91
Zum Fall Fischer.
"
"
-
-
-
Ursprünglich hat also der Zusah nicht in der Rede gestanden, kommen, stellt der Regierungsrat auf dem Wege der Verordnung im Süden mehr als je fest entschloffen, ihre überlegene Stellung er ist erst nachträglich auf der Rückseite des Manuskripts angebracht für so lange die nötigen Vorschriften auf, bis ein von der Gemeinde zu behaupten". Er sagt, die Neger beabsichtigen nach Möglichkeit worden; wenn der Kardinal den Zusah selber gemacht hat, dann vorgelegtes Reglement genehmigt ist." eine Vermischung mit der weißen Rasse, was ihnen erleichtert ist nur merkwürdig, daß der Ueberseber das Zeichen übersehen Gemäß diesen Gesetzesvorschriften ging der Stadtrat von werde durch die Vorliebe vieler Weißen für schwarze Mädchen; da konnte, das an die Einschaltung auf der Rückseite erinnerte. Merk- Bern daran, ein Sonntags- Reglement Sonntags- Reglement auszuarbeiten. Bei müsse die Grenze ebenso streng gezogen werden wie zwischen weißen würdig ist außerdem die Mitteilung Bachems, daß das lateinische den Stadtrat Beratungen im zeigte es sich, daß die Frauen und den Negern. Die Lynchmorde beurteilt Tillmann Manuskript der Rede Vannutellis in die Seßerei gewandert sei. Gruppe des Gewerbevereins auch den fleinsten Eingriff in das sehr milde, und er behauptet, die Weißen würden durch die Bis heute nämlich ist nur eine deutsche Uebersetzung veröffentlicht freie Schalten und Walten der Gewerbetreibenden am Sonntag Schlechtigkeit der Neger oft zur Verzweiflung getrieben. Sollte es worden, auch die offizielle Festzeitung des Essener Katholikentages hintertreiben wollte; würde es nach dem Willen diefer Krämerseelen zu einem großen Rassentampf fommen, so würde die Ausrottung brachte nicht den lateinischen Urtert. Wie man sieht, sind immer noch einige Unklarheiten zu lösen, gegangen sein, so wäre schließlich nicht ein Sonntagsruhe, sondern der Neger die Folge sein. Als Vorbeugungsmittel empfiehlt der Sonntags unruhe reglement zutage gefördert worden. Die Senator die Ausgabe von Bässen an die Neger, um sie unter bis man weiß, ob nach Ansicht des Kardinals Vannutelli das fozialdemokratische und die fonservative Stadtratsfraktion, die beide Polizeiaufsicht zu stellen!- Solche zivilisierten" Ansichten, wie Zentrum sich der Autorität des Papstes unterordnet in allen fräftig für eine weitgehende Sonntagsruhe eintraten, vereitelten jedoch sie Tillmann äußert, sind weit verbreitet in den Südstaaten. bürgerlichen und sozialen Angelegenheiten" oder nur soweit hier- die reaktionären Anschläge der Gewerbevereinler und der großenteils bei die Religion in Frage kommt". . Australien. in ihrem Schlepptau segelnden freisinnigen Stadtratsfraktion. Immerhin gelang es der fonfequenten Opposition der letzteren, In Süd- Australien ist das Abgeordnetenhaus aufgelöst worden. manche gute Bestimmung des Reglemententwurfs zu eliminieren. Die Arbeiterpartei hat dort die Regierung in Händen und wollte So kam denn schließlich ein Kompromißwert zustande, dessen eine Ausdehnung des Wahlrechts, das an ein bestimmtes Das Vorverfahren gegen den Major Fischer werde in Hauptbestimmungen folgende find: Minimum von Einkommen gebunden ist, herbeiführen. Dagegen wandten. nächster Beit abgeschlossen werden. In militärischen An den öffentlichen Ruhetagen( Sonntagen, Karfreitag, Himmel- sich die beiden anderen Parteien, die der Regierung auch gram sind, Kreisen scheine sich die Ansicht gebildet zu haben, daß ge- fahrt, Weihnacht und Neujahrstag) find alle Beschäftigungen, welche weil sie sich weigerte, an eine englische Gesellschaft Rechte zu einem Die Neuwahlen finden am 8. Nos nügendes Belastungsmaterial zu einem friegsgerichtlichen von Angestellten oder Arbeitern in faufmännischen, industriellen, ge- Eisenbahnbau zu verleihen. Prozesse nicht vorliege, so daß es nur zu einer ehren- werblichen, handwerksmäßigen und landwirtschaftlichen Betrieben, in vember statt. gerichtlichen Entscheidung komme. Was die An- öffentlichen und privaten Bureaus ausgeübt werden, sowie Arbeiten, Die Konferenz in Melbourne , zu der die Premierminister und fchuldigungen gegen den Bezirksamtmann Kersting durch welche Lärm verursacht oder in anderer Weise Anstoß erregt angehe, werde man es später bedauern, die Ausreise des Beamten, wird, untersagt. Ausnahmen sind gestattet: 1. für den Betrieb der Parteihäupter der einzelnen Staaten zusammengetreten waren, um der Gouverneur von Togo , habe noch vor seiner Abreise der öffentlichen Interesse liegende dringende Arbeiten usw. Die Verkaufsstaaten. Es wurde die lebernahme aller Staatsschulden durch den der in Togo benötigt werde, verzögert zu haben. Graf Bech, öffentlichen Verkehrsanstalten sowie für den Polizeidienst und andere im die schwierige Finanzlage zu beraten, beschloß die Zahlung beftimmter Summen jährlich von feiten des Bundes an die EinzelUeberzeugung Ausdruck gegeben, daß er nach seiner Kenntnis der läden und Magazine sollen an den öffentlichen Ruhetagen beständig staaten. Es wurde die Uebernahme aller Staatsschulden durch den Bund vorgeschlagen. Person und der Handlungsweise Kerstings den Beschuldigungen geschlossen gehalten werden. Das Ausstellen oder Aushängen von nicht Glauben beimeffen könne. Die sofort eingeleitete Untersuchung Waren vor den Verkaufsläden und Magazinen ist an diesen Tagen habe bisher nichts Belastendes ergeben." gänzlich untersagt. Bei außerordentlichen Anlässen( Festen, Ausftellungen u. dgl.), die einen gesteigerten Geschäftsverkehr hervorrufen, tönnen Ausnahmen gestattet werden. Gestattet ist an öffentlichen Ruhetagen ohne Bewilligung: 1. das Offenhalten der Krankenmobilien- Magazine, öffentlichen Badeanstalten, Museen, Panoramas und Konditoreien. Ferner dürfen während einiger bestimmten Stunden Brot, Fleisch, Milch, Eßtvaren an die Kunden Die Poft", die vor der genauen Kenntnis des neuen abgetragen werden, ebenso werden den Zigarrenhandlungen und Tarifes das Scheusal am liebsten in die Wolfsschlucht gePhotographenateliers einige Stunden bewilligt. Den Angestellten worfen wissen wollte, ist von ihrem Standpunkte aus und Arbeitern beiderlei Geschlechts in Gewerben, in denen die konsequent genug, ihn jetzt als eine Errungenschaft der Sonntagsarbeit durch dieses Reglement gestattet wird, sowie in Arbeiter zu loben. Sie meint: den am Sonntag offengehaltenen Verkaufsstellen soll in jedem Falle für die ihnen entgehende Sonntagsruhe eine entsprechende Ruhezeit in der Woche gegeben werden. Lehrlinge dürfen von Inhabern von Gewerben und Geschäften an den öffentlichen Ruhetagen überhaupt nicht beschäftigt werden! Zuwiderhandlungen gegen dieses Reglement werden mit Bußen bis zu 300 Frank bestraft.
Die militärischen Streise" halten wir zu einer Beurteilung des Falles Fischer einstweilen für ebenso inkompetent, wie den Grafen Zech zur Beurteilung des Falles Kersting. Die Herren Wistuba und Böplau werden sich ja überdies mit ihrem Material direkt an den Neichstag wenden.-
Die Hamb . Nachrichten" erzählten zum Beweis der äußerst gespannten Beziehungen zwischen dem damals noch als Reichstanzler fungierenden Fürsten Bismarck und Wilhelm II. auch die Episode, daß Bismard auf einer gemeinsamen Spazier fahrt mit dem Kaiser derart aneinandergeräten sei, daß der lettere den Wagen habehalten und Bismarck habe aussteigen lassen. Die" Nordd. Allg. 3tg." dementierte gestern diese Darstellung. Ein solcher Vorfall habe sich niemals abgespielt. Demgegenüber erklären jetzt die" Hamb . Nachr.", das ehemalige Leiborgan Bismarcks, daß ihnen genau bekannt sei, daß Fürst Bismard den peinlichen Vorfall, den das offiziöse Blatt in das Gebiet der Fabel berweisen möchte, wiederholt genau so geschildert habe, wie es ihn neulich mitgeteilt habe. Es müsse der Nordd. Allg. 3tg." überlassen, sich mit den Tatsachen, die es jeden Augenblick vor Gerichteidlich erhärten und deren Richtigkeit noch durch andere Zeugen bestätigt werden könne, abzufinden, so gut fie ea vermöge. Nun hat die Nordd. Allg. 3tg." das Wort.-
-
Hessisches.
Mainz , den 11. Oktober. Der rote Großherzog" Heffens hat nach den Versicherungen bürgerlicher Blätter wieder mal das nationale Bewußtsein" schwer erschüttert. Während nämlich die Kreisausschüsse von Offenbach und Großgerau sowie der Provinzialausschuß der Provinz Startenburg die Wahlen der Genossen 3 ahn in Mühlheim a. M. und Rilbert in Kelsterbach a. M. zu Bürgermeisterei- Beigeordneten für ungültig erklärten, weil die Gewählten überzeugte SozialDemokraten" seien, hat der Landesherr selbst die Wahl Eisnert 3 zum Beigeordneten der Stadt Offenbach bestätigt.
Das Bestätigungsrecht der Bürgermeister und Beigeordneten wird in Hessen in den Landgemeinden von den Kreis- bezw. Provinzialbehörden ausgeübt; als oberste Instanz entscheidet das Ministerium, während in den Städten dem Großherzog das Be stätigungsrecht zusteht.
Um den vorliegenden Fall in seiner ganzen Tragikomik zu erfassen, ist es unerläßlich, sich die Begründungen anzusehen, unter denen die Kreisausschüsse die Wahlen unserer Genossen in Mühl Heim und Kelsterbach für ungültig erklärten. Der Kreisausschuß von Offenbach , der über die Mühlheimer Wahl zu befinden hatte feinerzeit, führte z. B. aus:
"
Gewerkschaftliches.
Zur Tarifbewegung der Buchdrucker. Die betehrte. Post".
,, Um nun die Befriedigung, welche unter den Buchdruckereigehülfen angesichts des vom Verbande erreichten großen Erfolges um sich greifen könnte, nach Möglichkeit zu stören, gibt sich der Vorwärts" alle erdenkliche Mühe, das Tarifabkommen als vers hängnisvoll für die Gehülfen hinzustellen."
"
Von der Befriedigung unter den Buchdruckergehülfen Die städtische Abstimmung über das in vorstehendem in den infolge der Veröffentlichung des Tarifes haben wir bisher Hauptzügen gekennzeichnete Reglement fand Sonnabend und Sonn- nichts konstatieren können, obgleich wir uns befleißigt haben, tag, den 6. und 7. Oftober, statt. Angesichts der wüsten Hezze, die objektiv alle Stimmen aus der Gehülfenschaft zu sammeln. der Gewerbeverein entfaltete, hätte man meinen können, die ganze Uebrigens liegt der" Post" jetzt anscheinend sehr viel an Welt würde bei Annahme des Reglements aus den Angeln gehoben. dem Zustandekommen des Tarifs. Sie und auch noch andere Es gelang dem Gewerbeverein auch, die freifinnige Parteiber- Scharfmacherblätter haben ein famoses Mittel entdeckt, den sammlung zu überrumpeln und einen Verwerfungsantrag Buchdruckertarif auch für den Fall für gültig zu erklären, durchzufezen. Das war um so weniger verwunderlich, als der be- daß er von den Gehülfen abgelehnt wird. Sie behaupten, foldete ständige Sekretär des Gewerbevereins das Präsidium der frei die Gültigkeit auch mangels einer Zustimmung der Buchdruckerfinnigen Partei inne hat. Um so energischer standen die sozialdemo- gehülfen folge daraus, daß die Tarifabmachungen endfratische Partei und die Arbeiterunion( Gewerkschaftskartell) für das Reglement ein, ebenso die konservative Partei aus religiösen gültig notarie II festgelegt sind. Es ist diese Behauptung Gründen. Sämtliche Gewerkschaften von Bern erließen einen Auf- der Post" selbstverständlich ebenso unsinnig als falsch, als wenn ruf an die Bevölkerung für Annahme des Reglements. Die jemand behaupten wollte, der Efel der Bost" sei sein Eigentum, städtische Abstimmung vom legten Sonnabend und Sonntag er- weil zwischen ihm und Johann Nepomuk ein„ notarieller" Kaufgab 4839 Stimmen für Annahme, 2390 Stimmen für Verwerfung vertrag über den Efel abgeschlossen ist. Wie entsetzlich tief des Reglements. Der Gewerbeverein und der offizielle Freifinn haben glauben doch die Scharfmacherblätter die Einsicht des Bucheine ellatante Niederlage erlitten. Eine freifinnige Diffidentengruppe bruckers einschätzen zu können! hatte allerdings auch für Annahme gewirkt. Es steht außer Zweifel, daß das bernische Sonntagsruhe- Reglement für die ganze Schweiz vorbildlich sein wird.
Auch bei der Abstimmung über das Reglement zeigte sich wieder die Erscheinung, daß ohne die tatkräftige Mitwirkung der sozialdemokratischen Partei die Reaktion im Bürgertum auch den fleinsten Fortschritt verhindern könnte.
Bracht und Pomp und Ordensregen.
-
-
Als die Norweger sich im vorigen Jahre den Dänenprinzen Sarl holten, um auch wie die anderen Völker einen eigenen König zu haben, war gar viel davon die Rede, daß er ein bürgera " Die fozialdemokratische Partei strebt zugestandenermaßen Ii cher Sönig sein sollte: einfach und schlicht in seinem ganzen die grundfäßliche Umgestaltung der bestehenden Gesellschafts- Berhalten, wie es sich am besten schicke für ein demokratisch, halb ordnung an, deren Bestand gerade durch die derzeitige Staats- oder dreiviertel republikanisch gesinntes Volt. Aber schon die mittelform und deren Grundlage, die Verfassung, gewährleistet wird. alterliche, pomphafte Krönungsfomödie in Trondhjem paßte sehr Um deswillen sind ausgesprochene Anhänger dieser Partei zur schlecht zu diesen Voraussetzungen. Nun weilt Haaton VII. Uebernahme des Amtes eines Bürgermeisters oder Beigeordneten, bei seinem Water Frederik VII. in Kopenhagen . Auch die denen wichtige staatliche, insbesondere polizeiliche Funktionen Dänen haben sich, seitdem Christian IX. , der Pracht und übertragen sind, nicht geeignet. Haben doch die Ortsobrigkeit in Bomp weniger liebte, tot ist, wieder an manches Schauerster Linie für die Aufrechterhaltung der bestehenden Berstück aus dem Mittelalter gewöhnen müssen. Alles übertraf aber hältnisse und der gegebenen Ordnung einzu der Empfang, den Frederit dem neugebadenen Norweger bereitete. treten, so daß sie gehalten fei, gegebenen Jn zwei Goldkarossen, jede mit sechs Pferden bespannt, Kutscher falls gerade etwaigen, diefelben gefährden auf dem Bock in roten grads und Kniehosen und mit weißen Allongeden sozialdemokratischen Rundgebungen mit perüden, begleitet von einer Masse buntscheckig gekleideter Trabanten, Nachdruck entgegentreten zu müssen." fuhren die beiden Königspaare langsam vom Bahnhof nach dem Der Provinzialausschuß der Provinz Startenburg schloß sich Schloß. Merkwürdig war es, daß die Kaiserinwitwe Dagmar von als Berufungsinstanz dieser Begründung an. Das Ministerium Rußland samt dem Griechenkönig Georg, die auch dabei waren, eine hat seine Entscheidung noch nicht gefällt. lange Strede vorausfuhren, ganz entgegen dem zeremoniellen Brauch. Furcht vor Attentaten war offenbar die Ursache. Das Volk stand dem höfischen Schauspiel teilnahmslos gegenüber. Ein Student versuchte ein hoch auf die norwegischen Majestäten auszubringen, fand aber bei der Menge keinen Anklang. Am Montag regnete es Orden. Haakon dekorierte feinen töniglichen Vater Frederik und Ontel Georg sowie seine Brüder mit dem norwegischen St. Olavs- Großkreuz erster Güte samt Nette, fast ebenso fein aber ohne Kette den Justizminister Alberti und verfchiedene andere Würdige". Man sieht, wie unentbehrlich dem " Demokratischen " Norwegerkönig das Ordenswesen erscheint. Die neueste Ordenstorheit in Dänemark ist aber, daß Frederik den gefeierten Dichter Holger Drachmann bei seinem 60. Geburtstage zum Kommandeur des Dannebrog zweiter Klaffe ernannt hat! Hätte Drachmann nicht so verdammt revolutionäre Sachen gedichtet, wie die" Englischen Sozialisten"," Auf Vorposten"," Das heilige Feuer" und dergleichen mehr, er könnte sicher den Dannebrog erster Güte fommandieren, und vielleicht wäre er auch Professor geworden. Aber das kommt davon, wenn man sich für den Sozialismus und andere Freiheitsideale begeistert!
Der Kreisausschuß von Großgerau, der über die Kelsterbacher Wahl zu Gericht saß, gab seinem ablehnenden Urteil folgende Begründung:
Ein Sozialdemokrat kann aber nach der Ansicht des Kreisausschusses weder Bürgermeister oder deffen Stellvertreter, Beigeordneter sein, da der Bürgermeister und dessen Stellvertreter berufen sind, für Aufrechterhaltung und Durchführung der bestehenden staatlichen Einrichtungen und Gefeße Sorge zu tragen, die Sozialdemokratie aber die Bernichtung der bestehenden staatlichen Einrichtungen und Gesetze anstrebt."
In eine merkwürdige Situation ist durch die großherzogliche Entscheidung das hessische Ministerium geraten, das als höchste Instanz über die Wahl der Beigeordneten von Kelsterbach und Mühlheim zu befinden hat. Es bleibt ihm jest kaum etwas anderes übrig, als diese Wahlen zu bestätigen, wenn es sich nicht in einen direkten Widerspruch mit seinem Landesfürsten" sehen will.
"
"
die Beantwortung der Frage, ob die Vertreter beider Parteien Nicht die notarielle Beglaubigung der Unterschrift, sondern Mandate zur Abschließung des Vertrages in der vor. liegenden Form hatten, ist für die eventuelle Gültigkeit entscheidend. Da die Gehülfen unter anderm eine 15prozentige, nicht eine 10 prozentige Lohnerhöhung, außerdem aber auch die abgelehnte Arbeitszeitverfürzung forderten, haben sie natürlich zu der veränderten Sachlage noch Stellung zu nehmen. Der Organisationsvertrag bedingt überdies wahrscheinlich noch Statutenänderungen, muß also deswegen schon die Mitgliedschaft beschäftigen.
#
*
Versammlungen zwecks Stellungnahme zu dem Entwurf finden noch fortgesetzt statt und bieten fast überall dasselbe Bild. In Offenbach a. M. erstattete am Mittivochabend Gehülfen. bertreter Dominé Frankfurt a. M. den Bericht über die Ber liner Tariftagung. Mit wenig Ausnahmen sprachen sich dann in der Besprechung des Referats die Redner äußerst abfällig über die materiellen Erfolge der Tarifberatung aus. Scharfe Verurteilung fanden besonders außer der Ablehnung der Arbeitszeitverkürzung Die Wiedereinführung des Berechnens an den Setzmaschinen und die Nichtgewährung der zehnprozentigen Lohnzulage an alle über Minimum Entlohnten. Vereinzelt wurden auch einige Bestimmungen des zwischen der Gehülfen- und Unternehmerorganisation abgeschlossenen Vertrages als gefährliche gestreift; zu einer eingehenden Besprechung dieses Vertrages kam es jedoch nicht, da Redner, die dies zu tun gedachten, darauf berzichteten, als der Referent nach 11 Uhr die Versammlung verließ, um heimzukehren, die Versammlung jedoch einen gestellten Vertagungsantrag ablehnte. Von zwei eingereichten Resolutionen sprach sich eine für direkte Ablehnung des neuen Tarifs aus, tam jedoch nicht mehr zur Abftimmung, nachdem sich bei schon etwas gelichteter Versammlung eine Mehrheit der Abstimmenden für folgende Resolution fand: Die heutige Versammlung erkennt in den Resultaten nicht das genügende Entgegenkommen in bezug auf Lohn und Arbeitszeit gegenüber den Zugeständnissen an die Prinzipale. Um das Prinzip des Friedens aufrecht zu erhalten, stimmt die Versammlung doch den Beschlüssen zu und erwartet, daß die Prinzipale Härten in bezug auf die über 3 M. über das Minimum entlohnten Gehülfen berüdfichtigen."
In Karlsruhe i. B. hat eine von 450 Gehülfen besuchte Buchdruckerversammlung nach dem Referate des Gehülfenvertreters Anie- Stuttgart in auffallend schroffer Weise die Zustimmung zu dem abgeschlossenen Tarif abgelehnt. Von zirka zwölf Rednern sprach sich nicht einer für den neuen Tarif aus. Eine entsprechende Resolution, die zugleich die Einberufung einer außer= ordentlichen Generalversammlung fordert, wurde einstimmig angenommen. Charakteristisch für den Verlauf der Versammlung war die Aeußerung eines Redners, der BuchdruckerAm 19. März 1905 genehmigte das Berner Volk ein ihm vom Großen Rate des Kantons vorgelegtes Gesetz betreffend die Sonn- Die alte Feindschaft der Weißen gegen die Neger im Süden berband müsse sozialistisch sein, ob er wolle oder nicht." Hätten tagsruhe, das die für den ganzen Kanton zur Anwendung zu der Vereinigten Staaten ist in der letzten Zeit wieder in ber- ir mehr unseren Arbeiter- und Klassenstandpunkt gewahrt, man bringende Norm festlegt und damit auch die notwendige Grundlage stärktem Maße ausgebrochen. Lynchmorde wurden aus Mississippi , hätte uns diesen Tarif nicht geboten." schafft für die in den einzelnen Gemeinden im Einklang mit Kentuch und Arkansas am 8. Oktober nach New York gemeldet; Jest regen sich auch die Maschinenseher. Sie find bea den Gepflogenheiten und Gefühlen der Bevölkerung aufzu- ferner sollen Unruhen gegen die Farbigen in Nord- Carolina, Süd- fonders damit unzufrieden, daß für sie die Akkordarbeit und fiellenden näheren Vorschriften. Das Gesetz vom 19. Wärz 1905 Carolina und in Georgia ausgebrochen sein. Sogar in dem Nord- die Leistungsflausel eingeführt worden. Außerdem ist ihre erklärt im§ 1 die Sonn und hohen Festtage als staat Indiana wurde in Bloomington der Versuch gemacht, einen Arbeitszeit nicht verkürzt, sondern für den Zeitungsfat um etwa öffentliche Ruhetage und knüpft, von dieser grundsätzlichen Reger aus dem Gefängnis zu holen und aufzuhängen. eine halbe Stunde verlängert! Es ist nämlich als nicht Bestimmung ausgehend, daran folgende nähere, die Gemeinden be- Die Nachricht von einem Lynchgericht an einem Orte wirkt tarifwidrig fommentiert, daß das Maschinepuben gegen eine be treffende Vorschrift: oft ansteckend auf die Bevölkerung eines anderen Ortes und ruft § 2. Ueber die Beobachtung der Sonntagsruhe und über die eine Negerverfolgung hervor. Der Senator Tillmann, Vertreter fondere Entschädigung außerhalb der Arbeitszeit geschieht. Der Brandenburgische Maschinense berberein jenigen Arbeiten, welche ausnahmsweise an den öffentlichen Ruhe von Süd- Carolina im Senat in Washington , erklärte in einer hatte zu Donnerstagabend eine Nachtversammlung einberufen, um tagen gestattet werden, sowie über das Freilhalten und Rede, die er in Georgia hielt, daß in zehn, vielleicht auch schon in Stellung zu nehmen zu dem als Teil des Allgemeinen Buchdruckerden Verkauf von Waren an diesen Tagen haben die fünf Jahren blutige Raffenkämpfe in den Vereinigten Staaten tarifs geltenden neuen Maschinensekertaris Alle Redner der Einwohnergemeinden Reglements aufzustellen. Diese Reglements ausbrechen würden. Er ist ein Feind aller Bestrebungen der außerordentlich stark besuchten Versammlung sprachen sich sind innerhalb zweier Jahre vom Infrafttreten diefes Ge- Neger, eine politische und soziale Gleichstellung mit den Weißen mit Ausnahme der Macher dieses Spezialtarifes in der schärfsten feges an dem Regierungsrat zur Sanktion zu unterbreiten. zu erringen. Diese Bestrebungen treten nun aber unter den Weije gegen die Mißgeburt" wie der vorgeschlagene Tarif unter Für diejenigen Gemeinden, welche dieser Verpflichtung nicht nach Negern immer mehr hervor, und nach Tillmann sind die Weißen startem Beifall genannt wurde aus. Am Schluffe der sich bis
"
3