fet�r Kirche, eines Tages aber blieb er aus. Die Schmöcktvitzerfuhren hinüber und fanden ihn tot. Auf einer Schilfbaak vor derHütte sitzend, war er eingeschlafen— für immer. Ein großes Bc-gräbnis ward veranstaltet. Die ganze Kövenicker Fischerzunft kamtn 30 Booten die wendische Spree heraiuf bis an die Insel undfolgte dem Boot, das den toten Einsiedler zur letzten Nuhestättctrug. Fischer Kahms, der einstige Betvohner von Seddin-Wall, liegtauf dem Kirchhof des malerischen Dörfchens Schmöckwitz begraben.Ein Opfer der Zlennbahn..Nach wiederholten Unterschlagungenhat in der gestrigen Nacht der 4bjährige Stadtreisende JohannesRochow aus der Wilsnackerstr. 22 Selbstmord verübt. R. war beieiner bekannten hiesigen Kunstdüngerfirma angestellt und bezogein recht.hohes Einkommen. Sein Unglück sollte jedoch die Pferderennbahn werden. Er besuchte sie häufig und machte auch Wetten.Anfangs war ihm das Glück hold, aber später verlor er immergrößere Summen. Seine Einnahmen reichten natürlich nicht fürdiese Extravaganzen aus und es währte nicht lange, so ließ sich R.zu Unterschlagungen verleiten. Der Geschäftsinhaber hatte großesVertrauen zu ihm und ließ ihn häufig Rechnungen kassieren. R.unterschlug jedoch die Gelder und in der ersten Zeit glückte es ihmunmer noch, die Fehlbeträge rechtzeitig zu decken. In den letzten.Tagen hatten jedoch die Unterschlagungen die Höhe von mehr als1500 M. erreicht und die Entdeckung war nicht mehr zu vermeiden.R. entzog sich der irdischen Gerechtigkeit und verübte Selbstmord.In einer Retirade am Schlesischen Bahnhof leerte er eine FlascheLysol und starb kurz darauf an den Folgen des Giftes. Auf derUnfallstation am Gxünen Weg, wo der Lebensmüde hingebrachtwurde, konnte nur noch der Tod festgestellt werden.Ein Raub am Postschalter. Mit großer Dreistigkeit ging einMann zu Werke, der am Sonnabend im Postamt 25 in derPanoramastratze einen Raub verübte. Das Postamt 25 hat seineSchalter im ersten Stock. Zur Bequemlichkeit des Publikums istaber hinter dem Eingange an der Ecke Königsgraben— Panoramastraße im Hausflur noch ein einzelner versteckt liegender kleinerSchalter unter dem Treppenaufgang eingebaut. Er wird stets voneiner Dame bedient. Als am Sonnabend das diensttuende Fräuleinden Kassenabschluß machen wollte und zu diesem Zweck dasSchalterfenster eben verhängt hatte, wurde plötzlich die Scheibe vonaußen eingeschlagen und eine Hand griff nach dem auf dem Zahl-brctt aufgezählten Gclde. Das Fräulein schrie laut auf vor Schreck,hatte aber noch so viel Geistesgegenwart, die Alarmvorrichtungnach den Hauptschaltern im ersten Stock in Tätigkeit zu setzen. Alsdie Beamten herbeieilten, war der Räuber verschwunden. ImSchalterraum fand man nur ein graues Taschentuch, das derBursche sich anscheinend um die Hand gewickelt hatte, um sich beimEinschlagen der Fensterscheibe keine Schnittwunden zuzuziehen.Das Tuch wurde der Kriminalpolizei übergeben.»Die sofort vor-genommene Kassenaufnahmc ergab, daß hundert Mark fehlten.Es wird angenommen, daß der Bursche erst von der Treppe ausdas Fräulein längere Zeit beobachtet hat und dann in dem Augen-blick, wo der Hausflur menschenleer war, den Raub verübte. Dadie Dame den Täter nur unvollkommen beschreiben kann, fällt esder Kriminalpolizei sehr schwer, irgend welche Spur zu finden.Mit dem Raubmord auf der Fürstenwalder Chaussee, über denwir vor einiger Zeit berichteten, ist anscheinend ein Geldfund inVerbindung zu bringen, der jetzt auf dem Turnplatz in Müncheberggemacht worden ist. Beim Spielen entdeckten Kinder eine ganzeReihe von Geldstücken, die in die Erde eingescharrt und durch denRegen bloßgelegt waren. Die Kleinen gruben nun-tüchtig weiterund nach und nach fanden sie 30 M. in allen Münzsorten. DiePolizei nimmt an, daß dieser Geldfund mit der Ermordung desBierkutschers Haase im Zusammenhang steht und daß der Täterseinen Raub ganz oder teilweise auf dem Turnplatz vergraben hat.Der unter dem Verdacht der Täterschaft verhaftete polnische Ar-beiter Polednick bestreitet nach wie vor, das Verbrechen verübt zuhaben.Das Verschwinden drS Superintendenten Eitz« aus Groß-Zünde bei Danzig, der sich in einem Sanatorium bei Tegel befand.hat trotz sorgfältigster Nachforschungen seitens der Polizei nochimmer keine Aufklärung gefunden. Verschiedene Umstände deutenauf die Möglichkeit hin, daß Eitze entweder verunglückt oder dasOpfer eines Verbrechens geworden ist. Als der Geistliche, der schonfrüher häufiger Spaziergänge am Tegeler See unternommen hatte.die Anstalt verließ, befand er sich in heiterer Stimmung. E., dereine größere Geldsumme bei sich führte, erklärte bei seinem Fort-gehen, daß er voraussichtlich in einer Stunde wieder zurückkehrenwerde. Seit dieser Zeit ist er nicht mehr gesehen worden. Nach-forschungen in den Waldungen, in benachbarten Ortschaften und inBerlin sind resultatlos verlaufen, so daß die erst aufgetauchte An-nähme, E. irre vielleicht planlos umher, hinfällig erscheint. Manmutz vielmehr mit der Möglichkeit rechnen, daß E. bei seinemSpaziergange am Tegeler See entweder in das Wasser gefallenoder ermordet worden und die Leiche beseitigt worden ist. Wäreder Geistliche verunglückt, so würde seine Leiche vermutlich schongefunden worden sein.Das Verschwinden deS Superintendenten Eitze erinnert an dasvor vier Jahren erfolgte rätselhafte Verschwinden deS KaufmannsJulius Steinhauer aus Moabit, der vermutlich ebenfalls in Tegelauf noch unaufgeklärte Weise seinen Tod gefunden hat. St.. der,als er seine Wohnung verließ, eine größere Geldsumme, sowieJuwelen im Werte von etwa 1500 M. bei sich führte, war zuletztin der Boyenstraße gesehen worden, wo er bei einem Mieter seinesHauses Geld einziehen wollte. Er entfernte sich mit der Erklärung,daß er geschäftlich in Tegel zu tun habe und begab sich nach derChausseestraßc, um von dort auS mit der Straßenbahn nach demgenannten Vorort hinauszufahren. Seit jener Zeit ist der Kauf-mann verschwunden, und weder von ihm, noch von den Juweleneine Spur entdeckt worden.Raubzüge einer„jungen Witwe". Eine„falsche Witwe", aufderen Konto über hundert Diebstähle kommen, ist endlich von derBerliner Kriminalpolizei gefaßt worden. Die„Witwe" hat nieeinen Mann gehabt. Ihre Opfer waren alte Herren, die an-geheitert nach Hause gingen. Sie„arbeitete" nur rn der Sonntag.nacht. Herren, die ihr geeignet erschienen, klagte sie ihr Leid, daßsie als alleinstehende Frau belästigt und verfolgt iverde, und batum Schutz. Beim Abschied im Hausflur war sie dann über-schwenglich dankbar und plünderte dabei ihre Beschützer. So stahlsie einem Herrn die Brieftasche mit 17 000 M. in Wertpapieren.Eins dieser Papiere ward von„Tante Toni", der GastwirtSfrauAntonie Kopp, in Umlauf gesetzt. Andere verkaufte ein als Bieh-Händler reisender Zuhälter Wolf, der unter dem Spitznamen der„launige Herr" als Stammgast in Tonis Kaschemme verkehrte.Zuletzt ermittelte man auch die«junge Witwe", eine gewisseWilhelmine Krüger, die früher Stammgast bei„Tante Toni" warund einmal in„Wuhlgarten, der Anstalt für Epileptische, gewesenist. Alle Bestohlenen erkannten in ihr die Diebin wieder. Auchein Teil der Wertpapiere kam bei ihr noch zum Vorschein. Anderehatte sie der„Tante Toni" als Schweigegeld geben müssen. Diesehatte wieder einen Teil ihrem Liebhaber, dem Wolf übergeben undden Rest auf die Straße geworfen, als die Sache kritisch zu werdenbegann. Tante Toni, Wolf und die Krüger wurden jetzt in Unter-suchungShaft genommen.Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Montagnachniittägbeim Bau der Untergrundbahn am Leipzigerplatz. Beiden Ausschachtungsarbeiten löste sich ein Balken von der Versteifungund begrub den Arbeiter August Hübner auS Schöneberg, KaiserFriedrichstraße 13, unter sich. Der Verunglückte erlitt schwere Ver-letzungen am Rückgrat und an den Beinen. Er wurde sofort nachder Unfallstation in der Kronenstraße geschafft, die ihn in dasKrankenhaus Moabit einlieferte.Orgelkonzert. Mittwoch, den 12. Dezember, 7Va— ß1/« Uhr.veranstaltet der kgl. Musikdirektor Beruh. Jrrgang in derSt. Marien-Kirche ein WeihnachtSkonzert unter Mit-Wirkung von Frl. Gertr. Bischoff sGopran), Herrn Felix Lederer-Prtna(Baryton) und Herrn Armin Lievermann sCello). Der Ein-tr.tt tst frei.Feuerwehrbericht. Festern früh um ö Uhr kam in der Linkstr. 13Feuer aus. Das Zwischengebälk brannte. Um an den Brandherdzu gelangen, mußte die Wehr das Gebälk mit dem Fußboden auf-reißen. Wegen eines Küchenbrandes mußte der 11. Zug nach derNostizstr. 20 ausrücken. Bei einer GaSexploflon in der Allensteiner-stratze 20 erlitt ein Mann Brandwunden an den Händen und imGesicht. Betten und anderes brannten in der Konimandantenstr. 20und Gas auS einer umgefahrenen Straßenlaterne vor dem HauseGerichtstr. 80. Zweimal wurde der 16. Zug nach der Naunynstr. 76gerufen, wo im Keller Feuer ausgekommen und das Zwischengebällbrannte. Möbel, Wäsche, Gardinen Betten und anderes wurden inder Bülowstr. 27. Kleine Alexanderstr. 20, Werneuchenerstr. 2 undanderen Stellen ein Raub der Flammen. Ferner wurde die Wehrnach der Cuvrhstr. 2 und Hollmannstr. 22 gerufen.Vorort-sVadmcbten*Steglitz.Aufgehobenes Urteil. Wie bereits ftüher mitgeteilt wurde, hatteder Ratsmaurermeister D. den Lehrling N. aus der Lehre entlasten,weil dieser dem Lehrlingsverein angehörte und sich weigerte, ausdiesem Verein auszutreten. Die Klage des Lehrlings gegen seinenLehrmeister auf Erfüllung de? Lehrvertrages wurde von dem SchiedS-gericht der BaugewerkS- Innung für Steglitz abgewiesen. Aus ein-gelegte Berufung hat jetzt das Landgericht das Urteil aufgehobenund zwar aus dem Grunde, weil das Schiedsgericht zur Eni-scheidung der Klage nicht zuständig gewesen sei, wie fich ausdem Jnnungsstatut ergebe. Die entstandenen Gerichtskoften wurdengegeneinander aufgerechnet. Da der Beklagte durch zwei Rechts-anwälte vertreten war, dürfte das finanzielle Resultat der Be-kämpfung des Lehrlingsvereins für den Herrn Ratsmaurermeisterwenig befriedigend sein. Wir bezweifeln wenigstens, daß er seinemunverantwortlichen Ratgeber fiir daS Vergnügen, einige HundertMark Anwalts- und Gerichtskosten bezahlen zu dürfen, besondersdankbar sein wird.Die Gesetzeskenntnis der Herren Jnnungsmeister erfährt durchdie Entscheidung deS Landgerichts eine grelle Beleuchtung. Daß derKläger die Klage an falscher Stelle anhängig machte, ist zu ver-zeihen, weil es ihm nicht möglich war. ein JnnungSstawt zuerhalten. Daß aber die Meister und Schiedsrichter in ihreneigenen Statuten nicht Bescheid wissen. sondern sich erstdurch ein ordentliches Gericht belehren lasten müssen, was inihren Satzungen steht, das wird ein sozialdemokratischerArbeiter' nicht begreifen. Wie sagte doch der Vorsitzende desJmiungS- Schiedsgerichts in jenem Termin zu dem klagenden Lehr-linge?„Du dummer Bengel verstehst von den Sachen ja dochnichts, das geht doch in Deinen dämlichen Schädel nicht hinein!"Der Entscheid deS Landgerichts beweist, daß man nicht immer ein„dummer Bengel" zu fem braucht, wenn man gewisse Sachen nichtversteht.In der Generalversammlung des Wahlvereins erstattete derVorsitzende, Genosse K r a u s e, den Bericht des Vorstandes über dasletzte Geschäftsjahr, welches diesmal fünf Quartale umfaßte. Essei hier nur daraus erwähnt, daß 13 Mitglieder- und fünf öffent-liche Versammlungen stattfanden und außerdem durch unsere„leichte Kavallerie" zwei Landagitationstouren mit der gewohntenPräzision absolviert wurden. Die Mitgliederzahl ist aus 536 an-gewachsen. Durch Tod verloren wir die Mitglieder Diering,Ullrich und B o r d h ch. Erfolge bei den Gemeindcwahlenkonnten nicht erzielt werden. Die Lauheit vieler Genossen bei Ge-legenheit der Wahlarbeiten sowohl wie bei der Wahl selbst wurdevom Vorsitzenden, später auch noch vom Genosten A ß m a n n, scharsgerügt, und mit vollem Recht. DaS Projekt der ArbeiterbildungS-schule für die westlichen Vororte kann als gesichert bezeichnet werden.Mit dem Wunsche, daß im neuen Jahre die Organisation sich kräftigweiterentwickeln möge, schloß Genosse Krause seinen Bericht. DurchWiederwahl des bisherigen Vorstandes gab die Versammlung ihreZufriedenheit mit der Führung der Vereinsgeschäfte Ausdruck.Mariendorf.Ueber Demokratie und Wahlrecht referierte in der Mitglieder«Versammlung des Wahlvereins Genosse Dr. Borchardt. Redner be-merkte, daß die Arbeiterschaft auch verpflichtet sei, in ihren eigenenReihen das allgemeine Wahlrecht hochzuhalten und wies besondersauf die Beschickung zum preußischen Parteitag und zur Teltow-Beeskower Kreisversammlung hin. Die Genossen Reichardt. Greulichund Lehmann II bekämpften in der Diskussion die Ausführungendes Referenten. Als Delegierte für die Kreisgeneralversammlungwurden die Genosten Lehmann II, Greulich und Haunemüller ge«wählt. Zur Neuaufnahme meldeten sich fünf Genossen.Mühlenbeck.Die Beerdigung de» auf so tragische Weise ums Leben ge«kommenen Genossen Wilhelm Iben gestaltete sich trotz deS an-haltenden Regenwetters zu einer großen Trauerlundgebung. DieTeilnahme vieler Genossen, selbst von den Nachbarorten bewies, daßich der Verstorbene eines guten RufeS erfreute. Wie anfänglich von)er Frau bestimmt, sollte die Beerdigung vom Trauerhause auS er-folgen: das wurde jedoch vom Dorfoberhaupt nicht genehmigt,jedenfalls weil zu dieser Stunde eine reiche Trauung vor-genommen wurde. Aber auch die Leichenhalle sollte vondem aus der Kirche Ausgeschiedenen nicht entheiligt werden:vom Keller zur Gruft I lautete die Vorschnft des Dorf«weisen. Doch ehe der Zug �sich der Halle näherte, wurdedieselbe aufgemacht mit den Worten:„Wir wollen noch mal«ineAusnahme machen." Da der Kirchhof der politischen Gemeindegehört, so ist gegen diese eigenartige Anmaßung Beschwerde beimLandrat erhoben worden. Doch nicht genug damit: Als sich derZug mit den herrlichen Kränzen der KirchhofSmauer näherte, tratein langgestiefelter Bauer in seiner Eigenschaft als Schöffe zuerstan den Genossen Ritzmann heran, ihm die Weisung gebend, er mögedie rote Schleife entfernen. Erst als der Schösse von zweiGendarmen unterstützt wurde, kamen unsere Genossen dem Verlangennach. Die Behörde hat sich bei dieser Gelegenheit wieder einmalals eifriger Förderer unserer Bewegung erwiesen.Oranienburg.Ein Raubmordvcrsuch ist am Sonnabend abend auf den Bier-kutscher August Tappel verüvt worden. T.. der in einem Bierverlagin Oranienburg in Stellung ist und Kundschaft in den benachbartenOrtschaften besucht hatte, befand sich abends gegen 7 Uhr miteinerN Fuhrwerk auf der Oranienburger Chaussee zwischen demBorort Stolpe und dem Gutsbezirk Hohen-Schöpping, als plötzlichein Mann auf das Trittbrett des WagenS sprang und gleich-zeitig einem zweiten zurief:„Halt man die Pferde fest, er.chläft nicht". Glücklicherweise besaß Tappel soviel Geistesgegenwart,bfort seinen Revolver zu ziehe», bevor der Angriff auf ihn erfolgte.und mehrere Schüsse auf die beiden Räuber abzugeben. Dann peitschteer auf die Pferde los und entkam. Bei Ankunft in Hohen Schöppingerstattete der Ueberfallene sofort Anzeige, doch blieb die von dortunternommene Streife auf die Wegelagerer erfolglos. Ob diesedurch die von dem Bicrfahrer abgegebenen Schüsse verletzt wordensind, konnte nicht festgestellt werden.Noivawes« Neuendorf.Die Praxis des Forstfiskus bei Grundftückverkäufen gab in deram Mittwoch stattgcfundencii Gemeindevertretersitzung in NowawcSAnlaß zu einer längeren Erörterung. Bekanntlich war der Ge-meinde von der Forftvcrwaltung ein an der Berlinerstraße gelegenesgrößeres Terrain zum Preise von 10 Mark pro Quadratmeter zumKauf angeboten worden. Da dieser Preis in Anbetracht der un-günstigen Lage des Grundstücks sehr hoch ist, lehnte die Gemeinde)en Kauf zu diesen Bedingungen ab, erklärte sich aber bereit, beieinem Preise von 5 Mark pro Quadratmeter dos Grundstück zuübernehnien. Darauf teilte der Amtsvorsteher am Mittwoch derVertretung mit, daß der Fiskus das Terrain zu dem von der Ge-.meinde offerierten Preise nicht abgeben wolle, da dieser angeblichzu niedrig sei. Genosse Gruhl erklärte, daß dieses Verhalten desFiSkus verwunderlich sei, da er sich privaten Vereinen gegenüberviel entgegenkommender zeige. So habe nach seiner Informationder evangelische Arbeiter-Bauverein ein bedeutend besser gelegene?und weit wertvolleres Grundstück an der Ecke der Fori- und Groß-beerenstraße zum Preise von 3,50 Mark pro Quadratmeter von derForstverwaltung erworben; wenn derartigen Vereinen so billigePreise gestellt würden, kann auch die Gemeinde ein größeres Eni-gegenkommen verlangen; Redner empfahl, unter Anführung dieserTatsachen nochmals mit der Forstverwaltung in Verbindung zutreten, um eine Erniedrigung des geforderten Preises zu erzielen.Die bürgerlichen Vertreter stimmten diesen Ausführungen zu; eswird deshalb der Amtsvorsteher über die von Gruhl angeführtenGrundstücksverkäufe Recherchen anstellen und mit der Forst-Verwaltung nochmals in Verhandlung treten.— Von der GemeindeNeuendorf war die Pflasterung einer Anzahl Straßen beantragtworden. Genosse Gruhl führte hierzu aus, daß ein Teil derStraßen in Gegenden liege, die voraussichtlich noch lange nicht be-baut werden, andere Straßen können überhaupt noch nicht gepflastertwerden, da die erforderliche Breite nicht vorhanden ist und erst mitden Adjazenten wegen Abtretung von Land verhandelt werden muß;die Vertretung stimmte dem zu und bewilligte nur die Pflasterungder Forst- und Rennbahnstraße, sowie der Straße K von der gor!»stratze aus. soweit das Schulgrundstück reicht.— Ferner lag einAntrag auf Uebernahme der Kreis-Chaussee Lindenstraße in eigeneVerwaltung vor. Genosse Zöllner befürwortete diesen Antrag, daes dadurch endlich möglich wäre, die Straße in einen ordnungs-mäßigen Zustand zu versetzen und durch Pflasterung die kolossaleStaubplage zu beseitigen; es müsse aber die Bedingung gestelltwerden, daß der Kreis einen Teil der Pflasterungskosten trägt undder Gemeinde eine Abfindungssumme zahle. Der Amtsvorstehererklärte, daß die Pflasterungskosten der Lindenstratze auf 36 000 M.veranschlagt seien, wovon der Kreis ein Drittel der Kosten tragenwill, während Nowawes und Neuendorf ebenfalls je ein Drittel dazuaufzubringen haben; ferner sei die Kreisverwaltung bereit, eineAbfindungssumme von 12 000 M. zu zahlen. Unter diesen Be-dingungen gab die Vertretung dem Antrage ihre Zustimmung.—Die hierauf erstattete Jahresrechnung ergab folgende Bilanz: Ein«nähme: Soll 180 800 M.. Ist 194 719 M.; Ausgabe: Soll 180 800 M..Ist 182 962 Vi.; Bestand inklusive des vom vorigen Jahre 22 301 M.Da der Betriebsfonds durch einen früheren Beschluß von 10 000 auf20 000 M. erhöht worden ist, verbleibt ein Reinüberschutz von 12 301Mark. Mit der Entlastung des Rendanten war der öffentliche Teilder� Sitzung erledigt,Spandau.Schon seit längerer Zeit schweben zwischen dem Magistrat undder Schützengilde Verhandlungen zwecks Austausch von Gelände.Die Stadt muß infolge der EntWickelung notwendig die Gasanstalterweitern. Sie kann die« aber nur, wenn sie von dem Schützen-hauSgelände etwas erwirbt. Einen Verkauf deS in Frage kommendenTerrains hat die Gilde abgelehnt, sie will das betreffende Ge-lände gegen ein bedeutend größeres im Stadtwald umtauschen.Ein solches Tauschprojekt hat die Stadtverordnetenversammlung aberschon zweimal abgelehnt, weil ihr das zu vertauschende Gelände imStadtwald doch zu wertvoll erschien. Gegenwärtig ist wieder einmalzwischen der städtischen Kommission und der SchüvSügilde ein solchesTauschprojekt vereinbart. Danach soll die Sckmtzengilde ein inder Stadtforft. an der Landstraße nach Rieder-Reuendorf in derNähe der Försterei belegenes zwölf Morgen großes Ge-lände erhalten, wohingegen sie der Stadt ein drei Morgengroßes Stück Land von dem Schützenhausgrundstück der Stadtübereignen will. Wie bei den früheren Projekten hat auch diesmalder Magistrat zugestimmt. Hoffentlich lehnt die Stadtverordneten-Versammlung auch dieses Tauschprojekt ab; zumal man geneigt ist,der Schützengild« ein Terrain westlich deS Stadtwaldes, in der Nähede« Pionierübungsplatzes zu geben. Der Verhunzung deS schönenStadtwaldes durch die Anlegung eines Schießstandes ist der Baueiner zweiten Gasanstatt sicherlich vorzuziehen.Teltow.Eine Frauenleiche wurde im Laufe des gestrigen Nachmittag ausdem Teltowkanal gezogen. Nähere Angaben über die etwa SSjahrigeFrau liegen nicht vor.Gerichts-Teitutig.Ende der Wahlzeit.'Di« verschiedenen Städtevrdnnngen und Landgemeindeordnungen in Preußen enthalten zum Teil eine Anzahl übereinstimmen-der Vorschriften. So kehrt verschiedentlich die auch in der so»genannten östlichen Städtcordnurm enthaltene Bestimmung wieder.daß bei den Einladungen oder Bekanntmachungen zur Wahl vonStadtverordneten oder Geineindevertretern der Raum, der Tagund die Stunden genau zu bezeichnen sind, in welchen die Stimmenbeim Wahlvorstande abzugeben sind. Auch die Landgemeinde»ordnung für Westfalen hat ein« gleichartige Bestimmung. EinBürger Lütgendortmunds legte sie dahin aus, daß Anfang undEnde der Wahl festzusetzen und bekannt zu geben sei und focht dieGültigkeit von Gemeindevertreter-Ersatzwahlen deshalb an, weilnur der Beginn der Wahl der zweiten Abteilung festgesetzt wordenwar und der Wahlvorsteher die Wahlhandlung nach verhältnismäßigkurzer Zeit, als sich kein Wähler mchr meldete, geschlossen Hatte.Alle Instanzen erkannten aber die Gültigkeit der Wahlen an DaSOberverwaltungsgericht ging davon auS, daß die er�wähnte Vorschrift n licht eine Verpflichtung schaffe, den Endterminvon vornherein festzusetzen und in. der Einladung auszusprechen.Es wäre vielmehr zulässig, nur den Zeitpunkt deS Beginnens an,zugeben; es könne aber auch ein bestimmter Zeitraum festgesetztwerden, was an sich ja zweifellos zweckmäßiger wäre. Sei abernur der Zeitpunkt deS Beginns festgesetzt, dann könne der Wahl-Vorsteher die Wahl schließen, wenn sich niemand mehr zur Stimm-abgebe niclde._Die beleidigten Gelben.Im Bäckergavrrbe macht seit einiger Zeit eine von denJnnungSmeistern aufgepäppelte Organisation von sich reden. Diesemeisterrreue Grievenorganisation, welche den Namen„Bund derBäcker- und Äonditorgehülfen" führt, wird von der freien Gowerk-schaft, dem Verband der Bäcker, kurzweg als„die Gelben" bezeichnet.Im Septeniber verbreitete der Bäckcrverband in Berlin ein vonseinem örtlichen Vorsitzenden Schneider unterzeichnetes Flug-blatt, in dem mit Bezug auf die Gelben gesagt war, die schlechtestenElemente aus der ganzen deutschen Bäckerwelt seien in Berlin zu.sammengetrommelt worden, um einen Bund der Streikbrecher zugründen. Knüppel und Revolver spielen bei diesen Leuten eineHauptrolle und mit solchem Gelichter wollten die Innungen denKampf für ihre Menschenrechte führen.— Durch diese Aeußerungcnfühlte sfch W i s ch ne w S k i, der Vorsitzende der Gelben und unent.wegte Sarnwnieapostel beleidigt. Er stellte Strafantrag und derStaatsanwalt erhob im öffentlichen Interesse die Beleidig-ungs-klage gegen Genossen Schneider.In der Gcrichtsvcrhaiidlung. die am Freitag stattfand, erbotich Schneider, Beweis dafür anzutreten, daß auf dem Kmmreßder Gelben, welcher kurz vor dem Erscheinen des Flugblattes inBeriin stattfand,«in Delegierter anS Erfurt gesagt habe, in Erfurtkönne der Bäckcrverband nicht groß werden, denn jeder Bäcker,der sich rot machen laise, werde blau geschlagen.— Ein Delegierter desselben Kongresses habe außerhalb der Sitzunggesogt, er trage stets einen Revolver bei sick» undwenn ihn ein Vcrbandsge. seile anspricht, schießeer denselben nieder.— Im Bundcsorgan der Gelben, dem„Deutschen Bäcker- und Konditorgehütfen" sei behauptet worden.der Bäckerverband betrüge seine Mitglieder um lhre erworbenenRechte.Schneider berief sich auf diese Tatsachen, um zu begründen.daß er dadurch in eins erregte Stimmung gegen die Gelben ver»