Belegung hat all diese unaufgeklärten Elemente in sich absorbiert stedt, unangenehm sein und sie soll deshalb die Absicht haben, sich durch Polizeimaßnahmen auf internationaler Basis Attentate verhütet und ihre Energie auf ganz andere Ziele gerichtet. Obwohl die Gewerk- burch eine Untersuchung nach berüchtigtem Bialystoker Muster rein- werden könnten. Schon die Ereignisse in Rußland sollten den Kaiser doch schaften erst einige Zeit existieren, ist es ihnen doch gelungen, in den zuwaschen. Dezembertagen eine Pogromorganisation des Schwarzen Hunderts unmöglich zu machen. Dies wurde überall beobachtet: in Moskau , in Kiew , in Odeſſa und in anderen Städten hat die Berufsbewegung die unaufgeklärten Elemente der Konterrevolution entzogen und sie der Befreiungsbewegung zugeführt. Daraus erklärt sich die jeßige Verfolgung der Berufsvereine, die den Arbeitern in diesen fritischen Tagen großen materiellen Schaden beibringt. Die handelsindustrielle Krise, die die Arbeiter zu Tausenden und aber Tausenden aufs Pflaster geworfen hat, lastet schwer auf der gesamten Arbeiterklasse, und die Auflösung ihrer Vereine wirkt in dieser Beziehung geradezu verhängnisvoll. Aber viel Nugen wird der„ neue Kurs" aus dieser Verfolgung nicht ziehen. Wenn die Arbeiter nicht in der Lage find, ihre Energie auf dem Gebiete der neuen Berufsinteressen zu berivenden, so wird es nur dazu führen, daß sie ihr Augenmerk mehr der Politik widmen, und das wird für Stolypin und seine„ Reformen" noch schlimmer werden, als die Betätigung der Arbeiter in den Gewerkschaften.
Die Militärmentereien
dauern an. Heute liegen folgende Meldungen vor:
Die inzwischen bekannt gewordenen Einzelheiten der Ermordung eines Besseren belehrt haben. Nirgends auf der Welt eriſtiert ein ausDie inzwischen bekannt gewordenen Einzelheiten der Ermordung gebildeteres polizeilicheskontroll- und Spionagesystem, als in RußlandHerzensteins zeigen, mit welchem Raffinement fie ausgeführt wurde. Die Mordtat war von vier Verbrechern organisiert, die sich als und nirgends sind mehr Fürsten , Minister, Gouverneure, Polizei Revolutionäre ausgaben, am 24. Juli nach Terijoki tamen und im beamte Attentaten zum Opfer gefallen, als gerade in Rußland . Hotel Donord abstiegen. Jeder war mit einem Browningrevolver, Reaktionärer Terrorismus gebiert mit Naturnotwendigkeit den Dolch und kugelficherem Banzer versehen. Da der Hotelwirt von revolutionären Terrorismus. Je mehr Opfer im Befreiungskampfe den Unbekannten Bäffe verlangte, verließen sie alle am 28. Juli einer Nation fallen, desto zahlreichere Opfer verfallen auch der Rache das Hotel, um sich mit Hülfe des Gendarmen T. Sapolsky bald der Unterdrückten. hier, bald dort Unterkunft zu verschaffen. Etwa drei Stunden vor Je freier dagegen die politischen Verhältnisse eines Landes find, der Ermordung Herzensteins saßen zwei der Mordgesellen auf dem je ungehinderter sich die freiheitliche Propaganda betätigen kann, Terijolier Bahnhof und lenkten beim oppulenten Mahl mit teuerem Wein hauptsächlich die Aufmerksamkeit des Zeitungsverläufers auf desto sicherer sind auch die gekrönten Häupter und leitenden Staatssich, der folgendes Gespräch dieser Herrschaften mit anhörte: männer, das beweist die Geschichte Englands und der Schweiz . Wenns heute gelingt, dann wird mein Revolver 30 000 Rubel verAber freilich des Kaisers Sorge gilt nicht nur der Person des dienen, und ich werde schon in zwei Motoren hierher kommen." Bei Staatschefs, sondern der sogenannten Ordnung überhaupt, d. h. der diesen Worten zog der Sprechende seinen Browningrevolver und Privilegienherrschaft der bevorrechteten Stände und Klassen. Das Dolch aus der Tasche. Gleich darauf entfernten sie sich und schon beweisen jene Aeußerungen, die der Kaiser in Anknüpfung an die nach einer kurzen Zeit erfolgte die Ermordung Herzensteins. Bemerkungen eines französischen Offiziers über antimilitaristische Bestrebungen getan hat: Lebensäußerungen der europäischen Staaten stehen miteinander in so innigem 3u sammenhang, daß kein Uebel auf die Dauer isoliert bleiben könnte. Wenn wirklich Frankreichs Heer und Flotte desorganisiert würden, hätte diese Erscheinung für uns weit eher etwas Beunruhigendes. Der Antimilitarismus ist eine internationale Plage; das Land, welches jubeln würde, den Nachbar davon heimgesucht zu sehen, wäre der Stadt vergleichbar, welche beim Ausbruch der Cholera im Nachbarort illuminierte."
Uebrigens verteilt mit Genehmigung der zuständigen Behörde
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der Verband wahrhaft russischer Leute", der die Mörder gegen Herzenstein gedungen und eine ganze Prostriptionsliste von Duma Petersburg, 4. August. Große Unzufriedenheit herrscht im Mitgliedern und revolutionären Führern aufgestellt hat, an die Moskaner Garderegiment, welches augenblicklich hier garnisoniert. Soldaten zahlreiche Proklamationen, betitelt Rußkomu foldatu" Die von den Mannschaften aufgestellten Forderungen sind sowohl( An den russischen Soldaten"), in denen zu Judenhetzen aufwirtschaftlicher wie politischer Natur. Versuche des Obersten und gefordert wird. Das russische Polizeidepartement hat indes ein genaues Vernachträglich auch des Grafen Novolsetei, die Unzufriedenen zu be- zeichnis derjenigen Personen aufgestellt, die als Leiter der in Aussicht ruhigen, verliefen resultatlos. Nach der Kaserne des Regiments gestellten Unruhen in Betracht kommen und bei den ersten Anzeichen wurden Kosaken abgesandt. unverzüglich in Haft genommen werden sollen. Wenn die gutbezahlten Mörder der wahrhaft russischen Leute" nicht vorher schon ihre patriotische Pflicht getan haben.
Reval , 3. August. ( Meldung der Petersburger TelegraphenAgentur.) Das Torpedoboot Nr. 106, welches sich geweigert hatte, dem Panzerkreuzer Pamjat Azowa" zu folgen, ist nach Reval durchgebrochen. Die Mannschaften der übrigen Kriegsschiffe im Revaler Hafen find an Land gegangen und haben im Walde Schutz gesucht. Den Kreuzer Abret" hat die Mannschaft am Ufer auflaufen lassen. Auf dem Pospeschni" hat die Besatzung die Feuer gelöscht und das Schiff voll
Wasser laufen lassen.
Ueber die Vorgänge an Bord des Kreuzers " Bamjat Azowa"
veröffentlicht der russische Admiralstab jezt folgende Mitteilung: In der Nacht vom 1. auf den 2. August traf Kapitänleutnant Mazurow einen ihm unbekannten Matrosen auf Deck versteckt, der sich bei näherer Untersuchung als ein verkleideter Agitator entpuppte. Gleich darauf fielen zwei Schüsse, durch die ein Schiffsfähnrich berwundet wurde. Der inzwischen durch einen Offizier geweckte Kommandant und die anderen Offiziere fanden,
als sie auf Deck eilten, mur unbrauchbar Gewehre; gleichzeitig erlosch die elektrische Beim
gemachte Beleuchtung. Andeckkommen wurden die Offiziere mit Schüssen empfangen, wobei der Kommandant Lofinsti emen Schuß in die Brust empfangen, wobei der Kommandant Lofinsti einen Schuß in die Bruſt erhielt und mehrere Leutnants verwundet wurden. Angesichts der offenen Meuterei versuchten die Offiziere in einer Barkasse, die sie zu Wasser ließen, zu entfliehen. Durch Geschützfeuer von Bord wurde das Boot unbrauchbar gemacht, zwei weitere Offiziere wurden verwundet. Die übrigen Offiziere gewannen schwimmend das Ufer, wo sie sich im Walde vor den sie verfolgenden Meuterern versteckten. Der" Pamjat Azowa" eröffnete sodann ein starkes Feuer auf die ihn begleitenden fleinen Kriegsschiffe, die sich der Meuterei nicht angeschlossen hatten. Aus Helsingfors
wird der„ Russischen Korrespondenz" vom 3. August abends telegraphiert: Nachdem die Revolutionäre endgültig endgültig kapituliert hatten, war es ruhig auf der Festung. Die dort gefangen genommenen Finnländer find gefeggemäß an die finnischen Oberbehörden ausgeliefert worden. Von verschiedenen Forts hat man auf friedliche Einwohner geschossen, die ohne die Gefahr zu verstehen, in ziemlicher Entfernung von der Festung bort den Inseln zur Stadt fahren wollten. Sogar ein Lotsenboot mit dem rot- weißen Lotsensegel wurde beschossen und zwei Lotsen getötet. Man hat sie für revolutionäre Flüchtlinge ge halten. Noch nach Aufgabe der Festung versuchte die Note Garde den Generalftreit zu erzwingen. Als die Schutzgarde zum Schutz des Straßenbahndepots heranmarschierte wurde sie von der Roten Garde angegriffen. 7 Mann wurden getötet, einige verwundet. Ueber den Verlust der Roten Garde sind keine bestimmten Nachrichten vorhanden, ihre Verluste bei dieser Gelegenheit sind wahrscheinlich unbedeutend, da fie mit ihren weitschießenden Soldatengewehren aus dem Versted schossen, während die nur mit Brownings bewaffnete Schußgarde ihrem Feuer ganz ausgesetzt war. Nachmittags besetzten russische Infanterie und Kosaten die Hauptpunkte der Gegend, die Polizei bemächtigte sich des Bureaus der Roten Garde. Die Nacht verlief
ruhig.
Die Meldungen der Petersburger Telegraphenagentur lauten: Helsingfors , 3. August. Nach den letzten Feststellungen wurden während der Unruhen in Sveaborg und auf den umliegenden Inseln ein Oberst sowie 10 Soldaten und drei Zivilpersonen getötet und 35 Personen schwer und 40 leicht verlegt.
Helsingfors , 8. Auguft. Die telegraphischen sowie die Eisenbahnverbindungen mit Helsingfors find wieder normal. Alle Zweige der Verwaltung geben sich die größte Mühe zur Wiederherstellung geordneter Verhältnisse, so daß die Stadt bedeutend ruhiger geworden ift. Der Senat hielt abends eine Sigung ab, in der über Maßnahmen zur Unschädlichmachung der Roten Garde beraten wurde.
Ein Spezialforrespondent des Wolfffchen Bureaus berichtet: Helsingfors , 4. August. Hier ist die Lage noch sehr gespannt. Die Kämpfe gegen die Note Garde haben aufgehört, doch ist die Streitbewegung noch im Gange. Alle staatserhaltenden Parteien haben sich von der Roten Garde losgesagt."
Nach dem Korrespondenten des" Tag" befindet sich unter den in Sveaborg verhafteten Meuterern der Dumadeputierte Dnipto.
Ueber die
Kronstädter Menterei
will der Petersburger Korrespondent des Berl. Tagebl." erfahren haben: Die bisherige Untersuchung hat festgestellt, daß sie das wohlvorbereitete, aber verfrüht begonnene Wert der Revolutionäre war. Die Meuterei war für Ende August verabredet, wo in einer Nacht das sämtliche Offizierpersonal ermordet werden sollte. Zu diesem Termin wären auch alle Kriegsschiffe an wesend gewesen, die mit in der Verschwörung verwickelt unsicher die Marine ist, geht daraus hervor, daß die Kriegsschiffe vor Sbeaborg nicht etwa mit Matrosen, sondern mit Seekadetten bemannt waren, weil sich die Matrosen geweigert hatten, die Festung zu beschießen. Auch auf dem Panzer Slawa" war bor Kronstadt eine Revolte ausgebrochen, doch gelang es recht zeitig, vierzig Meuterer zu überwältigen.
waren.
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Heute, am Namenstage der Kaiserin- Witte, haben die Straßen geflaggt. Kleine Arbeitertrupps durchziehen die Straßen und fordern von den Hausbesizern Entfernung der Fahnen und Unterlaffung der für heute abend offiziell angesagten Illumination. Die Hausbefizer fügen sich den Drohungen der Revolutionäre. Bezahlte Mordbuben.
Der russischen Polizei soll die allgemeine Meinung, daß sie mit ben Mördern des Duma- Abgeordneten Herzenstein unter einer Dede
Kampfepisoden.
Gouverneur eine Bombe geworfen, wodurch diesem der Kopf und Samara , 4. Auguft. Gestern abend wurde auf den hiesigen beide Füße abgerissen wurden. Der Täter wurde verhaftet. Jusowka , 3. Auguft. Wegen des Ausstandes der Arbeiter der Hüttenwerke sind in der legten Nacht Polizeiverstärkungen sowie zwei Eskadrons Dragoner hier eingetroffen und haben sofort die Führer der Ausstandsbewegung verhaftet. Als die Arbeiter hiervon Kenntnis erhielten, rotteten sie sich zusammen und machten den Versuch, ihre Kameraden zu befreien. Hierbei fam es zu einem Zusammenstoß mit dem Militär, bei dem mehrere Personen verlegt und die Rädelsführer festgenommen wurden.
Aus den Ostseeprovinzen.
Die„ Waldbrüder".
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„ Die
Der Kaiser betonte also hier die Interessensolidarität der internationalen Reaktion, er appellierte gewissermaßen an die Reaktionäre aller Länder, sich zum Kampf gegen den Umsturz zusammenzuschließen.
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Diese Losung ist nichts Neues. Sie ist nur um bei der neueren Geschichte zu bleiben die Fortsetzung der Interventionspolitik gegen die französische Revolution, nur ein Wiederbelebungsversuch jener heiligen Allianz", durch die im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts aller europäischer Fortschritt niedergehalten wurde. Aber ein solcher Wiederbelebungsversuch begegnet heute denn doch unüberwindlichem Widerstande. Eine heilige Allianz " zwischen Deutschland , Frankreich und England wäre denn doch nicht so leicht zu realisieren, wie seinerzeit zwischen Preußen, Rußland und Defter reich. Frankreich und England besitzen immerhin ein derartiges Maß politischer Freiheiten, daß die Bourgeoisie dieser Länder bo- russische ( Aus der" Boltszeitung", Organ des Jüdischen Arbeiterbundes.) Senebelungspraktiken nicht anwenden kann. Ferner hat es gerade Die Straferpedition des Generals Orlow hat eine besondere die deutsche Regierung verstanden, durch weltpolitische Provokationen Erscheinung ins Leben gerufen- eine Art von freien Schüßen- ein derartiges Mißtrauen gegen sich zu erregen, daß Frankreich und bund, die sogenannten" Waldbrüder". Dies sind Bauern, die an den Unruhen teilgenommen haben, die glücklich Galgen und Ge- England innerpolitischen Schwierigkeiten Deutschlands mit fühlster wehrkugel entronnen sind und jetzt verständlicherweise sich nicht Teilnahmlosigkeit gegenüberstehen würden. Etliche französische den zarischen Henkern ausliefern wollen. Es sind Leute, die nur Jesuitengenerale mögen ja anders denten die französische Nation zufällig am Leben sind, deren Gristenz fortwährend bedroht ist, dagegen würde in dem Erstarken demokratischer Tendenzen in Deutschhaben geschworen, alle Verbrechen der Straferpeditionäre" zu es also mit Genugtuung begrüßen müssen. Leute, die nichts besißen und nichts zu verlieren haben. Sie land nur die Stärkung internationaler Friedensgarantien erblicken, rächen und haben allen Spizeln und Verrätern, die die Straf- Und schließlich hat doch auch das internationale Prole expeditionen in ihrer Tätigkeit unterstützt haben, blutigen Krieg erklärt. Die lokalen Verhältnisse sind ihnen gut bekannt, die tariat selbst im internationalen Leben bereits ein Wörtchen einzige Sprache, die sie sprechen, ist die lettische; in fleinen mitzusprechen! Gruppen zerstreut leben sie im Dickicht der heimatlichen Wälder, Jm übrigen kann es uns mur recht sein, wenn die Reaktion auf wo sie auf Schritt und Tritt vom Tode bedroht sind. Von da aus internationaler Basis ihre Herrschaft zu stabilisieren verunternehmen sie von Zeit zu Zeit eigene Expeditionen nach den sucht. Ihr im tiefinnersten Grunde volksfeindlicher und benachbarten Schlössern und Gasthöfen, überfallen Barone, Land- antinationaler Charakter wird dadurch auch den Elementen polizisten, Kosaken, Dragoner und jeden, der in irgend einer Beziehung den Verteidigern des alten Regimes nahe steht. Es deutlich vor Augen geführt, bei denen bisher die Verlästerung der braucht kaum erwähnt zu werden, daß von ihrem Haß vor allem Sozialdemokratie als einer„ vaterlandslosen" Partei noch immer diejenigen leiden, die den Straferpeditionen geholfen haben, die verfing. Revolutionäre ausfindig zu machen. Die„ Waldbrüder" sind ausgezeichnet bewaffnet, ihre Kugeln Nationalliberaler Kazenjammer. verfehlen selten das Ziel und ihre Kenntnis der Gegend macht sie Alle Zeit treubereit für des Reiches fast unfaßbar. Auf diese Weise jagen sie allen, die ein unreines Herrlichteit! so sprachen die Nationalliberalen im Gewissen haben, heillose Angst ein. Ihre Zahl ist, wie es scheint, ganz bedeutend, und die Re- Wahlkreise Rinteln- Hofgeismar in dem Wahlaufrufe für ihren gierung sieht sich gezwungen, zu ihrer Bekämpfung besondere Kandidaten Dr. Rode zu den Wählern. Nach der Wahl am Expeditionen auszusenden aber umsonst: die Waldbrüder" 20. Juli machte der arbeiterfeindliche nationalliberale Kan feben ihr Werk ungestört weiter fort. Sie sind in steter enger didat aber die Entdeckung, daß für des Reiches national Fühlung mit den benachbarten Bauern und werden von ihnen liberale Herrlichkeit, das neue Steuerbufett, 965 mit Lebensmitteln reichlich versorgt. Im tiefsten Waldes didicht nationalliberale Wähler weniger zu haben waren; die Nationalhaben sie ihre Lagerhütten, Höhlen mit geheimen Gängen, geheime liberalen schlossen kläglich ab, 1898 erzielten sie rund 1400, Provianttammern, wo sie zuweilen sogar Wein und Bier zur Ver- 1903 2154 Stimmen, und bei der Nadjivahl am 20. Juli er fügung haben. hielten sie nur 1189 Stimmen, also weniger als 1898.
Die" Waldbrüder" kennen kein Mitleid. Ein Baron hatte von einer Waldbrüderhütte" Wind bekommen und begann sie auszuspionieren, aber schon nach einigen Tagen büßte er das Leben ein. Die von den Waldbrüdern" ausgeführten Ueberfälle zeugen durchaus von ungewöhnlicher Geschicklichkeit, tollkühnem Mut und staunenswerter Kaltblütigkeit. Es ist daher leicht verständlich, daß es nicht gelingt, ihrer habhaft zu werden, umſomehr, da der größte Teil der Bevölkerung mit ihnen sympathisiert und der andere Teil sich vor ihnen fürchtet und es nicht wagt, sie zu verraten.
So ist zum Beispiel folgender Vorfall bekannt geworden. Als die" Waldbrüder" eines Streises sich durch zahlreiche Ueberfälle allzu sehr bemerkbar machten, befahlen die Behörden den Bauern dreier Dörfer, den Wald zu umringen und die„ Waldbrüder" zu fangen. Natürlich haben die Bauern niemanden erwischt, aber als die„ Waldbrüder" zu ihren Hütten zurückkehrten, fanden sie eine Menge Lebensmittel, die die Bauern für sie dort gelassen haben.
Vor kurzem hat unveit von Riga ein Zusammenstoß zwischen einer Gruppe Waldbrüder" und einer Abteilung Kosaten stattgefunden. Die letteren räumten das Feld, indem sie 2 Tote und 5 Verwundete hinterließen. Aber auch bei den Waldbrüdern" war ein Schwerverwundeter. Da er feinen Genossen nicht zur Last fallen wollte, machte er seinem Leben selbst ein Ende, nachdem er sein Gewehr dem besten Schüßen der Gruppe testiert hatte.
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Politifche Ueberlicht.
Berlin , den 4. August. Reaktionäre aller Länder, vereinigt Euch! Wilhelm II. hatte auf seiner legten Nordlandsreise die Bekannt schaft einer französischen Reisegesellschaft gemacht, mit der er nach dem„ Matin" über alle möglichen Dinge geplaudert hat. Aeußerungen des Kaisers über die Presse haben wir bereits erwähnt. Jetzt veröffentlicht der„ Matin" weitere Auslassungen des Kaisers. so soll er unter anderem gesagt haben:
Jeder Staatschef riskiert heute täglich und stündlich sein Leben Fallières wie der Bar, der Präsident der Vereinigten Staaten wie der Spanierkönig. Vollkommenes Einvernehmen herrscht zwischen den Faktoren, welche in allen Ländern auf AbOrdnung fchaffung jeder Autorität, aller
und der Regierung überhaupt abzielen. Das gegen läßt das Einbernehmen der mit Wahrung der Autorität, der Ordnung und des Regierungsbetriebes überhaupt Betrauten viel zu wünschen übrig." Diese Aeußerungen lassen vermuten, daß Wilhelm II. gänzlich unbegründete Besorgnisse für seine persönliche Sicherheit hegt, und daß die vielfach erörterten eigenartigen Sicherheitsmaßregeln bei Kaiserreisen mit auf Wünsche des Kaisers selbst zurüdzuführen sind. Weiter scheint Wilhelm II. der irrigen Auffassung zu huldigen, daß
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Im Wahlkampfe selbst sagte Herr Dr. Rode noch stolz und siegesbewußt in einer Versammlung in Rinteln : Ich billige die neuen Steuern durch aus! Jetzt ist er aber vom Kazenjammer überwältigt, und in einem langen Rundschreiben an seine Wahlmacher im Kreise schreibt er über die Ursachen der Niederlage u. a. das folgende:
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„ Es würde mir aber verkehrt erscheinen, den Mißerfolg auss schließlich oder auch nur hauptsächlich in lokalen Verhältnissen und Begebenheiten des Wahlkreises zu suchen. Der nationalliberale Stimmenrüdgang in Rinteln - Hofgeismar schließt sich der gleichartigen Erscheinung in Altena - Iserlohn und Hagen - Schwelm an und rechtfertigt den Schluß auf eine gleichmäßigwirkende Ursache. Und diese sehe ich in der Beurteilung, welche die Beteiligung der Partei bei der jüngsten Besteuerungspolitik des Reichstages von seiten der breiten Wählermassen era fährt... Die Erfahrungen, die ich in diesem unbequemen und anstrengenden Wahlkampfe gemacht habe, bestärken meine - ursprünglich nur instinktive(?)- Abneigung gegen die Rolle, die die nationalliberalen Abgeordneten bei der Steuergesetzgebung zu spielen für gut befunden haben. Ich lasse alles gelten, was zu ihren Gunsten vom höheren Standpunkte staatsmännischer Politik und fürsorglicher, ihrer Verantwortung bewußter Vaterlandsliebe borgebracht worden ist auch von meinen Freunden und mir selbst in diesem Wahlkampfe. Aber in unserer an einem großen Impulse so armen Zeit wirken nun einmal die hohen Gesichtspunkte und auf das Ganze gerichteten Ziele nicht, am wenigsten in der Wahlagitation. Hier kommt es leider auf eine Dialektik an, die bei unseren Abgeordneten leicht in Vergessenheit gerät, wenn sie erst einmal auf 5 Jahre der Hitze und Kleinlichkeit des Wahlkampfes entrückt find.(!!) Ich habe im Wahlkampfe Leute, bisher treue Anhänger der nationalliberalen Partei, angetroffen, die fraglos zum fauf männischen und gewerblichen Mittelstande, noch nicht einmal zu deffen oberen Schichten gehören, und deren Handlungsunkosten ( und damit in diesem Falle der Reingewinn) allein durch den Frachturkundenstempel um viele Hundert Mark ungünstig beein flußt werden. Eine Abwälzung ist hier und überall, wo frachtfrei geliefert wird und geliefert werden muß, unmöglich. ,, Von dem Betrage dieser Steuer konnte ich bislang die jährliche Kleidung für mich und meine Frau bezahlen"! Diese und ähne liche argumenta ad hominem find wirksamer als aus bester Quelle fließende Belehrungen über staatsbürgerliche Pflichten und den Finanzbedarf des Reiches. So haben die nationalliberalen Reichstagsabgeordneten für sich und ihre Partei den Vorwurf der Volksfeindlichkeit auf sich geladen.... Sie haben sogar in der Steuergesetzgebung die Führung gehabt, sich zu biefer ge drängt.(!!).. Mag dieses nun, von einer höheren Warte aud gesehen, sehr verdienstlich sein, partei tattisch war es ein Fehler. Mindestens die Führung in der Behandlung des Steuerbufetts zu übernehmen, lag für die Nationalliberalen teine Veranlassung und beinahe möchte ich sagen keine Legitimation- bor,"
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