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Nr. 213.

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Vorwürts

Berliner Volksblaff.

23. Jahrg.

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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Probleme der Organisation.

Donnerstag, den 13. September 1906.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.

Wilh. Dittmann Frankfurt a. M.

Anpassungen handeln, die den Organismus ständig verändern, rungen an ihre Aktionsfähigkeit, die sich spätestens bei den ohne ihn je größeren Erschütterungen auszuseßen. nächsten Reichstagswahlen in ihrer vollen Intensität und Dieser erstrebenswerte Zustand ist für die Partei noch Wucht zu zeigen haben wird. Deshalb können unsere Freunde nicht vorhanden, er ist auch nicht von heute auf morgen zu in der Partei, die sich das Volkserziehungswesen oder die all­schaffen. Aber er läßt sich vorbereiten durch planmäßige gemeine politische Agitation als spezielles Arbeitsgebiet er­Verbreitung der Erkenntnis des Wesens und der inneren Zu- foren haben, dem Fortschritt auf diesen Gebieten nicht besser Es scheint in der Partei ziemliche Uebereinstimmung sammenhänge aller Organisationsfragen. Es müßte daher die Wege ebnen, als durch nachhaltige Unterstützung der Be­darüber vorhanden zu sein, daß die Verhandlungen über den von der Partei und ihrer obersten Vertretung in diesem strebungen auf Vereinheitlichung und Vervollkommnung Massenstreit und das Volkserziehungswesen dem Mannheimer Sinne gewirkt werden. Das könnte wohl am besten geschehen unserer Organisation, die ja niemals Selbstzweck, sondern Parteitag sein Gepräge verleihen werden. Den zu diesen durch einen herauszugebenden Leitfaden für die Or- immer nur Mittel zum Zweck ist. Möge diese Erkenntnis Fragen gestellten Anträgen wendet sich daher auch das Inter- ganisation, in welchem die Organisationsprayis in auch in Mannheim zum Ausdruck kommen. esse der Parteigenossen in erster Linie zu, während die zu den systematischer und dialektischer Bearbeitung eine grundsätz­übrigen Tagesordnungspunkten vorgebrachten Wünsche und liche Darstellung erfahren müßte, wobei aus dem großen Fonds Anregungen weniger Beachtung finden. Vor lezterem Schick der im ganzen Reiche gesammelten praktischen Organisations­fal dürften im allgemeinen wohl nur diejenigen Anträge noch erfahrungen die notwendigen Illustrationsbeispiele zu ver­bewahrt bleiben, die in einem gewissen inneren Zusammen- wenden wären. Also feine neue Theorie" der Organisation, hange mit den beiden Hauptfragen der Mannheimer Tagung sondern eine theoretische Behandlung der Organisations­stehen. Es sind das außer den Anträgen, welche auf eine fragen unter Zugrundelegung der praktischen Erfahrungen! bessere Fühlung zwischen den Spigen der Partei- und der Ein solcher Leitfaden würde ohne Zweifel vielen Partei- Die Nachrichten, die aus Siedlce bisher eingelaufen sind, Gewerkschaftsbewegung abzielen, die auf innere Kräfti- genossen im Lande, die mit der Leitung einer Parteiorgani- lassen die Größe des Verbrechens, das dort verübt worden ist, gung und Vervollkommnung der Partei- fation betraut worden sind, und aus eigener Erfahrung bis- noch nicht klar erkennen. Die Soldatesta war vorsichtig genug, prganisation gerichteten Anträge. her nicht zu festen Organisationsgrundsäßen gelangen konnten, die unglückliche Stadt von der Außenwelt vollständig abzu­Die in dieser letteren Kategorie der Anträge liegenden schätzbare Dienste leisten, und der Partei nicht minder. Die sperren. Aber eins ergibt sich doch schon aus den bisherigen Forderungen und Tendenzen haben sowohl für die gegen- Abhängigkeit der Parteibewegung von einzelnen Personen Berichten; das System des Mordens ist in ein neues Stadium wärtige Situation der Partei, wie für ihre fernere Ent- wäre an manchen Orten wesentlich geringer und die Einsicht getreten. In Siedlce ist zum erstenmale jener Programm­wickelung eine große Bedeutung. Da es fraglich erscheint, in Organisationsfragen weit allgemeiner verbreitet. punkt des Schwarzen Hunderts" zur Ausführung gelangt,

11.

Die russische Revolution.

Siedlce .

Die Russ. Korresp." schreibt:

ob dieselbe in der Partei allgemein genügend erkannt wird, Bei der enormen Entwickelung, die unserem Organi - der da lautet: wenn eine Stadt oder eine Drtschaft die dürfte es angebracht sein, einmal im Zusammenhange auf fationsleben noch bevorsteht, ist aber neben einem allgemeinen Revolutionäre, die es unter den Bürgern gibt, nicht ausliefert, die sich aufdrängenden organisatorischen Forderungen hinzu- Leitfaden für dasselbe weiter ein ständiges Organ zur In- so wird ein Blutbad unter den Einwohnern angerichtet. weisen. formation und Verständigung notwendig, eine Art Mit- Nachdem sich die Polizei, nachdem sich das Militär under­Unsere Parteiorganisation ist nach ihrer Entstehung eine teilungs- und Verwaltungsblatt, ähnlich wie mögend erwiesen haben, die Revolution einzudämmen, soll nun­durchaus bodenständige, in den lokalen Verhältnissen wur- es sich die Parteiorganisation Groß- Berlins für ihre Zwecke mehr verfahren werden, wie eine Armee in Feindes Land verfährt, zelnde, sie spiegelt diese bis zu einem gewissen Grade wieder geschaffen hat. Die vom Parteivorstand bisher je nach Bedarf wenn dort Zivilisten sich am Kampf beteiligen. In Siedlce ist wirk­und weist daher zunächst recht mannigfaltige Formen auf. versendeten Zirkulare genügen nicht mehr, den inneren lich die Aufforderung an die Bevölkerung ergangen, die Revo­Das war bedingt durch die vielerlei Hindernisse, gegen welche Sonner zwischen den immer zahlreicher werdenden Partei- lutionäre auszuliefern; als die Bevölkerung hierzu begreif­sich die Organisation durchzusehen hatte, vor allem durch die funktionären herzustellen und die stritte Befolgung der aus- licherweise unvermögend war, verfuhr man mit Siedlce , einer Verfolgungen der sozialistengesetzlichen Zeit und das bis an gegebenen Intentionen zu gewährleisten. Durch die Partei- russischen Stadt, als gälte es, für einen Ueberfall in der die Schwelle des zwanzigsten Jahrhunderts aufrechterhaltene presse kann das aus naheliegenden Gründen auch nicht in dem Mandschurei Rache zu nehmen. Daß auch diese Taktik Verbot des Inverbindungtretens für politische Vereine. Erst notwendigen Maße geschehen, so daß sich ganz von selbst die der Reaktion ergebnislos fein wird, ist unzweifelhaft, denn seit diese letztere Schranke gefallen, hat das nie ganz zurück- Forderung eines besonderen, periodisch erscheinenden Organs wenngleich nicht jeder Russe heute Bomben wirft, so ist doch gedämmte Streben nach Zusammenfassung der organi- für diese Zwecke ergibt. fast jeder Russe vom Standpunkte der Reaktion aus ein satorischen Kräfte größere praktische Fortschritte aufzuweisen, Die beiden vorerwähnten Mittel, die Einheitlichkeit im Revolutionär, selbst die Heyden und Llow, die sich weigerten, und jetzt ist die Ueberzeugung von der Notwendigkeit der praktischen Handeln der Partei zu fördern, müßten dann ihre in ein Ministerium Stolypin einzutreten. Das Verbrechen Vereinheitlichung. und 3entralisation Ergänzung finden in der zum Mannheimer Parteitag von bon Siedlce, das ganz nach dem Programm des Schwarzen unserer Organisation endlich Allgemeingut der verschiedenen Seiten beantragten Abhaltung periodischer Hunderts" verlaufen ist, wird neue Attentate zeitigen und die Partei geworden. Die Zentralisation unseres ganzen sozialen& o'n ferenzen der leitenden Parteikreise des Revolution noch blutiger gestalten; und am Ende kann nur Lebens und das allgemeine Wachstum der Partei haben dazu ganzen Reichs. Der eminente Einfluß der gegenseitigen der gewaltsame Zusammenbruch des jetzigen Regimes stehen, das ihrige beigetragen. Die praktischen Folgerungen, welche persönlichen Fühlungnahme und Einwirkung muß mehr als dessen Politit in nichts besteht, als in der brutalen Gewalt­sich aus dieser allgemein gewonnenen Ueberzeugung ergeben, bisher zur Herbeiführung einheitlicher Grundlagen für unsere tätigkeit, in dem Verüben brutalster Greuel. tommen nunmehr zum Teil in jenen Anträgen zum Mann- Aktionen und zur Verständigung über diese selbst benutzt Ueber die Brutalität der Helden" von Siedlce gibt folgendes heimer Parteitag zum Ausdruck, nachdem der vorjährige werden. Die eingangs behandelte Frage der Einführung ein- an den Hülfsverein der deutschen Juden gerichtete Telegramm Parteitag in Jena in dieser Richtung gute Vorarbeit ge- heitlicher Parteilegitimationen, die vom Parteitag nur grund- näheren Aufschluß: leistet hat. säßlich beschlossen werden kann, wäre beispielsweise eine der­Wenn von einer Reihe Parteiorganisationen beantragt jenigen organisatorischen Fragen, die auf einer solchen Kon­wird, einheitliche Parteilegitimationen zur ferenz ihre praktische Lösung finden könnte. Ebenso wäre es Einführung zu bringen, so liegt in dieser alten Forderung mit der notwendigen Verständigung über einheitliche Perioden mehr als das bloße Verlangen nach technischer Vereinfachung für die im Organisationsstatut vorgeschriebene Bericht­und rationellerer Verwaltung, es kommt zugleich der Gedanke erstattung aller Parteikörperschaften, sowie mit der einheit­der Einheit der ganzen Parteiorganisation lichen Handhabung derselben. Die notwendige Einheitlichkeit darin zum Ausdruck. Je mehr unsere örtlichen Organi- und Vollständigkeit dieser Berichterstattungen würde sich sehr sationen wachsen, je stärker und lebendiger wird dieser Ge- bald auch auf das Urmaterial derselben ausdehnen, auf das danke in ihnen, und je mehr schwinden für sie die Möglich- in den örtlichen Organisationen benutzte Verwaltungs­feiten lokaler und sektierischer Abgeschlossenheit. Der nivel- material, und somit würden die Grundlagen geschaffen für die lierende Einfluß des Hinauswachsens unserer Parteibewegung bereits zur brennenden Notwendigkeit gewordenen allge­über die lokalen Grenzen äußert sich naturgemäß schließlich meinen Parteistatistik, deren Vorhandensein eine in praktischen Forderungen zur Vereinheitlichung der Organi- Voraussetzung ist nicht nur für die auch in diesem Jahre zum fation. Als eine solche Forderung erscheint nun die nach einer Parteitag wiederum beantragte Einführung des Proportional­einheitlichen Parteilegitimation. wahlverfahrens für die Parteitagsdelegationen, sondern ganz allgemein für eine systematische Förderung der gesamten Parteibewegung.

"

Das Einheitsstreben wird aber dabei nicht Halt machen, denn so verschieden auch die je nach den örtlichen und zeitlichen Verhältnissen anzuwendenden organisatorischen Mittel sein Ob es notwendig und empfehlenswert ist, zur Unter­müssen, so einheitlich sind doch die allgemeinen Grund stüßung des Parteivorstandes diese Konferenzen schließlich zu fäße, von denen bei unserer Organisation auszugehen ist. einer Art ständigen Partei ausschuß zu erweitern, Leider herrscht darüber in der Partei noch recht viel Unklar- wie es bereits ein für den Mannheimer Parteitag vorliegender heit, und wer für diesen Gedanken eintritt, der wird nicht Antrag fordert, diese Frage dürfte wohl durch die Erfahrungen felten als Bedant" und" Bureaukrat " verschrien, und es der nächsten Jahre ihre beste Beantwortung finden. Darüber gelingt ihm nicht oft, die Gegenseite davon zu überzeugen, aber dürften kaum weitere Erfahrungen notwendig sein, daß daß in dem scheinbaren Chaos wechselnder organisatorischer die Leitung der Partei eine Erweiterung Formen bestimmte Grundsätze zu bewußter Anwendung zu erfahren muß, und daß innerhalb derselben eine bringen find. Daß es sich bei allen unseren Organisations. fyftematische Arbeitsteilung einzuführen ist, fragen im Grunde nur um die sinn und sachgemäße damit die großen und verschiedenartigen Aufgaben, die fort­Uebertragung unserer allgemeinen Ver- gesezt anwachsen, in befriedigender Weise gelöst werden fassungs- und Verwaltungsforderungen können. Es sind ja auch nach dieser Richtung hin Anträge auf das Parteileben handelt, und daß deshalb all die für die Mannheimer Tagung gestellt worden, darunter solche, vielen und scheinbar kleinlichen organisatorischen Einzelfragen die eine regelrechte Einteilung in Verwaltungsressorts mit auf bestimmte Grundsäge zurückgeführt oder von ihnen ab- verantwortlichen Chefs und diesen unterstellten Hülfskräften geleitet werden können, diese Einsicht beginnt sich erst lang- fordern, und in der einen oder anderen Form wird man diesen jam Bahn zu brechen. Bisher ist sie, selbst wenn sie theoretisch Gedanken wohl in die Wirklichkeit umsehen. borhanden gewesen sein sollte, praktisch sehr wenig betätigt So ergeben sich aus der gegenwärtigen Situation der worden; das beweisen die vielen inneren Differenzen bei Re- Partei für ihre Organisationsgestaltung eine ganze Reihe organisationen in der Partei. Wo in der Organisation immer wichtiger praktischer Fragen, die ihrer Lösung harren und das dieser Einsicht gemäß gehandelt wird, dort ist eine eigentliche ganze Organisationsgebilde von der untersten Zelle bis zur Reorganisation niemals nötig, weil die Formen und Mittel obersten Spize in seinem inneren Bestande berühren. Die der Organisation fortdauernd bewußt in Einklang gebracht praktische Inangriffnahme des Volfserziehungswesens wird merden mit den wechselnden und wachsenden Bedürfnissen der unseren Organisationen einen neuen geistigen Inhalt geben Agitation und sonstigen Betätigungsgebiete der Partei; es und ihre Aufgaben wesentlich erweitern, der sich immer mehr fann sich dort immer nur um mehr oder minder unmerkliche zuspigende politische Kampf stellt immer größere Anforde­

Warschau, 11. September. 5. Uhr 6 Min. Noch immer ist es undurchführbar, nach Siedlce durchzukommen, aber durch Ver­gleichung der Mitteilungen Flüchtender ist doch folgendes fest­zustellen: Die Mitteilung, daß wegen eines Schusses auf eine Patrouille am Sonnabend abend der Pogrom begann, scheint wiederum Erfindung zu sein. Schon Freitag befürchtete man in der Stadt Metzeleien. Das arrangierte Blutbad begann in zwei entlegenen und entgegengesetzten Stadtteilen, als auf dem Stadt­turm die rote Laterne erschien. So wird mir von mehreren Personen versichert. Zu mir befreundeten Polen , die flüchteten, fagten Soldaten:" Fürchtet nichts; es ist befohlen, nur Juden niederzumezeln." Die Kanonade gegen jüdische Häuser dauerte die ganze Nacht von Sonnabend auf Sonntag. Sobald die Kanonade nachließ, wurde geplündert. Einer Deputation mit dem Rabbiner an der Spitze, die um Beendigung des Blutbades flehte, erklärte der Kommandant, er werde nicht eher Ruhe tommandieren, bis alle Bundisten der Stadt aus­geliefert seien. Da dieses Verlangen unmöglich erfüllt werden konnte, dauerte das Massakre an, auch Geschüße traten in Aktion; durch sie und auch durch Brandlegung sollen ganze Häuserviertel eingeäschert sein. Flüchtlinge, die ich sprach, und die nur den Anfang des Pogroms miterlebt haben, sprechen von 60 jüdischen Leichen auf der Straße und Hunderten von Verwundeten. Die Toten in den Wohnungen und die Verbrannten in den Häusern lassen sich der Zahl nach nicht bestimmen. Die Panik überträgt fich auf Warschau und auf andere große Städte des Königreichs, da man die Durchführung jenes Programmpunktes des Schwarzen Hundert " erwartet, das von den Bürgerschaften Auslieferung der Revolutionäre, widrigenfalls Mord und Brand gegen die gesamte Bevölkerung, verlangt..

Zwei andere dem Hülfsverein gesandte Telegramme befagen:

Warschau , 12. September. Es ist noch immer unmöglich, nach Siedlce zu kommen. Die Plünderungen scheinen noch anzuhalten; sicher ist, daß die jüdische Bevölkerung gestern furchtbar durch Hunger litt.

Petersburg, 12. September. Aus Regierungskreisen in Siedlce wird bekannt, daß das dortige Ostrolensky- Regiment era klärte, es würde auf die Plünderer schießen. Das Regiment wurde daher aus der Stadt entfernt und durch ein Libausches Regiment ersetzt, das schon in Bialystok seine brutale Roheit erwiesen hatte.(!) Und Wolffs Bureau meldet:

Petersburg , 12. September. Aus den in den heutigen Blättern vorliegenden Drahtmeldungen über die Vorgänge int Siedlce ist zu erwähnen, daß nach Ablauf der zur Auslieferung der Revolutionäre gestellten Frist die Artillerie 12 Kanonenschüsse gegen die Häuser abfeuerte. Viele Juden wurden in ihren Wohnungen ermordet. Eine Abordnung der Bürgerschaft gab vor dem Gouverneur die Erklärung ab, daß die ersten Revolverschüsse nicht von Juden, sondern von Offiziersburschen und Reservisten abgegeben wurden.