Nr. 233. 23. Jahrgang.
Industrielle Dezentralisation.
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Mietstasernenwohnung auf dem Lande fallen auch meistens die lichen Faktoren. Die Kohlenindustrie kann ganz selbstverständlich Vorbedingungen fort, durch landwirtschaftliche Nebenbeschäftigung nicht beliebig wandern, sie ist an bestimmte Landstriche gebunden einen Nebenverdienst zu finden. Das umsomehr, wenn der Weg zur und die Eiſenindustrie entfernt sich nicht weit von der Förderstelle Eine bis in die Kleinsten Einzelheiten eindringende Untersuchung Arbeitsstätte und zurück eine erhebliche Zeit beansprucht. Ein der Kohlen, schon darum nicht, weil die Frachtenkosten einen über die industriellen Verhältnisse Badens legt Dr. P. E. Walli weiteres schädliches Moment, und Dr. Walli betont das auch aus- Hauptfaktor unter den Produktionskosten darstellen. Selbst wenn in einer ziemlich umfangreichen Arbeit vor. Der Verfasser schildert drücklich, sind die gesundheitlichen Gefahren der langen, oft beschwer man wollte, für eine Reihe Industrien ließe sich die in minutiöser Genauigkeit, nach Orten und Größenklassen geordnet, lichen Wanderungen vom Wohnort zur Arbeitsstelle und zurück, Dezentralisation gar nicht durchführen. Ein Moment, das die die Lage der induſtriellen Unternehmen, wobei sich gerade in Baden wobei Arbeiter und Arbeiterinnen allen Einflüssen der Witterung Dezentralisation teilweise fördern könnte, die Einführung elektrischer der Zug aufs Land stark bemerkbar macht. Er untersucht dazu, in- preisgegeben sind. Und das Auswärtsarbeiten, woran das weibliche Energie als Betriebskraft, hat Walli unberücksichtigt gelaffen. Aber wieweit die Wohn- und Arbeitsorte der Beschäftigten konform find, Element sehr start beteiligt ist, das die betreffenden Familienmitglieder was wesentlicher ist, schuldig geblieben ist er auch den Nachweis, wobei er wieder sorgfältig nach Geschlechtern sondert. Der Zwed den ganzen Tag über von Hause fern hält, macht ein geregeltes daß die Dezentralisation für die Arbeiter wirklich soziale Vorteile der Arbeit ist, die Vor- und Nachteile der industriellen Dezentralisation Familienleben, eine geregelte Lebensweise unmöglich. Das sind im Gefolge hat. Tatsächlich bietet das Wohnen auf dem Lande und hervortreten zu lassen. Der Verfasser sieht vorwiegend Lichtseiten, beachtenswerte Schattenseiten der belobten badischen Verhältnisse. die Gelegenheit, Frau und Kinder landwirtschaftlich tätig sein zu er neigt zu der Ansicht, daß die Dezentralisation aus sozialen und Dem Verfasser auf Schritt und Tritt bei seinen Untersuchungen zu lassen und selbst noch neben der beruflichen Beschäftigung einige auch aus politischen Gründen zu fördern sei. Der Arbeiter, der auf folgen, würde zu weit führen, wir müssen uns damit begnügen, Tagesstunden und vielleicht auch noch des Sonntags auf dem Felde dem Lande wohnen kann, in der nahe belegenen Stadt arbeitet, einige Hauptergebnisse mitzuteilen. zu schaffen, lediglich die Möglichkeit, mit den sonst unzuläng findet in eigener oder in der landwirtschaftlichen Beschäftigung seiner In ganz Baden wohnten nach der Volkszählung am 1. De- lichen Löhnen durchzukommen. Der Vorteil besteht also in Angehörigen eine nennenswerte Ergänzung seines Lohneinkommens, zember 1900 in 1609 Gemeinden 1867 944 Personen. In 8380 der erhöhten Ausnutzung der Arbeitskraft. Der Arbeiter er zahlt einen relativ nur minimalen Mietspreis, wenn er gewerblichen Anlagen waren 185 093 Arbeiter und 59 348 Arbeite- wird diesen Vorzug aber nur solange als solchen schätzen, als er in nicht gar selbst Haus- und Grundbesitzer ist. Das Wohnen rinnen beschäftigt. dem Wahne befangen bleibt, sein gewerblicher Lohn sei eine feste auf dem Lande ist ein Gegengewicht gegen die meistens ungefunde In Baden überragt die Frauenindustrie gegenüber dem Reichs Größe. Jst er erst zur Erkenntnis gekommen, daß er Lohnerhöhungen industrielle Beschäftigung, und was für den Verfasser von nicht zu durchschnitt. Während im Reich auf 10 000 Einwohner 175,8 in- erfämpfen kann, dann wird es ihm zweifellos nicht mehr begehrens unterschätzender Bedeutung ist: die auf dem Lande wohnenden, dustriell beschäftigte Frauen entfallen, stellt sich die Ziffer für Baden wert erscheinen, lediglich zur Friftung des nackten Lebens sich selbst industriell Beschäftigten sind bodenständiger als der städtische In- auf 317,6. Jm ganzen Reich waren am 1. Oftober 1903 bon je und feine Familienangehörigen nur als Arbeitstiere zu betrachten. dustriearbeiter, sie verfallen nicht so leicht wie dieser der Sozial- 100 Arbeitern 80,2 männlich und 19,8 weiblich, in Baden aber Eine Berbindung von landwirtschaftlicher und industrieller Bedemokratie. Weniger vorteiihaft hält es Dr. Walli, wenn die Industrie 69,0 männlich und 31,0 weiblich. Baden zählt auch schäftigung und eine Dezentralisation der Arbeiter kann aus den Arbeitskräften nachzieht, sich direkt aufs Land verpflanzt. Ein relativ mehr industrielle Anlagen wie das Neich. Auf mancherlei Gründen ertvünscht und besonders in gesundheitlicher Bes Hauptvorteil für den Arbeiter, wohlfeile Wohnungen, wohlfeile Wohnungen, geht 10 000 Einwohner des Reiches entfielen nach der Zählung von 1900 ziehung vorteilhaft sein. Aber wo niedrige Löhne der bestimmende Faktor durch Ansiedelungen industrieller Etablissements bald verloren, 32,6 Betriebe, auf 10 000 Badenser aber 44,8 Betriebe. Nach den für die Dezentralisation sind, da fehlen die Vorbedingungen für die die Bodenpreise schmiegen sich schnell denen der benach Einzeluntersuchungen Wallis , bei denen er die nicht industriellen An- sozialen Vorteile und es fehlen die für die Fortentwickelung der barten Industrieorte an. Aber nicht nur für den Arbeiter lagen, z. B. Bäckereien ausscheidet, waren nach dem Stande von Industrie notwendigen treibenden Kräfte. Als jedenfalls ungewolltes bietet die Dezentralisation der Industrie große Vorteile, auch der 1900 in Baden vorhanden: 7350 Industriebetriebe mit 129 116 Kompliment für die Sozialdemokratie können wir aus der Wallischen Industrielle findet günstige Produktionsbedingungen, weil die Billig- männlichen und 57 261 weiblichen Arbeitern. Arbeit noch das Eingeständnis registrieren, daß der Verfasser in dem feit der Wohnungen auf dem Lande und das Nebeneinkommen aus Da aber im Großherzogtum nur 124 620 männliche und 56 221 qualifizierten, intelligenten Arbeiter das treibende politische Landwirtschaftlicher Beschäftigung gestattet, das Lohmniveau niedrig weibliche industrielle Arbeiter wohnen, ift Baden mehr Arbeiter Element fieht, und daß die Rückständigkeit des schlecht zu halten. Und der Landwirtschaft ist bei einer weitgehenden konsument wie Produzent. gelohnten, unqualifizierten Arbeiters als das beste Bollwerk gegen Dezentralisation der Industrie ebenfalls gedient, indem sie als Selbst- Außerordentlich stark ist die Frauenindustrie in Orten unter die Sozialdemokratie betrachtet wird. Da liegt allerdings verkäuferin auf den Märkten der Industrieorte lohnenden Absatz für 10 000 Einwohner vertreten, die Männerindustrie ist stärker in der Rückschluß nahe, durch Konservierung und tweitere ihre Erzeugnisse findet. Ja, der kleine Besizer fann während der größeren Orten. Absolut am stärksten ist die Industrie in Orten Ausbreitung der rückständigen Verhältnisse die Sozialdemokratie am Wintermonate als industrieller Arbeiter oft Gelegenheit finden, mit 2000 bis 4000 Arbeitern.% der männlichen und 10 der weib- Vormarsch zu hindern. Solche Hoffnungen find aber auf Sand feine Bareinfünfte merklich zu steigern und sich dadurch schneller lichen industriellen Arbeiter wohnen in Landorten mit unter 4000 gebaut; der industrielle Fortschritt läßt sich nicht durch politische emporzuarbeiten, Hypotheken abzustoßen, seinen Grundbesitz zu Einwohnern. Die fleinen Orte beherbergen mehr Arbeiter, als Erwägungen hemmen. Die betreffende Industrie würde im inter bergrößern. Das sind die von Walli gezogenen Schlußfolgerungen, industriell darin beschäftigt find, während in den großen nationalen Wettkampf unterliegen, wollte man gewaltsam ihre Entdie natürlich je nach den besonderen örtlichen Bedingungen, der Orten nicht so viele Arbeiter wohnen, wie dort arbeiten. wickelung rückwärts dirigieren. Die Eristenzbedingungen der Verschiedenartigkeit der industriellen Bedürfnisse, der Entwidelung Von der im Großherzogtum wohnenden Arbeiterschaft haben modernen Staaten gebieten, dem Fortschritt nicht allzu viel Hinderder Verkehrswege, verschiedenen Modifitationen unterliegen. Die 31,34 Prozent der männlichen und 17,46 Prozent der weiblichen nisse in den Weg zu legen, und mit jedem Fortschritt in der Gilterfür den Arbeiter destillierten Vorteile werden aber immer proble- industriell Tätigen außerhalb ihres Wohnortes die Arbeitsstelle und erzeugung fommt auch die Sozialdemokratie ihrem Ziele näher. matischer, je mehr man die Ergebnisse, die der Verfasser unterbreitet, von den in den Industrieorten Beschäftigten wohnen 33,82 Prozent näher auf ihre soziale Bedeutung würdigt. Trop der industriellen männliche und 18,96 Prozent weibliche auswärts. Dezentralisation sind auch in Baden die typischen städtischen Und Dr. Walli wünscht, aus den oben schon skizzierten Wohnungsverhältnisse start verbreitet. Walli konstatiert, daß sogar Gründen, eine weitere Dezentralisation der Industrie und in vielen Orten, die nicht unter dem baulichen Einfluß benachbarter der Arbeiterschaft. Der Verfasser, bei dem wohl politische geber: Dr. Heinrich Braun und Lily Braun ( Berlag: Berlin W. 15. Preis Von der Neuen Gesellschaft", Sozialistische Wochenschrift, Heraus. Industriestädte stehen," große Zahlen von Haushaltungen nicht nur Erwägungen den Ausschlag geben, geht zunächst von der für das Einzelheft 10 Pf., pro Monat 40 Pf., pro Vierteljahr 1,20 m.) ist in Zweifamilienhäuser, sondern auch in Gebäuden für 3, 4, 5, irrigen Voraussetzung aus, daß niedrige Löhne unbedingt soeben das 1. Heft( 2. Jahrgang, 3. Band) erschienen. ja jogar über 6-10 Familien zusammengesperrt" sind. Bei ein Vorteil für die Industrie seien. Tatsächlich wirken niedrige E. Vogtherr. Das Christentum und der Krieg. Nach einem in mangelhafter Kanalisation, Straßenreinigung, Fäkalienabfuhr Löhne aber nur konservierend auf die Technit des Betriebes. Die Berlin , München und Stettin gehaltenen Vortrag. Preis 20 Pf. Verlag usw. ist das Wohnen in Mietskasernen auf dem Lande schlechtesten Löhne findet man in ficher nicht gesunder wie in der Stadt. Für den Inhaber einer am wenigsten konkurrenzfähigen Industrien. Manche Industrien, weiser. Preis 1 M. Handelsverlag E. Michelet , Berlin- Friedenau. den rückständigsten und A. Hoffmann, Berlin O., Blumenstr. 14. Gustav Tromhold. Briefe an einen jungen Kaufmann. Ein Wegderen Weltinarktstellung auf der Ueberlegenheit des Großbettiebes *)„ Die Dezentralisation der Industrie und der Arbeiterschaft beruht, würden sich, wollten sie dem Nate Wallis folgen, ganz ge- Stritit seiner Bedeutung in der Gegenwart. Universal- Bibliothek Nr. 4825 Friedrich Albert Lange . Geschichte des Materialismus und im Großherzogtum Baden ", von P. E. Walli, Dr. der Rechte und waltig nach rückwärts entwickeln. Nicht politische Gründe sind für bis 4830. Preis brosch. 1,20 M., in eleg. Ganzleinenband 1,75 M. Berlag Staatswissenschaften. Karlsruhe , B. G. Braunsche Buchdruckerei. Ortswahl und Betriebsweise bestimmend, sondern die wirtschaft von Philipp Reclam , Leipzig .
Eingegangene Druckfchriften.
Der Weltstreik' in Sicht!
In der heute Sonnabend erscheinenden ersten Oktobernummer der bekannten illustrierten Wochenschrift„ Das Leben" beginnt ein sensationeller sozialer Roman unter dem Titel
Der Weltstreik.
Eine angesehene Persönlichkeit, welche die sozialpolitische Entwickelung der modernen Kulturstaaten auf das genaueste kennt, schildert
die ungebeuren fozialen Kämpfe, welche fich zwifchen den Arbeitnehmern und Arbeitgebern der gesamten Kulturftaaten der Erde
um das Jahr 1930 abspielen. Die Arbeiter haben sich durch ihre Genossenschaften und Gewerkschaften ungehenere Lagerhäuser angelegt, die auf Wochen hinaus die Millionen des Proletariats versorgen und so in dem Kampfe um ihre Ziele unterstützen sollen. Diese Lagerhäuser werden von den Anarchisten, die eine gewaltsame Lösung der sozialen Frage als die einzig mögliche erklären, in die Luft gesprengt, um die Sozialdemokraten zum Uebertritt in ihr Lager zu zwingen. Eine entsetzliche Panik entsteht, keine der beiden Barteien will sich ergeben, die gesamte Kulturwelt scheint in einem gurgelnden Strudel zu versinken, so ungeheure Kräfte hat das Vorgehen des vereinigten internationalen Proletariats ausgelöst. So ist" Der Weltstreif"
Der Sensationsroman für
Das Proletariat des gesamten deutschsprachigen Gebietes sieht mit ungeheuerer Spannung dem Erscheinen dieses aufs höchste aufregenden Romans entgegen, der stellenweise mit einer an Zolasche Realistik gemahnenden Gestaltungskraft geschrieben ist.
Da die Zeitschrift„ Das Leben“ mit Beginn dieses Romans auf eine ungeheuere Steigerung des Einzelverkaufes im Straßenhandel rechnen muß, wird es oft bei sorgfältigster Disposition nicht zu vermeiden sein, daß einzelne Hefte im Straßenhandel vollständig ausverkauft sind. Wer ein Interesse daran hat, daß ihm keine Fortsetzung fehlt, fülle daher den untenstehenden Bestellschein schnellstens aus. Eine heftweise Bezahlung jede Woche 20 Pfennig- ist auf Grund dieser Bestellung ebenso zulässig wie die Bezahlung pro Quartal.
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Vorliegender Bestellschein ist auszuschneiden und mit genauer Namensangabe und Adresse in ein Kuvert zu stecken, das offen gelassen werden kann und dann als Drucksache mit drei Pfennig zu frantieren ist. Das Kuvert ist zu adressieren: An die illustrierte Wochenschrift ,, Das Leben", Berlin- Wilmersdorf, Uhlandstr. 134. Der Unterzeichnete bestellt hiermit
1 Exemplar der Zeitschrift Das Leben" für das IV. Quartal, OktoberDezember, Preis pro Duartal Mt. 2,50, Preis pro Heft 20 Pf. Jeden Sonnabend erscheint ein Heft, und wünscht der Unterzeichnete
für das ganze Quartal, pro Heft, wöchentlich zu bezahlen.
Drt, Straße, Haus- Nummer:
( nicht Gewünschtes ist zu durchstreichen)
Name und Stand:
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