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Br. 187. 28. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Friedensschluß im Steindruckgewerbe.

Nach viertägigen Verhandlungen der Vertreter des Senefelder  Bundes und der ausgesperrten und streifenden Lithographen und Steindrucker mit den Vertretern des Schutzverbandes deutscher Steindruckereibesiber ist am Sonnabend ein Uebereinkommen erzielt worden, das als Grundlage für die Wiederaufnahme der Arbeit in den Streik- und Aussperrungsorten dienen soll. Das Ueberein­kommen, das gestern vormittag der Versammlung der Berliner  Ausgesperrten, die den großen Saal von Buggenhagen am Mori­plak füllten, vorgelegt wurde, hat folgenden Wortlaut:

In der heutigen Sitzung ist von den Anwesenden folgende Grundlage einer Vereinbarung über die Wiederaufnahme der Arbeit in den Streiforten und über die Aufhebung der Aussperrung aufgestellt worden:

1. Alle Streits in den Betrieben des Schuhverbandes deutscher Steindruckereibesizer werden aufgehoben. Die Aussperrungen in diesen Betrieben werden zurück­

genommen.

2. Die Wiederaufnahme der Arbeit in den Streikorten erfolgt unter den nachstehenden Bedingungen. In den Aussperr­orten sollen diese Bedingungen bei Wiederaufnahme der Arbeit als vereinbart gelten.

Bedingungen.

a) Bestehende Tarife bleiben bis zum Ablauf in Kraft. Be­stehende günstigere Lohn- und Arbeitsbedingungen werden nicht berührt.

b) Die Arbeitszeit in den Betrieben des Schußverbandes soll 9 Stunden für Steindruder, 8 Stunden für Lithographen betragen. Insoweit zurzeit eine längere Arbeitszeit als 9 Stunden für Stein­drucker, keine längere als Stunden für Lithographen besteht, findet die Einführung der fürzeren Arbeitszeit sofort statt, sobald die Mehrzahl der Gehülfen der Betriebe eines Ortes bei Mit­gliedern des Schutzverbandes tätig sind.

In Betrieben, in welchen noch eine längere als 8½stündige Ar­beitszeit für Lithographen besteht, wird dieselbe zunächst auf Stunden und am 1. August 1907 auf 8 Stunden herabgefeßt.

c) Die gesetzlichen und ohne Vereinbarung mit den Gehülfen von der Geschäftsleitung angeordneten Feiertage werden bezahlt. Affordarbeiter erhalten Bezahlung für die Feiertage nach Maßgabe des mit ihnen vereinbarten Wochenlohnes, in Ermangelung einer folchen Vereinbarung mit 4,50 M. pro Tag. Bezüglich des dritten Pfingstfeiertages bleiben die bisherigen Geschäftsgebräuche bestehen. Arbeiter, welche nach den Feiertagen ohne begründete Ent­schuldigung und Anzeige fehlen, haben den Anspruch verwirkt. d) Für Ueberstunden   wird wochentags 25 Broz., Sonntags 50 Broz. Zuschlag gezahlt. Bei Ueberarbeit von 2 Stunden wird 4 Stunde, bei längerer Ueberarbeit ½ Stunde Pause in die Arbeitszeit eingerechnet.

e) Als auf Grund§§ 616 B. G.-B. zu entschädigende Ver­hinderung an der Dienstleistung wird nur angesehen die Erfüllung der staatlichen und kommunalen Pflichten der Gehülfen, soweit sich diese außerhallb der Arbeitszeit nicht erledigen lassen und Gebühren dafür nicht bezahlt werden. Den im Wochenlohn stehenden Ge­hülfen wird ein Abzug vom Lohn für die Zeit der Verhinderung nicht gemacht, doch darf die letztere 3 Stunden nicht überschreiten. Den im Afford arbeitenden Gehülfen wird eine Vergütung von 50 Pf. pro Stunde gewährt, aber höchstens für 3 Stunden.

genommen wird.

Die Entschädigung wird nicht gezahlt, wenr die Arbeit nicht fofort nach Erledigung des Geschäftes in dem Betriebe wieder auf­Ohne Entschädigung ist Gehülfen nach der Kündigung zur Auf­suchung neuer Arbeit Urlaub bis zu insgesamt 3 Stunden zu ge­währen, wenn die Erlaubnis dazu ½ Tag vorher nachgesucht wird. f) Auf je 1-3 Steindruckergehülfen, je 1-4 Lithographen soll nicht mehr als 1 Lehrling ausgebildet werden.

seinen ganzen Einfluß, gestüßt auf die Einmütigkeit der Kollegen­

Dienstag, 14. August 1906.

Erweiterung des Rohrpoftnetes. Das Rohrpostnetz von Berlin  schaft, dafür sorgen, daß etwas Annehmbares dabei herauskommt. erfährt am nächsten Mittwoch, den 15. August eine Erweiterung. An bei den Verhandlungen nichts erzielt sei. Dagegen erklärte u. a. tirchstraße der Rohrpostbetrieb eröffnet. Das Postamt 65 hat schon Von einigen Diskussionsrednern wurde gesagt, daß für Berlin   diesem Tage wird bei dem faisert. Postamt N. 65 in der Nazareth­der Verbandsvorsitzende Gillier, daß schon durch die Festsetzung jegt einen eigenen Bestellbezirk für gewöhnliche Brieffendungen. des allerniedrigsten Lohnes der Ausgelernten in den zurück- Telegramme und Rohrpostsendungen mußten von dem benachbarten gebliebensten Orten auf 18 M., so auf Berlin   und die anderen Bezirk aus bestellt werden. Die Zustellung dieser eiligen Sendungen Städte mit höheren Löhnen eingewirkt werde, daß hier der Fort- tann jezt vom Bezirk selbst aus erfolgen, so daß sie beschleunigt schritt wesentlich erleichtert wird. Bedeutet doch dieser Lohn von wird. Ebenso ist es mit der Aufgabe von Rohrpostsendungen nach 18 M. für manche Städte, wie z. B. auch für Chemnitz  , wo noch anderen Teilen des Rohrpostgebietes von Groß- Berlin. Der Rohr­12 und 13 M. gezahlt wurden, eine Lohnerhöhung bis zu 50 Proz. poftverkehr beginnt beim Postamt 65 wie sonst im Sommerhalbjahr starker Majorität angenommen wurde: Die Diskussion endete damit, daß folgende Resolution mit um 7 Uhr, um Winterhalbjahr um 8 Uhr und dauert während des ganzen Jahres bis abends 10 Uhr.

" Die versammelten ausgesperrten Lithographen und Stein­Das erste böhmische Obst ist gestern früh hier eingetroffen und drucker erklären, daß sie unter Berücksichtigung des Umstandes, an der Landungsstelle in der Burgstraße zum Verkauf gestellt. Die daß der Kampf kein lokaler, sondern ein allgemeiner war, den erste Bille enthält 6000 Zentner Obstladung, fast ausschließlich Vereinbarungen zustimmen. Unter dieser Voraussetzung be- Birnen. Gegenwärtig befinden sich noch 5 Billen mit 27 000 Zentnern trachten sie den Ausgang des Kampfes als einen schönen Erfolg Obst auf der Fahrt von Böhmen   nach Berlin   und werden voraussichtlich ihrer Organisation, da er den Kollegen in den zurückgebliebenen am Mittwoch resp. Donnerstag hier eintreffen. Die Böhmen  " sind Druckforten nennenswerte Verbesserungen bringt. Die Berliner   dieses Jahr vierzehn Tage früher angekommen als in den vorher­Lithographen und Steindrucker erwarten jedoch, daß bei der gehenden Jahren. bereinbarten Lohnregulierung auch die Berliner   Verhältnisse entsprechende Aufbesserung erfahren und daß die Einstellung der Ausgesperrten nach den von Herrn Dr. Gerschel zu Protokoll ge­gebenen Grundsäßen erfolgt."

In Berlin   soll die Arbeit am Donnerstag wieder aufgenommen werden, nachdem, wie zu erwarten ist, aus allen Streiforten die Beschlüsse über die Wiederaufnahme der Arbeit vorliegen. Die Berliner   Ausgesperrten werden als Abschluß des glücklich beendeten Kampfes am Mittwoch eine Dampferpartie machen.

Partei- Angelegenheiten.

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Anrufung eines Schiedsgerichtes zwischen der Stadt Berlin   und der Großen Berliner Straßenbahn. Vor einiger Zeit hatten wir be­richtet, daß die Stadt Berlin   eine Feststellungsklage anstrengen würde, falls die Straßenbahn gegen die Fortführung der Unter­grundbahn über den Spittelmarkt hinaus bis zum Ringbahnhof Schönhauser Allee   oder gegen die Nord- Süd- Untergrundbahn Ein­spruch erheben sollte. Die städtische Verkehrsdeputation hatte die Straßenbahn aufgefordert, anzuerkennen, daß sie zu einem solchen Einspruch nicht befugt ist, mit der Androhung, daß sie Feststellungs­flage erheben werde, falls binnen vier Wochen die geforderte An­erfennungserklärung nicht eingehen sollte. Die Straßenbahngesell­schaft hat darauf erwidert, daß sie die Stadtgemeinde ihr gegens über für schadenersaßpflichtig halte, falls sie eine der beiden Linien betreibe oder einem Dritten zum Betriebe überlasse. Zweds

Lichtenberg. Heute abend pünktlich 8 Uhr findet in Gebrüder Arnholds Schwarzem Adler", Frankfurter Chaussee 5, die Mitglieder- chleuniger Klärung der Rechtslage hat die Gesellschaft gleichzeitig versammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins statt. Wir er gericht angerufen. Hierdurch ist die Gefahr eines langwierigen im Vertrage mit der Stadt Berlin   vorgesehene Schieds­warten recht zahlreichen Besuch. Es wird die Tagesordnung des diesjährigen Parteitages besprochen. Prozesses, der erst in der dritten Instanz sein Ende erreicht, von Der Vorstand. bornherein behoben. Ein folgenschwerer Erdsturz

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lung des Wahlvereins statt. Auf der Tagesordnung steht u. a. Spandau  . Heute abend findet bei Kumke die Generalversamm­Kreisgeneralversammlung, Presse usw. Zahlreichen Besuch erwartet Der Vorstand.

Reinickendorf   und Umgegend. Wir machen unsere Mitglieder auf die am 16. d. M. bei Sadau, Residenzstraße 124b, stattfindende öffentliche Versammlung aller an Zentralverbänden angeschlossenen hat gestern nachmittag gegen 5 Uhr am Tempelhofer   Weg statt Gewerkschaftsmitglieder behufs Gründung eines Gewerkschaftskartells gefunden. In der Nähe des Bahnhofes Papestraße   werden dori aufmerksam und bitten um rege Beteiligung.( Siehe auch Inserat schon seit einiger Zeit Dammarbeiten verrichtet. Zur Aufschüttung in der Mittwochsnummer des Vorwärts".) Der Vorstand. ausgedehnter Seitendämme sind eine ganze Reihe polnisch- russischer Leute gestern nachmittag mitten bei der Arbeit waren, stürzte plöts Als die Arbeiter und auch Frauen mit Erdarbeiten beschäftigt. lich der Damm an einer Stelle, an der er noch nicht genügend gefestigt war, ein und unter den zusammenbrechenden Erd­massen wurden vier Frauen begraben. Sofort eilten die in der Nähe weilenden Arbeiter machten hinzu und fich an die Befreiung der Verunglückten. Nach anstrengenden Bemühungen gelang es auch, drei der Frauen zu retten, bevor sie größeren Schaden genommen hatten. Dagegen stellten sich der Mehr als ein halbes Tausend Säuglinge wurden in Bergung der vierten Verschütteten, die unter den Erdmassen boll­durch den Tod hingerafft. Es starben in den sie schließlich ans Tageslicht befördert wurde, war sie bereits völlig Berlin   in den vierzehn Tagen vom 15. bis zum 28. Juli ständig vergraben war, erhebliche Schwierigkeiten in den Weg. Als fieben Tagen vom 15. bis zum 21. Juli 251 Säuglinge und bewußtlos. Die Bedauernswerte hatte schwere innere Berreißungen in den sieben Tagen vom 22. bis zum 28. Juli 260 Säug- erlitten und wurde in bedenklichem Zustande in das Elisabeth= linge, das sind zusammen 511 Säuglinge, wobei als Säug- Krankenhaus gebracht. Die anderen drei Frauen hatten sich äußere linge" alle Kinder bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres Duetschungen zugezogen. gezählt sind.

Berliner   Nachrichten.

Säuglingssterblichkeit in Berlin  .

Drei Fünftel von diesen 511 erlagen den Ver. Bon Bassanten überrascht wurde am Sonnabendabend im Nord­Die Regelung der derzeitig bestehenden Verhältnisse soll inner- dauungsfrankheiten, die alljährlich in den Sommer- part ein etwa 23jähriger Mensch in dem Augenblick, als er an einem halb 3 Jahren erfolgen und nach deren Ablauf die Lehrlingsfrage von monaten in erschreckend großer Zahl auftreten und Woche 12jährigen Mädchen ein schweres Sittlichkeitsverbrechen berüben neuem geprüft werden. Insoweit nur 1 Lehrling des Berufes gehalten wird, kann nach für Woche Hunderte von Opfern fordern. In den vierzehn über die Tat des wüstlings war eine derartige, daß an Ort und wollte. Die Empörung der immer größer werdenden Menschenmenge beendeter 2jähriger Lehrzeit ein anderer Lehrling eingestellt werden. Tagen starben an Brechdurchfall, Darmtatarrh und Magen Stelle ein Lynchgericht an den Burschen ausgeübt wurde. Mit g) Für nach 4jähriger Lehrzeit Ausgelernte wird für das erste katarrh zusammen 302 Säuglinge. Die Säuglinge waren Stöden und Fäusten wurde der Uebeltäter so sehr bearbeitet, daß er Gehülfenjahr ein nach den örtlichen Verhältnissen steigender Mindest- an der Gesamtzahl der durch diese Krankheiten verursachten bald über und über mit Blut bedeckt war. Dann ließ man den John festgesetzt, der nicht unter 18 M. betragen soll. Sterbefälle mit vollen 90 Prozent beteiligt; denn außer ihnen Burschen laufen. starben nur noch 30 an Brechdurchfall, Darmkatarrh   usw. Erkrankte, die übrigens zum größten Teil gleichfalls noch in Kindesalter standen.

h) Bei Bedarf an Arbeitskräften werden die Mitglieder des Schußverbandes möglichst die örtlichen Arbeitsnachweise des Sene felderbundes in erster Linie in Anspruch nehmen, solange paritätische Arbeitsnachweise unter Mitwirkung der Zentralleitungen nicht ein­gerichtet sind.

i) Weitere örtliche Fragen werden nach Wiederaufnahme der Arbeit geregelt. k) Maßregelungen finden von keiner Seite statt. Die streitenden und ausgesperrten Arbeiter werden, insoweit eine Einstellung von Arbeitern stattfindet, an dem alten Arbeitsplatz wieder eingestellt. Berlin  , den 11. August 1906.

Schutzverband deutscher   Steindruckereibesizer. gez.: Gerschel. Paul Wunds ch. Deutscher   Senefelderbund.

gez.: Otto Sillier. Paul Lange. Wilh. Brall. AIb. Beßner.

Für die Kommission.

gez.: H. Müller. Joh. Haß. Paul Barthel  .

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Gustav Sänger, der in der Aktienbrauerei Friedrichshain   tätig war. Im Beruf seinen Tod gefunden hat der 40jährige Stutscher Er hatte am Sonnabendabend bei der Heimkehr die Pferde vom Wagen gespannt und nach dem Stall geführt. Als er eines der Tiere abschirren wollte, scheute dies plöglich, schlug nach hinten aus und traf S. mit solcher Gewalt vor die Brust, daß er auf dem Transport nach dem Krankenhause am Friedrichshain   an den Folgen

Ein schreckliches Brandunglück

Der hinzu

Die Löhne der Gehülfen sollen nach Maßgabe der Leistungen der Gehülfen an jedem Orte durch eine Kommission der Prinzipale und Gehülfen innerhalb 4 Wochen, in den Streiforten innerhalb 8 Tagen einer Prüfung unterzogen und unzureichende Löhne ent­sprechend erhöht werden. Insoweit eine Einigung der örtlichen Die zusammen 332 Sterbefälle dieser Art bei denen Kommissionen im einzelnen Falle nicht stattfindet, ist den beider- es sich, wie gesagt, fast ausnahmslos um Kinder und zum feitigen Zentralleitungen darüber Bericht zu erstatten. Die Lohn- allergrößten Teil um Kinder des ersten Lebensjahres handelt erhöhungen sind von dem Tage der Wiederaufnahme der Arbeit verteilen sich sehr ungleich über die nachzuzahlen. Stadt. Das Zentrum( Berlin  - Kölln  - Dorotheenstadt  - der schweren Verlegung starb. Friedrichswerder") samt der benachbarten Friedrichstadt   und Auf dem Straßenbahnhof I in Reinickendorf   verstorben ist der der westwärts anschließenden Schöneberger Vorstadt hatten Schaffner Hermann Beiß. Er kam um 1/12 Uhr mittags nach dem zusammen 6( sechs) Fälle zu verzeichnen. Dagegen wurden Bahnhof zum Dienst, wollte seinen Wagen besteigen, als ihm plöglich Er ging ins Bureau, meldete sich krant und beim gemeldet: aus der Tempelhofer Vorstadt 20 Fälle, aus der Hinausgehen zum Bahnhof fiel er um und war fot. Luisenstadt diesseits des Kanals 8 Fälle, aus der Luisenstadt gerufene Arzt Dr. Hüttner in Reinickendorf   tonnte nur noch den Tod jenseits des Kanals 31 Fälle, aus dem Stralauer Viertel fonstatieren. Die Leiche wurde später zwecks Obduktion nach der 46 Fälle, aus dem Königsviertel 34 Fälle, aus dem Spandauer Reinickendorfer Halle gebracht. Viertel 8 Fälle, aus der Rosenthaler Vorstadt 49 Fälle, aus der Oranienburger Vorstadt 25 Fälle, aus Moabit   26 Fälle, vom Wedding   48 Fälle, vom Gesundbrunnen   31 Fälle. hat sich am Sonntag, abends um 11 Uhr, in der Frieden. Es sind die Arbeiterviertel, aus denen der Tod straße 64 zugetragen. Dort war auf noch nicht aufgeklärte Ursache sich die reichste Ernte geholt hat. So war es in diesen vier- in einer Hofwohnung im zweiten Stock des Quergebäudes Feuer zehn Tagen, so ift es den ganzen Sommer hindurch und ausgekommen, das erst bemerkt wurde, als es bereits eine große so erleben wir's Jahr für Jahr aufs neue. Gewiß, in den Ausdehnung erlangt hatte. Die Hausbewohner. liefen bei dem ersten Arbeitervierteln ist auch der Kindersegen sehr viel reichlicher Alarm schnell zur Hülfe herbei und beherzte Männer versuchten, die als in jenen anderen Stadtteilen, die vorwiegend von Wohl- Flammen zu löschen, was aber nicht gelang; diese hatten Möbel, habenden bewohnt werden. Aber selbst bei Berücksichtigung Gardinen, Fußböden, Betten, Türen, Deden, Fensterrahmen usw. Der Bevollmächtigte bemerkte in seinem Bericht über dieses Umstandes bleibt für die Arbeiterviertel immer noch erfaßt. Plöglich erscholl der Ruf: Die Kinder sind noch in der Der Bevollmächtigte a bemerkte in seinem Bericht über eine sehr viel höhere Kindersterblichkeit als wohnung!" Abermals drangen die Männer trotz des großen er­die Verhandlungen, daß eine Delegiertenkonferenz den Vertretern der Arbeitnehmer Auftrag erteilt hatte, die Bereinbarungen, sofern für die bornehmen" Stadtteile, in denen die besitzende stidenden Qualmes in die Wohnung ein und holten sie heraus. Der fie bestimmten Bedingungen entsprechen würden, zu unterzeichnen. Slaffe ihr Quartier hat. Vergleicht man für jeden Stadtteil zweijährige Eduard Frank war bereits erst i dt. Die kleine Leiche Demgemäß ist gehandelt worden. Es erschien nicht angebracht, die Zahl der Säuglingssterbefälle pro Jahr mit der dort er wurde von der Polizei beschlagnahmt. Die Feuerwehr, die gleich vorher die Kollegen in allen 36 Aussperrungsorten zu befragen, mittelten Zahl der Geburten pro Jahr, so ergibt sich, daß in darauf eintraf, durchsuchte dann nochmals die Wohnung und löschte da es wochenlang dauern würde, bis die Ergebnisse vorlägen. Die den letzten Jahren die Säuglingssterblichkeit in Berlin  - Nord die Flammen durch kräftiges Waffergeben. Vertreter des Schutzverbandes hatten erklärt, daß, wenn auch nur etwa doppelt so groß war, wie in Berlin  - West. eine Stadt den Vereinbarungen nicht zustimmen werde, der Kampf Gegenüber solchen Zuständen sollten eigentlich die Ver- Mehrere schwere Unfälle im Straßenverkehr werden uns vom auf der ganzen Linie fortgesetzt werden sollte. Im übrigen ist der teidiger unserer kapitalistischen Gesellschafts- Sonntage gemeldet. Der elfjährige Ernst Anders, dessen Eltern in Schutzverband bei den Verhandlungen Schritt um Schritt von ordnung verstummen. Aber selbst hier ist ihr Eifer nicht der Brunnenstr. 109 wohnen, sprang gegen 3 Uhr nachmittags bor seinem ursprünglich eingenommenen Standpunkt zurückgewichen. Wollte er doch nichts Geringeres bewerkstelligen, als den Sene- in Verlegenheit um eine beschönigende Phrase. Die dem Hauſe Nr. 82 desselben Straßenzuges vom Trittbrette des felderbund in Grund und Boden vernichten; und sah sich nun ge- hohe Säuglingssterblichkeit, die uns entseßlich erscheint, ist Omnibus 1108 und rannte gegen den Vorderperron des in ent­nötigt, den Bund vollständig als gleichberechtigte Organisation an- ihnen etwas ganz Natürliches, eine notwendige Auslese, die gegengesetter Nichtung herannahenden Motorwagens 1269 ber Straßenbahnlinie 38. Der Knabe fiel zu Boden und ge zuerkennen. In der Diskussion über den Bericht trat ein starter sich unter dem Nachwuchs vollzieht. Was schwach und lebens- riet mit dem rechten Bein unter den Schußrahmen des Vorder­Mißmut darüber hervor, daß die von den Berliner   Ausgesperrten unfähig ist, stirbt weg übrig bleiben nur die Kräftigen perrons  . Mittels Winden mußte der Wagen angehoben werden, und es aufgestellten Lohnforderungen nicht bewilligt worden sind, und daß und Starken, die die Gesellschaft allein brauchen kann. dauerte längere Zeit, che dieses Rettungswerk der von Straßen­auch nicht festgelegt wurde, daß die Ausgesperrten sämtlich ohne So sieht es aus, jawohl aber es stimmt nur nicht passanten herbeigerufenen Feuerwehr gelang. Der schwer verletzte weiteres wieder auf ihre alten Pläge eingestellt werden. Wic immer. Der Nachwuchs der Reichen kann noch so elend zur Snabe wurde nach Anlegung eines Notverbandes durch Samariter­demgegenüber der Referent ausführte, hat der Vorsitzende des Welt kommen, mit Hülfe von Aerzten, Ammen, Kinder- mannschaften nach dem Lazaruskrankenhause gebracht, woselbst sofort festgelegte Erklärungen abgegeben, die wohl eine Gewähr dafür mädchen, von Pflege- und Nährmitteln aller Art wird dort ber rechte Unterschenkel amputiert werden mußte. Der Feilen­hauer Willi Schulze, Pantow, Floraftr. 65 wohnhaft, verließ in bieten, daß tatsächlich Maßregelungen ausgeschlossen erscheinen. oft genug selbst das elendeſte Wurm durchgeschleppt. Aber der Berlinerstraße desselben Vorortes den Hinterperron des Motor­bauer illi Schulze, Pankow  , Florastr. 65 wohnhaft, verließ in Außerdem werden auch die Unternehmer selbst zufrieden sein, in armen Familien muß nicht selten auch ein fräftigeres Kind wagens 1815 der Linie 48 während der Fahrt, kam zu Fall und wenn sie statt der wenig leistungsfähigen Streitbrecher ihre alten einer plötzlichen Erkrankung zum Opfer fallen, weil die Mög- wurde vom Trittbrett zur Seite geschleudert. Der Unfallhabende tüchtigen Kräfte wieder erhalten. Bei der Festsetzung der Mini- lichkeit rascher Hülfe und sorgfältiger Pflege fehlt. blieb bewußtlos auf dem Straßenpflaster liegen und mußte nach mallöhne für die einzelnen Orte wird aber der Senefelderbund durch dem St. Hedwigstrantenhause übergeführt werden, woselbst schwere

H. Paezold. A. Melzheimer.

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