Bannen. Mit F. A. Sorge ist einer ihrer letzten Vertreter, tvenn nicht der letzte von uns gegangen. In dem Leben, das jetzt abgeschlossen bor uns liegt, hat der Kampf der Arbeiterklasse eine Rolle gespielt, wie in wenigen Leben nur. Bis zu den Tagen, in denen der Körper den Befehlen de! Geistes nicht mehr gehorchen wollte, in denen der Geist selbst schon müde ward— bis zu den letzten Tagen dieses langen Lebens also, hat der Verstorbene jede Regung der Arbeiterbewegung mit klarem Auge verfolgt, jede Phase derselben kritisch betrachtet, hat er dem internationalen Befreiungskämpfe des Proletariats seine vollste Aufmerksamkeit gewidmet. Der Kampf der Arbeiterklasse — das war sein Element! das war es, was seinem Leben Inhalt gab. Ihm War das Wort, daß die Befreiung der Arbeiterklasse das Werk der Arbeiter selbst sein muß, in Fleisch und Blut übergegangen, und nichts konnte mehr seinen Zorn erregen, als wenn irgend jemand aus bürgerlicher Hand Gaben für das Proletariat erwartete. Wie haßte er die bürgerlichen Reformer, die sich der Arbeitev bewegung zu bemächtigen suchen, um ihre eigenen kleinen Zwecke zu fördern! Wie zornig konnte Sorge werden, wenn jemand auch nur Nebensächliches für die Arbeiter vom freisinnigen Bürgertum erwartete! Es war etwas Starres in diesem knorrigen Charakter, ein gewisser Zug, der nichts Halbes zuließ, und Sorge ist denn auch nie ein Vertreter der Halben gewesen. Die volle Liebe dieses Mannes gehörte dem kämpfenden Proletariat. Dessen Kampf zu fördern, galt all sein Streben. Die Zusammengehörigkeit der Arbeiter aller Nationen war ihm selbst verständlich, und lange Jahre war seine Tätigkeit dem einen Ziele zugewandt, in der amerikanischen Arbeiterklasse den Ideen der Internationale Boden zu geben. Wie oft sind die Vertreter und Wortführer der amerikanischen Arbeiter zu ihm, dem Deutschen , nach Hoboken hinübergewandert, um in Fragen der Arbeiter bewegung Rat und Hülfe bei ihm zu suchen! Und nicht nur die Arbeiter Amerikas , nein, auch die Wortführer der Arbeiter Europas , des internationalen Proletariats haben sich oftmals an Sorge gewandt, um seinen Rat einzuholen, wenn es sich um einen wichtigen Schritt im Kampfe der Arbeit handelte.— Und Marx und Engels gaben etwas auf den Rat ihres Freundes.— Und nun ist auch dieser jenen beiden inS Reich der Schatten gefolgt, und F. A. Sorge ist von uns geschieden! Er wird von dem kämpfenden Proletariat beider Welten nicht vergessen werden." In einem Gedenkartikel entwirft unser New Aorker Parten blatt ein Bild von dem reichen Leben des verdienten Kämpfers. .Mehr als fünf Jahrzehnte lebte Sorge in Hoboken und dessen nächster Umgebung, bis er sich am Ersten dieses Monats(des Oktobers) zur Uebersiedelung nach New Uork. in das Haus eines Freundes, entschloß. Schon kränklich, als er den Wohnungswechsel vornahm, wurde er bald darauf dauernd ans Bett gefesselt, bis er gestern ruhig und friedlich entschlummert ist. Friedrich Adolf Sorge wurde am 9. November 1827 in Tschone- Witz bei Wittenberg in Preußisch-Sachsen als Sohn eines kindcr» reichen Pfarrers geboren. Sein Vater war trotz seines Berufes ein freisinniger Mann, der harte Kämpfe mit der orthodoxen Geistlichkeit durchzuführen hatte und der seinen Kindern eine vorzügliche Erziehung gab. Früh- zeitig schon wurden die Kinder in das politische Leben eingeführt. Pfarrer Sorge war revolutionären Geistes, und in den vierziger Jahren war sein HauS längere Zeit eine Station der.unter- irdischen Eisenbahn", die von Frankreich und Belgien durch Deutsch - land nach Polen führte, wie man den geheimen Weg bezeichnete, auf dem man die revolutionären Agenten Polens von Station zu Station beförderte, um sie nicht den Behörden in die Hände fallen zu lassen. In dieser Umgebung und unter diesem Einfluß wuchs unser F. A. Sorge auf, der, nachdem er der Schule des Vaters entwachsen war. im Frankeschen Stift in Halle seine weitere Ausbildung erhielt. War es bei der Umgebung, in der Sorge aufwuchs, ein Wunder, daß der junge Mann, als der revolutionäre Sturm des JahreS 1848 losbrach, voll Interesse und voller Eifer sich in die freiheitliche Bewegung warf, in der auch fein Bater als Redner und Agitator eine Rolle spielte? Pommersche Truppen besetzten die Provinz Sachsen , und der junge Sorge beschloß, nachdem er sich einen Militärurlaub erwirkt hatte, in die Schweiz zu gehen, um die Entwickclung der Bewegung abzuwarten und helfend einzugreifen, wo Hülfe sich nötig machen möchte. Im Frühling 1849 reiste Sorge ab. Kaum hatte er den Fuß auf schweizerischen Boden gesetzt, als die Nachricht eintraf, daß der Großherzog von Baden geflohen sei, daß das Militär sich empört habe und daß die revolutionäre B-! wegung dort in hohen Flammen emporschlage. Sofort eilte Sorge, zusammen mit August Willich , der im Sezessionskriege zum General ernannt wurde, nach Karlsruhe . Hier schloß er sich dem Karlsruher Freikorps an und beteiligte sich mit diesem an ver. schiedenen Gefechten gegen die Preußen, sowohl in der Pfalz , als auch auf badischem Boden, bis die revolutionäre Armee über die Schweizer Grenze ging und entwaffnet wurde. Mit anderen seiner Kameraden vom Revolutionsheere wurde Sorge in Freiburg interniert. Bon dort wandte er sich nach Genf , wo er im September 1849 anlangte. In Genf herrschte damals ein regeS Flüchtlingsleben, an dem Sorge nun jugendfröhlich teilnahm. Cr suchte seine Existenz durch Musikunterricht zu fristen, aber es ging ihm dabei recht kümmerlich, und recht oft darbte und hungerte er. wie viele seiner Kameraden. Hier war eS, wo Sorge zuerst mit der Arbeiterbewegung in Be« rührung kam. An der Spitze des Genfer.Deutschen Arbeiter- bildungsvereinS" stand damals Wilhelm Liebknecht als Präsident. Diesem Verein schloß sich auch Sorge an und beteiligte sich lebhaft an den Sitzungen und Debatten des Vereins.' Hier in Genf war es auch, wo Sorge zuerst Einsicht in den proletarischen Kampf der Arbeiterklasse erhielt und wo er zuerst mit kommunistischen Ideen in Berührung kam. Unter den in Genf lebenden Flüchtlingen befand sich ein gewisser Jmandt au» den Rheinlanden, der in Genf eifrige Propaganda für den KommuniS- muS machte, dessen Ideen er sich aus den Schriften von Marx und aus der„Neuen Rheinischen Zeitung " angeeignet hatte. Dieser Jmandt vermittelte Sorge die ersten kommunistischen Anschauungen und brachte ihm die ersten Begriffe über die theoretischen Grund- lagen der Arbeiterbewegung bei. In Genf trat Sorge mit einer ganzen Reihe von Männern in Verbindung, die damals schon einen bekannten Namen hatten, oder die sich später einen solchen erwarben. Er verkehrte mit Albert Galttr, dem Gründer deS Schweizer GrütlibereinS, dann mit dem Kommunisten Moses Heß , mit Liebknecht, Dronke, I. Ph. Becker, ferner mit Fritz Kamm und Fritz Jacoby. die beide in der New Aorker Arbeiterbewegung in den fünfziger Jahren eine Rolle spielten, und mit vielen anderen. Auch mit den leichtlebig-lustigen Leuten von der„Schwefelbande" hatte Sorge Verkehr und be- teiligte sich des öfteren au deren Streichen, die sich gegen Spießer» fm, Regierung, Pplizei Wd alle Welt richteten. Sorge lebte in Genf bis zum 1. August 1851, nachdem die dortige Polizei ihm wie vielen anderen Flüchtlingen es nahegelegt hatte, daß es besser für ihn sei, wenn er Genf und die Schweiz verlasse. Ueber Frankreich ging Sorge nun nach Belgien , nach Lüttich . wo ein Bruder von ihm lebte. Dort nahm er Arbeit in einer Schreinerwerkstelle, dann erhielt er einen Posten in einer Privat- schule als Lehrer der deutschen Sprache. Doch nicht für lange. Im März 1852 wurde er per Zwangspaß aus Belgien ausgewiesen. nachdem er die ganze Zeit über unter Polizeiaufsicht gestanden hatte. Da Sorge von dem Kriegsgericht in Torgau wegen seiner Beteiligung am badischen Feldzuge zum Tode verurteilt worden war, konnte er nicht nach Deutschland zurückkehren. Ex wandte sich deshalb nach London , wo er Karl Marx aufsuchte, den er dort zum erstenmal sah. Friedrich Engels war er schon früher flüchtig begegnet. Bald zeigte sich, baß in Englands Hauptstadt nicht auf eine bürgerliche Existenz für den Flüchtling zu rechnen war. Er beschloß nun, nach Australien zu gehen. Der englischen Sprache unkundig und an einem Choleraanfall leidend, schiffte er sich an Bord eines Schiffes ein, das ihn dann aber nicht nach Australien , sondern nach— New Vor! brachte, in dessen Hafen er am 21. Juni 1852 landete. In New Vork hatte Sorge dieselben Erfahrungen zu machen, die Hunderttausende von eben Eingewanderten vor und nach ihm auch schon durchgemacht haben. Entbehrung und Not ärgster Art waren zu Beginn seines Aufenthaltes in diesem Lande oftmals seine Begleiter. In den verschiedensten Gewerben war Sorge tätig, um seinen Lebensunterhalt zu erwerben. Er war Schneider, Peddler, Goldwarenarbeiter, er war Musiker und Hauslehrer und WirtLgehülfe. Seine erste regelmäßige Arbeit erhielt er im De zember 1852 in der Bundeshalle des Weitlingschen ArbeiterbundeS in Beekman Street, wo er auch später noch oft als Klavierspieler zu finden war. Nach und nach glückte auch unserem Sorge die Schaffung einer bürgerlichen Existenz Ein tüchtiger Musiker, der er war, gelang eS ihm, sich als Lehrer der Musik einen geachteten Namen nicht nur, andern auch eine erträgliche Existenz zu gründen. Hunderte seiner Schüler leben noch in New Vork, Hoboken und Umgegend, die ihre musikalische Ausbildung der Tüchtigkeit Sarges als Musiklehrer verdanken. Mehr als ein Jahrzehnt wirkte Sorge auch als Lehrer der Musik an der Hobokener Akademie, zu deren Gründern er ge- hörte, wie er denn überhaupt in Hoboken eine rege öffentliche Tätigkeit entfaltete, nachdem er Mitte der fünfziger Jahre dahin übergesiedelt war. Im August 1854 verheiratete sich Sorge mit der Frau, die heute als Witwe an seinem Sarge weint. In mehr als fünfzigjähriger Ehe waren Sorge und sein treues Weib Käthchen vereint. Der Ehe entsprossen drei Kinder, zwei Söhne und eine komitee, zwei von der Zentralkommission der sozialdemokratisches Gewerkschaften Russisch -Polens , einer von der militär-revolutionären Organisation, vier vom Parteivorstand der Sozialdemokratie Russisch-Polens und Litauens und zwei vom Zentralkomitee deZ Allgemeinen jüdischen Arbeiterbundes. Die Debatte über die Frage:„Wählen oder nicht wählen?" bildete den wichtigsten Punkt der Verhandlungen, obwohl natürlich erst der Beschluß der allgemeinen Parteikonferenz für uns maßgebend sein wird, Wie bekannt, waren wir früher aktive Bohkottisten. Später geriet ein Teil der Genossen ins Schwanken. Sie bekehrten sich zu der Ansicht, daß der erste Wahlboykott ein taktischer Fehler war, daß die Taktik der Sozialdemokratie Polens die Situation im ganzen Reiche im Auge halten müsse und daß vom Standpunkte der Revolution aus fürs ganze Reich am richtigsten sei der Anschluß der revolutionären Baucrn-Arieregarde an die Arbeiter-Avantgarde. Eine zweite Gruppe von Genossen betrachtete den ersten Boykott nicht als einen Fehler, erklärte aber, daß die jetzige politische Situation unsere Teilnahme an den Wahlen erfordere. Früher boykottierten wir die Wahlen, jetzt will uns die Regierung ver» hindern, an ihnen teilzunehmen! Wir müssen in die Duma gehen, um von der Höbe ihrer Tribüne herab das Volk zum bewaffneten Aufstand für die Reichskonstituante aufzurufen. Wenn wir nicht wählen, so bleiben wir außerhalb jeder politischen Aktion. Die dritte Gruppe von Genossen will den Boykott weiter durch» führen. Ihr Hauptargument für den Boykott ist das folgende: Die Duma kommt zustande, weil in den Massen der russischen Bauern» Demokratie noch konstitutionelle Illusionen leben. Wir können aber unsere Taktik nicht nach den zurückgebliebenen Bevölkerungs- teilen richten. Wir haben keine Illusionen. Sagen wir es den Massen, und bleiben wir außerhalb der Duma. Im Moment, wo der Zusammenstoß der Regierung mit den Bauern erfolgt, werden sie sich an unsere'Mahnworte erinnern. Die Zahl der Bohkottisten auf der Parteikonferenz war gleich der Zahl der Anhänger der Teilnahme an den Wahlen. Es wurde kein Beschluß über die Wahlen gefaßt, da die Entscheidung ja sowieso in den Händen der allgemeinen Parteikonferenz liegt. Da sich jedoch alle Delegierten bewußt waren, daß die allgemeine Parteikonferenz höchst wahrscheinlich die Teilnahme an den Wahlen beschließen wird, so wurde eine Resolution gefaßt über die praktischen Schritte, die wir noch vor der Konferenz tun müssen, damit wir die spätere Teilnahme an den Wahlen ermöglichen. Von großer Wichtigkeit war noch die Frage der Vereinigung mit dem Allgemeinen jüdischen Arbeiterbund auf dem Territorium von Russisch-Polen. Wegen der taktischen Differenzen zwischen den beiden Organisationen kam keine Grundlage für die Ver- einigung zustande.— Es wurde dann die Frage der Vereinigung unserer Gewerkschaften mit denen des„Bund" erörtert. Der Bund gründet gleich uns sozialdemokratische GeWerk- jchaften, er ist wie wir Gegner des Nationalitätenprinzips in der Gewerkschaftsorganisation. Aus allen diesen Gründen ist die Ver- einigung unserer Gewerkschaften mit denen des Bundes möglich. -m<W..»->"»«*(<?. 1 den Eltern im Tode vorangingen. Der älteste Sohn Adolf lebt ins"'•- p-~—-■~ Chicago . Bis zum Jahre 1857 hatte Sorge um die Erringung einer Existenz zu kämpfen und konnte sich deshalb nur nebenbei mit der Arbeiterbewegung beschäftigen. In diesem Jahre wurde der Kommunistenklub in New Aork durch Albert Komp gegründet, und bald beteiligte sich Sorge lebhaft daran. Er vertrat den Verein auch in der Oeffentlichkeit, z. B. als Redner auf einer Feier der Junischlacht. Nach Beendigung deS Krieges, der die Arbeiter- bewegung zunächst lahmgelegt hatte, finden wir Sorge hervor� ragend tätig im„Allgemeinen deutschen Arbeiterverein ", der dann als Sektion I der Internationalen Arbeiterassoziation eine so her» vorragende Rolle in der New Dorker Arbeiterbewegung gespielt hat. Vom Jahre 1888 bis 1878 ist der Name Sorgeö nicht bloß mit der New Vorker, sondern auch mit der Arbeiterbewegung des ganzen Landes aufs engste verknüpft. An der„Sozialen Partei", die sich 1888 in New Vork bildete, nahm Sorge als Vorsitzender des Exe- kutivkomitees und als Redner lebhaften, tätigen Anteil. Dann kam die Zeit der Internationale, die großen New Vorker Demow strationen gegen den Krieg deS Jahres 1870, die Kämpfe der jungen Arbeiterbewegung gegen das bürgerliche Reformertum. kurz, jene ganzen Vorgänge, die zusammen die Geschichte der Internationale in diesem Lande bilden. An allen diesen Vorgängen nahm Sorge tätigen Anteil, und oftmals war er der Führer im Kampfe Dann kam der Haager Kongreß der Internationale, und Sorge wurde als einer der amerikanischen Delegaten nach drüben geschickt. Dort trat er nun in persönliche Beziehungen zu Karl Marx und Friedrich Engels , mit denen er schon seit einigen Jahren schriftlich verkehrte. Der Verkehr mit diesen beiden Männern erweiterte sich zu einem intimen Freundschaftsverhältnis, das angehalten hat, bis der Tod jenen beiden zuerst die Augen schloß. Die Korrespondenz, die zwischen Marx , Engels und einigen anderen bekannten Sozialisten und F. A. Sorge geführt wurde, ist dieser Tage bei I. H. W. Dietz in Stuttgart erschienen. Es ist Sorge leider nicht vergönnt gewesen, seinen Briefwechsel, der für die Geschichte der Arbeiterbewegung von bleibendem Werte ist, noch gedruckt vor Augen zu bekommen.— Als der Haager Kongreß den Sitz des Generalrats der Jnter nationale nach New Vork verlegte, wurde Sorge bald mit dem Generalsekretariat desselben betraut, eine Stellung, für die er sich seiner Sprachenkenntnis, seines Wissens, seines außerordentlichen Ordnungssinnes halber am besten eignete. Die Korrespondenz, die Sorge in dieser Stellung zu bewältigen hatte, war eine ganz außer ordentliche, wie denn der jetzt Verstorbene bis zu seinem Leben?! ende in schriftlichem Verkehr mit zahlreichen Genossen in allen Ländern der Erde geblieben ist. Als dann der Vereinigungskongreß in Philadelphia im Jahre 1876 die verschiedenen Richtungen der sozialistischen Bewegung in dissem Lande zusammengebracht hatte, da verfolgte zwar Sorge die Bewegung noch mit aufmerksamem Auge, und unter der Hand suchte er wohl auch noch auf sie einzuwirken, aber von der öffent lichen Tätigkeit zog er sich immer mehr zurück. Er ward nur wenig noch in Versammlungen und öffentlichen Zusammenkünften gesehen, aber die paar Freunde, die regelmäßig mit ihm verkehrten, können bezeugen, welch großes Interesse er der Arbeiterbewegung in allen Ländern und in allen ihren Formen bis zu seinen letzten LebenS» tagen entgegenbrachte. Friedrich Adolf SorgeS Namen ist mit einem der besten Ab- schnitte der amerikanischen Arbeiterbewegung aufs engste verknüpft. So lange eS eine Arbeiterbewegung gibt, wird auch SorgeS Namen damit verbunden sein, nicht bloß hier in Amerika , sondern in der ganzen Welt, soweit unterdrückte Arbeiter um eine bessere Zukunft ringen._ Die Falldeskonferenz der SoMidkmokratie Kolkvs und Litauens.- Warschau, 14. November. (Eig. Der.) Anfang November fand in Warschau unsere erste Landes» konfcrenz nach dem im Juni abgehaltenen 5. Parteitag statt. An der Konferenz nahmen 19 Personen teil, von denen 4 nur be ratende Stimme hatten. Es waren anwesend zwei Delegierte von� Lodz , zwei von Warschau , zwei vom Dabrowa-Kohlenbecken, zwei vom Czenpochauer, einer vom Radomer, einer vom Lubliner Partei». die Frage mit der Kommission der Gewerkschaften vom„Bund" be» sprechen, wonach unsererseits ein definitiver Beschluß auf dem 1. Gewerkschaftskongreß, der in nächster Zeit stattfinden wird, gefaßt werden soll. Nach einer kurzen Debatte über den Stand unserer Gewerkschaften wurde folgende Resolution ein» stimmig angenommen: „Mit Freude bestätigt die Konferenz, daß die sozialdemokra» tischen Gewerkschaften trotz ihrer illegalen Existenzbedingungen nicht nur einen verhältnismäßig hohen Stand der EntWickelung erreicht, d. h. nicht nur eine stabile und wachsende Anzahl Mit- glieder, die jetzt 35 000 beträgt, gewonnen und verhältnismäßig bedeutende Reservefonds gesammelt haben, trotzdem sie reget» mäßig die durch das Statut vorgeschriebenen Unterstützungen auszahlen, sondern daß sie auch auf dem Wege schwerer und unermüdlicher Kämpfe trotz der ungeheuer schweren Handels- krisis in der kurzen Zeit ihrer Existenz für die Mitglieder der Gewerkschaften und die arbeitende Masse solche Verbesserungen in den Lohn- und Arbeitsverhältnissen errungen haben, wie sie noch keine ausländische Gewerkschaft unter so schweren Be- dingungen und in so kurzer Zeit erreicht hat. Die Konferenz bestätigt mit Nachdruck, daß die sozialdemo« kratischen Gewerkschaften ihre herrliche Entwickelung und ihr« Errungenschaften trotz ihrer illegalen Existenzbedingungen und trotz der HandelSkrisis ausschließlich der KampfeSmethode und dem sie belebenden Geiste der revolutionären Sozialdemokratie verdanken. Um auch ferner die intimste geistige Einheit der sozial- demokratischen Gewerkschaften mit der Sozialdemokratie, um den bisherigen revolutionären Geist zu erhalten, empfiehlt die Kon- ferenz den Parteiorganisationen und den Vorständen der Ge- werkschaften- außer den organisatorischen Mitteln, die auf dem Kongreß der sozialdemokratischen Gewerkschaften unter Teil« nähme der Partei beschlossen werden—, sich eifrigst zu bemühen. 1. daß in den Gewerkschaften energisch die sozialdemokratische Propaganda entfaltet wird; 2. daß einerseits die Gewerkschaftler Parteimitglieder werden und am Parteileben als Mitglieder der Fabriks-Rayonorganisationen und Parteivereine Anteil nehmen. andererseits daß die Mitglieder der Partei in die Gewerkschaften eintreten." Der Arbeiter-Frennd. Voranschlag für den Etat der LandesverficherungSanstalt Berlin . Der Ausschuß der Landesversicherungsanstalt Berlin be- schäftigte sich in seiner Sitzung vom 12. November mit der Etats- beratung für 1907 und mit der Abnahme der Jahresabrechnung für das Jahr 1905. Der stellvertretende Vorsitzende Herr a r n st eröffnete die Sitzung mit der Mitteilung, daß ein Schreiben des ersten Vorsitzenden des Ausschusses. Ingenieurs Herrn Bernhardt, eingegangen ist, in welchem derselbe mitteilt, daß er— B.— sein Amt als Vorsitzender niederlegt, da ihm ein Zu- sammenarbciten mit dem Vorsitzenden der Anstalt, dem Herrn Dr. Freund, nicht möglich sei. Ferner sind zwei Beschwerden der Angestellten der Anstalt Lichtenberg eingegangen. Eine dieser Beschwerden— eine Verfügung des Herrn Dr. Freund über die Verhaltungsvorschriften für die Angestellten— ist im„Vorwärts" bereits besprochen.(Nr. 237 vom 11. Oktober 1906.) Die zweite betraf das Verhalten eines Obcrwärters. Darauf leitete Dr. Freund die Verhandlungen zu den Vor- anschlügen des Etats für das Jahr 1907 ein. Er sagte etwa folgendes: ES sei allgemein die Ansicht verbreitet, daß die An- stalt im Gelde schwimme und zu ihrem Vermögen im Verhältnis wenig leiste. Das ist ein Irrtum. Die Einnahmen auS dem Markenerlös werden auch für die Versicherten ausgegeben. Die Bilanz ergibt eine Einnahme von 9 000 000 M. und eine Ausgabe von 8 822 000 M. Ein Ueberschuß ergebe sich nur aus den Zinsen und den Erstattungen der Krankenkassen. Nicht unerwähnt wolle er lassen, daß die Berliner Anstalt für die anderen Anstalten in Deutschland die Kosten mit tragen helfe. Trotz der Kosten für die Heilanstalten. Zahnersatz, Invaliden- und Altersrenten, die fast die ganzen Einnahmen des Markenerlöses aufbrauchen, haben wir keine Befürchtungen zu hegen. Die Altersrenten sind im Be» harrungSzustand eingetreten, der Höhepunkt ist bereits erreicht worden. Wenn auch die Zahl der Jnvalidenrentner noch im Steigen begriffen ist, so ist dennoch ein bedeutender Rückgang in der Steigerung eingetreten; danach dürfte auch hier in einigen Jahren der Kulminationspunkt erreicht sein. Die Steigerung der Rentner ist von 26 000 aus 10 800 zurückgegangen. Der Bau der Lungen- Heilstätte Beelitz ist beendet; nur das Sanatorium fiir weibliche Personen soll noch eine Ausdehnung erfahren und er(Redner) hoffe, daß dieses mit 3 000 000 M. zum Abschluß gebracht werden kann.
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