Fahlstelle einer Organisation besteht, die andere Organisation vonder Gründung absieht.In größeren Orten, wo beide Organisationen neben einanderbestehen können, soll folgendes gelten:Arbeiten die Mitglieder des Bauarbeiterverbandes 3 Monateund darüber in Fabriken, Ziegeleien oder in der Landwirtschaft, somüssen sie dem Fabrikarbeiterverband zugeführt werden.Arbeiten umgekehrt Mitglieder des Fabrikarbeiterverbandes3 Monate und darüber als Bau- und Erdarbeiter, so müssen siedem Verbände der Bauarbeiter zugeführt werden.Von dem Uebertritt sollen ausgeschlossen sein solche Mitglieder,die wegen Matzregelung im eigenen Beruf in dem andern arbeitenmüssen und an führender Stelle stehen.Sämtliche Mitglieder, auch wenn sie nur vorübergehend ineinem anderen Berufe beschäftigt sind, haben sich den Satzungenüber Lohn- und Arbeitsbedingungen derjenigen Organisation zufügen, wo sie ihre augenblickliche Beschäftigung finden.Brey forderte die Generalversammlung auf, auch diesemVertrage zuzustimmen, da er gegenwärtig das klügste sei, wennauch nicht das Ideal.Ebenso ersuchte er um Annahme folgender Beschlüsse undResolutionen:Der Vorstand, Ausschuß und die Gauleiter empfehlen�zurAnnahme: Um eine bessere Bearbeitung unseres Agitations-gebietes zu ermöglichen, sind die Betriebe folgender Berufs-genossenschaften für unsere Organisation zu bearbeiten:1. Die Ziegler-Berufsgenossenschaft,2. Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie,3. Papiermacher-Berussgenossenschaft,4. Zucker-Berufsgenossenschaft,5. Berufsgenossenschaft der Molkereien, Brennereien usw.Resolution der Ziegler-Konferenz.Die Konferenz der auf Ziegeleien beschäftigten Arbeiterfordert den Vorstand des Verbandes der Fabrik-, Land-, Hülfs-arbeiter und-Arbeiterinnen Deutschlands auf, seinem nächstenVerbandstag die Anstellung eines mit den beruflichen Verhält-Nissen der auf Ziegeleien beschäftigten Personen genau ver-trauten Kollegen zu empfehlen.Diesem ist. wenn irgend möglich, eine Kommission zur Seitezu stellen, die aus auf Ziegeleien beschäftigten Personen zubilden ist.Der angestellte Kollege hat gemeinsam mit der Kommissiondie Aufgabe:1. Den Vorstand bei der Ausübung einer durch Wort undSchrift vorzunehmenden Agitation mit Rat und Tat zuunterstützen.2. Die Statistik über Lohn- und Arbeitsverhältnisse der Zie-geleiarbeiter vorzunehmen.3. Die Sammlung von allem zur Beurteilung der Lage derauf Ziegeleien beschäftigten Personen geeigneten Material,als: Lohntarife, Arbeitsordnungen, Haus- und Kantinen-ordnungen, Registrierung der Preise von Nahrungs- undGenutzmitteln, welche durch die Unternehmer oder derenVertreter geliefert werden und durch Akkordanten undZwischenmeister an Zieglern vollzogene Lohnprellereien.4. Entgegennahme von Mitteilungen darüber, an welchenOrten und bei welchen Unternehmern die Wohn- und Unter-kunftsfaume der auf Ziegeleien beschäftigten Personenin der Nähe der Brennöfen oder über und neben Viehställeosich befinden, oder in denen eine Trennung der Schlafräumenach Geschlechtern nicht erfolgt ist.S. Erzielung möglichst günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungendurch Abschluß von Tarifen.Der Nachmittag wird von der Diskussion über das Referathes Genossen Brey ausgefüllt und werden wir diese Ausfüh-rungen morgen im Zusammenhange bringen.Leipzig, den 8. August.Die Debatte über die Beschlüsse der Vorstandskonferenz zurVermeidung von Grenzstreitigkeiten wird in der Vormittagssitzungfortgesetzt.Wolf-Deuben tritt für eine einheitliche Organisation füralle ungelernten Arbeiter ein. Wenn auf den einzelnen Ver-bandstagen einmal ein Anfang gemacht würde, müßte es auchgelingen, die Grenzstreitigteiten zu beseitigen.S ch m i d- Delmenhorst begründet den Antrag seiner Zahl-stelle, in dem eine Verschmelzung mit dem Tertilarbeiterverbandborgeschlagen wird. Die Textilarbeiter hätten gar keine Berechti-gung, sich gesondert zu organisieren, da sie ebenfalls nur un-gelernte Arbeiter seien. Der Antrag des Vorstandes sei in seinerjetzigen Form nicht annehmbar. Er würde nur dazu beitragen,eine ganze Reihe von Zahlstellen hinwegzufegen.K i m m i ch- Mügeln ist der Meinung, daß weder Gaukonfe-renzen noch Verbandstage die Grenzstreitigkeiten aus der Weltschaffen werden. Es sei notwendig, daß sich die Arbeiter bei derpraktischen Arbeit gegenseitig mehr Verständnis entgegenbringen.Man müsse bei der Agitation die Branchen aus dem Spiele lassen,die nur Kosten verursachen, auf die man aber bei Lohnbewegungengar keinen Einfluß habe. Es sei bedauerlich, daß man in den16 Jahren, die der Verband bestehe, die Kräfte so zersplittert habeund erst jetzt dazu komme, in der chemischen Industrie und in derPapierindustrie energisch vorzugehen und dort geschlossene Or-ganisationen zu schaffen. Man dürfe sich nicht mehr damit be-gnügen, sich die Leute, die andere Gewerkschaften nicht habenwollen, zuschieben zu lassen, sondern müsse versuchen, intelligenteArbeitskräfte für die Organisation zu gewinnen. Die von einigenZahlstellen vorgeschlagene Verschmelzung sei deswegen ,sxhrschwierig, weil kein Verband geneigt sein würde, seine Selbständig-keit aufzugeben. Auch sei es fraglich, ob man nach der Ver-schmelzung besser fahre, man werde auch dann nicht so vorwärtskommen, wie viele vielleicht glauben.Funk-Berlin führt aus, man könnte den Beschlüssen derKonferenz der Vorstände ohne weiteres zustimmen, wenn man dieGewähr hätte, daß sie von allen Beteiligten auch in loyaler Weisedurchgeführt würden. Das sei aber nicht der Fall. Gerade diegrößeren Gewerkschaften, Handels- und Transportarbeiter, Holz-arbeiter usw., versuchten überall, ganze Betriebe, in denen be-reits Mitgliedschaften deS Fabrikarbeiterverbandes bestehen, ansich zu reißen.Von verschiedenen Rednern wird über die in den einzelnenahlstellen vorkommenden Grenzstreitigkeiten berichtet. W o l l-old- Heilbronn kritisierte das Verhalten der Metallarbeiter inseinem Bezirk, die sich selbst nicht gescheut hätten, die Kollegenöffentlich zu bekämpfen und als gefährlicher als die Hirsch-Dunckerschen und christlich Organisierten zu bezeichnen.Stille- Bergedorf bemerkt, der Antrag des Vorstandes be-deute eine Revolukionierung der bisherigen Grundlagen des Ver-bandes. Die Ansicht sei gegen früher eine ganz andere gewordenund spreche für die EntWickelung der Gewerkschaften zu großenJnduftrieverbänden. Wenn man aber einmal diesen Weg ein-schlagen wolle, solle man gleich ganze Arbeit machen, dann könneman der Resolution der Ziegler-Konferenz nicht zustimmen.Warum wolle man jetzt noch Geld zur Agitation bei den Zieglernausgeben, wenn zu erwarten stehe, daß doch in absehbarer Zeitein eigener Zieglerverband ins Leben treten werde. Wenn manden Antrag des Vorstandes konsequent durchdenke, könne mankeine neuen Agitationsgebiete mehr erschließen.Bernhard- Frankenthal: Die Generalkommission müssedarauf bedacht sein, neue Organisationen nicht mehr aufkommenzu lassen.S ä m i s ch- Markranstädt wendet sich gegen die Ausführun-gen Breys. � Wenn nicht persönliche Momente eine so große Pollespielten, müßte es den Vorständen der Zentralverbände möglichfein, eine Einigung aller ungelernten Arbeiter herbeizuführen.Ks fei bedgye.rlich, daß die Arbeiterschaft angesichts des geschlossendastehenden Kapitals noch so uneinig sei und sich mit solchenFragen beschäftigen müsse.Die. weiteren Diskussionsredner sprechen sich im allgemeinenfür die Beschlüsse der Vorständekonferenz aus, wünschen jedoch,daß bei dem Uebertritt kein Druck auf die Kollegen ausgeübtwerde.Durch einen Schlußantrag wird die Debatte beendet.In der Nachmittagssitzung wurden folgende Anträge ange-nommen: 1. Die Beschlüsse der Vorständekonferenz in. Berlin zurVermeidung von Grenzstreitigkeiten. 2. Ter Kartellvertrag mitdem Verbände der Bauhülfsarbeiter. 3. Die Beschlüsse derZieglerkonferenz in Magdeburg. 4. Der Antrag des Vorstandeswonach in Zukunft der Fabrikarbeiterverband seine Tätigkeit ausfolgende Berufe zu beschränken hat: die Ziegelei-, Chemie-,Papier-, Zucker- und Molkereiindustrie.Damit schloß die NachmittagssitzunxHus der Partei.Kreiskonferenz für den Wahlkreis Solingen. Am Sonntag tagtedie diesjährige Konferenz in Solingen. Die Volksvereine des Wahl-kreises haben jetzl insgesamt 2371 Mitglieder; es ist im letzten Jahreeine Zunahme von 211 Mitgliedern zu verzeichnen. Inklusive einesKassenbestandeS von 1415,18 M. bezw. 2082,52 M. beträgt die Gesamt-einnähme und Ausgabe 7752,14 M. Die Diskussion über den Berichtwar eine sehr lebhafte, die meisten Redner neigen sich der Ansicht zu,daß es doch an der Zeit sei, auch in Solingen eine festere Zentrali-sation zu schaffen. Die Frauen deS Wahlkreises haben im Frauen-hildungSverein 572 Genossinnen organisiert. Es wurde die Bildungvon Jugendorganisationen beschlossen.Einstimmig angenommen wurde folgende Resolution:In Erwägung, daß sich die wirtschaftlichen und politischenKämpfe zwischen der herrschenden Gesellschaft und dem Proletariatnicht vermindern, sondern naturgemäß verschärfen, hält die Kreis-konfexenz den politischen Massenstreik nach wie vor für eine derwirkfamsten Waffen im Emanzipationskampfe der Arbeiter.Sie erwartet daher, daß der Mannheimer Parteitag in demselbenSinne wie der Jenenser Parteitag beschließen wird.Abgelehnt wurde dagegen der zweite Absatz:Die KreiSkonferenz spricht dem Parteivorstand in Sachenseiner Stellungnahme zum politischen Massenstreik ihr Vertrauenaus. Sie hält es aber für dringend notwendig, daß das Protokollder im Februar d. I. ftattgefundenen Vorständekonferenz unverzüglich veröffentlicht wird.weil das Verhalten.des Parteivorstandes noch nicht ganz ge-klärt sei.Heber die EntWickelung des Parteiblattes, der„BergischenA r b e i t e r st i m in e wurden günstige Berichte gegeben. Einwesentlicher Gewinn sei allerdings nicht zu erzielen gewesen, denndie Ausgaben deS Jahres seien infolge großer Um- und Anbauten,der Anschaffung von RotationSmaichine und Schnellpresse, derSchaffung von Zentralheizung und Badeeinrichtung sehr hohe ge-wefen.Beschwerde wurde darüber geführt, daß der Genosse May, derehemalige Redakteur der„Verglichen Arbeiterstimme", sich, trotzdemihm die bekannte Schiedsgerichtsentscheidung zu Elberfeld jede Mit-arbeit an dem zu gründenden Solinger Lokalblatt und jede Ein-Mischung in die Solinger Streitigkeit untersage, doch an derGründung des Blattes der Lokalisten, des.Stahlwarenarbeiters",beteiligt und an ihm mitgearbeitet habe nach eigenem Eingeständnis.Es lvurde ein Antrag auf Ausschluß Mays aus der Partei gestellt,anscheinend aber zurückgezogen, da nach dem Bericht der„Berg.Arbeiterstimme" nicht über ihn abgestimmt worden ist. GenosseGewehr-Elberfeld hatte dagegen gesprochen und erklärt, sollte Gen.May trotz seines wiederholt gegebenen Versprechens, nicht mehr am„Stahlwarenarbeiter" mitarbeiten zu wollen, doch noch weiter dafürschreiben, dann würden sich natürlich auch die Elberfelder Genossenschließlich gezwungen sehen, die Konsequenzen zu ziehen.Zum Schluß wurde noch über eine ins„Korrespondenzblattder Generalkommission der Gewerkschaften" übergegangene NotizdeS Hmidlungsgehülfenblattes verhandelt, wonach es als unter allerKritik bezeichnet wird, daß Genosse Hildebrand in Solingen alsRedakteur angestellt wurde, obgleich er bis vor kurzem dem bürger-lichen harmonieduseligen Buchhandlungsgehülfenverein angehört undin seinem Vorstand gesessen habe. Dieser Verein bekämpfe denZentralverband der Handlungsgehülfen in gehässiger Weise undbemühe sich, ihn bei indifferenten Handlungsgehülfen als.sozial-demokratisch" zu denunzieren. Aus solchen Vorgängen seien manchezwischen Partei und Gewerkschaften entstehende Differenzen erklär-lich. Das'„Korrespondenzblatt" hatte dem noch hinzugefügt:Die Schlußfolgerung des„Handlungsgehülfenblattes" scheintgerade in diesem Falle recht zutreffend zu sein. Die„Metall-arbeiterzeitung" teilt nämlich mit, daß die„Bergische Arbeiter«stimme" soeben drei Artikel zur Massenstreikfrage gebracht hat,worin der„Vorwärts" und der Parteivorstand sehr scharf angegriffenwerden. Außerdem heißt es am Schluße des ersten Artikels:„Die Sache kommt also darauf hinaus, um es klipp und klarzu formulieren, daß die preußische Wahlrechtsbewegung an denFührern der Gewerkschaften gescheitert ist. Also abermals dieFrage des Verhältnisses zwischen Partei und Gewerkschaft."Genosse S ch a a l, der Geschäftsführer der„Berg. Arbeiterstimme", bemerkte dazu, die Wahl des Genossen Hildebrand sei ein-stimmig ersolgt und zwar aus dem Grunde, weil sich die Be-Häuptlingen des Genossen Josephson sZentralverband der Handlungs-gehülfen) als stark übertrieben herausgestellt hätten und befriedigendentkräftet werden konnten.Genosse Hildebrand erklärte u. a.:... Aus dem Zentral-verbände bin ich im Juni 1903 ausgeschieden. Vorstandsmitglied der„Vereinigung" wurde ich bereits Psingsten 1002. Niemand hat mirdamals gesagt, das vertrage sich nicht mit meiner Zugehörigkeitzum Zentralverbande. Noch nach meinem Ausscheiden auS demZentralverbande hat mich im Jahre 1904 der Berliner Be-vollmächtigte des Zentralverbandes. Friedländer, aufgefordert,im Zentralverbande einen Bortrag zu halten. Ich habees gern getan, um zu zeigen, daß ich trotz meines Aus-scheidens nicht ein Feind des Zentralverbandes sei. Wiederholt, auchim Jahre 1905 noch, hat der gleiche Berliner Bevollmächtigte michgebeten, aus der Buchhändlervereinigung einen Gehülsen für dieBuchhandlung deS„Vorwärts" zu besorgen, da der„Zentralverband"keine buchhändlerisch ausgebildeten Kräfte zur Verfügung habe. Eswar also nie die Rede von einer Gegnerschaft zwischen Zentralverbandund Buchhändlervereinigung. Erst als die Hauptversammlung derBuchhändlervereinigung Pfingsten 1905 ihr Programm in einigenveralteten Teilen modernisierte und verschärfte, fing das„Handlungs«gehülfenblatt" plötzlich eine systematische Bekämpfung der„Ver-einigung" an: Der Grund dafür ist mir noch heute nicht ersichtlich.In der Abwehr von solchen Anariffen ist die„Vereinigung" danngezwungenerweise gegen den„Zentralverband" aufgetreten. Fürinich konnte der plötzliche Frontwechsel des Zentralverbandes, überdessen Gründe ich lediglich unbeweisbare Bermutungen hegen kann,nicht bestimmend sein, mein Verhältnis zur„Vereinigung" zu lösen.Ich meine daher, die Sache ist von jener Seite maßlos übertriebenund hat keinerlei wesentliche Bedeutung.Es lvurde beschlossen, das Kreiskomitee zu beauftragen, den inFrage kommenden Blättern eine Darstellung des Sachverhalts zugeben.Der schwarze Westen macht sich. Zu den von uns schon mit«geteilten Zahlen über die Organisation und die Kassenverhältnisseim Wahlkreise M ü l h e i m- D u i s b u r g, wie sie auf der General-Versammlung des Wahlvereins mitgeteilt wurden, wird uns ausDuisburg geschrieben:Die Zahl der Organisierten ist um nmd 85 Prozent! ge-wachsen. Was das in dem vom Pfaffentum und dem protzigstenSchlotjunkertum beherrschten Kreise bedeutet, zumal wenn mandie aus aller Herren Länder bunt durcheinander gewürfeltenArbeiterinassen betrachtet, das kann nur derjenige richtig verstehen,der in unserem deutschen„Wild-West" lebt. Die Zahl der Neu-aufgenommenen betrug insgesamt 1785, jedoch steht dem ein Abgangvon 461 gegenüber, der immerhin als recht mäßig bezeichnetwerden kann, wenn man die in diesem Kreise herrschendeFluktuation in Betracht zieht. Ebenso günstig wie dieZunahme der Mitglieder haben sich auch die Kassenverhältnissegestaltet. Vor einigen Jahren dachte noch niemand in diesem Kreisean solche Zahlen. Die nationalliberalen Organe der Schlotbaronestimmen denn auch bereits recht elegische Töne an über das An-schwillen der Bewegung in der schwarzen Westecke Deutschlands,während das Geschmeiß der Nömlinge in kleinlichen Wadenkneife-reien seinen Geifer verspritzt. Beide wissen, daß wir ihnen hart aufden Fersen sind, ihr Gebelfer ist daher erklärlich.An die Adresse der Alteniurger Regierung.Wie schon kurz berichtet, hat der Altenburger Parteitag ein-stimmig eine Resolution angenommen, in der der Regierung zuGemüte geführt wird, daß sie die Staatsbürger und Steuerzahlergleichmäßig zu behandeln hat.Die vom Genossen Di kreiter beantragte Resolution lautet:Der am 5. August in Gera tagende Parteitag der sozialdemo-kratischen Partei des Herzogtums Altenburg erhebt mit allein Nach-druck Protest gegen die zum Nachteil der sozialdemokratischenPartei geübte ungleichmäßige, oftmals sogar kleinliche undschikanöse Behandlung sozialdemokratischer Staatsbürger. Der Partei-tag steht auf dem Standpunkt, daß der Grundsatz der Gleichheitaller Staatsbürger kein leerer Wahn, kein inhaltloser Begriff undbloße Redensart ist und sein soll, sondern daß dieser Grundsatz einlebendiges Wort, allen Staatsdienern die oberste Richtschnur beiihrem Handeln sein muß. Da das Gesetz keinen Unterschied derStaatsbürger nach Parteien macht und die eine Partei für minderenRechts als die anderen erklärt, da die Steuerbehörde bei Erhebungund Aufbürduug der Steuern die Angehörigen der sozialdemokrati-schen Partei ohne Rücksicht auf ihre Grundsätze und Bestrebungenebenso behandelt wie die Angehörigen der bürgerlichenParteien, da die sozialdemokratischen Parteiangehörigen ebensozum Heeresdienste herangezogen und zum Schutze derLandesgrenzen aufgeboten werden, unbekümmert um ihrepolitischen Anschauungen, so haben die sozialdemokratischenParteiangehörigeu ein gutes Recht darauf, zu verlangen, daß sie inkeiner Beziehung schlechter behandelt werden, als die andersdenkendenStaatsangehörigen. Die Vertreter der sozialdemokratischen Parteiim Herzogtum Altenburg verlangen daher, daß das herzoglicheMinisterium die Gemeindebehörden und die staatlichen Verwaltungs-organe— AmtSvorsteher, Gendarmen, Landrttte usw. anweist, diesozialdemokratische Partei und deren Veranstaltungen genau so zubehandeln, wie die bürgerlicken Parteien und deren Veranstaltungenbehandelt werden. Insbesondere aber erwartet der Parteitag vonder Regierung, daß sie sich der peinlichsten Objektivität befleißigtund nicht selbst den Grundsatz proklamiert und dementsprechend auchhandelt, daß die sozialdemokratische Partei minderen Rechtes seials die anderen Parteien.Der Parteitag protestiert entschieden dagegen, daß den sozial-demokratischen Vereinen die Benutzung staatlicher Grundbesitztümeruntersagt wird. Der Parteitag protestiert aus diesem Grunde auchmit aller Entschiedenheit gegen' die Weigerung der herzoglichen Re-gierung, dem sozialdemokratischen Verein in Kauerndorf für dieVeranstaltung eines Waldfestes im Kammerforst einen Platz zuüberlassen, wegen seiner Zugehörigkeit zur sozialdemokratischenPartei. Gleichzeitig hält es der Parteitag für sehr erwünscht, daßdie herzogliche Regierung sich des näheren darüber ausläßt, aufwelche Tatsachen sie sich stützen kann bei ihrer Behauptung,daß die Verwalter staatlicher Grundbesitzungen„auf Grundfrüherer Vorgänge" sich als verpflichtet zu erachten haben,die Erlaubnis zur Abhaltung von Versammlungen und sonstigenVeranstaltungen innerhalb der ihrer Verwaitung unterstelltenGrundbesitztümer sozialdemokratischen Vereinen zu untersagen.Der Parteitag beauftragt sein Bureau, gleichzeitig mit der Ein-reichung dieser Resolution an die herzogliche Regierung, von dieserAufklärung über diese„früheren Borgänge" zu verlangen. DerParteitag geht von der Ansicht aus, daß die aus derTasche sämtlicher Steuerzahler entlohntenBeaniten des Staates, gleichviel welcherStellung, keine Partei zu bevorzugen undkeine zurückzusetzen haben, und nur für das Wohl-ergehen sämtlicher Bürger zu sorgen haben. DerParteitag erwartet, daß die herzogliche Re-gierung in der Folge die ungleichartige Be-Handlung der sozialdemokratischen Partei unter-läßt und sich stets dessen bewußt bleibt, daß sieüber den Parteien zu st ehe» hat. Eine schlechtere Be-Handlung der in den sozialdemokratischen Vereinen organisiertenAltenburger Steuerzahler und Staatsbürger wegen ihrer politischenund wirtschaftlichen Ideen muß sich der Parteitag entschieden ver-bitten.Genosse Dikreiter führte bei Begründung seiner Resolutionunter lebhaftem Beifall— nachdem er an der Haud unterschiedlicherGebote und Verbote(hierher gehört auch das lächerliche Verbot anden Wirt auf der Leuchtenburg, den Parteitagsdelegierten, die vonJena aus die Leuchteuburg besuchen wollten, Erfrischungenzu verabreichen), den Nachweis erbracht, daß man die Sozial-demokratie im Herzogtum Altenburg schlechter behandeltals die anderen Parteien— anschließend daran aus, daßwenn auch die altenbnrgische Staatsmaschine stark mit christlichemOel geschmiert werde', eS mit dem„lebendigen Christentum",dessen man sich immerfort rühme, nichts sei. Fromme christlicheRedereien und Telegramme nützten dem Proletariat nichts. DieSozialdemokratie verlange nichts als gleichmäßige Behandlung allerStaatsbürger. Die christliche Lehre der Gleichheit aller Menschenwerde aber geradezu mit Füßen getreten durch die Art, wie diePartei behandelt werde.Auf die Antwort der Negierung darf man gespannt sein.Zum Parteitag. Die Mülhauser Genossen haben, wieuns aus dem Elsaß berichtet wird, zum Parteitag in einer gut be-suchten Vereinsversammlung Stellung genommen, v Der zum Dele-gierten gewählte Genosse Martin wurde beauftragt, an der sichan den Parteitag anschließenden Generalversammlung der sozialistischenJugendorganisation teilzunehmen. Ferner wurde auf Antrag desGenossen Martin einstimmig beschlossen, zu Punkt 5 der Tages-ordnuug des Parteitages: Politischer Massenstreik, folgenden Antragzu stellen:Der Parteitag wolle beschließen:Angesichts der trotz aller Ableugnungen auf eine bewaffneteEinmischung Preußen-Deulschlands in den bewunderungswürdigenBefreiungskampf des russischen Volkes gerichteten Hetze derpreußischen Junkerpresse— einer Hetze, die bei den gewohnheits-gemäßen Plötzlichkeiten und Unbesonnenheiten des Zickzackkursusernste Gefahren in sich schließt,— erklärt der Parteitag: Es istdie dringende Aufgabe der Parteileitung, im Einvernehmen undzusammenwirkend mit der Generalkommission der GewerkschaftenDeutschlands die Durchführbarkeit des a l lg cm einen Massen-'st r e i k s ins Auge zu fassen und vorzubereiten.Sozialistische Schule in New Dork. Die Rand-Schule für Sozial-Wissenschaft, eine reiche Stiftung der verstorbenen Genossin CarrieA. Rand, New Dork, kündigt an, daß alle Vorbereitungen beendetfeien und am 1. Oktober die Lehrtätigkeit beginnen werde,Die Rand-Schule bietet zu mäßigen Bedingungen eine Reihevon Vorlesungen und Studienkursen in sozialer und politischerWissenschaft vom Standpunkte des Sozialismus ans. Die Vor-tragenden wurden aus verschiedenen Gebieten gewählt. Einige sindhochangesehene Lehrer an bestbekannten Erziehnngsanstalteu, anderewieder sind erprobte Mitglieder der„Sozialist Party", alle abersind durchaus fähig, die speziellen Gegenstände zu behandeln, dieihnen zugeteilt wurden.