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Wegen dieser scheußlichen Vorgänge waren die genannten Ober- maate, der Oberheizer, sowie ein weiterer Obermaat, der als Zu- schauer beteiligt gewesen, ferner drei Heizer, die sich bei der wüsten Szene im Heizraum am meisten hervorgetan, im August dieses Jahres von dem Kriegsgericht der 1. Marineinspektion abgeurteilt worden. Die direkt beteiligten Unteroffiziere erhielten vier bis sechs Monate, der vierte sechs Wochen Gefängnis; gegen den Oberfeuermeisters- maat Brüning sowie den Obermaschinistcnmaat Mannske wurde außerdem auf Degradation erkannt. Die Heizer kamen mit einigen Wochen Gefängnis davon. Obwohl diese Strafen in Anbetracht der Schwere der Mißhandlungen, sowie der von den Angeklagten dabei an den Tag gelegten geradezu viehischen Gesinnung gewiß als außer- ordentlich milde zu bezeichnen waren, legten die Obermaate Berufung ein. Das Oberkriegsgericht gab dieser nur insoweit statt, als es die Strafe des nicht direkt an den Mißhandlungen beteiligten Unter- offiziers wegen seiner sonst ausgezeichneten Führung auf vier Wochen Mittelarrest ermäßigte. Die übrigen Berufungen wurden glatt verworfen. Was aus dem Opfer der Schindereien ge- worden ist, wurde in der Verhandlung nicht erwähnt. Der Polnische Schulstreik zeitigt seltsame Blüten. In einer jüngst in Kosten abgehaltenen polnischen Versammlung ermahnte der Propst� Dr. Jucynski feine fromme» polnischen Schäflein zum energischen Widerstand gegen die Erteilung des Religionsunterrichts in deutscher Sprache und legte dann vor den Versammelten folgendes feierliche Gelöbnis ab: »Ich von meiner Seite gelobe zu Gott dem Allwissenden wnd vor Euch, ihr Eltern, gelobe ich. daß ich niemals erlauben werde, daß meine Kinder an dem deutschen   Religionsunter- richt teilnehmen und in deutscher Spracbe das Vaterunser beten werden. Ich glaube, daß ein solches Gelöbnis und ein solcher Eid Gott   wohlgefällig ist, und daß der allgütige Gott zur Er- füllung dieses Gelöbnisses und zur Ausführung dieses Eides mir seinen allmächtigen Beistand gewähren wird." Es ist bekanntlich keine Seltenheit, daß trotz des Zölibats Pröpste, ja sogar Bischöfe und Kardinäle Kinder haben. Doch so öffentlich wie Herr Jucynski sprechen sie gewöhnlich von ihren Sprößlingen nicht. Uebrigens befindet sich der Herr in bezug auf fem Erziehungsrecht im Irrtum; außereheliche Erzeuger besitzen nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch dieses Recht nicht. Tie Grenzen auf! Gera  , 24. September. Die Regierungen der thüringischen Staaten werden gemeinsam den Reichskanzler zur Ocsfnung der Grenzen zur Linderung der Viehnoi auffordern! Versammlungsrechtskenntnis in Jnsterburg. Wegen Beleidigung eines Polizeibeamten wurde Genosse Linde aus K önigsberg am 2l. September vom Schöffengericht in Jnsterburg zu einem Monat Ge- f ä n g n i s verurteilt. Am 1. Juli sollte zu Jnsterburg eine öffentliche Partei- Versammlung stattfinden. Als sie eröffnet werden sollte, erklärte der überwachende Polizeiinspektor, die anwesenden Frauen müßten entfernt werden, da sie an politischen Parteiversaminluugen nicht teilnehmen dürften. Genosse Linde, der als Referent erschienen war, machte den Beamten auf seinen Irrtum aufmerksam. Der Beamte schenkte der Belehrung kein Gehör, sondern löste die noch gar nicht eröffnete, stark besuchte Versammlung auf Er ver- langte sogar, daß auch die neben dem Saal liegenden Restaurations- räume geleert würden. Dagegen protestierten natürlich die Genossen. es entstand eine gewisse Ausregung und Genosse Linde gab bei dieser Gelegenheit dem Polizeiinspektor unverblümt zu verstehen, daß er die Gesetze nicht kenne. Darob fühlte sich der Herr beleidigt. In der Verhandlung vor dem Schöffengericht zu Jnsterburg stellte auch das Gericht sich auf de» Standpunkt, der Polizei- inspektor sei in seinem vollen Recht gewesen, die Ver- sammlung aufzulösen, weil Frauen anwesend waren. Denn wenn auch in der Einladung und in der polizeilichen Anmeldung die Ver- sammlung als eine öffentliche bezeichnet worden fei, so sei sie doch in Wirklichkeit eine Vereinsversammlung gewesen. Denn aus der Tagesordnung gehe hervor, daß die Vcrsammlungsbesuchcr auf­gefordert werden sollten, dem sozialdemokratischen Verein beizutreten, daAufnahme von Mitgliedern zum sozial- demokratischen Berein Jnsterburgs" vorgesehen worden sei. Der Angeklagte bestand in seiner Verteidigung darauf, daß die Auflösung ungesetzlich war. Durch Aufnahme von Mitgliedern für einen Verein in einer öffentlichen Versammlung werde dieses noch keine Vereinsversammlung. Solche Aufforderung geschehe in fast allen öffentlichen Versamnilungeu. In Vereinsversammlungen, wo fast nur Mitglieder anwesend seien, habe sie ja gar keinen Sinn. In ganz Deiltschland sei solch eine GcsetzeSauSlegung wie in Jnster­burg bisher nicht vorgekommen. Das Gericht ging in seinem Urteil noch über den Antrag des Staatsanwalts, der die angebliche Beleidigung mit zwei Wochen Gefängnis gesühnt wissen wollte, hinaus. Gegen das merkwürdige Urteil wird natürlich Berufung eingelegt. Zweierlei Mast. Wie hoch die Glaubwürdigkeit der zweifelhaften Elemente. wenn es sich um Arbeitswillige handelt, angeschlagen wird, während ehrenwerte Streikende als völlig unglaubwürdig angesehen werden, davon lieferte eine Landgerichtsverhandlung in Dresden   wieder einmal einen recht drastischen Beweis. Anläßlich der Metallarbeiter-Aussperrung in Dresden   soll der Schleifer B. am 2l. April d. I. dem Arbeitswilligen Grimm gegen- über den Versuch gemacht haben, ihn zur Nicderlegung der Arbeit zu veranlassen. Der Arbeitswillige verließ am genannten Tage die Fabrik, wobei er von B. und zwei Streikposten getroffen wurde. Alle vier gingen nun ein Stück zusammen, und die drei redeten dem Arbeitswilligen zu, sich den Streikenden anzuschließen; sie sagten ihm, daß er nach der Aussperrung ja doch wieder entlassen werden würde. Darauf erfolgte gegen B. eine Anklage, und er wurde vom Schöffengericht zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Gegen dieses Urteil legte er Berufung ein, und die Sache kam jetzt vor das Landgericht. In der Schöfscngerichtsverhandlung sowohl als auch vor dem Landgericht behauptete nun der Arbeitswillige, B. habe ihm gedroht, er werde dafür sorgen, daß er nach der Aus- spcrrung entlassen und sein Name in derMetallarbeiter-Zeitung" bekannt gemacht würde! Auch habe B. zu ihm gesagt, daß er(B.) schon vorbestraft sei und es ihm daher auf eine Geldstrafe nicht ankomme. Von dem Angeklagten und von den beiden Zeugen wird all das ganz entschieden bestritten. Sie stellen alle Aeußerungcn des Grimm als erfunden und erlogen hin. Vor allen Dingen ist B. noch gar nicht vorbestraft, folglich die betreffende Aeußcrung purer Unsinn. Der Arbeitswillige blieb bei seinen Behauptungen, mutzte aber schließlich zugeben, daß er es nur so aufgefaßt und es sich so gedacht habe. Grimms Glaubwürdigkeit wird ins rechte Licht gerückt durch die Feststellung, daß er aus drei Betrieben wegen Unregelmäßigkeiten" hat entlassen werden müssen und wegen eines ähnlichen Vergehens mit zwei Monaten Gefängnis bestraft ist. Der Arbeitswillige wird trotzdem vereidigt, während die beiden anderen Zeugen unvereidigt bleiben, obgleich beide vollständig ein- wandfreie Personen sind und sich noch nichts haben zuschulden kommen lassen! Das Gericht verwarf die Berufung mit der Begründung, daß man die beiden Entlastungszeugen als unglaubwürdig be- trachtet habe, während dem Arbeitswilligen völlige Glaub- Würdigkeit beizumessen sei! Dieses Verfahren des Gerichtshofes spricht für sich selbst und es wird von der gesamten Arbeiterschaft gebührend eingeschätzt werden.-- Her mit katholischen Unterhosen! In einem bayerischen Zentrums- blatt, derAugsburger Postzeitung", findet sich ein Schmerzensschrei einer durch ein protestantisches Hemd bedrückten katholischen Seele. ES wird darin gejammert, daß die Stadt Speyer   trotz der 12 000 Katholiken keinen einzigen katholischen Kaufmann habe, bei dem wirklich katholische Unterhosen und echt katholische Kinder- windeln gekauft werden könnten. Es wird zur Niederlassung eines katholischen Kaufmanns aufgefordert, damit in Zukunft katholische Jungfrauen nicht mehr protestantische Unterröcke zu tragen und echt katholische Männer ihre mit gut katholischem Schnupftabak verschmierten Nasen nicht mehr an protestantischen Schnupftüchern abzuwischen brauchen. Milde Strafe. Der Feldwebel Albert Hohnisch der 4. Kompagnie des Jnfanterie-RegimentS Nr. 16 in Mülheim am Rhein   halte sich vor dem Kriegsgericht in Düsseldorf   wegen Mißhandlung und vorschriftswidriger Behand- lung Untergebener zu verantworten. Durch Zeugen wurde festgestellt, daß der Angeklagte die Soldaten mit der Säbel- scheide gegen die Beine stieß und ins Gesicht schlug. Von seinen Vorgesetzten wurde ihm ein gutes Zeugnis ausgestellt, dabei wurde aber betont, daß der Feldwebel ein ausgeregter Mensch sei. Das Gericht nahm das als Milderungsgrund an nnd verurteilte den Angeklagten zu nur vier Wochen gelinden Arrest. Kuslancl. Schweiz  . Absinthverbot. Laiisamie, 23. September. Die Bewohner des Kantons Waadt  verwarfen mit 22 530 gegen 15 676 Stimmen einen Initiativantrag auf Beseitigung des erst kürzlich erlassenen Gesetzes, welches den Kleinverkauf von Absinth   im Kanton verbietet. Das Absinthverbot bleibt also bestehen. Eine Jnitiativbewegung für die Ausdehnung dieses Verbotes auf die ganze Schweiz   ist gegenwärtig im Gange und findet in der deutschen   Schweiz   lebhaften Anklang. Spanien  . Madrid  , 24. September.  (B. H.  ) Der Prozeß gegen die Attentäter vom 31. Mai ist auf die erste Januarwoche verschoben worden. Amerika  . Keine Jntevcntion? Havanna  , 24. September.  (B. H.  ) Die amerikanischen   Dele- gierten hatten eine Konferenz mit zwanzig Führern der Revolutio- näre, wobei ein Uebcreinkommen getroffen wurde, einen Ausschuß von sieben Mitgliedern zu wählen und diesen mit den nötigen Voll- machten zu versehen, damit er die Insurgenten bei der Konferenz mit den Rcgierungsdelegiertcn vertrete. Die Revolutionäre haben dem amerikanischen   Kriegsminister Taft versprochen, sich den Be- schlüssen dieses Ausschusses zu unterwerfen. Man glaubt nunmehr, daß eine bewaffnete amerikanische   Intervention sich erübrigen werde. Parteitag der sozialdemokratischen Partei Deutschlands   zu Mannheim  . (Telegraphischer Bericht.) Erster Berhandlungstag. Montag, den 24. September 1906. Vormittagssitzung. Um 9 Uhr eröffnet Singer die Verhandlungen und teilt init, daß als Vertreter ausländischer Bruderparteien folgende Genossen erschienen sind: A. R a p p a p o r t für die Larti socialiste; Georg Mans für die belgische Arbeiterpartei; F r a n z F i s ch e r für die Redaktion desPeuple  "; Eduard An seele für die Redaktion desVooruit"; Josef W a u t e r s für die Lütticher Ge- werkschasten; Ca mille Hu ysmans für das Jnter- nationale Sozialistische   Bureau; Ernst Söderberg für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei   in Schweden  ; I g n a z R o t t e r, Warschau  , für die polnische sozialistische Partei <P. P. S.); I. B. A s k e w für die Social-Dcmokratic Federation, England; Adelheid Popp  - Wien   für die sozialdemokratischen Frauen Oesterreichs  ; Anton Hueber  - Wien   und Anton Schäfer für die Parteivertretung der deutschen  Sozialdemokratie Oesterreichs  . Singer: Die Genossen sind uns herzlich willkommen, wir wissen die Ehre zu schätzen, die Sie uns durch Ihren Besuch erwiesen hoben und wir hoffen, daß Sie aus unseren Verhandlungen die Ueberzeugung mitnehmen, daß die deutsche Sozialdemokratie, wenn sie auch in dieser Woche ihre eigenen Geschäfte erledigt, doch niemals das Gefühl der Solidarität und der Brüderlichkeit gegen die Arbeiter- Parteien aller Länder vergessen wird. Mit besonderer Genugtuung haben wir in diesem Jahre den Besuch unserer Brüder vom Aus- lande zu verzeichnen. Allüberall in der Welt weht die Sturm- sahne der revolutionären Bewegung. In Rußland   wird die Bewegung hoffentlich das Volk aus den Banden des Zarismus befreien. Wenn wir aus den Kampf in Rußland   blicken, wenn wir sehen, wie unsere Brüder in Frankreich   sich geeinigt haben zum gemeinsamen Vorgehen, wenn wir uns vergegenwärtigen, wie unsere Brüder in Oesterreich   im Kampfe stehen nnd uns dabei klar machen, daß dieser Kamvf, der hoffentlich den Arbeitern das wahre Recht bringen wird, wesentlich ein Werk unserer Genossen ist, dann dürfen wir mit um so größerer Freude sie unter uns begrüßen. Ebenso erfüllt es uns mit hoher Genugtuung, daß der Vertreter der russischen Partei unter uns weilt. Alle die Genossen und die Parteien, die mit uns gemeinsam dem Kampf um die Befreiung des Proletariats führen. Sie alle begrüße ich. wir drücken Ihnen freudig die Hand und heißen Sie herzlich willkommen.(Lebhafter Beifall.) Huysmans  -Brüssel  : Werte Genossen! Es war mir eine sehr große Freude, als Mit- glied der Kommission des internationalen Bureaus nach Mannheim  kommen zu dürfen und Sie zu begrüßen, umsomehr, als ich mit dem Parteivorstand einige provisorische Maßregeln besprechen muß über die Organisation des internationalen Kongresses in Stuttgart  . Die Blicke aller angeschlossenen sozialistischen  Parteien sind heute aus Mannheim   gerichtet, weil die deutsche Partei in der neuen Internationalen die Musterorgani- sation bildet. Das Proletariat hat verstanden, daß es eine nationale Politik haben muß, aber auch eine internationale Politik. Darum ist es notwendig, daß mehr und mehr diese inter  - nationale Politik des Proletariats an Realität gewinnt. Die Geschichte der internationalen Kongresse kennen Sie ja und wie das internationale Bureau fungiert, wissen Sie auch, und Sie wissen auch, daß es in den letzten Jahren vieles verwirklicht hat. Sie wissen, was wir getan haben am 22. Januar. Sie wissen auch, daß eine Resolution angenommen wurde von dem Genossen B a i l l a n t, welche Bezug hat auf die Kriegstreibereien der internationalen Bourgeoisie. Genossen! Die sozialistische Lage ist heute gekennzeichnet. bei den verschiedenen angeschlossenen Parteien durch stelige Ausbreitung und auch durch feste Vereinigung. Stelige Aus- breitung wie in Norwegen   und bei den letzten Wählet» in Dänemark  und hoffentlich auch bei den nächsten Wahlen in Oesterreich  . In Frankreich   hat das Proletariat die Resolution des Amsterdamer Kongresses verwirklicht, und auf diesem Wege marschieren auch die Genossen aus Bulgarien   und auch die Genossen aus England, welche diese Woche eine Proposition zur Einigung an das Sekretariat einschickten.(Lebhafter Beifall.) Auch in den Vereinigten Staaten  wird dies geplant. Und wir hoffen,� daß der internationale Kongreß in Stuttgart   denselben Einfluß auf diese Partei haben wird, wie der internationale Kongreß in Amsterdam   auf die Genossen in Frankreich  . Das größte Ereignis in den letzten Monaten ist der langsame aber sichere Zusammenbruch des Zarismus und, wie uns schon Marx sagte, je mehr der Zarismus zurückweicht, desto mehr herrscht in Europa  , auch Deutschland   inbegriffen, die Freiheit. (Beifall.) Dies danken wir den russischen   Genossen, welche gezeigt haben, wie sich theoretische Bildung mit der Aktion vereinigen kann. Zu diesem Resultat haben auch die deutschen   Genossen mitgewirkt durch die reichliche Unterstützung der russischen   Revolution. Sie sind so ein Muster gewesen für die ganze Internationale. Auch die belgischen Genossen haben mich ersucht, Ihnen ein Wort über die spezielle Lage ihres Landes zu sagen. Die belgische politische Gruppe, die Gewerkschaften und Genossenschaften bilden nur eine Partei und darum wird über ihr Verhältnis zu ein- ander in unserem Lande nur akademisch gestritten, weil die politische Gruppe sich auf die gewerkschaftliche Arbeiterorganisation stützt und weil die Gewerkschaften die Notwendigkeit einer politischen Aktion einsehen und keiner doppelten politischen Organisation benötigen. Man hat gesagt, wir sind stärker als politische Organisation als wie als gewerkschaftliche Organisation. Dies ist Wahrheit. Aber es wird nicht mehr lange dauern: je mehr unsere politische Organisation entwickelt ist, desto mehr wird sich auch die belgische Gewerkschaft entwickeln und stärken müssen. Wir haben das 1894 gesehen. Die Bürgerlichen haben begriffen, daß sie sich auch organisieren müssen und sperrten uns so auf eine Zeit lang den politischen Weg. Aber nun hat die Arbeiterklasse verstanden, daß es auch noch einen anderen Weg gibt. und entwickelt sich auf dem gewerkschaftlichem Wege. So haben sich bereits 50 Proz. der belgischen Bergarbeiter organisiert. Von den Metallarbeitern mehr als 40 Proz. Das ist eine sehr erfreuliche Erscheinung, und so werden die belgischen Genossen weiter vorwärtsschreiten. Das Proletariat Belgiens  geht vom politischen zum gewerkschaftlichem Weg über, um- gekehrt ist eS in England. Wenn auch in den letzten Jahren viele Elemente aus unserer Organisation aus- getreten sind, so hat sich dieselbe doch wieder durch tüchtige, gesinnungstrcue Elemente verstärkt. Die Zahl ist dieselbe geblieben, aber die Organisation ist stärker geworden, was das proletarische Klassenbewußtsein angeht. Gestern noch war die französische   Nation die älteste und schönste Tochter der römischen Kirche. Müssen wir Dreesbach glauben, so hat die Heimat Luthers  diese wenig ehrenvolle Rolle übernommen. Aber hat die römische Kirche ihre älteste Tochter verloren, so hat die rote Internationale ihre älteste und schönste Tochter behalten und das ist und bleibt die deutsche Sozialdemokratie,(Lebhafter Beifall.) Hüber-Wicn: Im Auftrage der deutschen   Sozialdemokratie Oesterreichs  , deren Parteivertretung ich als Gewerkichaflssckretär angehöre, erlaube ich mir, Sie herzlich zu begrüßen. Gestatten Sie, daß ich im Namen der von unserer Parteiorganisation hierher- delegierten Genossen in ivenigen Worten die Empfindung unserer brüderlichen Solidarität zum Ausdruck bringe. Wir Oesterreicher   haben ein Jahr heißer Kämpfe hinter uns. und\ nur die Anspannung aller Kräfte des politisch und gewerkschaftlich organisierten Proletariats vermochte den Erfolg zu erringen. daß unser mehr als zwanzigjähriger Kampf um das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht heute zwar noch nicht abgeschlossen ist, aber nicht mehr verloren werden kann. In wenigen Wochen, so hoffen wir. wird das alte, kulturwidrige Privilcgienparlament Oesterreichs   für alle Zeiten beseitigt sein(Bravo  !) und wir werden ein Parlament auf deniokratischer Grundlage haben, so wie Sie im Deutschen   Reiche es schon lange besitzen. Wir wissen. Genossen, daß Sie den Kämpfen des österreichischen Proletariats mit größter Freude folgen, daß Sie den Fortschritt würdigen werden, den die Sozialdemokratie Oesterreichs   ausnützen wird, um den proletarischen Klassenkampf auf allen Gebiete» der Politik und Gewerkschaft zu führen. Wir unsererseits sind ja gewohnt, an allem teil zu nehnien, was unsere deutsche Bruderpartei, die uns in so vielen Dingen Vorgängerin und Lehrmeisterin war, betrifft und so verfolgen wir mit regstem Interesse die Arbeiten des Parteitages. Wir wünschen herzlich, daß die Ver- Handlungen dieses Parteitages dazu führen mögen, die schwierigen Aufgaben, die bei den glänzenden Fortschritten der deutschen   Sozial- demokratie unvermeidlich innner neu erwachsen, zu lösen, zu lösen im Interesse der Sozialdemokratie, im Jntercffe des organisierten Prole- tariats aller Länder. ES lebe die deutsche, es lebe die internatio- nale Sozialdemokratie!(Lebhaftes Bravo!) ASkew- London   überbringt die herzlichen Grüße und Glück- wünsche der englischen Parteigenossen.(Bravo l) Rappaport- Paris: Werte Genossen! Ich habe den ehrenvollen Auftrag. Sie im Namen der französischen   sozialistischen   Partei hier aus das ivärmste zu begrüßen. Die Einigung der französischen   Genossen hat uns bereits schöne Siege gebracht: Während der letzten Monate hat sich die Zahl der Parteimitglieder ver- doppelt. Es könnte scheinen, als ob die französische   Partei unter lingemein günstigeren Verhältnissen kämpft als die Sozia- listischen Parteien mancher anderen Länder. Steht doch an der Spitze der Regierung ein Minister des Innern, der sich unlängst in einer großen politischen Rede zum sozialistischen Ideal bekannte. Dies Bekenntnis verhinderte freilich nicht, daß der Demokrat Clemenceau   gegen streikende Arbeiter Soldaten aus- schickte. An der Seite dieses Ministers haben wir einen sehr geschickten ehemaligen Genossen, den Kultusminister B r i a n d. Ich will gegen den ehemaligen Genossen nichts Schlechtes sagen, aber er wird selbst zugeben müssen, daß er als Minister den Generalstreik nur mit bezug aus seine eigene Person verwirklichen kann.(Heiterkeit.) Man darf auch nicht vergessen, daß die Regierung C l e m e n c e a u s und B r i a n d s dem Henkerregime in Rußland  die Millionen bewilligt hat.(Sehr richtig!) Sogar die vorhergehende Regierung hatte ein gleich nnverschämtes Attentat auf die französischen   Taschen aus einfacher Klugheit und nationalem Selbsterhaltungstrieb mit Entschiedenheit zurückgewiesen. Die fran- zösische Partei steht jetzt im offenen Kampfe mit dieser bürgerlichen Doinokratie. 13 Jahre nach dem deutschen   Reichstag hat auch die französische   Kammer eine Zukunftsstaatsdebatte gehabt, und sie ist noch nicht beendet. Ich begrüße Sie nochmals herzlichst. Wenn einmal deutsche Gründlichkeit mit französischer Schlagscrtigkeit sich zur rechten Stunde vereinigen werden, dann gibt es in der Welt einen guten Klang. Es lebe die internationale siegreiche Sozial- demokratie.(Lebhafter Beifall.) Sorderbcrg-Stockholm überbringt die Grüße der Sozialdemo- kratie Schwedens  . Ich bin gern nach Mannheim   gekommen, denn wir Schweden   sehen innner auf die deutsche   Partei, um von ihr zu lernen. Auch in Schweden   werden die sozialdemokratischen Ideen mehr und mehr von den Arbeitern erfaßt. Ich danke Ihnen herzlichst für die Einladung.(Beifall.) Jgnaz Rottcr-Warschau: ES ist daS erstemal, daß die polnisch-sozialistische Partei die Mög­lichkeit hat, Sie auf einem Parteitage zu begrüßen. Ich fühle die Ehre und Wichtigkeit dieser von mir zu erfüllenden Mission. Ich komme aus einem Lande, in dem die bliltrünstigsten Maßregeln der Regierung in schärfster Form zur Anwendung kommen, aber trotzdem ist dort das Proletariat, nicht nur das städtische, sondern auch das ländliche, am meisten revolutioniert worden; die Wogen der Revolution gingen bei ihnen am höchsten. Wir hatten an, 23. August ein eigen- artiges Jubiläum zu begehen. Am 23. August vorigen Jahres wurde über Warschau   der Kriegszustand verhängt, um nach kurzer Zeit aus- gehoben, ahcr dann wieder von neuem in immer schärferer Form verhängt zu werden. Die Resultate dieser Maßnahmen sind wunderbar. unsere«»Hängerschar, die vor Verhängung des Kriegszustandes kaum nach Tausenden zählte, zählt heute nach Millionen. Während wir früher froh waren, daß unser Zentralorgan monatlich einmal erscheinen koiinte, gaben wir das Blatt während des Kriegszustandes vier Monate hindurch täglich heraus, und heute er- scheint es mindestens dreimal wöchentlich. Ungezählt sind dabei die KreiSorgane und die Broschüren, die täglich von uns herausgegeben werden. Heute sind«vir nicht mehr daraus angewiesen, unsere Flugblätter im Auslände drucken zu lassen, heute haben wir eine Spezial-Preßfreiheit: wir drucken was wir wollen und unser Zentral«