■3Anterstaatssekrelär für die Kolonien geworden wäre. An Stelle desDraufgängers v. Deimling hat sich die Regierung in diesem Jahreeinen Zivilisten als Sachverständigen verschrieben: den GouverneurV. L i n d e q u i st, der der Kommission phantasiefrohe Zukunfts-bilderchcn vormalte. Dabei spielten allerdings bedenklich viele»Wenn" und„Aber" eine Rolle. LOlXl Soldaten müssen noch inder Kolonie bleiben— natürlich, wovon soll die Kolonie leben,wenn die Milchkuh, das Militär, von dannSn zieht? Momentansind, wie der Gouverneur gestand, die wirtschaftlichen Aussichtender Kolonie sehr traurig. Aber„alles wird sich zum bestenwenden", wenn der Reichstag Geld bewilligt; heidenmäßig viel Geld,für Bahnen, Bohrungen usw. Im Norden ruhen„w a h r s ch e i n-I i ch" große Kupferlager im Schöße der Erde— ein Syndikat willdie Schätze heben. Kohle hat man an zwei Stellen gefunden,„v e r-mutlich" sehr gute Kohle und— Hurra!— ein Neger hat voreinigen Jahren sogar„einen" Diamanten gefunden! Seinen Fundhatte er verschwiegen, weil er die Weißen fürchtete. Bereits hatsich ein Mann mit einer baren Million gemeldet, ebenso ein eng-lischcs Syndikat, um nach Diamanten zu graben. Nur müsse daTReich Bahnen und andere Verkehrswege bauen, sonst werde ausden schönen Unternehmungen nichts werden. Für den Farmbetriebständen 700 000 Quadratkilometer Land zur Benutzung; 7000 Farmerkönnten sich schon ansiedeln, später, nach besserer Lösung der Wasser.frage, auf der gleichen Fläche viel mehr. Uebrigens sei die Wasser-frage zum Teil schon gründlich gelöst in— der englischen Kapkolonie, wo schon im Jahre 1904 mit Hülfe der Bohrungen einetägliche Wassermenge von 42, b Millionen Liter gewonnen werdenkonnte. Wenn w i r erst energisch mit Bohrungen losgehen, dannwird wohl alles zu Wasser werden! Aber auch sonst: frohe Zu-kunft, segensreiche! Luzerne(ein Viehfutter) könne man jährlichsechs- bis achtmal schneiden, sämtliche in Deutschland gebauten Ge-müse könnten in Südwestafrika kultiviert werden; sogar der Wein-bau und Dattelanpflanzungen würden sich lohnen.„Windhuker Aus-bruch" und„Waterberger Blümchen"! Ein Prosit dem Vaterland!Während des Aufstandes haben sich die Strauße enorm vermehrt;ihre Zucht werde ein lukratives Unternehmen werden. Bereits habensich auch Leute gemeldet, die den Viehexport betreiben und eventuellKonservenfabriken anlegen wollen. Nur das liebe Rindvieh fehltnoch, das exportiert werden soll; denn der Krieg und die Rinderpesthaben unter den gehörnten Vierfüßlern entsetzlich gehaust. Auchvon den Erfolgen mit der Wünschelrute hat sich der Gouverneurüberzeugt; die komische Gemeinde dieser Gläubigen ist somit umein gewichtiges Mitglied reicher geworden. Lindequists Glaubenstützt sich auch darauf, daß ein so alter preußischer Landrat, wieHerr v. Uslar, doch nichts unternehmen werde, was ihm eineBlamage eintragen könnte! Ein preußischer Landrat und sichblamieren! Einfach undenkbar! So'was gibt's ja gar nicht! Also:Schöne Dinge können wir in Südwestafrika erleben, aber— Geld,Geld und nochmals Geld ist notwendig, das war der langen Redeharter Sinn. Das werden ja saftige Rechnungen, die dem Reichs-tag noch präsentiert werden.»Machen wir!" wird Exzellenz Dern-bürg sagen._Aus der Wahlpriifungskommissioo.Zunächst befaßte sich die Kommission mit der Feststellung deriLerichte über die Wahl P a u li- Potsdam und R a a b- Eschwege-Schmalkalden; die erste ist bekanntlich für gültig, die letztere fürungültig erklärt.— Darauf schritt die Kommission zur Prüfung derWahl B a r b e ck s(freisinnig) im Wahlkreise Erlangen-Fürth, dieam 20. Juli 1905 stattgefunden hat, nachdem die Wahl von 1903für ungültig erklärt worden war. Es wurden bei der Nachwahl28 059 Stimmen abgegeben; davon erhielt B a r b e et 14 426 St.,Scgitz(Sozialdemokrat) 13 624 St. Gegen die Wahl ist ein Protestsowie ein Gegenprotest rechtzeitig eingereicht worden. DerProtest behauptet eine Anzahl gesetzlicher Verstöße: Verbot deS Anschlags eines Plakates. Abgabe von Auszügen aus den Wählerlistenzum Schleppcrdienst, Agitation Beamter zugunsten Barbecks, Auf-legung von Stimmzetteln für Barbeck im Wahllokal, gesetzwidrigverspätete Eröffnung der Wahlhandlung usw.— Verstöße, die, soweit sie als erheblich erklärt werden, doch nicht zu einer Ungültigkeils-«rklärung der Wahl führen würden. Deshalb beschloß die Kam-Mission, die Wahl Barbecks für gültig zu erklären. �Dann gelangte die Kommission zur Prüfung der Ergebnisse derBeweiserhebungen bezügsich der Wahl S ch e r r e s(konservativ),Wahlkreis Sangerhausen-Eckartsberga. wo Aufrufe mit der Unter-schrift des Landrats für Scherre verteilt worden sind! Bei den Ver-nehmungen habe sich nach Auffassung der Kommissionsmehrheitherausgestellt, daß diese Unterschrift ohne Wissen und Willen desLandrals unter das Flugblatt gekommen ist und daß diese Flug-blätter bis auf wenige wieder abgeholt worden sind.— Auch dieweiteren Ergebnisse der Beweiserhebung veranlaßten die Mehrheitder Kommission, die Wahl Scherres für gültig zu erklären.—Die Petitionskommissio» des Reichstagesbeschäftigte sich am Mittwoch mit mehreren Petitionen, betreffenddie Förderung internationalev Schicdsgerichtsvertrüge. Nachdemder Regierungskommissar darauf hingewiesen hatte, daß daSDeutsche Reich solche Verträge, z. B. mit England, bereits abge-schloffen habe, daß ferner in den Handelsverträgen aufdie Erledigung von Streitigkeiten durch ein internationalesSchiedsgericht hingewirkt worden sei, Deutschland auch bereits zwei-mal au das Haager Schiedsgericht appelliert habe, beschloß dieKommission, die Petitionen dem Reichskanzler als Materialzu überweisen.— Eine Petition fordert, daß dem„Berner Friedens-bureau" vom Deutschen Reiche zährlich 1000 Mark als Subventionüberwiesen werden., Die Kommission beschloß: Uebergang zurTagesordnung. Derselbe Beschluß wurde gefaßt bezüglich eineranderen Petition, welche die Interessen der Staatsgläubiger durchinternationale Verträge bezw. Schiedsgerichte zu wahren vorschlug.Mehrere Petitionen fordern die Beseitigung des Impfzwanges,eventuell Abänderung der gesetzlichen Bestimmungen in dem Sinne,daß Eltern, die sich weigern, ihre Kinder impfen zu lassen, wegcädesselben Vergehens gegen das Jmpfaesetz nicht wiederholtbestraft werden dürfen, wie es leider häufig geschehen.—Abg. Wallenborn(Z.) trat für die Fotderung der Petentenein. Abg. Dr. Ällugdan(frs. Vp.) hält die Klagen der Jmpfgegnerfür unbegründet.,. �Abg Thiele(Soz.): Die Freunde der Zwangsimpfung hattennachzuweisen, daß die Zwangsimpfung einen wirklichen Nutzenbringe. Abg. v. Gerlach(frs. Vg.) vertritt die Ansicht, daß denärztlichen Gutachten zugunsten der Zwangsimpfung zuviel,den aus denselben Kreisen kommenden Erklärungen gegen dieZwangsimpfung aber zu wenig Wert seitens der Regierung beigelegtwürde.?Der Regierungskommissar weist auf die Entstehung des Impf-gesetzes bin: Zu Anfang der siebziger Jahre seien in Deutschlandin zwei Jahren 25 000, im vorigen Jahre nur noch 30 Todesfallean Pocken vorgekommen. Die Jloangsimpfung sei ein großer Segenfür die deutsche Bevölkerung.Bei der Abstimmung lohnte die Kommission emen vom Abg.Thiele(Soz.) gestellten Antrag, die Petition dem Reichskanzlerzur Berücksichtigung zu überweisen, gegen acht Stimmen ab.Ein Antrag Wattendokf(Z.) auf Uebevweisung zur Erwägungwurde ebenfalls gegen 11 Stimmen abgelehnt.— Mit 13 Stimmenwurde Uebergang zur Tagesordnung beschlossen.Soziales.Wie Rellten durch das ReichsversichcrungSamt erspart werden.Auffallend ist, wie wiederholt von uns betont, daß nach denErgebnissen der vom Reichsversicherungsamt veröffentlichtenStatistik seit Jahren die Zahl der lltentcnempfänger. die als voll-ständig erwerbsunfähig gelten, absolut und prozentual zurück-gegangen ist. Es ist darauf im Reichstage seitens der sozialdemo-kratischcn Redner immer hingewiesen worden, daß die Spruch-krsxis am Reichsversicherungsamt sich dahin wendet, nur in außer-ordentlich seltenen Fällen, man könnte behaupten, nur dann, wennder Arbeiter schon zu einem völligen schweren Siechtum über-gegangen ist, die Vollrente zu gewähren. Als abermaliger Beweishierfür mag folgender Fall, der sich vor einigen Tagen am Reichs-versicherungsamt unter dem Vorsitz des bekannten GeheimratesFriedensburg abspielte, dienen:Der Arbeiter Franz P o r w o l l i k erlitt am 20. Februar v. I.in dem Betriebe der Vereinigten Königs- und Laurahütte dadurcheinen Unfall, daß er durch Sturz vom Dach sich einen kompliziertenSchädelbruch und eine Vereiterung des rechten Handgelenks zuzog.Als Unfallfolge wurde von Herrn Sanitätsrat Dr. Hartmannnach Omonatlicher Behandlung des Verletzten imKrankenhause festgestellt, daß infolge eines komplizierten Schädel-bruches die Schädeldecke ein Loch in Größe eines Hühnereies auf-wies. Nach langen Versuchen war es schließlich möglich, eineDeckung der Oeffnung durch die äußere Kopfhaut zu erzielen. Dasrechte Handgelenk war vollständig versteift und die Hand zu jederErwerbstätigkeit unbrauchbar, da die Finger nicht beweglich, nurzwei Finger in mäßigem Grade beugungsfähig waren.Dieser ärztliche Sachverständige hält den Verletzten sofort nachOmonatlicher Behandlung im Krankenhause für 20 Proz. er-werbsfähig. Ein anderer Arzt, der den Verletzten imKrankenhause behandelt hatte, schildert den Zustand desselbenwie folgt:„Die Verletzung des P. war eine außerordentlich schwere, dasSchädeldach war in großer Ausdehnung zertrümmert, scharfeKnochensplitter hatten die harte Hirnhaut zerrissen und waren tiefin das Gehirn eingedrungen. Die Knochenstückchen wurden wiederregelrecht zusammengefügt, es gelang aber nicht, sie zur EinHeilungzu bringen, da sich eine Eiterung einstellte, welche große Partiendes Gehirns zerstörte. Infolge von Verschleppung giftiger Keimedurch das Blut entstanden schwere, eitrige Entzündungen des rechtenHandgelenks, denen mehrere Handwurzelknochen und die Strecksehnedes Ringfingers zum Opfer fielen. Das Handgelenk wurde des-halb steif und erlangte auch durch die lange fortgesetzte medico-mechanische Behandlung keine nennenswerte Beweglichkeit wieder.Ueber der großen Knochcnlücke im Schädeldach schloß sich Haut ineiner breiten Narbe und verwuchs hierbei direkt mit dem an dieserStelle von der harten Hirnhaut entblößten Gehirn."Der ärztliche Sachverständige kommt schließlich nach ausführ-licher Schilderung des Gesamtzustandes des Mannes zu folgendemErgebnis:„Daß P. keine Arbeit mehr findet, ist wahr-haftig kein Wunder; wer will den armen Krüppel be-schäftigen, der an seiner rechten steifen Hand nur zwei gebrauchs-fähige Finger hat, dem das Gehirn aus einer Z Zentimeter breitenund 7 Zentimeter langen Lücke im Schädeldach bei jedem Senkendes Kopses herausquillt, nachdem ihm ein fast hühnereigroßer Teildes Gehirns mitsamt der bedeckenden Gehirnhaut herausgeeitertist? Glaubt man denn im Ernst, daß P. noch ar-betten könne, w eil er herumgehen kann und roteBacken hat? Ein Glück für ihn, daß ihn niemand zur Arbeitannehmen will; das durch längere wenn auch leichtere Be-schästigung angestrengte und durch öfteres Bücken gezerrte Gehirnwürde bald mit epileptischen Anfällen reagieren. Man gönnedoch dem armen Menschen das bißchen Gesundheit,was ihm bis jetzt noch geblieben ist, und gewähreihm die wohlverdiente Vollrente, ehe ihn Nahrungs-mangel gänzlich ruiniert. Solange nicht auf operativem Wegeeine Aenderung in dem Zustande P.s geschaffen wird, muß er alsvollkommen erwerbsunfähig betrachtet werden."Diese bewegte Klage des Arztes über den Zustand des Mannesloste m der bekannten Weise bei dem Herrn Geheimrat Frie-d«nsburg nur ein Lächeln aus. Solche Argumente haben auf,hn wden Eindruck verfehlt und er entschied deshalb auch, daß demMann noch füreinekürzereZeit nach dem Unfall die Voll-rente zu gewähren sei, dann aber nur 8 0 Proz. Rente ge.nugend seien. Der Antrag des Vertreters vom Arbeitersekretariat,wenigstens noch einen anderen Gutachter in der Sache zu hörenbei der widersprechenden Beurteilung, wurde schlankwegabgelehnt. Das ist die Art, in der vor dem Senat des HerrnFriedensburg Arbeiter mit ihren berechtigten Renten-ansprächen abgefertigt werden. Darf man sich dann wundern,wenn die Zahl der Vollrentner zurückgeht, wenn diesem elendenKrüppel zugemutet wird, er besäße noch ein Fünftel der Arbeits-fahigkect, über die er in gesunden Tagen verfügte?Das Reichsversicherungsamt, das unter Vorsitz des PräsidentenBoediker mit Recht des Rufes sozialen Empfindens sich rühmendurfte, darf bei solcher antisozialen und dem Zweck des Gesetzesdiametral entgegenstehenden Uebung sich nicht wundern, daß einzelne seiner Senate, allen voran der Friedensburger. in Arbeiter-kreisen bereits als Renten-Oberquetschanstalten bezeichnet werdenUnd von„sozialer Fürsorge" sprechen gerade am lautesten dieHerren, deren Spruchpraxis von den. Arbeitern als eine gegen ihredurch schwere Beiträge wohlerworbenen Rechte gerichtete mit Rechtempfunden wird._ �Genebte- Zeitung..Otterngezücht."Vom Landgericht Beuthen(S.-Schl.) ist am 25. April derBankbeamte Adalbert S i k o r a in Grempa wegen Aufforderung zumUngehorsam gegen die Schulordnung der Regierung zu Oppeln ,ueiner Geldstrafe verurteilt worden. Er hat als Redakteur des„Polak" den von einem unbekannten Verfasser herrührenden Artikel„Otterngezücht" zum Druck gegeben. Darin wird zur Bekämpfungdes Systems der Ausrottung der polnischen Sprache aufgefordert—Die R e v l s i o n des Angeklagten wurde am Dienstag vom Reichs-gericht verworfen.-•Ein entarteter Mensch.Zu lebenslänglicher Zuchthaus st rase ist am13. Oktober vom Schwurgericht O e l S der Tischlergeselle WilhelmDraga verurteilt worden. Er hat am 19. März 1905 einlljähriges Mädchen gewaltsam geschlechtlich gemißbraucht und zwarderart, daß der Tod des Kindes eintrat.— Die Revision desAngeklagten, welcher behauptete, er sei bei Begehung der Tat sinn«los betrunken gewesen und der Staatsanwalt habe die Zeugendurch Kreuzsragen beeinflußt, wurde am Dienstag vom Reichsgerichtverworfen.Genau dasselbe scheußliche Verbrechen ohne die tödliche Folgehat nach der vom Kolonialsekretär zugegebenen Darstellung derkaiserliche Beamte o. D. Schmidt mehrfach in den Kolonien ver-übt. Er blieb unbestraft, weil— man nicht„feststellen" konnte, daßdie gemißbrauchten Kinder unter 14 Jahren alt waren. Und dasZentrum verschwieg(bis auf den Abg. Roeren) diese Verbrechenund war mit dieser Straflosigkeit eines Beamten, dessen Gehaltes aus der Tasche des Volkes bewilligt hatte, einverstanden.Versammlungen.Zwei große öffentliche Versammlungen hätte dieser Tage dieBerliner Jugendorganisation einberufen, die sich einer starken Be-tciligung erfreuten. Auch waren ein gut Teil Erwachsener er-schienen. In der Versammlung für den nördlichen Stadtteil, im„Kolberger Salon" referierte Dr. B r o h, in der für den südlichenTeil, in Habels Brauerei Simon Katzen st ein über:„DerKampf der freien Jugendorganisation um Anteilnahme an denGütern der Kultur". Recht eingehend würdigten die Redner dieerziehliche Tätigkeit des Jugendvereins. Die Jugend soll gehaltenwerden zum selbständigen Denken und Handeln, um selbst einenPlatz an den Kulturgütern erkämpfen zu können. Sie soll be-geistert werden für hohe Ideale, um furchtlos und opferfreudigmit jugendlichem Mute und Unerschrockenheit für die wahrenMenschenrechte einsutrete«. 8a cci Tes'ussipn tzdcilhien sichcharakteristischertSeise Nur Jugendliche. Sie schilderten die Mängelihrer Lohnverhältnisse. Mehrere führten bitter darüber Klage, daßsie nicht nur von den Meistern, sondern leider auch von erwachsenenArbeitern ihrer Zugehörigkeit zur Jugendorganisation wegen schika-niert werden. Gewöhnlich seien dies ja sogenannte„Nichtraucher".Ein Lehrling wurde sogar von einem Arbeiter beim Meister de-nunziert,'daß er'der Jugendorganisation angehöre. Dadurchhabe er viel Schimpfereien und sogar Mißhandlungen zu erleiden.Die Versammlungen brachten der freien Jugendorganisation eineweitere stattliche Anzahl Mitglieder.Verband der Friseurgehülfen Deutschlands.(Zwcigvcrein Berlinund Vororte.) Versammlung am 6. Dezember, abends d'J, Uhr, Nosen-thalerstraße 11/12. Erscheinen unbedingt notwendig.Vermischtes.Eine groteske Elefantenjagd erlebte die Bevölkerung vonCincinatti(Ohio) am Sonnabendnachmittag. Basil, der ältesteElefant im Zoologischen Garten, hatte zur Feier seines 95. Ge-burtstages ein außergewöhnlich reiches und schmackhaftes Frühstückerhalten. Während er sich damit beschästtgte, eS zu verzehren, biß ihnein anderer Elefant, der sich offenbar zurückgesetzt fühlte, in denSchwanz, woraus eine Blutvergiftung entstand. Es wurde sofort ein Arztgeholt, und dieser riet zur Amputation des Schwanzes, die auch voneinem Tierarzt ausgeführt wurde. Basils Aufmerksamkeit wurde durchVorschüttung eines Haufens Früchte abgelenkt, und seine Unachtsamkeitwurde dann benutzt, um ihn an allen vier Beinen mit Ketten an denBoden zu fesseln. Er ließ sich das auch ruhig gefallen, und nur, alsder Arzt mit schnellem Schnitt den Schwanz von der Wurzel trennte,machte Basil seinen Gefühlen durch lautes Trompeten Lust. Dasschlimmste kam jedoch erst noch. Mit einem rotglühenden Eisenbrannte der Arzt die Wunde aus, und das war zu diel. Miteinem einzigen gewaltigen Ruck ritz Basil die Ketten von ihrenHaltern und dann wandte er sich gegen seine Pciniger,die schleunigst die Flucht ergriffen. Er brach die Mauernieder und machte sich dann auf in die Stadt, gefolgtvon vier anderen Elefanten, die ebenfalls ihre Fesseln zerbrochenhatten. In den Straßen entstand eine Panik, als die Elefanten dorterschienen. Alle Fußgänger flüchteten in die Häuser und viele Pferdejagten, vor Furcht unlenkbar, die Straßen hinunter. Nach vierstündiger Verfolgung, an welcher sich Hunderte von Personen be-teiligten, wurden die Elefanten glücklich wieder eingefangen.Der Rhein im Steigen. Der Rhein ist, wie aus Köln ge-meldet wird, in fortwährendem Steigen begriffen; seit gestern vor-mittag ist er wieder um 20 Zentimeter gestiegen, so daß die Rhein-höhe jetzt 2,2 Meter beträgt.Eine Panik im Theater,Temesvarer StadttheaterKulissen eine große Panik. Mehrere Personen wurden im Gedrängemehr oder minder schwer verletzt. Die Vorstellung mußte abgebrochenwerden.Bei der gestrigen Abendvorstellung imentstand durch das Umfallen mehrererOpfer der Arbeit. Beiunter dem Eastriver zu NewFeststellungen insgesamt 17worden.der neulichen Explosion im Tunnelork sind nach den nunmehr beendetenrbeiter getötet oder schwer verletztEin Dammdruch in Arizona. Ein Telegramm aus Clifton(Arizona) meldet, daß durch einen Dammbruch etwa die Hälfte derStadt zerstört und achtzehn Personen ums Leben gekommen sxien.Aus Wild-West. 300 berittene und maskierte Männer besetztenam Sonntag in den stühen Morgenstunden die Fabrikanlagen desTabaktrusts in Princeton(Kentucky) und zerstörten sie, um ihremProtest gegen die Trusts fühlbaren Ausdruck zu geben. Die Männer,unter denen viele bekannte Farmer und Pflanzer waren, rittenum 2 Uhr morgens in Princeton ein, nahmen alle Polizistengefangen und entwaffneten sie, durchschnitten die Telephon-und Telegraphendrähte und steckten dann die Trustfabrikcnin Brand. Um den brennenden Gebäudeblock zogen die Reiter eineBlockadelinie, durch die sie niemand, auch die Feuerwehr nicht, hin-durchließen. Nachdem die Flammen sich so weit entwickelt hatten,daß an ein Löschen nicht mehr zu denken war, rückte die Reiter-schar unter Abfeuerung zahlreicher Gewehr- und Revolverschüsseab. Der Feuerwehr gelang es dann, die benachbarten Gebäude vordem Feuer zu schützen, von den Fabrikanlagen war jedoch nichtsmehr zu retten.Amerikanische Bahnen. Nach statistischen Aufftellungen, diesoeben veröffentlicht werden, wird die Zahl der im Jahre 1906 aufden amerikanischen Bahnen beförderten Personen auf 800 Millionen,die Frachtmenge auf 1610 Millionen Tonnen berechnet. Dem stehteine Verlustliste gegenüber, laut welcher im letzten Rechnungsjahrauf den amerikanischen Bahnen 9703 Personen getötet und 86 008verletzt wurden._evteteriingsüderslcht vom 5. Dezember 1906, morgen» 8 Ith«.StationenStationenSBI6§2C 3i 55atmranba!7419lBetcierSburg 748 NWScillyc'lberdeenPari»763 W742 WSW759 SWLwoMg2 wölke, il6 bedeckt4 heiter3 bedecktSwtnemde,HamburgBerlinSranff.a.SK.jMünchenWie»Wetter-Prognose für Donnerstag, den 6. Dezember 1906.Ein wenig wärmer, veränderlich, vorwiegend trübe mit Niederschlägenund ziemlich starken westlichen Winden.Berliner Wetterbureau.«euerWasserstand am 5, Dezember, Elbe bei Aussig— Meter, beiDresden— 0,63 Meter, bei Magdeburg 4- 1,52 Meter,— Unftrnt beiStraugsnrt— Meter,— O d e r bei Rgtibor+ 1,70 Meter.— Neiße-Mündung+ 2,04 Meter.— Oder bei Brieg-f 2,56 Meter.— Oderbei Breslau Unterpegel— 0,48 Meter.II�SLK�TEfür die nächste Kammer müssen spätestensbis 6 Uhr naohmittags dos vorherigen Tages inunserer Expedition abgegeben werden.Größere Anzeigenfür dieSonntags- Nummererbitten dagegen schon bisFreitag nachmittag 5 Uhr,da nur in diesem Falle die Aufnahme garantiert............ werden kann............