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Br. 224. 23. Jahrgang. 3. Beilage des 3. Beilage des Vorwärts Vorwärts" Berliner Volksblatt. Mittwoch, 26. September 1906.

Konferenz

der sozialdemokratischen Frauen.

Zweiter Verhandlungstag.

notwendig, weil diese Verpflichtung nur besteht auf Grund der sich die Dinge aber so entwickelt, daß seit einem Jahre etwa der Gesindeordnung und wenn diese aufgehoben wird, so ist eigentlich Verein der Hausangestellten ganz in unsere Hände gekommen ist. | diese Verpflichtung auch aufgehoben. Der Zusatz wäre also eigentlich Eine Genossin ist die Redakteurin des Vereinsorgans, und auch überhaupt überflüssig, aber aus agitatorischen Gründen befürworte die Geschäftsführung wird von einer Genossin übernommen werden. ich doch, ihn beizubehalten. Die Dienstboten selber waren es, die verlangten, daß die Bewegung ganz und gar in unsere Hände übergehe. Die Herrschaften im bürgerliche Damen, die im Vorstand saßen, haben ihr Amt nieder­Verein haben auch bereits die Fahnenflucht ergriffen. Zwei veröffentlicht wurde, rührt vom Verein der Hausangestellten her; gelegt. Der Musterdienstvertrag, der jüngst in der Gleichheit" Braun irrt sich also, der Berliner   Dienstbotenverein ist nicht mehr Genosse Stadthagen   hat ihn dann durchgearbeitet. Frau Lilh in bürgerlichen Händen.( Beifall.)

Was die in Punkt 3 geforderte sinngemäße Anwendung der möchte ich erklären, daß ich darunter verstehe, daß für die Dienst­boten auch eine Mittagspause verlangt wird. Bestimmungen über Arbeitszeit und Arbeitsdauer" anlangt, so Gerade das müssen wir vor allem verurteilen, daß die Dienstboten ( Eehr richtig!) Die Zeit der Mittagspause muß sich natürlich nach den Gepflogen­von morgens früh bis abends spät im Haushalt arbeiten müssen. heiten des betreffenden Haushalts richten, jedenfalls muß sie aber im Anschluß an das Mittagsbrot eintreten. Wenn man behauptet, das sei heute undurchführbar, so weise ich darauf hin, daß so gut wie die wirtschaftlichen Grundlagen des Gesellschaftslebens einer fort­währenden Revolutionierung unterworfen sind, auch die Umgestal­tung des Hauswesens fortschreitet. In anderen Ländern, wie in Amerika   und Australien  , sind unsere Forderungen längst durch geführt und allgemeine Praris. So wie die Dienstmädchen heute in bezug auf ihre Rechte nicht mehr Hausgenossinnen sind, sondern Arbeiterinnen, so wollen wir, daß sie auch in bezug auf ihre Pflichten mehr und mehr gewerbliche Arbeiterinnen werden.( Sehr richtig!) Ich hoffe, daß Sie alle mit mir einverstanden sind, daß die Resolution so gemeint ist.( Zustimmung.)

was die Genossin Grünberg in ihrem Schlußsat als Pflicht für die Die Kölner   Genoffinnen könnten sich damit zufrieden geben, Genossinnen im allgemeinen ausgesprochen hat und sollten ihren Antrag zurückziehen. Wenn wir in Bildungsvereinen unsere For derungen vertreten, wird es den Behörden leicht werden, die Vereine zu politischen zu stempeln und zu verbieten.( Sehr wahr!) Ebenso bitte ich den Antrag aus Bremen   zurückzuziehen. Die Regelung der Stellenvermittelung muß nach den örtlichen Verhält­nissen geregelt werden. Das läßt sich nicht generalisieren. Es muß der Initiative der Genofsinnen an den einzelnen Orten überlassen bleiben, in bestmöglichster Weise in dem Sinne zu wirken, wie cs hier ausgesprochen ist.

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wie es sich mit unseren politischen und gewerkschaftlichen Auf­Frau Lily Braun   fragt in einer persönlichen Bemerkung an, fassungen vereinbaren lasse, daß eine Parteigenossin sich in einen Vorstand hincindelegieren laffe, in dem bürgerliche Damen fäßen. es wäre nüßlich, zu wissen, ob überhaupt noch Herrschaften dem Berliner   Verein der Hausangestellten angehörten. In einem nach gewerkschaftlichen Grundsätzen geleiteten Verein seien Herrschaften überhaupt nicht zu brauchen.( Zustimmung.)

lich alle.( Sehr richtig!) Seitdem die Leitung des Berliner   Ber­Frau Zieg: Auf diesem Standpunkt stehen wir selbstverständ­eins in unseren Händen liegt, wird auf dieses Ziel hingearbeitet. Weil die Bewegung ursprünglich in bürgerlichen Händen lag, ist es aber auf dem besten Wege, und gewerkschaftliche Grundsätze werden nicht möglich, alles mit einem Schlage umzumodeln. Wir sind in der Praxis und auch im Statut des Berliner   Vereins ihren Ausdruck finden.( Bravo  !)

Das Schlußwort erhält die Referentin

Um 9 Uhr eröffnet Genossin 3ettin die Verhandlungen wieder mit der Mitteilung, daß als Vertreterin der Schweizer  Parteigenossinnen die Arbeitersekretärin in Bern  , Genossin Margarete Faas- Hardegger  , eingetroffen ist. Genossin& a as: Ich überbringe Euch die Grüße der schweizerischen gewerkschaftlich organisierten Arbeiter und besonders des schweizerischen Arbeiterinnenverbandes. Ich komme aus dem Lande der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, wo in den Straßen die Polizei die Leute schlägt und in den Gefängnissen ge­prügelt wird. Ich komme aus dem Lande der Preßzfreiheit, aus dem man die Redakteure ausweist. Ich komme aus dem Lande, wo man bei aller Meinungsfreiheit die Genossen verhaftet, die wir als Referenten bestellen, so wie man die Genossin Ballabanoff verhaftet und ausgewiesen hat. Ich komme aus dem Lande, wo man die Genossinnen einsperrt, die Flugblätter verteilen. Ich komme aus dem Lande, wo wir in dem vortrefflichen 9jährigen Schulunterricht noch Ruhm und Macht des Vaterlandes von Herzen lieben können, weil wir noch große Illusionen haben. Aber ich komme aus diesem Lande, Genossinnen, um Euch zu sagen, daß wir im Begriff sind, diese Illusionen zu verlieren.( Bravo  !) Und gerade die Arbeiterinnenbewegung in der Schweiz   blüht auf. Vor zwei Jahren haben wir unseren vor mehr denn zwei Jahrzehnten von der Genossin Zetkin   gegründeten Verband reorganisiert und die Organisation hat seitdem ständig zugenommen. Wir haben mit Sprachschwierigkeiten zu kämpfen, die Ihr in diesem Maße lebhafte Interesse der Genoffinnen an dieser Frage und den Wunsch Fräulein Grünberg Nürnberg  : Die reiche Diskussion hat das nicht kennt, wir haben französische, italienische und deutsche gezeigt, noch viel Praktisches für diese wichtige Aufgabe zu lernen. Sektionen und wollen jetzt unsere junge Zeitung auch französisch mit dem Antrage auf Ginsegung einer Kommission machen sich die Herausgeben. So sind die Schweizer   Arbeiterinnen im Begriff zu Kölner   Genojjinnen die Sache zu schwer. In der ersten öffentlichen erkennen, in welch große Lüge man sie bisher verstrickt hat. Kein Dienstbotenversammlung wird aus den Dienstboten selbst eine Kom­Land in Europa   hat mehr ein Recht auf die Illusion, am wenigsten aber hat irgendwo die Frau das Recht. Und darum wird wahr­mission gewählt, die dann nach Gründung des Vereins auch die Ich weise noch darauf hin, daß demnächst von der Gleichheit" Vorstandsgeschäfte übernimmt. In München   haben die Mitglieder scheinlich die Frau auch am vaterlandslosesten sein, wenn sie erst ein Vertrag veröffentlicht werden wird, der das ausspricht, was wir des Frauen und Mädchenbildungsvereins die ganze Agitations­einmal zu erkennen angefangen hat. Deshalb bitte ich Euch, den Dienstboten nur empfehlen fönnen, bet Abschließung von Ver- arbeit für die Diensibotenbewegung geleistet. So kann es auch an unseren Gruß entgegenzunehmen. Wir haben uns Euch zu Vorträgen mit den Herrschaften als Minimum zu verlangen. Der anderen Orten geschehen, im einzelnen aber können wir den bildern genommen und sind hierhergekommen, um viel von Euch zu Vertrag ist von dem Genossen Stadthagen   entworfen, rechtlich un- Bildungsvereinen feine Vorschriften machen. Die Arbeitsver­lernen in den großen Fragen, die uns allen gemeinsam sind. Ist anfechtbar und enthält alles, was die Dienstboten auf Grund der mittelung müssen die organisierten Dienstboten selbst in die Hand doch vor allem auch die Frage der Versicherung der Wöchnerinnen rechtlichen Verhältnisse hente verlangen können.( Bravo  !) für uns brennend. So will ich denn Euren Verhandlungen zu­nehmen. Auch in Nürnberg   hat nicht etwa das Arbeitersekretariat Frau Lily Braun  - Berlin  : In dem ausgezeichneten Referat der die Stellenvermittelung für die Dienstboten in die Hand genommen, hören und nachher meinen Schweizer   Genossinnen alles sagen, Genossin Grünberg hat es uns wahrscheinlich am besten gefallen, sondern der befreundete Gastwirtsgehülfenverband. Wir müssen was ich Gutes, Großes, Fröhliches und Arbeitsfreudiges bei Euch wie einheitlich in Nürnberg   Partei und Gewerkschaften an die alles tun, um die Dienstmädchen von ihren Blutsaugern loszu­gefunden habe.( Lebhafter Beifall.) Organisierung der Dienstboten herangegangen sind. In Berlin   bekommen. Das liegt selbst im Interesse der Herrschaften. fand, als vor einigen Jahren eine starke Dienstbotenorganisation Vorwurf der Genossin Braun trifft mich nicht. Ich habe wörtlich im Entstehen war, diese leider bei der Partei nicht die nötige Unter- gesagt: Die mittelalterlichen Gesindeordnungen mögen Platz machen stützung und geriet daher ganz in bürgerliche Hände, und es entstand dem freien Arbeitsvertrage, der den Dienenden Lust am Leben und Jetzt dürfte es schwer sein, die Berliner   Dienstbotenbewegung zur Resolution möchte ich bitten, nicht allzuviel Einzelheiten cin Unding, ein Verein der Dienstboten und Dienstherrschaften. Straft zum Arbeiten läßt. Von Lust am Dienen" kein Wort. wieder in unsere Hände zu bringen, zumal die Dienstboten sich noch hineinschreiben zu wollen. immer für etwas Besseres halten als die bloßen Fabrikarbeite- boten eine Mittagspause, Arbeitsschluß nicht nach 8 Uhr abends Gewiß verlangen wir für die Dienst­sie stehen, auch auf die Dienenden abfärbt. Erfreulicherweise ent- Dienstmädchen, jedes unjittliche Attentat des Dienstherrn oder rinnen und etwas von dem Hochmut der Herrschaften, unter denen und Arbeitsanfang nicht vor 7 Uhr morgens. Gewiß raten wir den wickelt sich die Wirtschaft in der Richtung der Umwandlung des Sohnes der Dienstherrschaft zur Anzeige zu bringen und nicht aus Dienst in ein gewerbliches Arbeitsverhältnis. Ich glaube, es ist falscher Scham zu verschweigen. Aber in die Resolution gehören unsere Aufgabe, diese wirtschaftliche Bewegung, die vorhanden ist diese Forderungen nicht. Unsere Bewegung ist noch zu jung, fie Frau Boffe- Bremen: Es ist nicht das erste Mal, daß wir uns und die Auflösung der Einzelhaushalts zum Ziel hat, auf alle Weise, muß zart angefaßt werden, wenn sie gedeihen soll. Es wird lang­mit der Dienstbotenfrage in Bremen   beschäftigt haben. Bereits auch durch genossenschaftliche Gründungen zu unterstützen. Auch in den achtziger Jahren machten wir den Versuch einer Agitation eine andere Entwickelungstendenz ist sehr bemerkenswert. Die ſam vorwärts gehen, denn erst gilt es, die Dienstboten allgemein aufzurütteln, auch sie von dem tatsächlich vorhandenen Klassen­unter den Dienstboten, der aber scheiterte. Erst die Bewegung in Zahl der Aufwartefrauen nimmt ständig zu; das beweist schon die aufzurütteln, auch sie von dem tatsächlich vorhandenen Klassen­dünkel zu befreien. Die Dienstboten sehen den Reichtum um sich, Nürnberg   hat uns neue Anregung gegeben. Wir halten unentgelt- wachsende Zahl dieser verderblichen, ekelhaften Arbeitsvermittler, um so grausiger erscheint ihnen das Elend der Arbeiterinnen. Wie liche Stellennachweise für ein gutes Agitationsmittel, da die Dienst- die sich ausschließlich mit der Vermittelung von solchen Frauen be: weit sie aber selbst zurück sind, wissen sie nicht. Die Arbeiterin boten ohnehin daran gewöhnt sind, die Stellenbermittelung zu beschäftigen und sich 50 Pf. pro Tag für den Nachweis einer Arbeit hat wenigstens den Abend und den Sonntag für sich. Das Dienst nuten. Wir würden mit den Dienstboten in persönliche Be­mädchen darf bei uns in Nürnberg   nur alle 14 Tage zwei bis drei rührung kommen und würden ein gutes Agitationsmaterial da­Stunden als Mensch leben, die Natur, die Freiheit genießen. durch erlangen. Die Genofsin, die zur Leitung des Arbeits­Darum haben auch die organisierten Arbeiter ein großes Interesse nachweises bestellt würde, könnte auch sonst die Agitation für die an der Organisierung der Dienstboten genommen, ihnen voran die Gewerkschaften und die Partei im weitesten Maße betreiben. Wir Generalkommission. In Nürnberg   hat das Gewerkschaftsfartell 150, wollen jetzt in Bremen   aufs neue den Versuch machen, die Dienst in München   200 M. zur Gründung unseres Vereins hergegeben. boten aufzuklären, damit sie sich aus ihrer versklavten Lage, die So gründen wir denn überall im Reiche ebenso Dienstboten­eine verftlabte Gesinnung mit sich bringen muß, herausringen. ( Bravo  !) organisationen und lassen wir die Christlichen nicht uns zuvor­lichen Absplitterungsversuchen schon gezeigt, daß sie es wissen, daß fommen. In München   haben die Dienstboten gegenüber den christ­ihr Heil nur von der allgemeinen Arbeiterklasse herkommen kann. Der Funken der Unzufriedenheit frißt langsam unter den Dienst­boten fort. Tragen Sie ihn hinaus in alle Lande, er wird überall zünden und mit unserer Bewegung wird es vorwärts gehen.( Leb­hafter Beifall.)

Hierauf wird in die Diskussion über das Referat zur Dienstbotenbewegung eingetreten.

Hierzu liegen folgende Anträge vor:

1. Die Konferenz macht es den Leiterinnen der Bildungs­bereine zur Pflicht, mit Hülfe der örtlichen Kartelle sich der Dienstbotenbewegung anzunehmen. Wo Bildungsvereine nicht bestehen, sind besondere Kommissionen zu wählen.( Köln  .) 2. Unentgeltliche Stellennachweise für weibliche Personen einzuführen, deren Verwaltung in den Händen der Genossinnen liegt. ( Bremen  .)

Zunächst erhält das Wort:

=

-

Der

Vor der Abstimmung werden die Anträge Köln   und Bremen  zurückgezogen. Die Resolution der Referentin wird mit dem redak­tionellen Antrage Zieß angenommen. Der nächste Gegenstand der Tagesordnung ist Frauenstimmrecht.

Als Referentin erhält das Wort

zahlen lassen. Protestieren möchte ich zum Schluß gegen die Rede­wendung der Genossin Grünberg, die Dienstmädchen müßten so geschützt werden, daß sie auch gern dienen. Gern dienen sollen sie nie, gern arbeiten ja. Sie sollen sich als Arbeiterinnen fühlen und entwickeln, niemals als Dienende. Mit dem ganzen Prinzip der Dienstbarkeit müssen wir gründlich aufräumen.( Lebhafter Beifall.) Frau Fahrenwald Hamburg: Wir haben unser Hauptaugen­merk auf die Abschaffung der Gefindeordnung zu richten. Das muß Frau Müller- Köln: Die Referentin hat uns gestern das Elend die präzise Forderung der sozialdemokratischen Partei ſein.( Ruf: der Dienstboten so ausführlich geschildert, daß ich darauf nicht näher Ist sie ja!) In Deutschland   haben wir 19 oder mehr Gesinde einzugehen brauche. Ich hoffe, Sie werden alle ihrer Schluß- ordnungen, von denen einige aus dem 17. Jahrhundert datieren. aufforderung folgen, jest energisch in die Agitation für die Dienst- In dem Augenblick, in dem die Gesindeordnung abgeschafft ist, und boten einzutreten. Diesen Zweck verfolgt auch unser Antrag. die Dienstboten unter die Gewerbeordnung fallen, ist für sie die Gerade die Bildungsvereine find als neutrale Organisationen am Arbeitszeit als gewerbliche Arbeiterinnen festgesetzt. Daß die besten dazu geeignet, sich der Dienstbotenbewegung anzunehmen. geeignete Zeit für die Mittagspause in den einzelnen Haushalten ( Beifall.) nicht auf eine bestimmte Zeit festgelegt werden kann, ist selbst­Genosse Hoffmann- Mannheim  : Ueber Dienstbotenelend kann verständlich; aber die Bestimmung müßte getroffen werden, daß die gar nicht genug gesprochen werden. Speziell in Mannheim   sind Pause nach vollendetem Mittagsmahl der Herrschaft einzutreten wir von seiten der Dienstboten darauf aufmerksam gemacht worden. hat. Wir müssen die Mädchen aufklären, daß sie auch ihre Rechte Wir treten für eine geregelte Arbeitszeit aller Branchen ein; und beanspruchen. Nun zu den Arbeitsnachweisen. Auch in Hamburg  wie steht es bei den Dienstboten? Selbst die Frauen, die aus liegt der Arbeitsnachweis in bürgerlichen Händen. Wenn ich auch Dienstbotenkreisen hervorgegangen und Beamtenfrauen geworden den bürgerlichen Damen, die den Arbeitsnachweis in Händen haben, Frau Klara Zetkin  - Stuttgart  : Genossinnen und Genossen! sind, behandeln die Dienstboten schlecht, fast noch schlechter als die den guten Willen nicht absprechen will, so muß ich es ihnen doch der Beschluß, die Frage des Frauenstimmrechts auf dieser Kon= Bourgeois.( Lebhafte Zustimmung.) Selbst das Wenige, was den zum Vorwurf machen, daß sie sich nicht darum kümmern, wenn eine ferenz zu behandeln, ist nicht dittiert worden von dem theore­Dienstboten zum Essen vorgesetzt wird, wird ihnen verekelt durch Dame alle 14 Tage ein neues Dienstmädchen braucht. So kam eine tischen Bedürfnis, eine prinzipielle Klärung über die Frage selbst die Gnädige. Die Kost spottet in der Regel jeder Beschreibung; Mutter zu mir, die ihr 14jähriges Kind zu einem Kaufmann in zu schaffen. Diese Klärung ist innerhalb der Sozialdemokratie sie ist in den seltensten Fällen reichlich oder anständig. Auch die Stellung gab, wo es den Haushalt erlernen sollte. Schon nach ein und der proletarischen Frauenbewegung längst vorhanden. Uns Lohnverhältnisse und die Arbeitszeit sind ähnliche. Dabei muß paar Tagen mußte das Mädchen mit ansehen, wie der Kaufmann hat vielmehr bestimmt dazu die Tatsache, daß infolge bestimmter das Dienstmädchen immer proper beisammen sein. Die Organi- in sehr indezenter Weise seine Frau durchprügelte.( Sört! hört! geschichtlicher Umstände, auf die ich noch zu sprechen komme, im sation der Dienstboten ist daher wohl berechtigt. Dies wurde uns Pfui!) Statt daß das Mädchen bei seiner Herrschaft Sittlichkeit, gegenwärtigen Augenblid je länger je mehr die Frage des Frauen­auch bei unseren Organisationsbestrebungen in Nürnberg   offenbar. Moral und gutes Benehmen erlernte, mußte es solches mit ansehen. stimmrechts aus einer bloß prinzipiellen programmatischen For­Genossin Grünberg hat das Stellenvermittelungswesen so treffend Um 4 Uhr morgens mußte es aufstehen und bis nachts 12 Uhr derung eine Forderung unseres praktischen Aktionsprogramms gezeichnet. Nirgends ist es so groß, nirgends werden die Dienst- arbeiten, bis das Mädchen nach 6 Wochen so bleich und elend war, werden muß. Es handelt sich deshalb für uns darum, uns über boten so ausgebeutet, wie in Mannheim  . Deshalb wollen wir in daß es nicht mehr weiter arbeiten konnte. Solche Stellen ver- pie Richtlinien klar zu werden, darüber, unter welchen Umständen Mannheim   uns energisch mit der Dienstbotenfrage beschäftigen mitteln die Hamburger   Damen. Darum haben auch wir in Ham  - und in welcher Weise wir die Agitation, die Aktion, den Kampf und es wird uns auch hier gelingen, diesen Mädchen ein menschen- burg Stellung zur Dienstbotenfrage genommen. Leider konnten für das Frauenstimmrecht in den Kreis unserer allgemeinen würdiges Dasein zu verschaffen. Wir haben hier mit einer wir vor der Frauenkonferenz keine Versammlung mehr einberufen; praktischen Augenblicksarbeit einbeziehen wollen. Aber wir wären neutralen Stellenvermittelung bei der Ortskrankenkasse Mannheim   aber nach der Konferenz werden auch wir energisch in die Be- nicht, die wir sind, wir wären nicht die proletarische Frauen­Wir werden dafür sorgen, daß die Stellen- bewegung, die entschieden auf der Grundlage einer sozialistischen ausgezeichnete Erfahrungen gemacht. Darum auf zum Kampf wegung eintreten. gegen die Stellenvermittlerinnen, jene Seelenverkäuferinnen! nachweise in unsere Hände kommen und werden es uns angelegen Weltanschauung steht, wenn wir nicht bei dem Suchen nach diesen sein lassen, auch das letzte rückständige Dienstmädchen aufzuklären Richtlinien mit aller Schärfe das betonen würden, was unserer ( Anhaltender Beifall.) Frau Ziek: Zwischen den Ausführungen der Genoffin Grün- und unserer Partei zuzuführen. Wenn auch Sie, Genoffinnen, an- Begründung der Auffassung von der Notwendigkeit des Frauen­berg und den meinigen ist ein scheinbarer Widerspruch vorhanden fangen, an Orten, wo Sie delegieri sind, in die Dienstbotenbewegung stimmrechts zugrunde liegt und was uns in reinlicher Scheidung in bezug auf die Darstellung der rechtlichen Verhältnisse der Dienst- einzutreten, dann wird und muß es anders werden, dann werden schon in Rücksicht auf die Begründung von der bürgerlichen boten. Ich habe ausgeführt, daß es dem Bürgerlichen Gesetzbuch auch die Dienstboten die unserigen sein und werden ein gewerblich Frauenbewegung trennt. Wir stehen auf dem Boden der Auf­vorbehalten gewesen sei, ausdrücklich den lebenslänglichen Vertrag tätiges Arbeiterleben führen können.( Lebhafter Beifall.) fassung, daß die Forderung des Frauenstimmrechts in erster Linie Frau Zieh: Wir in Hamburg   empfinden es nicht als eine auftritt als Ergebnis der kapitalistischen   Produktionsweise. zwischen Dienenden und Herrschaften zu sanktionieren, während Genoffin Grünberg ausführte, baß heute ein solcher Vertrag nicht Kontrolle über uns, sondern wir arbeiten mit den gewerkschaftlichen erscheint vielleicht manchem unwesentlich, das so stark zu betonen, mehr gelte. Ich möchte in bezug hierauf folgendes erklären: Ein Genossen Hand in Hand. Darum iſt es selbstverständlich, wenn uns aber nicht, weil die bürgerliche Frauenbewegung bis heute lebenslänglicher Vertrag gilt heute, denn es heißt im Bürgerlichen   wir etwas gemeinsam unternehmen, daß wir auch gemeinsam über in ihrer Begründung dieser Forderung noch überwiegend auf dem Gesetzbuch: Bei einem lebenslänglichen Vertrag ist es gestattet, ihn die zu unternehmenden Schritte beraten und die Genossen über Boden der alten naturrechtlichen Rechtsauffassung steht. nach fünf Jahren zu lösen unter gewissen Bedingungen. Es ist also solche unterrichten. bürgerlichen Frauenrechtlerei fordert noch heute das Frauenstimm= nicht davon die Rede, daß kein lebenslänglicher Vertrag abgeschlossen Frau Kähler begründet einen von ihr gestellten Antrag auf recht als ein Naturrecht genau so wie die spekulative Philosophie werden darf, sondern nur daß ein solcher Vertrag nicht erzwungen Schluß der Debatte. am Ausgang des 18. und im 19. Jahrhundert. Wir dagegen fordern auf der Grundlage der Ergebnisse der forschenden National­ökonomie und Geschichte das Frauenstimmrecht als soziales Recht, dessen Begründung nicht beruht auf irgend welchen naturrechtlichen Umständen, sondern in den sozialen wandelbaren Bedingungen. Gewiß, auch im frauenrechtlichen Lager wird nebenbei betont, daß die Umwälzung, welche die kapitalistische Produktionsweise für das Bewußtsein der Frauen geschaffen hat, von wesentlicher Bedeutung ist für die Rechtfertigung der erhobenen Forderungen. Aber dieser Grund wird nicht als stüßender, als tragender in den Vordergrund geschoben und ich berufe mich zum Beweise dafür auf die Prin­zipienerklärung, welche der bürgerliche Weltbund zur Erringung

werden darf, daß er gelöst werden kann. Wenn aber davon ge= sprochen wird, daß er gelöst werden darf, so ist dadurch ausdrücklich bekundet, daß er abgeschlossen werden darf. Wir haben also eigentlich in einem gewissen Sinne beide recht. Ich wollte das nur feststellen, damit nach außen hin nicht der Eindruck erweckt wird, als ob wir bei etwas ganz Entgegengesettes behauptet hätten. Ferner möchte ich eine redaktionelle Aenderung in der Reso­lution beantragen dahingehend, daß der Schlußsaz des Punktes 2: Aufhebung der Verpflichtung, Hausangehörige, die mit ansteckender Strantheit behaftet sind zu pflegen" den Punkt 1: Abschaffung der Gesindeordnung und Gesindedienstbücher" angefügt wird. Das ist

Frau Schulze bittet um Ablehnung dieses Antrages, da man hierher gekommen sei, um über die so wichtige Frage der Dienst­botenbewegung ausführliche Informationen zu erhalten. Der Schlußantrag wird angenommen.

In einer sachlichen Richtigstellung erflärt Frau Wengels- Berlin, daß sich die Berliner   Dienstboten­bewegung vor fünf Jahren in der Form entwickelt habe, daß die Herrschaften mit in den Verein eintraten. Von Anfang an war aber eine Genossin mit in den Vorstand delegiert. Immerhin waren wir damals der Ueberzeugung, daß wir von Parteiwegen nichts direkt für die Dienstbotenbewegung tun könnten. Inzwischen haben

Die