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Nr. 175. 23. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Partei- Angelegenheiten.

An die Parteigenossen Berlins und der Provinz Brandenburg . An die Parteigenossen Berlins und der Provinz Brandenburg . Die neue Lokalliste erscheint Mitte August, und zwar wird fich dieselbe von jetzt ab über die ganze Provinz Brandenburg er Strecken, d. H. soweit Meldungen bis zum weiter unten angegebenen Termin eingehen, werden dieselben aufgenommen. Bei dieser Ge­legenheit ersuchen wir die Parteigenossen, nachfolgendes genau zu beachten. Alle zuschriften, Mitteilungen usw. aus den einzelnen Kreisen sind nur durch die unten angegebenen Genossen an den Ob­mann der Kommission zu richten und nicht direkt an die Redaktion des Vorwärts". Es ist dies schon wieder­holt bekannt gegeben worden, leider wird es jedoch immer noch zu Alle Aenderungen resp. Neuaufnahmen zur neuen Liste müssen bis spätestens Sonntag, den 5. August, in Händen der nachverzeichneten Genossen sein:

wenig beachtet.

Straße 24.

mannstraße 29.

Selchowerstr. 22.

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erwarten.

Dienstag, 31. Juli 1906.

Die Mittel, die bei dem Kampf gegen die Säuglings- Garten. Der Firma Cyklop, Pantstraße, ist dort die Lieferung sterblichkeit vorgeschlagen worden sind und angewendet werden, und Montierung der eisernen Dachkonstruktion übertragen. Zwei find gewiß nicht ganz wirkungslos und verdienen Beachtung. bei derselben beschäftigte Arbeiter, Parwelsti und Hofta, im Alter Aber eine nachdrückliche Abwehr dieses Würgeengele bon 18 und 21 Jahren, waren um die genannte Zeit damit be tann man von der heutigen Gesellschaft nicht biente, zu ändern. Das geschah in einer Höhe von ungefähr 20 schäftigt, die Lage einiger Kreuzhölzer, welche ihnen als Rüstung den Fesseln des Sapitals fann uns die Voraussetzungen und in einer Fläche von 5 Meter breit und 12 Meter lang nicht ab. Nur eine Befreiung der Arbeiterklasse aus bis 22 Meter über dem Erdboden und über einem Raum, welcher Bedingungen schaffen, ohne die ein wirksamer, erfolgreicher gedeckt ist. Diesen Raum überdeckten in seiner Breite drei Kreuz Kampf gegen die Säuglingssterblichkeit nicht möglich ist. Die hölzer. Die Veränderung der Lage der Hölzer ging in der Weise vielen Hunderte von Kindergruften, die jetzt wieder des Toten vor sich, daß auf jeder Seite ein Mann stand, und zwar einer, gräbers Schaufel da draußen auf den Friedhöfen der Massen- welcher auf dieser Seite an dem Kreuzholz schob, während der gemeinden aufwirft, die vielen Hunderte fleiner Hügel, die andere auf jener Seite an demselben in Reiterstellung zog, um es über den Särgen sich wölben, sind eine stumme und doch so weit hinübergezogen worden sein, so daß der eine beim Nach auf jene Seite hinüberzuziehen. Nun muß das Holz plötzlich zu beredte Mahnung, eine schwere Anklage gegen die greifen das Gleichgewicht verloren hat und in die Tiefe stürzte. moderne Gesellschaft, die ihrem Moloch Kapital Dadurch, daß nun das Holz auf der einen Seite feinen Stüßpunkt diese Menschenopfer bringt.

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mehr hatte, tam auch der andere Arbeiter in der üblichen Reiter­stellung, welche beim Transport schwerer Hölzer und Eisen an gewendet wird, in eine gefährliche Lage, indem das Holz auf dem einen Ende herunterfiel und den Arbeiter als Reiter mit in die Tiefe riß, wobei er auf den unten liegenden Arbeiter fiel. P. war fofort tot, während der andere auf dem Transport nach dem Krankenhaus verstarb.

mangelhaften Rüstung und Abdeckung zuzuschreiben. Wäre in dem Die Schuld an dem Unfall ist wohl, wie fast überall, der Raum eine Langrüftung vorhanden gewesen, so wäre das Unglück nicht so groß geworden. Zu bemerken ist noch, daß erst 10 Minuten nach 8 Uhr ärztliche Hülfe erschien und 8 Uhr 20 Minuten der Wagen nach der Unfallstation fuhr. Die Leiche des P. ist erst nach 11 Uhr von dem Unglücksort weggeholt worden. So lange hat dieselbe verdeckt dort gelegen.

Für den I. Wahlkreis an den Genossen Jakob Ege, Roßstr. 23. Aus dem Erziehungshause ins Irrenhaus? Das Berliner Für den II. Wahlkreis an den Genossen Heinrich Schröder, Kreuz- Tageblatt" ist ungehalten darüber, daß wir nicht kritiklos hin­bergstraße 15. genommen haben, was es über die Ueberweisung von Fürsorge­Für den III. Wahlkreis an den Genossen Karl König, Jahn- 3öglingen des Erziehungshauses Lichtenberg an die Epileptiker­anstalt Wuhlgarten bezw. an die Frrenanstalt Herzberge zu er­Für den IV. Wahlkreis an den Genossen Karl Rott, Straß bei den Moſsemännern des B. T." nie ganz sicher sein darf, daß zählen wußte. Ja, das konnten wir schon deshalb nicht, weil man Für den V. Wahlkreis an den Genossen Friedrich Rausch, sie auch selber wissen, wovon sie reden. Es ist noch nicht gar so Winsstraße 12. lange her, da schmähte dieses Freisinnsorgan über die Pracht des Für den VI. Wahlkreis an den Genossen Nichard Henschel, Kreishauses für Niederbarnim , über die Kosten der Unterhaltung Wollinerstraße 51. dieses Gebäudes und über deren Bedeutung für den Etat des Für Teltow - Beeskow an den Genossen Karl Rohr, Rigdorf, Kreiſes Niederbarnim . Doch es ergab sich, daß das" gut unter­richtete" Blatt zwar den Etat von Niederbarnim , aber das Kreis­Für Nieder- Barnim an den Genossen Robert Rieck, Rummels­haus für Teltow gemeint hatte. In der jetzt vorliegenden An­burg, Kantstr. 22. gelegenheit bleibt das B. T." dabei, daß es" gut unterrichtet" sei. Die Abbruchsarbeiten im Scheunenviertel werden nunmehr Auch die Behauptung, es müsse in mehreren Fällen der Anstalts- fortgesetzt und fallen zunächst die Häuser Linienstraße 15 und 16 wechsel in der Tat geradezu als Maßregelung bezeichnet und Lothringerstraße 110 und 109. Die beiden letzteren, weit in werden," wird nicht zurückgenommen. Siernach wird hoffentlich die Straßenflucht hineinragenden Grundstücke enthalten noch Reste die Waisenverwaltung gegen den beschuldigten Arzt, dem das der alten Stadtmauer, welche hinter der Linienstraße entlang B. T." borwirft, er habe Fürsorgezöglinge ins Irrenhaus gestedt, führte. Durch die Freilegung der Grundstüde wird die endgültige um sie zu maßregeln, schleunigst eine Untersuchung einleiten. Regulierung der Lothringerstraße in der Gegend des Prenzlauer und vermutlich wird auch die Staatsanwaltschaft es als ihre Pflicht Tores endlich ermöglicht werden. ansehen, zu prüfen, ob nicht das, was nach der Behauptung des B. T." der Arzt getan haben soll, gegen die Gefeße ver­Ein schwerer Automobilunfall, wobei drei Personen erheblich stößt. Der Schwaz des B. T.", der Vorwärts" sei offenbar über die Vorgänge vor und hinter den Kulissen des modernen verlegt wurden, hat sich gestern abend in der 10. Stunde in der Irrenhauses sehr mangelhaft unterrichtet," lohnt kaum einer Er- Hochstraße ereignet. Der Chauffeur Lachmann aus der Kant­widerung. Die getränkten Moffemänner tun so, wie wenn sie die straße 81 war mit einem Kraftwagen, auf dem sich zwei erwachsene Tendenz unseres Artikels nicht tapiert hätten. Sie suchen die Personen und ein Knabe befanden, die Hochstraße entlang gefahren, Diskussion auf ein anderes Gebiet hinüberzuspielen und möchten als in der Nähe der Eisenbahnunterführung plößlich die Steuerung ihre Lefer glauben machen, daß dem Vorwärts" die Mißstände versagte. Der Chauffeur verlor dadurch die Gewalt über den des modernen Jrrenwesens unbekannt seien. Alle Mißstände und Wagen und mit voller Wucht sauste das Automobil gegen einen Für den Kreis Ruppin- Templin an den Genossen Paul Dobrohlaw, Mißbräuche ändern nichts an der Tatsache, daß in den Erziehungs- Baum und wurde umgeschleudert. Außer dem Knaben, der glück­häusern geistig kranke oder doch geistig minderwertige Zöglinge licherweise zwischen dem Polstersitz eingeklemmt war, wurden die Für den Kreis Brandenburg- Westhavelland an den Genossen stecken, und entkräften nicht die Forderung, daß einmal ein sach- Insassen sämtlich auf den Fahrdamm geworfen und blieben dort Herm. Fischer, Schöneberg , Gothenstr. 36. Für den Kreis Ober- Barnim an den Genoffen Karl Liesegang, kundiger und pflichtbewußter Irrenarzt in die Erziehungshäuser bewußtlos liegen. Sie hatten alle schwere Verletzungen sowie innere Erschütterungen erlitten und mußten nach der Unfallstation Dber- Schöneweide, Edisonstr. 48. Wir richten speziell an die örtlichen Kommissionsmitglieder der Die Fahrkartensteuer. Zum 1. August tritt bekanntlich die in der Badstraße gebracht werden. Das Automobil wurde durch Broving das dringende Ersuchen, bei Einsendung ihrer Meldungen Fahrkartensteuer in Kraft. Wir glauben, nachdem diese kultur- den Anprall fast vollständig demoliert. obigen Termin genau zu beachten, um die Herausgabe einer voll- feindliche Steuer bereits hinlänglich gekennzeichnet ist, nicht not­ständigen Liste zu ermöglichen. wendig zu haben, längere Betrachtungen anzustellen. Wir wollen deshalb unsere Leser noch einmal kurz mit den Steuersätzen ver­traut machen.

Für Botsdam- Ofthavelland an den Genossen Karl Linz, Für die Kreise Sorau - Forst, Frankfurt - Lebus an den Genossen Albin Schuster, Straßmannstr. 2. Für die Kreise Salau- Ludau, Bauch- Belzig an den Genossen Fritz Zinte, Reichenbergerstr. 128. Für die Kreise Kottbus- Spremberg, Guben - Lübben an den Ge­noffen Karl Gehrmann, Naunhustr. 22. Für die Kreise Schwiebus , Ost- West- Sternberg an den Genossen D. Seifel, Kronprinzenstr. 50. Für die Kreise Landsberg - Soldin, Königsberg Nm. an den Ge­nossen J. Jansen, Pintschstr. 22. Für die Kreise Prenzlau - Angermünde , Friedeberg- Arnswalde an den Genossen L. Zucht, Seibelstr. 42. Für die Kreise Ost- und Westpriegnitz an den Genossen Karl Schulz, Pappel- Allee 5.

Eberswalderstr. 1.

Nach dem 5. August einlaufende Meldungen tönnen nicht mehr berücksichtigt werden. Die im Verbreitungsgebiet der Lokalliste erscheinenden Partei­blätter werden um Abdruck ersucht.

Der Obmann der Lokalkommiffion Richard Henschel, N. 28, Wollinerstraße 51 II. Achtung! Fünfter Wahlkreis! Alle Genossen des Kreises, welche das Mitgliedsbuch des Wahlvereins noch nicht umgetauscht haben, werden dringend gebeten, die Bücher zum Umschreiben an den Kassierer des Vereins, Genossen Karl Kirste, Berlin NO. 43, Seibel­straße 9a, Hof IV, einzusenden. Der Vorstand.

Bankow. Heute abend 1/29 Uhr findet im Gesellschaftshaus des Herrn Roczycki, Kreuzstr. 3/4, die Versammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Vortrag des Genossen Stubig über: Das Wesen der Wertzuwachssteuer". 2. Bericht aus der Gemeindevertretung. 3. Bericht von der Generalversammlung Groß­Berlins. 4. Vereinsangelegenheiten und Verschiedenes. Gäste sind willkommen. Um zahlreiches und pünktliches Erscheinen ersucht Der Vorstand.

Berliner Nachrichten.

Menschenopfer.

Die Säuglingssterblichkeit ist in Berlin - wie in allen bedeutenderen Induſtrieorten, die eine zahlreiche Arbeiterbevölkerung haben das ganze Jahr hindurch nicht gering. Aber wenn der Sommer kommt, dann nimmt sie hier noch ganz außerordentlich zu, und vollends im Hochsommer steigt die Zahl der Säuglingssterbefälle alljährlich auf eine er. schreckende Höhe. In Berlin sterben im Jahre rund 10 000 Kinder des ersten Lebensjahres, davon 3000 in den beiden heißesten Monaten. Auch in diesem Jahre ist mit der fort schreitenden Erhöhung der Temperatur die Zahl dieser Opfer wieder rasch angeschwollen. Die Totengräber der riesigen Friedhöfe, die für die Kirchengemeinden der von Arbeitern be­wohnten Außenviertel der Stadt bestimmt sind, wissen davon zu erzählen, wie jetzt bei ihnen in den Kinderabteilungen Tag für Tag sich Grab an Grab reiht und Hügel neben Hügel sich wölbt.

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hineinleuchten sollte.

Die Steuer beträgt für Karten 3. Klasse von 60 Pf. bis 2 M. 5 Pf., von 2-5 M. 10 Pf., bon 5-10 m. 20 f., bon 10-20 m. 40 Pf., von 20-30 M. 60 Pf., bon 30-40 M. 90 Pf., von 40-50 m. 1,40 M., von 50 M. an 2 M. In der 2. Klasse betragen die Säße das Doppelte, in der 1. Klasse das Vierfache, mit Ausnahme der Beträge von 40-50 m., wo sie 2. Klasse 10 Pf., 1. Klasse 40 Pf. weniger betragen. Frei sind Karten unter 60 Pf., Militär-, Schüler- und Arbeiterkarten, ferner die 3. Klasse, wenn sie nicht mehr als 2 Pf. für das Kilometer kostet und wo es teine 4. Klasse gibt. Zufaßtarten, z. B. für D- und L- 3üge, sind frei, nicht aber Busazkarten zum Uebergang in eine höhere Klasse.

werden.

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Auf der Straßenbahn sind die Einzelbilletts a 10 und 15 Pf. sowie Arbeiter und Schülerkarten von der Steuer frei. Die Monats- und Jahresabonnements dagegen müssen versteuert Für die Große Berliner Straßenbahn und die westlichen und südlichen Vorortbahnen ist folgender Tarif festgesetzt worden: Die Monatstarten für 7,50 und 10 M. erhöhen sich um je 20 Pf.; die Karten für 13, 15, 16 und 20 M. um je 40 Pf. Die Abonne­ments für 25 und 30 M. erhöhen sich um je 60 Pf. Das Abonne­ment auf der westlichen Linie, Lintstraße- Schmargendorf, das bisher 5,50 M. tostete, erhöht sich auf 5,70 M. Die Jahreskarte der Westlichen Vorortbahn, Zoologischer Garten- Wilhelmsaue, die bis jetzt 35 M. foſtet, erhöht sich auf 35,90 M. Monatstarten auf der Berlin - Charlottenburger Straßenbahn für 3, 4 und 5 M. find mit je 10 Pf. Steuer, die Karten zu 6, 7, 8, 9 und 10 m. mit je 20 Pf. und das Abonnement zu 12 M. mit 40 Pf. besteuert. Auf den Linien der städtischen Berliner elettrischen Straßenbahnen Behrenstraße- Treptow und Mittelstraße- Pankow Niederschön­ hausen gestalten sich die Fahrpreise wie folgt: Bei den Fahrkarten zum Preise bis 2 M. tommt eine Steuer von 5 Pf. hinzu, bei einem Preise von 2-5 M. eine Steuer von 10 Pf. und über 5 M. eine Steuer von 20 f.

Unglüdsfälle im Straßenverkehr.

Von einem Automobilomnibus überfahren und schwer verletzt

wurde gestern der Kutscher Albert Franz von der Allgemeinen Berliner Omnibusgesellschaft. F. war auf dem Depot in der Usedomstraße beschäftigt, und als gestern morgen ein Automobil­omnibus aus dem Depot herausfuhr, wurde der Kutscher von dem= selben umgerissen und überfahren. Er erlitt einen komplizierten Armbruch.

Bom Hitschlage getroffen. Auf der Straße ist gestern der 50jährige pensionierte Kriminalwachtmeister Rudolf Breifert aus der Breitestraße 3 vom Tode überrascht worden. B. ging durch die Bellealliancestraße und brach vor dem Hause Nr. 76 plößlich zu­ſammen. Passanten brachten ihn nach der nahen Unfallstation, doch starb er bereits auf dem Transport an den Folgen eines Hizschlages. Die Leiche wurde in das Schauhaus eingeliefert.

Rätselhafter Leichenfund. Aus dem Potsdamer Hafen am Auf der Stadtbahn kommen fast nur die Monatsfahrkarten für die Steuer in Betracht. Diese Karten 3. Klasse auf der Stadt- Schöneberger Ufer wurde am Sonntag die Leiche des 27jährigen und Ringbahn kosten vom nächsten Monat ab 3,10 M.( bisher 3 Bootsmannes Emil Trubach aus Zerpenschleuse gelandet, und eine Mark), die seither zu 4,50 M. abgegebenen fosten 4,60, die Monats- Reihe verdächtiger Begleitumstände sprechen dafür, daß T. den Tod durch dritte Hand gefunden hat. Am Sonnabend abend gegen farten 2. Klasse anstatt 4,50 vom 1. August 4,70 M. 8 Uhr war die Bootsmannsfamilie Trubach auf einer Frachtzille der Vereinigten Berliner Mörtelwerke, von Hoherlehme kommend, Etwa eine halbe Stunde im Potsdamer Hafen eingetroffen. später verließ, der junge Trubach den Kahn, um sich das Leben und Treiben in den Straßen anzusehen. Die Eltern wunderten sich darüber, daß ihr Sohn im Laufe des Abends nicht nach der Bille zurückkehrte. Auch die ganze Nacht hindurch warteten sie ver­geblich auf das Eintreffen des Vermißten. Am Sonntag morgen wurde auf dem benachbarten Kahn, von welchem der Mörtelkahn durch ein übergelegtes Brett zu erreichen ist, die Müße und die Primdose des 2. aufgefunden. Bei einer Abfuchung des Hafens wurde dann gegen Mittag zwischen den beiden Fahrzeugen die Leiche des jungen Mannes entdeckt. Das Portemonnaie, in dem sich einige Mart befunden hatten, fehlte. Ob nun T. beraubt und dann gewaltsam ins Wasser gestoßen ist, konnte noch nicht fest­gestellt werden. Für diese Annahme sprechen die Aussagen des Schifferpaares Pietsch vom Nachbarkahne. P. gab der Polizei gegenüber an, daß in der Nacht drei gefährliche Mannspersonen auf seinem Kahn übernächtigt hätten. Frau P. hatte dieselben an der Stelle des Kahnes beobachtet, an der die Müße und Primdose gefunden wurden. Es ist jene Stelle, die der junge Mann passieren mußte, um nach der Zille der Eltern zu gelangen. Es wird nun angenommen, daß T. in dem Augenblick, als er über das zwischen den beiden Fahrzeugen befindliche Brett schritt, durch einen hinter= rüds geführten Schlag betäubt und dann ins Wasser gestoßen worden ist. Wäre der junge Mann verunglückt, jo hätte er sich zweifellos retten fönnen, da er ein vorzüglicher Schwimmer war. Die Annahme, daß er vielleicht in der Trunkenheit ins Wasser ge= fallen sein könnte, halten die Angehörigen für ausgeschlossen. Nachdem an Ort und Stelle der Tatbestand aufgenommen worden war, wurde die Leiche polizeilich beschlagnahmt und zur Obduktion in das Schauhaus eingeliefert.

Der Bevölkerungsstand von Berlin betrug nach den Ermittelungen des Statistischen Amts am Ende des Monats Juni 1906 2060 777, darunter 997 965 männliche und 1062 812 weibliche Personen. Im Juni dieses Jahres zogen 18 255 Personen zu und 16 069 ab, im Mai dieses Jahres 21 238 zu und 16 170 fort, im April dieses Jahres 38 102 zu und 26 916 weg und im März dieses Jahres 22 759 zu Die legten Jahre haben uns ja in Berlin mancherlei und 26 142 ab. Der Zuzug überstieg also in den letzten Monaten Bestrebungen gebracht, die auf Verminderung der Säuglings- mit Einschluß von Februar und Januar dieses Jahres den Abzug, sterblichkeit abzielen. Aber der Erfolg, den man verheißen nur im Monat März dieses Jahres war der Abzug größer als der hat, soll erst noch kommen. Die Statistik der Säuglings- Buzug.

sterblichkeit zeigt, daß lediglich mit Beschaffung guter Milch Zum Weißbierkrieg. Zwischen den Gastwirten und den auf ihren oder mit Ratschlägen für bessere Pflege nur wenig erreicht Forderungen bestehenden Weißbierbrauereien ist es jetzt, nachdem wird. Der Würgeengel, der alljährlich unter den Säuglingen alle Verhandlungen zu keinem Ergebnis geführt haben, zum offenen besonders in den Sommermonaten seine furchtbare Ernte Kampf gekommen. An den Fenstern und im Innern vieler Gast­hält, verschont fast überall die Kinder der Wohlhabenden, wirtschaften und Flaschenbiergeschäfte findet man jetzt große Platate mit der Aufschrift: Ringfreies Weißbier". Die kleinen Brauereien, während er die Kinder der Unbemittelten zu die nach dem Abkommen mit den Gastwirten das Weißbier für Hunderten und Tausenden hinrafft. Soll es nur an dem 9 Pf. pro Liter liefern, werden jetzt so von den Gastwirten in Mangel guter Milch, nur an der Unkenntnis der pflegenden Anspruch genommen, daß viele ihre Betriebe vergrößern müssen. Mütter liegen, daß der Nachwuchs der Arbeiterklasse Die Berliner Birte haben in ihrer überwältigenden Mehrheit den größtenteils schon im zartesten Alter hinsiecht und wegstirbt? Ringbrauereien die Kundschaft entzogen. Um sich vor einem boll­Bringen nicht viele Arbeiterfinder den Keim des Siechtums ständigen Kundenſchwund zu schützen, gehen dieſe jetzt dazu über schon mit auf die Welt? Stann in engen, überfüllten Woh Stampfpreise", das heißt billigere Preise als die bisher gezahlten nungen ein Kind gedeihen? Vermag ein schlecht entlohnter anzubieten. Die Gastwirte ſehen darin aber nur den Versuch, Arbeiter auf die Dauer aus eigener Tasche die gute, aber auch wenn es umsonst geliefert werde. Daneben geht die Gründung den Gegenring zu sprengen und wollen das Ringbier nicht nehmen, teuere Kindermilch zu bezahlen, die man ihnen empfiehlt? von Genossenschaftsbrauereien vorwärts. Nachdem der Verein der Und muß nicht bei dem Frondienst, den nicht nur der Vater, Weißbierwirte eine Brauerei angekauft hat, greift auch der Verein sondern zu oft auch die Mutter zu leisten hat, auch trotz vor- Berliner Restaurateure zu demselben Mittel. handenen Verständnisse für rechte Kinderpflege not­

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Ein schwerer Bauunfall, wobei ein Arbeiter getötet und einer gebrungen so manches unterbleiben und bernach tödlich verlegt wurde, ereignete sich gestern morgen turz nach Lässigt werden? 7 Uhr auf dem Neubau der Ausstellungshalle am Zoologischen

Einige Abendblätter meldeten gestern abend, daß von einem Ueberfall keine Rede sein könne, sondern T. ins Wasser gefallen und an Herzschlag gestorben ist.

Wegen Unterschlagung und Checfälschung ist der 32jährige Buchhalter B. aus der Schulzestraße verhaftet worden. B. war bei einer Fabriffirma in der Kreuzstraße beschäftigt und hat dort ſei Februar mehrere Unterschlagungen in Höhe von insgesamt 2000 Marf verübt. Auch Fälschungen von Checks werden ihm zur Last gelegt. B. hat vor dem Untersuchungsrichter ein Geständnis abgelegt.

Durch große Unvorsichtigkeit sind in der vergangenen Nacht zwei junge Mädchen schwer zu Schaden gekommen. Die 16 und 20 Jahre alten Schwestern Frida und Marie Dreßler , Kaiser= allee 19 wohnhaft, hatten gestern abend in einer Zaubentolonie am wollten, bestiegen sie auf dem Bahnhof Gesundbrunnen irrtüm Gesundbrunnen ein Erntefest besucht. Als sie nachts heimkehren wollten, bestiegen sie auf dem Bahnhof Gesundbrunnen irrtüm­licherweise einen falschen Zug, und erst als sich derselbe in Be wegung gesetzt hatte, bemerkten sie dies. Ohne lange zu über­legen, riß die Frida D. die Coupétür auf und sprang aus dem fahrenden Zuge heraus. Trotzdem das Tempo immer schneller wurde, sprang ihr die Schwester nach. Beide Mädchen tamen auf dem Babnsteig zu Fall und wurden erheblich verlegt nach der