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5c8 Heinß den Bock zum Gärtner gesetzt fyitte. Das Verhältnis zwischen den Eheleuten gestaltete sich immer trüber. Am S. Mai dieses Jahres kam M. unerwartet in seine Wohnung und fand hier seine Ehefrau in einer ziemlich verdächtigen Situation. An demselben Abend noch war Frau M. spurlos verschwunden. Alle Anzeichen deuteten darauf hin. daß die Flucht unter Beihülfe des Hcinß von statten gegangen war. Einige Tage später war auch H. nach einem vorausgegangenen Wortwechsel mit dem Angeklagten verschwunden. Am 21. Mai erhielt M. aus Berlin eine Karte, in welcher er von seiner Ehefrau aufgefordert wurde, sie zu besuchen, »falls er sie noch etwas lieb hätte". Der Angeklagte schrieb ihr zurück, daß er ihr trotz der letzten Ereignisse verzeihe und sie sehn- süchtig erwarte. Es kam zu einer längeren Korrespondenz, durch welche M. schließlich zu der Ueberzeugung kam, daß seine Frau mit ihrem Liebhaber Heinß in Berlin zusammenlebe. Am 26. Mai fuhr der Angeklagte, ohne seine Ankunft anzumelden, nach Berlin und erfuhr hier in der Wohnung seiner Ehefrau in der Blücher- straße, daß diese in einem Lokal in der Blumcnstraße als Kellnerin tätig sei. Er wartete zunächst in dem im Hause befindlichen Re- staurant bis 1 Uhr nachts und ging dann auf der anderen Straßen- scite auf und ab. Gegen 3 Uhr morgens endlich erschien Frau M. Arm in Arm mit Heinß und beide etwas angeheitert. Der An- geklagte trat aus sie zu und forderte die Treulose auf, mit ihm nach Magdeburg zurück zu kommen, da ihre alte Mutter schwer­krank liege. Dieliebevolle" Gattin hatte nur höhnische Redens- arten für ihn übrig, während sie von ihrem Begleiter mit den Worten:Laß doch den Strolch laufen" am Arme weitergezogen wurde. Als der Angeklagte hierbei bemerkte, daß Heinß ver- schiedene Ringe am Finger trug, die er iMöbius) seiner Frau zum Geschenk gemacht hatte, überkam den Betrogenen eine furchtbare Wut. In einem Moment der höchsten seelischen Erregung zog M. fein Taschenmesser heraus, stürzte sich mit einem Wutschrei auf seine Frau und stach blindlings auf sie ein. Im nächsten Augen- blick wälzte sich die Getroffene in ihrem Blute, ehe jemand da- zwischen springen konnte. Als ein Schutzmann erschien, ließ er sich willenlos abführen. Die schwerverletzte Frau wurde sofort in das Krankcnbaus am Urban geschafft. Hier verstarb sie am 4. Juli, da sich durch die Stiche in den Hals eine eitrige Zerstörung der Lunge herausgestellt hatte, die dann durch Einschmelzung der Blutgefäße zum Tode durch Verblutung führte. Vor Gericht war der Angeklagte der Tat geständig. Ihn habe infolge der ganzen traurigen Vorgänge mit seiner Frau, die er leidenschaftlich ge- liebt habe, eine unbezähmbare Wut gepackt, als er sie an jenem Abend mit ihrem Liebhaber sah und von diesem noch schwer be- leidigt wurde. Staatsanwaltschaftsrat M u n d r y trat selbst für Zubilligung mildernder Umstände ein, da nian die Tat vom menschlichen Standpunkt erheblich milder beurteilen müsse. Dem auf Schuldig lautenden Wahrspruch der Geschworenen gemäß be- antragte der Vertreter der Anklagebchörde eine Gefängnis- st r a f e von 2 Jahren. Der Gerichtshof erkannte auch nur auf 1 Jahr Gefängnis unter Anrechnung von noch drei Monaten der Untersuchungshaft. Der Angeklagte erklärte, die Strafe sofort antreten zu wollen. ES gibt noch Richter in Prcussen. Wegen Bedrohung und Be- lcidigung hatten sich vor einigen Tagen zwei Maurer aus Mcmel vor dem Memeler Schöffengericht zu verantworten. Im Frühjahr dieses Jahres befanden sich die Maurer in Mcmel in einem hef- tigen Lohnkampfe. Am 4. Juni sollen die Angeklagten drei Ar- bcitSwillige aus Bommelsvitte mitTotschlag bedroht" und durch die Worte:G c l b f ü ß l e r". Streikbrecher usw. beleidigt haben. Die beiden Angeklagten bestritten jede Schuld. Die Arbeitswilligen bekundeten als Zeugen, daß sie von einer Bedrohung nichts wüßten. Nur durch den Ausdruck:Gelb- füßler" fühlten sie sich beleidigt. Der Staatsanwalt hatte sich wohl berufen gefühlt,im öffentlichen Interesse" Anklage zu erheben, doch der Amtsanwalt erklärte das ganze Vorkommnis als eine »lächerliche Kinderei". Der Amtsrichter stimmte ihm bei und die beiden Sünder kamen mit je fünf Mark Geldstrafe hinweg. Ein Glück, daß die Angeklagten nicht in Königsberg , Breslau , Magdeburg aus der Anklagebank standen, sonst wären sie wahrscheinlich zu harten Gefängnisstrafen verurteilt worden, Vermischtes. Ucbcr ein entsetzliches Grubenunglück wird aus Herne , den 27. September berichtet: Auf der zur Harpeuer Bergbaugesellschaft gehörigen ZecheJulia" in Baukau ereignete sich ein entsetzliches Unglück. Am Montag, den 24. d. M. brach im Schacht ein Pfeiler. Infolgedessen stürzten bedeutende Kohlenmassen hernieder und schnitten dem vor Ort befindlichen Bergmann Johann Walschewski aus Holster- hausen den Rückweg ab. Das Rettungswerk wurde sofort auf- genommen. Unter Leitung des Grubenverwalters und Betriebsführers Schmitz begannen vierzig Kameraden des Verschütteten mit der Weg- räumung der Kohlcnmassen. Sie wurden in ihrem aufopferungsvollen Werk ermuntert durch Klopfen und Rufen Walschewskis. Tag und Nacht wurde ununterbrochen eine fast übermenschliche Arbeit ge- leistet. Leider hat diese Arbeit nicht den erhofften Erfolg gehabt. Gestern abend waren noch Lebenszeichen des Verschütteten zu ver- nehmen; dann hörte man plötzlich nichts mehr. Als man heute früh gegen 8 Uhr auf Walschewski stieß, fand man ihn bereits als Leiche. Er hatte einen Schädelbruch und andere Verletzungen erlitten, die offenbar seinen Tod herbeigeführt hatten. Der auf so tragische Weise ums Leben Gekommene hinterläßt eine Witwe und fünf Kinder. Das jüngste Kind war ihm vor zehn Tagen geboren worden. lieber Unwetter, dessen Ausläufer'auch in Algier Verheerungen an- gerichtet haben, wird in folgenden Telegrammen gemeldet: Madrid , 28. September, lieber die Katastrophe in Santo- inera laufen zahlreiche, schreckliche Einzelheiten ein. Ganze Familien sind umgekommen, andere obdachlos. Zahlreiche Häuser drohen ein- zustürzen. Ein ganzes Viertel liegt bereits in Trümmern. Auch aus den Provinzen Valencia , Castellon und Cuenca laufen Hiobs- Posten ein. Algier , 23. September. Ein heftiger Zyklon verheerte Ne- mours: er vernichtete die Gärten und zerstörte zahlreiche Gebäude, darunter auch mehrere der Militärverwaltung gehörende. Der an- gerichtete Schaden ist sehr beträchtlich. Soweit bisher bekannt wurde, sind drei Personen umgekommen, doch befürchtet man, daß die Zahl der Verunglückten eine höhere ist. Die schweren Stürme im Süden der Vereinigten Staaten von Nord- Amerika geben zu den ernstesten Befürchtungeil für die Sicherheit der Stadt New Orleans Anlaß. Die Drahtverbindungen sind zerstört. Der Sturm treibt mit furchtbarer Gewalt mächtige Wassermassen aus. Lissabon , 27. September. Aus ganz Portugal , besonders aus den Bergen bei Cintra, werden heftige Stürme gemeldet, die bedeutenden Schaden anrichteten. New Dork, 28. September. Aus New Orleans Ivird über die Ueberschwemmungeil noch berichtet, daß zahlreiche Opfer zu ver- zeichnen sind. Die Eisenbahn nach Louisville ist in der Nähe des Katharinensees gänzlich unter Wasser gesetzt. Viele Eisenbahn- brücken sind weggerissen. Der Pontohartrainsee hat meilenweite Strecken überschwemmt. P c n s a c o l a(Florida ), 28. September. Durch den Sturm sind hier alle Häuser beschädigt: bei vielen wurde das Dach fortgerissen. Die Küste ist besät mit Trümmern der Landungsdämme und Schiffe. Mehrere Dampfer sowie zahlreiche Segelschiffe wurden von der Flut weit aufs Land getrieben und liegen jetzt auf dem Trockenen in den Straßen. Der in Pensacola und Umgegend angerichtete Schaden beträgt mehr als zwei Millionen Dollar. Der Getreideelevator und der Landungsdamm der Louisville -Nashville -Eisenbahn sind stark beschädigt. freireligiöse Gemeinde. Sonntag, den 30. September, vormittags tO Uhr, in Kellers Festsälcn, Koppcnstr. 29: Feier der Jugendausnahme. Festrede des Herrn Dr. Bruno Wille. Gäste willkommen. Nach B e- ginn der Feier kein Zutritt mehr. Zlllgemeine Kranken- und Stcrbekasse der Metallarbeiter. (E. H. 29, Haniburg.) Filiale Baumschulenwcg. Heute abend 81/, Uhr im Restaurant W. ktleinschivagcr, Baumschulcnstr. 67: Mitgliederversamm- lung. Sozialdemokratischer Lese- und Diskntierklub»freie Zu- sainmenknnft«. Heute abend 9 Uhr im Gewerlschastshaus, Zimmer 16: Sitzung. Vortrag. Berel» der Buchdrucker und Schriftgietzer für Rixdorf-Britz. Sonntag, den 30. September 1906, nachmittags 2 Uhr, Im Lokale des Herrn Vollmer, Hermann- und Ziethenstraßcn-Ccke: Vcrcmsversammlung. Berliner Marktpreise. Aus dem amtlichen Bericht der städttschen Markthallcn-Direktioii.(Großhandel.) Rindfleisch la 7176 pr. 100 Psd., IIa 65-70, lila 60-64, IVa 54-58. Kalbfleisch, Doppclländer 105-115, la 84-90, IIa 74-83. IHa 6173, Holl. 0,00. Hammelfleisch la 77-82, Na 6776. Schweinefleisch 6774. Rchböcke la per Psd. 0,80-1,07, IIa 0,40-0,75. Rotwild la 0,15-0.58. IIa 0,30-0,40. Damwild 0,43-0,60. Wildschweine pcrPsund 0,21-0.56. Frischlinge 0,400,66. Kaninchen per Stück 0,60-1,05. Wildenten per Stück 1,251,60. Rebhühner, junge la 1,201,40, junge IIa 0,801,18, alte 0,800,92, junge kleine 0,500,70. Hühner, alte per Stück 1,502,90, alte IIa 1,201,40, junge per Stück 0,701,35. Tauben, junge per Stück 0,100,53, alte 0,00. Enten, junge per Stück 1,752,60, alte per Stück 0,00.- Hamburger, junge per Stück 3,00. Gänse, la per Pfund 0630,65, Na 0100,50, Hamburger, junge 0,66, la per Stück 3,004,10, IIa 1,302,90. Poülcts per Stück 0,801,45, do. llein 0,70. Hechte per 100 Psd. 7693. Zander 78. Aland 00-00. Schleie 115134. Bleie 50 62. Aale, groß 88-89, mittel 79-83, klein-mittel 00-00, unsortiert«370 Plötzen, matt 00,00. Karpfen, 30cr 0,00, 25er Galizter 8990, 60er Lausitzer 7984, 40er Schlesische 0000. Barsc. matt 67, klein 0000. Karauschen 7172* do. klein 0,00. Wels 0,00. Bunte Fische 5160, malt 0,00. Amerikanischer Lachs la neuer per 100 Psd. 110130, do. IIa neuer 90100, do. NIa neuer 75. Sprotten, Kieler, Wall 0,751,50, Danztger, Wall 0,500,80. Flundern, pommersche la, per Schock 9,00, do. pommersche Na 24, Kieler, Stiege la 46, do. mittel der Kiste 23, do. klein per Kiste 0,00. Bücklinge, per Wall Kieler 23, Stralsunder 2,00 3,50. Aale, groß per Psd. 1,l0 1,50, mittelgroß 0.801,00, klein 0,500,60. Heringe per Schock 45. Schellfische Kiste 3,00, do.>/z Kiste 2. Kabliau. per 100 Psd. 20. Hetlbutt 00. Sardellen, 19v2cr per Anker 95, 1904er 95, 1905er 90, 1906er 70. Schottische Vollhcringe 1905 0,00, large 40-44, fuU. 36-38, med. 3542, deutsche 3744. Heringe, neue Matjes, per ff, To. 60120. Sardinen, russ., Faß 1,501,60. Bratheringe, Büchse(1 Liter) 1,501,75. Neunaugen, Faß 11, kleine 56, Niesen- 14. Hummern, kleine, per Psd. 0,000,00. Krebse, per Schock, große tl, mittel 8, kleine 2,503,50, unsort. 5. Galizier , groß 0,00, mittet 0,00. Eier, Land-, per Schock 3,504,50. Butter per 100 Psd. la 124126. IIa 118120. lila 112116, abfallend- 95-110. Saure Gurken schock 3,504,00, Pseffcrgurkcn 3,504,00. Kartosjcln per 190 Pfund magnum bonurn 22,25, Dabcrschc 2 2,25, Rosen 1,501,75, weiße 1,752,00, Salatkartoffeln 4,005,00. Spinat pa*' 100 Pfd. 5,0010,00. Karotten per Schockbund 2,003,00. Sellerie, hiesige, per Schock 1,506,00. do. pommersche 46,00. Zwiebeln große, per I00P!d. 3,25- 4,50. do. kleine 2,753,25. do. hiesige(Perl») 3050. Charlotten 5060. Petersilie, grün, Schockbd. 1,25. Kohlrabi per Schock 0,751,00. Retlig, bahr., pr. Schock 2,404,80. Radieschen per schock°Bd. 0,600,80. Salat, pr. Schock 1,501,75. Bohnen, grüne, per 100 Mund 812. Wachsbohncn 315. Schoten per 100 Psund 00-00. Pscffcrlillge pr. 100 Psd. 10-18. Mohrrüben pr. 100 Psd. 23. Teltowcr Rüben p. 100 Psd. 812. Blumenkohl p. Mandel 1,502,50. do. Erfurter, Kops 0,220,25. Wirsingkohl per Schock 4,007,00. Rotkohl pr. Schock 3,00-7,00. Weißkohl pr. Schock 2,00-5.00. Rosenkohl pr. 100 Pfd. 3035. Steinpilze p. 100 Pfd. 40-60. Gurken, Zcrbstcr, Schock 0,00. do. Einlege-, Schock 1,503,00, do.Rothcnburger 1,502,00, do.LIegnitzer 0,00. do. Einlege-(«ens-) 318. Kohlrüben, Schock 34,00. Tomaten, hiesige tOOPsd. 10-15. Kürbis 2-3. Birnen, ital. per 100Psd. 0,00,hiesige3 le.Tiroler 2035, böhmische 416. Aepsel, per 100 Pfd., hiesige 515, Gravenfteincr 1218, Tiroler 1530, Tiroler in Fässern 1423. Prelßclbeeren 0,00, schwedische 1724. Wallnüsfe per schock 1,001,50. Pflaumen, per 100 Pfd., hiesige 23, Böhmische 46, Böhmische, große 313. Zitronen, Mcssina 300 Stück 19,00-22.00, 360 Stück 12.50-22,00, 200 Stück 0,00, 420 Stück, klein 12,0015,00, 500 Stück, klein 1315. Pswstche, Werdersche per 100 Psd. 1035, Tiroler 4050. Adreßbuch Berlin und M seine Vororte Vir/ 1907. Vie Hauslisten für den Jahrgang 1907 sind nunmehr den Herren Hauseigentümern kzw. Verwaltern zur Weitergabe an die verehrlichen Haushaltungsvorstände zugegangen. Die letzteren werden hiermit gebeten, die erforderlichen Angaben recht genau und deutlich in die Hallslisten einzutragen und diese so schnell wie möglich weiterzugeben. Selbst- ständige Gewerbetreibende, denen eine besondere Eintragungskarte für ihr Gewerbe nicht zugestellt ist, mögen vor allem auf sorgfältige Ausfüllung der einzelnen Rubriken in der Hausliste achten, weil diese nunmehr als Grundlage für die Aufnahme im Gewerbenachweis benutzt wird. Da die Abholung der Hausliften Dienstag, den Z. Oktober, beginnt, so richte ich an diejenigen Haushaltungsvorstände in Verlin, denen die Hauslisten bisher noch nicht vorgelegt wurden, das Ersuchen, bei ihren Herren Hauseigentümern oder Verwaltern wegen der Liste Nachfrage zu halten und für die schleunige Eintragung der erforderlichen Angaben Sorge zu tragen oder mir diese unverzüglich direkt zugehen zu lassen. Im Hinblick darauf, daß die Bewohner der Reichshauptstadt das größte Interesse an einem vollkommenen und zuverlässigen Adreßbuch haben, darf ich wohl erwarten, daß alle Einwohner durch recht genaue Ausfüllung der Hauslisten und durch deren schleunige Weitergabe die mühevolle und kostspielige Zusammenstellung des Adreßbuchs unterstützen werden. B e r li n. den 28. September 1906. M j c* i i SW. 68, Zimmerstr. 37.41. AltgUSt öCtlGtL