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Weitere Nachrichten aus Anchialo bestätigen die bisherige Meldung. Me Griechen haben sich in der Kirche und in größeren Häusern ver­barrikadiert. Der Kampf dauerte bis 5 Uhr nachmittags. Der Stadt- präfekt forderte wiederholt die Griechen auf, sich zu ergeben, jedoch erfolglos. Schließlich wurde die Stadt durch von BurgaS ent- sendetes Militär eingenommen. Anchialo ist bis auf 30 Häuser niedergebrannt; auch die öffentlichen Gebäude sind dem Brande zum Opfer gefallen. Der griechische Bischof fand den Tod in dem brennenden Metropolitengebäude. Die Zahl der Toten und Verwundeten ist unbekannt. Die im ganzen, zum größten Teil von Griechen bewohntenBezirkBurgas herrschende Erregung läßt weitere Ereignisse befürchten; mehrere Kauf« lüden sind bereits zerstört und in Privathäusern die ffenster eingeworfen worden. JnKermenli fand gestern eiue autigriechische Versammlung statt. Privatnachrichten zufolge überfiel eine von griechischer Seite gereizte Volksmenge das Haus eines Griechen. Militär schritt ein. Dabei soll ein Offizier drei Demonstranten niedergeschlagen haben. Kreta . Ein neuer Gouverneur. Aus Paris wird vom 13. August berichtet: Die vier Signaturmächte für Kreta werden demnächst zu einer Konferenz einberufen werden, zwecks Ernennung eines neuen Gouverneurs für die Insel. Als aussichtsreichster Kandidat ivird der Herzog der Abbruzzen genannt, dessen Wahl allgemeine Befriedigung hervorrufen würde. Japan . Eine geringfügige Veranlassung. Wie der Londoner Daily Telegraph " aus Tokio meldet, liegt trotz der alarmierenden Be- richte keine Gefahr vor, daß die Robben-Angelegenheit auf den Aleuten eine internationale Bedeutung annehme. Der amerikanische Botschafter hat die japanische Regierung wissen lassen, seine Regierung untersuche den Zwischenfall sorgfältig und un- parteiisch und hoffe. Japan werde nicht gestatten, daß die herzlichen Beziehungen zu Amerika durch eine so geringfügige Veranlassung gestört würden. Es wurden bekanntlich fünf Japaner wegen angeblichen un- berechtigten Fischens oder Jagens von Robben erschossen, fünf Menschen, die nach japanischer Behauptung unbewaffnet waren. Und das ist eineso geringfügige Veranlassung l" GcwerkfcbaftUcbeo# Berlin und Qmgegend. Achtung! Hausdiener, Packer und Berufsgenossen Berlins ! Die streikenden Angestellten der Paketfahrt-Akticngesell- ,chaft können wir in ihrem Kampfe nur dadurch unterstützen, daß wir in den Engros- wie Detailfirmen darauf hinweisen, vorläufig keine Güter durch diese zu befördern, da ja auch die Annahmestellen geschlossen sind I Die Sektionsleitung der Hansdrener, Packer er. des Zentral- Verbandes der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter. Die Werkzeugmacher von Gillisch ewSki haben wegen Differenzen mit der Firma die Arbeit in der vorigen Woche nieder- gelegt. Die Firma annonciert in derVolkszeitung" und in anderen Blättern nach Werkzeugmachern. Bis jetzt sind aber diese Be- mühungen erfolglos geblieben, da die Streikenden etwaige Arbeit« suchende über die Sachlage aufklärten, und dieselben dann aus eine Anfrage bei der Firma verzichteten. Nun versuchte es die Firma auf eine andere Art. Es wurde wieder in verschiedenen Zeitungen annonciert und Werkzeugmacher verlangt, jedoch nicht von der Firma Gillischewski, sondern die Arbeitsuchenden sollten sich in dem Eisenwarengeschäft Otto S i e m u n d, Reinicken- dorferstr. 78, melden. In dem Geschäft war aber ein Meister und noch ein Herr von der Firma G' l li s ch e w s k i. Als den Arbeitslosen das Angebot gemacht wurde, bei Gillischewski zu arbeiten, lehnten diese es ab, ihren Kollegen in den Rücken zu fallen. Die Herren mußten(es war am Sonntag vormittag) ohne Erfolg abziehen; der Liebe Müh' war umsonst gewesen. Wir ersuchen die Metallarbeiter, nach wie vor den Betrieb zu meiden. Deutscher Metallarbeitervcrband, Ortsverwaltung Berlin . Achtung, Elektromontenre! Die Kollegen bei der Firma Paul K e ß n e r, Kreuzbergstr. 30, befinden sich seit einigen Tagen im Streik. Wir ersuchen die Kollegen, den Betrieb zu meiden. Die Firma und folgende Bauten sind für Elektromonteure und Hülfs« arbeiter gesperrt: Ripdorf: Richardplatz , Ecke Herzbergstraße; Westend : Nußbaum-Allee 34, Königin Elisabethstraße; Schöneberg : Hauptstraße 40, Freisingerstraße 3, Schwäbischestraße, Landshuter- straße 25, Porsdamerstraße 118 b, Monumentenstraße und Kaiser- Allee 21; Lankwitz : Mozartstraße; Friedenau : Straße?, Parzelle 9; Charlottenburg : Berlinerstraße, Cauerstraße(Ecke Gerickestraßc); Wilmersdorf : Nachodstraße 36, Goethe-Realgymnasium sBranden« burgischestraße) und Sächsischestraße 3; Tempehof: Moltkestraße 12. Deutscher Metallarbeiter-Verband. Ortsverwaltung Berlin . Der Kampf mit der Paketfahrt. Die Paketfahrtgesellschaft erläßt Bekanntmachungen an das Publikum, daß der Betriebin einigen Tagen"in vollem Umfange wieder aufgenommen" werden würde, und an den Anschlagsäulen sucht sie Rollkutscher für 120 M. und Mitfahrer für 60 M. pro Monat; aber sie kann trotz aller Anstrengungen keine tüchtigen Leute bekommen. Kein ehrlicher Arbeiter will sich den Judaslohn verdienen, der natürlich nur so lange bewilligt wird, als der Ausstand datiert. Die Direktion setzt damit Prämien aus für den Verrat an kämpfenden Arbeitsbrüdern! Am Sonntag hielt die Direktion einen Appell der Arbeitswilligen ab und teilte mit, daß sie Lohnerhöhungen bewilligt habe: für Rollkutscher 120 M. (bisher 85 M.). für Paketkutscher 100 M.(bisher 80 M.) und für die Schaffner 90 M. Die Arbeitswilligen sollten eine neue Lohnkommission wählen. Die Kutscher werden mit Eifenstangen und Revolvern bewaffnet. Die Streikenden versammelten sich am Sonntag und Montag wieder in der Ritterstraße bei Voigt und erklärten das Vorgehen der Direktion nur als ein Schein« manöver, so lange keine bestimmten Abmachungen mit der Or« g a n i s a t i o n getroffen werden. Nur der Verband kann den Arbeitern die Sicherheit bieten, daß gegebene Ver- sprechungen gehalten werden. Man versucht durch allerlei Mittel. die Streikenden wankend zu machen. Es wird erzählt, daß Streik- brecher von Breslau in großer Zahl unterwegs feien. Das ist nur ein Schreckschuß, wie die Verbandsleilung bestimmt weiß. Man verbreitet die Lüge, daß von früheren Angestellten 5060 demütige Bittgesuche um Anstellung bei der Direktion eingelaufen seien; man versucht, Mißtrauen gegen leitende Personen unter den Streikern auszusäen: aber alle diese Anstrengungen haben keinen Erfolg. Nur zwei Mann sind bisher der Sache der Streikenden untren geworden, dagegen haben sich mehrere Arbeiter noch den Streikenden an- geschlossen. Jeder Tag bringt der Gesellschaft steigende Verluste und krampfhafte Anstrengungen werden gemacht, um vor dem Publikum den Schein aufrecht zu erhalten, daß der Betrieb sich im vollen Gange befindet. Ein Beispiel, wie langsam und umständlich die Arbeit vor sich geht, wurde in der letzten Versammlung erzählt. Nach einem großen Geschäft in Schöneberg kam ein Wagen der Paketfahrt, um Güter abzuholen. Der Wagen hatte kein Firmenschild, die Kutscher konnten sich nicht genügend ausweise», die Geschäftsangestellten waren miß- trauisch und warteten aus ihren Chef; dieser telephonierte erst, und dann hatten die vier Personen, die mit dem Wagen kamen, große Not und Mühe beim Aufladen, so daß eS 1?, Stunden dauerte, bis zwei Kolli abgeholt waren. Aehnliches kann man noch häufig beobachten. Berittene Schutzleute stehen jetzt sogar im Dienst der Paketfahrt. Auch Herr Direktor Starke übt sich im Fahrsport und hat gestern höchst eigenhändig einen Rollwagen durch die Stadt gefahren, ohne daß die Polizei sich im Interesse der öffentlichen Sicherheit und Ordnung einzuschreiten bemüßigt sah. Der Zentralverband der Handels« und Transportarbeiter hat noch starke Mittel, die er in Anwendung bringen kann, wenn die Gesellschaft es bis zum äußersten treibt. Diese rechnet daraus, daß sie reich ist und große Verluste tragen kann, und daß sie durch ihre schlechten Löhne dafür gesorgt hat, daß die Arbeiter arm sind. nichts besitzen und arbeiten müssen, um zu leben. Hinter den Streikenden steht aber der Z e ntr a l v e r b a n d, der auch über eine reiche Kasse verfügt, lind das nicht allein I Der Zenwal- verband hat mit dem Spediteurverein einen Vertrag geschlossen, nach welchem beide Teile verpflichtet sind, für die Herbeiführung gleicher Löhne und Arbeitsbedingungen im Spediteur- aewerbe einzutreten. Damit kann eine ganz neue Situation für die Paketfahrtgesellschaft geschaffen werden, der sie nicht ge- wachsen ist. Die Rollkutscher von Berlin werden zusammenstehen, wenn der Verband sie ruft! Wenn die Streikenden fest und einig bleiben, dann haben sie die besten Chancen, den Kampf zu gewinnen. Auch die Bauarbeiter wollen helfen und kein Material verarbeiten, tvelcheS auf Wagen kommt, die der Paketfahrt Anshülfsdienste leisten. Die Not auf den Bahnhöfen ist jetzt schon sehr groß. Die Passagiergüter können nicht abgeholt werden. Wo eine Firma der Paketfahrt zu Hülfe eilen will, kommt sie selbst in Ungelegenheiten. Die Firma Schumacher in Friedenau erklärte sich bereit, Passagiergüter vom Stettiner Bahnhof zu befördern. Die Körbe und Koffer wurden nach Friedenau geschafft und da blieben sie liegen, denn die Kutscher waren im Bureau des Zentralverbandes, und wie dort ent- schieden wird, danach handeln sie gern und bereitwilligst. Am Mittwoch wird die erste Streikunterstützung ausgezahlt. Die Kohlcnarbciter und Kutscher nahmen am Sonntag in einer äußerst zahlreich besuchten Versammlung den Bericht der Lohn- kommission über den Stand ihrer Lohnbewegung entgegen. Demnach hat der Vorstand des Verbandes der Berliner Kohlengroßhändler laut Schreiben vom 3. August der Kommission mitgeteilt, daß eine Versammlung der Unternehmer sich am 15. August mit den Lohn- fordcrungen beschäftigen wird, worauf dann das Ergebnis der Kommisston mirgcteilt werden soll. Eine frühere Einberufung sei nicht zweckmäßig, so teilte der Vorstand mit, da ein größerer Teil der Mitglieder noch verreist sei. Die Versammlung beschloß nach einer regen und teilweise recht hitzigen Debatte, den in Aus- ficht gestellten Bescheid abzuwarten und die endgültige Beschluß- fassung dementsprechend noch auszusetzen. veutfehes Reich. Tarifbewegung der Buchdrucker. Die Buchdrucker haben am Sonntag in 12 Versammlungen zu der diesjährigen Tarifbewegung Stellung genommen. Solche Versammlungen fanden statt in Berlin , Hamburg , Han- nover, Krefeld , Frankfurt a. M., Stuttgart , München , Halle a. S., Leipzig , Breslau , Stettin und Straßburg . Die Berliner Versammlung fand in derNeuen Welt" statt. Ter gewaltige Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt und viele mußten in den Nebenräumen Platz nehmen. Die von der im Mai stattgehabten Gauvorsteherkonferenz geprüften und gesichteten An- träge wurden nach einem kurzen aber markigen Referate von Faber einstimmig angenommen. Diese Einmütigkeit dürfte der Prinzipalität beweisen, daß die Berliner Buchdrucker wohl kaum gesonnen sein dürften, von ihren in materieller Hinsicht immerhin bescheidenen Forderungen etwas abzulassen. Denn in einer Zeit, in der sich die Regierung gestattet, die breiten Massen immer mehr zu belasten durch ein umfimgreiches Steucrbukett, durch ihre Zoll- und Absperrungspolitik, in welcher durch eine geradezu wucherische Grund- und Bodenpolitik die Mietspreise immer mehr in die Höhe geschraubt werden, so daß der Arbeiter ein Drittel seines Ein- kommens opfern muß, um an irgend einem Punkte der Peripherie ein menschenwürdiges Obdach zu finden, müssen auch die Arbeiter daran denken, durch eine Steigerung des Verdienstes der sich stetig steigernden Mehrbelastung ein Paroli zu bieten, noch dazu, wenn sie bereit sind, einen mehrere Jahre währenden Tarifvertrag mit dem Unternehmertum abzuschließen. 15 Peoz. Erhöhung des Lohnes und Herabsehung der Arbeitszeit von 9 auf 8� Stunden fordern die Buchdrucker. Vom Gutenbergbund hatten sich einzelne Vertreter eingefunden. Der Gutenbergbund hatte Anträge ein- gereicht, in welchen er alstariftreuc Organisation" anerkannt sein wollte und die Zulassung eines Vertreters zu den Tarifver- Handlungen verlangte. Diese Organisation, geboren aus dem Schlamme des Jahres 1891/32 dem Jahre des denkwürdigen Ncunstundenkampfes der deutschen Buchdrucker einzig und allein zu dem Zwecke, der Prinzipalität stets und ständig willige Arbeitskräste bereit zu halten, hat vor kurzem ihren richtigen Platz in der deutschen Arbeiterbewegung erkannt und auch ge- funden: sie hat sich den christlichen Gewerkschaften ange- schlössen. Der Redner dieserOrganisation", ein Herr Hofsätz, er- klärte mit Emphase, daß sie bereit seien, in materieller Hinsicht mit dem Verbände gehen zu wollen; der Gutenbergbund reiche dem Verbände dieB r u d e r h a n d". Er verlange nur Gerechtigkeit. Die Versammlung möge die Anträge des Gutenbergbundes an- nehmen, sonst sehe sich dieser genötigt, an die breite Oeffentlichkeit zu gehen. Wenn die Gutcnbergbündler auch nur ein kleines Häuf- lein seien, seien sie doch entschlossen, die ihnen gestellten Kultur- aufgaben zu erfüllen. Worin diese bestehen, sagte Redner nicht. D ö b l i n leuchtete dem Herrn unter dem Beifall der Versammlung gehörig heim, indem er ausführte, daß Kulturaufgaben nur durch Einigkeit zu erzielen seien, nicht aber durch das Beispiel der Zersplitterung, dieser Schmach der deutschen Arbeiter- bewegüng. Wollen die Gutenbergbündler die Einigkeit, so sollen sie dieselbe nicht suchen auf dem Umwege über die christlichen Ge- werkschaften, sondern sie sollen sich an die Adresse des Verbandes wenden: Chamissoplatz 5. In der sich anschließenden Vereins- Versammlung referierte M a s s i n i über den demnächst abzu- schließenden Organisationsvertrag(der weitgehende sozialpolitische Ideen verfolgt) zwischen der Organisation der beut- scheu Buchdruckereibesitzer und dem Verbände der deutschen Buch- drucker. Nach längerer lebhafter Debatte nahm die Versammlung mit großer Majorität folgende Resolution an: Die heute, am 12. August er., in derNeuen Welt" tagende Versammlung des Vereins Berliner Buchdrucker und Schrift- gießer erklärt nach Anhörung der Berichterstattung über die An- träge zum deutschen Buchdruckertarif, daß sie von den Gehülfen- Vertretern erwartet, daß sie angesichts des wirklich vorhandenen Notstandes der Gehülfenschaft mit aller Energie für die einge- reichten Anträge eintreten und sie zur Durchführung bringen werden. Des ferneren ersucht die Berliner Gehülfenschaft den Verbandsvorstand, nur dann seine Zustimmung zu dem Orgaui- sationsvertrage zu geben, wenn in weitgehendster Weise den materiellen Interessen der Gehülfenschaft seitens der Prinzipale Entgegenkommen gezeigt wird." Die Versammlung sprach sich in energischer Weise gegen ein« zelne Punkte aus und erklärte, daß sie erst nach eingehender Be- sprechung in den nächsten Vereins- oder Vertrauensmänner- Versammlungen sich über diese Materie schlüssig werden könnte. » In einer überaus stark besuchten Buchdruckergehülfen- Versammlung des Kreises V(Bayern ) in den Zentralsälen in München , zu der Delegierte aus nahezu allen Druckorten Bayerns entsandt waren, erstattete Gauvorsteher S e i tz Bericht über die in Berlin stattgefundene Gauvorsteherkonferenz. Tie Konferenz ging von der Ansicht aus, daß die Teuerungsvcr- hnltnisse nicht nur in den Großstädten, sondern auch in der Provinz zu verspüren seien, daß daher die Lohnerhöhung allen Gehülfen zugute kommen müsse. Zur Bekämpfung der Schmutzkonkurrenz wird durch den neugeschaffenen Tarif den Gehülfen bei Festsetzung der Druckpreise ebenfalls dadurch ein Einfluß zugestanden, daß st« in den diesbezüglichen Ehrengerichten der Prinzipale vertreten und ebenso bei Ausbildung und Einstellung von Lehrlingen mitzu- bestimmen haben. Die Prinzipale verpflichten sich, nur Verbandsmitglieder zu beschäftigen, während umgekehrt sich die Verbandsmitglieder verpflichten müssen, nur bei Prinzipalen zu arbeiten, die dem Verein deutscher Buchdruckereibesitzer angehören. Als Ucbcrgangsstadium sind zwei bis drei Jahre vorgesehen. Die Prinzipale verpflichten sich ferner, einen Teil der Ausgaben für Arbeitslosenunterstützung auf ihre Schultern zu nehmen, ohne daß sie auf die Verwaltung und Kassengeschäfte des Verbandes irgend welchen Einfluß beanspruchen. Die bisher bestandene allgemeine Buchdruckerkasse, die beim letzten großen Streik von Prinzipalen gegründet wurde, in der löblichen Absicht, den Verband zu sprengen. wird aufgelöst. Der Tarif soll auf 10 Jahre abgeschlossen werden. Doch sei vorgesehen, daß der Tarif nach Ablauf von fünf Jahren einer Revision unterzogen werden und Wünsche berücksichtigt werden können, die sich aus Teuerungsverhältnissen und technischen Veränderungen rechtfertigen. Ist eine Einigung nicht zu erzielen, so läuft der Tarif ein Jahr später, also mit sechs Jahren ab. Dies sind die wichtigsten der Anträge. Auch ln München hatte die Streikbrccherorganisation, genannt Guten- b e r g b u n d, die in ganz Bayern mit sage und schreibe 30 Männ« lein ein bescheidenes Dasein führt, die Stirnc, zur Kreisver- sammlung Anträge zu stellen. Die Anträge selbst entfesselten Stürme von Heiterkeit. Die Bündlcr verlangen nicht mehr und nicht weniger, als daß sie als tariftreue Organisation anerkannt(!), daß das BundcsorganDer Typograph" als offizielles Publi- kationsorgan des Tarifamtes bestimmt und daß ein Vertreter des Gutenbergbundes zu den Tarifverhandlungcn zugezogen werde. Von den anwesenden Gutenbergbündler» hatte keiner den Mut, die Anträge auch zu begründen. Ohne Debatte wurden die Anträge der Gauvorsteherkonferenz einstimmig zum Beschluß erhoben, die Anträge der Gutenbergbündler ebenso einmütig abgelehnt. Achtung! Holzarbeiter! Nachdem der Tischlerstreik in Lübeck , weil aussichtslos, aufgehoben ist, wollen die Arbeitgeber die Streiken- den nicht einstellen, sondern noch weitgehende Verschlechterungen gegenüber den früheren Verhältnissen vertraglich festgelegt wissen. Zuzug von Tischlern, Drechslern, Maschinen- und Hlllfsarbeitem nach Lübeck ist deshalb noch strengstens fernzuhalten. Die Lokalverwaltung des Holzarbeiterverbandes. Erfolg der Organisation. Der Streik der Fuhrleute in den Lastfuhrwerksbetricben in München endete nach achttägiger Dauer mit einem vollen Siege der Fuhrleute. Die Fuhr- Werksinnung, die noch vor acht Tagen jede Unterhandlungen mit den Knechten" vor dem EinigungSamte ablehnte, hat sich nunmehr eines Besseren besonnen und selbst das Einigungsamt an- gerufen. Nach mehrstündiger Verhandlung, die einen sehr be- wegten, ja kritischen Charakter annahm, kam es zum Abschluß eines Tarifes, der bis zum 31. März 1908 Gültigkeit hat und den Fuhr- leutcn den geforderten Mindestwochenlohn von 24 Mark gewährt. Diejenigen, die bisher schon diesen Lohnsatz hatten, erhalten eine Mark pro Woche mehr. Am Montag wird die Arbeit wieder im vollen Umfange aufgenommen. Im Streik befanden sich zirka 1600 Fuhrleute. Ausland. Der Streik i» den Budapcstee Dampfmühlen. Die Vertrauensmänner der ausständigen Mühlenardeiter unter- breiteten am Sonntag der Arbeiterschaft die zur Beilegung des Streiks getroffene Vereinbarung mit den Dampfmühlen-Besitzern. Die Arbeiterschaft verwarf jedoch die Bedingungen, erklärte sie für unannehmbar und beschloß, weiter zu streiken. Die Dampsmühlen- Besitzer erklärten, daß sie jedem Arbeiter freistellten, im Sinne der Vereinbarung die Arbeit wieder aufzunehmen, da sie die Abmachung für sich einstweilen als bindend erachteten. Die Weberaussperrung in BervierS beendet. BervierS, 12. August. Zwischen den Webereibefitzern und den Weberciardeitern ist es heute zu einer Einigung gekommen. Die Sperre ist für aufgehoben erklärt worden. Morgen werden die Fabriken wieder geöffnet._ In der Zellulosefabrik in Halle bei Kotka (Finland) find die Arbeiter in den Streik getreten. Die Streikenden richten an die deutschen Arbeiter das Ersuchen, für die Fernhaltung des Zuzuges zu sorgen._ Versammlungen. Eine Generalversammlung der städtischen Markthallenarbeit-p fand am Dienstag bei Patt statt. Der Bestand vom letzten Quar- tal betrug 2350,25 M., die Einnahme 356,85 M., Ausgabe 297,26 Mark, bleibt ein Bestand von 2409,84 M. Bestand der Mitglieder 141, hiervon 17 weibliche. Auf Antrag wurde dem Kassierer De- charge erteilt. Unter Verschiedenem beschwerten sich die Fahrstuhl» führer über die zu lange dauernde Arbeitszeit und wünschen, daß ihre Arbeitszeit bei der verantwortungsvollen Arbeit ebenso ge» regelt werde, wie die der Handwerker. Ferner wird es von den Arbeitern als ein schwerer Mißstand empfunden, daß beim Urlaub von Beamten kein Arbeiter mehr eingestellt wird für den zum Beamtendienst herangezogenen Arbeiter, was dann zur Folge hat, daß trotz der angestrengtesten Arbeit die Hallen schmutziger sind, als wenn die Kolonne vollständig ist. Dabei gehen die Arbeiter eines freien Sonntags verlustig. Nach Erledigung einzelner kleinerer Angelegenheiten schloß der Vorsitzende die aut besuchte Versammlung. Eine vernichtende Niederlage der Neichsverbändler. Bei den gestrigen Delegiertenwahlen der Ortskrauken» kasse der Schneider wurden insgesamt 1323- Stimmen ab» gegeben; davon entfielen auf die Liste der organisierten Schneider 13l)v und 29 auf die Neichsverbändler. Letzte IVacbncbtcn und Depefcbcn. Ein Papagenoschlotz für die Duma-Deputierten. Petersburg, 13. August. (B. H. ) Das neue Wahlgesetz für September wurde heute veröffentlicht. Die Provinzialbehörden erhielten die Anweisung, die ehemaligen Duma-Deputierten an weitere» Agitationen zu verhindern. Der in Finnland befindliche Arbeiterrat wurde verhaftet._ Onipkin nicht hingerichtet. Petersburg, 13. August. (B. H. ) Die Meldung, daß der Duma-' abgeordnete Onipkin hingerichtet worden sei, bestätigt sich nicht, er befindet sich vielmehr im Kronstädter Gefängnis für Zivil- Personen. Bisher ist seine Schuld noch nicht erwiesen. 223 Helden droht die Todesstrafe. Petersburg » 13. August. (B. H. ) Nach Meldungen aus Reval beläuft sich die Zahl der an Bord desPamjat AzowS" verhafteten Mannschaften auf 223. Allen droht die Todesstrafe. Perantw. Redakt.: CarlWermuth, Berlin -Rixdpxf. Inserate verantch.: Tit. Glocke, Verlin. Druck u.LerIos:5fsiwgrtiBuZdr.u.Bi!rlogsgvö«tt kaul Singer LiCo,. Berlin LlV. HierznLBejlagenu.UnterhaltungSblatt