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Mr. 204.

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Berliner Volksblatt.

23. Jahrg.

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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Ferniprecher: Amt IV. Mr. 1983.

Proletariat und Bourgeoisie in Finnland  .

Aus Helsingfors   wird uns geschrieben:

Genosse Kari, in den Senat berufen.

Sonntag, den 2. September 1906.

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Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.

arretiert, desgleichen viele Arbeiter, die als Glieder der Roten sehr viel zu schaffen machen. Auf eins aber rechnet das Garde" bekannt waren. Dieselbe Bourgeoisie, die die Kosaken und russische Proletariat mit Bestimmtheit: Wächst die Revolution die russischen Gendarmen mit Hülfe der Arbeiter im Oktober 1905 der Regierung endlich über den Kopf und sucht der Zarismus verjagen konnte, trat nun mit Hülfe dieser Kosaken und Gendarmen dann im Westen Europas   Hülfe, so sorge die westeuropäische gegen die Arbeiter auf. Sozialdemokratie und die deutsche   in erster Linie dafür, Die Helsingforser Polizei gefiel den Machthabern im Lande von daß Rußlands   Volk seine alte Rechnung mit dem Zartsmus Anfang an nicht. Die Polizei war ihnen zu demokratisch. Die allein und ungestört zu regeln vermag! Machthaber gaben den Polizisten Lehrer, die ihnen beibringen sollten, wie der innere Feind" zu fassen sei. Aber die Polizisten Schleichende Rache.

Das will etwas

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Als im Oktober 1905 das Proletariat in Finnland   sich mit den bürgerlichen Parteien vereinigte, um für die Freiheit des Landes zu Kämpfen, sprach man von einer vernünftigen Einigung. Das flaffen bontottierten den Einpaufer und befreiten sich von den Herren durch Hatte sich die russische   Regierung unmittelbar nach der Duma­bewußte Proletariat wußte aber schon damals, wie wenig diese einen furzen Streit. Nun glaubte die Bourgeoisie jedoch die Auflösung den ihr verhaßten Abgeordeten gegenüber aus Furcht vor Einigung" wert war. Mit Hülfe der Arbeiter wurde das russische schlagendsten Beweise in den Händen zu haben, daß die Polizei dem Zorne des Volkes noch zurückhaltung auferlegt, fo glaubt fie Unterdrückungsregiment niedergeworfen, die Altfenomanen als jetzt, nichts tauge. Die Mannschaft gehöre bis zu 60 Poz. der Roten iegt, ihrer Rachgier um so mehr die Zügel schießen lassen zu dürfen. Regierungspartei überwunden, während die vereinigten Garde" an, während der Polizeimeister und andere höhere Beamte Stein Tag vergeht, ohne daß man von Verhaftung, Beſpielung oder Konstitutionalisten, die Schweden   und Jungfenomanen an die ihrer Aufgabe nicht gewachsen seien. Der Polizeimeister Malm und sonstiger Schikanierungen der ehemaligen Duma- Mitglieder zu hören Regierung kamen. Der Liberalismus hatte gefiegt. Um der Sache seine Gehülfen wurden gekündigt, neue wurden aus der Reihe solcher bekommt. Was die Wähler über diese Art der Betätigung zaristischer mehr Farbe zu geben, wurde auch ein revisionistischer Sozialdemokrat, Offiziere gewählt, die in Rußland   die dortige Praxis im Nieder- Rachegefühle denken, darum bekümmert sich die Regierung augenblicklich Gleichzeitig mit der Arbeiterschaft hatte sich auch die Bourgeoisie neue Polizeimeister kommt aus dem Kaukasus  . werfen von Aufständen kennen zu lernen Gelegenheit hatten. Der in ihrem Sieges"-Rausche nicht im geringsten. Indessen dürfte sie über furz oder lang doch wohl erfahren, daß zumal die Bauern sich mit gerüstet. Sie konnte Tausende gut bewaffneter Männer und Jüng- sagen. ihren Abgeordneten so solidarisch fühlen, daß sie deren Freiheit und linge stellen. Als nun die Arbeiterorganisationen die sogenannte Ueber die finnländische Kultur werden allerlei Legenden ver- deren Person nicht ungestraft antasten lassen. Ein Vorfall aus dem Rote Garde", die während des großen Streiks" die Haupt- breitet. Es sollen danach ganz patriarchalische Verhältnisse herrschen, Gouvernement Penja zeigt, wessen sich die Regierung zu versehen stüße der Revolution gebildet hatte, in eine bleibende Institution an denen der Kapitalismus   nichts Wesentliches geändert habe. Die hat, wenn sie weiter gegen die früheren Dumamitglieder wütet. Die umzuwandeln trachteten, um gegen eine möglicherweise zu erwartende vielen Polizisten, die man in Helsingfors   erblickt, deuten jedoch auf" Rusi. Korresp." schreibt: Reaktion gewappnet zu sein, stiegen der Bourgeoisie Bedenken auf einen ganz anderen Stand der Dinge. Die Stadt wimmelt von Der innere Feind", das Proletariat, organisierte sich für ihnen. Zu zwei und drei gehen sie, ohne daß sie etwas besonderes einen eventuellen Kampf, während die Bourgeoisie, nachdem sie die zu tun hätten. Man sieht in Helsingfors   beinahe häufiger Polizisten, russische Gendarmerie verjagt und sich die Hülfe des Militärs als selbst in Rußland  . Es soll ihrer über 300 Mann für die kleine verbeten hatte, schutzlos dastand. Sie ging alsbald dazu über, etwa 100 000 Einwohner geben. Aber damit ist's noch ihrerseits die Bürgergarde als Gegengewicht gegen die Note Arbeiter- nicht genug. Der Senat will die Polizei gewaltig vergrößern, die garde zu mobilisieren. Fürs erste schien der Bürgerschaft dadurch Mannschaft soll auf 1000 und später auf noch mehr gebracht werden. Es genügende Sicherheit gegen den inneren Feind geboten. foll eine Reserve durchaus sicherer Polizisten gebildet werden, die einen Aber man verlor das Weitere nicht aus dem Auge.

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Männer, wie Juhani Aho  , Santeri Ingmann und andere, die in der ganzen Welt als Vorkämpfer der Freiheit bekannt geworden sind, da sie die Not des finnischen   Volkes unter der russischen Gewaltherrschaft in den lebhaftesten Farben schilderten, waren jetzt, nachdem ihre Partei an Staatsruder gelangt war, die ersten, die verlangten, daß den Arbeitern selbst verboten werden follte, sich demonstrativ vor dem Staatsgebäude zu versammeln. Die Forderungen des Proletariats wurden von diesen Helden von gestern

bekämpft.

Stadt

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Lohn bekommen, der sie vollständig unabhängig macht und allen Ein­flüssen außer den bürgerlichen entzieht. Also mit anderen

orten: Die Machthaber trachten die Bürgergarde gegen den inneren Feind" zu legalisieren. Bekommen die Herren einen guten Lohn von 2000 m. spricht man und haben sie gute Waffen, so werden sie, hofft man, den Arbeitermassen stand­

halten.

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Der Senat hat jedoch noch einen viel besseren Plan. Er will nichts weniger als eigene Soldaten, finnische Bataillone, die auf gegebenen Fall den Befehlen der Machthaber gehorchen und Als nun während der unglücklichen Kämpfe von Svea biel wirksamer gegen die Arbeiter geführt werden können. Für's borg die Rote Garde die Revolution zu unterſtüßen trachtete erste dürfte ja tie russische   Regierung für diese Pläne noch und den allgemeinen Streit durchführen wollte, trat der Gegensatz taub sein. Der Putsch bom Oktober ist noch frisch in grell zutage. Die Bourgeoisie hatte teine Luft, ihr Wohlergehen der Erinnerung. Aber es ist nicht ausgeschlossen, daß sie wegen der russischen Freiheitskämpfe, obwohl sie momentan gleichsam nachgibt, wenn sie sieht, daß es besser ist, die Arbeiter durch auf den Straßen von Helsingfors   ausgefochten werden sollten, in die Bourgeoisie erdrücken, als sie erstarken zu lassen. Möglich aber Frage zu stellen. Sorgfam traten die Vertreter der Stände zu- auch, daß die zarische Regierung und die liberale Bourgeoisie Finn­sammen und gaben dem Volke den Rat, sich ja nicht in den inneren lands, die Revolutionäre von gestern, fich darüber einigen, wie die Kampf des russischen Volkes zu mischen. Das könne für Finnland   treuen Kosaten zum besten beider Verwendung finden können. nur Böses zur Folge haben. Die Kluge finnische Bourgeoisie nahm genau dieselbe Stellung gegen die russische Revolution ein wie die der ganzen Welt.

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nicht zugänglich.

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Die russische Revolution.

Ausblick.

Fürs erste begnügen fich die wütenden Kapitalisten mit der Ent­laffung aller Arbeiter, die der Noten Garde" angehört haben. Sie sind in ihrer Wut wie mit Blindheit geschlagen. Sie sehen Möglich, daß Kapitän Kod nicht weise handelte, als er über nicht, welche Gefahr ihnen daraus erwachsen kann. Wenn die steifen den Kopf des Parteivorstandes den allgemeinen Streit erklärte und und langsamen Finnen, die viel ertragen, mutwillig dazu getrieben die Arbeiterschaft aufforderte, den Aufstand von Sveaborg zu unter- werden, daß sie sich zu Banden ähnlich den lettischen Wald­stützen. Möglich aber auch, daß er von der Organisation des Auf- brüdern bereinigen, um sich gewaltsam den Unterhalt standes falsch unterrichtet war und deswegen eigenmächtig handeln zu verschaffen, so werden die Kapitalisten ihre Tat bereuen, wenn mußte, weil er wußte, daß der Parteivorstand den Streit erst im es nicht mehr möglich sein wird, sie gut zu machen. Die Finnen Laufe von 24 Stunden hätte erklären können, was jedenfalls au sind ein wenig steif, langsam und bedächtig. Aber wenn sie gereizt spät gewesen wäre. Wir wollen uns nur daran halten, daß die werden, dann paden sie fest und zielen gut. In ein paar Minuten Bürgergarde sofort gegen den inneren Feind" in trieben 10-15 Mann auf dem Markt von Sörnäs etwa 200 Bürger­Aktion trat, sobald die, Note Garde" den Verkehr der Straßen- gardisten in alle vier Winde. Der, Työmies" hat die Bourgeoisie bahn aufzuhalten begann. Mehrere Mann bewaffneter Bürger- auch schon gewarnt. Aber sie ist ja meist vernünftigen Ratschlägen gardisten   stellten sich auf die Straßenbahnwagen und drohten jeden zu erschießen, der es wagen sollte, den Verkehr zu stören. Die Arbeiter wußten jedoch wirksamer einzugreifen. Sie unterbrachen den Strom in der Elektrizitätszentrale und sämtliche Wagen blieben auf den Straßen stehen. Die Bürgergardisten eilten in ihre Zentrale, ins Feuerwehrhaus und von dort zu den Elektrizitätswerken. Dort angekommen, eröffneten sie sofort das Feuer auf die Fabrik. Sie Einem Privatbriefe aus Petersburg   entnehmen wir fol. schossen durch die Fenster, schossen auch aus den umliegenden gende Aeußerungen: Häusern auf das Elektrizitätswert. Sie glaubten so die Arbeiter zu Die Situation läßt sich im Augenblick ungefähr so charakte­treffen, die das Wert aber schon verlassen hatten. risieren: Es geht bergab mit der regierenden Kamarilla und Die Wiener Arbeiter Beitung" berichtet, daß die in raschem Tempo bergauf mit der Revolution. Im Auslande Rote Garde" zuerst geschossen und daß das fimmifche Partei- tann man sich nur sehr schwer einen Begriff davon machen, organ" Työmies" solches geschrieben habe. Beides ist nicht welche Ratlosigkeit und welche Demoralisation sich unserer richtig. Työmies" hat das nicht geschrieben. Die Rote Bureaukratie bemächtigt hat. Den terroristischen Aften gegen Garde" erhielt von dem Stande der Dinge erst Nachricht, als die über ist die Regierung absolut hülflos, was man am besten Bürgergarde bereits viele Schüffe abgegeben, die Fenster zerschossen aus den letzten Ereignissen in Süd- und Südwestrußland er­und auch Unbeteiligte verwundet hatte. Erst dann eilten etwa 10 bis fehen kann. 15 Mann herbei, hießen das Volk und die Polizei zur Seite gehen, Der Sozialdemokratie ist es zwar noch nicht gelungen, gaben einige gut gezielte Schüsse ab und verschwanden darauf im sich über ganz Rußland   fest und planmäßig zu organisieren; Walde. Sieben Bürgergardisten blieben entweder sofort tot oder denn wir befinden uns in einer Aera der Versammlungsverbote starben bald darauf, während etwa 12-13 Schwerverwundete ins und der Presseunterdrückung, wie sie selbst Rußland   noch nicht Krankenhaus geführt wurden. erlebt hat. Aber wenn auch noch die Einheit des Der Senat trat nun gleich in Aktion. Er berbot die Ber- Handelns fehlt, so steht doch das russische Proletariat fammlungen, die Uebungen und Demonftrationen der Roten tampfbereit da, und der Augenblick ist nicht mehr fern, da- Garde" als einer Vereinigung, die nicht gefeßlich gestattet sei. nach dem 17. Oftober 1905 eine zweite und größere Um scheinbar gerecht zu sein, gaben die Bürgergardisten ihre Waffen Bresche in die Mauer des russischen Absolutismus geschlagen ab. Jm geheimen werden jedoch Neuanwerbungen mit Eifer wird. September- Dito er- November 1906- das ist der Zeit­betrieben und den Aufgenommenen gute Waffen in die Hand ge- abschnitt, in dem große Stämpfe geführt und große Siege er­brückt. Die Polizei ging mun mit Kosaken   und mit der Gendarmerie rungen werden dürften.( Im September enden die Sommer­der ehemals verhaßten russischen Regierung gegen die Arbeiter vor. arbeiten der Landleute, dann naht die Frist der Refruten­Die Kanzlei der Roten Garde" wurde von Rosaten und einstellung usw.) Jedenfalls werden die tombinierten Er­Gendarmen umstellt, die Näume durchsucht und die Anwesenden hebungen auf dem Lande und in den Städten der Regierung

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Am 12. August wurde im Dorfe Kamenka der frühere Ab­geordnete Wragow verhaftet, und zwar lediglich aus dem Grunde, weil er in der Ortskirche einen Trauergottesdienst für den er­mordeten Herzenstein abhalten ließ. Die Verhaftung des beliebten Abgeordneten rief im Bolte große Aufregung hervor. Die Nach richt verbreitete sich in ein paar Stunden in der ganzen Gegend. Aus allen benachbarten Dörfern famen Bauern Herbei, und schließlich befreite die versammelte Menge, die wohl mehrere Tausend Menschen start war, den Herrn Wragow. Da es gerade Geburtstag des Thronfolgers war, so waren die Häuser auf polizeiliche Vorschrift beflaggt. Die Menge riß von den National flaggen die blauen und die weißen Streifen ab, so daß nur die roten blieben. Daraufhin ging sie nach dem Gutshof der Frau Woeitow, wo der Jsprawnik mit den Polizisten sich versteckt hatte. Die Menge wollte von ihm wissen, weshalb er den Abgeordneten Wragow verhaften ließ. Der Jsprawnit leugnete jedoch. Er fagte, es sei ein Mißverständnis, er habe nur mit dem Herrn Wragow sprechen wollen.

Nach zwei Tagen fam der Vizegouverneur und erteilte den Befehl, Wragow zum zweitenmale zu verhaften. Wieder sammelte fich die Menge, um gegen die Verhaftung des früheren Abgeordneten zu protestieren. Diesmal gestaltete sich die Sache für den Jsprawnik sehr tragisch. Er wurde erst durch einen Steinwurf verwundet und dann erschlagen. Am anderen Tage fam in einem besonderen Zuge eine militärische Abteilung nach dem Dorfe und begannen Egetutionen...

Straßenschlacht in Liban.

Tag"-Meldung in Libau zu einem blutigen Zusammenstoß ge= In der Nacht vom Freitag auf Sonnabend ist es nach einer kommen. Die Meldung lautet:

Als hier auf einen Gefangenen- Transport ein leberfall aus­geführt wurde, schlugen die Aufseher sofort Alarm. Das Militär gab mehrere Salven ab. Bisher wurden acht Tote nebst bielen Verwundeten ermittelt. Mehrere Häuser wurden von Kugeln durchlöchert, wobei eine an den Vorgängen gänzlich unbeteiligte Mutter mit ihrem Säugling, den sie an der Brust trug, getötet wurde. Als der Polizeimeister mit Gehülfen und Soldaten zum Schauplatz des Tumults eilte, wurden sie an der Straßenecke mit Revolversalben empfangen; ein Revier­aufseher wurde verwundet. Auch an anderen Stellen krachten zahlreiche Revolversalven, wobei ein Schußmann verwundet wurde. Wie es scheint, hängen diese Affären alle miteinander zusammen, da sie auf dem Wege zum Bahnhof stattfanden, wo die Ge fangenen abtransportiert werden sollen.

Politifche Uebersicht.

Berlin  , den 31. August.

Eine Verfassungsverlegung?

Die Freifinnige Zeitung" will von zuverlässiger Seite" erfahren haben, daß Oberst von Deimling, der zur Zeit das Oberkommando in Südwestafrika führt, über den Kopf der Volksvertretung hinweg, ja im Gegensatz zu dem Be­schlusse des Reichstags den Weiterbau der Eisenbahn Kubub­Keetmannshop eingeleitet und angeordnet habe. Mitteilung zutreffe, eine eklatante Verlegung der Verfassung Die freisinnige Presse erklärt entrüstet, daß, wenn diese Mitteilung zutreffe, eine eklatante Verlegung der Verfassung vorliege. Ausgaben, die vom Reichstag nicht genehmigt worden, dürften nicht geleistet werden. Habe Herr v. Deimling tat­sächlich derartige Anordnungen getroffen, so könne die geringste Genugtuung gegenüber dem Reichstag   nur darin bestehen, den Dberfitommandierenden sofort aus Südwestafrika 3urückzurufen. Die Germania  " nimmt von dieser sensationellen Mitteilung in wenigen Zeilen Notiz und erklärt, daß ein offiziöses Dementi dieser Nachricht unmöglich ausbleiben Die ,, Nordd. Allgem. 8tg." gibt denn auch heute abend ein solches Dementi. Sie erklärt:

fönne.

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Es ist richtig, daß Oberst v. Deimling wiederholt bein Oberkommando der Schußtruppen und beim Generalstab beantragt hat, die Eisenbahn Lüderizbucht- Kubub sofort nach Erreichung von Kubub als Feldbahn bis Keetmannshoop weiter zu bauen, da er den schleunigen Bau der Strecke Kubub­Keetmannshop im militärischen Interesse zur Sicherung des Nach­schubs für unbedingt notwendig erachte. Bugleich hat Oberst v. Deimling um Entsendung des erforderlichen Materials gebeten.