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Prozentsatz, der den Pergleich mit keiner der von Michels erwähnten Städte aushält. Der Parteivorstand gab in Mannheim die Zahl der organi- sierten Parteigenossen auf zirka 400 000 an. was, auf umd drei Millionen Reichstagswählerstimmen berechnet, 13'/, Proz. betragen würde. Doch ist dieser Prozentsatz als viel zu hoch zu be- zeichnen, denn unter den Organisierten befindet sich noch eine statt- liche Zahl von Mitgliedern im Alter von unter 2 6 Jahren, welche für eine vergleichende Statistik nicht in Betracht kommen. In Grotz-Berlin wurden 1003 330 4SS sozialdemokratische Stimmen abgegeben, wogegen damals 36 S13 Genossen politisch organisiert waren, was einem Prozentsatze von 13,2 gleichkäme. Wie aber schon bemerkt, sind alle diese Prozeutziffern zu h och ge­griffen, da alle damals unter Jahre alten Mitglieder der Wahl« vereine dabei nicht mit in Rechnung gezogen waren. Wir sehen also, daß die bisher unternommenen statistischen Versuche des sicheren Untergrundes entbehrten. Heute Dienstag, den 23., geht nun die Zentralisation Groß- Berlins daran, die ersten Grundlagen für eine planmäßige Statistik herzustellen. ES soll ermittelt werden: 1. Wie viel Mitglieder zählen die Wahlvereine? 2. Aus welchen Berufen setzen sich unsere Mitgliedschaften zu- sammen? 8. Zu welchem Verbände, welcher Gewerkschaft gehören die Genossen. für deren Beruf eine Organisation besteht? 4. Lesen alle die Parteipresse? Die weiteren Fragen nach dem Alter der Mitglieder und der Zeit der Zugehörigkeit zur Parteiorganisation sind ebenfalls von weittragender Bedeutung. Die Wichtigkeit einer solchen Statistik dürfte jedem Anhänger unserer Sache ohne weiteres einleuchten. Sind Feststellungen darüber vorhanden, in welchen Berufen wir noch nicht genügend geworben haben, so werden wir planmäßig an die Arbeit gehen können, wir werden ermitteln, wie groß unsere Anhängerschaft in den freien Berufen ist. wie weit dieser Klasse Zugehörige den Mut gefunden haben, sich offen zur Partei zu bekennen, wir werden eine Reihe für die fernere Agitation äußerst wertvoller Momente ermitteln. So erwarten wir denn mit Bestimmtheit, daß heute am 23. Oktober nicht ein Mitglied bei der Ausnahme fehl», daß alle Ge nassen sich selbst eintragen lassen und ven Genossen und Bezirk* führern, welche das ungewohnte Werk zum erstenmal verrichten, helfend und fördernd zur Seite stehen. Auch hierbei heißt es: sein, Parftipflicht erfülle«! An die ArbeitI Ter Prozeß tritt also durch die ganze Art der Anklage weit über den Rahmen eines gewöhnlichen Prehprozesses hinaus. » Leipzig , den W. Oktober. (Privat-Telegramm.) Der Beleidigungsprozeß gegen die.Leipziger Volkszeitung " ist soeben vertagt werden, worden. Das Urteil wird gm 29. d. verkündet meldet, sind von Natal Die letzte große Aktion der Ftipjjger Justiz gegen dieLeimiger Dolkszeitnng". 8. Leipzig , den 22. Oktober. Als Kulminationspunkt der Vcrnichtungskampagne, den die Leipziger Staatsanwaltschaft zum Schutz der geängstigten Bourgeoisie gegen die Leipziger BoltSze, tun g' feit zirka einem Jahre führt, dürfte der heutige Prozeh vor der vierten Strafkammer des Land- gerichts in Leipzig , Ivegen Beleidigung der Leipziger Justiz gegen dieLeipziger Volkszeitung " anzusehen sein, nicht bloß weil sich die Klassenjustiz nun wegen der Antworten derLeipziger Volkszeitung" auf die Prozesse beleidigt fühlt, fondern weil auch alle bisherigen politischen Prozesse gegen dieLeipziger VolkSzeihmg" wiederum Mit verhandelt werden. Als Zeugen für die gegen dieLeipziger Volkszeitung" beliebten Angriffe einzelner Richter und Staatsanwälte und für die Rickstig- keit der von ihr angeführten Tatsachen sind geladen: die Leipziger Rechtsanwälte Dr. Martin Drucker und Dr. H ü b l e r, der Oberstaatsanwalt Böhme, der Staatsanwaltschaftsassessbr Lange, der Oberlandesgerichtsrat Maukisch der das dra- konische Urteil gegen den Genossen Heinig gefällt hat,, der Hülfsrichter Assessor Franke und der Amtsrichter H ä n e l, ferner der Reichstagsabgeordnete Stadthagen , die Redakteure K r e f- > f n und H e i n i g und der Journalist Bartels. Die Ber- teidigung des Angeklagten, des Genossen Fritz Se g e r, liegt in den Händen des Genossen Dr. Karl Liebknecht in Berlin . Der Sachverhalt, der der Anklage zugrunde liegt, ist folgender: In Nr. 123 derLeipziger Volkszeitung" vom 31. Mai, demselben Tage, wo der verantwortliche Redakteur, Genosse K r e s s t n von der dritten Strafkammer Wege» Beleidigung der preußischen und sächsi- schen Militär- und Polizeiverwaltungsbehördcn zu 10 Woche» Ge- fängnis verurteilt wurde, und zwar wegen des ArtikelsD e r T i g e r a l s Affe", erschienen zlvei Artikel. In dem einen wurde mitgeteilt, daß der Genosse Kressm wegen Ungebühr vor Gericht zu 2 Tagen Haft verurteilt worden sei, er hatte die Ungebühr des Oberstaatsanwalts Böhme wegen der ihm vorgeworfenenHand- werksmäßigcn" Rcdaktionstätigkeit zurückgewiesen. Der andere Artikel,In eigener Sache" betitelt, zeigte, daß die Leipziger Justiz- behörden in ihrem Kampfe gegen dieLeipziger Volkszeitung" eine Methode entwickelten, die scharf gebrairdmartt und wogegen öffent- iich Protest erhoben wurde. Diese Methode, so hieß es in dem Artikel, bestehe darin, daß man die Redakteure in der un- gualifizierbarstcn Art und Weise beleidige. Den Anfang Hab« der Oberstaatsanwalt Böhme gemacht in dem großen Aufreizungs- Prozeß am 9. Februar, wo«r die politischen Redakteure derLeip. ziger Volkszeitung" der Feigheit bezichtigte. Die politischen Re. dakteuro erließen damals eine Erklärung gegen ihn, deren Bercch« tigung er durch Stillschweigen anerkannte. Am ö. März, in einem Prozeß gegen H e i n i g, trat der StaatsanwaltSassessor Lange in die Fußtapfen seines Vorgesetzten. Er ging nichi nur gegen die Gesamt- redaktion vor, sondern auch gegen die Leser derLeip- ziger Volkszeitung" die er als dümmer, als die der bürgerlichen Blätter hinstellte. Von den Staatsanwälten sprang diese anmutige Methode auf das Richterpersonal über. So hat der Amtsrichter H ä n e l in einem Beleidigungsprozesse gegen Genossen K r e s s i n«S natürlich be. weislos für gerichtsnotorisch erklärt, daß die Leipziger Volkszeitung" ihre politischen Geg- ner in wüster und roher Weise beschimpfe. In einem anderen Beleidigungsprozeß gegen H e i n i g, den die demWirt- schaftlichen Aerzteverband" angehörenden HerrenDoktoren Weiß und Bergmann angestrengt hatten, hat der Vorsitzende Richter, Assessor Franke, im schrittlichen Urteil folgenden Satz niedergeschrieben: Strafcrhöhend Wirten weiter die Vorstrafen des Angeklagton und der Umstand, daß dieLeipziger Volkszeitung" in letzter Zeit was gcrichtskundig ist, wiederholt wegen ihres Tones und ihrer Berichterstattung an ihren Redakteuren hat bestrast werden müssen. Dadurch wird bewiesen, daß ihren Redakteuren zum großen Teil das ethische Empfinden für den Wert und die Achtung der Ehre ihrer, der sozial- demokratischen Partei nicht angehörenden Mit- menschen, abhanden gekommen ist und nur emp- findliche Strafen in dieser Hinsicht bessernd wirken können. Diese angeblich gerichtskundigen Tatsachen dieLeipziger Volkszeitung" in entsprechender Weise kritisierten. was die Staatsanwaltschaft neben dem Protest und der Redewendung von der Ungebühr der Staatsanwaltschaft und Richter in dem Artikel, zum Gegenstande einer Anklage machte. Gewissermaßen weren dadurch die ganzen Prozesse in einem vereinigt aufs neue verhandelt werden, indem die beleidigte Leipziger Justiz und Staatsanwaltschaft sich von der Leipziger Justiz bescheinigen lassen will, daß sie stets gerecht geurteilt und dieLeipziger VoltS- zeitungs"-Redaktion und ihre Leser nicht beleidigt habe. Einige andere Stellen in dem ArtikelIn eigener isache haben eS der Justiz besonders schwer angetan. Wie der heute angeklagte Redakteur,, Genosse E« g e r, bei seiner Vernehmung vor dem Unter- srchungsrichter Meißner damals erfuhr. Eue der parte!. Drei Sozialdemokraten in Natal gewählt. Wie unser englisches Bruderorgan, dieJustice" bei den jüngsten allgemeinen Wahlen zum Parlament (Südaflika), die vor wenigen Wochen stattfanden das Blatt gibt leider nicht das genaue Datum drei Sozialdemokraten als Kandidaten desNatal Labour Representation Committee"(Ar deiter-Vertretungskomitee von Natal) gewählt worden, die Genossen Haggar, Connolly und P a l m e r. Ihr Programm war populär, daß auch andere Kandidaten es akzeptierten, die nicht der Parteiorganisation angehören! und daraufhin gewählt wurden Bon den 43 Mitgliedern des Nataler Parlaments haben sich auf das Programm der Arbeiterpartei verpflichtet. Ob die außerhalb der Partei Stehenden auch halten, was sie versprachen ist freilich etwas anderes. Das Land ist noch überwiegend agrarisch bäuerlich und kleinbürgerlich. Immerhin ist es nicht unmöglich, daß die Arbeiterpartei eine Sozialreformerei nach dem Muster von Ne» Seeland erzielt. Eine solche ist ausgeschlossen in einem Lande alter kapitalistischer Großindustrie, und eS ist absurd, wenn Neu-Seeland als Muster für England oder Deutschland angepriesen wird. Aber sie ist möglich in einem jungen Koloniallande mit großen Boden reserven und ohne überwiegende kapitalistische Interessen. Da kann die kapitalistische Ausbeutung zeitweise dnrch Sozialreformen nach neuseeländischem Muster gemildert werden. Gemeindewahlsicge. Einen erfreulichen Sieg erfochten soeben unsere Genossen in den bei Mülheim a. d. Ruhr gelegenen Ort schaften Heißen und H a a r z o p f bei den Gemeinderatswahlen. Die beiden Ortschaften haben verschiedene Gemeinderäte, aber eine Verwaltung. In Heißen hatten wir bisher zwei Vertreter in der dritten Abteilung, in Haarzopf noch keinen. Die jetzige Wahl hat uns für Heißen drei neue Gemciudevertreter gebracht, so daß unsere Genossen nunmehr mit fünf Vertretern die ganze dritte Ab teilung inite haben. In Haarzopf ging die Liste unserer Ge Nossen mit 13 gegen 9 Stimmen ebenfalls glatt durch. Hier haben wir zwei Sitze erobert. Die Doppelgemeinde Heißen-Haarzopf hat somit die Zahl der sozialdemokratischen Sitze von zwei au' sieben gesteigert. Von zirka 1200 Wählern beteiligten sich 380 an der Wahl. Unsere Genossen erhielte» 214, 200 und 206 Stimmen. die Zechenpartei 122, 123 und 124 und der übrige Mischmasch 46, 48 und 40 Stimmen. Bei der Wahl vor drei Jahren gelangten wir mit 80 bis 8S Stimmen in die Stichwahl. Wir haben also jetzt nicht nur einen schönen Sieg, sondern auch einen erheblichen Fortschritt an Stimmenzuwachs zu verzeichnen. Die demnächstige Reichstagswahl wirft ihre Schatten voraus I Der Parteitag für beide Mecklenburg wurde Sonntag und Mon tag in Lübeck abgehalten. Im Obotritenlande selbst war das nicht möglich, da nach mecklenburgischer Tradition die Regierungsweisheit die dazu erforderliche Genehmigung nicht gibt. Unsere mecklen bnrgischen Genossen sind also tatsächlich heimatlos. Der Parteitag war gut und zwar von 3S Delegierten beschickt, lieber den ersten Verhandlungstag wird uns mitgeteilt, daß in den Berichten der Kreisvertrauensleute für die sieben mecklenburgischen Kreise ein er- freulicher Aufschwung konstatiert wurde. Zurückgeführt wurde dieser Fortschritt besonders auf die Tätigkeit des Parteisekretärs für beide Mecklenburg . Am zweiten Tage soll ein Kommunal- Programm beraten werden, ebenso die Herausgabe einer Land arbeiterzeitung. Auch ist ein Referat über die Lage des Landarbeiters vorgesehen. Einige Anträge sehen die Erhöhung des Parteibeitrags vor. Die Orzanisatioiien zum Parteitage. In einer gut besuchten Versammlung des Kreiswahlvereins Weimar 3, Ortsgruppe Jena erstattete Genosse Leber Bericht vom Parteitag. Eine Diskussion über das gehaltene Referat fand nicht statt. Die Anwesenden er- klärten sich durch die Abstimmung einmütig mit den Arbeiten des Parteitages einverstanden. Die Genossen von Heidelberg faßten nach einem Referat des Landtags- Abgeordneten Genossen P s ei ffle eine Resolutton. worin sie ihr Einverständnis mit den Beschlüssen und ihre Freude über die glückliche Lösung der stritttgen Frage über daS Berhältnis zwischen politischer Partei und Gewerkschaften ausdrücken. In Bochum wurde nach längerer Diskusston folgende Resn lution angenommen: Die Distriktsversammlung der Großstadt Bochum des sozial demokratischen Vereins für den Wahlkreis Bochum - Gelsenkirchen - Hatttiigen-Wittcn erklärt sich mit den Besckilüssen des Mannheimer Parteitages und mit der Haltung ihres Delegierten aus dem Partei' tage einverstanden. Zu den Aeußerungen des Genossen Sckcibe-Dortmund erklärt die Versammlung, daß Scheibe nicht die Auffassungen der Genossen des Kreises Bochum zum Ausdruck gebracht hat. Die Aeußerungen Scheibcs über unseren gleichStagsabgeordneten Hue sind unberechtigt und unrichtig. Bon einer Mißstimmung gegen die ReichStagsfraktton in der Frage derBorussia"-Jnterpellation im Ruhrreviere ist uns nichts bekannt. Der letzte Absatz der Resolution wurde mit allen gegen S Stimmen und der andere Teil einstimmig angenommen. Auf die Diskussion kommen wir noch zurück. In der Debatte wurden hauptsächlich dieBornsfia'-Jnterpellation und die AffäreVorwärts" Stampfer behandelt. Einige Redner erklärten, Stampfer sei in dem bekanntenBorwärts"-Artikel ganz recht geschehen, andere, darunter Genosse Wetzker, nahmen ihn in Schutz.* Warnung. Die Partei- und GewerkschattSgenossen allerorts werden dringend vor einem Justierer Max Schröder, geboren am 20. Dezember 18S8 zu Apolda , gewarnt. Nach verschiedenen bei dem Dresdener Gewerkschaftskartell und der Verwaltung des Metall arbeiterverbandes eingegangenen Berichten resp. An/ragen versucht Schröder unter Borormgung allerhand unwahren Behauptungen Geldbeträge zu erschwindeln. In einer Anzahl Fälle sind thm Reisegelder von 10 M., 7 M.. 5 M usw. gewährt. Schröder ist wegen Denunziatton aus dem Metallarbeiterverbande aus- geschlossen worden. peUzeilichts, Oenchtilcheo ulw. Ein Freispruch. Genosse O u e s s e l vom SteittnerVolks- boten" wurde von der Anklage freigesprochen, einen Kreit- baumeifter beleidigt zu haben. Sttaftonto der Presse. Genosse G r ä tz von der Remscheider Arbeiterzeitung" wurde wegen Beleidigung eines Lehrers zu 300 M. Geldstrafe verurteilt, obgleich die Beweisaufnahme ergeben hatte, daß der Lehrer den Stock häufig und intensiv be- nutzte. Hus InduCtne und Handel Wo soll das hin? ES gehört eine ganz außerordentliche Dosis Optimismus dazu. di, auaenblickliche Preisgestaltung für Jndustrieerzeugnisse al« ganz ungefährlich anzusehen. Wenn von einer Ueberspannung je geredet werden dürfte, dann geben di« jetzigen Preis« wahrlich Veranlassung dazu. Wie die Preise ansteigen, zeigt die folgende Zusammen« stellung nach den Ottober-Notierungen der Düsseldorfer Börse . Es notierten in Mark: 1886 1893 1902 1903 1904 1900 1906 Roheisen.. 45,00 60.00 67.50 57.50 57,50 60.15 78,00 Flußstabeisen. 125.00 100,00 107,50 106.50 112,00 142-146 Träger... 110,00 108,00 105,00 105,00 105,00 105,00 1 20,00 Nun waren allerdings in 1900 bis 1901 die Preise noch höher, sie gingen z. B. im Oktober 1900 bei Roheisen um 12 M. über die jetzige Grenze hinaus, bei Flußstabeisen um 2428 M. und bei Trägern um 20 M. Aber wie lagen die Verhältnisse? Wenn man sich die Manipulationen des Koks- u»d des Roheisensyndikats vergegenwärtigt, dann ist die Ueberzeugung gerechtfertigt, daß mit den Preisen im Jahre 1899, die sich noch unter dem jetzigen Niveau hielten, die höchste Linie der Konjunktur erreicht war und eS bereits bergab ging. Durch allerhand Schiebungen und StimmungS- bilder über Materialnot hatte man es aber verstanden, die Kon- sumenten, die in ihren Büchern noch hohe Auftragsbestände ver- zeichnet hatten, anzureizen, sich mindestens für den Umfang der Verpflichtungen, ja nocii weit darüber hinaus neu zu decken. Und die Händler, welche befürchteten, nicht genug Ware zu bekommen, gaben weit über ihre Bedürfnisse hinaus Aufträge. Aehnlich wie das oft bei Anleihezeichnungen geschieht. Hinter der Stimmungsmache standen die Rohstoffproduzenien, die die künstlich hervorgerufene Angst vor einer Materialnot benutzten, neue langfristige Liefer- verttäge aufzunöttgen, ja alte Verträge wurden gebrochen und den Abnehmern neue mit den wahnsinnig hohen Preisen aufgezwungen. Man ging vor nach dem Grundsatz: nach uns die Sint­flut. Und die Sintflut kam. Zu den getriebenen Preisen konnten die Händler nichts mehr anbringen. sie selbst konnten Spezifikationen nicht herausgeben, aber die Werke mußten Material abnehmen und saßen aus dem Trocknen. Mögen die Werke jetzt auch mehr gesichert sein für die gebuchten Aufträge, deshalb liegt noch lein Grund zu der Annahme vor. daß die Kauflust bei noch weiter gesteigerten Preisen anhält. Aber in der Auswärts- bewegung der Matenalpreise soll anscheinend noch kein Sttllstand eintreten. Da ist die Befürchtung nicht von der Hand zu weisen, daß auch die Tage der jetzigen Hochkonjunktur gezählt sind, wenn es so weiter geht._ Rentabilität im Bergbau. Die Bochumer Bergwerks-Attien- gesellschaft erzielte im dritten Vierteljahr 1906 bei 78 Fördertagen einen Gewinnüberschuß von 58 817 M., gegen 51 056,38 M. bei 79 Fördertagen im dritten Vierteljahr 1905. Im vorigen Jahre be- trug der Tagesüberschuß 646 M.. in diesem Jahre 750 M. Das ist eine ganz akzeptable Lohnsteigerung. ZecheEwald" erzielte im dritten Vierteljahr 1906 einen Ueberschuß von 1331486 M. gegen 1 200 801 M. in der gleichen Zeit des Vorjahres. ZecheAlte Haase" brachte 56 233 M. Ueberschuß heraus. daS ist«in Mehr von rund 40 000 M. gegen die Parallelzeit 1905. Beim Aplerbecker Bergwerksverein stieg der Ueberschuß von 150 104 M. im dritten Quartal 1905 auf 160055 M. im dritten Quartal 1906. Das letzte Geschäftsjahr erbrachte dem Deutsch -Luxemburaischen Berg- Werks- und Hütten- Aktienverein einen Betriehsüberschuß von Ii 024 975 M. gegen 4 683 531 M. für das Jahr 1004/06. Nach Ab­setzung von 2 332 845 M. Abschreibungen verbleibt ein Reingewinn von 2 990 398 M. gegen 2 133 634 M. im Vorjahre. Aus dem Rein- gewinn werden 10 Proz. Dividende verteilt, der Aufsichtürat er- hält 93 836 M. Für 1904/05 wurde eine Dividende von 8 Proz. ausgeschüttet. Flcischtrust. Eine neue Vereinigung der großen amerikanischen Fleischpackerfirmen ist, einer Meldung derSun" zufolge, in Chicago in der Bildung begriffen. Ihr Kapital wird auf 500 Millionen Dollar angegeben und Ogden Armour soll ihr Präsident werden. Sie wird die gesamte Fleischproduktion beherrschen. DerSun"- Korrespondent fügt hinzu, die Gründung würde durch die britische Holding Company erfolgen, die Eigentümerin der Aktien der ver- schiedenen Gründergesellschaften werde, wodurch die neue Gesellschaft unter den Schutz der britischen Gesetze komme und die trustfeindlichcn amerikanischen Gesetze umgehe. Da» beteiligte britische Kapital wird dem Pernehmen nack durch Thomas Lipton vertreten, der gegenwärtig in Chicago weilt. Soziales. Hausordnung für Dienstmädchen. Bor einigen Monaten nahmen wir Gelegenheit, eine.HauS» ordnung" aus Bayern an den Pranger zu stellen. Heute sind wir in der Lage, aus WilmerSdort bei Berkin eineHauS- ordnung" für Dienstmädchen zu veröffentlichen. In der Küche einer Frau Wolfs, Nachodstr. 16, prangt folgendes Plakat: Halte Ordnung, üb» sie, Ordnung spart Verdruß und Müh'. HauS'Ordnung: 6 Uhr: Aufstehen./ V'-: Mädchen. Jeden Samstag ist Putz-Tag. Berlin d. 21/4. 1906. gez. Frau Wolf f. Frau Wolff hat vergessen anzugeben, wann während der löstündigen Arbeitszeit die Dienstinädchen ihres Leibes Notdurft verrichten können. Die Möglichkeit, daß derartige Arbeitsordnungen existieren, macht den Zusammenschluß der Dienstmädchen dringend erforderlich.__ Die Grüudung eines BauunfallversicherungSverbandes sächsischer Städte ist nun endgülttg vollzogen. In Dresden versammelten sich zahlreich die Vertreter sächsi, cher Städte und faßten entsprechend Beschluß. Die ständig gesteigerten Beiträge, die die Tiefbau- berufsgenossenschafk erhebt und die festgestellte Tatsache, daß bei 'tädtischeu Bauten Unfälle seltener vorkommen als bei Privat- bauten, hat bereits 120 größere deutsche Städte veranlaßt aus der BerufSgenossenschast auszutreten, und sie haben Selbstversicherung nach§ 6 de« UnfallversicherungSgesetzeS eingeführt. In Leipzig und Chemnitz besteht die Selbstversicherung. Dte in Dresden veriammelten städtischen Vertreter genehmigten den von einer Kommission ausgearbeiteten SatzuitgSentwurf und beschlossen, daß alle Städte, die bis zum 15. November ihren Beitritt erklären, in dem Verband ohne weiteres Aufnahme finden. Freiberg wurde als Vorort gewählt und der dortige Rat zum Vorstand bestell!. Bis jetzt haben 66 sächsische Städte ihren Beitritt erklärt.