B. 207. 23. Jahrgang. 3. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 6. September 1906.
er die Pflicht, auch mit allen Mitteln dafür zu sorgen, daß niemand bei der Abholung übergangen wird. Aber das hat er offenbar nicht getan. Wenn seine Beauftragten eine erhebliche Zahl von Ladeninhabern übergangen haben Am Freitag, den 7. d. Mts., findet in Jüterbog die Stadt- sollten, so könnte man ihm den Vorwurf nicht ersparen, daß serordneten- Stichwahl zwischen dem sozialdemokratischen Kandidaten durch sein Verschulden wenn auch gegen seine Absicht- Genossen Bawera und dem bürgerlichen Mischmasch- Kandidaten das Abstimmungsergebnis gefälscht worden ist, aber nicht zuTischlermeister Weber statt. Da sehr viele wahlberechtigte Bauhand- gunsten, sondern zuungunsten des Achtuhrladenschlusses. werker aus Jüterbog in Berlin beschäftigt sind, werden die Berliner Genossen, die mit diesen zusammenarbeiten, gebeten, darauf hinzuweisen. daß jeder Arbeiter am Freitag sein Wahlrecht ausübt.
Das sozialdemokratische Wahlkomitee.
Zur Ersatzwahl im dritten Berliner Landtagswahlkreise. Seit dem 12. Februar ist der dritte Landtagswahlkreis berwaist. Sieben Monate sind ins Land gegangen, ohne daß über den Zeitpunkt der vorzunehmenden Ersazwahl etwas Bestimmtes bekannt geworden wäre. Zwar ist vor einiger Zeit gemeldet worden, daß die Urwahlen am 6. November und die Wahl des Abgeordneten am 27. November stattfinden sollen, aber amtlich ist über diese Angelegenheit noch nichts publiziert. Ebensowenig weiß man bis heute amtlich, wieviel Wahlmänner neu zu wählen sind bezw. welche Wahlmänner verstorben oder berzogen sind und in welchen Urwahlbezirken Ersazwahlen stattzufinden haben. Auch ist amtlich noch nichts bekanntgegeben über die Person des Wahlkommissars. Wenn auch die Ernennung dieses Herrn Sache des Oberpräsidenten ist, so weiß man doch so viel, daß diese Ernennung auf Vorschlag des Magistrats erfolgt. Ist etwa noch keiner gefunden?
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Dies schreibt Ihnen ein von Gott berufener Botschafter, dem Gott Vieles in jüngster Zeit offenbart hat, zum Segen der Menschen. Sie kennen nun den Befehl Gottes, handeln Sie auch danach und sagen Sie es auch Anderen. Gehen Sie bald hin da das Zelt am 12. d. M. abgebrochen wird. Ihre Seele ist in Gefahr. Amen."
Der Mann, der dieses Elaborat verbrochen hat, rechnet sich
offenbar zu den Geſundbetern, leidet unseres Grachtens aber sicher an religiösem Wahnsinn. Wir haben für diejenigen, die dem Vers fasser des Briefes in die Hände fallen, nur das Gefühl des Bedauerns übrig, da sie von den Wahnideen leicht angesteckt werden können.
Die Aufhebung der Sonntags- Paketbestellung im Reichspostgebiete hat sich, wie das„ Archiv für Post und Telegr." in einem längeren Aufsatze darlegt, in jeder Weise bewährt und die Behörde Eine sonderbare Betriebsstörung im Straßenbahnverkehr hat wird deshalb auf dem einmal beschrittenen Wege weitergehen, um dem Personal eine fühlbare Erleichterung des Dienstes an am Dienstagnachmittag stattgefunden. Gegen 24 Uhr hielt vor Sonn- und Festtagen zu gewähren. Die bereits in Groß- Berlin dem Hause Mohstraße 8 ein beladener Möbelwagen der Firma eingeführten Beschränkungen im Schalterdienst dürften auch auf Langner in Charlottenburg . Durch die ungeheure Hize war der andere größere Orte ausgedehnt werden. Zunächst wird noch eine Asphalt heiß geworden, und die Räder sanken, als der Kutscher andere Erleichterung des Sonntagsdienstes geplant, welche dem über die Straßenbahnschienen fahren wollte, so tief in die klebrige Postpersonal im ganzen Reiche zugute fommen wird; dieselbe be- Masse ein, daß das schwere Gefährt weder vor noch rückwärts konnte trifft die Einstellung der Geldbestellung an den und das Gleis in der Richtung nach dem Viktoria Luisenplatz Sonn- und Festtagen, für welche schon der Reichstag in seiner sperrte. Nachdem der Möbelwagen durch Vorspann wieder flott im vorigen Jahre gefaßten Resolution eingetreten ist. In welchem gemacht worden war, benutzte derselbe das Gleis in der oben geUmfange dem Verlangen der Volksvertretung stattgegeben werden nannten Richtung zu seiner Fahrbahn. Vor dem Hause Motzsoll, darüber schweben gegenwärtig noch Erhebungen und Verhand- straße 24 wiederholte sich die gleiche Störung. Die Pferde verhebung der Paketbestellung an den Sonntagen in den Kreisen des herauszuziehen. Es wurde weiterer Vorspann requiriert und achtlungen. Nach der überaus günstigen Aufnahme, welche die Auf- mochten die schwere Last nicht aus dem aufgeweichten Asphalt Publikums gefunden hat, dürfte es, wie das amtliche Organ meint, spännig gelang es endlich, den Wagen aus der Straße des auffaum zu bezweifeln sein, daß auch der Einstellung oder doch gelösten Pflasters herauszubringen. Durch das eigenartige Ver wenigstens Beschränkung des Geldverkehrs an den Sonn- und Fest- kehrshindernis hatten die Wagen der Linien 60, 61, 91, 92, 51 und tagen sich wohl keine unüberwindlichen Schwierigkeiten entgegen- 57 einen etwa zwanzig Minuten währenden Aufenthalt. stellen würden. Das Betriebspersonal werde eine derartige Maßnahme jedenfalls nur freudig begrüßen.
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Dienstmädchen- Los. Wer Dienstmädchen, werden will, muß wie man zu sagen pflegt ein dickes Fell haben und einen Eine etwas peinliche Testamentsgeschichte hat jüngst den Ber - tüchtigen Puff aushalten können. Ein Dienstmädchen muß fähig liner Magistrat beschäftigt. Im August vorigen Jahres verstarb hier sein, unfreundliche Worte schweigend hinzunehmen, grobe Be das Arbeiter Sch.sche Ehepaar, welches Ende November 1904, also ichimpfungen ohne Widerrede einzustecken, rücksichtslose Schläge wehrlos neun Monate vor seinem Tode, in einem gegenseitigen Testament zu ertragen. Es gibt„ Herrschaften", die es für standesgemäß, halten, je zur Hälfte die Heilandskirchengemeinde und die Stadt Berlin ihrem Dienstmädchen dieses Los zu bereiten. Es gibt andere, die es als Wenn der oben angegebene Termin über die Wahl richtig zu Erben seines etwa 9320 M. betragenden Vermögens eingesetzt Schmach für sich selber ansehen würden, ein Dienstmädchen so zu sein sollte, so trennen uns nur noch acht Wochen von den hatte. Die Eheleute sind nämlich gleichzeitig gestorben, sie haben behandeln. Leider sind diese anderen in der Minderheit. Wo ein Urwahlen. Da drängt sich doch die Frage auf: Was sich bergiftet, und der Magistrat nimmt daher an, daß sie Dienstmädchen an eine Herrschaft" jener erstgenannten Sorte gerät ist das für eine Wirtschaft im Magistrat, die Wähler auch schon bei der Errichtung des Testaments nicht ganz zurech- und nicht die nötige Portion Dickfälligkeit und Stumpfheit mitsieben bolle Monate hinzuziehen und dann ihnen nungsfähig gewesen sind. Die Kirchengemeinde, welcher auch noch bringt, da kommts dann nur zu leicht zu einer jener Dienstbotenzuzumuten, Hals über Kopf ihre wichtigen Staatsbürger- die Pflege der Grabhügel der Erblasser auferlegt war, hat unter tragödien, zu einem Selbstmord eines gequälten Mädchens, der wie rechte zu erledigen. Die Wähler haben ein Recht, zu ver- diefen Umständen auf den Nachlaß verzichtet; das gleiche hat der ein greller Blitz die Lage der Dienstmädchen beleuchtet. In Schöneberg hat am Mittwoch ein Dienstmädchen einen langen, daß ihnen genügend Zeit gegeben wird, ihre Vor- schwächlicher Kinder) zugedachten Erbteils beschlossen, zumal nicht selbstmordversuch gemacht, zu dessen Erklärung ähn bezüglich des der Stadt( zugunsten bedürftiger und bereitungen zu treffen. Diese Vorbereitungen sind, wie jedes weniger als fünf Geschwister des Erblassers vorhanden sind, welche liche Beweggründe angeführt werden. Im Hause Rosen Kind weiß, sehr umfängliche, sie können aber ohne eine vor- sämtlich in sehr dürftigen Verhältnissen leben. Mit Rücksicht auf heimerstraße 36 dient bei dem Kaufmann Joachim ausgegangene amtliche Bekanntmachung nicht erfolgen. Man die Todesursache der Eheleute und die wirtschaftliche Lage der un- seit einigen Monaten ein erst achtzehnjähriges Mädchen Frida H. tomme uns nicht mit der Ausrede, daß die neuen Be- bedacht gebliebenen Geschwister des Mannes beantragt der Magistrat Frau Joachim soll eine sehr reizbare Dame sein, der man manches stimmungen über das Wahlverfahren erst am 1. Oftober in daher bei der Stadtverordnetenversammlung, daß die Stadt zu- zugute halten muß. Daß Frida bei ihr keine beneidenswerte Straft treten. Dieser Umstand hat mit der amtlichen Festsetzung des gunsten der Hinterbliebenen auf ihren Nachlaßanteil Verzicht leiste. Stellung hatte, das war im Hause bekannt. Frida erzählte verschiedenen Personen, sie werde häufig von der gnädigen Frau wegen Wahltermins nichts zu tun. Was ist der Grund dieser geradezu Ein Posadowsky- Haus ist vom Beamten- Bauverein in der geringer Dinge beschimpft und geknufft. Am Mittwoch zeigte unentschuldbaren Verzögerung? Geht es deshalb nicht vom Wollantstraße, an der Berlin - Pankower Grenze, errichtet worden. fie in der Nachmittagsstunde einem Hausbewohner blaue Flecke Fleck, weil sich der zuständige Dezernent Stadtrat Bohm in Es ist jetzt, bis auf unbedeutende Arbeiten, vollendet, so daß an beiden Oberarmen und eine Beule an der Schläfe. Sie ver Ferien befindet? Stockt denn dann gleich die ganze es im nächsten Monat bezogen werden kann. Das stattliche Ge- sicherte, sie sei wieder einmal von Frau J. geschlagen worden, jezt Maschinerie, wenn ein Stadtrat Urlaub nimmt? Es ist doch bäude fast nicht weniger als 105 Wohnungen, ist mithin das aber werde sie sich das Leben nehmen. Sie stieg dann unbemerkt Das zum Boden hinauf, riß dort von ihrer Schürze die Bänder ab, schnürte üblich, daß in einem solchen Falle eine Vertretung eintritt. größte Beamtenwohnhaus in und um Berlin . Oder hat etwa jemand die Vertretung des Dezernenten über- Gebäude iſt drei Etagen hoch und hat eine Straßenfront von sich diese fest um den Hals und legte sich so auf die Dielen, etwa 100 Metern. In der Mitte ist nach der Straße zu ein um den Erstickungstod zu erwarten. Von Frauen, die auf nommen, der von den Dingen keine Ahnung hat und freier Hof hergestellt, in dessen Mitte die Büste des Staatssekretärs dem Boden wuschen, wurde sie aufgefunden, und ein im Hauſe nur stereotyp verfügt: ,, Liegen lassen, bis der Posadowsky Aufstellung gefunden hat. wohnender Gastwirt, der zu Hülfe geholt wurde, löste die Bänder Dezernent vom Urlaub kommt"? Träfe das Tegtere und rief das Mädchen ins Leben zurück. Einstweilen wurde dann zu, dann wäre es am Oberbürgermeister, sich die Frida H. in der Wohnung des Gastwirtes untergebracht, wo der Herren, denen Vertretungen überwiesen werden, besser an nachher hinzugezogene Arzt sie untersuchte und sie bis auf weiteres zusehen. Gewiß mag es, wie für alle Nachlässigkeiten und in Pflege bleiben soll. Bummeleien auch für diese Saumseligkeit Entschuldigungsgründe geben. Und wir begreifen vollkommen: So ein schönes Hühnerjagdwetter hat es noch selten gegeben wie jest." Und da solle einer hinter staubigen Aftenbündeln aushalten?
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Für die Retter von Courrières find beim Oberbürgermeister Kirschner infolge der im März d. J. erlaffenen Aufforderung im ganzen 6910,50 M. Beiträge zu einer Ehrengabe an die bei den Rettungsarbeiten in Courrières beteiligt gewesenen Bergleute eingegangen. Diese Summe, abzüglich 20 M. Kosten, sind nach den Vorschlägen des Bergwerksdirettors Meher zu Herne an die 21 bei den Rettungsarbeiten beteiligten Bergleute unter Berücksichtigung der Dauer ihrer Tätigkeit in Beträgen von 185,63 m. bis 433,40 m.
verteilt worden.
Fremder Besuch. Auf Einladung der Berliner Juristischen Gesellschaft und der Internationalen Vereinigung für vergleichende Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre zu Berlin tritt Anfang Oktober d. J. die Internationale Law- Association in London hier im Gebäude der Handelskammer zu ihrer 23. Tagung zusammen. Der Magistrat hat beschlossen, der Gesellschaft einen festlichen Empfang auf dem Rathause zuteil werden zu lassen, und hat dafür 5000 m. bewilligt.
Zur Abstimmung über den Achtuhrladenschluß. Kriegt Berlin den Achtuhrladenschluß? Von den Nächst. peteiligten, den Ladeninhabern wie den Gehülfen, wird die Antwort auf diese Frage mit Spannung erwartet. Das Ergebnis der Abstimmung, die kürzlich von den Ladeninhabern vorgenommen worden ist, soll ja im September bekannt gegeben werden. Ob das Ergebnis als gültig oder ungültig Bei dieser Gelegenheit wollen wir gleich erwähnen, daß seit anzusehen sei, darüber war von vornherein zwischen den einiger Zeit auch der französische Minister des Innern, Clemenceau , Interessenten ein Streit entbrannt, in dem der Lokal in Berlin weilt, um sich unsere Kunstsammlungen und Museen Anzeiger", wie wir fürzlich zeigten, wieder einmal eine sehr anzusehen. Allzueifrige Journalisten, die ihn interviewen wollten, zweideutige oder eigentlich fast nur noch eindeutige Rolle ließ er abfallen, indem er erklärte, er sei als Privatmann hier und spielte. Aus den Streifen derjenigen Geschäftsinhaber, die wolle unbehindert bleiben. Das war recht! nicht zu den Freunden des Achtuhrladenschlusses gehören, Die Hochbaudeputation war gestern an der Reihe, das VirchowUeber die ganze Anlage bringen wir rührte die Behauptung her, daß bei der Abstimmung nicht Krankenhaus zu besichtigen. alles mit rechten Dingen zugegangen sei, und zum Sprach- einen Bericht, wenn auch endlich die Stadtverordneten - Versammlung die Schöpfung in Augenschein genommen hat. Hoffentlich ladet rohr dieser Gruppe machte sich der„ Lokal- Anzeiger". Für diese Herrschaften verstand es sich von selber, daß Mogeleien, dann der Magistrat auch die Vertreter der Presse ein, die bisher bei solchen Anlässen sehr stiefmütterlich behandelt wurden. wenn sie vorgekommen waren, nur von Freunden des Von der Besichtigung, die am Montag der Kaiser und die Achtuhrladenschlusses, nicht aber von Gegnern dieser Forderung Kaiserin vornahm, wird noch berichtet, daß dieselbe bei der Größe begangen sein konnten. dieser Krantenanstalt per Automobil erfolgte.
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Wir wollen abwarten, was hierzu die amtlichen Ermittelungen ergeben werden. Sollte es aber wider alles Erwarten tatfachlich zu einer Ungültigkeitserklärung kommen, so möchten wir für die dann notwendig werdende zweite Abstimmung an den Ausschuß der bereinigten Ladeninhaber und Gehülfen", der seit Jahren für den Achtuhrladenschluß agitiert, eine dringende Mahnung richten. Dieser Ausschuß hatte an die Ladeninhaber ein Zirkular versandt, das um Abstimmung zu gunsten des Achtuhrladenschlusses ersuchte. Beigelegt waren Stimmfarten für den Achtuhrladenschluß, deren Abholung der Ausschuß versprach. In dem Zirkular stand klar und deutlich: ,, Diese Starte wird in den nächsten Tagen von Ihnen abgeholt werden, und wollen Sie dieselbe daher hierzu gefälligst bereit halten." Und es war ausdrücklich hinzugefügt:„ Eine direkte Zusendung wollen Sie der Kontrolle halber gefälligst nicht vornehmen." Wir vermuten, daß die Freunde des AchtuhrLadenschlusses, die von dieser Stimmkarte Gebrauch machten, wohl zum allergrößten Teil auch den Wunsch des Ausschusses erfüllt haben, die Karte nicht direkt an das Gewerbekommissariat zu senden, sondern sie zur Abholung bereit zu halten. Ist nun aber die versprochene Abholung auch überall erfolgt? Erst nachträglich haben wir Stenntnis davon erhalten, daß die Karten tatsächlich nicht überall abgeholt worden sind. Uns liegen ein paar Karten vor, die bis zum letzten Augenblick ,, bereit gehalten" wurden und schließlich doch nicht abgeholt wurden.
Wer weiß, in wie vielen Fällen sonst noch von Beauftragten des Ausschusses mit gleicher Liederlichkeit verfahren worden ist! Wenn der Ausschuß die Ladeninhaber auffordert, die direkte Absenduna der Stimmfarten zu unterlassen, so hat
Berliner Asylverein für Obdachlose. Im Monat August nächtigten im Männerasy! 21576 Personen, wovon 10730 badeten, im Frauenasyl 4321 Personen, wovon 1137 badeten.
Faule Köpfe. Dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller gingen von zuverlässiger Seite Mit teilungen zu über zweifelhafte Firmen in den Niederlanden und in Griechenland . Für Interessenten liegen diese Mitteilungen im Bureau des Vereins, Jägerstraße 22, in den Geschäftsstunden von 9-1 und 4-7 Uhr zur Einsicht aus.
Welch grober Unfug von Missionspredigern getrieben wird, geht aus einem Schreiben hervor, das eine ältere Witwe kurz nach dem Tode ihres Mannes erhalten hat und das uns erst heute Das Schreiben lautet bollinhaltlich: übermittelt wird.
Ernste Mahnung!
Suche Jesum und Sein Licht, Alles andere hilft Dir nicht!"
Jumitten der Trübsal, die Gott der Herr Ihnen gesandt hat, sendet Ihnen Gott durch mich Trost. Verzagen Sie nicht. Gott unser Bater hat Ihnen diesen Schmerz geschickt, damit Sie Buße tun sollen.
Lassen Sie ab von Ihrem bisherigen sündhaften Lebenswandel und geben Sie Sich ganz Gott hin.
Wittwen und Waisen will der Herr nie verlassen. Aus Erfahrung rate ich Ihnen den Besuch der Evangelisations Verſammlungen im Belt der Deutschen Zelt Mission in Moabit , Levezow- Str: Nähe Hansaplab, tägl. Nachm. 4 Uhr und Abends 8% Uhr. Der berühmte Erweckungspediger Paul leitet diese Versammlungen. Gott läßt hier sichtbare Wunder der Bekehrung geschehen. Viele Männer und Frauen haben hier Trost und Hilfe gefunden. Zu Christus hin, das ist die Hauptsache, sonst gehen Sie ohne Erbarmen in das höllische Feuer auf Ewigkeit. Unser Wissen u. Verstand ist mit Finsternis umhüllet. Denten Sie stets an den plötzlichen Tod!
Frau Joachim erklärt alles, was das Mädchen über sie erzählt hat, für Lüge. Dieselben Angaben hatte aber Frida noch vor ihrem Selbstmordversuch auf der Polizeiwache vorgetragen. Sie hatte nämlich in ihrer Einfalt gemeint, bei der Polizei müffe fie Hülfe und Befreiung ihr einen finden. Aber die Polizei konnte nichts anderes tun als Schutzmann mitgeben, der sie der Herrschaft wieder zuführte. Das gehört aber auch zum Dienstmädchenlos, das ein Dienstmädchen sich erst dann befreien darf, wenn es bereits zum Alleräußersten getommen ist.
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Tragisches Ende einer Revolverspielerei. In der Nacht zum
5. d. M. erschoß sich der im 98. Polizeirevier stationierte Schutzmann Wolf in dem Gartenlokal von Philippsthal , Prenzlauer Allee. Wolf war während seines Patrouillenganges in das genannte Lokal eingekehrt und zeigte den dort anwesenden Gästen die Kontruttion seiner Dienstwaffe. Diese entlud sich hierbei und verlegte leicht einen der anwesenden Gäste. Wolf brachte den Verletzten nach der Unfallstation in der Schönhauser Allee , kehrte dann in das Lokal zurück und schoß sich mit seiner Dienstwaffe in die rechte Schläfe. Der Tod trat auf der Stelle ein.
Beim Rudern ertrunken ist in der Spree zwischen Neptunshain und Sadowa ein etwa 22jähriger junger Mann aus Berlin , dessen Personalien bisher leider nicht festgestalt werden konnten. Am Dienstagnachmittag gegen 5 Uhr unternahmen drei junge Leute in partie auf der Spree und versuchten kurz vor dem Bug eines einem dem Botsverleiher Kulide gehörigen Sahne eine Rudervon Berlin kommenden Vergnügungsdampfers der Stern- Gesellschaft die Fahrtrichtung des großen Fahrzeuges zu kreuzen. Dies gelang den Rudereren aber nicht. Der Dampfer, der nicht so schnell gestoppt werden konnte, rannte das Ruderboot am Hed an und zertrümmerte es vollständig. Die drei Insassen, die durch ihren Leichtsinn den Zusammenstoß herbeigeführt hatten, stürzten in das Wasser. Zwei der Ruderer konnten sich an dem Wrack des Bootes so lange festhalten, bis sie von herbeigeeilten Segelfahrzeugen aufgenommen wurden. Der dritte Insasse aber verschwand in den Fluten und ertrant. Allem Anscheine nach ist der Verunglückte in die Schraube des Dampfers geraten, seine Leiche konnte bisher noch nicht geborgen werden. Die beiden Geretteten hatten sich schleunigst entfernt, so daß ihre Personalien nicht ermittelt werden
fonnten.
Todessturz vom„, historischen Edfenster". Jm alten königlichen Balais, Unter den Linden , hat sich gestern ein bedauerlicher Unglücksfall zugetragen. Der 41 Jahre alte Buzzer Nathan aus der Markusstraße 23 hatte in dem Palais die Fenster gereinigt und als er das" historische Echfenster" von außen säubern wollte, drehte er sich während der Arbeit um, um nach der Straße Unter den Linden hinüberzusehen. Infolge der plöblichen Bewegung verlor er das Gleichgewicht und stürzte rücklings in die Tiefe. Die Leiter, auf der N. gestanden hatte, wurde mitgerissen. N. schlug so unglüd. lich mit dem Kopf auf das Pflaster, daß er bald darauf an den Folgen der erlittenen schweren Verlegungen starb.
Abgestürzt bei Besteigung der Kleinen Zinke ist am Montag Dr. Eduard Hoeber, der Feuilletonredakteur des„ Berliner Tageblatt", er wurde in das Allgemeine Krankenhaus nach Innichen gebracht. Nach einer Version soll er seinen Verlegungen erlegen sein und auch der Verein Berliner Presse versendet schon die Todesanzeige, nach einer anderen Meldung soll sich diese Nachricht nicht bestätigen.
Ein schwerer Straßenbahnunfall ereignete sich Dienstag abend um 46 Uhr vor dem Hause Köpenickerstraße 9. Dort spielte der etwa 11jährige Sohn des Töpfers Zander mit anderen Knaben auf dem Fahrdamm und wollte nach dem gegenüberliegenden Bürgersteige hinüberlaufen. Snabe achtete nicht darauf, daß