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Nr. 192. 23. Iahrgaug. 2. Kkilxze des Jotmirts" feilte NcksM Zsvlltilg, 19. August 1906. Versamrnlungen. D«r Wahlverein für den vierten Berliner ReichStagZwahlkreiS hatte für Dienstag fünf Versammlungen veranstaltet, von denen vier sich mit dem Thema beschäftigten: Der Klasienkamvf. Die Versammlung für das Görlitzer Viertel bei Grau mann, Naunynstr. 27, ehrte von Eintritt in die Tagesordnung das Andenken der verstorbenen Genossen Heinze, Ebel. Schneider und Kramke in der üblichen Weise. Der Refe- rent I. B o rch a r d t behandelte in seinem Vortrag zunächst die Vorkommnisse zwischen Partei und Gewerkschaft, kommt dann auf das Protokoll der Konferenz der Gewerkschaftsvorstände, speziell auf den in dieser Konferenz von Bringmann vertretenen Standpunkt zu sprechen und ist der Meinung, dag nach den Aus- führungen des letzteren sich eine vollständige Trennung zwischen Partei und Gewerkschaft zu vollziehen hätte und daß sie zum Ver- zicht auf den Klassenkampf führten. Hier sei es an der Zeit, daß die Masse, die ja in beiden Organisationen dieselbe sei, Stellung Nehme, um eine Entscheidung über diese Frage herbeizuführen. In leinen weiteren Ausführungen über die Gewerkschaftsbewegungen tn England sowie die der Christlichen und Hirsch-Dunckerschen be merkt der Referent, daß sich bereits auch in diesen Kreisen ein Be dürfnis nach politischer Betätigung fühlbar mache und ist der Meinung, daß wenn die Gewerkschaften bei ihren Kämpfen um Verbesserung der Lebenslage der Arbeiter auf Erfolg rechnen wollen, sie mit der Partei gemeinsame Aktionen unternehmen in.üßten, daß Partei und Gewerkschaften zusammengehören. An der Diskussion beteiligten sich die Genossen Schlenker und L i e b e I. Beide wenden sich gegen die Ansichten Bringmanns, wie sie im Protokoll enthalten sind, und erklären sich mit den Aus führungen des Referenten, dag Partei und Gewerkschaften zu> sammen gehören, einverstanden. Eine Gewerkschaft, die den Klassen- lampf verwirft, stellt sich außerhalb der modernen Arbeiter. bcwegung; denn auf friedlichem Wege sei von der heutigen kapita- listischen Gesellschaftsordnung nichts zu erreichen. Den Bericht der Generalversammlung Grosi-Berlin gibt K a r p e n k i e l. In der Diskussion rügt Springer das Ver- halten der Delegierten des vierten Kreises, da sie gegen den Antrag, die Festschriften der Stuttgarter Parteidruckerei zu überweisen, der in der Kreisgeneralversammlung angenommen wurde, gestimmt rcsp. sich der Abstimmung enthalten haben. DeS weiteren spricht Redner seinen Unmut über die Ablehnung des Antrages deS zweiten Kreises aus und glaubt dadurch die Selbständigkeit der einzelnen Kreise bedroht zu sehen. K i n t o r f und W e r n er wenden sich gegen die Ausführungen Springers, und ist letzterer der Meinung, nach den Erklärungen des Genossen Singer wohl im Sinne seiner Bezirksgenoffcn gehandelt zu haben, wenn er gegen den Antrag stimmte. Die Versammlung für das Stralauer Viertel tagte bei Litfin. Referent war Genosse Max Kiesel. Der Vortrag fand reichen Beifall. Zu dem Bericht der VerbandS-Generalversammlun� entspann sich besonders eine Diskussion wegen der Beschlüsse auf Ausschluß der Genossen aus der Partei wegen Nichtfeierns deS ll. Mai. wofür sie doch vorher gestimmt hatten. In der Versammlung des Landsberger Viertels refe- ricrte Genosse Düwell. Ausgehend davon, daß bereits im kommu- nistischen Manifest von Klassenkämpfen die Rede ist, schilderte der Vortragende die wirtschaftliche Entwickelung von der Sklaverei bis zum Zeitalter der Maschinerie mit seiner Arbeitsteilung. Das Wesen des Kapitalismus und somit die Gegensätze zwischen Be- sitzenden und Lohnarbeitern wurden durch Beispiele(Aktiengesell- schaften, Stahlwcrksverband, Kohlensyndikat usw.) treffend illustriert. Referent bestreitet, daß sich die wirtschaftlichen Ver- Hältnisse gebessert haben, und beweist dieses an der Hand der Statistik, indem die Steigerung der Löhne bedeutend hinter der der Lebensmittelpreise, Mieten usw. zurücksteht. Der von bürgerlicher Seite erhoffte Ausgleich der Klassengegensätze, dadurch, daß dem Kapitalisten von seinem Vermögen mehr und mehr abgerungen und dieses dem Arbeiter zugeführt werden muß, wird jedenfalls nicht eintreten. Aufgabe des Proletariats mutz es aber sein, nicht nur die wirtschaftliche Macht, sondern auch die politische zu er- obern. was allerdings nur geschehen kann, wenn wir bestrebt sind, die Massen aufzuklären und zu denkenden Menschen zu erziehen. Dem Referenten wurde lebhafter Beifall zuteil. Hierauf gab der Genosse Gustav Schumann den Bericht von der Generalversamm- lung deS Verbandes Grotz-Berlin . Die Genossin Rausch richtete an die anwesenden Frauen das Ersuchen, sich ebenfalls zu organi- sieren und dieGleichheit" zu lesen. In der Versammlung deöFrankfurterViertelS sprach Genosse Eichler, der großen Beifall erntete. In der Diskussion führte Schulze aus: Der eigentliche Klassenkampf werde von der Gewerkschaft geführt, während der politischen Partei die Aufgabe zufällt, die Köpfe zu revolutionieren. Redner weist auf einen Ar- tikcl in der Sonntagsnummer desVorwärts" hin und bedauert, daß das Zcntralorgan derartige Artikel veröffentlicht zu einer Zeit, da der Verband der Buchdrucker sich im Kampfe befindet. Der- artiges darf für die Zukunft nicht wieder vorkommen. Ferner spricht er an der Hand deS ProtokolleS über den Massenstreik.(Un ruhe.) Genosse Büchner weist die Angriffe auf denVorwärts' zurück. Der Klassenunterschied tritt besonders scharf hervor in der Schule, während die Kinder des Volkes die Volksschule besuchen, besuchen die Kinder der Besitzenden höhere Lehranstalten und sind so mit den besten Kenntnissen ausgestattet. Desgleichen müssen die Arbeiter bei dem Militär zwei Jahr dienen, während die Besitzen- den!hrer Militärpflicht mit einem Jahre genügen. Genosse Büchner bedauert, daß es ein Gewerkschaftsführer fertig bringt, dafür zu wirken, daß die Agitation für den Massenstreik einzustellen sei. Ferner beleuchtet Redner die Aussperrung in der Metall- Industrie. Die Frage des politischen Massenstreiks muß überall crörtart werden. D o b e l o w wendet sich gegen die Ausführungen von Schulze und bestreitet, daß die Gewerkschaft im Klassenkampf die führende Rolle einzunehmen hat. Betreffs des Massenstreik» ist es Pflicht eines jeden Parteigenossen, sich selbst ein Urteil zu bilden. Die Genossen Nikbuhr, Lewandowski, Härtel und H e n s e I wenden sich ebenfalls gegen die Ausführungen von Schulze und bezeichnen es als schädlich, daß eine Gewerkschaft Tarifverträge von so langer Dauer abschließe. In seinem Schlußworte betont Genosse E i ch l e r, daß Gewerk- schaft und Partei zusammengehen müssen. Rur im Falle der abso- luten Abwehr werden wir den Massenstreik anwenden. Genosse Bader schlägt vor, von einer Berichterstattung von der General- Versammlung Abstand zu nehmen. Die Versammlung stimmt dem zu. UnterVerschiedenes" wünscht Daberkow , daß Bericht- crstattcr desVorwärts" in gegnerische Versammlungen gehen sollen, um den Beschimpfungen unserer Partei imVorwärts" ent- gegenzutrcten. Im Köpenicker Viertel sprach Genosse S t u m p e über: Schulproletariat und Bildungsbestrebungen." Im Altertum, so führte Redner aus, hatten die Priester das Bildungsmonopol. Im Miktelalter sei die Bildung zur Unfreiheit und Abhängigkeit der Massen ausgeartet. Die heute herrschenden Klassen preisen die Schulen der Neuzeit, die aber nicht aus Liebe zur Arbeiterklasse geschaffen sind, sondern um die notwendigen Kräfte nicht allein für die Kriegskunst, sondern auch für die Industrie zu erziehen. Redner fordert gleichmäßigen Schulunterricht für sämtlich« Kinder; maßgebend für die Aufnahme in eine höhere Schule soll nicht der Geldsack der Eltern, sondern die Befähigung der Schüler sein. Leider können die Lehrer in ihrer ökonomischen Abhängigkeit nicht das von uns gewünschte Ziel erreichen. Die von ycytucu.«/«-vus-t Meinung, daß die Verschmelzung nicht neuen Organisation am Unterstützungs- den Gewerkschaften und von der Partei gegründeten Bildungsschulen können nur segensreich für die Arbeiterbewegung wirken. An der Diskussion beteiligten sich mehrere Redner im Sinne des Referats. Dann gab Hackelbusch den Bericht der Gene- ralversammlung von Grotz-Berlin und erwähnte dabei des er- wetterten Boykottbeschlusses über die Philharmonie. Die fort- währende Mitgliederzunahme des Wahlvereins habe auch auf die Kassenverhältnisse günstig gewirkt, und so sei es möglich gewesen, vom vierten Kreis im ersten verflossenen halben Iahte 27 000 Mark an die Verbandskasse abzuliefern. Der Beschluß betreffs des Aus- schlusses der Mitglieder, die am 1. Mai entgegen der gefaßten Be- schlüsse gearbeitet haben, bedarf noch einer eingehenden Erörterung im Wahlverein deS vierten Kreises, da derselbe durch bereits früher gefaßte Beschlüsse Stellung genommen habe. Unter Partei- angelegenheiten sei noch zu erwähnen, daß die Generalversammlung die Stellungnahme des Parteivorstandes betreffs des politischen Massenstreiks als richtig anerkannte. Außerdem habe die letzte Maizeitung eine herbe Kritik erfahren müssen. Warum also noch abseits? Das Gewerkschastskartell befaßte sich am Freitag in einer Sitzung der Delegierten und Vorstände mit der Frage:Wider- spricht die Einführung fakultativer Unter- stützungS- Einrichtungen den Grundsätzen der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften resp. denen deS Berliner Gewerkschaftskartells?" Dannenberger als Referent führte dazu etwa folgendes auS: Anlaß zur Erörterung dieser Frage hätte der VerschmelzungS- versuch zwischen dem neuen Wiesenthalschen Metallarbeiter-Verband und der Freien Metallarbeiter-Vereinigung gegeben. Redner ist nun für seine Person der an den, Festhalten der neuen. Wesen schciiern dürfe, sobald die UnterstützungSzweige fakultativ und nicht obligatorisch eingeführt seien und die direkten Kampfmittel der Organisation nicht dafür verwendet werden Früher sei er allerdings ein scharfer Gegner jeder Unter. einrichtungen gewesen, doch habe er im Laufe der Zeit seine Ansicht geändert. Wie ständen die Dinge in den Gewerkschaften der freien Vereinigung? Wenn man ehrlich sein wolle, müsse man zugeben, daß hier zwar viel Prinzipienarbeit geleistet sei, jedoch wenig Erfolg erblühe. Ein Steigen der Mitglicderzahl sei trotz aller agitatorischen Mühe, allem Idealismus und aller Opfer n ich t zu verzeichnen. Wohl aber stehe fest, daß viele Arbeiter den prinzipiellen Standpunkt der VerciniguiigS-Gewerkschaften teilen. Jedoch der Mangel an Unter st ützungSeinrichtun gen bei der Vereinigung treibe die Massen in die Zentralver« bände. ES liege dies nun einmal im Zuge der Zeit und finde seine Erklärung in den allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnissen. Die Massen w o l l e n eben das Unterstützungswesen, weil sie darin bei den heutigen geitverhältnissen eine gewisse Sicherheit gegen die un- berechenbaren Wechselfälle im Wirtschaftsleben erblicken. Redner habe deshalb eingesehen, daß man den Wünschen der Masse Rechnung tragen muß. Auch den zirka 2000 Rohrlegern, die jetzt vom Metall- arbeiterverband abgesprungen find, müsse man in dieser Hinficht entgegenkommen. Sie seien an das Unterstützungswesen gewöhnt, und als Saisonarbeiter könne man es ihnen auch nicht verargen, wenn sie besonders an einer Arbeitslosenunterstützung festhalten. Das Kartell vergebe sich deshalb nichts, wenn es unter Berück- sichtigung aller dieser Umstände den Gewerkschaftsmitgliedern die fteie Wahl lasse. an solchen Einrichtungen teilzunehmen. Uebrigens sei es auch verfehlt, immer noch so starr aus dem alten Buchstaben zu bestehen, denn in Wirklichkeit sei davon doch schon erheblich abgewichen worden. Er erinnere nur an die von der Partei seinerzeit eingeleiteten Einigungs« Verhandlungen zwischen Lokalisten uifd Zentralisten. Damals haben die Vereinigungs-Gewerlschasten in einer Resolution doch auch ge- sagt, im Falle des Uebertritts sollten die Mitglieder nicht g e- zwnngen, aber berechtigt sein, an den UnterstützungSkassen, die in den modernen Zentralverbänden überwuchern, teilzunehmen. Und seien nicht tatsächlich Gewerkschaften dem Kartell"angeschlossen, die das Unterstützungswesen trotz aller gegenteiligen Grundsätze pflegen? Er erinnere nur an die ftüheren Möbelpolicrer und an die Hausdiener. Selbst die Maurer usw. zahlen Rotsallunterstützun halten sich ebenfalls nicht strenge an den Grundsatz der Nur-Kamp Unterstützung. Ganz ähnlich stehe eSauchmit der grund- sätzlichen Tarifgegnerschaft. Die Maurer und Zimmerer müssen wohl oder übel den Tarif der Zentralverbände anerkennen, und die Fliesenleger stehen sogar selbst in einem regelrechten Tarif- Vertragsverhältnis mit den Unternehmern, obgleich Tarif- Verträge grundsätzlich verpönt seien. Also abgewichen sei schon von dem starren Prinzip. Deshalb werde sich auch früher oder später«in Kongreß damit beschäftigen müssen, den alten Stand Punkt zum Unter st ützungöwesen einer Revision zu unterziehen. Redner sagt dann wörtlich:«Weshalb sind wir in der allgemeinen Arbeiterbewegung so be "iltnissen nicht Rechnung eine Art SisyphuS- g e l e»)t e l. Mit oen allen Argumenten machen wir die Dinge nicht besser, im Gegenteil, wir arbeiten nur für die Zentralverbände". Das Untcrstützunaswesen führe nicht zur Verknöcherung, wenn es in sozial, st ischem Sinne gehandhabt werde; eine fakultative Einführung stände den Prinzipien der freien Vereinigung aber auch durchaus nicht im Wege. Aus all diesen Gründen se, eine kühler« und sachlichere Prüfung der Unter- stützungSfrage sehr wohl angebracht, denn bei dem alten System werde man nicht vorwärts kommen, sondern zurückgehen. Im Anschluß an seine Ausfühmngen empfahl Redner dann folgende Resolution: Die heutige Versammlung sieht in einer fakultativen Unter stützungSeinrichtung neben den den Kongreßbeschlüssen entsprechenden Be, trägen zu wirtschaftlicken Kämpfen keinen Grund, einer solchen Gewerkschaft die Zugehörigkeit zum Kartell zu verweigern. Sie überläßt die Regelung dieser Frage der einzelnen Organisation als interne Angelegenheit derselben. Die Diskussion war eine äußerst lebhafte und zeitigte einen scharfen Meinungsaustausch nicht nur unter den Vertretern ein und derselben Organisation, sondern auch zwischen bei» großen und kleinen Vereinen. Behrend. Maler, kann den Standpunkt Dannenbergers durchaus nicht billigen. Seine Meinung präzisierte er in den Worten:Was unterscheidet unSdannnochvonden entralverbänden; dann können wir auch die igenbrödelei aufgeben und ganz übertreten." Gehl. Maurer, sieht in Dannenberger zwar den Revisionisten in der freien Bereinigung, hat aber nicht« gegen fakultative Unter st ützungSeinrichtungen einzuwenden, falls die Mit« glieder freiwillig gesonderte Beiträge dafür aufbringen wollen. Aller- dingS dürsten die vom Kongreß festgesetzten Beiträge von einem halben Wochenlohn pro Jahr zu keinen anderen als Kampfzwecken verwendet werden. Wenn es sich um kein Obligatorium handele, so könne man olche Dinge ruhig jeder Organisation selbst überlassen. DaS geschehe ibngenS auch heute schon, ohne daß die Prinzipien der freien Ber­einigung dadurch berührt würden. Im selben Sinne äußerte sich Mischer, Zimmerer. W i e s n e r. Metallarbeiter, meint, das, was man so lange vertreten hat, lasse sich nicht mit einem Male über den Haufen werfen. Vom Fakultativen zum Obligatorium sei nur ein kleiner Schritt. Dann möge man lieber ganze Arbeit machen und nach dem Engelhause laufen; wenn schon, dem, schon. Rezg«, Kürschner, wandte sich sehr temperamentvoll gegen Dannenberger. Gehl und Fischer. Er fragt: Wohin steuern wir? »i» ü C t ui&yc in einen cieueis-�euetue deutungslos? Weil wir den Zeitverhältni getragen haben. Wir haben tatsachlich ein arbeit geleistet. Mit den alten Argumenten m ES scheine auch in, Kartell etwaö hinter den Kulissen vor- zugehen. Wenn heute die Zentralisten die Ausführungen von Gehl und Fischer gehört hätten, so könnten sie mft Recht sagen: WaS wollt Ihr denn noch? Was trennt Euch denn noch von uns? Redner warnt vor der Aufnahme des Wiesen- thalschen Verbandes. Dieser habe erst Annäherung an die freie Vereinigung gesucht, als er völlig isoliert dastand und ihm der .Vorwärts" gesperrt wurde.Wenn wir dem Wiesenthal und seinen Leuten jetzt Unterschlupf bei uns gewähren, was soll man dann zu uns sagen! Können wir unS dann noch in den Wahlvereinen sehen lassen?" Ein solcher Kuhhandel dürfe unter keinen Umständen statt- finden. Wenn es dennoch geschehe, so geschehe es nur auf Kosten des Prinzips, was man bisher heilig gehalten habe. Aehnlkch äußerten sich Biester, Michelet , Kniestebt, Witte und Kleinlein. Kluge, Hausdiener, wird von alledem so dumm, als ihm ein Mühlrad im Kopfe herum.(Heiterkeit.) Wir als diener haben die Unterstützungen und brauchen sie auch. Trotzdem erziehen wir die Mitglieder zu wahren Klassenkämpfern. Doch über unsere 10 000 Klassenkämpfer deS Kartells spotten die Unternehmer. Wir sind ohnmächtig mit unserer kleinen Zahl. Nicht die UnterstützwngSeinrichtungen unterscheiden unS von den Zentral- verbänden, sondern die Prinzipien. Mit den Schlagworten, die wir uns hier gegenseitig erzählen, locken wir keinen Hund hinter dem Ofen herbor. Damit werden wir nicht mehr, als wir find. Weshalb wollen wir die Rohrleger ivegen ihrer UnterstÜtzungSeinrichtungen von unS weisen. W,r wollten doch sogar den Verein Berliner Hausdiener bei unS aufnehme», obwohl jene Leute damals noch gänzlich blau waren. Aber die Aussprache zeigt, daß wir schlechter daran sind, als die Zentralisten. Diese haben eS doch nur mit Revisto» nisten alleine zu tun. Bei uns aber sind Revisionisten, Radilalisten und Anarchisten. Letztere überwuihern hierbald. DeS- halb kommen wir auch zu keiner Verständigung unter unS. Hier muß unbedingt Remedur geschaffen werden. Redner erklärt sich für die Resolution Dannenberaer. Im gleichen Sinne äußern sich noch Buth von den Metall- arbeitern und Puttlitz von den Fliesenlegern. Letzterer warnt vor Prinzipienreiterei. Die Abstimmung ergab sodann folgendes Resultat: Für die Resolution Dannenberger stimmten 3S, dagegen stimmten 39 Delegierte und Vorstandsmitglieder. Damit war die Resolution abgelehnt. Hierzu bemerkte Gehl, daß die Ablehnung eine Torheit sei, weil doch schon stets bisher im Sinne der Resolution verfahren worden wäre. Bei stark gelichteter Versammlung wurden dann noch die Be- richte über den G I a s e r st r e i k, den Klavierarbeiterstreik bei der Firma Bell u. C o. und den beendeten Kürschnerstreik bei der Firma Gärtner entgegengenommen. Ueber einen Antrag des neuen Bademeister- Verbandes um Aufnahme in« Kartell ent- spann sich eine längere Debatte, weil diese Organisation ebenfalls Arbeitslosenunterstützung zahlt, außerdem«ine Sterbekasse hat und im Tarisvcrhältnis zu den Arbeitgebern steht. Die Mehrheit stimmte schließlich der Aufnahme zu. Beschlossen wurde außerdem noch, daß sich de», nächst eine Extra sttzung mit der Preßlommission der freien Vereinigung befassen soll. Damit war die Tagesordnung um 1 Uhr nachts erledigt. Berliner Marktpreise. Ans dem amtlichen Bericht der städtischen Markthallcn-Direktion.(Großhandel.) Rindfleisch I» 7175 pr. 100 Pfd., n» 6570, ffla 6964, Iva 5458, englische Bullen- 0,00, dänische Bullen- 0,00, Holland . Bullen- 6575. Kalbfleisch, Doppclländer 100110, la 80-85, IIa 70-78, Ula 60-68. Hammelfleisch la 77-82, Da 67-76. Schweinefleisch 6874. Rrhböcke la per Psd. 0,550,65, Ha 0,30 bis 0,50, Rotwild la per Pfund 0,88-0,61, IIa 0,25-0,30. Damwild 0,52. Wildschweine pr. Psd. 0,00. Frischlinge 0,00 Kaninchen per Stück 0,40-0,65. Wildenten la per Stück 1,45, IIa 0,80. Rebhühner. junge la 1,351,80, junge N-inc 0,45-1,25, all« 1,001,25. Hühner, alte, per Stück 1,60-2,75, alte. Na 1,50, junge, per Stück 0.50-1.05. Tauben, junge, per Stück 0,250,45, alte 0,00. Enten, junge per Stück 2,252,70, alte per Stück 0,00. Hamburger, junge, per Stück 0,00. G-mse, la per Psund 0,600,71, Na 0,58, la per Stück 3,50 bis 4.30. IIa 1,80-3,30. PouletS per Stück 0,90-1.35, do. Nein 0,40-0,70. Hechte pr. 100 Psd. 89-110. Zander 00. Schleie 115-134. Blei«, matte 54-62. Aale, groß 100107, mittel 9093, klein u. mittel 00, unsort. 6780. Plötzen 00. Karpsen 40er 97. Barse 78. klein 00. Bleisische 00. Karauschen 84-91. Wels 00. Bunte Fische 4773. Amerik. Lachs 1 neuer per 100 Psd. 110130, do. U neuer 90-100, do. III neuer 5075. Seelachs 1015. Flundern, pvmm. I, per Schock 9. pomm. n 2 3, Kieler, Stiege la 46, do. mittel per «» r- Jv»e N v�u�euiiiu/e ovi)ic uu- Vi Kiste 1,60. Kabliau, per 100 Pf6. 10-13. Heilbutt 25. Sardellen. 1902er, Per«nker 90, 1904er 88, 1905er 80,00-82,00, 1906er 64. Schottische Vollheringe 1905 0,00, largo 40-44, fall. 36-38, med. 85-42, deutsche 3744. Heringe, neue Matje«, per'/, To. 60120. Summen,, na. 100 Psd. 00. Krebse, per Schock, große 17, mittel 613, kleine 2,504, unsort. 4 12,5a Gallzler 00. Eier. Land-, per Schock 2,603.30. Butter per 100 Psd. la 119-122, Ha 116-118, Illa 112-, 13. abfallende 90-106. Saure Gurten Schock 2,603,00, Psessergurken 2,60-3,00. Kartoffeln per 100 Psd. Rosen 1,75-2,00, neue runde 2,00-2,25, neue blaue 2,25-2,50, neue erbster 2,252,60. Spinat p. 100 Psd. 12-18. Karotten p. Schock 2,002,50. ellerie, hiesige, P.Schock 1 ,255,00. Zwiebeln 100Psd. 3-3,50 Petersilie, grün, icUig, bahr., p. Schock 2,40 Salat, p. Schock 1,001,40. ., ijund 712. WachSbohncn 12-16. Scholen Per 100 fifd. 10-16. Pscfserlinge per 100 Psd. 20-22. Mohrrüben er 100 Psd. 45. Blumenkohl per Mandel 1,002,20. Wirsingkohl per Handel 1,002,00. Rotkohl p. Mandel 2-2,50. Weißkohl p. Mandel 1,50 bis 2.00. Steinpilz- p. 100 Psd. 25-30. Gurken, Zerbster , Schock 0,75-1,00, do. Einlege«, Schock 12, do. Rotbmbg. 34, do. Liegnitzer 34. do. Einlege- 510. Kohlrüben, Mandel 11,25. Tomaten, hiesige 100 Pfd. 1012. Birnen, Hai. per 100 Psd. 1525, hiesige 514, WM H"----- 13-15, ,. 22-24. Pflaumen, Ital. rund« dunkle per 100 Psd. 1625, ital. lange gelbe 1522, ital. runde 1525, ungarische 1012, blesige 1020, Reineclaude 1022. Zitrone», Messina 300 Stück 18,00-20,00, 360 Stück 12,0016,00, DO Stück 7,00-12,00, 420 Stück, klein 7,00. Pfirsiche, Werdersche per 100 Psd. 26-35, feansä fische 20-40, Italienische I Kiste 1,50-2,00, da. II Kiste 1,20-1,60, do. in Kiste 1,00-1,20, do. in Körben per 100 Psd. 30-40. «itternngsüderstcht vom 18.«ngust 1906. morgen» 8 Uh». atUtt Swinemde 7571® 757«» 7572891® 759 SW 761 SW 579.» «deckt wolkig 2wolkig 3 bedeckt 2wolkig 4iwolkig e« II * a> Stastonen Haparanda Petersburg Scillh «berdew Paris «Vetter-Prognose für Sonntag, den 19. August 1906. Ein wenig kühler, vorwiegend wolkig mit Regenschauern und mäßigen Nordwestlichen Winden. Berlkner Welterbureau. Lvasserftanb am 17. August. Elbe bei Aaiftg 0,37 Meter, bei Dresden 1,66 Meter, bei Magdeburg-s- 0,88 Meter. U n st r u t bei Slraußsurt Meter. Oder bei Ratibor 4- 1,03 Meier, bei Breslau Oberpegel 4- 4,76 Meter, bei Breslau Unterpegel 1,66 Meter, bei -ankfurt 4- 0,81 Meter. W e i ch s e i bei Brahemünde 4- 2,14 Meter. arthe bei Posen 0,00 Meter.