vehaudlung verbleiben. Der Revolverschieher wurde verhaftet. Un- glückliche Familienverhältnisse sollen die Ursache deS Schrittes sein. Beim Gerüstbau abgestürzt. Gestern nachmittag l'/a Uhr stürzte am Tempelhofer Ufer vor dem Hause Nr.»0 der 22jährige. bei der tochbahn angestellte Streckenarbeiter Gustav Kutzke aus der opernikuSstr. 2, als er mit mehreren Kollegen ein Gerüst für die Anstreicher der Hochbahn aufbaute, aus beträchtlicher Höhe auf das Stratzenpflaster herab. Augenzeugen bekunden, daß der Unglückliche deshalb ausgeglitten sei, weil der Bretterverschlag nicht dicht genug war. erst nach dem Unfälle sei derselbe vorschriflSmähig hergestellt worden. Kutzke, der außer schweren inneren Verletzungen einen Schädelbruch erlitten hat. wurde in besinnungslosem Zustande von einem Schutzmann des 71. Polizeireviers zunächst nach der Unfall- station am Tempelhofer Ufer 1» und von da nach dem Krankenhause am Urban geschafft. Wachtposten vom Hitzschlage getroffen. Großes Mißgeschick hatte am Sonntagnachmittag der Gefreite Schäfer vom Garde-Füsilier- Regiment. Er war an der Wache am Brandenburger Tor auf Posten gezogen und brach unter der Einwirkung der Sonnenstrahlen vom Hitzschlage getroffen plötzlich zusammen. Einige Füsiliere brachten den Kameraden nach der Rettungswache in der Mauer- straße, wo er wieder ins Leben zurückgerufen wurde. Sch. fand dann im Garnisonlazarett in der Scharnhorststraße Aufnahme. Auf dem Charlottenburger Bahnhof der Hochbahn geriet gestern nachmittag um 6 Uhr ein Hochbahnwagen in Flammen, was eine hochgradige Panik hervorrief. Die herbeigerufene Feuerwehr löschte den Brand. Passagiere sind nicht zu Schaden gekommen. Das Feuer ist wohl durch Kurzschluß entstanden. Freie Fortbildungskurse für Arbeiter, veranstaltet von der sozial- wissenschaftlichen Abteilung der königl. technischen Hochschule zu Berlin . Sonntag, den 12. August, findet ein gemeinsamer Ausflug statt. Treffpunkt Bahnhof Grunewald morgens 7'/g Uhr. DaS frühere National-Theatcr am Weinbergsweg ist unter dem Namen Walhalla-Variölö-Theater in ein Spezialitäten-Theater um- gewandelt worden. Es steht unter der Leitung des Direktors Saitmacher und findet bereits am 1. September die Eröffnungs- Vorstellung statt. Radrennen Berliu-Steglitz, ö. August. R o b l S, des bekannten Münchener Weltmeisters, erstes Fahren nach seinem am 1. Juli in Leipzig erfolgten schweren Sturze war das Hauptereignis des TageS. Mit seinem Landsmann H u b e r, dem Franzosen Darragon und dem Belgier Bänder st upft bestritt er den Großen Sommer- preis, ein Stundenrennen mit Motorführung. Robl zeigte wieder eine großartige Leistung: wenn er auch das Rennen nicht gewinnen konnte, so war sein Fahren höchst anerkennenswert i denn nachdem er anfangs zurückgeblieben und über drei Runden verloren hatte, leistete er später dem Belgier hartnäckigen Widerstand, so daß dieser den Versuch, an Robl vorbeizugehen, als aussichtslos aufgeben mußte. Das Rennen war überhaupt nur ein Kampf zwischen diesen beiden Fahrern, denn Huber, der anfangs die Spitze hatte, fiel bald zurück und verlor Runde um Runde. Darragon, der vor acht Tagen in Genf die Weltmeisterschaft gewonnen hatte, war am Sonnabend beim Trainieren schwer gestürzt und hatte sich dabei bedeutende Ver- letzungen am Kopf und an den Kinen zugezogen: mit verbundenem Kopf erschien er am Start? aber schon nach dem 10. Kilometer gab er auf. Leider konnte daS Rennen nicht bis zu Ende gebracht werden, denn nach dem 40. Kilometer begann es zu regnen. Noch wurde weiter gefahren, doch da der Regen immer stärker einsetzte und die Schrittmacher die Bahn verließen, wurde das Rennen bei 52'/, Kiloineter abgeläutet. In dem Fliegerrennen erwies sich K u d e l a den anderen überlegen. Straßensperrungen. Die Lübbenerstraße von Wrangel- bis Görlitzerstraße wird behufs Asphaltierung vom 6. d. Mts. ab bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter gesperrt.— Die Kochstraße zwischen Charlotten- und Jerusalemerstraße wird behufs Asphaltierung vom S. d. Mts. ab bis auf weitcres für Fuhrwerke und Reiter ge- sperrt.— Die Stufenbrücke im Tiergarten wird behufs Reparatur vom S. d. MtS. ab bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter gesperrt. Feuerwehrbericht. Am Sonntagnachmittag wurde die Feuerwehr nach dem Wilhelmsplatz gerufen. Dort drohte ein großer vor dem Palais des Prinzen Leopold stehender Baum umzustürzen. Da die Passage auf dem Straßendamm gefährdet war, wurde der alte Baum von der Feuerwehr gefällt. Am Sonnabendabend geriet im Lessing -Theater im letzten Akt von„Die lustige Witwe " die Isolierung vom Bühnenregulator in Brand. Die anwesende Feuerwehr be- seitigte schnell die Gefahr, so daß das Publikum nichts davon bemerkte. Gestern nachmittag um 6 Uhr kam in« Dienftgebäude des Anhalter Personenbahnhofs Feuer ans. Im Keller brannten bei Ankunft der dritten Kompagnie Preßkohlen und anderes. Wegen mehrerer Wohnungsbrände wurde die Feuerwehr nach der Mcmeler- straße KW, Grüner Weg 8, Georgcnkirchstr. 56, 2. Etage rechts, Bötzowstr. g IV., Frtedenstr. 63 und anderen Stellen gerufen. Viel zu schaffen machen jetzt der Feuerwehr Preßkohlcnbrände. In der Badstr. 62, Skalitzerslr. 46, auf dem Schlesischen, Nordbahnhof, Ost- bahnhof, dem Görlitzer, Anhalter und dem Moabiter Güter- Bahnhof u. a. hatte die Feuerwehr solche Brände zu löschen. An einigen Stellen hatte die Wehr sogar mehrere Male zu tun. Zum Auspumpen von Wasser rückte der erste Zug nach der Dircksenstr. 47 aus. In der Chausseestr. 94 brannte ein Keller. Weitere Meldungen liefen aus der Oranienstraße, Müllerstr. 112 und verschiedenen anderen Orten heute ein. Vorort- I>fcclmcktett. Charlottentmrg. Kommunale Angelegenheiten. Der Pflegegeldsatz für städtische Ko st Pflegekinder bis zum vollendeten ersten Lebensjahre ist durch Beschluß des Magistrats vom 1. August ab von 21 aus 25 Mark monatlich erhöht worden. Neueinrichtung in der Organisation der Wald- erholungsstätten. Der Vaterländische Jrauenverein in Pankow hat im Anschluß an die Erholungsstätte des Roten Kreuzes für grauen in Schönholz eine W a l d e r h o l u n g S st ä t t e für schwächliche und kranke Säuglinge eröffnet, in der Säuglinge nötigenfalls auch für die Nachl verbleiben können. Die neue Erholungsstätte hat sich der Verwaltung von Charlottenburg gegenüber bereit erklärt, auch Charlottenburger Säuglinge zu den bisherigen Sätzen in Pflege zu nehmen. An- Meldungen sind an die WalderholungSstättc vom Roten Kreuz für Frauen in Schönholz zu richten. Die Charlotten- burger Stadtärzte, Watfenärzte und Waisenpflegerinnen werden er- sucht, in geeigneten Fällen Anträge auf Ueberweisung von Säuglingen bei der Deputation für die Waisenpflege einzureichen. Verteilung von Zinsen. Zu verteilen sind am 19. September 52,13 M. Zinsen des Weißcschen Vermächtnisses an würdige Arme(wie üblich an zwei Personen oder Familien), und im Oktober 24,19 M. Zinsen des Hackenschmidtschen Vermächtnisses an zwei verschämte Arme zur Beschaffung von Holz. Verzögerung in der Erledigung von Unter- st ü tz u n g ö g e s u ch e n. Die Armendirektion weist darauf hin, daß sie mehrfach die Beobachtung gemacht hat. daß einzelne Armen- kommissionSvorsteher die ihnen zugehenden Unterstützungsgesuche längere Zeit, in einzelnen Fällen sogar einige Wochen bei sich liegen gelassen haben, statt sie sofort einem Armenpfleger zur Prüfung zu- zuschreiben. Das ist auch in solchen Fällen geschehen, die. wie zum Teil Anträge auf Ueberweisung in eine Lungenheilstätte, deutlich als eilig und dringend erkennbar, zum Teil auch von der Armendirektion ausdrücklich als eilig und sofort zu erledigen bezeichnet waren. In- folgedessen ersucht die Direktion die Armenkoinmissionsvorsteher. dafür Sorge zu tragen, daß solche Sachen sofort nach Eingang zur Prüfung an den zuständigen Armenpfleger gelangen. Fürsorge für Schwangere. Die Stadt hat dem Char- lottcnburger Hauspflegeverein 3000 M. zur Verfügung gestellt, um daraus unbemittelten Schwangeren, die sich bei ihm zur Gewährung einer Hauspflege melden, in den letzten Wochen vor der Entbindung Unterstützungen in Gestalt von Milch, Kräftigungsmitteln, nahrhafter Kost usw. zu gewähren, dmnit sie demnächst imstande sind, ihr Kind möglichst selbst zu stillen. Der Hanspflegeverein hat zur Durch- führung dieser neuen Aufgaben eine besondere Ernährungsabteilung eingerichtet, deren Geschäftsstelle sich Marchstr. 7 f befindet. Sprechstunden finden daselbst Dienstags und Freitags von 10—11 Uhr vormittags statt. Schwangeren, die beabsichtigen, ihr Kind sÄbst zu nähren, denen ihre Verhältnisse aber eine genügend gute Ernährung nicht gestatten, haben sich dort zu melden. Die Unterstützung erfolgt nach vorheriger Recherche regelmäßig durch Gewährung kräftigen Mittagessens auf 4 Wochen. Fürsorge für Lungenkranke. Der Brandenburgische Provinzialvercin zur Bekämpfung der Tuberkulose hat in Burg- Daber bei Wittstock sDoffe) ein Pflegeheim für Lungenkranke(Männer und Frauen), die sich zur Aufnahme in eine Lungenheilstätte nicht mehr eignen, eröffnet. Für Frauen ist die Anstalt die erste dieser Art in Deutschland . Der Verpflegungssatz ist auf 2,50 M. täglich festgesetzt. Die Charlottenburger Armendirektion hat bereits eine Anzahl von Kranken in das neue Pflegeheim überwiesen. Voraus- setzung für die Ueberweisung ist, 1. daß voraussichtlich keine Aussicht auf Heilung oder wesentliche Besserung mehr besteht, 2. daß der Kranke eine Gefahr für seine Umgebung bildet, 3. daß eine ausreichende Isolierung des Kranken in der Wohnung nicht möglich ist. Die Armendirektion fordert die Stadtärzte auf, gegebenen Falles Anträge auf Ueberweisung von Kranken in die neue Anstalt bei ihr einzureichen. Verloren gegangen ist die leere Sammelliste Nr. 15 für die ans- gesperrten Lithographen und Steindrucker Deutschlands , sowie Liste Nr. 41 der ausgesperrten Buchbinder, ebenfalls leer. Letztere ist mutmaßlich auf dem Bau oder der Bahn verloren gegangen. Die- selben sind anzuhalten und bei Unterzeichnetem abzuliefern. Der Ausschutz der Charlottenburger Gewerkschaftskommission. Johann Scheible, Bismarckstr. 35, II. Weitere Listen sind bei Obigem zu haben. Lichtenberg . Die Generalversammlung der hiesigen Ortskrankenkasse, welche am Sonnabend im„Schwarzen Adler" tagte, beschäftigte sich mit den unliebsamen, durch drei ungetreue Beamte verschuldeten Vor- kommnissen. Es sind Kassengelder in Höhe von über 6000 M. unterschlagen worden. Durch welche Manipulationen die Untcrschleifc möglich waren, wird genauer wohl erst das gegen die früheren Kassenbeamten Falkenstein, Töpfer und Grothe eingeleitete Strafver- fahren feststellen. So viel hat aber die Generalversammlung schon ergeben, daß frühere Vorgänge und Verhältnisse, an denen die jetzige Verwaltung vollständig unbeteiligt ist, den eigentlichen Keim- voden auch der— nun zur Tagesordnung stehenden Unterschleise abgegeben haben. In ganz unerwarteter Weise wurde am Sonn- abend der Schleier etwas gelüftet, weit genug, um erkennen zu lassen, was im Hintergrunde gespielt wird. Es wird immer klarer, daß die hiesige„Volksztg." mit ihrer Hetze gegen den Rendanten und der merkwürdigen Milde für die Defraudanten auf dem Boden wohlverstandener Interessen steht und daß die bisherigen Arbeitgebervertreter im Vorstand der Kasse nur als die von den„Volkszeitungs"-Leuten Geschobenen zu betrachten sind. Zur allgemeinen Ueberraschung platzte einer der Arbeitgebervertreter mit dem Geständnis heraus, ihm sei längst bekannt gewesen, daß an der Kasse nicht alles in Ordnung war. Und auf einen zweifelnden Ruf aus der Versammlung bekräftigte der Herr seine Erklärung und gestand weiter, daß er bereits vor s/4 Jahren den zweiten Lorsitzenden Herrn Groß(Arbeitgebervertreter) davon in Kenntnis gefetzt habe. Herr Koch(Verleger der„Volksztg.") er- klärte, auch ihm seien Unregelmäßigkeiten längst bekannt gewesen. Und ein anderer Arbeitgebervcrtretcr gab kund und zu wissen, daß einer der Deftaudanten bei ihm Einkäufe gemacht hat, die weit über dessen Verhältnisse hinan sgingenl Und wozu be- nutzen die Herren ihre Kenntnis? Zum Schweigen und Nichtstun! Ja, als Herr Groß einmal aufgefordert wurde, eine Revision der Soll- und Restliste vorzunehmen, lehnte er ab mit dem Bemerken, dafür habe man doch einen Beamten angestellt! So faßte der Herr Arbeitgebervertreter seine Pflicht als Vorsitzender auf, obwohl er von anderer Seite darauf aufmerksam gemacht war, daß etwas nicht in Ordnung sei. Und den übrigen Vorstandsmitgliedern gegenübe» schwieg er I Warum eigentlich? Warum jetzt noch die auffälligen Versuche, den in Anklagezustand befindlichen Herrn Grothe reinzuwaschen? Die Herren wußten, daß sie der jetzigen Verwaltung ungetreue Beamte ins Erbe gegeben hatten. Schon unter der früheren Verwaltung, in der zum Beispiel auch Herr Koch saß, waren Unterschlagungen vorgekommen und der Herr Grothe war einer von denen, die dabei waren. Man ließ damals Milde walten. Herr Grothe konnte sich sogar eines An- stellimgsvertrages rühmen, der aus Lebenszeit galt. Obwohl man die Erbschaft der neuen Verwaltung kannte, obwohl man sich jetzt der Kenntnis verschiedener Unregelmäßigkeiten rühmt, schwieg man und ließ somit geschehen, was geschehen ist. Bloß ein Bedürfnis fchien man zu haben, das, den Rendanten unmöglich zu machen. Die ungetreuen Beaniten fanden eine gewisse Ermutigung für ihre Operationen hinter den fortgesetzten Angriffen, denen der Rendaut in der„Volksztg." ausgesetzt war. Und vor der letzten General- Versammlung berichtete das Blatt nicht etwa über Unregelmäßig- leiten, deren Kenntnis Herr Koch sich am Sonnabend rühmte, es kam mit dem 15 000 Mark-Clou heraus. Daß es sich in dem Falle nur um einen Buchungsfehler handelte, der von gar keiner materiellen Bedeutung war, wie ja auch die behördliche Revision schnell feststellte, wußte man an der„Volksztg." ganz genau, aber eS galt ja nur Stimmung zu niachen jaege» eine mißliebige Person. Der Schuß ging vorbei! Nun erkor man ein anderes Mittel, der Rendant sollte fallen, um jeden Preis. Auch dachte man wohl daran. sich selbst >eder Verantwortung zu entziehen. Daß man sich dabei ganz gründlich verspekuliert hat. wird die Folge zeigen. Verschiedene Delegierte hoben in der Generalversammlung nnt Recht hervor, daß die Arbeitgebervertreter im Vorstand, die trotz ihrer Kenntnis über Unregelmäßigkeiten nichts sagten und der Aufforderung zur Kon- trolle nicht nachkamen, an den Unterschlagungen direkt mitschuldig sind, sie die ihnen durch Gesetz und Ortsstatut auferlegte Pflicht gröblich verletzt haben. Die Vorgänge nach der letzten General- Versammlung sind eine weitere Illustration zu dem eigenartige» Spiel. In der letzten Generalversammlung betonte Herr Groß aus- drücklich, daß die Arbeitgeber- und die Arbeituehmervertreter im Borstande stets einmütig zusammengearbeitet hätten. Wenige Tage darauf legten die Herren Arbeitgebervertrcter ihr Amt als Vorstands- Mitglieder nieder. Nun beachte man das Doppelspiel: Am Sonn- abend erklärte Herr Groß, es sei nicht wahr, daß er nur wegen der Vorgänge in der letzten Generalversammlung sein Amt niedergelegt habe, in derHauptsachesei das geschehen, weil ihm im Vorstande nicht genügend Vertrauen entgegengebracht worden sei. Das stimmt zunächst nicht zu der damaligen Erklärung des Herrn Groß, auch wies der Vorsitzende Schulz sofort nach, daß in dem Schreiben, das die Herren bei der Behörde einreichten, als Grund der Amtsniederlegung angebliche beleidigende Aeußerungen. die in der vorigen Generalversammlung gefallen sein sollen, angegeben sind. Nun sahen die Herren in der Zwickmühle und kamen nicht wieder herauS. Die verschiedensten Gründe brachten sie aufS Tapet. Aeußerungen und Vorkommnisse, die ein Jahr und länger zurückliegen, sollten die Veranlasiung ge- weftn sein? dabei haben sie selbst noch vor einigen Monaten daö schönste, harmonische Zusammenarbeiten konstatiert. Sogar Vor« gänge aus den letzten Wochen wurden als Gründe der— vorauf- gegangenen Amtsuiedcrlegung angegeben. Zug um Zug wurden die Herren matt gesetzt? es gab kein Entrinnen, sie mußten sich sagen lassen, daß sie nur der Selbstverwaltung der Kasse zu Leibe rücken wollten. Zum besseren Verständnis des ganzen Spieles müssen wir auf noch einen Umstand aufmerksam machen. Die Leute, die hinter der „Volksztg." stehen, sind dieselben, mit denen der Rendant Grauer in der Gemeindevertretung sehr oft zusammengerät. Die durch Grauer und unsere anderen Genossen vertretenen Anttäge sozialpolitischer Natur, Schul- und Steuerfragen, Lehrerbesoldung usw. betreffend, finden in der„Volkszeitungs"-Gruppe jedesmal hartnäckige Bekämpfer, während andererseits die reaktionären Bestrebungen jener Gruppe durch Grauer bei jeder Gelegenheit gründlich beleuchtet werden. Da ist man bei des Rätsels Lösung angelangt. Den unbequemen Gemeindevertreter glaubt man wohl los zu werden, wenn man ihn wirtschaftlich unmöglich macht. Mit was für Leute man sich doch herumschlagen muß! Steglitz . Auf dem Lügenpfade ertappt und dafür vom„Vorwärts" ge- züchtigt wurde erst vor kurzem der„Steglitzer Anzeiger" resp. sein Redakteur E. S n. Anscheinend ist jedoch bei diesem Herrchen das Sitzleder noch von der Schulbank her derart un- einpfindlich, daß die Lektion nicht„gezogen" hat. denn er leistet sich schon wieder einen Schimpfartikel gegen den„Vorwärts", der dem „Dreschgrafen" alle Ehre machen würde. Verdächtigung, Schmähung, Stinkbomben der Genossen, schofle Verdächtigung, Verhetzung, ver- giftete Pfeile. absichtliche Verdrehungen, kühnes Lügen- gebilde, Schmutzergüsse, böswillige Schmähungen— das sind einige Perlen aus dem Geschreibsel, mit welchem der junge Mann den Amtsvorsteher B n h r o w von dem Vorwurf zu reinigen sucht, daß er die Arbeiter mit anderem Maße mißt, wie die„Gutgesinnten". Obgleich S. vergißt, daß er die refultatlose Mohrenwäsche„aus freien Stücken' versucht hat, muß man doch stark vermuten, daß er„inspiriert" worden ist, sonst könnte er nicht schreiben:„Der Gendarmerie -Wachtmeister Brandt hatte nun keineswegs den Auftrag, der Versammlung durch Auflösung ein Ende zu bereiten, er bekam überhaupt von dem Amtsvorsteher keine Order."— Es dürfte für die Zukunft vielleicht doch empfehlenswert sein, bei ähnlichen Gelegenheiten die„Leitartikel" gleich auf dem Rathause schreiben zu lassen, dann brauchte sich S. nicht erst seine Naivetät noch öffentlich bestätigen zu lassen. Denn etwas anderes ist es schließlich nicht, wenn er schreibt:„Der„Vorwärts" weiß doch sicher ebenso gut wie wir, daß die Festsetzung der sogenannten Polizeistunde nicht im Machtbereiche des Amts- Vorstehers liegt, sondern durch die Regierung erfolgt."— Die Unschuld vom Lande! Daß der A m t s v o r st e h e r daS Recht hat, di» sogenannte Polizeistunde zu verlängern, also über 10 Uhr abends auszudehnen, das braucht S- ja nicht zu wissen. Das ist aber gerade der springende Punkt! Bis 10 Uhr abends hat der Amtsvorsteher nichts zu bclvilligen, von 10 Uhr ab alleS? deshalb kann auch nur der Anitsvorsteher, nicht die Regierung dafür verantwortlich gemacht werden, wenn Arbeiter- Versammlungen wegen Eintrittes der Polizei st unde aufgelöst werden. Niemand hindert den Amtsvorsteher, Lokale mit Arbeiterverkehr in bezug auf die Polizeistunde ebenso zu behandeln wie sämtliche bür« gerlichen Lokale. Tut er das trotzdem, so handelt er p a r- t e i i s ch und er darf sich dann auch nicht wundern, wenn die in ihren staatsbürgerlichen Rechten verkürzten Arbeiter die Konsequenzen daraus ziehen. Vielleicht erkundigt sich der Verfasser des Schimpfartikels einmal persönlich beim Amtsvorsteher, wer eigentlich die Polizei- stunde festsetzt. Bei der bekannten persönlichen Licbens- Würdigkeit des Herrn Buhrow sind lvir überzeugt, daß er dem jungen Mann mit möglichster Schonung seine Ignoranz gern amtlich bescheinigen wird. Dann würde er hoffentlich einsehen, daß er völlig daneben gehauen hat und es sowohl für die Leser des„St. A.", als auch für ihn selbst besser wäre, wenn er seine journalistischen Uebuugen' einstellt und wieder zu den altgewohnten Redaktionsrequisiten Kleistertopf und Schere seine Zuflucht nehmen würde. Um das Märchen von der Unschuld des Amtsvorstchcrs gründlich zu zerstören, laffen wir den Text zweier amtlicher Schreiben folgen: Amtsvorsteher. Steglitz , den...... Die Polizeistunde für Ihr Lokal...... straße Nr... i Hierselbst wird widerruflich vis 11 Uhr nachts verlängert. (Unterschrist.) Amtsvorsteher. Steglitz , den...... Ihrem Gesuche um Verlängerung der Polizeistunde für Ihr Lokal...... straße Nr.... kann nach Prüfung der Verhalt- nisse nicht stattgegeben werden.(Unterschrift.) Z?öpenick. Das Gewcrkfchaftskartell ersucht die organisierten Genossen von Köpenick , sich an dem vom Gewerkschaftskartell AdlerShof veranstalteten Gewerkschaftsvergnügen zu beteiligen. Nachmittags findet von Wöll» steins Lustgarten Punkt 3 Uhr ein gemeinschaftlicher Umzug statt. Treffpunkt in Wöllsteins Lustgarten 21/a Uhr. Reinickendorf -Ost. In der Generalversammlung des Wahlvereins gab Genosse Schönberg als Vorsitzender zunächst den Bericht über den Stand der Bewegung am Orte, danach haben im letzten Halbjahr stattge- funden, 3 öffentliche, 6 Wahlvereinsvcrsammlungen und 2 öffent- licke Fraueuversammlungen. Der Mitgliederbestand hat sich um 34 Ge- nosscn erhöbt und beträgt jetzt 303, obgleich 40 wegen restiercnder Beiträge gestrichen werden mußten, 23 verzogen, 1 austrat und drei starben. Den Berufen nach gehören dem Verein an: 59 Arbeiter, 30 Maurer, 21 Tischler, je 18 Schlosser und Restaurateure, 13 Bäcker. 10 Töpfer. 9 Dreher, 8 Bauarbeiter, je 6 Mechaniker, Former. Kutscher , je 5 Lederarbeiter. Barbiere, Klempner, je 3 Droschkenkutscher, Händler, Schuhmacher. Schmiede, Gürtler. Steindrucker, Möbel- Polierer, Zimmerer, je 2 Drechsler. Metalldrücker, Glaser , Schneidermeister, Gerber, Kernmacher, Schriftsetzer, Buch- binder, HandluugSgehülfen, Maler, je 1 Steinmetz , Handschuh- macher, Bonbonkocher, Strumpfwirker, Schwertfeger, Steinsetzer, Stukkateur. Ztgarrenarbeiter, Maschinenbauer, Ziseleur, Bureau- Vorsteher, Techniker, Kupferschmied , Fuhrherr. Lackierer, Anstreicher, Teppichweber, Bildhauer, Korbmacher, Formstecher, Bäckermeister, Fräser, Kassenbeamter, Kellner, Lateruenwärtcr, Einsetzer, Buchbind.- Hülfsarbeiter, Sattler. Kaufmann, Gärtner, Kesselschniied, Zigarren- Händler, Anschläger, Schlächter, Brodfahrer. Maschinenformer. Genosse Hermann als Kassierer gab sodann den finanziellen Bericht über das Stiftungsfest vom 17. März, sowie über das Er- ?ebniS der Sammlungen der Gemeindevertreterwahl. Der Kassen- >ericht über das letzte Semester schließt in Einnahme mit 850,20 M. und in Ausgabe mit 604,50 M. ab. Genosse Z i o l k o w S k h zab den Bericht der Bibliothek. Nach kurzer DlSkuffion wurde >ent Vorstande auf Antrag der Revisoren Decharge er- teilt. Genosse G u r s ch gab hierauf den Bericht über den Stand der Speditionsaugclegcnheit. Allseitig wurde es lebhast bedauert, daß die Zeitungskommission den Wünschen von Reinicken- dorf-Ost nicht Rechnung tragen will, eS sollen deshalb die Genossen Gursch, Kemnitz und Schönberg dieserhalb nochmals mit der Kommission verhandeln, lieber die beiden Generalversamm- lungen von Nieder-Barnim und Groß-Berlin erstattete Genoffe S ch önbera Bericht unter besonderer Berücksichtigung der Massen- itmkdebatte. In der Debatte darüber wurde von verschiedenen Genossen eine lebhafte Propaganda des MassenstretkgedankenS empfohlen und der Standpunkt der Generalkommission bekämpft. Im Interesse der Sache wurde die Veröffentlichung des Protokolls durch den„Vorwärts" Dt durchaus unerläßlich erklärt und der Wunsch ausgesprochen, daß der Mannheimer Parteitag völlige Ausklärung bringen möge. Unter Vereinsaiigelcgcnheiten wurde Genosse K ö h n als Bezirksführer für den im, gebildeten Bezirk 6 bestätigt; in das Vergnügungskomitee die Genossen P. Schmidt, Nothling, Köhn. Lorenz
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten