Es liegt auf de« Hand, daß durch diese neue offiziösejuccloung der Reichskanzler sich selb st ein hoch steigenartiges Desaveu appliziert hat! Dieganze bürgerliche Presse ist sich denn auch darübereinig, daß diese neue Meldung nicht etwa eine Ergänzungder früheren Meldung darstelle, sondern einen ziemlichkläglichen Rückzug Bernhards des Unwiderstehlichen.Die gleichfalls offiziöse„Kölnische Zeitung" liest denn auchbereits Herrn Bütow ein Privatissimum über staatsmännischcGepflogenheiten. Es sei bisher niemals Sitte gewesen, dieOcffentlichkeit durch Meldungen, wie sie die erste Erklärungder„Rordd. Allg. Ztg." dargestellt habe, über eine Minister-krise zu informieren, deren Abschluß nicht unmittelbar bevor-stehe. Der Oeffentlichkeit habe man erst von vollendeten Tat-fachen Kunde zu geben.Es läßt sich also nicht daran drehen und deuteln, daßFürst Bülow einen raschen Handstreich gewagt und dabei einebösartige Schlappe erlitten hat. Wäre Bülow der„Konsequenzenmacher", der er nicht ist. so würde er es alsAnstandspflicht betrachten, nunmehr selb st seineEntlassung einzureichen. Daß er das nicht zutun gesonnen ist. beweist ja die famose Stilisierung der letztenoffiziösen Erklärung der„Nordd. Allg. Ztg." wonach Wil-Helm II.„in Uebemnstimmung mit dem Antrage des FürstenBülow" erklärt hat, daß die Angelegenheit Podbielski nochnicht spruchreif sei. Des Reiches Kanzler tritt also wiedereinmal mit der ihn zierenden Grazie einen kläglichen Rückzugan. Gehört er auch nicht zu jenen starknervigen Naturen,wie Podbielski. so ist er doch mindestens ein ebenso starker«Klebe r" wie dieser.Verschiedene Blätter, z. B. die„Germania", meinen, daßdamit das Bleiben Podbiclskis noch keineswegs besiegelt sei.Wer sich in dem diplomatischen Kauderwelsch auskenne, wisse.daß die neueste Erklärung der„Nordd. Allg. Ztg." nur be»sage, daß Podbielski nicht im Augenbllck gegangenwerden solle. Im Herbst werde er, seinem eigenen Diktumgemäß, schon noch„verduften". Der Akzent bei der offiziösenErklärung sei auf das Wörtchen„zurzeit" zu legen: dieGalgenfrist Podbielski werde sich also nur auf einige Wochenbelaufen.Uns kann die EntWickelung der Angelegenheit, wie schonbemerkt, äußerst kühl lassen. Ob Pod oder ein anderer,Agrarisch wird auch ferner Trumpf bleiben!Und ob Bernhard oder ein anderer, ist für unsere Politikebenso belanglos. Wilhelm II., der sein eigener Kanzler seinwill, würde für den vakanten Kanzlcrposten doch wiederumeine Persönlichkeit ausfindig machen, deren Charaktereigen.schaften denen Bülows entsprächen! Und da die herrschendenParteien, speziell die eigentliche regierende Partei, dasZentrum, mit diesem System durchaus einverstan-den ist. würde in der inneren und äußerenPolitik all es beim alten bleiben!'.'Ueber die vermeintlichen Ursachen der Podbielski-Krisiswerden in der Presse allerhand Vermutungen aufgestellt. Manist der Meinung, daß irgend welches Belastungsmaterialgegen Podbielski vorliegen müsse. Man bezieht sich dabei aufeine Aeußerung eines Dortmunder Blattes, in dem behauptetwird:„Der springende Punkt in der Podbielski«Frage ist eine Aussage, die Major Fischer demUntersuchungsrichter gegenüber gemacht hat. Danach hat Herrv. Tippe lSki rch den Major zur Annahme eines der der»schiedenen D a r l e h n e mit der Motivierung überredet/ diebetreffende Summe käme von Exzellenz v. Podbielski.Major Fischer gibt nun an, er habe es für nötig gehalten, sichfür diese Hülfe beim Mini st er zu bedanken.Diesen Dank soll der Herr Landwirtschafts-minister— obwohl er in Wirklichkeit gar nicht der DarlehnS-geber war— in halb verlegener, halb jovialer Weise an-genommen haben. Damit wäre denn wohl ein Zusammenhangzwischen dem Fischerschen Darlehen und Exzellenz v. Podbielskikonstruiert, und zu gleicher Zeit die MitwisserschaftPodbielskiS an den TippelSkirchschen Un-geHörigkeiten nachgewiesen."Das„Berliner Tageblatt" meint, daß, wenn diese Dar-stellung richtig wäre, Podbielski bereits seit Jahrund Tag die seltsamen Geldgeschäfte Tip-pelskirch mit dem verhafteten Major Fischergekannt haben müßte. Ja er habe sie, statt ihnenentgegenzutreten, sogar indirekt gefördert, indem er demMajor Fischer gegenüber die ihm von Tippelskirch zugeteilteRolle weiter gespielt Habel••Deutfeheo Reich.Zur Frage der Immunität.Während sich Herr Erzberger in Sachen der Abgeordneten-immunität wenig rühmlich benommen hat, find wenigstenseinige freisinnige Abgeordnete bemüht, die Rechte des Reichs-tages zu wahren. Gleich dem Abgeordneten Ledebour hat kürz-lich der Abg. Kopsch dem in der Kolonialaffäre tätigen Unter«suchungsrichter mitgeteilt, daß er über Angelegenheiten, die ihm inseiner Eigenschaft als Reichstagsabgeordneter anvertrautworden seien, keinerlei Aussagen machen werde. Auch der frei«sinnige Abgeordnete Ablaß hat eine ähnliche Erklärung abgegeben.In einer kommissarischen Vernehmung, die er am Montag nachmittagin der Kolonialaffäre vor dem Untersuchungsrichter des Landgerichtsin Hirschberg in Schlesien hatte, lehnte eS der AbgeordneteAblaß ab. über die Art der Herkunft seines Materials Auskunft zugeben. Er begründete fein Verhalten damit, daß er es als einenVerträuenSbruch ansehen müsse, wenn er jemand nennenwolle, der ihm in seiner Vertrauensstellung als Parlamentarierdiskrete Mitteilungen gemacht habe. Trotzdem ihm von dem der-nehmenden Richter erklärt wurde, daß der Strafprozeß ein solchesRecht eines Abgeordneten, seine Aussagen zu verweigern, nicht kenne,verharrte Ablaß bei seiner Weigerung. Auch bei der sich hierananschließenden Vernehmung des genannten Abgeordneten inder Untersuchungssache gegen die Beamten deS Kolonial-amtes Götz, Schneider und Genossen stellte sich Herr Ablaß aufden Standpunkt, daß er zunächst von dem Zeugnisverweigerungsrechtdes Verteidigers eines der Angeklagten Gebrauch mache. Erbetonte aber außerdem, daß er auch hier das Material, das er nichtals Verteidiger, sondent als Reichstagsabgeordneter erhalten habe, nicht preisgebe. Er lehnte deshalb die Herausgabeseiner Verteidigungsakten ab. Herrn Ablaß wurde darauf die ge-richtliche Beschlagnahme in Aussicht gestellt.All diese Vorgänge werben den Reichstag nötigen, das durchdie neuerliche Gerichtspraxi» bestrittene Recht der Abgeordneten-immunität endlich einmal fest zu umgrenzenl—Stcuerpolitischcr Katzenjammer.Stuttgart, 20. August. lEig. Ber.)Es kann ja nicht wundernehme», daß die»nationale Tat", wiedu Abg. Büsing die Reichsfinanzreform genannt hat, ihren Schöpfernallmählich als da» Gegenteil einer Tat. vielmehr als«in Streicherscheint, den sie gegen sich selbst geführt haben. ES bangt den»nationalen" Parteien vor einer Fahnenflucht ihrer Wähler unddaher scheint eine Aktion im Werke zu sein, die darauf hinausläuft.den mißgestaltetsten Teil ber Steuerreform, die Fahrkarten-steuer, so bald als möglich wieder über Bord zuwerfen. Ein württembergisches nationalliberales Blatt, daS zu-weilen gut informiert ist, der„Schwarzwälder Bote", läßtsich darüber von„vertrauenswürdiger Seite" schreiben:Die Wiederaufhebung der Fahrkarten st euersei nur eine Frage der Zeit. Im Bundesrat sei sie ja nurnach Beschwichtigung ernster Bedenken zur Annahme gelangt. Haupt-sächlich hätten die Regierungen eine Schmäler ung ihrerEisenbahneiunahmen infolge des U e b e r g a n g e övieler Retsender zu einer niederen Wagenklassebefürchtet, ein« Besorgnis, die sich schon inden ersten Wochen nach Einführung derSteuer als begründet erweist. Wenn die Re-gierungen trotzdem den Beschlüssen des Reichstages zugestimmthätten, so aus folgender Erwägung: Behufs gründlicherBesserung der Reichsfinanzlage und Bestreitungder für die näch st en Jahre zu erwartenden Mehr-ausgaben werde eine stärkere steuerliche Heranziehung desTabaks nicht zu umgehen sein. Diese sei aber im Reichs-tag nur durchzusetzen, wenn man dafür eine Kompen-sation gewährt, die den Abgeordneten die Rechtfertigung einerHöherbesteucrung deS Tabaks vor ihren Wühlern erleichtert. Einesolche Kompensation soll nun die Aufhebung derFahrkarten steuersein. Im ReichSscha«?amt würde mane» daher gar nicht ungern sehen ,wenn die Fahrkarten-steuer recht vielem Wider st and begegnet.DaS ist ja eine ganz wunderbare StaatSkunst I DaS biedereReichsschatzamt und die Einzelregierungen hätten da nach der Fahr-kartensteuer nur mit der rsssrvatio mentalis zugestimmt, sie rechtbald wieder beseitigen, als Ersatz dafür aber eine stärkere Be-steuerung des Tabaks einheimsen zu können. Man wird sich dieseBekenntnisse einer schönen Seele merken müssen für den Fall,wo der Versuch gemacht wird, das so nett eingefädeltePlänchen zur Durchführung zu bringen. Gegen die Aufhebungder Fahrkartensteuer wird seitens der Sozialdemokratie dann ganzgewiß kein Widerspruch erhoben, wohl aber muß schon jetzt Ver«Währung eingelegt werden gegen eine weitere Belastung des Tabaks.den gewisse Kreise so lange„bluten" lassen wollen, bis die ganzeIndustrie noch„verblutet" sein wird.Auf jeden Fall ist es interessant zu sehen, wie system- undgrundsatzlos die„positive" politische Arbeit unserer Gegner ist. Wiehaben sie über das von ihnen so schön arrangierte Steucrbukett ge«jubelt und sich gefreut und nun eS den Wählern so gut gefällt, daßsie davon zu laufen beginnen, da wollen sie die ganze Angelegenheitnicht ernst gemeint, sondern nur„auf Widerruf" gemacht haben IWenn da» Wort Oxenstjernas jemals verechtigterwcise Anwendungfinden kann, so sicher auf die steuerpolitische StaatSkunst ber Mehr-heitsparteien de» deutschen Reichstages.—Neue Verschleppungen in Puttkamerun.Wie die„Tngl. Rundschau' mitteilt, ist die Untersuchungegen King Aqua und Genossen noch immer nicht zum Abl u ß gelangt. Zwar seien die Zeugenvernehmungen in derKolonie selbst beendet worden, jedoch sei die Vernehmung einerReihe von Zeugen, die sich zurzeit auf Urlaub in Deutschlandbefinden, notwendig geworden, womit die zuständigen Gerichtebeauftragt worden seien. Inzwischen sei nun der OberrichterH e tz e l, in dessen Händen daS ganze verfahren ruhte, inKamerun gestorben, so daß zunächst vom stellvertretendenGouvemeur ein neuer Richter für du Weiterfllhrung deS Verfahrenshabe berufen werden müssen. Unter diesen Umständen sei der Ab-schluß der ganzen Angelegenheit vor Ende Oktober nicht zuerwarten.Man sieht, Jesko hat eigenartiges Glück. Auch die King Aqua>Affäre erleidet durch den unerwarteten Tod des bisherigen Unter-suchungSrichters eine ihm sicher nicht unangenehme Unterbrechung.Bei dieser Gelegenheit mag erwähnt werden, daß der in Sachender Cousinen-Affaire und sonstiger Puttkamereien nach Südwestsafrika entsandte Untersuchungsrichter ein K o r p» b r n d e r des Amgeklagten ist l—__Freisinnige für Herrn Haffe!Aus dem 10. sächsischen ReichStagSwahlkreise ist die famose Tat-fache zu verzeichnen, daß sich eine Reihe von„freisinnigenVertrauensmännern" gefunden haben, die für dieKandidatur Haffes eintreten. Die sächsische Freisinnspresse, speziell die„Zittauer Morgenzeitung", nimmt allerdings zudieser Direktionslosigkeit in schärfster Weise Stellung. Sie bezeichnetes als eine„Unverschämtheit", daß sich Personen erdreisteten, Mißbrauch mit der Bezeichnung„Vertrauensmänner der FreisinnigenVolkspartei" zu treiben. Sie betont auf das entschiedenste, daß dieBehauptung, Professor Hasse sei auch Kandidat der FreisinnigenVolkspartei, auf einen„Betrug" hinauslaufe. Jedes Blatt, da»diese Behauptung aufrecht erhalte, mache sich des„Betruges midschuldig". Wir wollen abwarten, welchen Verlauf dieser freisinnigeBruderkrieg nehmen wird.—_Gendarmen als Berichterstatter. Wir lesen in der„Sachs.Arbeiterztg.": Auf Grund eines Gendarmericwachtmeister-Berichts über die Protestvcrsammlung, die am 15. Mai IVOS gegendie Schulvorlage in Berlin-Großlichtcrfelde stattgefunden hat, hatdie Staatsanwaltschaft gegen den Genossen Kurt E i S n e r, derin ber Diskussion das Wort ergriffen hatte, Anklage wegenMajestätsbeleidigung erhoben. Der polizeiliche Bericht-erstatter hat aus den mehrstündigen Verhandlungen, von denenEiSnerS Ausführungen etwa eine Stunde in Anspruch nahmen, einpaar unznsammcnhängcnde Brocken notiert. Die EiSner in denMund gelegte Aeußerung über die Dynastie der Hohenzollern er-weist sich auf den ersten Blick als völliger Unsinn, der zwar voneinem harmlosen Polizeiwachlmeister geschrieben, aber nicht voneinem sczialdcmokratischen Redner gesprochen werden kann. SollteeS zur Eröffnung der Hauptverhandlung kommen, so wird sich Ge-lcgenhcit bieten, vor der Ocffentlichkeit mit einem System abzu-rechnen, das absolut verständnislose und nachweislich zur Bericht-erstattung ungeeignete Polizisten zu Kronzeugen politischer Prozesseund zu einer Gefahr für die„Rechtssicherheit" macht.—Ei» vielseitiger Unteroffizier. DaS Kriegsgericht der IS. Divisionzu Schwerin sprach vor einiger Zeit den Unteroffizier Döpper vonder S. Kompagnie des Infanterieregiments Nr. 00 von der Anklagedes Einbruchsdieb st ahlS frei, weil der Angeklagte in sinn-loser Trunkenheit gehandelt habe. Gegen diese« Aufsehen erregendeUrteil legte der Gerichtsherr Berufung ein. Am Abend de« 7. Julihatte D. einen Kegelklub besucht und mit anderen Unteroffizierenscharf gezecht, doch muß er nicht stark angetrunken gewesen sein, denner kletterte mit affenartiger Geschwindigkeit über ein Gitter undholte sich aus dem Garten eine« KaufmaiiilS Stachelbeeren, woraufer durch daö Oberlicht eines Schaufensters stieg nnd sich aus derLadenkasfe 40 M. sowie eine Uhr, Uhrketten. Münzen, Ringe, einThermometer und andere Sachen aneignete. Beim Hinausklettern stieger aus einen Kasten, der umkippte und große» Geräusch verursachte.so daß die Ladeninhaberin erwachte, die noch gerade sehen konnte,wie der Unteroffizier die Flucht ergriff, wobe» er sich äußerst ge-wandt benahm. Nach stattgehabter Meldung wurden die Effektendes diebischen militärischen Erziehers durchsucht und man fand diegestohlenen Sachen äußerst geschickt versteckt in der Matratze eine«unbenutzten Bette» vor, was sicher nicht für sinnlose Trunkenheitspricht. Der Angeklagte behauptet auch bor diescin Gericht, sinnlosbetrunken gewesen zu sein, doch wird ihm dies nicht geglaubt. An«tragsgemäß wird er zu fünf Monaten Gefängnis, Degradation undVersetzung in die zweite Soldatenklasse verurteilt.—Das alte Lied!In Südwestafrika, genannt Wüst-Weft, ist wieder einmal eineHottentottenbande„zersprengt" worden. Als ob nicht die eigen-artige Taktik dieses Gegners darin bestände, sich, sobald ergestellt wird, zersprengen zu lassen, um sich an irgend einemundekannten, sicheren Orte wieder ein Rendezvous zu geben! Durchein solches„Zersprengen" des Feindes wird Oberst v. Deimlingseine„AufräumungSarbeit" sobald nicht beendigen. Die amtlicheMeldung lautet: Wie schon gemeldet, hatten etwa 50 Hottentotten am Ö. August die Pserdewache der 2. Fcldkompagnie 2. Regi«ments bei Alurisfontein angegriffen, waren aber durch dieherbeieilende Kompagnie zurückgeworfen worden. Der Feindflüchtete über Umeis auf Pelladrift, zog von da Oranjeaufwärj» bis zum Hamrcvier und folgte diesem nord-wärtS in Richtung auf die Gr. KaraSberge. Er bekam unterwegsverschiedentlich Zuzug, anscheinend durch BondelszwanSunter Johanne« Christian, so daß er allmählich wiedereine Gefechts st Srke von 150 Gewehren erreichte. UnsereTruppen verfolgte» den Gegner fortgesetzt und zwar zuerst AbteilungSteberg bi« Pelladrift. dannKompagnieGrüner bisDuurdrift, im Ham-revier, und zuletzt Abteilung Bcch— 1., 8., 9. Kompagnie 2. Regi«inentS, 7. Batterie mit sehr niederen Gefechtsstärken. Der schlechteErnährungszustand der Truppen im Süden, entstanden durch geringen Nachschub auf den weniger leistungsfähigen Etappenstraßenund dadurch eingetretenen Mangel an Proviant und Hafer, machteine solche Ablösung der verfolgenden Abteilungen nötig IHauptmanl, B e ch, der sich schon früher durch ocn Ilebcrfallgegen Morenga ausgezeichnet hatte, überraschte den Feind beiNvibiS nordöstlich Kalkfontein und zersprengte ihn noch drei«stllndigem Gefecht. Der Gegner hatte größere Verluste und ließeine Anzahl(wie viel?) Toter auf den, Gefechts»f e l d. Auf unserer Seite siel Lcutnnut von Heyden, früher imJnfanterte-Regiment Nr. 161, und ein Reiter. Ein Mann wurdeschwer, ein anderer leicht verwundet.Abteilung Bech setzt die Verfolgung fort.Oberst von Deimling ist mit seinem Stabe in Warmbad ein«getroffen.HwUnd.Frankreich.Die Komplottiiffäre.Au» Marseille wird vom 21. August gemeldet: Derunter dem Verdacht der Teilnahme an einem anarchistischenKomplott verhaftete italienische Schuhmacher Chrillo Francescohat sich bisher geweigert, dem Untersuchungsrichter Auskunft zugeben. Die Polizei ist jetzt der Ansicht, daß das Attentat nichtgegen den Präsidenten JalltöreS, sondern gegen den König vonItalien vorbereitet wurde.—Italien.Katholische Freiheit.AuS Rom wird vom 2l. August berichtet: Wie verlautethat der Vatikan den Priester Murri in Kenntnis gesetzt, daß gegenihn kanonische Mahregeln verhängt würden, falls er eine Protest-note gegen die päpstliche Encyklika veröffentlichen würde.ES hieß nämlich, daß Murri diese Absicht habe.—Holland.Die Bewegung für das allgemeine Wahlrecht.Amsterdam, 20. August.Am Sonntag fanden zwölf provinzielle Versammlungen für daSallgemeine Wahlrecht statt. Sie wurden dieses Jahr zum erstenMale an ein und demselben Tage abgehalten und bezweckten eineVorbereitung zu der jährlichen nationalen Versammlung, die diesesJahr am 16. September zu Amsterdam die Kämpfer für das Wahlrecht in größerer Anzahl zusammenströmen lassen wird als je zuvor. Dievorbereitenden Versammlungen haben ihren Zweck erreicht, das Resultatist zufriedenstellend trotz des drohenden Regens. Die Demonstrationenwaren ausschließlich proletarische, ausgehend von den provinziellenWahlrechtskomitees, bestehend aus den Abteilungen der S. D. A. P.und denen der Gewerkschaften. Die Redner waren Sozialdcmo-kraten, mit Ausnahme von zwei Frauenrechtlerinnen und einemFreisinnig-Demokratcn. Auf der Rotterdamer Versammlung warent22 Gewerkschaften vertreten, die zu Lachem zählte 1600—1700Besucher, zu Wageningen 1000, Zivolle 1500, Middelburg 500,Leeuwardcn 2000 Besucher. Von den übrigen fehlen noch nähereMitteilungen. Nach Beendigung der Versammlungen wurden überallDemonstrationsumzüge durch die betreffenden Plätze veranstaltetmit Musik und fliegenden Fahnen und Bannern, währendsozialistische Kampfeslieder den Einwohnern der meistens sonst stillenProvinzsiädte vom KampfeSmute der Arbeiterschaft meldeten und siezur Teilnahme aufforderten. Versammlungen und Umzüge verliefenohne irgend welche Zwischenfälle.— Das Interesse, das die Arbeiter-schast am Wahlrechtskampfe zeigt, wächst stetig und wird weitersteigen, bis die Bourgeoisie das allgemeine, direkte und gleicheWahlrecht, ohne jedwede ZensuSschranlen und sonstige ausgeklügelteHindermsse, dem ganzen Proletariate zugestehen muß.—Norwegen.K r i st i a n i a, 18. August.(Gig. Ber.)Die ersten Wahlenhaben stattgefunden. Trotzdem erst wenige Repräsentantengewählt sind, so kann man doch konstatieren: Abmarschnach links! Und trotzdem Moderate, Konservative undFreisinnige sich alliieren gegen die Sozialdemokraten! Nurdie Radikalen der Castbergschen Richtung machen vorläufigeine Ausnahme. Bezeichnend für die gegenwärtige politischeSituation ist speziell die erste Wahl im Kristians Amt, aus-schließlich Bauerndistrikt, wo beinahe alle königstrcuenBauernrepräsentanten durchgefallen sind. In fünf Kreisenwurden nur zwei mit knapper Majorität gewählt. Im all-gemeinen herrscht überhaupt starke Mißstimmung gegen diezahlreiche Bauernvcrtretung im Storthing. Speziell ist esnatürlich der bäuerliche Arbeiter und Häusler, der über dieseVertretung erbittert ist, aber auch die industriellen Arbeitersehen mehr und mehr ein, daß der Bauernniehrheit jedwedesVerständnis in sozialen Fragen fehlt und daß die Bauern-Vertreter Ausbeuter, Politiker schlimmster Art sind.Die Wahlaussichtcn sind trotz der vereinigten Mischmasch-Parteien, die den König Haakon mit seinen Ministern auf einesechswöchcntliche Agitationstour sandten, doch die besten, undman darf auf mindestens zehn bis zwölf Abgeordnete dersozialdemokratischen Partei rechnen. In Dronthcim wurdebeim ersten Wahlgange unser Genosse Buen, ehemalsTyvograph und jetzt Redakteur der„Ny Tid", gewählt, eben-falls wurde Genosse Scheflo, Typograph, als Stellvertretergewählt. Die bürgerlichen Blätter sind natürlich rasenddarüber, daß die alte Krönungsstadt Drontheim durch einenSozialdemokraten vertreten sein soll, und man jammert überdie eigene schlechte Organisation.„Morgcnbladet", Haupt-organ der Konservativen, schreibt über die letzte Wahl:„Auchdiese Wahl lehrte uns wiederum, daß auf alle Fälle außer-halb der Städte die Arbeiterschaft allein im Besitze der nötigenDisziplin ist. Will man nun immer noch nicht eine Lehredaraus ziehen?"Die bisherige Wahl zeigt schwache Beteiligung, und dieRegierungspartei klagt über politische Gleichgültigkeit. Wirnennen es moralischen Katzenjammer der politischen Ereignisse