInteresse der Partei für geboten.Stadthagen. Liesegang. Sonnenburg.F r e i w a l d t. Grauer.Die erste Resolution wird gegen etwa S Stimmen, die zweitegegen 2 Stimmen angenommen.Beim letzten Punkt der Tagesordnung: Verschiedenes beantragtPhilippsohn:Die Generalversammlung möge beschließen, den Beschluß desö. Kreise« betreffend Ausschließung derjenigen Arbeiter, welche am1. Mai in Betrieben, wo mit Majorität Arbeitsruhe beschlossenwurde, gearbeitet haben, sich zu eigen zu machen.P h i l i p p s o h n empfiehlt den Antrag. Hackelbusch sprichtgegen denselben. Die Anuahme des Antrages würde bedeuten, daßsich die Generalversammlung des Verbandes über die einzelnenKreise hinwegsetzt. Wir sind nicht ein Wahlverein für Groß-Berlin,sondern ein Verband der Wahlvercine, und haben nicht daS Recht,Beschlüsse der einzelnen Kreise zu korrigieren.Nachdem noch Ritter und Halfter gegen den Antrag ge-sprachen hatten, wurde derselbe mit 424 gegen 28S Stimmen angenommen.— Einstimmige debattelose Annahme fand folgendeResolution:Die Generalversammlung nimmt erneut Anlaß, den kämpfendenBrüdern in Rußland ihre vollste� Sympathie auszusprechen. Sieerblickt in dem neuesten Vorstoß der Zarenknechte die letzten Atem-züge der schändlichsten politischen und wirtschaftlichen Herrschaft.die je bestanden hat. Sie verspricht auch weiterhin die kämpfendenProletarier Rußlands ideell und materiell zu unterstützen und er-hofft und wünscht ihren baldigen Sieg. G r u n w a l d.Vors. E r n st: Die Generälversammlung hat erfreulicherweisein vollster Ruhe und Sachlichkeit die ParteiangelegenheitenGroß-Berlins erledigt. Unsere Organisation ist ausgebaut, jetztgilt e« die Massen zu schulen, unsere Mitglieder zu zielbewußtenKämpfern zu machen und neue Genossen zu werben. So werdenwir zu neuen Kämpfen, zu neuen Siegen gelangen. Ich schließedie Versamnilung mit dem Rufe: Die internationale Sozialdemokratielebe hoch!Die freie Verellllgung der ßrMkenkllssekder Provinz Brandenburg hielt am Sonntag im Bcv-liner Gewerljchaftshause ihre dritte Jahreskonfcrenzab. Anwesend waren 83 stimmberechtigte Delegierte der Provinz-lassen, die öl OOO Mitglieder vertraten; außerdem waren 44 Wer-liner Kasten durch Delegierte mit beratender Stimme vertreten-Den Geschäftsbericht der Verwaltung gab der VorsitzendeS i m a n o w sk i- Berlin. Demnach hat sich die Zahl der derVereinigung angeschlossenen Kassen in der�Provinz im letzten Jahrevon l3 auf 30 vermehrt, die einen Bestand von rund 70 000 Mit»gliedern aufweisen. HisiSU kommen da noch 40 Kassen der nächstenVororte von Berlin, die jedoch aus örtlichen und geschäftlichenGründen der Berliner Zentralkommission angeschlossen sind. Imganzen sind somit in der Provinz Brandenburg(außer Berlinjj70 Krankenkassen mit zirka 184 000 Mitgliedern organisiert. Eingutes Resultat, wenn man in Betracht zieht, daß die Organisationerst zwei Jahre alt ist. und daß die Aufsichtsbehörden. Landräteund Regierungspräsidenten noch stets ihren Einfluß gegen einenderartigen Zusammenschluß der Kassen geltend gemacht haben. EsMt Sit esJBßttM/ t>aß fich dewssM glich to gvHte Tai m voch