Nr. 263.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
23. Jahrg.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1983.
Zuſammenbruch.
Die bürgerliche Welt ist wieder einmal voll tugendhafter Entrüstung. Die Enthüllungen, die der Prozeß Riehl zu Wien gebracht hat, haben es ihr angetan. Die entmenschte Bordellmutter, die aus der Schande und der Versklavung unglücklicher Mädchen Gold münzt, die wohllöbliche Polizei, Sie nichts sah und nichts sehen wollte, die sauberen Mit glieder dieser Behörde, die die Kostgänger dieses Bordells waren, das sie revidieren sollten, gewissenlose Eltern, die das eigene Blut dem Gefängnis der Riehl überlieferten, das find treffliche Anlässe zur sittlichen Entrüstung, die die eigene Tugend umso wohltuender empfinden lassen. Wenn es hoch kommt, verdichtet sich die wohlfeile Entrüstung zur Forde rung einer„ einschneidenden Reform der Sittenpolizei", allenfalls blizt auch die Erkenntnis auf, daß der Prozeß die Kasernierung der Prostitution gerichtet hat. Für die meisten Beobachter ist er aber nur ein vereinzelter Fall, aus dem feine allgemeinen Schlüsse gezogen werden dürfen.
Sonnabend, den 10. November 1906.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.
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Doktor der Rechte mit ins Haus der Riehl gegangen. Wozu, haben. Mit stumpfer Gleichgültigkeit ließ die Polizei minder. ist nicht recht ersichtlich, denn die Revision ließ er durch zwei jährige Mädchen ins Haus der Riehl gehen und stellte ihnen aus. Wenn Polizeiagenten vornehmen, von denen der eine jener war, den Gewerbeschein das Gesundheitsbuch der regelmäßig die Revisionen vornahm und ebenso regelmäßig auch die Einwilligung der Eltern nicht vorhanden den Champagner und die Mädchen des Hauses genoß, der war, angeblich, weil die Mädchen nichts von ihren wahrscheinlich auch bares Geld von der Riehl erhalten hat. Eltern wußten, was sich dann später mehrfach als Genaueres fonnte darüber nicht festgestellt werden, denn dieser falsch erwies. Dann mußte das Mädchen wieder aus Herr und sein Polizeikommissar haben von dem Recht der dem Bordell heraus, nachdem es Zeit gehabt hatte, sich an Beugnisverweigerung Gebrauch gemacht, da sie sich nicht selbst das Leben der Prostituierten zu gewöhnen. Mit stumpfer einer strafbaren Handlung bezichtigen wollten. Ein paar Gleichgültigkeit ließ der Regierungsrat Dr. Kroph die KandiTage nach jener außerordentlichen Revision sind dann zehn datinnen für den Salon Riehl ins Verderben rennen, ohne den Mädchen zur Polizei vorgeladen worden. Und dort haben sie Versuch zu machen, sich über ihre Lage und ihre Persönlichkeit dann, da die Riehl Zeit genug gehabt hatte, sie einzuschüchtern, zu informieren, vielleicht noch die eine oder die andere zu erklärt, daß es ihnen gut gehe und sie keinen Grund zur Be- retten. Denn er war, wie er vor Gericht bekundet, auf schwerde hätten. Und das genügte dem scharfsinnigen Doktor Grund seiner Menschenkenntnis überzeugt, daß an ihnen der Rechte. Um Einzelheiten hat er die Mädchen nicht ge- ausnahmlos nichts mehr zu verderben war. Und dabei sind fragt, nicht einmal nach Aufzeichnungen, die doch hätten vor- blutjunge Dinger, die noch nie mit einem Manne verkehrt handen sein müssen, wenn die Angabe, daß Madame Riehl hatten, in das Bordell aufgenommen worden! Dies eine mit ihren Damen" abrechnete, wahr gewesen wäre. Mit Polizeiwort und ein anderes, daß der Polizeibeamte dazu da nur etwas mehr Eifer hätte der Herr alles aufdecken können, fei, die Deffentlichkeit vor der Prostitution zu schützen, nicht aber was jetzt der Prozeß enthüllt hat. Die Behörde hätte sich die Prostituierten vor der Bordellwirtin, charakterisieren den Der Einzelfall ist freilich gräßlich genug. Madame rühmen können, daß sie aus eigener Kraft Mißstände auf- Geist, der die heutige Sittenpolizei erfüllt. Und nicht bloß Riehl hatte ein ganz raffiniertes System der Sklavenhaltung gedeckt und gehoben hätte. Aber dazu hat es nicht gelangt. die von Wien , sondern die der ganzen Welt! Dieser Geiſt ausgebildet. Sie lockte vornehmlich junge unerfahrene Die Polizei war mit Regina Riehls Betrieb zufrieden, weil ist untrennbar von der Sittenpolizei und wird erst mit dieser Mädchen in ihren Salon andere hätten ihre Behandlung er das„ Laster" von der Straße fern hielt, weil er die Ehr- Institution verschwinden. nicht geduldet. Sie hatte ihre Zutreiber, ihre Agenten, die samen und Sittsamen von der Berührung mit verworfenen Jener offenherzige Beamte, der diese Auffassung von der ihr die Ware zuführten mit Bewilligung der Polizei hat Geschöpfen bewahrte. Aufgabe der Sittenpolizei fundgab, hatte durchaus recht. Unt ihr sogar die ahnungslose städtische Dienstvermittelung minderjährige Dienstmädchen zugesendet, die dann später überredet So konnte das System Riehl üppig gedeihen viele dieser Aufgabe willen ist die Sittenpolizei, ist die Reglemenoder auch gepreßzt wurden, Damen " zu werden. Die Mädchen Jahre lang. Wenn die Presse nicht die Polizei zum Vor- tierung der Prostitution geschaffen worden. Eine Wohlfahrtswurden wie Gefangene gehalten. Die Fenster der Schlaf- gehen gezwungen hätte, wer weiß wie viel Menschenleben behörde für Prostituierte ist sie niemals gewesen und kann sie die Riehl noch hätte zugrunde richten können. Ein Mahn- nach ihrem ganzen Charakter nicht werden. Und wenn alle räume hatten Milchglas und waren mit Vorlegeſtangen ver- die Riehl noch hätte zugrunde richten fönnen. sperrt die Polizei hatte es gesehen und gebilligt, alldieweil ruf der Wiener Arbeiterzeitung" blieb unbeachtet. Erst die Sittenbeamten, was sie erfahrungsgemäß nicht sind, Muster so die Augen der honetten Gesellschaft nicht durch den An- detaillierten Beröffentlichungen des„ Ertrablatt" brachten den von Steuschheit und Unbestechlichkeit wären. Denn diese blick des Rafters beleidigt" werden konnten.( Als ob die Amtsschimmel auf die Beine. Aber vorerst doch nur zu einem Zwangsinstitution fann natürlich niemals das Vertrauen ( Als ob die Amtsschimmel auf die Beine. Aber vorerst doch nur zu einem der Proſtituierten haben. Und die Sittenpolizei kann in Sittlichkeit besonders gefährdet gewesen wäre, wenn ein- widerwilligen Trott. Nach wie vor verließen sich die Oberen diesen armen Geschöpfen, die vom Reglement als rechtlose der Polizei auf die unteren Beamten, die einhalb Dußend Prostituierte ebenso viel Gelegenheit zu die ihnen selbst das Genick brechen mußte, am liebsten hätten Sachen behandelt werden, niemals ein Objekt erblicken, das öffentlichem unanständigen Benehmen gehabt hätten, wie die versanden lassen, die die Spione der Riehl machten, ihr vielen Hunderte andere, die nicht in Bordellen stecken!) Die bersanden lassen, die die Spione der Riehl machten, ihr menschlicher Rücksicht würdig wäre. vielen Hunderte andere, die nicht in Bordellen stecken!) Die halfen, die Mädchen einzuschüchtern und zu ängstigen. Kein durch die Sittenpolizei repräsentiert wird. Es ist nicht nur Schlafzimmer waren so klein, daß die Insassen der Gefäng- Wunder, daß so viele von diesen vor dem Untersuchungs- die Kasernierung der Prostitution, die getroffen ist, nicht bloß Der Prozeß ist der Zusammenbruch des Systems, das nisse mehr Luft hatten, als die Bewohnerinnen der Salons Riehl. Je zwei Mädchen mußten in einem Bett schlafen. richter falsche Aussagen gemacht haben, fürchteten sie doch alle, das Bordellsystem. Freilich ist es die schlimmste aller InstiSie doch wieder ihrer einmal eine„ Dame", die sich„ brab gehalten", zur Reklame halterin ausliefern würde und daß sie dann der Nache der die Gefahren der Prostitution zu beschwören oder doch zu ausführte, wobei sie sie schlauerweise mit Schmucksachen be- Riehl hülflos preisgegeben seien. Mehrere Mädchen mußten mindern sucht. Nur im Bordell konnte der spezifische Fall Riehl hängte und ihr ein Täschchen mit Geld zu tragen gab, damit schließlich wegen falscher Zeugenaussage neben der Riehl auf entstehen. Wir haben alle Ursache, das zu beachten, denn in das arme Ding bei etwaiger Flucht wegen Diebstahls zu be- die Anklagebank. Organe der Polizei haben sie auf dem Ge
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langen war. Alles, was die Mädchen verdienten, mußten wiffen. Das Gericht hat ihnen verständigerweise im weitesten Deutschland gibt es genug Rufer nach Bordellen oder doch fie abliefern. Sogar die persönlichen Geschenke, die sie über Maße Milderungsgründe bewilligt, so daß die härteste Strafe nach Stafernierung der Prostitution Busammendrängen der Prostituierten in bestimmten Straßen, verschleiertes die Tare erhielten außer dem Essen, dem Schlafraum für diese Kategorie von Angeklagten auf 4 Wochen Kerker Bordellſyſtem). In manchen deutschen Städten bestehen hatten sie nichts wie Prügel mit Schüreisen und HundeRegina Riehl hat wegen Freiheitsberaubung, peitsche, wenn sie einmal aufsässig wurden, wenn sie fort- Verleitung zum Meineid, Veruntreuung und Suppelei folche Einrichtungen ebenso gut wie in Wien , laufen oder den ekelhaften Gelüften irgend eines Perversen 3 Jahre Sterfer erhalten, ihre Gehülfin Bollak 1 Jahr gern die reichsdeutschen Behörden das auch schamhaft vor der Welt verleugnen möchten. Daß das Bordell aber die nicht zu Diensten sein wollten. Die Riehl hatte indessen noch und der Angeklagte König, der seine minderjährige Tochter brutalfte und die für die Mädchen gefährlichste Form bessere Bändigungs- und Verwahrungsmittel als geschlossene durch Mißhandlungen gezwungen hat, lange Jahre in der der Reglementierung ift, das hat der Prozeß Riehl Türen und Wächter, als Schüreisen und Peitsche. Den Gefangenschaft der Riehl zu bleiben, 8 Monate schweren mit unübertrefflicher Deutlichkeit bewiesen. Der Fall Mädchen wurde keine Kleidung gegeben, in der sie sich auf Sterker. Die Supplerin wurde außerdem verurteilt, an Riehl zeigt das Bordell als den Stunden der Mädchendie Straße wagen fonnten; sie erhielten nur die leichten Ge- 12. Mädchen Entschädigungen von 50 bis 1000 Stronen zu händler, als die Triebfraft des Mädchenschachers. Und wie wänder, die Prostituierte im Bordell tragen. Der Haupt- zahlen. trumpf der Stlavenhalterin aber war die Polizei. Die Damit ist der Gerechtigkeit Genüge geschehen. Und grausam ist die Illusion zerstört worden, daß das Bordell den Polizei, die darauf achten sollte, daß die Bordellwirtin die wenn die schuldigen Polizeibeamten im Disziplinarverfahren trefflich hat Madame Riehl die Gesundheitskontrolle unwirksam Mädchen nicht übermäßig ausbeutet und nicht wider ihren bestraft, vielleicht auch vor Gericht gestellt worden sind, dann Willen festhält. Die Polizei, die die Mädchen darüber be- fönnen die Akten über den Fall Riehl geschlossen werden. als beurlaubt gemeldet. Selbst wenn die Gesundheitskontrolle zu machen gewußt. Stranke Mädchen wurden versteckt und Lehren sollte, daß ihnen ein Teil des Verdienstes zusteht und Er ist ja nur ein Einzelfall. in medizinischer Hinsicht ebenso verläßlich wäre, wie sie
Wie
daß die Bordellwirtin fein Recht hat, sie als Schuldgefangene Doch tun wir den österreichischen Behörden nicht unrecht. nachgewiesenermaßen unzuverlässig ist, die Händlerinnen mit zu behandeln. Die Polizei diente der Riehl als bestes Der Polizeipräsident von Wien hat vor Gericht ausdrücklich Menschenfleisch würden immer noch verstehen, ihr Schnippchen Schreckmittel für freiheitslüsterne Mädchen; sie drohte ihnen erklären lassen, daß schon bei der Einführung des Systems zu schlagen. damit, daß die Polizei die Entlaufene auf ihren Antrag ins der tolerierten Häuser die Gefahr der Freiheitsbeschränkung Der Bankerott des Bordellsystems liegt für den flüchtigen Arbeitshaus, in die Besserungsanstalt steden werde. Und für die Prostituierten und die Gefahr der Bestechung der Beobachter des Prozesses auf der Hand. Aber den tiefer die zitternden Mädchen glaubten es, denn sie sahen ja, daß unteren Beamten erörtert worden sei. Und natürlich soll nun Eindringenden enthüllt sich mehr. Bankerott hat nicht nur die Frau Riehl mit den Herren von der Polizei auf bestem die Sittenpolizei einer„ einschneidenden Reform" unterworfen das rohefte System der Reglementierung gemacht, Fuße stand, daß Polizeibeamte ihre Gratiskunden waren und werden. So will man den Prozeß also doch nicht als Einzel- sondern die polizeiliche Reglementierung der Prostitution daß diese Polizeibeamten, ebenso die Polizeiärzte, die sie fall behandeln, ihn mit der Bestrafung der Supplerin und überhaupt. Wie es in Wien der Supplerin die Sklavinnen darauf prüften, ob sie den Kunden des Salons auch feine Ge- der schuldigen Polizeibeamten nicht abgetan sein lassen? So im Gewahrsam hielt, so hält es dort, wo die Bordelle fahr brächten, für ihre persönlichen Erlebnisse, für ihre Lage wird der Prozeß also, eine Wendung in der Behandlung der fehlen und die einzelne Prostituierte das Ueberwachungsabsolut fein Interesse hatten. So fühlten sich die Mädchen Prostitution bedeuten? objekt der Polizei ist, das Mädchen im Schlamme der Provon aller Welt verlassen ihre Briefe wurden von der Riehl Ja, wenn eine Reform der Sittenpolizei helfen könnte. ftitution fest. Wir haben keine Ursache, pharisäisch die Achseln zensiert, die Klagen, die sie Besuchern vortrugen, wurden Was will aber eine Reform der Reglements bedeuten! So zu zucken über die Wiener Schlamperei. Wie hier in nicht geglaubt, oder nicht weitergegeben, weil die anständigen lange die gesellschaftliche Heuchelei die Prostituierte ächtet, Deutschland Menschenrechte genommen, Menschenleben verHerren sich genierten zu sagen, an welchem Orte sie ver- so lange die Gesellschaft entrüftet die unglücklichen Wesen nichtet werden durch die Paragraphen des Sittenreglements, schwiegene Freuden gesucht. Und wo sich doch einmal einer wie Pestkranke außer alle menschliche Gemeinschaft das ist oft genug an Einzelbeispielen erhärtet worden. Der dazu aufgeschwungen hat, die Polizei zu benachrichtigen, da jagt, so lange werden alle einschneidenden Reformen" fürzlich registrierte Fall jenes Mädchens von Halle, das die hat diese edle Behörde das Vertrauen der Riehl nicht getäuscht. für die Staß sein. Schon die bestehenden Vorschriften hätten Weisheit der Hallenser Sittenpolizei beinahe wieder in den Die oberen Beamten fühlten sich zu gut, selbst in den Sumpf der Wiener Polizei Handhaben gegeben, das System Riehl zu Sumpf gestoßen hätte, daraus es sich mit ehrlicher Arbeit gezu steigen, sie sandten die unteren, die gegen die Gratis- verhindern. Aber was ist von einer Behörde zu erwarten, die rettet hatte, wird noch in frischer Erinnerung sein. Das sind genüsse, die ihnen die Riehl spendete, nicht unempfänglich ihre Pflicht lediglich darin sieht, der honetten Gesellschaft mög- Bustände, die nicht besser sind wie die, die der Prozeß in Wien waren und demgemäß berichteten. Zudringlicheren Be- lichst den Anblick des„ Lasters" zu ersparen, das besagte enthüllt hat, die sich nur dem Grade, nicht dem Wesen nach schwerdeführern wurde energisch bedeutet, nicht fürwißig zu honette Gesellschaft doch nicht entbehren kann! Was von ihnen unterscheiden.
sein und sich nicht um Häuser zu fümmern, die die Polizei ist von einer Behörde zu erwarten, die lediglich die Der Prozeß Riehl ist der Zusammenbruch des Systems, überwacht, in denen also nichts Schlechtes geschehen könne. Deffentlichkeit vor der Prostitution schüßen will und das den Prostituierten die Menschenrechte nimmt, um des Das tollste Stücklein ist, daß sich selbst die Liga zur Be- die Prostituierten als Geschöpfe betrachtet, die keinerlei Phantoms eines Schutes gegen Geschlechtskrankheiten willen kämpfung des Mädchenhandels auf diese Weise abfertigen ließ. Anspruch auf Fürsorge, keinerlei Menschenrechte haben! und um der Heuchelei einer Gesellschaft willen, die Wesen Einmal ist allerdings so etwas wie eine besondere Unter- Mit stumpfer Gleichgültigkeit haben die Polizeiärzte, ächtet, die ihr unentbehrlich sind. suchung durch die Polizei vorgenommen worden. Es war die allwöchentlich zweimal im Salon Riehl untersuchten, über Auf eine Beseitigung dieses Grundübels in der Bchandeine detaillierte anonyme Beschwerde an die Staatsanwalt- die Wunden der Mädchen, die ihnen von grausamen Miß- ung der Prostitution, auf eine Beseitigung der polizeilichen schaft gelangt und diese Behörde verlangte genaueren Bericht. handlungen erzählen konnten, hinweggesehen. Steiner wußte Reglementierung der Prostitution aber wird sich die Wirklich ist denn damals auch ein höherer Beamter, ein sich zu entfinnen, Spuren von Mißhandlungen je gesehen zu' bürgerliche Gesellschaft schwerlich einlassen. Die offizielle