Petersburg, 1. August. Es war ein gleichzeitiger Ausbruch von Militäraufständen in Sveaborg, Kronstadt und Sewastopol geplant. Der Ausbruch in Sveaborg erfolgte zu früh.
Eine Petersburger Meldung des Berl. Tagebl." lautet:
Die neue Aera, die uns von der„ Rossija " und dem„ Now. I steller Zeonid Andrejem und mehrere Finnländer, Wremja" versprochen worden war, hat begonnen. Sie wird bestehen Schweden , Esten und Betten auf. Unter strömendem in der Durchführung liberaler Reformen auf der breitesten Grund- Regen sprach Mich ailitschenko über die Tätigkeit der Aus Wiborg wird über die Ereignisse von Sveaborg hierher lage. Aber damit dies möglich wird, ist Ruhe vor allem unbedingt Duma. Während seiner Rede tam das Telegramm über die notwendig und das Vertrauen der Bevölkerung. Aber um dieses gemeldet: Die regierungstreuen Truppen haben die Marinekasernen Vertrauens und dieser Ruhe teilhaftig zu werden, droht das Zirkular des Auflösung der Duma an. Der Redner betrat nochmals die besetzt, die Festung selbst aber befindet sich noch in der Ministeriums die Ergreifung äußerster Maßregeln an, falls das Publikum Tribüne und teilte die Nachricht mit. Allgemeine Erregung Gewalt der Aufständischen. General Laiming wurde von es ablehnen sollte, ein vollkommenes Butrauen zu den guten Abfichten und lautlose Stille. Der Redner meint, daß damit der ent ihnen gefangen genommen, ebenso der Kommandant, der Kommandeur des Kabinetts zu hegen. Und um zu beweisen, daß diese Worte scheidende Schritt in der Revolution getan ist. Nichtenden der Artillerie, General Agejem, der verwundet ist. Aus Reval feine leere Drobung sind, ist die Regierung bereits zur Realisierung wollender Applaus ist die Antwort. Andere Redner treten ist ein Geschwader unter dem Befehle des Großfürsten Alexander dieser Maßregeln geschritten. Die Presse ist vollständig erdrosselt, auf und fordern das Volk auf, der Revolution treu zu bleiben. Michailowitsch bor Sveabora angekommen. eine Kritik der Handlungsweise des Ministeriums ist unzulässig; nur Die Antwort ist ein begeistertes Hurra. Unter den Anwesen diejenigen Beitungen können darauf rechnen, zu erscheinen, die volles den steht man viele Matrosen der Flotte und Soldaten Vertrauen zur Regierung dem Publikum einflößen. Der Druck der Die Revolte in Sveaborg begann, weil ein Torpedomatrose Beitungen findet statt in Gegenwart eines zahlreichen Detachements der Später versammeln sich die Soldaten und Matrosen für sich, an den Mißhandlungen seiner Borgesetzten gestorben ist. Als Polizei, die in der größten Eile die erste Nummer, die aus der wo ihnen Reden gehalten werden. Sie hören begeistert zu. sich Unruhen bemerkbar machten nahm der Kommandant mehrere Schnellpresse hervorgeht, davonträgt und es unmöglich macht, daß Die Abfahrt der Dumaabgeordneten gestaltete sich zu Berhaftungen vor worauf in der Nacht zum 31. eine Empörung die Nummer ausgegeben wird. Unterdessen aber teilt das dem einer großartigen Demonstration. Das Volk bildete über bei der Festungsartillerie ausbrach. Die Empörer ergriffen Breßkomitee mit, daß die Nummer angesichts ihres gefezwidrigen den weiten Bahnhofsmarkt Spalier und rief den Abreisenden bor drei starker Forts mit 40 Maschinenkanonen Besitz und Inhalts der Konfistation unterliegt. Damit hat die Sache dann ihr begeistert Elätön!"( etwa: Sie leben hoch!) zu. Auf dem beschosser die Forts auf der Kommandeur auf der Lager- und der Ende. Auf solche Weise wurde unsere Zeitung tonfisziert, ferner die Perron hatten die Abgeordneten der Roten Garde mit einem Bziert, Te Musikchor Platz genommen. Unter nicht endenwollenden Alexanderinsel bis die letzten beiden zu den Aufrührern übergingen. Shana". Nascha Shisnj" und Petersb. Liftof". In den schlimmsten Zeiten der Reaktion durfte ein solches VorEine dem Großfürster Nikolai Nikolajewitsch im Laufe des Tages gehen einfach undenkbar erscheinen. Die Zensur ist wieder hergestellt Hurrarufen und unter den Klängen der Internationale ſetzte vom Kommandanten von Sveaborg, Generalmajor Laiming zu in der unverhülltesten zynischen Form, und vom Gutdünken des fich der Zug in Bewegung. gegangene Depesche lautet in Ergänzung früherer Meldungen: Bensors hängt es ab, das Erscheinen der Nummer zu gestatten. " Biz Hafenkriegsschiffe haben sich in voller Kriegsbereitschaft Unter so bewandten Umständen kann das so notwendige freie der meuternden Garnisor angeschlossen. Die Lage ist Wort in dem durch drohende Gespenster in Angst erhaltenen Lande drohend." Infolge einer Beschädigung der Bahngleise um nicht laut werden; wir werden jedoch diese Zeit bald überlebt haben, Helsingfors ist das Heranbringen von Truppen erschwert. und wir find überzeugt, daß, so finster auch die Wolken find, die Abends traf das Geschwader des Großfürsten Alexander sich über uns gesammelt haben, wir dann mit unseren Lesern so werden sprechen können, wie unser Gewissen und unsere Pflicht Michailowitsch aus Reval vor Helsingfors ein, wo völlige Panik herrscht, nachdem die Aufrührer mit wechselndem Glück die gegenüber dem Vaterlande es uns vorschreiben, aber nicht so, wie Rußlands , sich die Freiheit erkämpft haben. ist.
Kommandeurinsel tagsüber beschossen hatten. Während die offiziellen Nachrichten versichern, daß der Aufstand bereits niedergeworfen fei, berneinen Privatnachrichten diese Meldung und behaupten, daß vier von den menternden Schiffen auf Kronstadt zu dampfen, um die dortige Garnison zum Meutern zu veranlassen.
So schreibt die„ Retsch" in ihrer letzten Nummer, die daraufhin tonfisziert wurde. Ein Mitglied der Duma erschossen! Petersburg, 1. August. ( Von einem Privatkorrespondenten.) Wie Die offiziöse Petersburger Telegraphen- Agentur meldet den Blättern aus Ferijoki( Finnland ) gemeldet wird, wurde dort gestern abend um 9 Uhr der frühere Abgeordnete Herzenstein, als er gleichzeitig: Petersburg , 31. Juli. Gestern abend brach in der Festung Sveaborg mit Frau und Tochter am Meeresstrande spazieren ging, durch zwei ein Aufruhr einer Pionierkompagnie aus, dem sich eine Anzahl Artille- aus einem unbewohnten Gebäude abgefeuerte Schüsse getötet. Die risten angeschlossen hatte. Die Aufrührer bemächtigten sich dreier Tochter wurde an der Hand verwundet. Der Täter entfam. " Rietsch" weist darauf hin, daß gestern um 5 Uhr nachmittags detachierten Forts und eröffneten eine Kanonade auf die Festung, wobei es Tote und Verwundete gab. Die Garnison der Festung ist der in Moskau weilende frühere Abgeordnete. Jollos telephonisch um zivei Kompagnien verstärkt worden. Heute hat die Kanonade bei der Redaktion anfragte, was mit Herzenstein passiert sei; in aufgehört. Heute früh drangen in die Bureaus des Hafens von Moskau sei das Gerücht verbreitet, daß er ermordet sei. Statuden mehrere Dußend Privatpersonen ein, die durch Matrosen her in der Duma des öfteren geredet, so besonders zur Agrar Herzenstein gehörte dem linken Flügel der Kadettenpartei an und hat auch ein Aufruhr unter der Flottenmannschaft. Eilig herbei- frage, in der er schärfere Maßregeln als die Mehrheit feiner Partei geholte Truppen isolierten das von den Menterern besetzte forderte. Ueber die Gründe des Mordes und über die Person des Fort Statuden von der Stadt. Die Gebäude, in denen sich oder der Täter verlautet nichts. Es wird allerdings angenommen, die Aufrührer verbarrikadierten, wurden von drei Kreuzern und daß ein politischer Mord vorliegt, dagegen fehlen bisher alle AnMaschinengewehren beschossen. Um 5 Uhr nachmittags drangen die gaben darüber, in welchem Lager man den Täter vermutet. Truppen in das Hafengebiet ein und entwaffneten die Insurgenten. In Helsingfors herrschte heute vormittag große Unruhe; sie legte sich dann etwas, aber in der Arbeiterbevölkerung hielt sie an. Arbeiter, die mit einem Zuge von Helsingfors gekommen waren, bemächtigten sich der Station Richimjati und erklärten, fie würden keinen Militärzug passieren lassen.
mit Waffen versehen
worden waren. Alsbald begann
Aus derselben Quelle kommen die folgenden Meldungen: Helsingfors , 31. Juli, abends. Die Meuterei im Hafen ist unterdrückt. Statuben ist von Truppen besetzt. Der Stadtrat ermahnt in einer Bekanntmachung die Bevölkerung, sich ruhig zu verhalten und die Behörden bei ihren Bemühungen zu unterstützen, die Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten.
Helsingfors , 1. August. In der Nähe der Bahnstation Nichimjaki ist eine Brücke gesprengt worden; quch hat die finnische Note Garde" die Gleise zwischen zwei weiteren Stationen zerstört. Die Ruhe auf Statuden ist wieder hergestellt.( Statuden ist ein Teil der Stadt in der Festung Sveaborg.) 110 Matrofen und 11 Privatpersonen sind entwaffnet worden. Das Eintreffen anderer Truppen wird er
wartet.
Sehr zeitgemäß" klingt angesichts dieser Meldungen die folgende: Stockholm , 1. August. Wie Svenska Telegrambyrn" aus Helsingfors gemeldet wird, hat der Bürgerstand des finnischen Landtages eine Resolution angenommen, nach der es unter den gegen wärtigen ernsten Verhältnissen jedem finnischen Bürger zur Pflicht gemacht wird, sich jeder ungefeßlichen Handlung zu enthalten sowie die Behörden bei Aufrechterhaltung und Wahrung der Ordnung zu unterstützen. Die übrigen Landtagsstände haben sich der Resolution angeschlossen. Die Einwohner von Statuben haben die Erlaubnis erhalten, in ihre Wohnungen zurückzukehren. Die Schriftsezer haben beschlossen, heute abend in den Ausstand zu treten.
Die rote Garde hat denn not irlich ganz anders gehandelt als die weisen Landtags- Abgeordneten dem finnischen Volle ansinnen. In Verbindung mit dem Sveaborger Aufruhr scheint auch die folgende Meldung aus Kronstadt zu stehen:
Petersburg , 1. Auguft. Die Kronstadter Militärbehörden trafen Maßregeln, um zu verhüten, daß seitens der Revolutionäre ein Ueberfall auf die im Hafen liegenden Kriegsschiffe oder gar auf die Stadt selbst erfolgt. Während der ganzen Nacht waren elektrische Scheinwerfer tätig. An die Führer der Armee ist ein revolutionärer Aufruf erlassen worden.
Ein Dumamitglied verhaftet.
Petersburg, 1. Auguft.( W. T. B.)( Von einem besonderen Korrespondenten.) Der frühere Abgeordnete Golomto, welcher bei Schließung der Zeitung Myst" als Redakteur derselben nicht verhaftet werden konnte, ist bei seiner Rückkehr von Sudscha festgenommen worden.
Ein erfreuliches Dementi.
Die„ Ruff. Korrespondenz" erfährt aus guter Quelle, daß die Nachrichten über die Verhaftung des örtlichen und des rovinatomitees der Sozialrevolutionäre in Moskau durchaus falsch sind. Es find mehrere Personen berhaftet, die gar nicht zur Partei gehören.
Aus dem Reiche der baltischen Junker. Es wird uns aus Riga geschrieben:
Die Reaktion feiert wieder einmal Orgien. Obgleich die hiesigen Junter die quantitative Voltsvertretung" gewöhnlich von oben herab behandelt hatten, so waren ihnen doch die Reden einzelner Dumamitglieder nichts weniger als erwünscht. Hatten es doch diese Herren Aladjin und Kompagnie gewagt, von Zwangeenteignung des Bodens, von den Straferpeditionen und sogar von Ungefeßlichkeiten der baltischen Kriegsgerichte zu sprechen! Der tapfere deutsche Vorfämpfer für die Todesstrafe v. Stramer aus Riga versuchte zwar die von bäuerlicher Seite beschmutzten Barone im Reichsrate reinzuwaschen, machte es aber in so ungeschickter Weise, daß sich sogar nachher einige Junker gezwungen sahen, öffentlich gegen die Rede des Herrn v. Stramer zu protestieren. Durch die Auflösung der Duma sind jetzt die fleinen Zwistigkeiten beseitigt und man kann getrost wieder neue Treibjagden auf die" Revolutionäre " beranstalten, denn für dieses Bild ist feine Schonzeit im junkerlichen Forstkalender vermerkt.
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Die Kassationsklagen kommen in allerletzter Zeit wieder unberücksichtigt" aus Petersburg zurück und der kurländische Oberhenker b. Böckmann hat sich gezwungen gesehen" noch ein neues Kriegsgericht in der Stadt Tudum einzusehen, dem die Untersuchung des vorjährigen bewaffneten Aufstandes übertragen worden ist. Auf Wunsch der Düna- 3tg." ist der alte Haudegen" General Solonina mit flingendem Spiel" in Windau eingezogen und soll die Wälder der Umgegend auf Revolutionäre untersuchen. Riga hat nach dem Dumaschluß eine neue Militärverstärkung- 72 Waggons Tonscher Stojaken erhalten, da man größere Arbeiterunruhen be fürchtete. Alle Stationen und Eisenbahnbrücken sind wieder wie im Dezember von Soldaten besetzt und wie wir aus sicherer Quelle er fahren, auch die Expedition und Redaktion der Düna- Zeitung". Seit Stolypins Programm. dem 23. Juli herrscht nämlich in Riga ein allgemeiner BuchdruckerNach dem„ Russischen Kurier" hat der Ministerpräsident dem streit, und die deutschen Blätter, die noch vor einigen Tagen einen Aufruf an alle Volksgenossen" erließen und zum festeren ZuBaren am 31. Juli zu Peterhof folgende Bugeständnisse" ab- sammenschluß gegen Aufruhr und Umsturz aufforderten(" Düna genötigt: Die gesetzgeberische Tätigkeit der Reichsduma muß spätestens am Btg." Nr. 129), find jetzt fest entschlossen, mit allen Mitteln die 5. März 1907 beginnen, wünschenswert ist jedoch, daß dies früher Forderungen der meist deutschen Buchdrucker zu bekämpfen und eher Setzer aus Deutschland zu verschreiben, als geschehe. Die jetzigen Bestimmungen für die Reichsduma wie für den Buchdruckern für den Sommer die achtstündige Arbeitszeit zu den Reichsrat müssen sofort revidiert werden, und zwar unter bewilligen. Außer den Buchdruckerr befinden fich noch etwa 10 000 dem Gesichtspunkte, daß die Kompetenz der Reichsduma erweitert und die des Reichsrats eingeschränkt Fabrikarbeiter der Eisen- und Gummibranchen im Ausstande, und wird. Das Gerichtswesen muß auf der Basis der in Rußland be- seit gestern wird in den drei größten Rigaischen Brauereien gestreift. stehenden Friedensgerichtsbestimmungen reorganisiert werden. An Den Arbeitern der Kronsbranntweinniederlage ist ein Teil ihrer fiedelungsrayons für die Juden sind aufzuheben Forderungen von der Afziseverwaltung bewilligt worden. Die Nachrichten vom Lande lauten noch immer schlimm genug. und die Juden der Stammbebölterung gleich Die Willfür und Nachsucht der Ehrenpolizisten und Landwächter zustellen. Kriegszustand, berstärkter Schuß und fonstige Ausnahmebestimmungen müssen auf-( Straſchniki) fennt teine Grenzen. Gesucht werden in der„ Goubernements- 8tg." Personen, die schon längst erschossen worden sind. gehoben werden. Semstwowahlen sollen auf der Basis des Die Bauern jammern über die Lasten, die sie zu leisten haben: Fast Es muß eine allgemeinen Wahlrechts erfolgen. eine jede Gemeinde hat wöchentlich fünf Fuhren zum Bedürfnis Amnestie, wenn auch teine allgemeine, gewährt Leistungen auf dem Gute zu besorgen und vier bis fünf Menschen werden. Der Lösung der Agrarfrage wird das Projekt Kutlers zu der Dragoner" zu stellen, mehrere Personen haben unentgeltliche grunde gelegt. Sofort sind neue Gesezesbestimmungen betreffend müssen fortwährend das Gemeindehaus bewachen! Wie lange soll die Streifs, die Presse usw. auszuarbeiten. Die Presse darf das noch so fortdauern?! Mögen sich doch die Herren Barone nicht nur gerichtlich verfolgt werden. Nach einer anderen Meldung, einer Depesche des Bureau dem Wahne hingeben, daß die Kriegsscharen in den baltischen ProHerold" soll das Programm des Ministeriums sogar die Aufbinzen bleiben und mit ihren Bajonetten sie so lange schüßen werden, bis die Bauern die an ihnen berübten tierischen Ungerechtigkeiten hebung der Todesstrafe in turzer Zeit vorsehen! Wie lange Herr Stolypin auf Grund dieses Programms- wenn bergessen haben werden! So etwas vergißt man in einem Jahres wirklich seines ist- arbeiten und wieviel er davon verwirklichen zehnt nicht! darf, wird bald offenbar werden.
Ein Kadettenorgan über die neue Aera".
Helsingfors , 25. Juli. ( Eig. Ber.) Sonntag, den 22. Juli, fand ein Volksfest der Roten Garde statt.
Die„ Retsch", eines der Kadettenblätter, schrieb in ihrer legten Unter anderen Rednern traten auch die Dumaabgeordneten Nummer folgendes:
Michailitschento und Gamartelli. der Schrift.
Gestern, den 24. Juli, wurde aus Wiborg hierher tele phoniert, daß man dorthin rätselhaften Kanonendonner ver nahm, entweder aus Kronstadt oder von einem Lagerplatz. Das Bolf, namentlich die Rote Garde, ist sehr erregt. Es wurde von mehreren Rednern am Sonntag sehr richtig betont, daß die Freiheit des finnischen Volkes erst dann wirk lich gewährleistet ist, wenn auch das russische Volk, die Völker
Unter den hiesigen Matrosen, wie auch unter den Soldaten anderer Waffengattungen gärt es. Sie halten häufig Versammlungen ab und nehmen an der Politik den lebhaftesten Anteil. Jeden Abend werden die Verkäufer St. Petersburger Zeitungen geradezu von Soldaten bestürmt.
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Sonntag, den 22. Juli, fuhren von hier zirka 300 Personen mit dem Dampfer Haawajaksa" nach Reval 412 Stunden Fahrt, um den estnischen Arbeitern in Reval einen Gegenbesuch abzustatten. Der Generalgouverneur von Estland hatte vor etwa zehn Tagen seine Einwilligung gegeben. Jetzt, wo das Schiff anlangte, ließ die Polizei Im Hafen niemanden landen. Das Schiff kehrte zurück! waren tausende von Arbeitern zum Empfang der finnischen Genossen anwesend. Bei der Abfahrt wurde beiderseits die anfernden Flottenmatrosen Anklang fand, so daß sie auf den Arbeitermarseillaise angeſtimmt, was auch bei den vor Reval Kriegsschiffen mit einstimmten.
Die hiesigen Matrosen erzählen, daß fie neulich von Helsingfors mit ihren Torpedojägern usw. nach allen Richtungen zerstreut wurden. Einige Schiffe nahmen den Kurs nach Reval . Dort angekommen, wurden fie mit roten Fahnen von den dort ankernden Kriegsschiffen begrüßt, Sie fehrten eiligst zucüd.
Noch ein Kulturpionier auf der Anklagebank. Nach der„ D. Tagesztg." ist gegen den früheren Gouber. neur von Togo , Horn, eine Disziplinaruntersuchung eingeleitet worden. Gegen ihn schwebte vor zwei Jahren ein gerichtliches Verfahren wegen Grausamkeit an einem Eingeborenen, das mit der Verurteilung zu einer Geldstrafe von 900 M. endete und seine Stellung zur Disposition zur Folge hatte. Jetzt soll auf Grund des damals zutage ge förderten Materials eine Disziplinaruntersuchung gegen den ehe maligen Gouverneur angeordnet worden sein.
Diese disziplinarische Untersuchung ist offendar nur die Folge Der Abg. einer Erörterung des Falles Horn im Reichstage. Ablaß führte damals aus:
" Was diesen Fall des Gouverneurs horn anbetrifft, so ist er von allen den schauberhaften Fällen, die ich vorgetragen habe, der allerschlimmste. Ich habe Ihnen bereits geschildert, daß ein Eingeborener, der, wie der Geheime Legationsrat v. König erklärt hat, nicht vom Gouverneur, sondern vom Distriktschef zu 5 Jahren Serterhaft und zweimal fünfundzwanzig hieben berurteilt worden, nachher infolge der Mißhandlungen, die er erlitten hat, ge storben ist. Es ist in dem Falle, den mir in den wesentlichen Punkten Herr Geheimrat b. König als richtig bestätigt hat, nach der Büchtigung dieser Schwarze Bedu an einen Pfahl gebunden und 36 Stunden der glühenden Sonnenhise ausgesett worden, bis er verschmachtet war, und ich möchte in Ergänzung dessen, was ich damals vorgetragen habe, noch hinzufügen, daß der Gouverneur horn, als die Büchtigung vorgenommen wurde, hinter jedem dieser 25 Schläge den Bedu gefragt hat, ob er nun gestehen wolle, so daß es jetzt feine Strafe war, sondern eine Folter."
Die Richtigkeit dieser Schilderung mußte damals, am 19. März dieses Jahres, in den wesentlichsten Teilen zugegeben werden. Er wähnenswert ist ferner, daß Horn zwar zu 900 Mark Geldstrafe wegen Fahrlässigkeit" verurteilt und zur Disposition gestellt worden ist, aber noch ein erhebliches Gehalt weiter bezieht.
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Das Berliner Tagebl." gibt über die„ fahrlässige Sinmordung des unglücklichen Eingeborenen in seiner heutigen Abendnummer noch eine längere Darstellung, der wir folgende Stellen entnehmen:
Im Jahre 1903 machte orn eine Dienstreise nach dem Innern, zunächst nach der Station Atalpame, welche von dem Stationsleiter Geo. A. Schmidt verwaltet wurde, dann weiter nach dem Bezirk Sokode- Bassari. Dort hat sich das traurige Vortommnis zugetragen, das ein Augenzeuge, der Materialienberwalter Bösch, der den Gouverneur als Expeditionsmeister auf der Reise begleitete, bei seiner Rüdkehr nach Lome , der Hauptstadt Togos , wie folgt geschildert hat:
Der Bon des Herrn Pößsch, Zebu, hatte Gouvernementsgeider gestohlen, welche unter Pötzschs Bette in einem Kiitchen aufbewahrt wurden. Als er ins Gebet genommen wurde. gestand er den Diebstahl und gab auch den Ort an, an welchem er das Geld verstedt hatte. Dort wurde aber mur ein Teil der gestohlenen Summe gefunden, und auf erneutes Befragen gab Zedu an, daß er den Nest des Geldes an einem benachbarten Drt versteckt habe. Er wurde nun unter Leitung Pözichs von mehreren Soldaten unter fortwährenden Mißhandlungen nach dem angeblichen Versted geleitet, es wurde aber dort nichts gefunden, und auch andere Angaben des gedu über den Verbleib des Geldes erwiesen fich als falfch. Schließlich diftierte der damalige Bezirksleiter von Sokode- Bassari, Hauptmann b. Döring, dem Zedu neben einer Gefängnisstrafe( von 5 Jahren!) 25 Peitschenhiebe zu. Bei der Exekution war Gouverneur Horn anwesend. Nach jedem Siebe, den ein Soldat mit voller Bucht auf den Körper des Zedu herabfaufen ließ, fragte Horn den Delinquenten, ob er jetzt gestehen wolle. Der Gouverneur machte sich also einer Handlung schuldig, die als Era pressung eines Geständnissea durch§ 343 des Straf