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Mr. 283.

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Vorwärts

Berliner Dolksblatt.

23. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Ant IV. Nr. 1983.

Der

Mittwoch, den 5. Dezember 1906.

Triumph des, Börsenjobbers. auch das Zentrum bie te gierung braucht, um Regierungs­

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Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.

wenigstens den Stolz gerader Männlichkeit zeigen müssen. Weise, wie sie bisher von den Beruhigungs"-Abteilungen angewandt Und es hätte das ja ohne alle Gefahr gekonnt! Denn wenn wurden, nicht das erreicht wird, was die Regierung beabsichtigt. Der Ruin der Provinzen stand unmittelbar bebor! Der neue Ge­partei sein zu können, so braucht umgekehrt erst recht die Re- walthaber macht auch kein Hehl daraus, daß er kein Gefühlsmensch ist. Er begründet seinen Befehl wie folgt: In der Mehrzahl gierung troß aller dreisten Anbiederungsversuche des Mosse- der Fälle gehören die Gebäude in den Gehöften den Guts­Der Sensation des vorgestrigen Tages dem wüsten Freisinns das Zentrum, um überhaupt fortwursteln zu besißern, und wenn auch nicht ganz, so doch in dem Betrage Busammenprall zwischen Regierung und Regierungspartei, fönnen. Trotz alledem kroch das Zentrum sofort und be- des Rückstandes der von den Bauern zu leistenden Stauffumme! Ju zwischen Dernburg und Roeren folgte gestern im Reichs- dingungslos zu Krenze. Trotz alledem bewies es eine Er- einigen Fällen waren die Gebäude, die der Einäscherung unter­tag eine noch größere Sensation: Der völlige moralische Zu- fenntlichkeit für die empfangenen Prügel, die nur als worfen wurden, von Kreditinstitutionen beliehen worden, sammenbruch des Zentrums. Fürst Bülow , der Haupt- politischer Masochismus bezeichnet werden kann! in anderen Fällen waren die Gebäude, die sich zuerst in Bachtung Personen verpachtet worden.".

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schuldige und am schwersten Angegriffene der ganzen Kor- Freilich hatte bereits die Germania", das führende von schuldigen Personen befanden, nach der Flucht dieser anderen ruptionsdebatte, war in souveräner Verachtung des hohen" Zentrumsorgan, in der gestrigen Morgennummer Herrn Es ist wichtig, festzunageln, daß der Generalgouverneur ſelbſt Hauses den Verhandlungen gegen ihn ostentativ fern geblieben. Roeren schnöde preisgegeben und seine Affäre mit Dernburg also zugeben muß, daß viele unschuldige Menschen durch die Dafür hatte er seinen neuen Handlanger geschickt, Herrn Dern- als eine private Angelegenheit bezeichnet. Feigere Felonie bisherige Tätigkeit der Edelhunnen gelitten haben. Im übrigen burg, der mit dem vielberedeten Besen nicht etwa den ist nie von dem leitenden Organe einer Partei an einem gestattet der Gouverneur das Niederbrennen von Gebäuden auch in folonialen Augiasstall ausfegte, sondern den unglückseligen führenden Mitgliede einer solchen verübt worden! Der gleichen der Zukunft, wenn sich in irgend einem Gebäude Verbrecher ver­Zentrumsredner Roeren weidlich durchprügelte. Aber Dern- feigen Felonie hat sich freilich die ganze Zentrumsfraktion steckt halten und beim Herannahen eines Truppenkörpers auf dieſen burg büttelte nicht nur Herrn Roeren zum Erbarmen, sondern gegenüber Herrn Roeren schuldig gemacht, einem Manne ein Feuer eröffnen". Diese selausel wird den Herren Straf Haben sie es doch er warf das ganze Zentrum mit energischem Schwung zur gegenüber, für den man bei aller parteipolitischen Gegner- expeditionschefs genügen! Türe hinaus zum kolossalen Gaudium der Rechten, der bie Menschen auf der Flucht" zu zu erschießen, sie vorher so bearbeitet hatten, daß sie über­Nationalliberalen, der Mosseleute und der versammelten schaft in einer solchen Situation aufrichtiges Mitgefühl zu u haupt an einen Fluchtversuch nicht denken konnten. Nun ist aber Khakimänner! Da hätte man denn doch erwarten sollen, daß empfinden nicht umhin kann. Weshalb aber dieser niederträchtig feige Verrat? Wes- feiner von den adligen Prügelhelden a la v. Brimmer, Renngarten, das Zentrum gestern der solche Hausknechtsmanieren be- halb dieser über alle Maßen flägliche Rückzug? Ein solches Brödrich und wie sie sonst heißen mögen, seines Amtes enthoben, tätigenden Regierung gezeigt hätte, daß sie mit der stärksten Verhalten des Zentrums wäre undenkbar, wenn nicht die auch die Truppenschefs Solonina und v. Wendt find in ihren Aemtern Partei des Regierungsblocks nicht ungestraft so brutal um- Regierung noch über ganz anderes, noch weit kompromittieren- belassen worden, und der neue Satrap schärft in seinem Tagesbefehl springen könne. Aber es tam ganz anders! dna nede Der Reichskanzler geruhte gestern endlich zu erscheinen. deres Belastungsmaterial verfügte! Nur schlotternde Ge- vom 26. November noch einmal ein:" Falls auf jemand die un­Der Reichskanzler geruhte gestern endlich zu erscheinen. wissensangst vermag diesen Aft unsagbarer Würdelosigkeit zu denselben ungefäumt dem Feldgerichte zur Aburteilung zu übergeben!" bezweifelbare Beschuldigung einer verbrecherischen Handlung fällt, Natürlich glaubte man, der geschmeidige Schönredner werde erklären! for Außerdem bittet er die wohlgesinnten" Eigentümer nun eine honigsüße Versöhnungsrede halten, Herrn Roeren Freilich, es ist schwer vorstellbar, daß sich das Zentrum von Gütern und Bauernhöfen, ihm zu Hülfe zu kommen und von Del und Wein in die Wunden träufeln und der jo namenlos noch schwerer zu kompromittieren vermöchte, als es sich jeder verdächtigen Person sofort Anzeige zu machen; dafür verspricht brüskierten Partei die Brücke zum Rückzug mit Rosen be­streuen. Fürst Bülow erklärte aber zum allgemeinen Staunen auch so kompromittiert hat. Dahin ist ein für allemal der so er jeden Einbruch und jedes Eindringen in fremde Räumlichkeiten renommistisch herausgesteckte Nimbus, daß das Zentrum je- gleichwie das Stören anderer bei ihrer Arbeit( also Streitposten­nur mit dürren Worten, daß die an Herrn Roeren vollzogene mals gegen die Kolonialffandale aufgetreten sei! Es hat sich stehen!) und Versammlungen jeglicher Art ſtreng zu ahnden." Prügeleretution nach kolonialem Vorbild nur mit seiner niemals mit solchen Nebensächlichkeiten beschäftigt! Von den in den verschiedenen Gefängnisfen 300 Stellen freigemacht" worden. Das ist der Kern des liberal- humanen" Erlasses! In Riga sind Einwilligung erfolgt sei und seine volle Billigung habe. Herr zwei Abgeordneten, die sich auf eigene Rechnung und Nene Massenarreste haben in Libau und Riga stattgefunden, Hoeren habe diese Züchtigung sich selbst zuzuschreiben, da er Gefahr mit den Kolonialstandalen befaßten, wurde dem wobei das Militär jetzt direkt die Fabriten umzingelt sich nicht den rücksichtslosen Bebel, sondern den sanften Knaben einen ein fester Maultorb vorgelegt; der andere aber, und die nötigen" Verhaftungen bornimmt. In Riga Erzberger habe zum Muster nehmen sollen. Im übrigen der den Mut hatte, schließlich die Dinge beim richtigen wurden in der letzten Woche über zwei hundert Arbeiter nehme die Regierung die Affäre Roeren nicht allzu tragisch, Namen zu nennen, dem ganzen System die furcht- berhaftet, eine größere Anzahl wird beschuldigt, zum Streit auf­da ja das Zentrum als Partei mit den privaten Verfehlungen da ja das Zentrum als Partei mit den privaten Verfehlungen bar sten Anklagen ins Gesicht zu schleudern, gereizt zu haben". Aus Tucum trafen über 50 in Stetten geschmiedete des Herrn Roeren nichts zu tun habe! wurde schmählich verlengnet und als Sündenbod in die Wüste Revolutionäre ein, die der Teilnahme am vorjährigen bewaffneten Aufstande beschuldigt werden.

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gestoßen!

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Daß die Scheußlichkeiten des Judenmordes zu Siedlce ( 8. bis

Und nun verlas um die tragische Posse zu krönen- Wie Muhsu Laifi" mitteilt, sind die zwei verschwundenen Land­Herr Roeren mit Armersündermiene eine furze larmoyante So wird denn das Zentrum fortfahren, im Interesse gendarme vom Gute Sivers- Römershof noch nicht gefunden und die Erklärung, worin er sich selbst als Sündenbock darbot und seine Fraktion von jeder Schuld freisprach, jemals direkt oder der Verbreitung von Christentum und Gefittung unter den Suche wird fortgesetzt. Wer sich dieser entzieht. soll mit 3 Monaten indirekt etwas gegen die Kolonialsfandale unternommen 3 Millionen zu bewilligen! armen Heiden für die Kolonialpolitik weitere Hunderte von Arrest und 150 Rutenhieben bestraft werden! Das ist die Aufhebung der Prügelstrafe"! So zwingt man die Landbevölkerung zur Teil­haben! Seine öffentliche Anklage vom vorgestrigen Lage sei Die gestrige Debatte hatte nach den Erklärungen der nahme an der Beruhigungsarbeit"! ebenso sehr seine persönliche Angelegenheit gewesen, wie Man sieht: der neue Satrap gibt den früheren an Brutalität feine früheren Bemühungen, durch diskrete Verhandlungen Bülow und Roeren zunächst alles Interesse verloren, mit dem Kolonialamt den Kolonialbestialitäten zu steuern. Die schweren Anklagen Müller- Meiningens ver- nichts nach. Aber auch seine Beruhigungskunst" wird ebenso Schiff­Und die 70 oder 80 Zentrumsmänner hörten dieses schmach- fehlten, zumal sie mit ermüdend monotonem Tonfall vor- bruch leiden wie die seiner weniger pomphaft angekündigten Bor­Erst als Bebel Der Siedlce - Pogrom. volle Schuldbekenntnis mit an, ohne vor Scham in der Erde getragen wurden, den rechten Eindruck. noch einmal gründlich mit dem Korruptionssystem abrechnete, zu versinken! Su Schimpf- und hohnbeladener ist noch nie eine Partei aus die Haltung des Zentrums geißelte, das standalöse Komplott 10. September d. 3.) einzig und allein aufs Konto der russischen cinem parlamentarischen Kampfe hervorgegangen! Wie war gegen Böplau aufdeckte und den Fall Peters als Symbol des Regierungskreaturen fallen, war durch die Feststellungen von Privaten die Situation? Das Zentrum hatte bisher nicht den Finger alten und des neuen Kolonialfurses und des persönlichen Ne- und von offiziellen Untersuchungskommissionen längst erwiesen. Jetzt gerührt, um den entseglichen Kolonialgreueln entgegenzu- giments charakterisierte, bemächtigte sich des Hauses noch ein- ist durch den Sozialdemokrat", das Drgan der russischen sozial­treten trotz seiner scheinheiligen Beteuerung, es unterstüße mal atemlose Spannung. Diese Spannung erlosch aber bald demokratischen Partei, ein neues Dokument bekannt geworden: der die Kolonialpolitik hauptsächlich deshalb, um Christentum wieder, als Herr Erzberger eine überaus matte Rüd- Bericht, den der Gendarmerie - Rittmeister Pietuchow an seine und Gesittung unter den armen schwarzen Heiden zu verzugskanonade eröffnete, deren Papierpfropfengeschosse Herrn borgefegte Behörde, zu Händen des Gehülfen des War­alles schon früher Bekannte und Schlimmeres- im vollsten Um­breiten. Da endlich erfor sich der Benjamin der Partei, der Dernburg nicht wehe taten. Bernehmlich war nur der schauer Generalgouverneurs, erstattet hat. Durch diesen Bericht wird strebsame Herr Erzberger , die Kolonialforruption zu seiner Jammer dieses tapferen Enthüllers" darüber, daß das fange beſtätigt und die Mordarbeit des wahnsinnigen Obersten Spezialität. Er stieß bei seinen Nachforschungen auf so viel Bentrum nun nicht mehr im Kolonialamt antichambrieren Tichanowsky in ihrer ganzen Glorie enthüllt. Die Details, die Schlamm und Unrat, daß er entfett aufschrie und und dort submissest seine bescheidenen Beschwerden niederlegen Bjetuchow in seinem offiziellen Rapport gibt und deren Greuel hier bald das ganze Land mit seinem Behegeschrei dürfe. Dadurch zwinge man ja das Zentrum in die ihm aufzuzählen wir uns ersparen, beweisen, daß die derzeitigen fen­erfüllte. Als es aber zum se lappen fam, als sich die so peinliche Lage des öffentlichen Anklägers hinein. Ein fationellen Enthüllungen des Fürsten Urussoff und Lopuchins durch Gelegenheit bot, die große Reinigung der stinkenden Argument, das auf die Regierung freilich um so weniger Ein- die graufe Wirklichkeit in den Schatten gestellt werden. Sloate vorzunehmen, trat er den schmählichsten Rückzug an. druck machen konnte, als sie ja jeẞt weiß, wie sicher fie des Als trotzdem viel minder unterrichtete Abgeordnete der Linken Schweigens dieser Heldenpartei selbst bei der un­furchtbares Anklagematerial vorbrachten, vermochte selbst der er hörtesten Provokation sein darf! Nach einer greise Herr Roeren das brennende Gefühl der Schmach nicht belanglosen Rede des Kolonialsiegers Dernburg , des im länger zu meistern. Er hielt seine zerschmetternde Anklage- Gefühl seines Triumphes gnädig gelaunten Börsenjobbers", Er wies unwiderleglich nach, daß das System der erfolgte sang- und flanglos der Schluß der Debatte. Für das Zentrum wird der 4. Dezember 1906 ein ber­Vertuschung der greulichen Bestialitäten noch bis zum Augen­blick fortbesteht, daß der oberste Vertreter der Regierung der hängnisvoller Tag bleiben, ein Jena , dem kein Leipzig wahre Verantwortliche dieses Systems ist, und daß der neue folgen wird! Herakles , Herr Dernburg , seine Reinigungsarbeit damit begann, daß er die unbescholtenen Zeugen der Kolonialschmach, die Beamten plau und Wistuba, vollends unschädlich zu dr inachen und zu infamieren suchte!

rede.

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Die russische Revolution.

Der neue Satrap.

Und was tat dem gegenüber Herr Dernburg ? Die Ostseeprovinzen haben einen neuen Oberhenter erhalten. Er dankte Herrn Roeren seine vom Standpunkte Die Befürchtungen der breiten Bevölkerungsschichten haben sich be­Baron v. Möller Satomelsky, der Wieder­des Rechts aus zu brandmarkende, vom Standpunkte der wahrheitet. eroberer" von West- Sibirien, ist zum unumischränkten Gewaltherrn Regierung aus aber mit brünstigem Dank zu begrüßende bisherige Diskretion damit, daß er Herrn Roeren zum über das geplagte Grenzgebiet eingesetzt worden. Die baltischen Hehler der Korruption stempelte! Er übergoß Herrn Roeren, Junker haben nun ihren Mann, daher der Jubel der Pfaffen- und der der Regierung wacker hatte vertuschen helfen, mit Adelspresse jenseits wie diesseits der russischen Grenzpfähle. In einem am 20. November erlassenen Tagesbefehl erklärte der beißendem Hohn und erklärte fategorisch, daß er sich fünftig neue Generalgouverneur, daß dieser Titel nur ihm gehöre, und er jedes Drein- und Zureden des Zentrums ein für allemal ver- berabschiedete den bisherigen Generalgouverneur von Kurland. Am nächsten Tage prangte an den Straßenecken ein neuer Tagesbefehl, bitte! Man sollte meinen: wenn das Zentrum nur einen in welchem der neue Satrap den Strafexpeditionen das Einäschern Funken von Selbst- und Ehrgefühl besessen hätte, hätte von Gebäuden und die Anwendung der Körperstrafe verbietet, es den ihm so höhnisch hingeworfenen Fehdehandschuh auf wenn auf die Forderung der Obrigkeit hin ehemalige Agi­nehmen und wenigstens eine 3eitlang den Kampftatoren oder Verbrecher nicht ausgeliefert werden". Derjenige sich aber, der da etwa meint, dieser Befehl sei aus führen müssen. Daß es bald genug wieder mit der Regierung puren Humanitätsgründen erlassen worden. Ein großer Teil der einen faulen Frieden schließen werde, war ja jelbstverständlich. Junterschaft und wohl auch die höhere Administration hat sich Aber für den Augenblick hätte es doch zum Schein schließlich überzeugt, daß mit den Mitteln und auf die Art und

Politische Ueberlicht.

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Berlin , den 4. Dezember. Die christlichen Gewerkschaften und die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine.

Endlich hat sich auch der Vorstand des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften veranlaßt gefühlt, zu dem Gesetz­entwurf betreffend die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine Stellung zu nehmen. Er hat am 30. November eine Zu­sammenkunft abgehalten. Ueber das Resultat der Beratung wissen katholische Blätter folgendes zu berichten:

Die Forderung nach Rechtsfähigkeit war von jeher für die christlichen Gewerkschaften mehr von prinzipieller als bon praktischer Bedeutung. Im allgemeinen haben sich die Gewerkschaften an den bestehenden Zustand gewöhnt und ihre Ver­waltung entsprechend eingerichtet, so daß sie den Nichtbesitz der Rechtsfähigkeit nicht allzuschwer empfinden. Man hat sich daher bei dem Verlangen nach Rechtsfähigkeit weniger leiten laffen von dem Gedanken, daß den Gewerkschaften dadurch ein besonderer Vorteil erwachsen würde, als vielmehr von dem Gesichts­punkte, daß den Berufsvereinen im allgemeinen, denen der Landwirte, der Handwerker, der Gewerbetreibenden und vor allem denen der Privatbeamten, den konfessionellen Arbeiter­und Gesellenvereinen die Rechtsfähigkeit von größerem Nußen sein würde. Die Vorlage der Regierung entspricht den aber absolut nicht. Sie beschräuft sich lediglich auf die gewerb­lichen Arbeiter( Titel VII der Gewerbeordnung). Sie stellt somit den Versuch dar, zum erstenmal ein Gewerkschaftsrecht in Deutsch­