Nr. 194. 23. Jahrgang.
2. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Mittwoch, 2. Auguf 1906.
meinsam vom Landessekretariat der Gewerkschaften und der Partei gleiche Wahlrecht notwendig ist. Ebenso wurde eine Resolution zur
Die Wahlen der Vertreter der Versicherten zum Reichs- berwaltet. Die Agitation, die direkt vom Landessekretariat Abschaffung oder Einschräntung der Nachtarbeit
versicherungsamt.
Der Vorwärts" brachte in der Nummer vom 7. August einen Aufruf des Zentral- Arbeiterfekretariats zu den in kürzester Zeit stattfindenden Wahlen.
angenommen und die Fraktion aufgefordert, einen Gefeßentwurf zur Abschaffung der Nachtarbeit für die Arbeitergruppen und in den Industriezweigen, wo sie nicht notwendig und unvermeidlich ist, einzubringen.
betrieben wird, richtet sich hauptsächlich auf die Berufe, die schlecht oder noch gar nicht organisiert sind. In der Berichtszeit wurden vor allem die Textilarbeiter in dieser Weise unterstützt, und zwar mit gutem Erfolg. Aus dem Kassenbericht des Sekretariats über die Zeit vom Zum Genossenschaftswesen wurden zwei Resolutionen 1. Juli 1903 bis zum 30. Juni 1905 geht hervor, daß für Agitation angenommen. Die eine enthält eine Sympathieerklärung, lehnt Dieser Wahlaufruf hat's unseren„ chriftlichen Brüdern" an- und Reiſen 15 000 Stronen, für Gehälter und Entschädigungen die aber die Erhöhung der Beiträge zweds Gründung eines Genoffengetan. Im Auftrage des„ Ausschusses des deutschen Arbeiterfongresses" felbe Summe, für Unterstützung gewerkschaftlicher Kämpfe 1 170 000 fchaftsfonds mit Rücksicht auf die bereits zu anderen Zwecken behat der rühmlichst bekannte Herr Franz Behrens in Essen ronen ausgegeben wurden. Der Kongreß erteilte dem Sekretariat schlossene Beitragserhöhung ab. Die zweite Resolution besagt, daß einstimmig Decharge. das Landessekretariat gemeinsam mit dem Parteivorstand und nach a. d. Ruhr einen Wahlaufruf an die Schiedsgerichtsbeisiger verfandt. In demselben wird betont, daß die„ nationalen" ArbeiterDer nächste Punkt der Tagesordnung war die Agitation. Beratung mit dem Vorstand des Kooperativen Verbandes unterorganisationen eingreifen müssen, um geeignete Männer leisten soll zur Bildung neuer Gewerkschaften, wo solche noch nicht Bantinstitut eingerichtet werden kann, in welchem die Organisationen Hierzu wurde beschlossen, daß die Landesorganisation Beistand suchen soll, inwieweit der beschlossene Volkshaus- Baufonds als ein aus den verschiedenen Gauen des deutschen bestehen, und zur Werbung neuer Mitglieder für die bestehenden, ihre Gelder anlegen können. Das Ergebnis dieser Untersuchung wieder darf die Liste der sozialdemokratischen und zwar teils durch Anstellung eines befoldeten Agitators, sobald soll den nächsten Kongressen vorgelegt werden. für diesen Posten eine brauchbare Kraft gefunden ist, teils durch Die prinzipiell wichtige Frage, inwieweit ein Massenstreit sogenannten freien Gewerkschaften von den Schiedsgerichts- finanzielle Unterstützung der Berbände, die der Agitation besonders zu gewerffchaftlichen Zweden brauchbar ist, woubt beisigern gewählt werden. So Herr Franz Behrens. bedürfen, aber selbst nicht die Kosten tragen können. Besondere durch eine Resolution beantwortet, in der gesagt wird, daß bei Dann leistet sich der Wahlaufruf" folgenden, Erguß: In den letzten fünf Jahren war im Reichsversicherungsamt Aufmerksamkeit soll das Sekretariat der Agitation unter den der großen Aussperrung in der Metallindustrie im vorigen Jahre Arbeiterinnen widmen. fein Grund vorlag, Massen anderer Arbeiter zum Sympathiestreit die Arbeitervertretung fast ausschließlich sozialdemokratisch zuaufzufordern. Ein solcher Massenstreit könne nur angewandt sammengesetzt. werden, wenn der Erfolg unmittelbar oder in ganz kurzer Zeit zu erwarten ist. Die Resolution schließt mit folgender Erklärung:
Baterlandes für dieses Amt auszuwählen. Nicht
Wir verwerfen eine solche sozialdemokratische Vertretung der Arbeitnehmer im Reichsversicherungsamt, weil 1. die erdrückende Mehrheit der deutschen Arbeiterschaft nicht sozialdemokratisch, sondern national gesinnt ist; 2. die Erfahrung der letzten fünf Jahre( sozialdemokratischer Vertretung) gelehrt hat, daß die Spruchpraris des Reichsversicherungsamts keineswegs für die Arbeiterschaft günstiger geworden ist; B. eine große Reform der Arbeiterversicherungsgesetze bevorsteht, und die sozialdemokratische Vertretung im Reichstag bisher alle sozialen Geseze abgelehnt hat.
Die Versicherten bedürfen aber im Reichsversicherungsamt, als die höchste Rechts, Aufsichts- und Verwaltungsinstanz der Arbeiterversicherung, energische, praktische und be= sonnene mitarbeitende Vertreter, deren Anschauung nicht durch das
utopistische, sozialdemokratische Dogma bes einflußt ist.
trete...
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Zur Organisationsform lagen verschiedene Anträge bor , die eine Umgestaltung der ganzen Gewerkschaftsorganisation in der Form anstrebten, daß die Arbeiter ohne Unterscheidung nach Weise Ortsabteilungen bilden sollten, wie das in der Partei der Berufen eine große gemeinsame Organisation, und in derselben Fall ist, oder daß die lokalen Parteikartelle, die Arbeiterkommunen", zugleich auch die gewerkschaftlichen Kämpfe am Orte führen sollten. Diese Anträge wurden jedoch abgelehnt. Auf Vorschlag des Landessekretariats wurde hierzu eine Resolution angenommen, die mit den Worten beginnt:
" Der Kongreß ist überzeugt davon, daß die gegenwärtige Organisationsform mit Fachverbänden, die ein Gewerbe oder eine Industrie über das ganze Land umfassen, die beste und vorteilhafteste für die Wahrung und Förderung der Interessen der verschiedenen Gruppen ist. Der sichere Fortschritt der Gewerkschaftsbewegung hier zu Lande, die großen Vorteile, die dadurch den Arbeitern zugeführt wurden, sind ohne Zweifel hauptsächlich diesen Verbandsorganisationen zu verdanken. Gleiche Organisationsformen existieren auch in allen Nachbarländern und, so weit wir wissen, über die ganze Welt."
„ Der Kongreß ist überzeugt, daß Situationen eintreffen fönnen, wo es zweckmäßig ist, zum Massenstreit zu greifen als Gegenmaßregel gegen Angriffe von Arbeitgeberseite, hält es jedoch nicht für angebracht, die Fälle und Umstände zu erörtern, in denen eine solche Maßregel angewandt werden soll, und erklärt deswegen, daß die Entscheidung darüber in jedem besonderen Fall der Hauptleitung im Verein mit den betreffenden Organi sationen und Arbeitern überlassen bleiben muß."
Die letzte Frage, die den Kongreß beschäftigt, war die Festsehung des nächsten Kongresses. Er soll im Jahre 1909 wiederum in Stockholm stattfinden.
Die Wahlen der Funktionäre der Landesorganisation ergaben die einstimmige Wiederwahl des bisherigen Vorsitzenden Hermann Lindquist und Kassierers Ernst Söderberg. Außerdem wurden als Sekretariatsmitglieder gewählt: Charles Lindley , Björklund, Sjöstedt, Thorberg und Jönsson.
Die Riesenlöhne der Buchdrucker!
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Unsere Gegner treten freilich als freie Gewerkschaften" auf Die Textilarbeiter von Norrköping hatten den Vorschlag den Plan. Richtig würde ihre Firma aber sozialdemokratische" gemacht, der Kongreß möge bestimmte Regeln für die AbGewerkschaften lauten, denn ihr Führer hat auf den beiden grenzung der Organisationsgebiete der einzelnen Letzten Kongressen unter dem Beifall der Delegierten fest- Gewerkschaften aufstellen. Diese Angelegenheit wurde dem gestellt, daß In dem wirtschaftlichen Wochenbericht in Nr. 186 des VorSekretariat und der Repräsentantenschaft der Landesorganisation wärts" I wir bitten den Artikel nachzulesen versuchten wir darfreie Gewerkschaften und die Sozialdemo- zur Begutachtung bis zum nächsten Stongreß überwiesen. tratte eins seien." Die Landesorganisation der schwedischen Gewerkschaften hat zutun, daß die Buchdrucker gegenüber anderen Facharbeitern schlecht Im Deutschen Arbeiterkongreß haben sich die führenden bisher ihrem Statut gemäß nur als Verteidigung& organi- entlohnt werden. Das hat uns eine mit persönlichen Anrempelungen nationalen Arbeiter, Angestellten und Gehülfen- fation gegen Angriffe des Unternehmertums ihre Tätigkeit entfchön geschmückte- Widerlegung" eingetragen. Wir produzieren organisationen mit etwa 800 000 Mitgliedern zusammen- faltet. Dem Kongreß lagen nun verschiedene Anträge vor, ihr daraus das folgende: geschlossen, um die wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Wirkungsgebiet auch auf Angriffsstreits auszudehnen, wie Rechte und Interessen der deutschen Arbeitnehmerschaft, frei von das unter gewissen Bedingungen in Norwegen und Dänemark der sozialdemokratischer Bevormundung, vom christ- Fall ist. Diese Anträge fanden jedoch nicht die Zustimmung des lich- nationalen Standpunkte aus mit aller Entschlossenheit zu ber- Kongresses. Auf Antrag des Sekretariats wurde eine Resolution angenommen, in der festgesetzt wird, daß die Landesorganisation Der leitende den ihr angeschlossenen Verbänden die Unterstützung in den Fällen Ausschuß des Deutschen Arbeiter Rongresses gewähren soll, wo die Arbeitgeber durch Aussperrung die Organi unterbreitet Ihnen als wahlberechtigten Schiedsgerichts- Beisiger fationsarbeit, oder Versuche zur Verbesserung der Lohnverhältnisse anliegend die Liste der Kandidaten", die von den zu verhindern suchen; ferner in allen Fällen, wo das Vereinigungschristlich nationalen Gewerkschaften, Berufsrecht bedroht ist, sowie bei Lohnherabseßungen. Das Landesbereine und Arbeiterbereinen beider Konfetretariat hat jedoch unter gewissen Bedingungen auch die Befeffionen zusammengestellt worden ist, bestehend aus Männern, fugnis, ausnahmsweise für Angriffsstreits Unterdie sich im öffentlichen Leben bereits als tüchtig stüßung zu bewilligen, wenn der betreffende Verband an einem erwiesen haben; die jederzeit nach bestem Wissen Ort eine Abteilung von so großem Umfang befißt, daß er durch und Gewissen unter Wahrung der Interessen, eigene Mittel, entsprechend einem Wochenbeitrag von 2 Kronen Rechte und Freiheiten der Arbeiterschaft ihr der übrigen Verbandsmitglieder, nicht imstande ist, den Streifenden Amt erfüllen werden." 12 Kronen wöchentliche Unterstützung zu zahlen. Hieran werden Es ist doch eine Unverfrorenheit sondergleichen, wenn Herr dann noch andere Bedingungen geknüpft, wie die, daß das LandesBehrens die Verschiebung der Rechtsprechung des sekretariat die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit des Streits an Reichsversicherungsamts den Beisigern der Arbeiter erkannt hat. Daß die Landesorganisation sich grundsäßlich nicht zuschiebt. Herr B. verrät dadurch nur allzu deutlich, daß er von wie die Zentralen der beiden Nachbarländer auf Angriffsstreits der ganzen Sache nichts versteht. Es hieße dieser Gruppe, einläßt, wird damit begründet, daß in Schweden bei der Größe die an Anmaßung nichts zu wünschen übrig läßt, wirklich zu viel der Organisation und der räumlichen Ausdehnung des Landes die Ehre antun, wollte man auf den Inhalt des Aufrufes tiefer ein- Aussichten eines Lohntampfes, besonders in den entfernteren gehen. Hinweisen wollen wir noch auf die im öffentlichen" Leben Landesteilen, viel schwieriger zu beurteilen sind und daß außer ,, erprobten" Männer. Greifen wir da die fünf Namen der für dem, da ja doch die Streiks vom Landessekretariat vorher gutBerlin in Frage kommenden Personen heraus, so tennt diese geheißen werden müßten, die Bewegungsfreiheit der einzelnen " Leuchten" niemand. Wir wüßten auch nicht, wo diese Männer für die Verbände eingeschränkt werden würde. Interessen der Arbeiter eingetreten wären und gewirkt hätten. Um dem Bedürfnis nach Versammlungslokalen in den ber Wir fordern die Schiedsgerichtsbeisiger allerorts auf, ihr Wahl- schiedenen Orten des Landes abzuhelfen, beschloß der Kongreß, recht auszuüben und nur die Liste, die ihnen von der General- einen Voltshaus- Baufonds zu stiften, an dem sich auch Kommission bezw. dem Zentralarbeitssekretariat mit den nötigen An- die sozialdemokratische Partei beteiligen wird. Die näheren Be= weisungen versehen zugeht, zu wählen. Die Beleidigung, die Herr Stimmungen über die Anwendung dieses Fonds sollen gemeinsam Franz Behrens den Schiedsgerichtsbeisigern in seinem Wahlaufruf" vom Landessekretariat und Parteivorstand ausgearbeitet werden. zugefügt hat, wird am besten dadurch abgewiesen, daß die Kandidatenliste der freien Gewerkschaft einstimmig gewählt wird. Es muß den Herren gezeigt werden, daß niemand sich durch ihre Phrasen von den Nationalgesinnten" födern läßt.
Also wählt die Kandidaten der freien Gewerkschaften!
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Die regelmäßigen Beiträge zur Landesorganisation wurden vom Kongreß auf 10 Oere pro Monat und vollbezahlendes Mitglied erhöht; 4 Dere fließen in den Reservefonds, 4 Dere in den Verwaltungsfonds und 2 Dere in den beschlossenen Volkshaus- Baufonds. Für halbbezahlende Mitglieder gilt die Hälfte der Säße. Aus der Beitragserhöhung sollen auch die Kosten der Repräsentantschaftskonferenzen und der Kongresse bezahlt werden.
Eine lange und teilweise heftige Debatte wurde über einen
Der schwedische Gewerkschaftskongreß. Antrag des Eisen- und Metallarbeiterverbandes geführt, ſowie über
Vom 6. bis 12. August tagte im Voltshause zu Stockholm der einen ähnlichen Antrag des Holzarbeiterverbandes, die eine bierte Kongreß der Landesorganisation der schwedischen organisatorische Trennung der Gewerkschafts. Gewerkschaften. Es war das größte Arbeiterparlament, das organisation bon der Partei zum Ziele hatten. Der bisher in Skandinavien zusammengetreten war. 475 Delegierte Passus des Statuts, um dessen Beseitigung es sich hier handelte, waren anwesend; außerdem die Vertreter der Gewerkschafts - besagt, daß die Landesorganisation auch die Aufgabe hat, dafür zu zentralen von Norwegen , Dänemark und Finnland .
wirken, daß jede Ortsabteilung der Verbände sich der ArbeiterDer Bericht über die seit dem vorigen Kongreß berfloffenen tommune ihres Ortes und damit der sozialdemokratischen Arbeiterdrei Jahre, den H. Lindquist, der Vorsitzende der Landes- partei anschließt. In dieser Form ist der Passus auf dem Gewerk organisation, gab, zeugte von der außerordentlich starken Ent- fchaftskongreß in Malmö 1900 beschlossen worden. Bei der Gründung widelung der schwedischen Gewerkschaftsbewegung. Die Mitglieder- der Landesorganisation im Jahre 1898 war es den Gewerkschaften zahl der Landesorganisation ist von 39 570, die auf dem Kongreß unbedingt zur Pflicht gemacht worden, sich der Partei anvon 1903 durch Delegierte vertreten waren, auf 108 000 angewachsen. zuschließen. Anträge, den bestehenden Passus aus dem Statut zu Streits und Aussperrungen fanden im Jahre 1903 142 statt, 1904 streichen, lagen auch dem Gewerkschaftstongreß von 1903 vor und 215 und 1905 175, wobei jedoch die große, fünf Monate lange Aus- wurden damals mit 106 gegen 27 Stimmen abgelehnt. Nun beSperrung in der Metallindustrie als ein Kampf gerechnet ist. Das schloß der Kongreß auf Vorschlag des Landessekretariats mit 258 lette Jahr war das der größten und opferreichsten Kämpfe, bei gegen 161 Stimmen, den Pasius des Statuts beizudenen sich die Macht der Organisation aufs beste bewährte. Die behalten. Was übrigens die Gegnerschaft gegen die enge Ber Zahl der durch die Ausstände verlorenen Arbeitstage betrug im bindung mit der Partei betrifft, so beruht sie nicht etwa auf Jahre 1903 500 000, 1904 450 000, 1905 aber 2 500 000. Die Summe grundsäßlicher Abneigung gegen die Sozialdemokratie, sondern der durch die Landesorganisation aufgebrachten Streifunterstüßung lediglich auf praktischen Erwägungen. betrug 1903 112 830 Kronen, 1904 183 815 Kronen und 1905 Nach Erledigung dieser Angelegenheit wurde noch über ver814 286 Kronen. Um diese Summen aufzubringen, wurden durch schiedene andere, weniger einschneidende Anträge zum Statut die Landesorganisation Extrabeiträge erhoben: im Jahre 1903 in beraten. der Höhe von 5,80 Kronen, 1904 7 Kronen und 1905 14,50 Kronen für vollbezahlende Mitglieder und halb so hohe Ertrabeiträge für halbbezahlende Mitglieder. Einen Beweis für die lebhafte Tätigfeit im verflossenen Jahre bietet auch der Umstand, daß die Einnahmen, die die angeschlossenen Gewerkschaften selbst zu verzeichnen hatten, die Summe von 4 460 746 Stronen erreichten, ihre Ausgaben die von 3882 969 Kronen.
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,, Düwell macht sich die Beweisführung für seine Behaup tungen leicht, so leicht, wie immer zu Werke gegangen wird, wenn die Dinge auf den Kopf gestellt und aus Weiß Schwarz gemacht werden soll. Von 66 Berufsgenossenschaften, die im Jahre 1903 in Deutschland bestanden, greift er also 16 heraus und sagt nun: Jahresdurchschnittslohn der Buchdrucker 1015 M., um dann bei den rheinisch- westfälischen Hütten- und Walzwerken mit 1300 M. durchschnittlichem Lohn zu enden. Item: die Buchdrucker verdienen am wenigsten, wahre Hungerlöhne M. werden ihnen gezahlt. Die Biffer 1015 m. durchschnittlicher Düwell Lohn in 1903 soll nicht bestritten werden, sie stimmt. nahm zum Vergleiche 15 Berufsgenossenschaften, in denen die Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeiter eine ganz minimale Rolle spielen, mithin das durchschnittliche Jahreseinkommen ein wesentlich höheres sein muß, als wenn die niedrig bezahlte Frauen- und Mädchenarbeit usw. ihren nivellierenden und niederdrückenden Einfluß auf das Lohnniveau der männlichen Arbeiter ausübt. Bei solcher Art Beweisführung kommen naturgemäß die Buchdrucker recht schlecht fveg, denn in unserer Berufsgenossenschaft befinden sich neben den 56 000 Buchs druckern noch rund 76 000 andere... beschäftigte Personen Bescheid nach dem Stande von 1905. Wer einigermaßen weiß, wird uns beipflichten, daß der überwiegendste Teil von diesen 76 000 Personen Frauen, Mädchen und jugendliche Arbeiter umfaßt. Man denke an die große Zahl von Mädchen in den Druckereien und den zu unserer Berufsgenossenschaft zählenden Buchbindereien und Steindruckereien, an die mit wenigen Mart pro Woche entlohnten Zeitungsausträgerinnen usw., und jedem ist klar, daß diese Unzahl von weiblichen Arbeitern ganz gewaltig die Lohnhöhe der eigentlichen Buchdrucker berringert, wenn man den Durchschnittslohn aller feststellen soll, wie es die Berufsgenossenschaften tun und auch gesetzlicher Vorschrift gemäß machen müssen. Warum hat Düwell nicht Berufsgenossenschaften zur Gegenüberstellung herangezogen, in denen die Frauenarbeit ebenfalls stark vertreten ist?.. Wie wir ausgeführt haben, betrug der Durchschnittslohn bei allen 66 deutschen Berufsgenossenschaften im Jahre 1904 833 M., bei der der Buchdrucker war er aber pro 1904 um 207,22 m. höher. Und für 1905 ergab sich in der uns nahestehenden Papierver. arbeitungs- Berufsgenossenschaft( Steindruckereien, Buchbinde. reien) mit ebenfalls bielen weiblichen Arbeitern ein Durch schnittslohn von 879 M. gegen 1040,22 M. in der BuchdruckerBerufsgenossenschaft. So bekommt die Sache schon ein anderes Gesicht. Auch die Behauptung Düwells, der für die Buchdruckergehülfen an sich einen durchschnittlichen Jahresverdienst von 1250 M. Herausrechnet, bestreiten wir auf ihre Richtigkeit, wenn wir auch troß Anfrage bei der Berufsgenossenschaft teine bestimmten Angaben über das Mehr machen können, weil nach uns gewordener Antwort keine nach den einzelnen Berufen oder nach Geschlechtern geführten Lohnfeststellungen vorhanden sind. Wenn weiter Düwell die Behauptung aufstellt, die Minimalfäße des Tarifes wären in der Praxis ja doch die Maximalſäße des Lohneinkommens eines Buchdruckers, so können wir auch diese Ansicht widerlegen, und zwar angenehmerweise an der Hand einer allgemeinen Statistik des Tarifamtes für 1903, auf NB. laut welches Jahr Düwell ja fußt. Danach wurden von 36 750 Ge Angaben von Bringipalen und Gehülfen! hülfen im gewissen Gelde, also Wochenlohn, nur 12 187 zu dem jeweiligen Altersminimum beschäftigt, 22 187 jedoch wurden über Minimum bezahlt, und zwar bis zu 1 M. 3855, bis zu 2 M. 4275, bis zu 3 M. 3875 und mit mehr als 3 M. 10 182 Beruf genossen."
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Unsere Leser werden glauben, die vorstehenden Säße seien der Arbeitgeberztg." oder einem Organ der Berufsgenossenschaften entnommen. Weit sehr weit gefehlt! Sie stehen wörtlich im Dann beschloß der Kongreß, daß die Agitation unter den Land- Fachorgan des Buchdruckerverbandes, im Korrespondent für Deutsch in der Nummer bom arbeitern vom Landessekretariat entsprechend den vorhandenen lands Buchdrucker und Schriftgießer", Eine Zentralorganisation der 16. August 1906. Daß der Korrespondent" uns volkswirtschaftliche UnMitteln unterstützt werden soll. schwedischen Landarbeiter besteht bis jetzt noch nicht. Den provin- tenntnis vorwirft, löst bei uns angesichts der vorstehenden Leistung zialen Landarbeiterorganisationen gab ber Kongreß das Recht, bei frühere Leistungen fönnen ganz unberücksichtigt bleiben höchste halber Beitragsleistung der Landesorganisation, die sonst nur Befriedigung aus. Auf die Gefahr hin, dauernd die Anerkennung des„ Korrespondent" zu verscherzen, bleiben wir bei der Zentralverbände aufnimmt, anzugehören. Abgesehen von der rein gewerkschaftlichen Tätigkeit hat das Zur Unterstützung einer in Stockholm geplanten Heimarbeits- Ansicht, daß es nicht Aufgabe sozialdemokratischer Volkswirte und Sozialpolitiker ist, nachzuweisen, daß die Lage der Arbeiter Landessekretariat gemeinsam mit der sozialdemokratischen Reichs- ausstellung bewilligte der Kongreß 500 Kronen. tagsfraktion und den Vertretern der einzelnen Verbände alles auf- Ferner nahm der Kongreß einstimmig eine Resolution für die glänzend sei, wir werden vielmehr nach wie vor solche Versuche geboten, um die Einführung neuer Zwangsgesehe gegen die Ge- gefegliche Einführung des Achtstundentages an gern den Unternehmerorganen und dem„ Korrespondent" überlassen. wertschaftsbewegung zu verhüten. Um die Prozeßkosten für und forderte die sozialdemokratische Fraktion auf, in der nächsten Auch sei diesem die Anerkennung nicht versagt, daß ein Unternehmer Opfer der bestehenden Klassenjustiz zu bestreiten, ist ein Fonds von Reichstagssession einen solchen Gesezentwurf einzubringen. In organ die Lage der Buchdrucker nicht rosiger zeichnen kann, als er jährlich 4000 kronen reserviert worden. Das Archiv der der Resolution wird auch darauf hingewiesen, daß zur Durchführung es bollbrachte. Aber falscher Schein bleibt es trotzdem! Zunächst schwedischen Arbeiterbewegung wird seit dem 1. Juli 1906 geleines solchen Gesetzes vor allem der Kampf um das allgemeine hatten wir versucht, an der Hand des Tarifes ein Bild über die Eine