Nr. 25%.
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Vorwärts
9. Jal jeg.
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Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Die Roffen der Sozialpolitik.
Mittwoch, den 2. November 1892.
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
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Stahlwerke ist ungehalten über die ihr ebenfalls stimmtheit annehmen, daß ein Arbeiterschutz Gesez auferlegte höhere Steuerleistung, und sie klagt deshalb, daß von mindestens der Tragweite wie das schweizerische durch die stetige Zunahme dieser Abgaben der deutschen Fabrikgeses auch in Deutschland geschaffen werden kann, Industrie Lasten auferlegt werden, die ihr die Konkurrenz ohne dadurch die Stellung der deutschen Industrie auf dem Bekanntlich ist das bischen Sozialreform, das in Deutsch mit dem Ausland sehr erschweren und den Export lahm Weltmarkt, d. h. ihre Konkurrenzfähigkeit zu gefährden. land geschaffen worden, von den Unternehmern, den großen legen. Die Verwaltung fürchtet, daß wenn in dieser Be- Die schweizerische Industrie, von der englischen nicht und den kleinen, in hartnäckigfter Weise bekämpft und als ziehung nicht bald eine Aenderung eintritt, die rheinisch- zu reden, ist unter dem Fabrikgeseh groß ge= eine Folge der sozialpolitischen Gesetze die Vernichtung der westfälische Eisen- und Stahlindustrie hierdurch gezwungen worden unter dem Fabrikgeseh, das im großen Ganzen Konkurrenzfähigkeit und damit der Ruin der deutschen In- sein wird, erhebliche Betriebseinschränkungen und Arbeiter vollständig durchgeführt wird und nicht wie der Anwalt der dustrie prophezeit worden. Diese Klagen ertönten aus den entlassungen vorzunehmen. Nun, diese Klagen, so rührend rheinisch- westfälischen Kapitalisten, Dr. Beumer, jüngsthin Kreisen der Kapitalisten gegenüber der Krankenversicherung , und beweglich sie sind, sind so alt und gleichzeitig so typisch, in Düsseldorf wieder behauptete, quasi auf dem Papier fie wurden wiederholt gegenüber der Unfallversicherung, daß sie den Effekt vollständig verfehlen. steht. Zu dieser Annahme gelangt man vielmehr bezüglich
Bismardi's Geständniß.
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später gegen die Alters- und Invaliditätsversicherung, und Der Eschweiler Bergwerksverein jammert der Ausführung der so ungemein schwächlichen Arbeiterbesonders lebhaft wurden diese Klagen gegenüber dem so- ebenfalls über Absatz- und Geschäftsstockung, hat aber schutzbestimmungen in Deutschland , wenn man die mehr genannten Arbeiterschutz- Gesez, das in Wahrheit den Unter- im Geschäftsjahr 1891-92 feine Arbeiterzahl von als vorsichtig geschriebenen Jahresberichte der deutschen nehmern von großem Vortheile ist. Die Prophezeiungen 2441 auf 2526 Mann vermehrt. Zu den Kosten der Fabrikinspektoren liest. haben sich nicht erfüllt und die Erfahrung hat jene Klagen Sozialpolitik rechnet der Bergwerksverein merkwürdiger als demagogische Manöver erscheinen lassen. Der Entbeh- weise auch die Steuern, und so sagt er, daß für diese rungslohn der Kapitalisten hat nämlich unter den sozial- Zwecke die Summe von 235 509 M. aufgewandt werden politischen Gesetzesmaßnahmen nicht gelitten, was auf ihre mußte; er geht aber noch weiter und rechnet auch die inunverändert erhaltene Konkurrenzfähigkeit schließen läßt, die direkt durch die Löhne getragenen Beiträge der Knappübrigens noch dadurch besonders bewiesen wird, daß die schaftsmitglieder von 85 292 Mi. dazu und bringt sodann meisten größeren Industrie- Etablissements in den letzten glücklich die imposante Summe von 320 791 M. für die Fahren beständig die Zahl der von ihnen beschäftigten Ar- Sozialreform" heraus. Schade, daß nicht auch die Arbeitsbeiter erhöht haben. So haben z. B. die Rheinisch en löhne selbst als Kosten der Sozialpolitik angeführt werden. Stahlwerke zu Meiderich bei Ruhrort die Die Gehälter und Löhne betrugen 2 664 878 m., der Bahl ihrer Arbeiter von 1955 imGeschäftsjahre1890/ 91 vermehrt Rohge winn 1621 579 M., wovon in Gestalt einer auf 2100 in 1891/92. Die Produktion betrug 119 154 060 6 prozentigen Dividende 814 894 M. zur BerKilogramm gegen 111 519 428 Rilogramm. Der Durch theilung an die Aktionäre gelangten. Was die mit unter die Kosten schnittslohn der Angestellten und Arbeiter betrug 3,60 mt. der Sozialpolitik geschmuggelten Staats- und Gemeindepro Schicht, der Jahresverdienst pro Ropf 1217,85 Mt. fteuern betrifft, so haben wir zur Berechnung derselben als Die Kosten der Sozialpolitik, d. h. der Versiche ungefähren Anhaltspunkt die Steuern der erstangeführten rungsgesetzgebung betrugen: Krankenversicherung rheinischen Stahlwerke, die 1891/92 61 720 m. Kommunal23 237 M., Unfallversicherung 29 990 m., Insteuer und 10 884 M. Staatssteuer zahlten. Der Bergwerks validen und Altersversicherung 14 845 Mt., Verein zahlte vielleicht 90 000-100 000 m. Steuern, so daß zufammen 68 072 Mt. Dazu leistete die Gesellschaft noch die sozialpolitischen Ausgaben dann noch etwa 135 509 bis freiwillige Beiträge für die Betriebs- Invaliden-, 145 509 m. betragen würden. Die Sozialpolitik foſtete Wittwen- und Waisenkaffe 19 332 Mr., ferner an Unter demnach der Gesellschaft pro Arbeiter und pro Jahr 54 M.; ftigungen und Beiträgen zu Lebens- Versicherungsprämien da zu dem angegebenen Rohgewinn noch eine Summe für 5186 M., somit insgesammt 92 590 mit. Das ist au- Neubauten in Höhe von 432 871 m. kommt und somit der scheinend eine ganz respektable Summe, allein die ganze Rohgewinn 2 054 450 M. Tommt, so hat an denselben Gesellschaft hat einen Rohgewinn von 1009 622 M. jeder Arbeiter 813 M. beitragen müssen. 54 M. für sich, 813 m. erzielt, wovon sie nach reichlichen Abschreibungen, Dotation für die Aktionäre, dies ist das Fazit der die deutsche Indes Reservefonds noch einen verbleibenden Reindustrie und ihre Konkurrenzfähigkeit ruinirenden Sozialgewinn von 656 151 M. an die Aktionäre in Gestalt politik!
Der auf die Fälschung der Emser Depesche bezügliche Passus der Bismard'schen Bekenntnisse durch Vermittelung des neuesten auserwählten Fartcatchers Harden dem Publikum mitgetheilt lautet nebst Zubehör also: - Zur Klärung der Situation, wie die Zeitungen fagen, werden ja die Militär und Steuergeschichten immerhin etwas beitragen. Ich werde nur dann im Parlament erscheinen, wenn es unumgänglich nothwendig ist. Berlin ist Garnisonstadt und ich müßte als Ginziger in des Königs Rock nach Pflicht und Gewissen Sr. Majestät Regierung Opposition machen. Das ist eine fatale Rolle für mich und ich habe eine Scheu davor, wie früher, als ich noch in offenem Wasser badete, wenn ich auf dem Sprungbrett stand. Auch würde die Presse ja doch alles entstellen, was ich sage. Es ist ja so leicht, ohne Fälschung, nur durch Weglassungen und Striche den Sinn einer Rede vollkommen zu ändern. Ich habe mich selbst einmal in diesem Fache versucht, als Redakteur der Emfer Depesche, mit der die Sozialdemokraten seit zwanzig Jahren frebsen gehen. Der König schickte sie mir mit der Weisung, sie ganz oder nur theilweise zu veröffentlichen, und als ich sie nun durch Striche und Zusammenziehungen redigirt hatte, rief MoItte, der bei mir war, aus: Vorhin war's eine Chamade, jegt ist's eine Fanfare.
einer 10 prozentigen Dividende vertheilt. Die„ sozial- Man ersieht aus diesen, von uns nicht gesuchten, sonpolitischen Kosten" pro Arbeiter und Jahr betragen 44 M.; dern aus der Fülle des bezüglichen Materials heraus- Ein unumwundeneres Schuldeingeständniß kann es nicht ein Aktionär erhält aber auf eine bloße 500 M.- Attie schon gegriffenen Daten, daß die bisherige deutsche Sozialpolitik geben. Und wie gut der alte Praktikus es weiß, wie's ein Geschenk von 50 M. Ja, ein Geschenk, denn der den Erwerb des Kapitals" nicht beeinträchtigt hat, daß gemacht wird". Es war nicht sein erster Streich in dieser Aktionär hat seine Dividenden nicht verdient, sondern der dasselbe nach wie vor horrende Entbehrungslöhne" aus inte"-1866 hatte er schon Erfleckliches geleistet, um Arbeiter, der auch seine 44 M. Bersicherungskosten selbst den Knochen der Arbeiter zu schneiden versteht, denen gegen das Pferd zum Sprung über den Graben"( in den verdienen mußte; 44 M. für sich, 312 M. für die über die so widerwillig gebrachten„ Opfer für die Sozial-" Bruderkrieg") zu bringen- und es ist auch nicht sein Aktionäre, so gestaltet sich die Situation in der sozial- reform" lächerlich gering und völlig verschwindend find. letter gewesen. politischen Aera". Die Kapitalisten sind aber den- Weil dem aber so ist und die feststehenden That- Die Genialität der Fälschung wird allerdings noch noch unzufrieden; unzufrieden; die Verwaltung der Rheinischen sachen uns dies lehren, so fann man mit Be- mit einer gewissen, an dem Mann etwas befremdenden
Feuillefont.
Macbrua verboten.)
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arbeite ich im Bureau der Nordbahn für fünfzehnhundert Franks jährlich, das ist der ganze Segen."
Verdammt! Dabei wirst Du nicht fett werden", murmelte Forestier.
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jo können sie fich später nicht mehr daran gewöhnen, Dich für Ihresgleichen zu halten." Er schwieg, dachte einen Augenblick nach und fragte dann: „ Das glaub' ich Dir gern. Aber was soll ich anUebrigens, hast Du Dein Eramen gemacht?" fangen? Ich bin allein, habe keine Bekanntschaften hier, " Nein, ich bin zweimal durchgefallen." tann mich von niemandem empfehlen lassen. An gutem Das thut nichts, wenn Du nur überhaupt ar Willen fehlt es wahrhaftig nicht, aber an den Mitteln..." gekommen bist. Falls also vou Cicero oder Tiberius geSein Kamerad musterte ihn vom Scheitel bis zur Sohle, sprochen wird, so weißt Du ungefähr, um wen es sich wie ein praktischer Mann, der einen Gegenstand abzuschägen handelt?" Früher war er ein mageres, schmächtiges Kerlchen ge: weiß, dann sagte er im Tone fefter Ueberzeugung: Ja„ Ungefähr, ja." wesen, ein gewandter, leichtfimiger, flotter Junge, der bei siehst Dit, mein Junge, hier hängt alles vom äußeren Auf " Das genügt. Mehr weiß niemand, von zwei Duzend allem dabei sein mußte und kein Blatt vor den Mund treten ab. Ein Mann, der ein bischen ſchlan ist, wird Dummtöpfen höchstens abgesehen, die sich nicht anders zu nahur. Die drei Jahre Paris hatten ihn völlig umge- hier leichter Minister, als Bureauvorsteher. Man muß eben helfen wiffen. Schwer ist es wirklich nicht als beschlagen wandelt. Er war beleibt und ernsthaft geworden, und ob- selbstbewußt auftreten und sich nicht in den Schatten stellen. 34 gelten. Die Hauptsache ist nur, sich bei keiner Unwiſſenwohl er erst fiebenundzwanzig Jahre alt war, kamen an den Hast Du denn, der Teufel auch, feine bessere Stellung finden heit ertappen zu lassen. Man dreht und wendet sich eben, Schläfen schon weiße Haare zum Vorschein. können, als bei der Nordbahn?" man geht um die Schwierigkeit herumt, man springt über Wohin willst Du," fragte Forestier. ein Hinderniß hinweg und läßt mit Hilfe eines KonverIch habe überall herumgesucht, aber nichts gefunden. fations- Lexikons die anderen hineinfallen. Alle Menschen " Ich habe kein bestimmtes Ziel. Ich wollte, bevor Augenblicklich habe ich ja etwas in Aussicht. Mir ist eine find dumm wie die Schafe und unwissend wie die Karpfen." ich nach Haus ging, noch einen kleinen Spaziergang machen." Stallmeisterstelle in der Pellerin'schen Reitschule[ angeboten „ Dann kannst Du mich ja zur Vie Française" be worden. Dort würde ich doch immerhin dreitausend Franks Er sprach mit der ruhigen Heiterkeit eines Mannes, gleiten. Ich muß noch ein paar Fahnen korrigiren. Nach- haben." der das Leben kennt und blickte lächelud auf die Menge, her trinken wir ein Glas Bier zusammen." Forestier blieb auf der Stelle stehen:„ Thu' das nicht! die an ihnen vorbeiwogte. Aber plöglich fing er " Ich bin dabei." Sei nicht dumm, Du kannst zehntausend Franks verdienen zu husten, blieb stehen, bis der Anfall vorüber war Mit einem Schlage schneidest Du Dir deine ganze Zukunft ab. und sagte dann:" Ist es nicht zum Umkommen, In Deinem Bureau bleibst Du wenigstens im Berborgenen, daß ich diesen Katarrh" nicht los werden kann! Dabei sind Reiner fennt Dich, Du kannst abgehen, wenn Dit bessere wir mitten im Sommer. Na, in diesem Winter gehe ich Du " Was treibst Du denn in Paris ?" fragte Forestier. Aussichten hast und Karriere machen. Bist Du aber erst nach Mentone und werde gesund. Es ist zwar fatal, aber Duroy zuckte die Achseln. Ich verhungere eben. einmal Stallmeister geworden, dann ist es damit vorbei. die Gesundheit geht doch wahrhaftig über alles." Ganz einfach! Als ich meine Zeit, herunter hatte, wollte ich Es ist gerade so, als wenn Du Oberkellner in einem Hause Sie waren auf dem Boulevard Poissonnière auhierherkommen, um... na, um mein Glück zu machen, würdest, wo Ganz- Paris verkehrt. Hast Du den vornehmen gekommen und standen vor einer mächtigen Glasthür, auf oder doch wenigstens in Baris zu leben; seit sechs Monaten Herren oder ihren Söhnen erst einmal Reitstunde gegeben, die von innen eine große Zeitung in ihrer ganzen Breite
Und so gingen fie Arm in Arm mit jener Vertraulich. teit, wie sie ficly so leicht bei alten Schulgenossen und Regimentstameraden wieder einstellt.
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