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Nr. 238. 23. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. reitag, 12. Oktober 1906.

Die Nürnberger   Krawalle vor Gericht. Körperverlegung zur Laſt gelegt.

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hervorgingen.

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Verfammlungen.

teilte. Während der eine Teil der Versammelten den Standpunkt

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zwei, Wohlleben und Beitengruber je ein Vergehen der gefährlichen Straße hätten sich Knäuel von Personen gebildet, da cinzelne Arbeitswillige von den sie mißhandelnden Streifenden umringt Die Ursache des Streifs war folgende: Der Direktor der worden seien. Bei dieser Gelegenheit sollen die fünf Angeklagten Nürnberg  , 11. Oktober.  ( Eig. Ber.) Unionwerke, ein ungemein nervöser Mensch, zu dessen Charakteri- verschiedene Arbeitswillige verletzt haben, Fleischmann soll auf den Das Jahr 1906 war auch in Nürnberg   ungemein reich an fahrer der Fahrschein entzogen ist, hatte schon ein ganzes Jahr Rocktasche trug, das Wurfgeschoß habe aber nicht getroffen. Als ftit die Tatsache beitragen mag, daß ihm als rücksichtslosen Auto- Schlosser Eisinger eine Bierflasche geworfen haben, die er in der Streitbewegungen, die sich durch Schärfe und Hartnäckigkeit aus- lang die Arbeiterschaft seines Betriebes durch die ungerecht- nun der Schlosser Dewey und der Sattler Thiel vorbeikamen, zeichneten, wie noch keine ähnliche Bewegung zuvor. ftießen die Arbeiter bei ihrem Bestreben, ihre Einnahmen mit den empört usw. Mehr als einmal standen die Arbeiter dicht vor der blutig geschlagen und ihm den Hut zerrissen haben. Unter den Ueberall fertigsten Entlassungen beunruhigt, durch Handgreiflichkeiten sollen sich die Streifenden dem letzteren zugewendet, ihn umringt, durch die verrückte Wirtschaftspolitik der herrschenden Klaffen ge- Arbeitsniederlegung, aber immer wieder gelang es, die Erregung Bedrängern des Thiel sollen sich Fleischmann, Müller, Odörfer und steigert. Ausgaben für die notwendigsten Lebensbedürfnisse in zu dämpfen. Gerade der erschossene Fleischmann spielte dabei eine Beitengruber befunden haben. In dieser Lage habe Thiel auf seine Einklang zu bringen, auf den heftigsten Widerstand des Unter- hervorragende Vermittlerrolle zwischen seinen Kollegen und dem Angreifer drei Revolverschüsse abgegeben, die nehmertums, das nunmehr ebenfalls den Wert einer starken Or- Direktor. Fleischmann ganisation erkannt hat. Die Kämpfe wurden daher auf beiden unter einer gänzlich unwahren Begründung auf das Pflaster ge­Als aber in der Pfingstwoche wiederum zwei Arbeiter trafen und am 19. August dessen Tod herbeiführten. Seiten mit der größten Erbitterung geführt. Die streikenden worfen wurden, da war das Maß voll. Die Arbeiter ließen sich 70 Zeugen hat laden lassen. Ebenso viele Zeugen sind von den Soweit die Anklage, zu deren Bekräftigung der Staatsanwalt Arbeiter hatten schon von vornherein alles gegen sich; die Unter- nicht mehr halten und traten in den Streik ein. Das war am drei Verteidigern geladen. nehmer, die bürgerliche Presse, die christlichen und anderen Auch- 2. Juni. Der Streik wurde in der größten Ruhe geführt, troh arbeiterorganisationen entfalteten die wüsteſte Heße gegen die aller Herausforderungen durch den Direktor Maurer   ist sein freiorganisierten Arbeiter, die im Kampfe um bessere Lebensver- Name hältnisse standen. Man stachelke die Arbeitswilligen zu Provoka- Werkstätten füllen und den Betrieb aufrecht erhalten konnte. und seiner Streitbrecher, mit denen er einen Teil seiner tionen gegen fie auf, machte die Polizei gegen sie mobil. Daß da- Während der ganzen Dauer des Streits kamen keinerlei Zu­durch die Situation immer gespannter wurde, ist nicht zu ver- sammenstöße vor, bis zum 17. August, nachdem am Tage vorher Der Zentralverband der Zimmerer   beschäftigte sich in einer wundern; je ruhiger und entschiedener die Streifenden ihre Sache der Streit für beendet erklärt war. Am Abend dieses Tages er- außerordentlichen Zahlstellenversammlung( Delegiertenversammlung) führten, desto mehr steigerte sich das herausfordernde Auftreten der eignete sich der Vorfall, bei dem Fleischmann sein Leben lassen mit der Schreibweise des Zimmerer". Die Meinung der Ver­Verbündeten des Unternehmertums, das schließlich zu Zusammen- mußte und aus dem dann die späteren Krawalle am 24. Auguſt ſammlung über die Schreibweise des Verbandsorgans war eine ge­stößen führen mußte. Diese Streifbewegungen haben auch eine ungeheure Anzahl von Prozessen zur Folge gehabt, von denen be­reits ein großer Teil durch die Schöffengerichte abgewandelt wurde. feien hinreichend verdächtig, an einer öffentlichen Zusammen- die Grenze des Zweckmäßigen überschritten habe, war der andere Teil In dem Eröffnungsbeschluß heißt es nun, die Angeklagten vertrat, daß der" Zimmerer  " in der Polemit gegen den Vorwärts" Kein einziger dieser Prozesse hat auch nur den kleinsten Beleg rottung teilgenommen zu haben, die zu dem Zwecke unternommen der Meinung, daß die Art und Weise, wie der" Vorwärts" gegen dafür geliefert, daß von den Streifenden solch ein unerträglicher wurde, mit vereinten Kräften gegen Personen Gewalttätigkeiten anders denkende Partei- und Gewerkschaftsgenossen polemisiert, nicht Terrorismus" ausgeübt worden sei, wie die bürgerliche Presse zu begehen, und selbst solche Gewalttätigkeiten gegen Personen be- zu billigen sei. Dieser geteilten Ansicht entsprachen auch die vor­fortgefeht geflunkert hat. Es wurde nur erwiesen, daß allerdings gangen zu haben. Außerdem sollen sie in den bereits angeführten liegenden Anträge. Die Abstimmung hierüber zeitigte folgendes von einem Terrorismus gesprochen werden kann, den aber nicht die Fällen gemeinschaftlich mit anderen mittels gefährlichen Werkzeugs Resultat: Ein Antrag, welcher die Polemik eingestellt wissen will, erhielt Streifenden, sondern, wie ſchon oben bemerkt, die vereinigten andere vorsätzlich und rechtswidrig mißhandelt haben, indem sie in 20 Stimmen. Der Antrag, welcher die Schreibweise des Zimmerer" Gegner der modernen Arbeiterbewegung ausgeübt haben. Die bisher verhandelten Angeklagten mußten zu einem kleinen Teile Unionwerfe zur Niederlegung der Arbeit hätten zwingen wollen." heit auf Grund der Erklärung der Preßkommission des" Zimmerer  " Ausführung eines gemeinsam gefaßten Vorsatzes die Arbeiter der mißbilligt, erhielt 61, während ein anderer Antrag, diese Angelegen­freigesprochen werden, weil sich die Anzeige gegen sie als durchaus Die Begründung der Anklage verweist zunächst darauf, daß am als erledigt anzusehen, 43 Stimmen erhielt. Alsdann wurde vom frivol erwies, die meiſten wurden zu kurzen Freiheits- oder ge- 16. August die Beendigung des Streits beschlossen wurde- was Vorsitzenden darauf hingewiesen, daß die Gültigkeit des bestehenden ringen Geldstrafen verurteilt, weil sie sich durch die unausgesetzten aber nicht recht zu der Anschuldigung stimmt, daß die Arbeitenden Tarifvertrages am 31. März 1907 abläuft, und daß Abänderungs­Herausforderungen zu irgend einer Aeußerung hinreißen ließen, zur Niederlegung der Arbeit hätten gezwungen werden sollen anträge den Arbeitgebern vor dem 1. November d. J. mitgeteilt die man unter den berühmten§ 153 der Gewerbeordnung bringen mittels förperlichen Zwanges". Dann wird eine Schilderung der werden müſſen. Sein der Versammlung gemachter Vorschlag, Außer diesen kleineren Prozessen harren auch noch einige in dem Kopfe des Staatsanwalts malen. Vorgänge gegeben, wie sie sich auf Grund der Streifbrecherberichte in allen Zahlstellenbezirken zur Vertragsverlängerung Stellung Im nehmen, so Am Morgen des zu des Mitgliedern Verbandes schwerere ihrer Erledigung, die die höheren Gerichte beschäftigen 17. August sei unter den Streifenden das Gerücht gegangen, daß Gelegenheit zu geben, ihre diesbezüglichen Wünsche zum Ausdruck werden. Der erste beschäftigt heute und in den nächsten zwei Tagen heute etwas kommen werde. Man wolle die Bude stürmen und zu bringen, wurde einstimmig akzeptiert. Hierauf wurden Friedrich das Schwurgericht Nürnberg  . Es handelt sich um die die Arbeiter mit Gewalt verjagen." Im Braunen Hirschen", einer e II sow und Richard Kauschte als Kandidaten zu den Wahlen Vorgänge, die sich am 17. August in der Nähe der Motorfahrzeuge- Wirtschaft in der Nähe der Fabrit, wo die Streitenden verkehrten, der Beisiger zum Berliner   Gewerbegericht aufgestellt. Da einer fabrik" union  " abspielten und wobei der Streitführer Fleischmann sei es an diesem Tage sehr lebhaft zugegangen. Die Streifenden der Revisoren feinen Posten niedergelegt hat, war eine Ersatzwahl bon dem Streitbrecher Julius Thiel, einem Burschen von hätten sich in erheblicher Anzahl versammelt gehabt und zu den notwendig. Gewählt wurde Gustav Golze. Nachdem dann noch 22 Jahren, durch drei Revolverschüsse niedergestreckt wurde. Der Tönen einer Harmonika Spottlieder auf die die Straße passierenden eine Reihe interner Angelegenheiten erledigt waren, erfolgte Schluß Mörder wurde zwar verhaftet, aber alsbald wieder auf freien Fuß Arbeitswilligen gesungen. Sowohl am 16. wie am 17. Auguft seien der Versammlung. gefeht; dagegen wurden nach dieser Mordtat fünf Streifende ins Streifbrecher auf der Straße überfallen und geschlagen worden. Gefängnis geschleppt; sie befinden sich seit dieser Zeit in Haft, Am Abend des letzteren Tages hätten die Streifenden, unter ihnen während der Revolverheld ungehindert entweichen konnte und jetzt Fleischmann und die fünf Angeklagten, in der Wirtschaft auf die nicht mehr aufzufinden ist. Arbeitswilligen gewartet. Als es in der Fabrik zum Arbeitsschluß pfiff, habe Fleischmann in der Wirtschaft gerufen: Jeßt müssen wir hinausgehen, jezt ist's Beit!" Sie hätten dann die Wirtschaft berlassen und sich auf der Straße in einer Ausdehnung von etwa Dr. Karl Volkmann. Flitterwochen. Nüzliche Ratschläge für die 17 Schritten aufgestellt, vor ihnen, als Führer, Fleischmann, mit Jungen von einem Alten. Preis 1,20 M. Verlag W. Krüger, Berlin­Steglit. einem Schlauch oder etwas ähnlichem bewaffnet. Als die Arbeiter Ernest Seillières. Der demokratische Imperialismus, Rousseau  der Unionwerfe kamen, hätten die Streifenden zuerst geschimpft, Proudhon Karl Mary. Autorisierte deutsche Ausgabe von Theodor dann losgeschlagen. Fleischmann habe als erster zugeschlagen und Schmidt. Groß Oktav- Format. 446 Seiten. Eleg. broschiert 7 M., Lein­damit gleichsam das Signal zu Gewalttätigkeiten gegeben. In der wandband 8,50 M. Berlag von H. Barsdorf in Berlin   W. 30.

konnte.

Die Namen der fünf Angeklagten find: Konrad Braun, Gisendreher, Georg Müller, Schlosser, Friedrich Odörfer, Schlosser, Adolf Wohlleben, Schlosser, Friedrich Beitengruber, Schlosser.

Sie sind beschuldigt des Verbrechens des Landfriedens bruchs, außerdem werden Braun vier, Müller und Odörfer je

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