Eine Amnestie aus Anlaß der Geburt eines Thronerben ist nun
Kreuzer aus durch Scheinwerfer beleuchtet. Die hier ankernden Stimme geben. Als es sich aber darum handelte, Ser liberalen Kriegsschiffe und Jachten erhielten Befehl, sich in boller Kampf- Rapitalistenpartei zum Siege über den proletarischen Kanbereitschaft zu halten. listen schleunigst die Parole aus, gegen den sozialdemodidaten zu verhelfen, gaben die 8entrumstapitafratischen Arbeiterkandidaten zu stimmen. Und es bedurfte boch noch erlassen worden. Allerdings nicht in Preußen, sondern nur der Wahlmache einiger hochmögender Regierungsver- in- Sachsen- Koburg- Gotha . Aus Gotha wird vom 3. August treter, um auch die Mehrzahl der Zentrums geistlichen gemeldet: Gotha , 3. Auguft. Der Herzog hat aus Anlaß der Geburt des
Petersburg, 3. Auguft.( Meldung der Petersburger Telegraphen Agentur.) Die Stationen der Finnländischen Bahn von Petersburg bis Wiborg sowie das ganze Meeresufer sind mit Truppen besett worden. Die Rüstungen der Revolution.
Petersburg, 3. August. In einer außerordentlichen Sigung der zum Eintreten für den eben noch von ihnen der Pfaffen Erbprinzen eine Amnestie erlassen, durch welche alle Strafen wegen
Das Datum und die Stunde des Inkrafttretens werden noch bekannt gegeben. Gleichzeitig hat der Verband den Eisenbahnern und industriellen Arbeitern Weisung zugehen laffen, fich für alle Eventualitäten bereit zu halten. Stolypin in Nöten.
Petersburg, 3. Auguft. Die Lage des Kabinettschefs Stolypin ist eine sehr fritische. Die von ihm mit verschiedenen Persönlichfeiten eingeleiteten Unterhandlungen wegen Eintritts in das Kabinett sind vorläufig unterbrochen. Stolypin soll seinen Mißmut barüber ausgedrückt haben, daß die von ihm zum Eintritt ins Kabinett aufgeforderten Persönlichkeiten allerlei Gründe angeben, welche sie an ihrer Beteiligung an der Kabinettsbildung berhindern. Der Kabinettschef foll ferner geäußert haben, wenn es nicht anders gehe, werde er das Kabinett mit Bureaukraten vervollständigen. Petersburg, 3. Auguft. Die Verhandlungen über den Eintritt von Nichtbureaukraten in das Kabinett sind ins Stoden geraten. Graf v. Heyden ist auf seinen Landfit abgereift. Auch Senator Moni hat den ihm angebotenen Ministerposten abgelehnt.
Das schwarze Hundert" an der Arbeit. Petersburg, 3. Auguft. Mit großem Nachdruck geht das Ge rücht, wonach die Gesellschaft der Schwarzen Hundert " beschlossen hat, die den fortschrittlichen Parteien der Duma angehörenden Dumamitglieder zu ermorden.
Sonstige Meldungen.
Petersburg, 8. August. Die mit der Agitation unter der Armee betrauten Mitglieder des sozialistischen Komitees wurden gestern gleichzeitig mit mehreren Agitatoren in den Provinzstädten ver haftet.
Petersburg, 3. August. Der Minister des Innern erließ eine Verordnung, wonach alle Drudereibesißer sich schriftlich verpflichten müssen, tein Exemplar des Wyborger Aufrufes zu drucken, da sonst die Druckereien unnachsichtlich geschlossen würden.
Politische Ueberlicht.
Berlin , den 3. August. Regierungsbeamte als Wahlmacher in Hagen - Schwelm . Aus katholischen Kreisen im Wahlkreise HagenSchwelm ist dem Boch. Volfsblatt" ein Brief zugegangen, der nachweist, wie sehr sich die leitenden Kreise des Zentrums bereits in die Rolle einer Regierungspartei hineingelebt haben.
Die interessante Buschrift lautet:
" Geehrter Herr Redakteur!
Kapitals zu veranlassen. Aus solchen Vorgängen sollten doch majestätsverbrechen, Bergehen wider die Staatsdie Zentrumsarbeiter endlich lernen, sich auch ihrerseits durch gewalt, Bergehen gegen die öffentliche Ordnung, die religiösen Differenzen nicht abhalten zu lassen, mit einer Bergehen nach Paragraph 196 bis 197 des Straf Partei zusammenzugehen, die rücksichtslos und unverfälscht gesetzbuches, Bergehen gegen das Reichsgefeh die gemeinsamen proletarischen Interessen ber- über die Presse, sowie alle polizeilichen Strafen bis zur Höhe tritt! Ift für Zentrums tapitalisten und selbst Zen- von 20 M. erlassen werden. trums geistliche die religiöse Differenz kein Grund zu einem Zusammengehen im Interesse des Geldjades, so sollten sich doch auch die Proletarier durch konfessionelle Hege nicht am gemeinsamen Verfolgen ihrer proletarischen Klassenintereffen hindern lassen!
katholischen Geistlichkeit für die ihm zuteil gewordene Herr Cuno hat sich denn auch gebührenderweise bei der Wahlunterſtüßung bedankt. Hoffentlich bedankt er sich nun auch noch bei dem Regierungspräsidenten und dem Landrat für ihre eifrigen Schlepperdienste!
Zurück, du rettest den Freund nicht mehr! Wir erhalten folgende Zuschrift:
Aus Anlaß der Verhaftung des Majors Fischer sind ehrberlebende Gerüchte gegen die Firma v. Tippelstirch u. Co. in Umlauf gesetzt worden, die auch ihren Eingang in die Presse gefunden haben. Diese Gerüchte gipfeln in folgenden beiden Behauptungen:
1. Die Firma Tippelskirch habe dem Vorstande des Bes fleidungsamtes bei der Kolonialverwaltung, Major Fischer, jahre= lang Darlehen geliehen und ihn dadurch in eine finanzielle Abhängigkeit von sich gebracht; die derzeitige unbeglichene Höhe dieser Darlehen betrage etwa 100 000 Mart.
2. Infolge dieser finanziellen Abhängigkeit habe Major Fischer der Firma b. Tippelsfirch das Lieferungsmonopol für die Tropenausrüstung der Schußtruppen zugewendet und die diesbezüglichen Lieferungsverträge und das Lieferungs- und Abnehme wesen so gestaltet, daß der Firma daraus ungebührlich hohe Gewinne und dem Reiche schwere Schädigungen erwuchsen.
Beide Behauptungen sind unwahr, wahr ist vielmehr: Zu 1. Die Firma v. Tippelskirch hat dem Major Fischer niemals ein Darlehen gegeben, auch niemals Geldauivendungen in irgend einer Form gemacht.
Bor etwa sieben Jahren war der damalige Hauptmann Fischer unverschuldet in eine schwierige wirtschaftliche Lage ge raten, weil seine tranke, später entmündigte Frau, hinter seinem Rücken Schulden in hohen Beträgen kontrahiert hatte. Der unterzeichnete Mitinhaber der Firma b. Tippelskirch, der mit Fischer als Afrikaner seit Jahren befreundet war, trat damals mit Freunden des Fischer zusammen, um zu erwägen, was zu ge schehen habe, um eine Katastrophe abzuwenden. Das Ergebnis der Beratung war, daß ein alter angesehener Afrikaner, der mit Fischer in der Wißmann- Truppe gestanden hatte, 3000 m. und der Unterzeichnete 2000 M. zur Verfügung stellte, dabei aber vorgab, das Geld habe ein anderer hergegeben. Fischer nahm das Geld erst dann an, nachdem ihm die lettere Behauptung glaubhaft gemacht worden war, löste die Verbindlichkeiten ab und leitete das Entmündigungsverfahren gegen seine Frau ein.
Das Hülfswerk war ein Aft rein menschlicher Teilnahme mit einem Freunde, der trotz seiner anspruchslosen und einfachen Lebensweise durch traurige Familienverhältnisse unverschuldet in eine pretäre Lage geraten war. Jeder Hintergebante, irgend eine unlautere Absicht war dabei ausgeschlossen. Dieselben Motive waren auch maßgebend für ein zweites Darlehen von 2000 M., das einige Jahre später gegeben wurde.
3m Interesse des Volkes dürfte es liegen, wenn folgende Tats fachen allgemein bekannt gemacht werden. Nachdem die Parole des Zentrums, die auf Wahlenthaltung lautete ( anders hat die übergroße Mehrheit der Parteibertrauensleute die Stichwahlparole vom 23. Juli nicht aufgefaßt), bekannt wurde, begann in der auswärtigen Zentrumspresse die Wühlarbeit gegen die Wahlenthaltung. Es wurde so gedreht, als ob die Parteivertreter sich berpflichtet hätten, für Cuno einzutreten. In der Vertrauensmännerfonferenz lagen allerdings Anträge vor, die ein aktives Gintreten für Cuno verlangten. Dem sind auch geist= liche Herren entgegengetreten mit der Motivierung, was denn die katholischen Wähler von ihren Seelsorgern denken sollten, wenn zuerst in entschiedenster Weise gegen Cuno agitiert würde, weil er die katholische Kirche beschimpfte, und nachher solle man diesen Kulturkämpfer wählen. Die Vertrauensleute aus Arbeiterkreisen sprachen sich gegen aktives Unterstützen Cunos aus, einige vornehmere Katholiken, Fabrikanten und Kaufleute, beantragten, für Euno einzutreten. Bekanntlich lautete die Stich wahlparole Wahlenthaltung, so wie die Westdeutsche Volksztg." erklärte. Um so größer war deshalb unser Erstaunen und unsere Entrüstung, als wir plöglich, einen Tag vor der Stichwahl, ein bon bekannten Katholiken( Kaufleuten, Lehrern und Fabrikanten) unterzeichnetes Flugblatt erhielten, worin entgegen unserer Wahlparole alle Katholiten" aufgefordert wurden, Cuno zu wählen. Damit das besser ziehen" sollte, hatten die eigenmächtigen Flugblattherausgeber einen gegen den hochwürdigen Herrn Erzbischof Dr. Fischer gerichteten Artikel aus der Freien Presse" benutt. Dieser Artikel war uns schon vor dem 23. Juli bekannt, er hatte die Vertrauensleute aber nicht veranlaßt, eine Stichwahlparole Wenn die Dinge wirklich so lägen, wie Herr v. Tippelskirch sie für Cuno zu beschließen. Die Herausgabe dieses Flugblattes darstellt, so wäre die Verhaftung und Inhaft be haltung war daher ein grober Berstoß gegen die Parteidisziplin. Ebenso des bereits seit 14 Tagen in Untersuchungsgewahrsam gehaltenen hat Herr Pfarrer Mertensmeier( Schwelm ) direkt Majors Fischer ganz unerklärlich. Denn es wäre doch gegen die Parteidisziplin verstoßen durch seinen Artikel in der wahrhaftig das erstemal, daß man in einer Kolonialaffäre einen Cunoschen Hagener Zeitung" gegen die Westd. Voltsatg."...
"
Zu 2. Die Lieferungsverträge zu Tropenausrüstungen für die Schutztruppe sind mit der Leitung der Kolonialverwaltung ge schlossen worden. Die Lieferungsbedingungen und Preisfeftfebungen waren jedesmal das Ergebnis sehr genauer Prüfungen und Staltulationen, wobei unparteiische Korporationen mitgewirkt haben. Der Vorwurf, als habe die Firma bei diesem Lieferungsgeschäft durch Ueberteuerung oder unreelle Lieferung die Reich3. faffe geschädigt, muß als gänzlich unzutreffend zurückgewiesen
werden.
Hochachtungsvoll
b. Tippelskirch.
Herr Pfarrer Mertensmeier fannte die Stimmung der Beschuldigten so rigoros behandelte. Die Sache muß also Parteivertreter. Er hat am 23. Juli erfahren, wie wir denten. doch wohl ihren bedentlichen Hafen haben. Die In der Vertrauensmännertonferenz teilte Herr Gerichtsverhandlung wird ja hoffentlich die volle Aufklärung Pfarrer Mertensmeier mit, bei ihm sei der Re- bringen. So lange wird sich auch die Firma Tippelskirch schon ge= gierungspräsident v. Coels aus Arnsberg mit dem Landrat ge- dulden müssen!
Wesentlich anders als die Darstellung des Herrn
b. Tippelskirch lauten die Mitteilungen, die wir von fompetenten und gut informierten Stellen über die Bea ziehungen, die zwischen Major Fischer und der Firma b. Tippelsfirch bezw. ihren Teilhabern nicht Herrn v. Tippelstirch persönlich- bestanden haben, erhalten:
wesen zu dem Zwecke, ihn für die Unterstüßung Cunos zu ges Im übrigen bemerkt die B. 8. am Mittag" zu der auch winnen(!!!). Herr Pfarrer Mertensmeier hat dem Regierungs - ihr zugegangenen Erklärung des Herrn b. Tippelskirch: beamten versprochen, für Cuno zu wirken(!!!). Die Vertrauens. männerfonferenz weigerte sich aber, Herrn Pfarrer Mertensmeier zu folgen. Auch Herr Abg. Herold( der bekannte rücksichtslose Agrarier des Zentrums) war von Münster gekommen, um eine attive Wahlparole für Cuno zu erreichen; auch er betonte, die Regierung erwarte von der Zentrumspartei , daß sie keine Rache für Iserlohn " nehme. Die Vertrauensmänner tonferenz ließ sich aber nicht breitschlagen, vor allen Dingen waren einige anwesende Arbeitervertreter entschieden gegen Cuno. Mit dem Besuch bei Herrn Pfarrer Mertensmeier hatten sich die Re gierungsvertreter nicht begnügt. Der Landrat von Hagen ist auch beim Herrn Dechanten Hipperich in Herdecke gewesen, auch den Herrn Pfarrer Lilotte in Hagen und den Herrn Pfarrer in Boele Hagen hat der Landrat aufgesucht, um mit ihnen über die Wahl zu reden." Der Herr Pfarrer Lilotte erklärte dem Landrat, er solle sich nur nicht bemühen. Die an deren Geistlichen zeigten sich dem Regierungsvertreter zu. gänglicher. Die Vertrauensmännerkonferenz lehnte aber eine dirette Stichwahlparole für Cuno ab. Daran hatten sich alle Zentrumsanhänger zu halten, auch wenn sie vorher den Regierungsbeamten versprochen haben sollten, für Cuno zu wirken. Deshalb bezeichnen wir die Herausgabe des cunofreundlichen Flugblattes seitens der katholischen Fabrikanten und Kaufleute als einen groben Bruch der Parteidisziplin, wir nennen es einen Barteiverrat, wenn sich einige Herren herausnehmen, gegen die Parteiparole zu handeln, um die katholischen Wähler irrezuführen."
Hoffentlich begreifen die katholischen Arbeiter. freise, aus denen offenbar diese Buschrift stammt, daß das Bentrum seinen konfessionellen Charakter nur dazu benutzt, um mit der befizenden Klasse der anderen bürgerlichen Parteien zusammen Verrat an der Arbeiterklasse zu üben. Die katholischen Arbeiter waren für Wahlenthaltung aus tonfessionellen und auch aus sozialen Gründen wollten sie einem freisinnigen Vertreter des Stapitals, der ihnen obendrein von den christlichen Agitatoren noch als Pfaffenfresser" borgestellt worden war, nicht ihre
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S
Vor allem fällt an jenen Stellen auf, daß Herr b. Tippelskirch fich zu seiner Erklärung so unendlich viel Zeit gelassen hat. Bei ihrer Vernehmung haben Herr b. Tippelstirch und die Teilhaber seiner Firma anfangs glattweg bestritten, daß dem Major Fischer von ihnen überhaupt Darlehen gewährt worden sind. Erst nach und nach, als ihnen die einzelnen Fälle" borgehalten wurden, gaben sie diese zu, und was Herr b. Tippelsfirch in seinem Schreiben an die Redaktion zugibt, ist schon wesentlich mehr, als er bei seinem Berhör anfänglich zugegeben hat. Wenn er in seinem Rechtfertigungsschreiben sagt, daß ein alter angesehener Afrikaner, der mit Fischer in der Wißmann Truppe gestanden hatte, 8000 Mart und er selbst 2000 Mark zur Verfügung stellte, dabei aber vorgab, das Geld habe ein anderer hergegeben," so bergißt Herr b. Tippelstirch es zu erwähnen, daß dieser angesehene Afrikaner ein Teilhaber der Firma Tippelskirch und zwar jener Legationsrat Dr. Bumiller war, der früher Adjutant des Majors v. Wißmann in Ostafrika gewesen ist. Auch die vielen anderen Herren, die zugegebener. maßen dem Major Fischer mit mehr oder minder größeren Beträgen unter die Arme gegriffen haben, waren ja Freunde des Majors Fischer; aber sie waren durch einen unglücklichen Zufall ausnahmslos, wie z. B. Herr Reichelt, Teilhaber der Firma Tippelskirch. Alle diese Herren haben zugegeben, dem Major Fischer Geld gegeben zu haben, wenn sie sich auch anscheinend infolge von Gedächtnisschwäche nicht mehr erinnern, wie biel sie Herrn Fischer geborgt haben, und ob er ihnen die Darlehen zurückgezahlt hat.
Noch eine auffallende Tatsache sei erwähnt. Die größte Darlehenssumme, die Major Fischer jemals von seinen Freunden erhalten hat, fällt in das Jahr 1899, gerade in jenes Jahr, in welchem die Berträge mit der Firma Zippelskirch erneuert worden find."
Diese Amnestie zeichnet sich vor mancher anderen der neueren Beit dadurch vorteilhaft aus, daß fie die politischen Vergehen ohne Rücksicht auf die Höhe der Strafen umfaßt. Dagegen scheint, wenn das Telegramm vollständig ist, eine Bestimmung, wonach Strafen für Bergehen aller Art bis zu einer bestimmten Höhe erlassen werden, zu fehlen.-
Die neue Flottenvorlage.
Die Germania" hält trotz aller offiziösen und halb offiziösen Dementis an ihrer Behauptung fest, daß an einflußreicher Stelle eine neue Flottenvorlage geplant sei. Das führende Ben trumsorgan schreibt:
" Die Offiziöfen sind in beispielloser Verlegenheit: sie wissen überhaupt nicht, was sie sagen sollen. Darum läßt man durch das offiziöse Sprachrohr vom Rhein verkündigen:
Jm Reichsmarineamt wird, wie wir erfahren, keineswegs an einer Flottenvorlage gearbeitet. Die von dem Staatssekretär b. Tirpit vertretene und von der Mehrheit des deutschen Reichstages gestützte Flottenbaupolitik, die von manchen Kreisen in letter Beit häufig angefeindet wurde, genießt durchaus die Billigung des Kaisers.
Mit Recht bemerkt die Deutsche Tageszeitung":
Die„ Germania " hatte nicht gesagt, daß eine neue Vorlage ausgearbeitet werde, sondern nur, daß man vor Ueberraschungen nicht sicher" sei. Wenn derartige Befürchtungen immer wieder auftauchen, so tragen nicht sensationslüsterne Reporter" die Schuld daran, sondern jene sehr lauten und sehr einflußreichen Heißsporne, die immer wieder dem Reichsmarineamt vorwerfen, daß es zu wenig gefordert habe.
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Ganz richtig! Das halbamtliche Dementi setzt auch mit wunderbarer Geschicklichkeit den Fleck neben das Loch. Wo in aller Welt haben wir denn behauptet, daß im Reichsmarine= amt an einer neuen Flottenborlage gearbeitet werde? Gerade das Gegenteil stand ungefähr in unserem Artikel; wir sprachen doch eigens von Plänen an anderer Stelle, wir sprachen weiter davon, daß das Reichsmartheamt ebenso überrascht sein könnte wie andere Leute, und meinten nur, es werde die ganz bestimmte Erklärung vor drei Wochen nicht wiederholen.- Das ist auch nicht geschehen, es heißt nur, daß an einer solchen Vorlage nicht gearbeitet werde. Wenn die Wünsche sehr einflußreicher Heißsporne" erfüllt werden, ist nachher nicht viele Arbeit" notwendig, das ist nur eine Flickarbeit, indem der Ersatz älterer Schiffe rascher gefordert wird. Bei den Flottenvorlagen ist es in der Regel so, daß jene Vorlagen, die am wenigsten Arbeit erfordern, am meisten Geld foften. Wir bitten um eins: Man merke sich genau das Datum( Ende Juli 1906) der halbamtlichen Ableugnung; wir werden dann später auf dieses Datum zurückommen."
Das klingt so bestimmt, daß die Germania" ganz genau wissen muß, daß etwas im Werke ist. Aber wenn die„ Germania" so gut in die Machenschaften an gewiffer Stelle eingeweiht ist: warum sieht sie den Schleier nicht völlig zurüd? Das wäre doch das wirkfam ste mittel, solchen Anschlägen auf die Taschen des Volkes amste au begegnen!
Bifanterien, nicht aber um rechtzeitige Zerstörung Oder ist es dem Zentrum nur um journalistische der Flottenpläne zu tun?!
Tippelskirchiana.
Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht die Zeitschrift Säute und Leder" einen Artikel, der von einem Fachmann herzurühren scheint, der in das Treiben der Firma Tippelskirch und des Majors Fischer gut eingeweiht ist. In dem Artikel heißt es:
" In der Kolonialverwaltung ist es ein offenes Geheimnis, daß man an den obersten Stellen allerseits mit klaren Augen darüber hinwegsah, wenn Tippel, der brave Tippel, statt feiner eigenen Produkte, wie es die Sabungen bora schreiben, die Waren ganz anderer Leute auf dem folonialen Verwaltungsamt zur Ablieferung brachte. Der kleine Fischer stand in solchen Zeiten auf dem Kasernenhofe und schnauzte die Mannschaften an. In den Stuben fertigten die Subalternen, die von nischt nischt verstehen," die Lieferungsverträge mit der Klausel eigene Fabrikate", und im Hofe luden die Kammerjäger, von dem Maulwerk des Herrn Majors wohl behütet, von
Lohschen Fabrikwagen Tippelskirchsche Geschirre ab. Das ist nicht einmal geschehen, das ist zur Regel geworden. Und in= zwischen erließ Kanzler Bülow ahnungslos feine Submissions borschriften, die über die Vergebung staatlicher Orders genau das Gegenteilige von dem vorschrieben, was Tippelskirch und Fischer miteinander fontrahierten. Aber die Gefeße werden ja sehr oft nur für den Plebs gemacht. Und so tamen die alten Heeresa Lieferanten nach und nach in die Predulje. Fischer ordinierte, und Tippel nahm die Aufträge auf und gab sie weiter. Die Firma war jahrelang nichts als ein Maklerhaus. Bis dann das Projekt der eigenen Herstellung", der Fabrikbau in der Lehrterstraße, auftauchte. In der Usedomstraße hat man ja doch bloß pro forma etwas Waren selbst hergestellt. Daß Tippelkirchs ihre Geschäfte verstanden, wird kein Zweiter bestreiten. Sie haben an den Massen von Kolonialstiefeln 5 Mark und 20 Pfennig pro Paar verdient. Behnspänner. Pferdegeschirre, die sie selbstverständlich kauften, brachten ihnen statt des Einkaufspreises bon zirka 900 Mart 2000 Mark und darüber. Da braucht es nicht zu wundern, wenn der Jahresverdienst derer v. Tippelskirch in die Millionen ging. Was brauchte man da mit lumpigen 100 000 M., die Fischer gerade brauchen konnte, zu knausern! Die Verträge mit dem sonst so schnauzigen Major rentierten sich, und. wo andere Leute Stiefelsohlen durchliefen, um für ihren Betrieb einen Auftrag zu erhalten, da hielt bei Tippelskirch das einfache Entretenue, das Aushalten eines preußischen Majors, die " Tüchtigkeit" der Firma bei gefunden Formen. Es ist ein Spaß, wie leicht mitunter die Geschäfte sind. Man soll sie nur mit den richtigen Persönlichkeiten anfassen."
Bemerkenswerter aber als die Mitteilungen dieser Fachzeitschrift find folgende Anmerkungen, die das Berliner Tageblatt" dazu macht:
Und an dieser Firma war der jetzige preußische Lands wirtschaftsminister und ist noch heute seine Familie mit 40 Proz des gesamten Kapitals beteiligt. Legationsrat Dr. Bu miller ebenfalls mit 40 Proz. usw. Herrn v. Tippelskirch selbst gehören nur 5 Broz. Das große Haus, das er trotzdem führte, beweist nur, wie gut das Geschäft ging."
Wenn diese Mitteilungen richtig sind, so erklärt sich allerdings die Behauptung des Herrn v. Tippelskirch, er habe dem Major v. Fischer nur 4000 M. geliehen. Da Herr v. Tippels.