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Nr. 261.

Erscheint täglich außer Montags.

Brets pränumerando: Biertel­

jährlich 3,30 Mart,

monatlich

1,10 mt, wöchentlich 28 Pfg. fret

in's Saus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit

illuftr. Sonntags- Beilage Neue Selt" 10 Bfg. Post- Abonnement: 3,30 Mr.pro Quartal. Unter Kreuz­ band : Deutschland u. Desterreich­Ungarn 2 Mr., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post Beitungs- Preisliste tir 1892 unter Nr. 6653.

Vorwärts

9. Jahrg.

Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Bereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg Inferate für die nächste Nummer müffen bis 4 Uhr Nachmittags in. der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen= tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Fefitagen bis 9 Uhr Vor­mittags geöffnet.

Fernsprech- Anschlu Amt I, Nr. 4186.

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Zum Parteitag!

Das unterzeichnete Komitee richtet an die zum Parteitag gewählten Delegirten das dringende Ersuchen, ihre auf die Wohnung während ihres hiesigen Aufenthalts bezüglichen Wohnung während ihres hiesigen Aufenthalts bezüglichen Wünsche bis spätestens Freitag, 11. November, an

Frik Zubeil, Berlin S0., Naunyn str. 86, gelangen zu laffen.

Es stehen billige und angemessene Privatlogis und Logis in Hotels in genügender Zahl zur Verfügung; um aber jede Störung bei der Unterbringung der auswärtigen Genoffen zu vermeiden, ist die rechtzeitige Anmeldung dringend geboten.

Sonntag, den 6. November 1892.

Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3.

Es ist zwar diesen Zionswächtern nie beigefallen, einen gezwungene und ihres Erachtens eine Unwahrheit enthaltende Beweis für ihre Behauptung zu erbringen, was durch eine Formel bekräftigen müssen. vergleichende Statistik der konfessionellen Zugehörigkeit der Doch sind denn wohl die Anhänger der verschiedenen des Meineids Ueberführten wenigstens annähernd hätte erreicht gottgläubigen Konfessionen besser daran mit der theistischen immer etwas hängen. Ist nun auch dieser Versuch, die allen Parteien, so ist es doch wohl darüber, daß der werden können. Indeß, Beweis oder nicht es bleibt ja Eidesformel? Wenn man über eins einverstanden ist unter Glaubwürdigkeit von Millionen Rechtssuchender zu be- Wortlaut einer auf gefeggeberischem Wege erlassenen Vor­zweifeln, mit gebührender Deutlichkeit zurückgewiesen worden, schrift für jedermann das nämliche zu bedeuten habe, so lohnt es sich doch, auch darüber hinaus einmal zu unter- nicht für den einen dies und für den andern das, je suchen, ob nicht gerade die amtliche Handhabung des Eides nach der Auslegung, die er den Worten nach seiner in unserer Rechtspflege dazu angethan ist, den Eid in Miß- allgemeinen religiösen oder sonstigen Anschauungsweise giebt. achtung zu bringen. Nun beruht es offenbar auf einem Trugschluß oder einer Der Eid ist ein Rechtsmittel, das dazu dienen soll, absichtlichen Selbstverblendung, wenn man annimmt, die Da die Bahnhöfe erst vom Montag, 14. November, früh eine wahrheitsgetreue Aussage zur Ermittlung eines der formel bedeute auch nur für die Anhänger der verschiedenen des speziell konfessionellen Charakters entkleidete Gides­ab von uns besetzt werden, so werden jene Delegirte, welche schon gerichtlichen Entscheidung unterbreiteten Thatbestandes zu vorher hier eintreffen sollten, ersucht, sich sofort nach der Nau- erzwingen. Der Charakter eines Zwangsmittels wird dem theistischen Konfessionen das nämliche. Der Gott, den Christen und Juden in der Eides formel anrufen, ist für nnnstraße 86 zu begeben, um dort ihre Wohnungskarte in die Androhung einer entehrenden Freiheitsstrafe für den jede dieser beiden Religionsrichtungen ein anderer. Denn für Fall einer wiffentlich falschen Aussage und der einfachen man kann doch unmöglich behaupten wollen, daß die ein­fomitees find an rothen Schleifen, welche am androhungen entsprechen dem Wesen eines staatlichen bedeutet das Wort Gott nicht das Nämliche. Katholiken Die an den Bahnhöfen postirten Empfangs- aft für den Fall der Eidverweigerung. Derartige Straßheitliche Person des jüdischen Jehovah identisch sei mit der Rod getragen werden, erkenntlich. Zwangsmittels. Sie sind in allen Staaten in Brauch, nur und Protestanten legen sich den Gottesbegriff ganz ver Parteigenossen, welche von auswärts nach hier kommen und ist die Höhe der Strafe und die Häufigkeit ihrer Anwendung welche den Parteitag besuchen wollen, ohne Delegirte zu sein, in verschiedenen Ländern ganz verschieden bemessen. Anders schieden zurecht, und mit der Auslegung der orthodoxen werben ersucht, sich mit einer Zegitimation seitens des Ver- verhält es sich mit dem zweiten Hilfsmittel, welches die protestantischen Geistlichkeit stimmt wiederum so mancher trauensmannes ihres Wohnortes zu versehen. Nur gegen Bor: Staatsorgane bei der Gidesabnahme zur Anwendung zu zeigung einer solchen Legitimation ist den betreffenden Genoffen lichen Einrichtung, der Religion, und zwar merkwürdiger beim Schwur hinausgekommen. Meint der Schwörende es eruſt der Zutritt unentgeltlich gestattet. ist den betreffenden Genossen bringen haben. Das ist die Zuhilfenahme einer nichtaat umgestaltung des fonfefsionellen Eides zu einem theiſtiſchen nur auf eine Verschleierung der konfessionellen Gegensätze Berlin , 5. November 1892. Weise nicht einer bestimmten Religion, einer Ronfession, mit der religiösen Eidesformel, so versteht er etwas anderes dar sondern einer nur den sogenannten geoffenbarten Religionen unter, als sein gleichfalls schwörender andersgläubiger Nachbar gemeinsamen religiösen Anschauung, der Anschauung von Dasein eines persönlichen, die wenschenhandlungen nach oder als ein andersgläubiger die Eidesformel vorsprechender individuellem Ermessen belohnenden oder bestrafenden Gottes. Der fatholische, protestantische oder jüdische Recht

Empfang zu nehmen.

Das 2otalt omitee,

Bur Eidesfrage

schreibt man uns:

Richter.

Zu dieser religiösen Eides formel, zu der Bekräftigung, gläubige wird also unter Umständen genau dem nämlichen, daß man die Wahrheit sagen wolle, so wahr mir Gott helfe", wenn auch einem verschleierten Gewissenszwang unterworfen werden nun nicht nur Gottgläubige, sondern auch Atheisten, wie der Nichtgläubige. Als Herr Staatsanwalt Romen und Herr Landgerichts- Leute, die nicht an einen persönlichen Gott glauben, ge- Sagt man: das hat nichts zu bedeuten, die Formel ist Direktor Schmidt bie jozialvemokratische Partei der Bezwungen. Weigern sie sich, diese für sie ganz finnloſe Formel eben nur eine leere Formel, so macht man sie überflüssig glinſtigung des Meinetdes bezichtigten, mögen sie dazu ange- nachzusprechen, auch wenn sie sich sonst bereit erklären, die und entwerthet den Eid durch leeren Formelkram.

Sagt man dagegen: es kann sich eben ein jeder je nach

Beamten, burch Befehbung einer umſtürzlerischen Partei und Gewissen zu beantworten, so werden sie mit einer Straße seinen Anschauungen unter der Gidesformel denken, was er ihre Befähigung zu ſtaatserhaltenden Memtern und Würden zu belegt, die bis zu sechs Monat Gefängniß ausgedehnt werden will, so sanktionirt man die reservatio mentalis, ben Ans­beweiſen. Gleichzeitig machten sie sich aber auch zum Mund- kann. Für Leute, auf deren Gewissen ein derartiger Zwang legungsvorbehalt im Rechtsleben, indem dann ein jeder mit Anschauung, daß es schlimm stehe mit der Volksmoval. Go der religiösen Formel nur an Achtung einbüßen, nie ge- seiner Aussagen einen ganz anderen Sinn beimeſſen kann, oft in den lezten Jahren die kriminalſtatiſtiſchen Ermitte winnen., Sagen fie troß dieser amtlichen Entwerthung des als seiner Ueberzeugung nach der Richter ihm beimißt. Er lungen der Erörterung unterzogen wurden, ſtimmten die Eides die Wahrheit, so geschieht es aus eigenem innerem macht sich in solchem Fall eben so wenig einer subjektiven amtlichen Gittlichkeitshüter ein klagelies, an, daß die Drang, aus Berachtung der Lüge, vielleicht auch aus unwahrheit schuldig, als wenn er die vom Richter vor­Lehren Milch der frommen neuen Zeit der Unterthanenschaft die Furcht vor weltlicher Strafe, sicher aber nicht, weil gesprochene Gidesformel in anderem Sinne nachspricht. Von diesem Gesichtspunkt aus haben deshalb die Anti­Denkungsart vergiftet hätten. sie der Hoffnung sind, daß ihnen Gott helfe", der sbesondere suchte man die Häufigkeit der Memeids- Gott, dessen Dasein sie bestreiten. Es zengt für die persön semiten ganz recht, wenn sie sich darüber beschweren, daß prozesse mit der Abwendung weiter Volksmassen vom liche Ehrenhaftigkeit und für die Einsicht der Atheisten, sie als Chriſten Christen gezwungen werden, einem anders­listischer Ideen in Verbindung zu bringen. auch mit der Ausbreitung sozia- wenn sie sich nicht dadurch irre machen lassen, daß sie ihre gläubigen Richter eine Gides formel nachzusprechen, die für Absicht die Wahrheit zu sagen durch eine ihnen auf beide eine ganz verschiedene Bedeutung hat. Nur gehen wir

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Feuilleton.

Ra@ drua verboten.]

Bel- Ami. Roman

von Guy de Maupassant .

9.

reichende Palmen ihre schönen Blätter aus und ließen ihre Wedel dann wie ein Wasserspiel breit herunterhängen.

An den beiden Seiten des Ramins erhoben sich mäch tige Gummibäume mit Stämmen so rund wie Säulen und breiteten das ernste Grün ihrer langen Blätter über ein­ander aus. Auf dem Pianino standen zwei fremdartige runde, blattreiche Topfgewächse, eins ganz roth, das andere ganz weiß. Sie sahen so sonderbar aus, daß sie an künst liche Pflanzen erinnerten und waren fast zu schön, um als natülich zu gelten.

Die Luft war frisch, und ein unbestimmter, süßer

Der junge Mann, der wieder Herr seiner selbst war,

Er nahm die Tasse, und als er sich ängstlich vers beugte, um sich mit der silbernen Zange ein Stück Zucker aus der Dose zu nehmen, welche das fleine Mädchen trug, sagte die junge Frau halblaut zu ihm:

Machen Sie doch Frau Walter den Hof." Che er noch ein Wort erwidern konnte, war sie schon weg.

Er trank erst seinen Kaffee, weil er fürchtete, ihn auf den Teppich zu gießen, dann suchte er nach einem Mittel, um sich der Frau seines neuen Direktors zu nähern und eine Unterhaltung mit ihr anzuspinnen. Seine Schüchternheit war verflogen.

Plötzlich bemerkte er, daß sie ihre leere Tasse in der

" Gestatten Sie, gnädige Frau?"

Dante sehr."

Er trug die Taffe fort und kam wieder: Sie ahnen nicht, gnädige Frau, welch' glückliche Stunden ich der Vie Française" da unten in der Wüste zu verdanken hatte. Es ist wirklich die einzige Zeitung, die man außer­

Herz dringenden Frauenblicke. Gie dankte ihm mit einem Blick, mit einem bis ins Duft lag in ihr, der sich nicht näher bezeichnen ließ. Als er den Kopf wandte, begegnete er den Augen der betrachtete aufmerksam bas Gemach. Es war nicht groß, Hand hielt, und, da kein Tisch in der Nähe war, nicht Frau Forestier. Sie sahen ihn noch immer wohlwollend etcher belt beiben opgewänjen leufte nichts in Dußte, wo sie sie hinseßen sollte. Gr trat heran. an, aber er glaubte in ihnen etwas von Uebermuth, Spott den Blick auf sich. Keine Farbe trat lebhaft hervor, aber und Ermuthigung zugleich zu lesen. Behaglichkeit war in ihm verbreitet; man fühlte sich sofort Die Männer sprachen jetzt alle zu gleicher Zeit; ihre ruhig und geborgen. Es nahm sanft gefangen, gefiel und Bewegungen wurden lebhafter und die Stimmen lauter; sie wirtte wie eine Liebkosung. erörterten das große Stadtbahn- Projekt. Der Gegenstand Die Wände waren mit einem alten, dunkel violetten und jeder hatte noch unendlich viel über die unzureichenden Fliegen, gewebt waren. Stoff bedeckt, in den gelbe Seidenblümchen, so groß wie halb lesen kann, weil sie viel geistreicher, viel literarischer Berbindungen in Paris , die Mangelhaftigkeit der Pferde­Eisenbahnen, die Langsamkeit der Omnibusse und die Grob- aus rother Seide gestickt waren, hingen über den Thüren. alles in ihr." -idheit der Droschkentutscher zu sagen. Portieren aus graublauem Soldatentuch, worin Nelken und nicht so eintönig ist, als alle anderen. Man findet eben Ueberall standen Sessel umher, Seffel in allen Formen und Sie lächelte mit liebenswürdiger Gleichgiltigkeit nnd Salou , um den Kaffee dort einzunehmen. Zum Spaß Puffs und Tabourets. Sie waren mit Seide im Geschmack| Endlich verließ man den Speisesaal und ging in den Größen, Chaiselonguen, große und kleine Lehustühle, erwiderte ernsthaft:

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Herrn Walter hat es auch sehr viel Mühe gekostet,

bot Duron seiner kleinen Nachbarin den Arm an. Sie Ludwig's XVI. oder mit cremefarbenen, würfelartig gebie Zeitung einzuführen. Es war ja ein ganz neuer Blatt dankte ihm ernsthaft und stellte sich auf die Behenspitzen, preßtem Plüsch, schönem Utrechter Seidenplüsch, überzogen. typus, der ein ganz neues Bedürfniß befriedigen sollte.

um ihre Hand in seinen Arm legen zu können.

Als er in den Salon trat, hatte er von neuem den

Trinken Sie Kaffee, Herr Duroy?"

Sie begannen zu plaudern. Er verstand es glatt und Frau Forestier hielt ihm mit dem freundlichen Lächeln, herkömmlich zu sprechen. Wärme lag in seiner Stimme und mehr noch Liebenswürdigkeit in seinem Blick. Das Ver­" Ja, gnädige Frau. Dante sehr." führerischste an ihm aber war sein Schnurbart. Hübsch

Eindruck, als sei er in einem Gewächshaus. In den vier das immer auf ihren Lippen schwebte, eine Tasse hin.

Eden des Bimmers breiteten große, bis an die Decke