ji.. 183. 23. Zch-M, 2. Ktilllge des LorlUlts" Kerlilm Wlkslllatt. s AW?'S«S. ii» mm> mi>«i n i i m iiimiiph■ im i>> i" miffHffT—-""1"1 Partei- Angelegenheiten. Alt-Glienicke. Am Freitag, den 10. August, findet im Lokale der Frau Witwe Heberecht eine Volksversammlung für Männer und Frauen statt. Um zahlreichen Besuch bittet Der Einberufer. berliner JVacbncbUn. Der steigende Wohlstand der Bevölkerung Berlins dereitet unserem Magistrat schwere Sorge. Die Berliner haben soviel Geld, daß sie schon gar nicht mehr wissen, wo sie es hintun sollen. Auf der Sparkasse unserer Stadt häuft sich der Segen; immer mehr schwillt die Zahl der Sparbücher an, immer höher werden die Beträge der Sparguthaben. Gegenwärtig sind in den Händen der Sparer rund 8W 000 Sparbücher— bei nicht viel inehr als 2 000 000 Einwohnern! Das macht etwa auf je fünf Einwohner immer zwei Sparbücher. Und auf jedes Buch entfällt im Durch- schnitt ein Guthaben von nahezu 400 M.! Nun ist aber dafür gesorgt, daß auch auf der Sparkasse der Stadt Berlin die Goldbcrge nicht bis in den Himmel wachsen können. Das Sparkassenstatut verbietet nämlich zweierlei: erstens, daß auf ein Buch mehr als zusammen 1000 M. eingezahlt werden: und zweitens, daß auf eine Person mehr als ein Buch ausgestellt wird. Infolgedessen müssen die Glücklichen, bei denen die Ersparnisse nicht in die Hunderte, sondern bereits in die Tausende gehen, sich mit ihrem Ueberschuß in die Vororte flüchten und ihn den dortigen Sparkassen anvertrauen. Es gibt ein paar Vorort- sparkassen, bei denen der Gesamtbetrag der Einzahlungen pro Buch weit über 1000 M. hinausgehen darf. Wesentlich hieraus erklärt es sich, daß die Sparkassen der Vororte in letzter Zeit eine sehr viel raschere Vermehrung der Einlagen gehabt haben als die Berliner Sparkasse . Den freisinnigen Kommunalweisen Berlins ist diese Konkurrenz der Vororte keineswegs erwünscht. Sie möchten durch eine entsprechende Aendernng des Spar- lassen st atuts dem sparenden Kleinbürger die Ein- zahlungsniiihe erleichtern, möchten zugleich der Berliner Sparkasse den Goldstrom möglichst ungeschmälert zusühren, aber— sie trauen sich's nicht recht. Das Sparkassen- kuratorium hat bereits ein neues Statut ausgearbeitet, das als Höchstgrenze 3000 M. festsetzt. Im Magistratskollegium, das jetzt darüber zu beraten hat, ist sogar vorgeschlagen worden, 5000 M. zuzulassen. Doch man fürchtet, daß dadurch Wesen und Zweck der Sparkasse verändert werden könnte. Statt der Leute, die dort nur ihre Spargroschen deponieren, werde man dann kleine Kapitalisten anlocken. Das ist natürlich nicht ganz unbedenklich für eine Sparkasse. Wenn mal aus irgendwelchen Gründen die„kleinen Kapitalisten" plötzlich alle miteinander ihre„Ersparnisse" zurückfordern, weil sie sie anderswo besser untergebracht glauben, dann kann das für die Sparkasse sehr unbequem werden. Die Verhandlungen über diese„Sparkassenreform" lenken von neuem die Aufmerksamkeit auf die alte Frage, was für Leute das eigentlich sind, die bisher ihre„Notgroschen" nach der Berliner Spar- lasse getragen haben, �n den bürgerlichen Blättern wird von Zeit zu Zeit auf jene Schätzcanhäufung hingewiesen, die wir oben schilderten, und es wird dann gern hinzugefügt, da sehe man wieder einmal, daß es den Berliner Arbeitern nicht schlecht gehe. Wir wissen nicht, wie zahlreich und mit welchen Beträgen die Arbeiter unter den Sparern vertreten sind. Aber das Zahlenmaterial, das über die Betriebs- ergebnisse der Sparkasse alljährlich veröffentlicht wird, macht es sehr wahrscheinlich, daß der Anteil der Arbeiterbevölkerung Nicht allzu groß sein kann. Gehörten die Arbeiter in erheblicher Zahl zu den Klienten der Sparkasse, so wäre zu erwarten, daß die Monate, in denen der Beschäftigungsmangel besonders fühlbar zu sein pflegt, eine starke Verminderung der Einzahlungen brächten. DaS läßt sich nun von der Berliner Sparkasse gerade nicht sagen. Die Sache liegt hier eher umgekehrt: das Quartal Januar bis März, das für die Arbeiterbevölkerung zumeist das schlimmste ist, pflegt ziemlich in jedem Jahre die zahl- reichsten und höchsten Einlagen zu bringen. Im Etatjahr 1904/05 entfielen auf das Quartal Januar bis März rund 234 000 Einzahlungen im Betrage von 18Vs> Millionen Mark, während das ganze Jahr nur 785 000 Einzahlungen im Be- trage von 62� Millionen Mark brachte, so daß der Durch- schnitt pro Quartal sich auf nur etwa 196 000 Einzahlungen im Betrage von 15� Millionen Mark stellte. Hierzu kommt noch eine andere, höchst merkwürdige Er- scheinung. Quartal für Quartal bringt fast ausnahmslos der erste Monat die meisten Einzahlungen. Im Etatjahr 1904/05 entfielen auf die Monate Januar, April, Juli, Oktober rund 301 000 Ein- zahlungen im Betrage von 24 Millionen Mark, während der Durchschnitt pro Jahresdrittel sich auf nur 262 000 Ein- zahlungen im Betrage von 20%j Millionen Mark stellte. Arbeiter kriegen doch ihren Lohn wöchentlich. Warum sollten sie just den ersten Monat jedes Quartals be- Vorzügen, um ihre Ersparnisse aus die Kasse zu tragen? Nach dem freundlichen Bild, das die Durchschnitts- berechnung uns bietet, hätte eigentlich wohl jede Arbeiter- familie mit fünf Köpfen einen Anspruch aus ihre zwei Spar- bücher mit einem Guthaben von zusammen 800 M. Die rauhe Wirklichkeit sieht sehr viel anders aus. Mit den» steigenden Wohlstand der Bevölkerung Berlins , vor dem das Sparkassenkuratorium die Waffen strecken will, kann es seine Richtigkeit haben. Aber der Anteil der Arbeiterbevölkcrung an den Goldbergen, die sich dort anhäufen, dürfte nur mäßig sein._ Gläubige Polen unter sich. Weil sie in Berlin nicht in ihrer Muttersprache zur Kommunion vorbereitet werden, waren acht- zehn Berliner Polenkinder in Posen zur Kommunion erschienen. Die Berliner Geistlichen erteilen den Vorbereitungs- Unterricht zur Kommunion nur in deutscher Sprache. Man plant die Schaffung eines Fonds, aus dem auch den Kindern armer polnischer Eltern die Mittel gegeben werden sollen, den Vor- bereitungsunterricht zur ersten Beichte und Kommunion in polnischer, statt in deutscher Sprache, sei es auch fern von Berlin , zu erhalten. Zwei Güterzüge zusammengestoßen. Durch den Zusammenstoß zweier Güterzüge wurde Dienstag abend der um 10,45 vom Stettiner Bahnhof nach Bernau abgc- lassene Vorortzug stark gekährdet. Der Zug, der um 11,13 in Blankenburg fällig ist, hatte Einfahrt erhalten und wollte in die Station einfahren, als auf einem Nebengleis sich der Zusammen- stoß zweier Güterzüge ereignete. Zwei Waggons wurden auf das Gleis des Vorortzuges geworfen, ein größeres Unglück wäre un- ausbleiblich gewesen, wenn nicht durch die Geistesgegenwart des Lokomotivführers der Vorortzug sofort zum Stehen gebracht wor- den wäre. Die Reisenden wurden nach Berlin zurückbefördert und konnten erst, nachdem sie einen anderen Zug bestiegen hatten, die Fahrt fortsetzen. Der Materialschaden ist bedeutend, ein Hilfszug, der nachts um zwei Uhr telephonisch verlangt wurde, ging sofort nach der Unfallstelle ab. Der gestrige Berliner Viehmarkt hat unter den Folgen des Zusammenstoßes zweier Güterzüge bei Blankenburg ernstliche Störungen erfahren. 4500 Schweine und 500 Kälber, welche mit diesen Zügen befördert wurden, konnten, bis zur Marktzeit nicht herangeschafft werden. Eine wesentliche Herabmindening der durch Funkcnauswurf herbeigeführten Wald- und Feldbrände an den Eisenbahnstrecken ist in diesem Jahre zu verzeichnen. Es ist dies eine ersreuliche Wirkung der von dem Eisenbahnministerium erlassenen Schutzbestimmunge», die im wesentlichen darauf hinausgehen, daß Böschungsbrände an der Bahn, sobald sie von dem Personal entdeckt werden, sofort zu löschen find, sowie der ausgedehnten Ausbreitung der Schutzstreifen, die an allen gefährdeten Stellen längs der gesamten Eisenbahn- strecken des preußischen Eisenbahngebietes angelegt sind. Gemeinsam abgestürzt sind beim Verlaffen eines in der Fahrt befindlichen Straßenbahnwagens der Gcomcter Bohlande, Bruchsal - stvaße 15 und der Ingenieur Stark, Ansbacherstraße 39 wohnhaft. Die beiden Herren hatten bei einer Fahrt vom Leipziger Platz sich auf die Vorderplattform des Straßenbahnwagens Nr. 2703 der Linie 78 gestellt und wollten den Waggon an der Ecke der Uhland- und Pariserstraße verlassen. B. wollte nicht bis zur Haltestelle warten, sprang von dem noch in voller Fahrt befindlichen Wagen ab und blieb neben demselben auf dem Straßenpflaster liegen. St., der den Unfall nicht bemerkt hatte, verließ in demselben Moment den Waggon und stürzte ebenfalls zu Boden. Der Geometer erlitt eine tiefe Fleischwundc am rechten Fuße und Kontusionen an beiden Beinen, Stark eine Kopfwunde, sowie Abschürfungen im Gesicht. Beide wurden mittels Droschke nach der Unfallstation gebracht und von dort nach ihren Wohnungen übergeführt. Ein andererVcrkehrsunfall hat sich gestern morgen in der Grotzbcerenstraße zugetragen. Als der Arbeiter Franz Kaiser den Fahrdamm kreuzte, um in die Teltowerstraße zu ge- langen, wurde er von einem vorüberfahrenden Schlächterwagen umgerissen, unter die Räder geschleudert und überfahren. K. trug an beiden Unterschenkeln komplizierte Brüche davon und wurde nach Anlegung von Notverbänden auf der Unfallstation I nach dem Krankenhause An, Urban gebracht. lieber den Wert eines Menschenlebens gehen die Meinungen stark auseinander. LebenSversichernngsgesellschaften wissen davon zu erzählen, daß manchmal einer, der unter Brüdern keinen Schuß Pulver wert ist, nach seinem Tode mit etlichen hunderttansend Mark bezahlt werden will. Dagegen ist nicht selten von Leuten, die mal einen Mitmenschen aus Lebensgefahr retteten, die Er- fahrung gemacht worden, daß der Gerettete, wenn er seinen Dank in klingender Münze abstatten zu sollen glaubte, sich überraschend niedrig einschätzte. Eine Ueberraschung dieser Art soll einem Ring- kämpfer und Athleten namens Edmund Frachöt zuteil geworden sein, der vor einigen Wochen auf dem Wannsee an einem und demselben Tage gleich zwei Rettungswerke vollbracht und dabei vier Menschen vor dem Tode des Ertrinkens bewahrt hatte. Erst fischte er einen Lebens- müden auf und brachte ihn trotz verzweifelter Gegenwehr glücklich ans Land. Und nachher zog er drei Segler aus dem Wasser, die in einem Gewittersturm mit ihrem Boot gekentert waren. Freunde des Retters haben uns mitgeteilt, daß er von der Mutter des Lebens- müden, einer in Wannsee wohnenden Frau M., zweiMark er- halten habe. Die Errettung der drei Segler, unter denen sich ein gleichfalls in Wannsee wohnender Herr von Fl. befand, soll dem Retter mit einem Zehn mark st ück bezahlt worden sein. Speziell dieser zweite Fall hat den Athleten verblüfft. Er hatte die drei Herren für ganz besonders wertvolle Exemplare der Spezies Mensch gehalten, und in zweien von ihnen vermutete er sogar Offiziere. Aber auch sie haben das Verdienst, sie der Welt erhalten zu haben, nur sehr gering geschätzt. Eine schwere Benzincxplosio» erfolgte gestern nachmittag im neu- erbauten Virchow-Krankenhause. In einem der Krankenpavillons waren mehrere Arbeiter mit dem Legen von Leitungsrohren be- schäftigt. In der Nähe des LötofenS stand ein großer Behälter mit Benzin, der durch daS nahe Feuer so stark angewärmt wurde, daß er plötzlich zur Explosion kam. Die Stichflammen trafen die Kleidung des in der Nähe stehenden Rohrlegers Klemens David aus der Lychenerstr. 16. Bevor es den hinzuspringenden Arbeitskollcn gelang, die Flammen an D. zu ersticken, hatte der Bedauernswerte so schwere Brandwllitden erlitten, daß er in bedenklichem Zustande in das Krankenhaus Westend emgeliefert werden mußte. Ertrunken. In einem Regenfaß ertrunken. Einen grausamen Tod hat die vierjährige Tochter Charlotte des MalerS Jäger aus der Sophic-Charlottcnstr. 80 gefunden. Die Kleine hatte sich auf einem Laubengrundstück in der Nähe der elterlichen Wohnung herum- getummelt, war dabei an ein hochgefülltcs Negenfaß herangetreten und kopfüber hineingestürzt. Als man den Unfall bemerkte und das Kind aus seiner entsetzlichen Lage befreien wollte, war eS bereits zu spät. Das bedauernswerte Geschöpf konnte nur noch als Leiche aus dem Regenfaß hervorgeholt werden.— Beim Baden ertrank der 13 jährige Schüler Hermann Kroll aus der Wallstr. 102. Der Knabe hatte am Salzufer an der Einmündung des Schiffahrtskanals in die Spree ein Bad genoinmen und sich unvorsichtigerweise weit in das Wasser hinansgelvagt. Als ein Schleppdampfer vorüberfuhr, geriet K. mitten in den Wellengang hinein und vergeblich versuchte er, sich an der Oberfläche zu halten. Er sank schließlich unter und ertrank. Auf der Maschine ohnmächtig geworden. In große Aufregung tvurden vorgestern die Passagiere des um 1.51 Uhr mittags in Breslau fälligen Berliner Schnellzuges versetzt, als der Train auf offener Strecke vor der Station Neumarkt durch Notsignal zum Stehen gebracht wurde. Das Bahnpersonal lief von Coups zu Coups, um sich zu erkundigen, ob nicht zufälligerweise ein Arzt im Zuge sei, was nicht der Fall war. Wie sich herausstellte, war der Lokomotivführer der Leitmaschine des mit zwei Lokomotiven ver- scheuen Zuges plötzlich ohnmächtig zusammengebrochen, worauf der Heizer den Train durch Anwendung der Notbremse zum Stehen brachte. Da es nicht gelang, den Erkrankten ins Leben zurnckzu- rufen, mußte der Führer der zweiten Maschine die Leitlokomotive übernehmen und den Zug bis Breslau fahren, woselbst der er- krankte Beamte sofort nach einem Krankenhause übergeführt wurde. Bei einem RettungSwcrk schwer verletzt wurde der Arbeiter Albert, welcher beim Löschen der Schiffsladung eines am Charlottenburger Ufer liegenden Lastkahns beschäftigt war. A. bemerkte, wie von einer vorbeifahrenden Zille ein Schiffersknecht abstürzte und anscheinend de? Schwimmens unkundig, sofort in den Fluten verschwand. A. sprang dem Ertrinkenden nach, und es gelang ihm auch, den Schiffer zu erfassen und, ihn mit der linken Hand haltend, nach dem Ufer zu schwimmen. Von benachbarten Zillen aus wollte man dem Arbeiter Hülfe leisten, und es wurde» dem Schwimmenden Staken entgegengestreckt, um ihn so an daS Ufer heranzuziehen zu können. Durch die Ungeschicklichkeit eines Schiffers wurde A. von dem scharfen Eifen einer Stange getroffen, deren Spitze ihm in den Hals drang und das Fleisch fast bis zum Schulterknochen aufriß. Der Arbeiter mußte sofort ärztliche Hülfe in Anspruch nehmen. Der verunglückte Schiffer, der bereits besinnungslos war, konnte wieder in das Leben zurückgerufen werden. Fcuerwchrbcricht. Gestern früh kam um V[o Uhr in der Urban- straße 102 aus unbekannter Ursache in einer Tischlerei Feuer aus. Der 11. Zug war schnell zur Stelle und es gelang durch kräftiges Wassergeben die Gefahr auf die Tischlerei zu beschränken. Gleich- zeitig hatte der 5. Zug in der Köpenickerstr. 5 zu tun. Ivo in einem Keller Feuer ausgekommen war. Dort stand der Kühlraum einer Schlächterei in Flammen, die Schaldecken u. a. erfaßt hatten, so daß kräftig Waffer gegeben werden mußte. Wegen eines Brandes, der in einem Schuppen ausgekommen war, tvurde der 8. Zug nach der Nauntmstr. 21 alarmiert; Kohlen hatten sich dort entzündet. An der Ecke der König- und Klosterstraße mußte die Feuerwehr einen Wagen, der dort zusammengebrochen war und den Verkehr hinderte, beseitigen. Ferner lief ein Alarm aus der Berlichingenstr. 6 ein. Als die Berliner Feuerwehr dort ankam, war die Charlottenburger schon zur Stelle und keine Gefahr mehr vorhanden. Außerdem liefen noch Feuerineldungen aus der Schwedterstraße und anderen Orten ein. Vorort- ftadmcbteii. Rixdorf. Beim Spielen verunglückt ist die elfjährige Tochter des Schuh» machers Ernst Lehmann aus der Nogatftr. 31. DaS Kind befand sich auf dem gegenüberliegenden Grundstück und wurde von dem IVs Meter hohen Zaun. den Knaben durch Anrennen umgestoßen hatten, erfaßt, so daß das Mädchen darunter zu liegen kam. Erst nach längerer Zeit wurde es aus der bedrängten Lage befreit. Die Verunglückte hatte einen Oberfchenkelbruch davongetragen und wurde nach Anlegung eines Notverbandes nach dem Krankenhause über- geführt. Tchöneberg. Die neue Gemeindewählerliste in Schöneberg liegt in diesem Jahre vom 15. bis 30. August aus und es dürfte notwendig sein, daß sich unsere Partei- genossen die Einsichtnahme recht angelegen sein lassen. Die Liste bildet wiederum eine deutliche Jllustrierung unseres Dreiklassenwahlrcchts. In Schöneberg sind 24207 wahlberechtigte Personen vorhanden, und zwar entfallen deren auf die erste Abteilung 731 Wähler, auf die zweite 3844 und in der dritten Abteilung sind 19 632 Wähler untergebracht. Es haben also die 731 Wähler der ersten Abteilung genau soviel Rechte, wie die 19 632 Wähler der dritten Abteilung. Die Zahl der eingeschriebenen Wähler ist gegenüber dem Vor- jähre um 2250 gestiegen: dieses Mehr an Wählern fällt fast ganz auf die dritte Abteilung: in der zweiten Abteilung ist die Wählerzahl sogar um etwas zurückgegangen.— Von den Wählern werden insgesamt 3 915 876 M. Steuern auf- gebracht, 387 536 M. mehr als im Vorjahre. Im Durch- schnitt entfallen auf jeden Wähler 161,77 M. Steuern, gegen 160,74 M. im vergangenen Jahre. Der Durchschnittssatz in der ersten Abteilung beträgt 2146,10 M., in der zweiten 407,80 M. und in der dritten 39,70 M. Der höchstbesteuerte Wähler Schönebergs hat 56 143 M. an Steuern zu entrichten. Zur dritten Abteilung gehören alle, die weniger als 171 M. Steuern bezahlen, die zweite Abteilung vereinigt die Wähler mit einem Steuersatze von 171,20 M. bis 1013 M., die übrigen wählen in der ersten Abteilung. Die niedrigsten Steuersätze in der ersten und zweiten Abteilung sind höhere geworden wie im Vorjahre. Daß dieses„Wahlrecht", das einem Wähler der ersten Abteilung soviel Rechte einräumt wie 27 Wählern der dritten Abteilung, ein Klassenwahlrecht schlimmster Art ist und nur dem Geldsack die Mehrheit sichert, bedarf nach alledem keines weiteren Nachweises. Steglitz . Die Jugendorganisation hat auch in Sieglitz bereits erfolgreiche Fortschritte gemacht und, wie allenthalben, so find auch hier die ver- knöcherten Spießer auf dem Plan erschienen, um derselben das Lebenslicht auszublasen. Die Mittel, Ivelche hierbei angewendet loerden, sind bekannt. Einem nicht in patriotischem Gerüche stehenden Berein wird in der Regel mit kleinlichen Schikanen begegnet. worunter sich zumeist die Unterbindung der Versammlungsfreiheit befindet. So wurde am 20. März eine zum nächsten Tag vom Lehrlingsverein anberaumte Versammlung vom Amtsvorsteher ver» boten. Einer hierauf beim Landrat eingelegten Beschwerde wurde die Antwort, daß die Beschwerdefrist nicht innegehalten worden sei— eine Antwort, die nur bestätigte, welches Unrecht man dem Verein zugefügt hatte. Trotzdem nun keinerlei Gründe stir das Vorgehen des AmtSvorsteherS ins Feld geführt werden konnten, sollte man annehmen, daß derselbe wegen seines Vorgehens einen Verweis erhalten hätte, das scheint jedoch nicht der Fall gewesen zu sein— denn am vergangenen Sonnabend wurde abermals die Vereinsversammlung verboten. Daß auch diesem Verbot keinerlei Begründung beigefügt worden ist. charakterisiert das Bersammlungsverbot ganz besonders. Auch hiergegen ist beim Landrat sofort Beschwerde eingelegt worden. Daß durch solche Maßnahmen die Jugendorganisation ver- nichtet wird, ist nicht zu befürchten: gewaltiger denn je wird sie sich enttvickeln, und der Steglitzer AmlSvorsteher Arm in Arm mit dem Rektor Steinke werden zu einem Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft I Adlershof. In der letzten Gemeindevertretrrfitzung wurde beschlossen, zur weiteren Ausführung der Kanalisationsarbeiten 35 000 M. als An- leihe bei der Kreissparkasse zu erheben. Auf Antrag der Firma Wolf, Netter u. Jacobi soll die Kanalisation auch auf das dieser Firma gehörige Terrain der verlängerten Moltkcstraße ausgedehnt werden. Ei» Teil des RegenwasserentwässerungSprojekteS soll jetzt schon bei der Neuanlegung der Straßen auf dem Bodenstedtschen Terrain an der Sedanstraße und dem Treitelschen Terrain zur Aus- fiihrung gelangen, und zwar soll die Bismarckstraße vom Adlergestell bis zur Friedciiftraße in die Entwässerung einbegriffen werden. Vor der Beratung des jetzigen Etats hatte die Schuldeputation be- antragt, das Grundgehalt der Rektore, t von 1800 M. auf 2000 M. zu erhöhen, während dem anderen Lehrpersonal das Grundgehalt von 1350 M. verbleiben sollte. Schon damals wandten sich unsere Vertreter dagegen, daß nur da« Grundgehalt der Rektoren eine Er- höhung erfahren sollte und zwar in der Annahme, daß bei einer nur tcilweisen Erhöhung des Grundgehaltes, die Lehrerschaft nie- malS bei den bürgerlichen Vertretern für eine Erhöhnng ihre? Grundgehaltes ein geneigtes Ohr finden würde. Jetzt, in der Ferienzeit, scheint die Schuldeputation sich in dem Glauben zu befinden, besseres Wetter für ihren Antrag zu haben, da fich bekanntlich in dieser Zeit immer einige bürgerliche Vertreter in der Sommerfrische befinden, wodurch eine Verschiebung der Majorität herbeigeführt wird und so stand denn auch in der letzten Sitzung der Antrag eruent auf der Tagesordnung. Trotzdem einige Gegner dieses Antrages fehlten, wurde dennoch die Vertagung des An- trageS bis' Oktober d. I. durchgesetzt. Die RegulierungS» und Pfliisteruugskvsteil der Auguste Viktoriastraße. Waldstraße, Moltke-
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