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Mt. 239. 23. Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 18. Oktober 1906.

Der italienische Parteitag.

( Zweiter Tag.) Nachmittags- Sizung.

Rom , 8. Oftober.( Eig. Ber.) Der Parteitag bietet ein Bild größerer Erregtheit und Unruhe als heute vormittag.

Zunächst hat ein Integralist das Wort: Francero Ciccotti, der die Tagesordnung der Integralisten vertreten soll, aber gleich erklärt, daß ihr Tert bis jetzt noch nicht ganz feststeht. Redner wendet sich gegen die Anklage, er und seine Freunde wollten Kon­fusion und Unklarheit säen. Nicht die Integralisten solle man an­flagen, sondern die Reformisten und Syndikalisten, die die Einheit der Partei zerstören wollen.( Beifall.) Weil es Reformisten gab, find die Syndikalisten entstanden, und weil es die beiden gibt, hat fich als mittlere Tendenz der Integralismus gebildet.

Redner führt dann aus, was er als integralistische Aktion an steht: Nicht nach rechts, nicht nach links, ein Sozialismus, der die Reformen will und auch die direkte Aktion, Arbeit im Parlament und Generalstreit. Von der antimilitaristischen Propaganda sprechend, betont er deren Notwendigkeit.( Beifall bei den Syndikalisten, Wider­spruch bei den Reformisten.) Wir wollen auch den Proletarier in der Uniform zu den Unseren rechnen können. Freilich sind wir Gegner der Propaganda in den Kasernen.( D1 o! bei den Syndikalisten, Lärm.) Jawohl! Denn diese Propaganda fordert Opfer, die in keinem Verhältnis zu ihrem Nutzen stehen. Sie richtet ganze Griſtenzen zu Grunde. Darum ist aber nicht gesagt, daß wir nicht im entscheidenden Augenblick, wenn große Dinge auf dem Spiel stehen, an die Solidarität der Truppen appellieren werden.

Weiter betont Ciccotti im Namen seiner Tendenz die Notwendig feit einer lebhaften Agitation gegen die Monarchie, die heute Schutz­wall aller reaktionären Elemente, vor allem des Kleritalismus ift. Daß ein Sozialist die Handlungsweise der Genueser Reformisten so entschuldigen will, wie es Modigliani versucht hat, müsse jeden Sozialisten empören; die merkantilistische Entschuldigung ist fast ebenso schlimm wie die Tat selbst!- Ciccotti schließt mit einem Rückblick auf die Zeit, in der die Partei noch nicht zu einer Arena für den Streit der Genossen geworden war. Wir haben Heimweh nach dieser Zeit. Aus diesem Heimweh ist der Integralismus ent­sprungen.

Es folgt ein reformistischer Redner, Centenio Vergnanini, ein bekannter Gewerkschaftsführer der Provinz von Reggio Emilia . Die Syndikalisten, sagt er, wollen die Aerzte des Proletariats sein; fie vergessen aber etwas Wichtiges: den Kranken selbst zu befragen. Der Kranke ist durchaus im stande, Rede und Antwort zu stehen. Das Proletariat kann nicht den theoretischen Verrenkungen folgen, aber es weiß doch, was es will und wo seine Interessen liegen.

Die Syndikalisten leben in den Wolken: Verrect nur ruhig, ihr Proletarier, verkommt in Not und Elend, wir bereiten indessen das tausendjährige Reich des Syndikalismus.( Beifall.) Wir in Reggio , wir leben und arbeiten in den Gewerkschaften, pachten Land und bestellen es gemeinsam, unsere Genossenschaften übernehmen große öffentliche Arbeiten, unsere Konsumbereine haben beinahe alle prole­tarischen Konsumenten vereinigt. Wir, wir Reformisten, liefern der Herrschenden Klasse die schwerste Schlacht. Wir dringen ihr nach in das Innere ihrer Machtinstitutionen, wir verwunden sie tausendfältig in ihren Interessen. Jetzt eine Propaganda gegen die Monarchie in den Bordergrund stellen, das heißt so recht ein Mittel suchen, um die Arbeiter Zeit und Kraft verschwenden zu laffen. Unsere Arbeiter wandern alljährlich zu viel in die freie Schweiz , um sich über den Wert einer solchen Republik Illusionen zu machen. Wie herrlich versteht es diese Republit, die politischen Flüchtlinge, die bei ihr Schutz fuchen, über die Grenze zu befördern! Redner hat den italienischen Carabinieri nie so brutal vorgehen sehen, wie schweizer Gendarme streifenden Arbeitern gegenüber.

Was die Integralisten betrifft, so können sie vergebens nach einer Formel suchen, um sich von uns zu trennen. Sie gehören zu uns. In der Praxis sind sie Reformisten wie wir.( Beifall.)

von der Staatsgewalt eine Arbeiterschußgesetzgebung zu erzwingen, Regeln wollen fie für den Ministerialismus aufstellen? Sie werden die die fragmentarischen Errungenschaften der wirtschaftlichen für die Kabinette stimmen, die Reformen und öffentliche Freiheiten Organisationen vervollkommnet und verallgemeinert in Gemäßheit versprechen? Ja, meine lieben Freunde, das tun alle Ministerien. der Beschlüsse der proletarischen Organisationen; Dann werden wir ewig ministeriell sein!( Heiterkeit.)

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den Zustand des sozialen Milieus zu heben durch die Die Syndikalisten halten es mit Hervé und fingen die Hymne: Eroberung der politischen Rechte, durch die Vermehrung der Die verfluchten Staatsgrenzen seien vom Erdball getilgt!" Das Bildung des Proletariats, durch den Kampf gegen den ist eine Utogie, etwas heute Undurchführbares, aber sie wissen doch Fiskalismus und die Kamorra in Staat und Gemeinde, durch die wenigstens, was sie wollen. Aber was wollen die Integralisten? Entwickelung der Dekonomie des Landes; Den Aufruhr nicht, die Insubordination nicht, was denn? Sie wollen, daß das Heer nicht ein Werkzeug der Klaffenunterdrückung fei. Das wird und muß es aber sein, solange es nicht durch und durch demokratisiert ist. Darauf müssen wir hinarbeiten.

die Hauptforderungen des Proletariats, eventuell auch durch den Generalstreit, durchzusehen;

die antiklerikale und antimonarchische Propaganda zu ver­schärfen in Anbetracht der gegenwärtigen Lage und des wachsenden Klerikalismus der Regierung, ebenso die antimilitaristische Agitation, die darauf gerichtet ist, die italienische Jugend sozia listisch zu erziehen, um die Tendenz der herrschenden Klassen zu neutralisieren, die sich des Heeres als eines Organs der anti­proletarischen Vergewaltigung bedienen wollen.

Folglich verwirft die Partei:

Das Aufgeben der Propaganda der allgemeinen Grundsäße des Sozialismus;

die verbindliche( impegnativo) Zusammenarbeit mit der Regierung;

Und die Monarchie? Nicht die Monarchie, die Bourgeoisie unterstützt den Klerifalismus, weil das in ihrem Interesse liegt. Für eine flerifale Bourgeoisrepublik, wie sie heute in Italien möglich wäre, geben wir keinen Mann her! Nur eine prole­tarische Republi* hat für uns irgend welchen Wert.

Von der Gewalt haben die Integralisten gerade so viel in ihre Resolution aufgenommen, als sie brauchten, um von den Syndika­listen nicht verspottet zu werden. Wir sprechen den Syndikalisten und ihrer ästhetisch- liberalen Anschauung nicht das Recht der Kritik ab. Was sollten sie denn sonst tun wenn sie nicht fritisieren? ( Heiterkeit.) Aber in einer Partei mit uns werden sie immer die systematischen Bündnisse mit den verwandten Parteien, einen Teil unserer Kräfte neutralisieren. umsomehr, wenn diese Bündnisse nicht begleitet sind von einem Der Integralismus ist das, was eine Regierungsmajorität ist: deutlichen Hervorheben des Endziels, das über die vor- Er ist nicht die Rechte, nicht die Linke, er ist majorität. Bis übergehenden Ziele der Bündnisse hinausgeht; jezt haben die Integralisten uns allein gelassen in dem Kampfe törper an Körper, mit den Anarchisten in der Partei. erscheinen sie hier und wollen uns die Früchte unserer Arbeit streitig machen. Und um den linken Flügel der Partei loszuwerden, will man gleichzeitig der Symmetrie wegen ein Stückchen vom rechten Flügel. als zur bürgerlichen Demokratie" entartet abfägen. Wir aber haben unser Daseinsrecht in der Partei durch die Tatsache bewiesen!

die übertriebene und absorbierende Sorge für lokale Inter­essen, die nicht speziell proletarisch sind oder in Widerstreit stehen zu den allgemeinen Intereffen des Landes;

jedwede Handlung, die ein Sichabfinden mit der Monarchie bedeutet oder zu bedeuten scheint.

Die Partei verwirft gleichfalls: den häufigen oder übertriebenen Gebrauch des General­streils;

den beharrlichen Aufruf zur Gewalt, der die praktische Arbeit der proletarischen Organisationen stört oder aufhält;

die Verherrlichung der direkten Aktion zur Diskreditie rung, nicht zur Ergänzung der parlamentarischen Aktion; die staatsfeindliche Haltung, soweit sie die Diskreditierung der fozialen Gefeßgebung und die Verneinung des sozialistischen Staates bedeutet;

die Tendenz, die Nicht- Arbeiter aus der Partei auszu­scheiden; die Auffassung der Ueberführung des abgeschafften(!) Privat­eigentums auf die Gewerkschaften.

Die Partei erkennt als ihre dringendste Aufgabe die Ver­mehrung ihrer eigenen Kraft und die schleunige Verbesserung der Lage des Proletariats und des sozialen Milieus- welche Auf­gabe Eintracht und Disziplin erheischt.

Darum fordert sie alle Genossen auf zu einer nüglichen Tätig teit, verurteilt die Roheit und Gehässigkeit der Polemit und, ob­wohl sie die größte Freiheit der Diskussion gelten läßt, fordert sie von der Minderheit die Achtung vor den Beschlüssen der Mehrheit.

Was die Taftik bei den Wahlen und im Parlament betrifft, so beschließt die Partei: a) daß in den Wahlkämpfen das selbständige Vorgehen ( Intransigenza) die Regel, die Bündnisse die Ausnahme bilden,

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Heute

Auch Mary wußte, daß die Entwickelung der Großindustrie eine Voraussetzung des Sozialismus ist, aber doch hat er einen großen Teil seiner Tätigkeit gerade darauf gerichtet, ihr ihre Grauen und ihre Furchtbarkeit zu nehmen, ihr die Klauen zu beschneiden, wenn sie die Arbeiter zerfleischt. Die Syndikalisten aber wollen den Kapitalismus in seiner ganzen Grauenhaftigkeit auswachsen lassen. Wir glauben, es ist unsere Aufgabe, den Klassenlampf zu mildern, ihn ziviler, menschlicher zu machen. Die Syndikalisten wollen den Abgrund zwischen den Klassen tiefer graben- all das nicht aus Bosheit, sondern aus einer Art Mystizismus.

In Imola habe ich meine Rede geschlossen: Laßt uns arbeiten!" Heute kann ich sagen: wir haben gearbeitet. Ueberall, wo es eine wirklich sozialistische Bewegung in Italien gibt, ist das unsere Bewegung. Wir sind das, was Ihr( zu den Integralisten gewendet) morgen sein werdet. Wir sind Eure eigene Zukunft, find die Vorhut der Partei, die vorweg nahm, was morgen allgemeine Regel sein wird. So schreiten wir weiter von Eroberung zu Eroberung.( An­dauernder Beifall.)

Leone( Syndikalist) konstatiert, daß Turati Ferri zwei macht­volle Arme entgegengestreckt, in die Ferri sich auch geworfen hat. Ferri hat in der letzten Zeit nicht mehr die Haltung eines Ver­bündeten des Reformismus, sondern geradezu eines Inspirators dieser Fraktion angenommen. Jezt stellt er den revolutionären Charakter der Resolution von Bologna in Abrede. Und doch war gerade in Bologna der Kampf zwischen den beiden Flügeln! Jezt will Ferri uns an zwei Ministerialismen glauben lassen: einen reformistischen und einen revolutionären.

b) daß die Parlamentsfraktion kein Votum abgeben kann, das Unterstützung eines Ministeriums bedeutet, aber daß sie, wenn sich Redner zitiert Bernstein , der in einem Artikel der Soz. ausnahmsweise eine Situation bietet, der gegenüber die Fraktion Monatshefte" feststellt, daß die Fraktion in Italien über die Tages­es für nötig hält, von dieser Norm abzugehen, eine Plenarsizung ordnung von Bologna fortgeschreckt sei. Darin hat Turati recht, mit dem Parteivorstand halte und dem Votum der Mehrheit daß er in der Partei verschiedene Auffassungen, verschiedene Taktiken, gemäß ihre Attion regele und daß auch zu diesem Zwecke zwei Parteien sieht. Die italienische Partei ruht auf einer künstlich der neue Parteivorstand zahlreich sei und der Parteitag ihn wähle erweiterten Wählermasse, die in der Mehrheit nicht proletarisch ist. nach dem Grundsage, Genossen einzubegreifen, die den großen Der Syndikalismus will eben diesen Charakter, der die wirtschaftlichen Organisationen angehören." Ursache der Degeneration der Partei ist, diesen Charakter

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Die

Wir

Zur Verfechtung dieser Tagesordnung erklärt Ferri nicht viel Neues will er bekämpfen, will die Partei auf die prolerarische Basis Lazzari, seit Jahren ein Führer der revolutionären Gruppe, fagen zu können. Er habe keine vulkanischen Theorien, teine neuen stellen. Die Partei muß eine neue Basis, eine neue Konstitution jetzt zum Syndikalismus übergegangen, hat als nächster das Wort. Definitionen zu geben. Redner refapituliert die Entstehungsgeschichte annehmen, die Sorge um die Wahlerfolge abstreifen. Der Klassen Langanhaltender Beifall begrüßt sein Erscheinen auf der Tribüne. der Tendenzen und führt aus, wie sie nach dem Aufhören des Druces fampf muß vom Proletariat felbft gekämpft werden. Das Proletariat Er bedauert, daß die Reformisten immer die Drohung bei der Hand der Reaktion entstanden feien als ein Zeichen der Lebenskraft der ist der Held des ganzen sozialen Dramas. haben: Wir gehen aus der Partei. Er für sein Teil bliebe, auch Partei. Aber die Partei darf sich nicht von den Extremen fortreißen Wir verstehen sehr gut, wie der Reformismus zu seiner Haltung wenn sie blieben! Jede Spaltung schädigt die Sache des Sozialismus. lassen. In Bologna waren die Reformisten eine Gefahr und meine kommt: eben durch die nicht proletarische Beschaffenheit der Partei. Er könnte hier nicht von Theorien reden, wie es der Vorredner dortige Resolution sollte diesen einen Wall entgegenstellen. Heute Die Syndikalisten haben nicht die Ablösung der Partei durch die getan habe. Bei solchen Dingen fönne er, der kein Akademiker ist, find die Reformisten nicht mehr zu fürchten; heute stellen wir den Synditate als Forderung aufgestellt, sondern nur die allmähliche nicht mittun. Aber es find ja ungezählte Tatsachen da, die Stoff Syndikalisten einen Wall entgegen. Aufsaugung des proletarischen Teils in die Syndikate. zur Diskussion geben können. Wie hat nicht die Fraktion die Was die Resolution von Bologna betrifft, die ich verletzt haben Barlamentsfraktion ist so weit entfernt, die proletarischen Bewegungen Interessen des Proletariats in der Kammer vertreten! Der Eisen- soll, so sezte die allerdings fest, daß die Fraktion der Regierung zu führen, daß sie die Eisenbahner während ihrer wichtigen bahnerstreit, die Unterstützung Sonninos usw. Wir sind kein Vertrauensvotum geben kann. Gleichzeitig spricht sie aber von gewerkschaftlichen Streits in Stich ließ! Es ist falsch, die Antitheſe nicht Verächter der parlamentarischen Aktion, wir wollen sie nicht den Reformen, die sie im Interesse des Proletariats für nötig hält! hier auf die Formel zu spannen: Insurrektion oder Reform, diskreditieren, aber wir verwerfen die Aktion, die unsere Abgeordneten Diese Reformen können aber ein Votum für ein Ministerium nötig Katastrophe oder langfames Werden. Wir sehen in der Praris die in der Kammer als sozialistische ausgeben. Nie hat die Regierung machen.( Ah! oh!) Im Integralismus liegt die Fortsetzung des täglichen Unterschiede zwischen proletarischem und bürgerlichem so gute Tage gehabt wie seit der Zeit, daß wir eine starte Sozialismus, wie er vor der Entstehung der Tendenzen war, wie er Sozialismus. Wir verurteilen unsere Abgeordneten nicht. sozialistische Frattion im Parlament haben. Eben die vollständige in der internationalen Partei ist. In ihm liegt das Versprechen der wissen, daß sie nicht anders handeln können, solange die Bartei nicht unzulänglichkeit unserer Abgeordneten macht es nötig, daß der Parteieinheit. Die Diskussionen sind kein Uebel. Wehe der Partei, im Sinne des revolutionären Syndikalismus umgestaltet wird, so Parteitag ihnen eine bestimmte Aftion vorschreibe. Da kommt Ferri in der es teinen Widerstand der Ideen mehr gibt! Wir wollen auch lange sie nicht im Wahltampf die Forderungen des Proletariats her und sagt, er habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt kein Ausschließen aus der Partei, auch nicht die der Reformisten, vertritt. Ja, lieber Ferri, auf Dein Gewissen tommt es uns gar nicht an. obwohl ihre Theorie und Praxis den revolutionären Sinn ver Die Reformisten glauben, daß der Sozialismus die natürliche Nach dem Gewissen der Mehrheit Deiner Partei mußtest Du fümmert. Folge des Kapitalismus ist, der ohne Rud und ohne Erschütterung handeln!( Beifall.) Redner schließt mit der Erklärung, für die Bur Resolution von Bologna zurückkehrend, sagt Ferri, er hätte die sozialistische Gesellschaft ausreift; fie glauben, daß der Staat Tagesordnung zu stimmen, die jede Unterstützung einer Regierung ja schon vor dem Parteitage von Bologna für ein Kabinett ge diese Umwandlung in seinen Institutionen selbst vollzieht. Der stimmt. Also sei es nicht so unerhört, daß er in der Folge auch Staat tann aber ein für allemal ausschließt.( Beifall.) als politisches Machtinstrument diese Um Del Buono beantragt Beschränkung der Redezeit auf eine wieder für ein Botum zugunsten des Ministeriums Sonnino eintrat, wandlung nicht vollziehen, das kann nur ein ökonomisches Werk­Stunde für die Referenten, auf zehn Minuten für die anderen. als dieses Ministerium praktische Reformen vorschlug, wie die der zeug, ein Faktor der Produktion: das Synditat. Wenn man Euch Der Vorschlag erregt das heftigste Mißfallen und wird fast ein- inneren Kolonisation.( Zwischenrufe.) Ja, das ist eben der Unter- reden hört, scheint es, als hättet Ihr die Geschichte in der Hand, stimmig abgelehnt. Dagegen beschließt der Parteitag, fichtlich er- fchied. Ihr Syndikalisten fagt: An einer halben Stunde Arbeit als wäre sie zu Euren Diensten. Wie wollt Ihr den Klassentampf müdet, trotz des Protestes der Syndikalisten, sich bis morgen um mehr oder weniger liegt Euch wenig. Das ist eben der Unterschied mildern? Ist denn der Klassenkampf eine ökonomische Tatsache oder 8 Uhr zu vertagen. zwischen uns. Uns liegt an jeder Reform. ist er eine sozialistische Methode? Wenn er eine Tatsache ist, so tönnt Ihr ihn nicht nach Eurem Geschmack umgestalten. Heute abend finden Sigungen der Syndikalisten, Reformisten und Integralisten statt. Man will sich für die morgende Ab­Die Parteien find nicht die Faktoren der Geschichte, fie find timmung rüsten. deren Produkte. So ist auch der Reformismus ein natürliches Produkt; er hat eine Zukunft, fann sogar nüßlich sein, aber nur, wenn neben ihm als Ansporn und Führer eine weise syndikale Aktion steht und ihm die Wege weist. Wir müssen die Abgeordneten der Parteidisziplin unterstellen. Die Parlamentsfrattion will für Der nächste Redner ist Filippo Turati . Er beklagt, daß sich die aristokratische Freiheit, zu tun und lassen was ihr paßt. Es ist wieder eine große Anzahl Begrüßungsschreiben und Tele- hier so viele schöne Reden gehalten werden und die Bedürfnisse der Ihre Autonomie muß aber beschränkt werden durch den Willen gramme eingelaufen, darunter eines von den revolutionären Sozialisten Arbeiter so wenig zu Worte kommen. Er geht dann zur Frage der der Parteimehrheit. Die Fraktion hat sich auf ihre Wählerschaft be­Stußlands, gezeichnet Rubanowitsch. Die Verlesung ruft leb- Tendenzen über: In Imola habe er ihre Existenz geleugnet; nur rufen, die nicht nur proletarisch ist. Unbewußt, ja im Glauben, haften Beifall hervor. eine republikanisch- anarchistische Auffassung habe er fonstatiert, nicht dem Proletariat zu dienen, tritt fie proletarische Interessen mit Für die Integralisten spricht Enrico Ferri , ber die folgende als Tendenz, aber als Keim einer anderen Partei. In Bologna Füßen. Wir wollen eine kampftüchtige Minderheit in ber endlich ans Tageslicht geförderte Tagesordnung vertritt: war der Keim herangewachsen und er habe es dort ausgesprochen, Partei sein. " Die sozialistische Partei hat folgende allgemeinen Grund- daß nicht zwei Zendenzen, sondern zwei Parteien einander gegen- Nun zu unserer Staatsfeindlichkeit. Wir sind staatsfeindlich, fäze: Als Endziel die Sozialisierung der Produktionsmittel, überstehen. Heute ist das von allen anerkannt. Wir wissen auch weil der Staat nichts anderes ist als der Ausdruck der unproduktiven als Methode den Klassenkampf und das Kriterium des all- alle, daß zwischen Reformisten und Integralisten kein Unterschied besteht: Klasse! Die Interessen der Arbeiter sind stets im Konflikt mit den mächtigen Werdens des Sozialismus im Körper der bürgerlichen Ferri war mit uns für Gioletti, wir mir ihm- wenn auch mit Interessen der unproduktiven Klaffen. Die Unproduttiven ver­Gesellschaft. geringerem Enthusiamus für Sonnino! Ob die Minister die mindern, wenn sie die Kämpfe für die Verbesserung ihrer Gehälter Zu diesem Zweck( Welchem? D. Berichterstatter) bedient fich Versprechen halten, die sie geben, das hängt nicht von ihrem Charakter führen, den der Arbeiterschaft zufallenden Anteil am Arbeitsprodukt die Partei der gefeglichen Mittel, behält sich aber den Gebrauch der und gutem Willen, das hängt von uns ab! Hier sind wir zwei der Gesellschaft. Wir wollen Arbeiter im Parlament.( Zwischen Gewalt vor, wenn die herrschenden Klassen ihr den Gebrauch Parteien, die sozialistische und eine archistische, die sich parasitisch ruf Ferris: Waren denn Eure Kandidaten Arbeiter?) der gesetzlichen Mittel vorenthalten sollten. an uns hängt. Das Wort soll keine Beleidigung sein, wir Die sozialistische Umgestaltung kann nicht Werk des Staates Die Partei entfaltet eine praktische Aktion, die darauf abzielt: find alle irgend jemandes Parasiten. Ist doch auch ein Parasit der sein, sondern der Syndikate, nicht Folge einer wachsenden An­Die allgemeinen Grundsäge des Sozialismus durch die Efeu, der die verfallenen Burgen schmückt, wie Ihr mit Eurer näherung der Klassen, sondern der wachsenden Masse der Syndikate. Propaganda und durch eine Aktion zu verbreiten, die sich im Wesen Rhetorit die Ueberreste des Margismus.( Heiterkeit.) Der Sozialismus soll das Werk der Arbeiterklasse sein. Wir sind und in der Form immer in Verbindung erhält mit dem sozialisti- Dann analysiert Turati mit äßendender Jronie die integrelistische Minorität, sind stolz darauf, es zu sein. Die Minoritäten führen schen Endziel; Tagesordnung. Unter anderen macht er sich darüber luftig, daß die die Partei. Wir wollen den Kampf. Kampf die Parole, Kampf und die Entwickelung der wirtschaftlichen Organisationen in ihren Partei das Aufgeben der Propaganda ihrer Prinzipien noch aus Sieg!( Andauernder Beifall.) verschiedenen Formen, als Gewerkschafts-, Genossenschafts- und drücklich beklage. Wie wollen die Integralisten ihre Reformen durch­Sülfstassenorganisation, als ihre Hauptaufgabe anzusehen( 1) und führen? Ohne Bündnisse vielleicht? Das ist lächerlich. Und welche

Dritter Tag. ( Vormittags.Sizung.)

Rom , 9. Oktober.

Redner erklärt im Namen seiner Fraktion, daß gestern die Integralisten beschlossen hätten, die Tagesordnung als Ganzes anzunehmen unter Drangabe eines Teiles der einzelnen Ansichten, um eine verderbliche Zersplitterung zu vermeiden. Ferri schließt unter dem Jubel seiner Fraktion mit der Erklärung, daß die Jnte­gralisten vor allem, über alles, gegen alle die Parteieinheit retten wollen.( Andauernder Beifall.)

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Der Parteitag, der fünf Stunden hintereinander gearbeitet hat, tritt nunmehr in die Mittagspause ein.