Ruderklub usw., ja nicht einmal die öffentliche Bibliothek und Resehalle, sowie die Lese- und Diskutierklubs, obgleich gewiß mancher auch das Verlangen nach höherer Bildung in sich trägt. Es ist auch nicht der alte germanische Wandertrieb, der den Ausschlag gibt. Nein, es ist vielmehr die Hoffnungslosigkeit und das Gefühl der Zurüdseßung, das ihn beranlaßt, der allermeist doch lieben und teuren Heimat Lebewohl zu sagen." Wenn Graf Posadowsky schon nicht. wie er beim Gesetz über die Berufsvereine erneut bewiesen hat bei den Arbeitern selbst fich Informationen über ihre Lage holen will, so wäre ihm wenigstens die Lektüre der kleinen Schrift dieses konservativen Niederlößnizer Landpfarrers zu empfehlen. Er wird daraus über die Lage der Landarbeiter mancherlei erfahren, was er noch nicht
-
vertrauenswürdigem Munde habe, genügen lassen. Sie ist mir von Persönlichkeiten gemacht worden, die sich notorisch auch in der Friedrichsruher Beit des Vertrauens des Fürsten Bismard er= freuten; ganz besonders gilt das von demjenigen Herrn, der hinzufügte, daß der Fürst auch später noch gewünscht habe, um diese Aufgabe, die Beseitigung des allgemeinen Stimmrechts durchzuführen, noch einmal ins Amt zurückzukehren. Wenn die " Hamburger Nachrichten" dagegen anführen, der Fürst habe im Gegenteil geäußert, er wünsche nicht wieder ins Amt zurückzukehren, schon weil er sich nicht zum zweiten Male einer Ermission wie der vom Jahre 1890 aussehen wollte", so ist es zwar sicher, daß der Fürst sich öfter in dieser Art geäußert hat, aber ein Gegenbetveis ist es nicht, denn jedermann wünscht und spricht nach Zeiten und Stimmungen weiß.- über derlei Fragen einmal Entgegengesettes aus. Auch stelle ich mir vor, daß Fürst Bismarc imstande ge wesen ist, zu dem Redakteur der, Hamburger Nachrichten" Die Zweite hessische Kammer hat der„ Fall Eiznert" noch oder der„ Zukunft" nicht ganz genau ebenso zu sprechen wie gestern bis fast in die Nacht beschäftigt. Erst nach sechsstündiger zu meinem Gewährsmann. Wenn ich recht berichtet bin, ist der Debatte wurde die Besprechung der Interpellation Reinhardt und alte Herr bis zuletzt Diplomat genug geblieben, um Genossen über die Bestätigung Gißnert- Offenbach beendet. Die gewisse Unterschiede zu machen; wenigstens ist ein Mehrheitsparteien erklärten übereinstimmend, daß sie den Schritt Herr, den einmal das Gefühl überkam, der Regierung zwar mißbilligen, daß ihr Vertrauen zu der als fönne er mit Herrn Harden auf eine Stufe Regierung aber nicht erschüttert sei und sie weiter mit gestellt werden, übrigens auch ein einfacher Bürgerlicher, der Regierung zu arbeiten wünschten. fogleich von der Fürstin beruhigt worden, das Sehr gütig von den edlen Herren! dürfe er nicht glauben, er sei Freund des Hauses, der andere sei nur da, weil der Fürst ihn brauche.
Man nehme mir dies Histörchen nicht übel, aber Herr Harden fängt doch an, das Andenken des Fürsten etwas gar zu sehr zu
Der Fall Eisnert.
*
*
Bom Genossen David erhalten wir folgende Buſchrift: Werte Genossen!
In der Notiz:„ Die hessische Regierung und der Fall Gignert" unsere Genossen im Landtage keine Veranlassung vorgelegen, dem Monarchismus Stonzessionen " zu machen.
der Dinge ein ganz anderes Angesicht bekommen.( Sehr richtig!) Es wird sich mit der Zeit rächen, wenn sie nicht danach streben, die Arbeiterschaft auch politisch zur Geltung kommen zu lassen.( Zustimmung links.) Meine Herren, so viel zu dieser Sache!"
So wird dreist und frech ein Vorgang, der sich vor Hunderten von Menschen abgespielt hat, nur um der Sozialdemokratie zu schaden, in sein strittes Gegenteil verdreht. Die bedauernswerten Leser des Blattes glauben daran und das Blatt selber fährt fort, alltäglich neue Jeremiaden in die Welt hinein zu heulen über die Verlogenheit der Sozialdemokratie!
-
-
Preußische Polenpolitik.
Von einem für die Kleinlichkeit der preußischen Polenpolitik recht charakteristischen Zwischenfall bei der Beisetzung des Erzbischofs von Stablewski berichtet der Wielkopolanie". Nach seiner Meldung hat der Oberpräsident von Waldow dem Weihbischof Dr. Likowski gegenüber den Wunsch zu erkennen gegeben, daß in den Leichenreden mit keiner Silbe der politischen Tätigkeit des Erzbischofs gedacht werde. Sollte dies der Fall sein, so würde der Oberpräsident, der bekanntlich auch mit der Vertretung des Kaisers beauftragt gewesen ist, sich genötigt fühlen müssen, den Dom zu verlassen. Der Weihbischof sah sich gezwungen, dem Wunsche des Oberpräsidenten nachzugeben und der Leichenredner, der Domherr Michalski, mußte daraufhin den Text seiner Rede ändern. Es ist kaum begreiflich, daß nach ihren Erfahrungen im Kulturkampf die preußische Regierung noch zu glauben vermag,
belasten, und es wird manches deutsche Gemüt erfreuen, zu hören, im gestrigen Vorwärts" bemerfen Sie zum Schluß, es habe für Regierung dem Klerus gegenüber einen sogen. Erfolg errungen daß der zärtliche Ton, in dem Herr Harden in seinen Friedrichsruher Reminiszenzen von Frau Johanna" zu schreiben pflegt, doch wohl mehr auf die Rechnung des alten Bühnenkünstlers als der Wirklichkeit zu sehen ist."
Delegiertentag der konservativen Partei. Die deutsch- konservative Partei , die heute im Architektenhause Berlins ihren Delegiertentag eröffnete, scheint sich für diese Veranstaltung die letzten Manegevorstellungen des Bundes der Landwirte im Zirkus Busch zum Muster genommen zu haben. Wie die Leiter des Bundes der Landwirte, auch nachdem ihre wesentlichsten Forderungen durch die neuen Handelsverträge erfüllt worden find, noch immer stramme Opposition spielen und ihrer bäuerlichen Anhängerschaft wortgewaltige Straftproduktionen vorführen, wenn sie auch heute nicht mehr, wie einst, mit den Worten: Die Minister tönnen uns sonst was" drastische Einladungen zu zweifelhaften Kulinarischen Genüssen an die Regierung richten, so gefielen sich auch heute die Führer der Deutschkonservativen darin, die Rolle unzufriedener tönigstreuer Oppositionsmänner zu spielen, und zwar hatte Freiherr v. Manteuffel- Krossen die Rolle übernommen, die im Zirkus Busch sonst Herr v. Oldenburg- Januschau zu spielen pflegt, während Graf v. Mirbach- Sorquitten sich in der Rolle des Grafen Reventlow als eine billigen Ansprüchen in jeder Beziehung genügende, anerkennenswerte schauspielerische Kraft bewährte.
"
Freiherr von Manteuffel führte, nachdem er auf des Fürsten Bülows Reichstagsrede über die politische Lage Bezug nahm, nach dem Bericht der„ Konserv. Korrespondenz" aus:
"
"
berartige Mittel könnten zum Ziel führen. Formell mag die haben, denn der Klerus hat in diesem Fall nachgegeben; tatsächlich aber hat die polnische Geistlichkeit das Kampfspiel gewonnen, denn lichen Telegraphenagentur entstammende Mitteilung, auf die Sie des verstorbenen Erzbischofs gesprochen hat, so hat er sich doch nach Es ist dies auch in keiner Weise geschehen. Die einer bürger- wenn auch der Domherr direkt nicht von der politischen Tätigkeit fich beziehen, läßt den entscheidenden Passus unserer Erklärung den Zeitungsmeldungen in einer Weise ausgedrückt, die von allen fort. Wir haben unter ausdrücklicher Wahrung unseres prinzipiell Bolen verstanden werden und ihre agitatorische Wirkung auf die ablehnenden Standpunktes allen derartigen Rundgebungen gegen Bolen nicht verfehlen wird. über erklärt, daß wir uns in diesem Falle aus rein mensch- Polen nicht verfehlen wird. Teilnahme zu bekunden, daß dem Großherzog nach den schweren lichen" Gründen dem Glückwunsch anschließen, um damit unsere Personentarifreform. Das Amtsblatt der Verkehrsangestellten Schicksalsschlägen der letzten Jahre wieder ein Familienglück er- teilt, wie aus Stuttgart gemeldet wird, mit, daß die Personentarifblüht ist. Nur in diesem Ginne" solle unsere Zustimmung reform voraussichtlich am 1. Mai 1907 zur Einführung gelangen gemeint sein. Wir haben übrigens schon einmal die gleiche Haltung wird, und zwar auf Grund folgender Kilometergrundtagen: Erste bekundet, als es sich vor einigen Jahren darum handelte, dem Groß- Klasse 7 Pfennig; zweite Klasse 4,5 Pfennig; dritte Klasse 3 Pfennig, herzog das Beileid auszusprechen über den unter so gräßlichen Um- bierte Klasse 2 Pfennig. Den neuen Fahrtarten wird fünftig die für Schnellzugszuschlag und Reisegepäck in betracht kommende Zone aufständen erfolgten Verlust feines einzigen Kindes. erworben durch die borurteilsfreie, gerechte Haltung uns gegen Der Großherzog von Hessen hat sich als Mensch unsere Achtung gedruckt. Milchkrieg. In München tobt seit 14 Tagen ein heftiger über. Ich glaube, daß auch die Parteigenossen außerhalb Heffens Milchkrieg. Die Milchagrarier der Umgebung haben auf Betreiben darin mit uns einer Meinung sind. Diese Haltung hat er auch der Münchener Zentralmolferei, der einflußreiche Stüßen der im Fall Eignert, einer starken Strömung in seinem eigenen Gesellschaft, u. a. Bayerns fünftiger König, Prinz Ludwig, Grafen Ministerium und der Entrüstung der Scharfmacher innerhalb und und Barone als Genossenschafter angehören, in Versammlungen außerhalb Heffens zum Trob, dokumentiert. Einem solchen Manne beschlossen, ab Stall keine Milch unter 14 Bf. mehr zu liefern und in einer bewegten Stunde seines Lebens ein Zeichen persönlichen den Verkaufspreis für München auf 22 Pf. den Liter festzusetzen. Mitempfindlens zu geben, hielten wir ebensowohl mit unserem Die Münchener Großhändler haben sich gegenseitig bei Berprinzipiellen Standpunkt vereinbar, wie aus menschlichen Gründen meidung einer Konventionalstrafe von 300 M. berpflichtet, jenen für geboten. Darüber waren die Mitglieder unserer Landtags- Kleinhändlern, die trotz des höheren Einkaufspreises den Liter doch fraktion einer Meinung, und ich glaube, auch die Parteigenossen um 20 Bf. abgeben, die Lieferung überhaupt zu entziehen. Die außerhalb Hessens werden nach dieser Darlegung der näheren Um- Milchbarone diftieren also den Verkaufspreis und so sollen die stände den Charakter unferes Glückwunsches nicht verkennen. Mit Parteigruß Kleinhändler gegen ihren Willen gezwungen werden, den Milchwucherern Gefolgschaft zu leisten. In einigen Arbeiterbezirken ist dieser freche Angriff auf die Taschen des Publikums bereits abgeschlagen. Hier ist wieder überall Milch um 20 Pf. zu haben. Für Dienstagnachmittag hatten die Milchwucherer von München
Zur Fleischnot.
und Umgebung nach dem Saale des Münchener Kindls eine Versammlung der Milchproduzenten und-Händler einberufen, in der Graf Spretti den Milchwucher zu begründen suchte; die Verfammlung nahm einen äußerst stürmischen Verlauf. Im Rathause haben unsere Genossen eine Interpellation eingebracht, was der Magistrat zu tun gedenkt, um die geplante Milchverteuerung zu verhindern.
-
Zur Affäre des Grafen Preyfing . Die Münchener Spieleraffäre in dem adeligen Spielklub der Harmlosen hat mum ein zweites Opfer gefordert. Leutnant Mühe wurde bekanntlich zur Diensta entlassung und zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt; einer der Hauptbeteiligten, Graf Pocci vom Infanterie- Leibregiment wurde mit schlichtem Abschied entlassen. Gegen einen weiteren Offizier ist noch
Wir sind auch nach dieser Begründung des Verhaltens unserer Die tonservativen Männer könnten sich damit, daß die innerpolitische Lage als befriedigend geschildert wird, teinesfalls Genossen in der zweiten hessischen Kammer der gestern von uns einverstanden erklären.( Sehr richtig!) In weiten fonservativen ausgesprochenen Ansicht. Streisen sei man vielmehr der Meinung, daß in der Regierung Unsicherheit und Schwanten herrsche.( Sehr richtig!) In der gestrigen Sigung des Gesamtkollegiums der württemMan habe den Eindruck, als wolle die Regierung auf eigene Initiative verzichten und sowohl die Zurückziehung von notwendigen Gesetz- bergischen Zentralstelle für Landwirtschaft in Stuttgart , die sich mit entwürfen auch die Einbringung von Entwürfen überhaupt von der Frage der Fleischteuerung beschäftigte, betonte der Minister des der sogen. Boltsstimme abhängig machen.( Bravo !) Das deutsche Innern Pischek, daß es sich bei den Mitteln zur Abhülfe gegen die Bolt, das gottlob in seiner Mehrheit noch christlich und monarchisch Fleischteuerung nur um solche Handele, bei welchen alle veterinärgejonnen sei, wolle eine feste aielbewußte Regierung. polizeilichen Maßnahmen zur Anwendung gelangen. Württemberg ( Lebhafter Beifall!). Es werde ja allerdings von liberaler Seite behauptet, die ſei jetzt ſeuchenfrei, man müſſe daher alles daran ſetzen, daß es auch Regierung sei tonservativ. Aber inwiefern und auf welchem Ge- ferner seuchenfrei bleibe. Die einzigen Nachbarländer Deutschlands , biete sei denn solcher Konservatismus zu spüren? Der fonservative aus welchen eine Einfuhr von Fleisch und Vieh in Betracht kommen Führer ging auf verschiedene Einzelheiten der neueren Gesetzgebung fönnte, feien Dänemark und Holland. ein. So erinnerte er an die Reichssteuerreform, die wahrlich kein Der Minister sprach sich sodann für eine teil. ein Verfahren wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels anhängig.fonservatives Gesicht trage. Auch die Behauptung, die Zoll- weise Deffnung der holländischen Grenze aus, tarifreform bedeute ein besonderes Entgegenkommen an die Kon- da die holländische Gesetzgebung bezüglich der Zu den Landtagswahlen im Großherzogtum servativen, sei falsch.. Seuchenpolizei eine gute und Holland seuchen- Sachsen- Weimar wird uns geschrieben: In der konservativen Partei werde vielfach die Anschauung frei sei. vertreten, daß die Regierung beanspruche, die tonservative Partei Das Kollegium sprach sich jedoch nach längerer Erörterung einsolle eine Art Schußtruppe der Regierung sein. Davon könne natürlich keine Rede sein.( Bravo !) Wohl unterstütze die konservative stimmig gegen die Deffnung der Grenzen von Dänemark Partei die Maßnahmen und Vorlagen der Regierung, soweit das und Holland aus. den konservativen Grundsätzen und der Ueberzeugung entspreche; Das Zugeständnis des Ministers, daß Holland feuchenfrei ist, das sei aber auch alles. Die konservative Partei sei natürlich weit ist höchst wertvoll. Die Agrarpresse behauptete bis auf die letzten davon entfernt, für ihre Unterstüßung in diesem Sinne besondere Tage mit der ihr eigenen Wahrheitsliebe das Gegenteil. Vergünstigungen zu verlangen. Aber das könne man ihr nicht verdenken, daß es tiefe Mißstimmung in tonservativen Reihen ver
-
Nipplersche Madhe. Es kann nichts schaden, wenn von Zeit zu
ursache, wenn man beobachten müsse, daß die konservative Beit an besonders markanten Beispielen festgestellt wird, wie gePartei schlechter behandelt werde als andere wisse bürgerliche Blätter mit der Wahrheit umspringen. Parteien.( Sehr richtig!)
Denselben Faden spann Graf v. Mirbach. Auch er variierte in ewigen Wiederholungen den Satz:„ Wir sind unzufrieden, weil wir zurückgesezt werden", und meinte zum Schluß:
-
"
Was wir alle wünschen werden, ist allgemein: etwas weniger von schönen Worten und erheblich mehr an Taten. Solange Preußen fest und stark dasteht und daß es das bleibe, muß eine Haupts aufgabe der preußischen Konservativen sein dürfen wir hoffen, daß die Erscheinungen im Gebiete des Reiches, die jeden, der sein deutsches Vaterland liebt, nicht bloß uns Konservative mit schwerer Besorgnis erfüllen müssen, wieder beseitigt werden und daß wir mit Zuversicht den kommenden Tagen entgegensehen fönnen."( Lebhafter Beifall.)
Morgen: Fortjegung der Vorstellung.-
Ueber die Ursachen der Landflucht
In der Täglichen Rundschau" vom 27. November( Morgenblatt) war z. B. von der Rede, die der Abgeordnete Giesberts über die Berufsvereine hielt, wörtlich zu lesen:
Auch eine Wahl.
Dafür, wie manche Wahl zustande gebracht wird, lieferte gleich der erste Wahltag einen sehr erheiternden Beweis. Jm Wahlkreis Auma- Triptis hatte der der Regierung sehr genehme bisherige Abgeordnete Bürgermeister Kolbe in Auma mit einer starken bürgerlichen Opposition zu rechnen. Wie die Wahl am letzten Ende ausfallen würde, war nicht voraus zu sehen, da ein einziger Wahlmann ausschlaggebend war und der Mann sich vorher weder nach der einen, noch nach der anderen Seite entschieden hatte.
Man war deshalb am Montag auf den Ausgang dieser„ Wahl" sehr gespannt. Nach dem Bericht des Amtsblattes der Stadt
weida" vollzog sie sich folgendermaßen:„ Von den 32 Wahlmännern fehlte einer. Die Wahl ergab 17 Stimmen für Kolbe und 15 für. Allmer, somit war 1 3 ettel mehr abgegeben, als Wahlmänner anwesend waren und die Wahl mußte für ungültig erklärt werden. Im zweiten Wahlgang erhielt Kolbe 15 Allmer 16 Stimmen. Weil nun ein Bettel für Allmer nicht richtig beschrieben war, wurde er für ungültig erklärt und das Los mußte entscheiden. Nunmehr wurden ein Kolbescher und ein Allmerscher Stimmzettel in die Wahlurne gelegt und vereinbart, der großherzogliche Bezirksdirektor solle einen davon herausdirektor beide Bettel in der Hand, ließ den einen davon fallen und behielt den Zettel für den Bürgermeister Kolbe in der Ein gemütliches Verfahren!
" Am eindringlichsten wirkte Herr Giesberts mit seiner überzeugenden Polemik gegen die Sozialdemokratie, namentlich mit seiner drastischen Bemerkung, das Arbeiterelement sei miserabel im Reichstag vertreten. Das störte die Genoffen einigermaßen in ihrer Behaglichkeit, aber die Laute ihres lärmenden Mißfallens wurden sehr lebhaft und nachdrücklich übertönt durch die Zustimmung des nehmen. Bei dem Herausnehmen des Loses hatte der BezirksZentrums und der Rechten."
"
schau", der seiner unbedeutenden Persönlichkeit vergeblich durch Hand." Der liebenswürdige Berichterstatter der Täglichen Rundverunglückte Wize" über die Sozialdemokratie ein Relief zu geben versucht, hat also bei den Lesern seines Blattes die grobe Täuschung erweden wollen, der Abgeordnete Giesberts habe die Sozialdemotratie als eine miserable Arbeitervertretung im Reichstage bezeichnet!
ist in diesen Lagen wieder mal im Reichstag ein langes und breites geredet worden. Graf Posadowsky tat den weisen Aus- Dem gegenüber wollen wir aus dem amtlichen stenographischen spruch von dem" psychologischen Moment", das die Landarbeiter Bericht anführen, was Herr Giesberts wirklich gesagt hat. Seine angeblich in die Städte treibe, worauf ihm sogar der katholische Worte( Amil. Sizungsbericht vom 26. November Seite 3915) Gewerkvereinsführer Giesberts antworten mußte: Gewiß, lauten: aber baneben auch das Gefühl der Gebrüdtheit, der Unfreiheit." Dies veranlaßt uns, noch einmal auf jene Schrift des sächsischen Pfarrers Hermann Röhler zurüdzugreifen, die wir bereits am 19. Juni cr. einmal besprachen und die beweist, daß auch in konservativen Kreisen der wahre Zusammenhang der Dinge gar nicht so unbekannt ist, wie man sich gern den Anschein gibt. Dieser tonservative Agitator schreibt nämlich in seinem Buche Die sozialdemokratische Landagitation und ihr fittlich anstößiger Charatter" auf Seite 98 folgende Zeilen, in denen er die jetzige Ausrede des Grafen Posadowsky im voraus widerlegt und zugleich blutig berhöhnt:
Wo liegen denn die Ursachen der vielbeklagten Landflucht? Sollte Ueberdruß an dem einförmigen Landleben und Vergnügungssucht wirklich eine so bedeutende Rolle spielen, wie gemeinhin behauptet wird? Beim weiblichen Gesinde gewiß, beim männlichen Geschlecht weniger, doch mag immerhin das Leben in den großen Garnisonstädten manchem jungen Soldaten das Land verleiden. Wenn aber reife, ernste Männer mit Weib und Kind ihr Dorf verlassen und städtische Fabritarbeit suchen, fo lodt fie schwerlich der Arbeiter- Sangerbund, der ArbeiterRaucherbund, der Turner, Schwimm-, Radfahrerbund, der
Erklärung.
Der Herr Kolonialdirektor Dernburg hat in der heutigen Sibung des Reichstages einen Brief verlesen, den er am 15. Nobember an mich gerichtet hatte. An die Verlesung dieses Briefes hat er dann eine Reihe wahrheitswidriger Verdächtigungen gegen mich selbst wie andere Abgeordnete geknüpft, die von mir wie bon dem gleichfalls angegriffenen freisinnigen Abgeordneten Ablaß auf der Stelle in persönlichen Bemerkungen zurückgewiesen wurden. zur Klarstellung der ganzen Angelegenheit ist nunmehr jedoch die Veröffentlichung des ganzen Briefwechsels erforderlich. Die Briefe lauten unter Fortlassung der Formalien: Brief des Kolonialdirektors Dernburg an den Abgeordneten
Meine Herren, bei der Gelegenheit möchte ich noch nach einer anderen Richtung hin einen Gedanken zum Ausdruck bringen. Es ist ja ganz selbstverständlich, daß die Arbeiter in dem Maße, wie sie selbständig denten lernen, selbständig handeln lernen, in ihren gewerkschaftlichen Organisationen auch nach politischer Selbständigkeit, nach politischer Mitarbeit usw. streben. Da sage ich gerade heraus, daß es in der Tat beklagenswert ist, Ich bin zur Zeit damit beschäftigt, diejenigen Fälle zu unterdaß gegenüber dieser starten Partei hier auf der Linken, das Arbeiterelement in den bürger- suchen, in welchen gegen Beamte meines Ressorts Beschwerden, sei lichen Parteien so miserabel vertreten ist( sehr richtig!), es im Reichstage, sei es sonst in der Oeffentlichkeit erhoben worden daß die schwersten Vorwürfe gegen die bürger- find. Es wird mir gesagt, daß auch bei Ihnen solche Beschwerden lichen Parteien erhoben werden können. Gerade die eingegangen sind. Ich würde es nun mit Dant anerkennen, wenn Staatserhaltenden Parteien, die immer bei jeber Gelegenheit Sie mir, soweit Sie felbst solche Anschuldigungen für begründet ihren Patriotismus leuchten laffen, haben sich nie bemüht, das erachten, meine Aufgabe durch Angaben des fachlichen Inhalts ber Kaiserwort von Effen von dem schlichten Mann der Werkstatt" Beschwerden erleichtern würden." zur Wahrheit zu machen.( Sehr richtig! und Zuruf.)
Bedenken Sie, welch anderes Angesicht der Reichstag haben würde, wenn in jeder bürgerlichen Partei ein halbes Dußend schlichter Menschen fäßen, wie ich einer bin.( Sehr richtig! und große Heiterfeit.) Ich glaube, der Reichstag würde nicht bloß in den Personen, sondern auch in der sozialpolitischen Auffassung