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Nr. 234. 23. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 7. Oktober 1906.

Bildungsbestrebungen.

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hoch find, da der wöchentliche oder monatliche Verdienst oft nur ,, Bremer Bürgerzeitung": gerade zur Bestreitung der wirtschaftlichen Ausgaben hinreicht; indes gibt es zweifellos in der nach Hunderttausenden zählenden Arbeiter auf dem diesmaligen Parteitag gefiegt hat, so würde man wahr­Wenn man die Frage aufwerfen wollte, welche Richtung" In den Thesen, die die Genossen Zetkin und Schulz dem Mann Städten, welche nicht nur die paar Groschen Eintrittsgeld übrig urteile zur Antwort bekommen, und man wäre damit so klug wie schaft Berlins viele, und sicherlich mehr als in den obengenannten scheinlich die verschiedenartigsten und einander widersprechenden Heimer Parteitag zum Thema Voltserziehung vorgelegt haben, lautet haben, sondern auch ein Bedürfnis nach guter Musik und ein ein Baffus, daß der künstlerische Sinn zu erwecken und zu pflegen gewisses Verständnis dafür. Auf diese, welche in gewisser Hinsichtliche Ergebnis des Mannheimer Parteitags in der angedeuteten zuvor. Es wäre aber auch ganz unrichtig, wenn man das eigent­ist durch die Ausstattung der Festschriften und illustrierten Bubli- die Elite der Berliner Arbeiterschaft bilden, muß der Chor in erster kationen, durch die Herausgabe von Meisterbildern und künstlerisch Linie zählen können und er hofft, daß er die Unterstützung von dieser Richtung suchen wollte. Es handelte sich biesmal nicht um einen wertvoller Unterhaltungsliteratur, durch die Veranstaltung von Kon- Seite im dritten Jahre seines Bestehens noch mehr als bisher faffungen über unsere Grundanschauungen oder über unsere Tattit Kampf der innerhalb der Partei vertretenen verschiedenen Auf­gerten, Vortragsabenden, gemeinschaftlichen Museumsbesuchen usw., finden wird. durch einführende Vorträge und Artikel in der Tagespresse; durch Wem freilich die Musik mehr zu bieten vermag, als einen kurzen Aktion nicht mehr fähig ist. der Revisionismus" hat so völlig ausgespielt, daß er zu einer eine zweckentsprechende Ausgestaltung der Feste." Genuß beim Anhören eines Konzerts, wer zum vollen Verständnis sondern um einen Gegensatz zwischen will, der wird sich nicht mit dem Besuch der Konzerte begnügen, Wassenstreiks entzündet hatte. eines Tonwertes gelangen und einen bleibenden Eindruck gewinnen Partei und Gewerkschaften, der sich an der Frage des politischen sondern dem Chor als Mitglied beitreten, sei es als singendes oder als zuhörendes; er gewinnt dadurch die Möglichkeit, in den Chor- haften Debatten in dieser Frage eine wenn auch etwas gewaltsame Aufführung gelangenden Werte durch Vorträge und Erläuterungen holder Eintracht zusammenarbeiten werden, ohne daß es jemals zur Daß nunmehr Partei und Gewerkschaften für alle Zeiten in Einzelheiten näher kennen zu lernen. Auch steht ihm die unentgelt- heimer Parteitages nicht. Die Arbeitsgebiete find so verschieden. am Klavier dem Verständnis näher geführt) ein Tonwerk in seinen wieder zu Differenzen fommt, glauben wir auch trotz des Mann­liche Benutzung der Bibliothek des Choes frei; durch Schenkungen der Musikbibliothek Peters , Dr. Leichtentritt u. a. sowie durch An- artig im einzelnen und stoßen doch auch wieder oft genug hart an fäufe hat die Chorbibliothek in diesem Jahre wiederum eine Ber - einander, so daß leicht Mißverständnisse auftauchen können. Aber größerung erfahren.

beiterschaft schon seit Jahren besondere Organisationen geschaffen. Für die Ausführung einzelner dieser Aufgaben hat sich die Ar­Die Berliner freien Volksbühnen sind ein Beispiel dafür. Sie haben ihre Tätigkeit über ihr besonderes Gebiet, die Veranſtaltung guter tischen Dichtkunst, weit ausgedehnt; in den Dichterabenden haben sie Mufit haben sie unter ihren Darbietungen einen Platz ein­die epische und Thrische Poesie den Arbeitern erschlossen und auch der Aber das konnte immer nur ein verhältnismäßig fleiner Plaz fein. Für die Einführung in das große Gebiet der Tonkunst bedarf es einer besonderen Organisation. Sie besteht bereits in Berlin , doch fehlt ihr noch die kräftige Unterstützung der Arbeiterschaft, wie sie den Volksbühnen geworden ist.

geräumt.

Seit zwei Jahren besteht der gemischte Chorverein Berliner Bolts chor, der überwiegend aus Angehörigen der Arbeiter­fchaft zusammengesetzt ist. Er ist nicht ein Verein, der lediglich die Bahl der vorhandenen Arbeitergesangvereine um einen neuen ver­mehrt hat. Er trägt einen anderen Charakter und er ist deshalb nicht ein Konkurrent jener im Arbeiter Sängerbunde vereinigten Chöre. Ihre Aufgabe ist vornehmlich die Pflege des Freiheitsliedes, die Verschönerung der Feste der Arbeiterpartei durch den Vortrag an feuernder, begeisternder Tendenzlieder. In der Pflege der reinen Kunst find ihnen naturgemäß Grenzen gezogen durch den Umstand, daß sie fast ausschließlich Männerchöre sind, während die großen, herrlichen Chorwerte der Mufitheroen Bach, Händel, Haydn , Beethoven usw. meist für gemischten Chor geschrieben sind.

Der Parteitag hat in den gründlichen und teilweise recht leb Ginigung zustande gebracht.

je mehr das Amendement Kautsky befolgt wird, je inniger die

Ferner hat jedes Mitglied außer dem freien Zutritt zu allen innere, die geistige Einheit zwischen Gewerkschafts- und Partei Chorkonzerte und zwei Solistenkonzerte statt) noch Gelegenheit, im Bartei und Gewerkschaften eins sind, zur Wahrheit wird, um so Generalproben und Konzerten des Chors( es finden alljährlich zwei genossen wird, und je mehr dadurch Bömelburgs schönes Wort, daß Laufe des Jahres mehrere der in der Sing- Akademie , Beethovensaal besser wird sich das Handinhandarbeiten von Partei und Gewerk­und anderen Konzertsälen stattfindenden Konzerte zu besuchen, da ſchaften in Bufunft gestalten, um so weniger werden etwaige un­dem Chor durch das freundliche Entgegenkommen der Konzertdirektion vermeidliche Zuſammenſtöße gu Berwürfnissen und lang Hermann Wolff zahlreiche Freifarten zur Verfügung gestellt werden; andauernden Reibereien führen. so wird den Mitgliedern der Zutritt zu Konzerten ermöglicht, welche ihnen sonst der hohen Eintrittspreise wegen unzugänglich geblieben gelegenheiten in den Hintergrund. Schon die Debatte über den Die Hauptfrage des Parteitages drängte alle anderen An­wären. Auch die Leitung der Neuen Stonzerte"( Stonzertdirektion Vorstandsbericht brachte insofern eine fleine Ueberraschung, als Leonard) ermöglichte es einer größeren Zahl von Mitgliedern, der Vorwärts"-Konflikt in ihr nicht zur Erörterung gelangte. mehrere dieser Konzerte zu besuchen und ältere wie neuere Ton- Man wollte augenscheinlich vermeiden, die wichtigere Auseinander. schöpfungen in vorzüglicher Ausführung durch das Philharmonische sehung zwischen Partei und Gewerkschaften durch die Aufwühlung Orchester unter Dstar Fried zu hören. des damaligen Konflikts zu komplizieren. Wenn es dennoch ge Die herrlichsten Schäße, die unsere Musikliteratur birgt, find veranstalteten Solistenkonzerte, alle Gebiete der Musik zur Geltung nicht vorteilhaft gewesen sein. Das fleine Intermezzo, das durch Durch alle diese Veranstaltungen wird der Zweck der vom Chor schehen wäre, so würde es für die frühere Vorwärts"-Redaktion deshalb bis heute für die Arbeiterschaft fast unbekannt geblieben. bringen zu können, noch erheblich gefördert; es wäre ja eine große den tüdischen Angriff eines journalistischen Privatgeschäfts auf Die unerschwinglichen Eintrittspreise der wirklich künstlerischen Einseitigkeit, wenn die Mitglieder nur fleinere oder größere Werke den Vorwärts", unmittelbar vor dem Parteitage, herbeigeführt Konzerte haben den Genuß guter Musik faſt zum Monopol der für gemischten Chor kennen lernen würden. Daher wird der Chor worden war, wurde auf dem Parteitage in einer Weise erledigt, Wohlhabenden gemacht. Nur in sehr beschränktem Maße veranstalten auch in Zukunft an der Veranstaltung von Solistentonzerten fest die deutlich erkennen ließ, daß die Parteigenossen der geist gemischte Chöre aus bürgerlichen Kreisen Aufführung eines größeren halten, umsomehr, als für den kommenden Winter den Mitgliedern reichelnden Quertreibereien gründlich Chorwerks zu niedrigen Eintrittspreisen. einiger Nurliteraten und durch fie der weiteren Berliner Arbeiterschaft musikalische Ge satt ist." Aus diesem Zustande erivuchs der Gedanke, daß die Arbeiter: nüsse in Aussicht gestellt sind, wie sie den Arbeitern bisher wohl schaft sich ähnlich wie sie das auf dem Gebiete des Theaters und noch nie geboten sind! der Dichtung durch die freien Volksbühnen getan hat aus eigener( Prof. Josef Joachim, Prof. Halir, Prof. Wirth, Prof. Hausmann) Das gefeierte Joachim Quartett Kraft soweit das auf diesem Gebiete möglich ist die Schätze hat sich in hochherzigster und uneigennützigster Weise bereit erflärt, ... Die Schwarzseher im eigenen Lager und die hämischen der Mufit, vor allem der Chorliteratur, die ihr eigene Mitwirkung für den Chor einen Kammermusitabend zu veranstalten, so daß die bürgerlichen Gegner find durch den Verlauf der sechs Ver­So entstanden in Barmen, Dresden , Arbeiter Gelegenheit haben, das weltberühmte Quartett für ebenso handlungstage eines besseren belehrt worden. Man hatte auf der Frankfurt a. M. und anderen Orten große gemischte Chöre aus den viel Groschen zu hören, als die Angehörigen der wohlhabenden einen Seite gefürchtet, auf der anderen gehofft, daß es scharfe Kreisen der Arbeiterschaft und so entstand der Berliner Volkschor. Kreise Mark dafür zahlen müssen. und vielleicht leidenschaftliche Auseinandersetzungen geben würde. Zum besonderen Vorbild hat er sich die Dresdener Volksfingakademie Der zweite Solistenabend im Februar 1907 wird der heiteren nichts von den Prophezeiungen ist eingetroffen, und einiger, ent­genommen, die seit 1900 beſteht und heute mit etwa 450 jingenden Musik gewidmet ſein; von Chorwerken gelangt im Oktober anläßlich schlossener, kampfgerüsteter als je steht am Schluffe der Berhand­und zirka 1000 zuhörenden Mitgliedern der größte gemischte Chor der in Berlin stattfindenden Händelfeier Judas Maccabaeus " von lungen die deutsche Arbeiterpartei da. Wir empfinden dazu die Deutschlands ist, und deren künstlerische Leistungen bei der strengen Händel zur Aufführung. Ferner findet im März ein Mendelssohn- besondere Genugtuung, daß der Parteitag unsere an dieser Stelle fachmännischen Kritik im großen und ganzen hohe Anerkennung ge- abend statt, an welchem der Chor das Loreleyfinale und die erste immer wieder vertretene Auffassung bestätigt hat, daß große funden haben. Der Zweck des Berliner Wolfschors ist also die Vermittelung Walpurgisnacht fingen wird; für alle diese Konzerte sind bereits Gegenfäße zwischen Partei und Gewerkschaften gar nicht bestehen. hervorragende Solisten gewonnen. Die Zuspihung der Dinge entsprang lediglich einer Reihe von Un­guter Mujit, und zwar vornehmlich, aber nicht ausschließlich von Während so in jeder Weise für die musikalische Fortbildung der stimmigkeiten, ernsthafte sachliche und namentlich prinzipielle Chormusik, zu billigen Preisen an die Arbeiterschaft durch die Mitglieder( auch auf theoretischem Gebiete) gesorgt wird, find rein Gegenfäße waren und sind jedoch nicht vorhanden. Die deutsche Arbeiterschaft felbst. Nicht als Almosen, sondern als Selbsterworbenes gesellige Veranstaltungen nach wie vor völlig ausgeschlossen, um Sozialdemokratie hat viel zu viel praktischen Sinn, um nicht die soll der Arbeiter den Kunstgenuß erlangen. selligkeitsvereins zu geben. dem Chor nicht den Charakter oder auch nur den Schein eines Ge- Bedeutung der Gewerkschaftsbewegung für den Fortschritt der Arbeiterbewegung sehr hoch einzuschäßen, und umgekehrt herrscht

Die Aufgabe des Chors ist aber bei den großen Kosten, die ihm erwachsen, nur dann auf die Dauer zu erfüllen, wenn er die Unterstützung der muſilliebenden Kreise der Arbeiterschaft findet. Leider ist ihm die aber noch nicht im gewünschten Maße zuteil ge­worden. Der II. Jahresbericht des Vereins sagt darüber:

Rheinische Zeitung ":"

Von großem Werte ist es für den Chor, daß er seine lebungen heute in den Gewerkschaften stärker als je die durch die Erfahrungen in der Aula des Sophien Realgymnasiums, Stein- der letzten Jahre gekräftigte Ueberzeugung, daß die intensive poli­ftraße 31-34, abhalten darf, wofelbst die allgemeinen Chor- tische Betätigung der Gewerkschaftler die unentbehrliche Ergänzung übungen des Freitags, die lebungen der einzelnen Stimmen, sowie ihres wirtschaftlichen Kampfes bildet. Die Mannheimer Berhand­der theoretische Unterricht des Mittwochs von 8-10 hr statt lungen haben mehr als tausend Zeitungsartikel zur Klärung der finden; sämtliche Uebungen werden ehrenamtlich von dem Dirigenten Situation beigetragen und in der Bebel- Legien- Kautskyschen Re Herrn Dr. Ernst Bander geleitet, welcher des Freitags von Herrn solution zum politischen Massenstreit eine Einheitlichkeit der Auf­Richard Kursch am Klavier unterstützt wird." fassung bekundet, die allerdings auch die Optimisten vorher kaum zu erhoffen gewagt hätten. Der Streit Stampfer- ,, Vorwärts" beschäftigte den Barteitag nur als Episode und vermochte die frohe Stimmung der Delegierten nur vorübergehend etwas zu trüben. Wenn das kurze Zwischenspiel irgend etwas bewiesen hat, dann nur, daß man der Streitereien allgemein gründlich satt ist. Auch die früheren Redakteure des Vorwärts" haben genug Disziplin und Einsicht, um eine Wiederaufrollung der unerquicklichen Streit fragen nicht zu wünschen. So wurde denn dem Parteitage die viel fach befürchtete Debatte über die Palastrevolution im Vorwärts" böllig erspart und ihm die nötige Zeit gegeben zu fruchtbringender praktischer Arbeit." Fränkische Tagespoft":

Die Parteipreffe zum Parteitag.

,, Boltsstimme"( Frankfurt a. M.):

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" Der Berliner Vollschor durfte wohl angesichts der großen Zahl der Berliner Arbeiter und mit Rücksicht darauf, daß es bisher leinen gemischten Arbeiterchor von Bedeutung in Berlin gab, mit einiger Sicherheit darauf rechnen, bald einen größeren Zuwachs an Mitgliedern zu erhalten; auch im zweiten Jahre des Bestehens des Die erste Aufführung dieses Winters, die der Volkschor ber Chors ist diese Hoffnung leider nicht in dem Maße in Erfüllung ge- anstaltet, ist die des Händelschen Oratoriums Judas gangen, wie zu erwarten stand, obwohl der Chor durch seine Konzerte aufs Maccabäus", die am 15. Dttober in der Neuen Welt" neue bewiesen hat, daß auch aus eigenen Kräften der Arbeiterklasse stattfindet. gute Aufführungen größerer Chorwerke möglich sind, selbst von einem Werke, wie Die Jahreszeiten", welches an Schwierigkeit die früheren Aufgaben erheblich übertrifft. Wenn auch die Zahl der Konzert­besucher im zweiten Jahre auf zirka 12 000 gestiegen ist( gegen 8000 im ersten Jahre), so haben sich doch trotz des großen Beifalls, welchen die Konzerte des Chors bei Publikum und der Kritif ge­funden, nur überraschend wenige veranlaßt gesehen, dem Chor als.... In Wahrheit ist es feiner anderen Partei, keinem Mitglied beizutreten, obwohl hierzu weder Notentenntnis noch be- sonstigen Bildungsverein und keiner Akademie in ganz Deutschland fonders gute Stimme erforderlich ist. Es ist dies deshalb sehr zu möglich, so gründlich und entschieden die Volksbildungsfrage in bedauern, weil die Zahl der singenden Mitglieder für den großen Angriff zu nehmen, wie es im Referat des Genossen Schulz. Saal der Neuen Welt, in welchem die Chorkonzerte stattfinden, Bremen und selbst im abgebrochenen Referat Bettin geschah. Wenn Man kann den Parteitag einen Musterkongreß nennen, mindestens doppelt so groß sein müßte, um dem Chor eine genügende wir in den aufgebrochenen Furchen weiter adern und säen, wird hat er doch mehr gehalten, als man von ihm erwartete. Slangstärke zu verleihen. in Bälde tausendfältige Frucht sprießen, nun erst recht, da es gilt, Nicht frei von Gehässigkeit und Kühle, von mangelnder Soli­Die Wahl eines so großen Saales ist aber wiederum notwendig, mit frischen Kräften einzusehen, wo altbewährte Straft so gut vor- darität und Einseitigkeit wurden manchmal und insbesondere in um derartige Konzerte mit hervorragenden Solisten und großem arbeitete. den letzten Monaten die Debatten zwischen einseitigen Vertretern Drchester überhaupt zu ermöglichen. Denn der Eintrittspreis bei Das Hauptverdienst des diesjährigen roten Parlaments be- der politischen und gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung geführt. den Konzerten des Chors, welcher meist 70 Pfennig einschließlich steht aber in noch ganz anderem. Gs hat das Wichtigste getan, was Nun hat der Parteitag reinen Tisch gemacht. Ersprießliches foll Garderobe und Programm beträgt, ist so bemessen, daß nur bei es leisten konnte, und hat den mächtig gewachsenen Gewerkschaften nun sowohl von Vertretern der politischen wie der gewerkschaftlichen vollbesetztem Hause die Untosten der Konzerte gerade gedeckt werden; die Stellung neben der Partei in der deutschen Arbeiterbewegung Arbeiterbewegung im Interesse unserer gemeinsamen Sache ge­bleiben daher, wie dies leider beim Beethoven - Abend der Fall war, eingeräumt, auf die sie tatsächlich Anspruch haben. Unsere Mahn- leistet werden. Damit verstärkt sich die Zahl unserer Kämpfer für 1000 Pläge unbesetzt, so bedeutet dies ein Defizit von über rufe nach dieser Richtung sind nicht verhallt, und es gehört gewiß beide Bewegungen, damit wird wohl auch viele Kraft frei, die bis­700 Mart. Solche Verluste kann nun ein so junger Chor, wie mit zu den denkwürdigsten Ereignissen aus der proletarischen Ent- her in wenig ergebnisreichem Streite verpuffte und nun gegen der Berliner Volks- Chor, nur mit Mühe decken, so daß durch wickelung in Deutschland , wie am geftrigen Morgen die über- den gemeinsamen Feind, den Kapitalismus, gerichtet werden soll. derartig ungenügend besuchte Konzerte das Bestehen des wältigende Mehrheit der Arbeiterdelegierten gegen fünf ver- Es soll innerhalb der Arbeiterbewegung keine Sieger und keine Chors aufs ernsteste gefährdet wird. Ist dagegen der Saal schwindende Ausnahmen jene Beschlüsse zum Massenstreit faßte, Besiegte geben, das war das alle Delegierte beherrschende Streben. so gut besetzt, wie dies bei den beiden Aufführungen der welche die Leser in der gestrigen Nummer wiedergegeben finden Deshalb suchte man den Resolutionen das zu nehmen, was die " Jahreszeiten" der Fall war, so ist es möglich, trog der hohen und welche das verständnisvolle Eingehen auf die praktische Arbeit Gewerkschaften als Siegesjubel, als unnötige Schärfe, als Unkosten der Aufführung, welche z. B. bei diesem Werke über einerseits, sowie das heilige Gelöbnis der Gewerkschaften zum Kränkung, als Mißachtung ihrer selbstverständlichen und nots 4000 m. betrugen, solche Konzerte ohne Defizit zu veranstalten. Sozialismus andererseits besiegelten. Nur der genaue Kenner wendigen Rechte empfinden konnten. Dies war um so leichter, als Daß das in diesem Jahre durch die Konzerte entstandene Defizit unserer Bewegung weiß, welche Summe von gutem Willen beider die Vertreter des Deutschen Metallarbeiter und des Maurer von über 500 m. nicht noch erheblich größer ist, hat der Chor nur seits geleistet werden mußte, um dies Ergebnis zu erzielen und verbandes vorbehaltslofe, überaus eindrucksvolle und im Werte der uneigennützigen Unterstügung einiger mitwirkender Künstler zu den glühenden Wunsch unserer Massen nach Einigkeit in der nicht hoch genug zu veranschlagende Erklärungen abgaben. Man verdanken, von denen insbesondere Herr Kammerfänger Hans Führung zu erfüllen. Bebel hat darin diesmal Bewundernswertes verzichtete auf den Buchstaben, der töten kann, und jubelte über Gießen, Herr Hofopernsänger Rudolf Jäger sowie die meisten geleistet, das muß betont werden, und für die Gewerkschaften trug den Geist, der lebendig macht! der Mitwirkenden des Haydn - und R. Strauß- Abends( am namentlich Bömelburg durch sein offenes, ehrliches Auftreten und Diese Auffassung leitete die große Masse der Delegierten, man 10. Dezember) auf jedes Honorar verzichteten, verzichteten, während seine Hinweise auf praktische Arbeitsmöglichkeiten, wie auf gemein bersteifte sich nicht auf die Kautskysche Resolution, die auch in ihrer andere zu erheblich ermäßigtem Honorar mitwirkten. Allen diesen fames Endziel das Beste zur Verständigung bei. Das mögen fich Gesamtheit durchzusehen gewesen wäre, man wollte aber nicht von Künstlern schuldet der Chor in erster Linie den wärmsten Dant; die Genossen im Lande vor Augen halten, die etwa geneigt wären, der vorhandenen Kraft rücksichtslosen Gebrauch machen, sondern indes ist es doch nicht angängig, dauernd auf das Entgegenkommen noch Aussetzungen an dem Geschaffenen zu machen. Der Riesen- lieber ein scheinbares Weniger als ein äußerliches Mehr durch­unserer ersten Künstler zu rechnen; der Chor muß vielmehr bestrebt vorteil der erreichten Einheitlichkeit überwiegt tausendfach fleine sehen. Eine einstimmig angenommene Resolution, die den Beifall sein, diese Künstler wenigstens annähernd ihren sonstigen Honoraren Unebenheiten oder Lücken in der Form des Beschlusses. Kautsky des Parteivorstandes, der Gewerkschaftsvertreter und der Dele entsprechend bezahlen zu können, wenn er sich nicht unliebsamen erhielt die Genugtuung der Annahme des Hauptsabes seiner gierten aller Schattierungen fand, die alles Notwendige und Mög­Absagen aussehen will, wie denn solche auch bereits vorgekommen sind. Brinzipienerklärung und die Gewerkschaften ersehen die Rücksichtliche des Kautstyfchen Gedankenganges enthielt, erschien mehr, als Es muß daher eine Ehrenpflicht der Berliner Arbeiter fein, nahme des Arbeiterparlaments auf ihre schwierige Stellung im die etwa mit knapper Mehrheit durchgesetzte, völlig ungeänderte durch regen Besuch der Konzerte des Chors diesem die Fortführung Kampfe mit den Indifferenten und Scharfmachern aus der Zurück- Kautskysche Resolution, die vom Parteivorstande und den Gewerk derselben auf mindestens gleicher fünstlerischer Höhe zu ermöglichen; ziehung jener Kautskyschen Schlußfäße, die ihnen praktische Ver. fchaftsführern in gleicher Weise für unannehmbar erklärt wurde. findet der Chor nicht die genügende Unterstützung von feiten der legenheiten hätten bereiten können. Freuen an dem feſter als je Von ganz wenigen Entgleisungen abgesehen, erschien die Des Arbeiterschaft, so würde sich diese hierdurch ein geistiges Armuts- gelitteten Bunde zwischen den beiben gleichberechtigten Zweigen batte über Partei und Gewerkschaften musterhaft. Sachlichkeit, zeugnis ausstellen und den Beweis liefern, daß sie an Verständnis der deutschen Arbeiterbewegung sollen wir uns, weiterbauen sollen hohes Niveau, flares Verständnis zeichneten fie aus. Sie hat inner­und Interesse für gute Mufit hinter der Arbeiterschaft anderer wir auf dem Felsen der Einigkeit und in unlösbarer Verbindung halb und außerhalb des flassenbewußten Proletariats aufflärend deutscher Städte erheblich zurücksteht. mit der Millionenorganisation unserer Zentralverbände den poli- gewirkt, fie war wie ein reinigendes Gewitter nach heftigsten, mit Es ist unvermeidlich, daß für einen Teil der Arbeiterschaft selbst tischen Zielen zustreben, deren Verfolgung uns dahin führt, wo Staub und Unrat die Luft erfüllenden, fie oft undurchsichtig die niedrigen Eintrittspreise für die Konzerte des Chors noch zules feinen Streit mehr über den Massenstreit gibt." machenden Stürmen,"