Gehaltserhöhung von 1100 M. und 140 M. auf 1200 M. Grund ychalt und 160 M. Alterszulagen abgelehnt.— In Wald bei Solingen wurde das Grundgehalt um 60 M. erhöht, so daß die Lehrer jetzt mit einem Gehalt von 1450 M. anfangen. Die Alters- Zulagen wurden auf 200 M. erhöht. Die Sätze sind in einer Bürger mcisterkonfernz zustande gekommen, wobei auch der Landrat mib wirkte. Dabei kam zur Sprache, daß die Regierung diese Sätze genehmigen, höhere aber ablehnen würde.— Die Gemeinde Liepe (Brandenburg ) beabsichtigte die Stelle des Hauptlchrers um 400 Mark aufzubessern, d. h. zu seinem Gehalt von 1200 M. sollte er 400 M. Funktionszulage erhalten. Doch die Regierung zu Potsdam hatte es anders beschlossen, sie hat nach der„Eberswalder Ztg." mit- geteilt, daß 200 M. schon mehr als genügend seien, also wird die Funktionszulage nur soviel betragen.— Blaue Bahnen den Streikern. Unser Ludwigshafeuer Parteiblatt, die..Pfalz . Post", ist in der Page, die Meldungen über die Marschbereitschaft der Landauer Garnison anläßlich des Kaiserslauterner Streiks durch genauere Einzelheiten zu ergänzen. Sie schreibt: 60 Mann waren marschbereit. Urlaub gab es nur auf die Dauer von zwei Stunden. Dabei durften die betreffenden Mann- schaften nur die in der Weißcnburger- und in der Xylanderstraße belegenen Wirtschaften besuchen, damit sie im Abberufungsfalle gleich zur Hand gelveseu wären. Scharfe Patronen befanden sich n i cht� in de n Händen der Soldaten, jedoch waren für jeden 60 Stnck zurechtgelegt._ Es scheint, daß die ganze Sache von dem Bezirksamtmann in Kaiserslautern veranlaßt worden ist. Die bürgerliche Presse hatte die ersten Meldungen unseres Parteiblattes für widerlegt erklärt, weil der Bürgermeister von Kaiserslautern erklärt hatte, daß er keinen militärischen Schutz der- langt habe.� Daß bannt nichts gegen die Richtigkeit der Meldung selbst bewiesen war, wußte sie natürlich ganz gut. Aber sie stellte sich dumm, um die unangenehme Tatsache zu vertuschen, daß die Behörden nur allzu bereit sind, den Unternehmern gegen streikende Arbeiter mit Säbel und Schietzgewehr zu Hülfe zu kommen.— Zu viel beweisen will die.Deutsche Tagesztg." in einer Notiz, rn der sie die katholischen Landwirte gegen die„Germania " und die .Köln . Bolkszeitung" aufputschen will, iveil diese Blätter trotz ihrer ticfagrarischeu Färbung sich doch durch den Zwang der Umstände, durch die abermals drohende Fleischteuerung genötigt sahen, die Regierung höchst gelinde zur O e f f n u» g der Grenzen für das Auslandsvieh aufzufordern. Das Oertel-Blatt, das nicht, wie die Zentrumsblätter, auf städtische Wähler Rücksicht zu nehmen braucht, fährt die„Germania " also an: 9 .... Die„Germania " könnte wissen und hat sich früher auch dahin geäußert, daß die Oeffnung der Grenzen, selbst wenn sie möglich wäre, keine wesentliche und dauernde Verbilligung, sondern wahrscheinlich indirekt eine weitere Steige- rung� der Fleischpreise zur Folge haben würde. Sie könnte auch wissen, daß die Länder, die für eine Fleischausfuhr nach Deutschland in Betracht kommen können. entweder so verseucht sind, daß die Einsuhr nicht gestattet werden kann, oder selbst teure Viehpreise haben, oder überhaupt nichts aus- führen können, weil sie selbst unter einem gewissen Viehmangel leiden...." Weshalb sind denn nun'ne Herren Agrarier so sehr gegen die Oeffnung der Grenzen, wenn doch kein Vieh vom Auslande herein- gebracht werden kann, wie die„Deutsche Tageszeitung" beiveist? Etwa weil sie befürchten, daß die Oeffnung indirekt eine weitere Steigerung der Fleischpreise bringen würde? Das heißt doch zu Viel Glauben von Israel verlangen!— Der Bierkrieg in Leipzig . Eine neue Wendung ist in dem Bierkriege in Leipzig ein- getreten. In der vorigen Woche fanden Unterhandlungen zwischen den Brauereien, den Gastwirten und dem Aktionsausschuß der sozial- demokratischen Partei statt. Dort erklärten die Brauereien, daß der Kamps der Arbeiter ihnen und den Gastwirten sehr schwere Wunden geschlagen habe und leider noch tiefere Wunden schlagen werde; es läge ihnen deshalb am Frieden. Sie wollten deshalb den bei ihnen beschäftigten Brauerei- und Transport- arbeitern sofort eine Lohnerhöhung gewähren und sofort eine Tarifrevision zum Vorteil der Arbeiter vornehmen. Aber von der Erhöhung von 2 Mark pro Hektoliter könnten sie nicht herabgehen. Darauf erwiderten die Vertreter der in Betracht kommenden beiden Gewerkschaften:„Die Lohnerhöhung, die durch die gestiegenen Lebensmittelpreise längst nötig ist und so wie so bald hätte kommen müssen, akzeptieren wir gern, aber niemals geben wir zu. daß unsere Lohnerhöhung das Kompensationsobjekt für die Beendigung des Bierkrieges sein soll." Die Brauereivertreter erklärten darauf, sie wüßten wohl, daß die Arbeiterschaft im Bierkriege noch nicht alle Schrauben an- gezogen habe, aber auch die Brauereien hätten noch nicht alle Trümpfe ausgespielt. lieber das Resultat dieser Verhandlungen, das am Sonntag- vormittag der Parteiversammlung des 12. und 13. sächsischen ReichstagswahlkreiseS mitgeteilt wurde, beschloß die Versammlung, den Kampf in verschärfter Form fortzusetzen, wenn die Brauereien nicht eine Mark heruntergehen und die Gastwirte nicht ein Glas Bier zu 14 Pf., zwei GlaS Bier zu 27 Pf. verkaufen wollen.— , Huöland. Ungarn . Bon der Kurienfchmach. Budapest , 18. September.<B. H. ) Das Mandat des einzigen Bauernsozialisten im ungarischen Reichstage, Andreas Achim, wurde gestern von der Kurie annulliert. Achinr lvurde zur Zahlung von 8600 Kronen Spesen verurteilt und ihm das passive Wahlrecht für die Dauer eines Jahres abgesprochen.„Begründet" wird das Er- kenntnis damit, daß Achim in dem von ihm redigierten Blatte gegen die besitzende Klaffe aufgereizt habe. Obwohl die Nachricht aus Ungarn kommt, wird man ab- Zarten müssen, ob die Bauernkurie tatsächlich so infam gehandelt hat, wie es die obige Meldung andeutet.— Schweiz . Wie eS bei der Ausweisung unseres Genossen Hauth im Schöße der Züricher Kantonsregirrung zuging. Zürich , 14. September. (Eig. Ber.) In der letzten Kantons- ratssitzung hatte unser Genosse Heußner in seiner Rede u. a. auch ausgeführt, daß man in der Züricher Regierung anfänglich über die Ausweisung des Genossen Hauth nicht einig gciveien war. Nachträglich ist nun das„Volksrecht" in der Lage, näheres darüber mitzuteilen, wie es in der betreffenden Sitzung der Regierung zu- gegangen ist. Es schildert die Vorgänge folgendermaßen: „In der ersten Abstimmung hat der Rcgierungsrat Nichteintreten auf den Antrag der Polizeidirektion beschloffen. Für Eintreten stimmten die Rcgiernngsräte Kern und Nägeli. dagegen stimmten Bleuler. Lutz und Ernst. Der Regierungsrat Stößel stimmte überhaupt nicht, und Negierungsrat Locher enthielt sich ebenfalls der Abstimmung. Regierungsrat Locher schien wenigstens bei der ersten Abstimmung der richtigen Ansicht zu sein, daß es sich nicht gezieme, daß er an der Abstimmung teilnehme, weil man seine Stellungnahme gegen Hauth jedenfalls als einen persönlichen Akt empfunden hätte. Die Abstimmung war zu Ende und was geschieht? Regiernngs- rat Locher tritt auf, der ehemalige Redakteur des demokratischen Landboten", der Biograph des VolksmanneS Ziegler. der ehemalige Zentralpräsident des GrütlivereinS. der große TonhallevolkSredner vom Schlofferstreik, der Doktor bonoris causa der Universität Zürich , der ehemalige Lerkünder christlicher Menschenliebe, und erklärt, er habe nun geglaubt, die Sache sei schon erledigt. Es sei doch etwas Unerhörtes, daß der Regierungsrat Nichteintreten auf die Aus- Weisung Hauths beschlossen habe. Er wendet mm seine ganze Beredsamkeit auf, um die Ausweisung zu veranlassen, es gelingt ihm auch, für seinen Wiedererwägungsantrag die Regierungsräte Bleuler und Lutz zu gewinnen, und in der zweiten Abstimmung wird die Ausweisung Hauths nur gegen die Stimme Ernsts be schlössen. Dr. Stößel als Präsident stiinmte nicht. Man hat bisher behauptet, Hauth sei ausgewiesen worden, weil er dem Kanton gefährlich sei. Wir wissen aber, daß die Ausweisung von Reporter Frei aus persönlichen Gründen inszeniert wurde. Die endliche Ausweisung Hauths ist dem Hauth persönlich nicht gut- gesinnten Regierungsrat Locher zuzuschreiben. Haben dabei sachliche oder in der Hauptsache persönliche Motive eine Rolle gespielt?" Herr Locher hat danach eine fast unglaubliche Wandlung von links nach rechts, vom entschiedensten Demokraten und Arbeiterfreund zum entschiedensten Reaktionär und Arbeiterseind durchgemacht. Herr Locher ist nebenbei auch der berühmte Vater des berühmten Polizeioberleutnants Locher, der kürzlich wegen Beschimpfung und Nötigung gegen das Ehepaar Stephany gerichtlich verurteilt wurde und der den Anarchisten Holzmanu in feig brutaler Weise mit dem Gummischlauch in der Gefängniszelle schwer mißhandelte. Eine feine Familie— die Dynastie Locher!— Man weiß jetzt auch, wer der Regierungsrat war, der den Re porter Frei als Strohmann für die Ausweisung Hauths ge- brauchte, es war der Regierungsrat Kern, ein früherer Herrenbauer, der zu solcher„staatsmännischen" Hinlertreppenpolitik immerhin noch die nötige geistige Befähigung besitzt.— Frankreich . Das Sonntagsruhegesetz und die Eisenbahner. Das neue französische Gesetz über die wöchentliche Arbeitsruhe Hai die Eisen bahnangestellten ganz unberücksichtigt gelassen. Folgedessen ist unter diesen eine Bewegung entstanden, die auf die Erweiterung des Gesetzes abzielt. Bisher haben nur die Lokomotivführer und-Heizer einen freien Tag innerhalb 10 Tagen, das übrige Zugspersonal dagegen nur zwei freie Tage, die Streckcnbeamten und ein Teil der Bahnhofsbediensteten einen freien Tag im Monat! Es ist ganz absurd, daß die Bahnangestellten, für die man noch früher als für die anderen Arbeiter eine Ruhepause für nötig ge halten hat, jetzt schlechter gestellt sein sollen als die übrigen Arbeiter. Der Arbeitsminister hat sich nun bereit erklärt, die Vor teile des Sonntagsruhegesetzes auch den Eisenbahnern zugutekommen zu lassen. Doch ist noch nicht bestimmt, ob das im Berordnungs w e g e oder dnrcki die Gesetzgebung bewirkt werden soll. Jedenfalls sind die französischen Eisenbahner bemüht, der Energie der Sozialpolitiker im Ministerium nachzuhelfen. England. Ein Urteil über den Trade-Unions-Kongreß. London , 16. September. (Eig. Ber.) Die„Justice" Pom 13. September gibt über den Liverpooler Kongreß ein interessames Urteil wieder, das James Haslam, einer der alten, liberalen Gewerkschaftsführer, für ein bürgerliches Blatt geschrieben hat. Haslam sagt: „Der Kongreß zeigt den Aufmarsch der Demokratie; man kann da den Fortschritt sehen, den diese Männer der Spindel, des Web- stuhls, der Kohlengrube und des Ladentisches machen, obwohl sie jedes Jahr fast dieselben Dinge diskutieren. Aber jedes Jahr sieht man deutlicher die Richtung, nach welcher diese Männer sich bewegen.. Und die Richtung ist die des Sozialismus. Seit mehreren Jahren hat der sozialistische Flügel an Boden gewonnen und auf den liberalen und konservativen Arbeiter einen Einfluß ausgeübt durch Argumente, die er jetzt als unerschütterlich betrachtet. Die Delegierten des Kon- gresses werden beeinflußt nicht sowohl durch das, was auf dem Kongreß vorgeht, als durch die sozialistischen Versammlungen, die abends nach den Kongreßverhandlungen abgehalten werden. Ja, den Puls der Kongreßdelegierten kann man am besten erst nach dem Kongresse fühlen; da kann man die Richtung am besten erkennen, und diese geht zum Sozialismus.... Scheinbar sind die Re- solutionen des Kongresses weniger sozialistisch als früher; man resolviert nicht mehr die Vergesellschaftung der Produktionsmittel aber das Ziel wird nichtsdestoweniger realisiert, und die Sozialisten verfehlen nie, es dem Kongresse zu erklären. Auf dem soeben ge- schlossenen Kongresse wurde eine Resolution angenommen, die die Arbeiterabgeordneten auffordert, eine Vorlage, betreffend die Ver- staatlichung der Eisenbahnen, Kanäle und Minen, einzubringen. Nun, Sie werden fragen: Sind denn diese Leute ernst zu nehmen, wenn sie so etwas verlangen? Gewiß sind sie ernst zu nehmen. Das ist es ja eben. was Sie zu fürchten haben. Es ist da über das Wahre und Falsche nicht mehr zu bis' kutieren. Diese Leute denken revolutionär, und ihre ganz» Arbeit geht darauf hin, ihren Kollegen dieselbe Ueber- zeugung beizubringen... Der Ernst dieser Leute wird jetzt zum mächtigsten Faktor in der britischen Politik. Als man sich die letzte Woche in der St. Georgs-Halle(wo der Kongreß tagte) befand, konnte man empfinden, daß diese Leute zu fürchten sind; denn sie sind ernst, sehr ernst." Haslam erklärt sodann, daß große Uneinigkeit in der Arbeiter Partei herrsche: daö sozialistische und das»ichtsozialistische Element kämpfen um die Oberhand. Dieser Kampf sei zwar auf dem Kongresse nicht sichtbar gewesen, aber wenn man mit den ver- schiedenen Delegierten zusammenkomme, so höre man von nichts anderem als von der Alternative: Niederlage oder Sieg der Sozialisten innerhalb der Arbeiterpartei. Wenn nun die eigentliche Arbeit der Delegierten außerhalb des Kongresses vor sich gehe, was nütze denn der Kongreß? Bis jetzt sei er tatsächlich von geringem praktischen Nutzen gewesen. Jetzt aber, wo 33 bis 40 Arbeiter- abgeordnete im Parlamente sitzen, gewinnen die Resolntionen an Aktualität.„Die Resolutionen des Kongresses, über die sich die Presse lustig machte, sollen nunmehr in Gesetzesvorlagen um- gewandelt werden."— Holland . Amsterdam , 17. Sept. 1906. Demonstration für das allgemeine Wahlrecht. Am Sonntag hielt das holländische Proletariat seine jährliche Demonstration für das allgemeine Wahlrecht, diesmal in der Haupt- stadt Amsterdam . Aus kleinem Anfang, von jJahr zu Jahr wachsend, hat die Forderung der holländischen Arbeiterschaft, für die das organisierte Proletariat an ihrer Spitze kämpft, sich zu einer groß- artigen, ausschließlich proletarischen Klassenbewegung entwickelt. Die Demonstration vom letzten Sonntag ist die größte politische Kundgebung, die Holland je erlebt hatr Nachmittags 1 Uhr wurde ein Meeting auf dem ziemlich weit von Amsterdam gelegenen Terrain„Oud Roscnburgh" abgehalten. Mehr als 700 Vereine (gegen 300 im vorigen Jahre zu Utrecht ) waren ver- treten durch 1100 Abgeordnete, die insgesamt 60 000 Ar- beiter repräsentierten. Am Meeting selber nahmen 13 000 Personen teil. Es sprachen die Genossen I. A. van Zulphen. H. Spiekman , I. A. Bergmeyer, H. Gorter , I. F. Tyhof, Frau H. Roland-Holst. A. H. Gerhard. P. I. Troelstra , M. Mendels, N. van Hinte und H. I. I. EichelShcim. Sie beleuchteten die Bedeutung des Tages, speziell vom proletarisch-sozialdemokratischen Standpunkte, während die Frauenrechtlerin Frau Th. Häver den Nachdruck auf das Frauen- Wahlrecht legte. Von den vertretenen Vereinen sind besonders zu erwähnen: der Verband der Ma rin e- S o l d a t en, die dieies Jahr zum erstenmal dem Beispiele der schon früher vertretenen Marine- M a t r.o s e n folgten. Die Vertreter dieser beiden Organisationen nahmen in Uniform am Meeting und an dem sich anschließenden Umzug durch einen Teil von Amsterdam mir 40 bezw. 25 Mann teil und erregten begreifliches Aufsehen. Ferner sind zu nennen die Verbände der Eisenbahner, Volksschullehrer, Gemeindearbeiter und der Verein der deutschen Küfer zu Amsterdam . Aus der Provinz waren viele Teilnehmer außer mit den regel- mäßigen Gelegenheiten in Extrazügen und-Dampfern gekommen. So aus Enschedü und Umgegend 800 Mann, aus Rotterdam , Dord- recht 1000 Mann, aus Leiden 300 Mann usw. Nachdem daS Meeting trotz eines Regenschauers ausgezeichnet beendet war, fand ein imposanter Umzug durch Amsterdam statt. Mit den mehr als 400 Fahnen, Bannern und Inschriften der Arbeiter- vereine und unter klingendem Spiele machte die Demonstratio» einen tiefen Eindruck auf die Tausende, die längs seines Weges den Zug begrüßten. Auch an der herrschenden Klasse wird diese Demon- stration nicht spurlos vorübergegangen sein. Norwegen . Die Wahlen. Kristiania , 18. September. (W. T. B.) Bei den Storthing- Wahlen, für die noch eine Stichwahl nätig ist, sind bisher ge« wählt worden 67 Mitglieder der Linken, von denen 37 als re- gierungsfreundlich angesehen werden, 44 der Sammlungspartei angehören und 11 Sozialisten sind. Die Regierungsparteien werden demnach im neuen Storthing 81 Mitglieder zählen. Dem Rorsk Telegrambyran zufolge ist die Lage zurzeit noch etwas unklar; erst nach Zusammentritt des Storthing wird sich herausstellen, ob die Regierung die Majorität besitzt und wie groß diese ist. Es ist nämlich nicht ausgeschlossen, daß die Linke, die im neuen Storthing sich in der Mehrheit befindet, ein ausschließlich links stehendes Ministerium verlangen wird.— Etos der Partei. Partei und Gewerkschaften. Im Heft 31 der„Neuen Zeit' schreibt Genosse F l e i tz n e r- Dresden über Klassenkampf und Massenstreik. Am Schlüsse sagt er: Bei dieser Gelegenheit sei mir eine mehr persönliche Bemerkung gestattet. Eine Stelle meines früheren Artikels in der„Neuen Zeit" über„Partei und Gewerkschaft" hat es besonders auch denen an- getan, die mit der Lupe nach hochverräterischen Stellen gegen die Gewerkschaften in den Kritiken suchen, wie der Staatsanwalt in einem sozialdemokratischen Blatte. Ich schrieb damals— übrigens ganz beiläufig:„Das Ueberwuchern der Unterstiitzungseinrich- hingen... benachteiligt auch die Partei, weil die notwendig sehr in die Höhe getriebenen Gewerkschaftssteuern vielen Arbeitern die Zahlung von Parteibeiträgen sehr erschweren. Beim schlechtbezahlten Arbeiter spielen eben auch Groschen eine Rolle."(„Reue Zeit", XXIII. 2. S. 701.) Ich habe damit lediglich eine Wahrheit, eine Tatsache festgestellt, die mir(auch nachdem ich den Satz geschrieben) wiederholt bei der Agitation begegnet ist. Kein Wort von dem, was ich schrieb, habe ich zurückzunehmen! Was man mir als Schlußfolgerung unter« st e l l t e, habe ich nie gewollt und nie vertreten. Ich habe diese Tatsache nur nebenher als eine jener unvermeidlichen Begleit- erscheinungen der Gewerkschaftsentwickelung erwähnt, die uns zeigen, daß wir durch Aufklärungsarbeit die Gewerkschaftsmitglieder für die sozialdemokratische Partei interessieren müssen, und daß die Gewerk- schaftslciter dabei mitzuhelfen haben, unvermeidliche ungünstige Einflüsse auf die Partei nach Möglichkeit zu paralysieren. Wenn man selbst fortwährend als Agitator in großen und kleinen Gewerk- schaftSversammlungen für hohe Beiträge eingetreten ist, dann muten einen solche Unterstellungen überempfindlicher Gewerkschaftsführer fast komisch an._ Vom Fortschritt der Presse. Die„Fränkische Tagespost" zu Nürnberg gibt über die Zunahme ihrer Abonnentenschast folgende erfreuliche Statistik. Der Abonnentenstand erhöhte sich im Januar 1906 um 186 Exemplare . Februar„„ 164„ , März,, 78„ , April. 191 . Mai„. 360 . Juni„. 679 . Juli„„ 372 „ August, 338 vom 1. bis 10. September_„_ ,, 712„_ vom 1. Jan. bis 10. Sept. zus. um 32S2 Exemplare. Die höchste Steigerung ist vom 1. bis 10. September zu ver» zeichnen, die richtige Antwort der Nürnberger Arbeiterschaft auf die jämmerliche Haltung der bürgerlichen Presse zur Polizeischlacht auf dem St. Peter. Unser nordbayerisches Parteiblatt hofft mit dem Schluß des Jahres melde» zu können, daß es die 20 000 er- reicht hat._ Bon den Organisationen. In Nürnberg ist neben dem an anderer Stelle gemeldeten Wachsen der Abonnentenschar der .Fränkischen Tagespost" auch ein starkes Wachsen der Mitgliedschaft des sozialdemokratischen Vereins zu konstatieren. Seit dem Beginn des Geschäftsjahres(1. Juli) hat der sozialdemo- kratische Verein folgende Neuaufnahmen zu verzeichnen: Im Juli....... 234 Mitglieder „ August...... 251„ Vom 1. bis 15. September 215 Insgesamt also 720 Neuaufnahmen seit dem 1. Juli d. I. Die Nürnberger Genossen hoffen in Bälde das erste Zehn» tausend an Mitgliedern zu erreichen. In Hannover hat der sozialdemokratische Verein diese Mitgliederzahl inzwischen schon erreicht und überschritten. Ein sozialdemokratischer Bürgermeister. In P f o r t e n bei Gera wählte der sozialdemokratische Gemeinderat den Genossen Schuhmacher Franke zum Bürgermeister. Verständigung in Forst. Die„Märkische Volksstimme" meldet unterm 17. September: Eine kombinierte Vorständesitzung des Wahlvereins Sora«- Forst, die am gestrigen Sonntag hier stattfand, be- schäftigte sich eingehend mit den eingelegten Protesten gegen die Mandate zur Provinzialkonferenz und zum Parteitage. Nach langer, sehr lebhafter Debatte wurde folgende vom Zentralvorstande vorgeschlagene Resolution einstimmig angenommen: „Der Genosse Kara nimmt hiermit seine Aeußerung gegen den Genossen Buder zurück und will seine Worte dahin verstanden wissen,„daß der Genosse Buder in Forst bei der Mehrheit keine Sympathie besitze und er des- halb den Vorschlag nicht vertreten könnte".— Des ferneren ver- pflichten sich die anwesenden Vorstandsmitglieder des Kreises Sorau -Forst dahin zu wirken, daß nun sämtliche Proteste in der „Volksstimme" zurückgezogen werden und der Zentralvorstand, sowie sämtliche Beschlüsse der Kreiskonferenz in Gassen zu Recht bestehen." Der Sitzung wohnten als Vertreter der Agitationskommission die Genoffen Zucht und Schuster aus Berlin bei. Durch Urabstimmung haben die Stuttgarter Genossen diesmal zum erstenmal ihre Parteitagsdelegierten gewählt. Es wurden 1256 Stimmen abgegeben. Personalien. Ans der Redaktion des„ V o l k s b l a t t S f ü> Halle" ist der Genosse Felke ausgeschieden, um als zweiter Ärbeitersekretär nach Stuttgart zu gehen. In der Redaktion der Dortmunder „Arbeiter- Zeitung " findet demnächst ein Personenwechsel statt, da Genosse S t ü ck l e n mit Rücksicht auf seine parlamentarische Tätigkeit seine Stelle gekündigt hat. An Stelle Stücklens wird Genosse Haenisch wieder ,n die Redaktion der„Arbeiterzeitung" eintreten, die er vor- dem schon fünf Jahre leitete, bis er am 1. Oktober 1903 nach Leipzig übersiedelte. polizeilich es» gerichtliches ukvv. Vom Straftonto der Presse. Genosse Zander von der Frank- urter. B.o lks sti mm e" wurde zu 60 M. Geldstrase verurteilt, weil er in Nr. 103 der„Volksstimme" am 4. Mai ein Gedicht von Leon Holly, das die Konfiskation der Mainummer der.Breslauer Volkswacht" und die Verhaftung des Redakteurs zur Folge hatte, während der Dauer der Beschlagnahme abdruckte. Die Beschlag- nähme wurde später aufgehoben. Der Abdruck aber während der Dauer der Beschlagnahme war ein Bergehen gegen das Preßgesetz.
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