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Nr. 207. 23. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. ouerstag, 6. September 1906.

Partei und Gewerkschaft.

( Schluß.)

So berfehlt die Versuche auf der Konferenz waren, einen Gegensatz zwischen der Theorie der Partei und einer angeblichen gewertschaftlichen Theorie zu konstruieren, so ist damit nicht gefagt, daß nicht ein gewisser Gegensatz zwischen Gewerkschaften und sozial­demokratischen Politikern besteht. Ein solcher ist sicher vorhanden, nicht persönlicher, sondern sachlicher Natur, in den Dingen tief begründet, er entspringt aber nicht aus Verschiedenheiten der Theorie. Er liegt vielmehr darin begründet, daß Partei und Ge­werkschaft immer mehr aufs engste aufeinander angewiesen sind, ohne einander nicht existieren können, dabei aber verschiedene Funktionen haben und mitunter verschiedene Richtungen zu deren bester Ausübung einschlagen.

Am wenigsten leicht werden Differenzen zwischen den beiden Organisationen dort vorkommen, wo sie in einem Körper vereinigt sind, unter einer Leitung stehen, wie das in machen Staaten der Fall, zum Beispiel in Belgien   oder England, wo die Gewerkschaften Dirett Mitglieder der Arbeiterpartei geworden sind. Aber nicht überall machen die historisch gegebenen Verhältnisse eine solche Ver­einigung möglich oder auch nur wünschenswert, und wo das nicht der Fall, dort hängt es von einer Reihe sehr wechselnder Be dingungen ab, wie eng sich das Verhältnis zwischen Partei und Gewerkschaft gestaltet, und mit welchen Reibungen und Schwierig teiten die Herstellung der notwendigen Uebereinstimmung zwischen ihnen verbunden ist. Welche Formen diese Verhältnisse aber auch annehmen mögen, stets erweist sich dabei die Partei als das richtunggebende Element, wenn sie nur einigermaßen Kraft und politische Bedeutung erlangt hat, und sind es die Gewerkschaften, die ihre Taktik nach der Partei einzurichten haben, und nicht umgekehrt: Es ist nicht schwer einzusehen, warum dem so sein muß. Das rührt nicht von einer besonderen Anmaßung der Poli­titer oder Nurpolitiker" her, als ob diese sich erhaben dünkten über die Gewerkschafter, sondern von der Rolle, die Partei und Gewerkschaft im Klassenkampf spielen.

Wir haben gesehen, wie die Gewerkschaft zunächst nur die Interessen ihrer Mitglieder vertritt, die Partei die des gesamten Proletariats; wie die Gewerkschaft zunächst nur bestimmte öko­nomische Augenblidsinteressen ihrer Mitglieder vertritt, indes die Partei außer diesen Interessen auch noch alle anderen gesellschaft­lichen Interessen des gesamten Proletariats zu wahren hat; endlich aber ist die gewerkschaftliche Bewegung an sich eine Bewegung ohne ein Endziel, mit dem sie als abgeschlossen gelten fönnte. Sie seht sich nicht das Ziel der Abschaffung der tapitalistischen Pro­duktionsweise, sondern nur die Wahrung der Interessen ihrer Mit­glieder innerhalb dieser Produktionsweise beim Abschluß und der Erfüllung des Arbeitsvertrags. Das Kapital ist aber stetig be­strebt, jede Errungenschaft einer Arbeiterschicht wieder zunichte zu machen, sei es durch technische Einrichtungen, Heranziehung tiefer stehender Arbeitskräfte, sei es in Zeiten der Krise durch direkte Auf­hebung der in den Zeiten der Prosperität gemachten Konzessionen. So sind die Errungenschaften der Gewerkschaften nie gesichert, fönnen immer wieder durchbrochen, können nur in stetem Kampfe behauptet werden.

bleiben.

fratie zu experimentieren, wie ehedem Bismard mit Lassalle und Schweißer zu erperimentieren suchte; in Deutschland   sind wir über dies Stadium längst hinaus, und es gäbe keine andere Politik der Sozialdemokratie, die es wieder beleben könnte, als die der Ab­meist nicht, daß die Sozialdemokratie ohnmächtig geworden ist, rüstung und Abdankung. Die Stagnation allen Fortschrittes be­sondern vielmehr, daß wir in jene Periode eingetreten sind, in der alle Illusionen allmählicher Aushöhlung des Kapitalismus fallen müssen, in der sich die Gegenfäße immer mehr zuspißen, sich alle Sicherheitsventile verstopfen und die soziale Spannung immer be­drohlicher anwächst, bis irgend ein Ereignis den Kessel zum Bersten bringt. Und die große russische   Revolution ist schwanger genug mit Ereignissen, die dazu führen können. So wächst in demselben Maße, in dem das Ruhebedürfnis der Gewerkschaften und nament­lich das ihrer, für ihr Gedeihen verantwortlichen Führer, nicht für ihre Personen, sondern für ihre Organisationen, zunimmt, die revo­lutionäre Spannung im kämpfenden Proletariat, eine Stimmung, die naturgemäß in der Partei am ehesten und leichtesten ihren Ausdrud findet. Gewerkschafter, die die gewerkschaftliche Welt als eine Welt für sich, nicht als ein Stück des großen proletarischen Klassentampfes betrachten, können da leicht dazu kommen, in der Partei ein die gewerkschaftlichen Interessen störendes Glement zu sehen, um so mehr, da in demselben Maße, in dem die eben be­schriebene Entwickelung vor sich geht, auch die Abhängigkeit von Partei und Gewerkschaft eine immer engere wird, jeder der beiden Teile bei jeder größeren Aktion immer mehr auf den anderen an­gewiesen ist. Da kommt es schließlich dahin, daß manchem Ge­werkschaftsführer die Partei als der Ruhestörer erscheint, der die der Ruhe so bedürftigen Gewerkschaften immer wieder in neue Kämpfe hineinheßt und sie Katastrophen entgegentreibt, die sie völlig ruinieren können.

Jedoch die Pflichten des Parteigenossen sind innerhalb der Gewerkschaft keine anderen als außerhalb derselben, er hat überall in der gleichen Weise für die Partei und ihre Beschlüsse zu wirken, die stets bezwecken, die Straft und das Gedeihen der gesamten Arbeiter zu fördern und zu sichern. Arbeiterklasse, damit aber auch das der gewerkschaftlich organisierten

in ihrem Interesse wie in dem der Gewerkschaften nichts Besseres Das hat in unserer Partei seit jeher gegolten, und sie kann tun, als bei dieser Auffassung zu beharren. Soll diese aber in den Gewerkschaften Geltung behalten, dann ist es dringend not­wendig, daß unsere vorwiegend politisch tätigen Genossen den Ge werkschaften größere Aufmerksamkeit schenken. Das Wachstum der gewertschaftlichen wie der politischen Organisationen führt immer mehr zur Arbeitsteilung. mehr um das eine, die anderen mehr um das andere Tätigkeits­Die einen der Genossen kümmern sich gebiet. So begreiflich das ist, es ist von Uebel. Jeder Parteigenosse, der dazu imstande ist, sollte es nicht bloß für seine Pflicht halten, seiner Gewerkschaft anzugehören, sondern auch für seine Pflicht, in ihr aufs eifrigste tätig zu sein. Einerseits um ihre Bedürfnisse zu studieren, um imstande zu sein, stets die dauernden, großen Interessen seiner Kollegen in der Gewerkschaft begreifen und auf's zweckmäßigste vertreten zu können, dann aber auch, um unter den indifferenten oder gar dem Sozialismus feindseligen Kollegen er­folgreich für unsere große Sache zu propagieren, ihnen lassen­bewußtsein beizubringen, ihren Gesichtskreis über den der augen blicklichen gewerkschaftlichen Sonderinteressen hinaus zu dem der allgemeinen Klasseninteressen zu erheben, die mit den höchsten und allgemeinsten Menschheitsinteressen zusammenfallen. Unermüdlich wirken, daß deren so weitverbreitete Presse ihre Leser über den und planmäßig müssen unsere Genossen in den Gewerkschaften dahin Sozialismus und die Partei in richtiger Weise aufklärt und sie nicht mit Bringmannschen Märchen gegen die Partei aufhebt; müssen sie dahin wirken, daß bei den Wahlen von Gewerkschafts­funktionären stets Genossen erlesen werden, die nicht bloß treffliche Gewerkschafter, sondern auch überzeugte und disziplinierte Ge­nossen sind.

In den Diskussionen über die Maifeier und über den Massen­streit sowie in der Haltung gegenüber der russischen Revolution find die daraus erwachsenden Differenzen deutlich und mit erschreckender Schärfe zutage getreten. Weise weiter, dann wird der Konflikt zwischen Partei und Gewerk­Entwickeln sie sich in der bisherigen schaften unvermeidlich, ein Konflikt, der für beide Teile, für die ganze Arbeiterklasse Deutschlands   unabsehbaren Schaden herbei politischer Selbstmord. Aber Kampf für die Partei in der Gewerk­Nicht Kampf zwischen Partei und Gewerkschaft! Das wäre unfähig machen würde, in einer Zeit, in der sie mehr ala je auf gewerkschaftlich tätig zu sein. führen, die deutsche Arbeiterbewegung für Jahre hinaus kampfschaft, das muß die Parole jedes Genossen sein, der imstande ist, den innigsten Zusammenschluß aller Kräfte angewiesen ist, um den find die politisch tätigen Genossen heute bereits alle überbürdet, Wohl ist die Aufgabe schwer, wohl großen Aufgaben gewachsen zu sein, die ihrer harren. aber es gibt im Moment keine wichtigere Aufgabe für sie. Die Vertuschen oder Beschwichtigen, die Mahnung, sich doch zu ver- vollkommene Ginheit zwischen Partei und Gewerkschaft ist mehr tragen, da wir hüben und drüben doch nur das Beste wollten und wert für den proletarischen Klassenkampf als ein paar Dußend uns leicht einigen könnten, wenn nicht die radikalen Stänker und neue Mandate: und diese werden um so eher gewonnen, je größer Krakecler" da wären das nuht nichts, da es den Kern der Sache nicht trifft. Partei und Gewerkschaft fönnen nur gedeihen, wenn jene Einheit, je stärker das Parteiempfinden in den Gewerkschaften fie einheitlich und geschlossen in der gleichen Richtung tätig sind wenn auch natürlich jede in einer anderen, ihr besonders ent­sprechenden Weise. Gibt es feinen gemeinsamen Kopf, der sie beide dirigiert borläufig ausgeschlossen, dann bleibt nur eins: entweder greifen und bei den gegebenen Verhältnissen scheint das die Gewerkschaften oder doch die Gewerkschafter in die Partei oder die Partei, beziehungsweise die Parteigenoffen in die Gewerkschaften richtunggebend ein.

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Auf den ersteren Weg wies auch Elm in der Konferenz hin: " Wenn die Gewerkschaftsmitglieder sich mehr um die Partei fümmern würden, dann würde diese Richtung( die radikale) auf einem einzigen Parteitag einfach weggefegt werden."

wie es gerade auf der Konferenz deutlich zutage trat. Die Mehr­

pulsiert.

aber dürfen wir erwarten, daß die Verhandlungen des Parteitags Parteitagsbeschlüsse helfen in solchen Dingen nicht viel. Wohl das ihre dazu beitragen werden, das Interesse für die Gewerk energischem gewerkschaftlichen Wirken anzufeuern. Je mehr ihnen schaften in den Kreisen der Parteigenossen zu steigern und ste zu das gelingt, je eifriger unsere Genossen in den Gewerkschaften im Sinne des proletarischen Klassenkampfes tätig sind, um so beffer für Partei und Gewerkschaften, um so zubersichtlicher dürfen wir erwarten, daß das deutsche   Proletariat siegreich alle Kämpfe bea stehen wird, denen es entgegengeht.

Der dreizehnte Jahreskongreß der bulgarischen Sozialdemokratie.

Die Partei strebt dagegen auf ein Endziel los, das der kapi­ talistischen   Ausbeutung ein für allemal ein Ende macht. Diesem Das erscheint allerdings als ein probates Mittel, die Einheit Endziel gegenüber darf man die gewerkschaftliche Arbeit, so unent- zwischen Gewerkschaften und Partei herzustellen. Aber ist es auch behrlich und heilsam sie ist, sehr wohl als Sisyphusarbeit bezeichnen, durchführbar? Diese Richtung" ist offenbar nicht die Minderheit nicht in dem Sinne einer nußlosen Arbeit, wohl aber einer Arbeit, in der Partei. die nie endet und immer wieder von neuem begonnen werden muß. Richtung innerhalb der Sozialdemokratie noch eine große Bedeutung Elm bestreitet freilich entschieden", daß diese Vom 6. bis 12. August tagte in Warna   der 13. Kongreß der hat", 47 20 elegierte, bie Bot reich angesehene sozialdemokratische Partei existiert, diese weit eher als momentan, sie gibt momentan den Ton an." Wie man das kann, gruppen vertraten, beschickt war. Das verflossene Jahr war die Gewerkschaften in der Lage ist, die im Klassenkampf gebotene wenn man teine Bedeutung hat, ist Elms Geheimnis. Wie immer größeren und kleineren Arbeitskämpfen, die durch die Parteider, Weit­Richtung zu erkennen und damit auch die Richtung zu weisen, dieses Rätsel zu lösen, auf jeden Fall möchte Elm die momentan herzigen" geführt und in den meisten Fällen mit gutem Erfolge beendet in der sich die einzelnen proletarischen Organisationen des Klassen- herrschende Richtung" durch eine andere ersehen. Um das zu können, wurden. Sie haben den Gewerkschaften größeren Mitgliederzuwachs, der kampfes, die nicht direkt der Partei zugehören, zu bewegen haben, müßten aber die Gewerkschafter erst selbst eine andere bestimmte ganzen Arbeiterbewegung festes Rückgrat gebracht und die Sozial­soll die unentbehrliche Einheitlichkeit des Klaſſenkampfes bewahrt Richtung für die Partei repräsentieren. Das ist aber nicht der Fall, demokratie kräftig gefördert. Inmitten der Arbeiterschaft ist der Einfluß der Partei durch Die Mitglieder der Gewerkschaften brauchen sich dadurch, wenn heit war sich nur einig darüber, daß sie sich durch die in der keine bürgerliche Richtung ernstlich bestritten. Der große eintägige fie gleichzeitig Barteigenossen sind, in ihrer Selbständigkeit nicht Bartei momentan herrschende Richtung" in ihrer Gelbständigkeit Demonstrationsstreit der Arbeiter der Hauptstadt Sofia   gegen bedroht zu fühlen. Sie sind es, die hier wie dort in der gleichen als Gewerkschafter beengt und auf Wege gedrängt fühlte, die den die reaktionären Verordnungen des Handwerkergesetzes, der auch in Richtung wirken. Dagegen können sich die Leiter der Gewerk­manchen anderen Städten nachgeahmt ward, zeigte der bürgerlichen Welt, schaften, die Gewerkschaftsbeamten, unter Umständen durch die Gewerkschaften Schaden bringen könnten. Es wurde aber auch die den Sozialismus in Bulgarien   durch die Spaltung der alten Partei Partei wohl beengt fühlen. Am ehesten natürlich dort, wo sie nicht nicht der leiseste Versuch gemacht, über diesen Ausdruck des Miß­Sozialisten, sondern reine Gewerkschafter sind, deren Gefichtsfreis bergnügens hinauszugehen und ein besonderes politisches Programm zur vollen Ohnmacht verurteilt glaubte, daß hinter den sozial­über die gewerkschaftlichen Interessen nicht hinausreicht. Go au entwerfen. Der Stoßfeufzer nach einer von der Partei unab- demokratisch gesinnten Gewerkschaften, die nur die aufgeklärtesten empfanden die englischen Gewerkschaftsbeamten in der Inter  - hängigen Theorie, die die Gewerkschafter erst zu schaffen hätten, Elemente der Arbeiterklasse umfassen, die Arbeitermassen stehen. verriet deutlich die Abwesenheit eines von dem jetzigen der Partei Die Organisation dieser Massen ist im ununterbrochenen Auf­nationale die Marrsche Leitung immer mehr als einen unerträg- abweichenden politischen Programms. Man kann aber eine einmal steigen begriffen. Das hat seinen Widerhall in einem zwar an sich lichen Autoritarismus", und sie verbanden sich unbedenklich zu deren Bekämpfung immer mehr mit den Revolutionsromantikern" herrschende Richtung nicht überwinden, wenn man ihr nicht eine unbeträchtlichen, aber immerhin erfreulichen Zuwachs an Mit­der Bakuninschen Richtung, je stärker die Maryschen Zendenzen andere bestimmte entgegensetzt und für diese Propaganda macht. gliedern der Partei gefunden. Während seit der Spaltung 1903 auf Gründung einer selbständigen politischen Arbeiterpartei in Mit Majestätsbeleidigungsprozessen gegen die Kritiker einzelner beide Fraktionen alljährlich an Mitgliedern verloren, fon­statierte man auf dem diesjährigen Kongreß der der Weit­England zutage fraten. Sie fühlten instinktiv, daß damit eine Gewerkschaftsvorstände ist nichts getan. Macht geschaffen werden sollte, die ihrer Selbstherrlichkeit ein Ende Der Versuch, diese Richtung einfach hinwegzufegen", tönnte, herzigen" einen Zuwachs von 62 Mitgliedern. Die Partei zählt 1014 ordentliche Mitglieder. machte. Ebenso gibt es in Amerita teine giftigeren Feinde der wenn er nicht von vornherein elend scheiterte, nur den Erfolg Warna  , der Ort des Parteitags, ist der Haupthafen und eine sozialdemokratischen Partei, als die Masse der Gewerkschafts  - haben, der Partei jede bestimmte Richtung, ja jeben fete der größeren Städte Bulgariens  . Unter dem Einfluß der Weit­sammenhalt zu nehmen und sie schließlich zu zersplittern und auf­zulösen. Gelänge es aber den Gewerkschaftern, die momentan herzigen" stehen dort sieben Gewerkschaftsgruppen und eine neu ge= herrschende Richtung" in der Partei aus dem Wege zu räumen, so gründete Konsumgenossenschaft. beseitigten sie damit auch jenen Faktor, der sie am kraftvollsten darin verhinderte, zünftige und aristokratische Tendenzen aufkommen zu lassen, und der sie dahin drängte, die Vorkämpfer der ganzen Ar­beiterklasse zu sein. Alle die Vorzüge, die die deutschen Gewerk­schaften und ihre Beamten bisher so hoch über die englischen er hoben, sie vor deren Stagnation bewahrt haben, drohten dann nach und nach verloren zu gehen.

beamten um Gompers herum.

Indessen auch dort, wo die Gewerkschaftsbeamten in der Mehr­heit gute und überzeugte Parteigenossen sind, wie in Deutschland  , fann es dahin kommen, daß sie sich durch die Partei beengt fühlen, wenn die Dinge sich so gestalten, daß die Augenblicksinteressen der Gewerkschaften zu einer anderen Taktik drängen, als diejenige ist, welche für die Partei durch die Situation der gesamten Arbeiter­flasse ermöglicht oder geboten wird. Und das findet heute in Deutschland   statt.

Die Gewerkschaften sind zu starken und großen Organisationen angewachsen, die imstande sind, durch ihre reichen Wittel ihren Mitgliedern sehr erhebliche Vorteile zu verschaffen, die aber in demfelben Maße, in dem sie wachsen, auch im Stampfe mehr zu berlieren haben. Gleichzeitig aber haben sich noch weit stärker in zahlreichen Industriezweigen die Unternehmer zu furchtwaren Ver­bänden vereinigt, die niederzuringen mit den gewöhnlichen Mitteln gewerkschaftlicher Tattit nur unter außergewöhnlich günstigen Ber hältnissen möglich, unter normalen Bedingungen aussichtslos ist. Unter diesen Verhältnissen werden die Gewerkschaften nicht fampfunfähig, aber ihre Kampflust schwindet, sie werden mehr und mehr in die Defensive gedrängt und müssen bei dem Beginn eines jeden Kampfes immer vorsichtiger alle Chancen abwägen, denn zu viel steht für sie auf dem Spiele und zu mächtig ist der Gegner, als daß man ihn leichtfertig herausfordern dürfte. So entwickelt sich das vielberufene Ruhebedürfnis" der Ge­werkschaften, nicht als Laune einiger Gewerkschafter, sondern als das Resultat sehr realer, von dem Willen der einzelnen völlig un­abhängiger Verhältnisse.

Das Parteiorgan mit 2048 Abonnenten hat ein Defizit von 2079 Fr. Den Einnahmen der Partei im Betrage von 17 649,53 Fr. stehen Ausgaben von 20 606,20 Fr. gegenüber. Die Schuld der Partei ist auf 5743,89 Fr. angewachsen. Bei den Debatten über den Bericht der Parteileitung äußerte Genosse Krysto Stantscheff über die Taktik: Die Tätigkeit der Partei ist in dem ver­flossenen Jahre meistens auf das wirtschaftliche Gebiet be­Diese Methode, die Einheit zwischen Partei und Gewerkschaft schränkt geblieben, die Partei als politische Vertreterin Seit zwei herzustellen, fönnte zu nichts anderem führen als zur Degra- des Proletariats ist nicht auf den Plan getreten. dierung der Partei wie der Gewerkschaften. Es ist nie von Vorteil, Jahren spricht man von der Notwendigkeit, das Proletariat in wenn jener Faktor, der die Gesamtheit und das Endziel repräsen- die politischen Kämpfe des Landes zu führen, bis zum heutigen Tage tiert, sich jenem Faktor zu unterwerfen hat, der nur einen Teil aber ist in dieser Beziehung gar nichts geschehen. Wir müssen die Dottrinärpolitit aufgeben, mit der die Partei schon 13 Jahre und nur die nächsten Interessen dieses Teiles vertritt. deren Frucht das Leben fristet und die Spaltung der Partei war. In ähnlicher Weise hat sich auch das Mitglied des Parteivorstandes Krysto Pastuchoff über die Notwendig­einer regeren politischen Betätigung ausgesprochen. Die Einleitung und die Wahl des Moments für die Inszenierung einer Volksbewegung gegen die monarchische Reaktion, die angesichts Barteivorstande überlassen. Er faßte folgenden Beschluß: der Regierungsstandale höchst zeitgemäß wäre, hat der Kongreß dem " Der Kongreß erklärt, daß die Lage des Landes in innerer und äußerer Beziehung schlechter geworden ist. Er erhebt Protest dagegen, daß die Regierung das Gesetz betreffend die Kinder und Er( Geher) sagte, der Beschluß von Köln   sei überholt durch Frauenarbeit nicht mit der nötigen Energie durchführen den von Jena  , und infolgedessen sei der Jenaer   Beschluß maß- läßt. Die bulgarische Sozialdemokratie sieht mit Entrüstung gebend.( Hört! hört!) Also wir haben uns in der Gewerkschafts  - auf die letzten nationalistischen Bewegungen, die die Aufhezung bewegung einfach unterzuordnen, andere bestimmen und wir einer Nation gegen eine andere bezweden) und die der Regierung haben zu gehorchen." dazu dienen, die Aufmerksamkeit der Gesellschaft von der elenden Andere bestimmen! Also die Partei, das ist für die Gewerk- inneren Lage des Landes und den höchst notwendigen Reformen schafter, auch wenn sie Parteigenossen sind, in diesem Zusammen­hang etwas Fremdes. Der Jenaer   Beschluß ist nicht ein Beschluß, an dem Bömelburg mitgewirkt hat, sondern ein Beschluß an­derer". Die Minorität des Parteitags braucht dessen Beschlüsse nicht zu respektieren, wenn diese Minorität aus Gewerkschaftern besteht!

Das Umgekehrte ist in der deutschen   proletarischen Bewegung bisher der Fall gewesen, und es war für beide Teile, Partei und Gewerkschaften, von Vorteil. Die deutsche Sozialdemokratie ist das bei die erste der Welt geworden, und die deutschen Gewerkschaften feit überflügeln die ehedem vorbildlichen englischen Gewerkschaften an Intelligenz und Tatkraft, ja sogar an Umfang. haben sich aber jene bisher keineswegs beengt oder gelähmt gefühlt. Bei dieser Beeinflussung der Gewerkschafter durch die Partei Die Partei wirkte vielmehr erhebend und fräftigend auf sie. Nun plöblich soll das anders werden. Es ist bezeichnend, daß Bömel­burg erklären konnte:

Ganz anders aber gestaltet sich die Situation, wenn wir nicht die Entwickelung der Gewerkschaften und ihrer Gegner allein, sondern die des gesamten Klassenkampfes verfolgen. Wir sehen dann, daß die Klassengegensäße sich immer schroffer zuspißen, be­sonders in Preußen, wo der mächtigsten Sozialdemokratie die stärkste Regierung, die gierigsten und brutalsten Ausbeuter, Junker und Scharfmacher gegenüberstehen. Da begegnet jede Regung der Arbeiterklasse besonders hartnädigem Widerstand, verschärfen sich die Konflikte, werden die politischen Kämpfe immer erbitterter, worden die Möglichkeiten friedlicher, ruhiger Entwickelung immer mehr unterbunden, reifen immer mehr die Bedingungen einer tatastrophalen Entwicklung. Der Stillstand der Sozialreform, die Wir heben das hervor, nicht um uns darüber zu entrüsten, völlige Unfruchtbarkeit des heutigen Parlamentarismus, die so sondern weil es tennzeichnet, auf welchem Wege sich manche unserer manchem als Beweise der Ohnmacht der deutschen   Sozialdemokratie Gewerkschafter befinden. Sie sind gute Parteigenossen, aber die erscheinen, entspringen vielmehr ihrer Stärke. In anderen Partei berliert für sie ihre Geltung innerhalb des Rahmens der Ländern kann es die Bourgeoisie noch wagen, mit der Sozialdemo» Gewerkschaft.

auf dem Gebiete der Sozialgesetzgebung abzulenten. Sie ruft das bulgarische Proletariat auf zum Stampfe für die Sicherstellung der Bürgerrechte und Freiheiten und zur Eroberung wichtiger sozialer Reformen." Bur Drganisation der Arbeiterkämpfe hat der Parteitag folgende Resolution angenommen: In Anbetracht, daß die bisherigen Kämpfe des Proletariats meistens elementaren Charakter tragen und einer vorbereitenden *) Gemeint sind die Unruhen im Lande gegen die in Bulgarien  lebenden Griechen.