Hrrr Dernburg als Kolonialstaatsftlretär. Die Regierung hält <m der Umwandlung des Äolonialamtes in- ein Kolonial- staatssekretariat fest. Einen neuen Beweis dafür liefern die Be- dingungen, unter denen Bankdirektor Dernburg die Leitung des Kolonialamtes übernimmt. Gleich feinem Amtsvorgänger, dem Erb- Prinzen zu Hohenlohe, ist nämlich nach amtlicher Meldung der Bankdirektor Dernburg nicht zum Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes ernannt, sondern»mit der Vertretung des Direktors" dieser Abteilung.beauftragt" worden. Zugleich mit seiner Ernennung ist ihm der Charakter als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat.Exzellenz" beigelegt worden..Diese Charakterisierung pflegt,� wie die.Kreuzztg." ausführt, bekanntlich im Reiche den Staatssekretären zugleich mit ihrer Ernennung zu teil zu werden, während im Reiche wie in Preußen die Ministerial- direktoren und sogar die ihnen vorgesetzten Unterstaatssekretäre erst nach ihrer Bewährung in längerer Dienstzeit mit jener zweithöchsten Rangstufe des Zivildienstes bedacht werden. Es liegt also hinsichtlich aller dieser Beamten eine Ungleichmäßigkeit vor, die unseres Er- achtens, wie gesagt, nur in der obigen Weise unter dem Gesichts- punkte der Vorwegnahme einer für den späteren Staatssekretär be- stimmten Auszeichnung zu erklären ist."— Kolonialkrank? Die Berufung des Bankdirektors Dernburg zum Leiter des Kolonialamts hat den Gesundheitszustand des Reichstags- abgeordneten Paaschs, der bekanntlich nicht nur zweiter Reichstags- Präsident, sondern zugleich Professor der Staatswissdnschasten an der Technischen Hochschule ist, ungünstig beinflußt. Er beabsichtigt des- halb, wie die.Berk. N. Nachr." melden, aus Gesundheits- rücksichte n zum 1. Oktober d. I. in den Ruhestand zu treten.— Doch handelt es sich nur um den Rücktritt von der Professur, nicht etwa vom Abgeordnetenmandat.— Weil der Großhrrzog wieder einmal verreist ist, kann auch jetzt der weimarische Landtag nicht zusammen- treten. Bekanntlich war dies schon Ende dkeseS Frühjahrs der Fall, als der Großherzog in Indien war und der weimarische Landtag bis in den Hochsommer warten mußte, um nach der Rückkehr des Großherzogs zu parlamenteln. Da tauchte die kritische Frage der Landgerichtsgemeinschast zwischen Reuß j. L. und Weimar auf. Die bisher bestandene Harmonie war in die Brüche gegangen. Die Regierungsleute hüben und drüben schmollten. Das Volk_ hüben und drüben verlangte die Beibehaltung der Gemeinschaft. Der weimarische Landtag beschloß ganz unter- tänigst, die weimarische Regierung solle mit. der Regierung vom jüngeren Reußenlande wieder anbändeln. Jetzt erfährt man nun, daß das reußische Ministerium ivohl den Eingang der betreffenden Schreiben bestätigt, sich aber bezüglich der Geneigtheit, den vor- handenen Bruch zu beseitigen, bezw. darüber in weitere Ver- Handlungen einzutreten, ausgeschwiegen hat.— Da nun bereits vom 1. Januar 1907 ab für den Neustädter Kreis andere Gerichts- Verhältnisse geschaffen werden müssen, ist es notwendig, daß die Re- gelung bald vorgenommen wird. Nach der Vorlage wird jedoch der Wunsch des Neustädter Kreises, ein eigenes Landgericht zu erhalten, nicht erfüllt. Der Landtag erhielt vielmehr die alte Vorlage wieder präsentiert. Nun sollte der Landtag in Weimar bereits Anfang bis Mitte September zu seiner l etzten Tagung einberufen werden, um noch diese Angelegenheit zu erledigen. Die Neuwahlen für den nächsten Landtag sind bereits für November ausgeschrieben. Jedoch der Großherzog hat vorige Woche eine Nordlandsreise angetreten und— der Landtag wartet allerunter- tänigst, bis der Großherzog wieder zurückgekehrt ist, um im Oktober zusammenzutreten und dann in Gnaden nach Hause geschickt zu werden.—__... Die„Tippelskirch-Concern". Stuttgart , 11. September. (Eig. Ber.) Ein Leser deS hiesigen.Deutschen Volksblatt" hat dem Abg. Erzberger augenscheinlich Material über die Vergebung der Arzneimittellieserung für die Kolonialverwaltung zukommen lassen. Herr Erzberger hat daraufhin Nachforschungen angestellt und teilt als Ergebnis derselben nunmehr folgendes mit: Das Monopol für alle Arzneimittellieferungen hat die Berliner Oranienapotheke von Dr. Kade, die für die Berechnung ihrer Preise die Preisliste einer anderen Berliner Firma zugrunde legt und zehn Prozent Zuschlag erheben darf. Diese andere Firma ist I. D. R i e d e I. deren Inhaber nach Herrn Erzberger — Kommerzienrat Hecht , Teilhaber von TippelS- kirch u. Co. und Geschäftsfreund des Herrn v. Podbielski ist. Der.Tippelskirch-Concern"� scheint also wirklich bei allen Koloniallieferungen seine Hände im Spiel zu haben.— OrdenSsege». Anläßlich der Manövertage in Schlesien sind an die„loyale" Bevölkerung in reicher Menge metallene Abzeichen, wie auch Titel und Würden verabreicht worden. Die in der„Norddeutschen All- gemeinen Zeitung" veröffentlichte Liste der Dekorierten umfaßt nicht weniger als L'/z Seiten Raum. Nach oberflächlicher Zählung sind es 819'Personen, denen ein mehr oder weniger hervorragendes Zierstück für das Knopfloch beschiedcn wurde. Wie es in einem wohlgeordneten Staatswesen notwendig ist. erhielten Bahnwärter, Schutzleute, Aufseher, Schuldiener usw. ihrem.Stande" entsprechend das Allgemeine Ehrenzeichen, während eine Anzahl Prinzen, Grafen und Barone mit Schwarzen und Roten Adlerorden sich bescheiden mußten.—_ Agrarierschutz. Die Regierung begründet ihre Grenzsperr- maßnahmen gegen die Viehausfuhr aus dem Auslände mit der Notwendigkeit, das seuchenfreie einheimische Vieh vor der Seuchen- einschleppung zu schützen. WaS dieses Argument wert ist,, zeigt ein Ueberblick über die Seuchenverbreitung in Deutschland und seinen Nachbarländern, den die.Deutsche Fleischerzeitung" gibt. Danach waren am 31. August 1906 in Deutschland allein von der Schweine- seuche 1541 Genieinden befallen, in Oesterreich nur 199 Gemeinden. In Bosnien und der Herzegowina waren im Juli dieses Jahres 74 Orte verseucht. Für die Niederlande läßt sich leider die Zahl der Orte nicht angeben, sondern nur die Stückzahl des Viehes; sie betrug ganze 151 Stück. In der Schweiz waren von Stäbchen- rotlauf und Schweineseuche im Juli nur 71 Orte infiziert. Solchen Ziffern gegenüber wagt man zu behaupten, daß Deutsch- land sich absperre, um seinen Viehbestand vor Verseuchung zu schützen. Eher müßte das Ausland Maßregeln treffen, um sich gegen die Verseuchung durch deutsches Vieh zu schützen.— Der Fall Preysing. In Nr. 196 des.Vorwärts" brachten wir die Mitteilung, daß oer Ehrenrat des 1. schweren Reiter-Regiments in München den in die Affäre Preysing verwickelten 25jährigen oanck. jur. Freiherrn Stephan v. Grießenbeck, Gutsherr auf Griehenbeck, für s a t i s s a kti o n s u n fä h i g erklärt hat. Nun kommt aus S ü d- frankreich die Mitteilung, daß der 25jährige Baron plötzlich verstorben ist. Wie die ordnungsliebenden Papiere mitznteilen wissen, soll ein Herzschlag dem Leben des gelehrigen Schülers des unlängst von München wieder abgerufenen preußischen Gesandschafls- BttachöS. Majors Websky, ein Ende gemacht haben. Gegen Baron v. Grießenbeck. dem jungen Vertreter des nieder- bayerischen llradclS, hatte der Staatsamvalt auch ein Verfahren wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels eingeleitet. Bis in die jüngsten Tage hinein wurden die Opfer des jungen Barons beim Untersuchungsrichter als Zeugen vernonimen. Jetzt, nachdem die Untersuchung gegen ihn im vollen Gange war und ihr Abschluß bevorstand, verstand es der Gutsherr auf Grießenbeck.plötzlich zu sterben".... Hoffentlich erleidet dadurch die Untersuchung gegen die übrigen Mitglieder des adeligen Klubs der Harmlosen keine Unterbrechung.— Kaisertage— Hafttage. Die Breslau er„Volkswacht" meldet am Dienstag: Die„Anarchist e n"-Suche nimmt immer weiteren Umfang an. Schon die Tatsache, daß ein Arbeiter den„Freien Arbeiter" liest, genügt, ihn verdächtig zu machen. Auf der Posenerstraße 51 und in der Promnitzstraße 11 haben gestern wieder Haussuchungen stattgefunden, sogar die Ofenlöcher, in und unter den Betten wurde visitiert, natürlich ohne Erfolg. Genosse Kuß wurde von der Arbeit weg zur Polizei sistiert, nach seiner Vernehmung aber wieder ent- lasten.— Hustand. Italien . Ein gemaßregclter Admiral. Rani, 9. September. (Eig. Ber.) Der Vizeadmiral P a l u m b o, Kommandant des 1. See- departements und des Hafens von Spezia, ist ganz plötzlich zur Disposition gestellt worden. Der Offizier befand sich erst seit wenigen Monaten in dieser Stellung und galt bisher als bei den höchsten Stellen gut angeschrieben. Daß er so Plötz- lich an die Luft gesetzt wird, hängt mit einer De- monstration der Marinemaschinisten zusammen, die Ende August in Spezia. stattfand. Die Maschinisten mit Unteroffiziers- rang sind mit ihrer Lage unzufrieden— vor allem, was die Ge- halt- und Urlaubsverhältnisse betrifft. Diese Unzufriedenheit hat ernste Formen angenommen, seitdem die Marineenquete, die die klägliche Läge des ganzen subalternen Personals feststellte, für viele Kategorien l Steuermänner, Elektrotechniker. Personal der Torpedo- böte) Verbesserungen zur Folge hatte, während die Maschs- nisten einfach übergangen wurden. Am 21. August kam es daher zu einer Demonstration vor dem Kommunal- gebäude in Spezia. Dem gemaßregelten Admiral wird nun vor- geworfen, daß er bei dieser Gelegenheit nicht„energisch" vorgegangen sei. Der Admiral nämlich, der wohl wußte, daß die Maschinisten nur allzu gute Gründe zur Demonstration haben, hatte es vor- gezogen, sich den Demonstranten gar nicht zu zeigen! Er hat dafür nun Gelegenheit,„fern von Madrid " darüber nachzudenken, warum er für eine Demonstration büßen soll, deren Ursachen dem Marineminister seit langem bekannt waren und die nur das Ministerium— nicht die Kommandanten der Departements— durch Bewilligung der geforderten Verbesserungen verhindern konnte. Wie es heißt, soll nun. wo das Kind— in diesem Falle die „Disziplin"— ertrunken ist, der Brunnen zugedeckt werden. Es wird mit Dampf an der Ausarbeilung eines Reglements gearbeitet, das die Lage der Maschinisten-Unterosfiziere wesentlich verbessert.— Unter Verbündeten. Rom , 9. September. (Eig. Ber.) Die letzten Wochen haben wieder einige originelle Beweise der „Herzlichkeit" geliefert, die in den Beziehungen zwischen Italien und Ocsterreich-Ungarn , den beiden Verbündeten, eingerissen ist. Die Abhaltung der Seemanöver im Adriatischen Meer ist eine„Freund- schaftsbez'eugung", an die Italien durch Oesterreich nunmehr schon gewöhnt ist. Trotzdem machen diese Manöver alljährlich von neuem bsöes Blut und geben zu Sinnestäuschungen Anlaß, die recht gut in die Sauregurkenzeit passen. In der Nacht vom 3. zum 4. September wurden an der Küste von Anneona bis San Benedetto del Tronto wiederholt starke De- tonationen von der Seeseite gehört— eine oftmals beobachtete akustische Erscheinung, da die Detonationen der an der österreichischen Küste abgegebenen Schüsse sich mit großer Deutlichkeit über den Meeresspiegel fortpflanzen. Da auf der See nichts zu bemerken war. hatte die Phantasie weiten Spielraum, und gleich war die Legende fertig: Oesterreichische Kriegsschiffe fahren mit abgeblendeten Lichtern in italienischen Wassern, um Messungen und Aufnahmen der Mstenbildung(im Dunkeln I) vorzunehmen. Schließlich brachte es die Presse so weit, zu behaupten, ein österreichisches Torpedoboot sei in italienischen Gewässern gefangen und nach Venedig eskortiert worden!— Die Nachricht ist inzwischen dementiert, und obwohl es sich um ein offizielles Dementi handelt, ist doch an seiner Richtigkeit nicht zu zweifeln. Jedenfalls wirft diese periodisch wiederkehrende Phantasie ein Schlaglicht auf die„Herzlichkeit" der Beziehungen der beiden Dreibundmächte.___ Amerika. Vom Einwanderungsverbot. New Dork» 11. September. (Laff.) Der Verband der Cho- risten des Metropolitan-Opernhaufes tut bei den Einwanderungs- behörden Schritte, damit diese auf Grund des Arbeitsvertrags- gesetzes die Landung von 60 europäischen Chormitglicdern, dar- unter 30 Deutschen , verbiete, die von Direktor Conried angeworben wurden und dieser Tage in New Dork eintreffen sollen. Direktor Conried bezeichnet die Chormitglieder als Künstler, so daß sie nicht unter das Einwandcrungsgesetz fallen würden.— )Zus der Partei. Herr Georg Bernhard sendet uns als Erwiderung auf unsere Notiz„Aussichtsrats-Sozialismus" eine spaltenlange„Berichtigung", von der wir, da sie Tatsächliches nicht berichtigt, lediglich zur Kenn- Zeichnung der von diesem Herrn bereits mehrfach belviesenen Un- versrorenheit— erinnert sei nur an sein Verhalten auf und nach dem Dresdener Parteitage— folgende Einleitungsworte zum Ab- druck bringen: Charlottenburg , den 12. Sept. 1906. Herrn HanS Weber. verantwortlichen Redakteur des„Vorwärts" Berlin L�V Lindenstr. 69. Auf Grund des§ 11 deS Preßgesetzes ersuche ich Sie hiermit. in die nächste Nummer deS Vorwärts die nachstehende Be- ricktigung in derselben Schriftart, in der Ihre gegen mich ge- richtete Notiz„Aufsichtsrats-So�ialismuS" gesetzt worden ist und an der gleichen Stelle an der jene Notiz stand zu veröffentlichen. Wir enthalten uns zu dem Beweis seines Parteigefühls, den sich Herr Benihard hier erneut leistet, jeden Kommentars. Zum Parteitag. Eine Parteivers am mlungzu Mainz , die von etwa 250 Genossen besucht war. hörte am Montag ein Referat des Genossen Dr. David, das sich hauptsächlich mit dem Massenstreik befaßte und im wesentlichen mit seinem von uns wiedcrgegebencn Referat auf der hessischen Landeskonferenz übereinstimmte. Nach einer Debatte, in der alle Redner dem Referenten zustimmten, wurde folgende von David eingebrachte Resolution einstimmig an- genommen: „In der Erwägung, daß die sozialdemokratische Partei den Begriff„Revolution" nicht im Sinne des gewaltsamen Umsturzes, sondern im friedlichen Sinne der E n t w i ck e l u n g, d. h. der allmählichen Durchsetzung eines neuen Wirtschaftsprinzips, auf- faßt, lehnt die Mainzer öffentliche Parteiversammlung jede „Revolutionsromantik" ab. Die Versammlung sieht in der Eroberung der politischen Macht nichts anderes als die Eroberung der Mehrheit des Volkes für die Ideen und Forderungen der Sozial- iemokratie; eine Eroberung, die nicht geschehen kann mit gewalt- samen Mitteln, sondern nur durch die Rovolutionierung der Köpfe auf dem Wege der geistigen Propaganda und der praktischen Reformarbeit auf allen Gebieten des politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens. In der Ueberzeugung, daß die Sozialdemokratie weit besser gedeiht bei den gesetzlichen Mitteln als bei den ungesetzlichen und dem Umsturz lehnt die Versammlung die„direkte Massen- a k t i o n" als taktisches Prinzip ab und hält an dem Prinzip der parlamentarischen Reform aktion fest, d. h. sie wünscht, daß die Partei nach wie vor ernstlich bemüht ist, auf dem Wege der Gesetzgebung und der organischen Entwickelung allmählich unsere Ziele zu er- reichen. Die fundamentale Voraussetzung dieser reformatorischen Kampfesmethode ist freilich, daß die Möglichkeit der An- teilnähme der besitzlosen Volks masse an der Gesetzgebung im Reiche und in den Einzelstaaten nicht ver- kürzt, sondern bis zur vollen Gleichberechtigung er- Westert wird. Aus diesem Grunde hält es die Versammlung für ein unbestreitbares Recht der Arbeiterschaft, zur Abwehr von Attentaten auf ihre gesetzlichen Rechte, sowie zur Erringung wei- terer Rechte, wenn alle anderen Mittel versagen, auch die Arbeit für kürzere oder längere Dauer zu verweigern. Da der politische Massenstreik aber nur dann siegreich für die Arbeiterschaft durchgeführt werden kann, wenn er sich in streng gesetzlichen Bahnen hält und seitens der Streikenden kein berechtigter Anlaß zum Eingreifen der bewaffneten Macht geboten wird, so erblickt die Versammlung die einzig notwendige und wirksame Vorbereitung auf den Gebrauch dieses Kampf- mittels in dem weiteren Ausbau der politischen, gcKerkschaftlichen und genossenschaftlichen Organisation. Denn nur dadurch können die Voraussetzungen in der breiten Volksmasse geschaffen werden, die den erfolgreichen Verlauf eines Massenstreiks garantieren: zielbewußte Disziplin und einen geeigneten Wirt» fchaftlichen Rückhalt." Außerdem wurde beschlossen, dem Parteitag folgenden Antrag zu unterbreiten: „Der Parteivorstand soll künftig den Bericht des Vorstandes, der weiblichen Vertraucnsperson und der Reichstagsfraktion, der bisher nur dem„Vorwärts" beilag, künftig in derselben Form sämtlichen Parteiblättern beilegen." Der holländische Parteibor st and hat den Genossen Troelstra zum Mannheimer Parteitag delegiert. Brandenburger Kreiskonfercnz. Eine außerordentliche Generalversammlung des Wahl- kreises Züllichau -Crofsen fand am Sonntag in Sommer- feld statt. Anwesend waren 25 Delegierte, ein Mitglied der Agitationskommission, der Kandidat des Kreises, Genosse Grauer- Lichtenberg und drei Mitglieder des Kreisvorstandes. Den Bericht von der Provinzialkonfcrenz gab Genosse Reinhold Schulz, der Kreisvorsitzende. Die Versammlung stst mit den Beschlüssen ein- verstanden, verlangt aber von der Agitationskommission, daß sie alljährlich Fragebogen herausgibt, um sich über die wirkliche Läge der Bewegung genau zu orientieren. Die Tagesordnung des Parteitages wurde von Grauer ein- gehend besprochen. In der Diskussion sprach Genosse Schulz- Schwiebus über die Maifeier; es müsse für bessere Durchführung der Demonstration gesorgt werden. Krüger- Berlin wünschte, daß der Parteitag eine präzffere Fassung des Beschlusses über die Maifeier vornehme. Genosse Reinhold Schulz wurde sodann als zweiter Delc- gierter zum Mannheimer Parteitag gewählt. Die Konferenz trug den Delegierten auf, dafür zu sorgen, daß der Streit zwischen Partei und Gewerkschaften aufhöre und daß die Maifeier wirksamer und intensiver durch Arbeitsruhe gefeiert werde. Als Vorstandsmitglied zum Verband der sozialdemokratischen Wahlvereine wurde Genosse Reinhold F i e b i g- Schwiebus ge- wählt. Genosse Krüger wünschte, daß der Agitationsverein auch in dem neuen Verbände bestehen bleibe. Genosse S e i k e l von der Agitationskommission meinte, daß es geschehen könne, aber jeder Genosse müsse in dem Wahlkreise organisiert sein, wo er seinen Wohnsitz hat. Genosse Fischbach wünschte Einsetzung von Land- agitationskommissionen in jedem Ortsverein. Genosse F i e b i g gab zum Schluß einen kurzen Kassenbericht vom 24. Juni bis 8. Sep- tember. Die Einnahme betrug 375,51 M., der Bestand ist 157,03 M._ Bin den Organisationen. Einen Parteisekretär wollen die Genossen in D e s s a u anstellen. Die Stelle soll demnächst aus- geschrieben werden. Bon der Parteipresse. Aus der Redaktion des hiesigen bisher noch inoffiziellen Parteiorgans zu M ü h l h a u s e n in Thüringen ist der Genosse S ch i l d ba ch ausgetreten, um die Redaktion des in Nordhausen neugegründeten Parteiorgans zu übernehmen. Auch unter den Besitzern des hiesigen Presseunternchmens ist ein Wechsel eingetreten. Die Genossen Bauer und Sperhake, die vor 3)4 Jahren aus einem verkrachten bürgerlichen Unternehmen das Parteiorgan schufen, haben es an den Genossen Mirkewitz-Charlottcnburg ver- kauft. Da von der vor einiger Zeit stattgcfundenen Kreiskonferen) beschlossen worden ist, das Blatt als Parteiorgan für den Wahlkreis Mühlhausen-Langensalza-Weißensee anzuerkennen, tritt eine Titel- änderung ein. Der bisher geführte ominöse Titel„General- anzeiger ", der aus dem bürgerlichen Unternehmen noch herrührt und aus taktischen Gründen beibehalten wurde, wird dem Titel ..Volksblatt" Platz machen müssen. Auch ist eine Vergrößerung des Organs geplant. Vom 1. Oktober ab wird eS anstatt wie bisher vierseitig, sechsseitig erscheinen. Ueber den Siand der„Frankfurter Volks stimme" erstattete in einer gut besuchten Versammlung die Preßkonnnission Bericht. Die Abonnentenzahl ist iin verflossenen Jahre mn 3000 gestiegen. Seit dem 15. Juni ist ein Abonnentensammlcr in der Stadt Frankfurt tätig, dessen Erfolge zufriedenstellend sind. Er hat nicht nur die Aufgabe, neue Leser zu werben, sondern soll vor allem diejenigen Abonnenten, die in Versammlungen usw. ge- Wonnen wurde», dauernd an das Blatt zu fesseln suchen. Das Strafkonto ist mit sechs Monaten, die Genosse Quint erhielt, und zirka 2600 M. Gerichtskosten und Strafen belastet. Das Gesamt- gcschäft hat einen sehr günstigen Abschluß erreicht. Reichlich 24 000 M. haben sich als Jahresgewinn ergeben; davon wurden 2000 M. der Buchhandlung„Volksstimine". 1000 M. dem Arbeiter- sekretariat und 2000 M. der Agitationskommission überwiesen. Der Rest wird kapitalisiert. ES ist beabsichtigt, für das Unternehmen andere Räumlichkeiten zn beschaffen; in der nächsten Zeit soll mit einem spezialisierten Projekt an die Parteigenossen herangetreten werden. Personalien. An Stelle des Anfang Oktober aus seinem Amte scheidenden Genoffen Dr. David wurde Genosse Landtags- abgeordneter Orb vom Landeskomitee der hessischen Sozialdemo- kratie als Landesselretär gewählt.— Für die neubegründete Stelle eines Parteisekretärs für den Wahlkreis Offenbach-Dieburg wählte der Krcisvorstand den Genosien R i n k- Urberach. polieeUicKes,©crlchtiictica ufwt Einen Prozeß für Stolypin nach Königsbcrger Muster wird Deutschland nun doch nicht erleben. Die Magdeburger „ B o l k s st i m m e" hatte über den russischen Ministerpräsidenten anläßlich der Dumasprenmmg geschrieben:„Der Mann ist reif für die rächende Bombe". Darin erblickte die Magdeburger Staats- anwaltschaft eine Aufforderung zur Begehung einer strafbaren Handlung und leitete ein Strafversahren gegen den verantwortlichen Redakteur ein. Jetzt hat der Erste Staatsanwalt dem Genossen W i t t m a a ck mitgeteilt, daß er die Einstellung des Verfahrens verfügt habe. Redakteurfreuden. Genosse Perner von der„Märkischen Volksstimmc", dessen Uebersiedelung nach Brandenburg wir bereits meldeten, hat gestern eine Gefängnisstrafe von 3 Monaten und 7 Tagen im Gerichtsgefängnis von Sarau angetreten. Drei Monate hat ihm die„Siegcslümmcl"-Notiz eingebracht. Nachdem ihn zwei deutsche Gerichtshöfe freigesprochen hatten, hat die Kottbuser Straf, kammer endlich das wirkliche Recht„von Rechts wegen" gefunden
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