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Mandat(n Memel  -Heydckrug, Tilsit-Niederung, Mariendurg- Elbing, Ruppin-Templin, Potsdam-Osthavelland, Westprignitz  , Oberbarnim, Landsberg  -Soldin, Kalau-Luckau, Zauch-Belzig  , Kottbus-Spremberg, Striegau  - Schweidnitz  , Lüben-Bunzlau, Querfurt  -Merseburg  , Bitterfeld  -Delitzsch  , Liebenwerda-Torgau, Minden-Lübbecke  , Hagenow  -Grevesmühlen  , Güstrow  -Ribiiitz, Mecklenburg-Strelitz  , Czarmkau-Kolmar; insgesamt 21 Ma»- d«te._ Eine freisinnige Wahlrede. Im Jahre 1861 kandidierte Hermann Becker, genannt der Rote", in D o r t m u n d für den preußischen Landtag. In seinem Wahlprogramm schilderte er die Gefahren des Militär- staats, des allen Nationen gemeinsamen Feindes, der in Paris  , in Napoleon   seinen einflußreichsten Vertreter habe. Ueberall, wo die Völker in krampfhaften Anstrengungen um eine zuträgliche Gestaltung ihres Staatswesens ringen, kann man sagen, daß das Menschentum mit diesem fürchterlichen Systeme kämpft, das die Fähigkeit, die Strebsamkeit, die Tätigkeit und das Arbeitserzeugnis des Individuums und der Völker rechenschastslos dem Ungeheuer opfern zu dürfen glaubt, das der M i l i t ä r st a a t genannt wird. Der Mensch ist sich Selbstzweck, das Staatswesen soll ihm dienen. Will diesen, menschlichen Staate gegenüber der Militärstaat sich selbst zum Zweck der Menschheit machen, so ist das eine Heraus- forderung an die bürgerliche Gesellschaft auf Leben und Tod. Die Not dieses Kampfes ist es, die ganz Europa   empfindet und überall die freisinnigen Fraktionen ver- einigen mutz. Die europäische   Gesellschaft kann in diesem Kampfe nur dann siegreich bleiben, wenn sie allerorts den Feind da auf- sucht, wo sie ihn am nächsten hat. Sie tut das, indem sie ihre bürgerlichen Forderungen, soweit sie zur Sicherung des Be- stehenden unentbehrlich sind, ohne irgend einen Verzicht scharf abgrenzt und dem Militärstaat sagt: wir sind nicht deinetwegen da, sondern du bist unseretwegen d a und nur so weit es uns nützt zdiebürgerlicheFreiheit sollst du schützen, aber nicht unterdrücken, den b ü r g e r- tichen Wohl st and sollst du sichern aber nicht aufheben." Die politischen Nachkommen desroten" Becker tun heute von alledem das Gegenteil. An der Seite des Junkertums fechten sie für Militarismus und Marinismus, für Flotten- und Weltpolitik. und verschachern ihre bürgerlichen Forderungen an den säbel  - rasselnden Absolutismus._ Die Verhaftung unterm Weihnachtsbaum oder: Der preußische Polizeikommifsar als Christ- k i n d l e i n. Durch die Straßen von Königsberg(Ostpr.) marschieren all- jährlich amHeiligenabcnd" viele Musiker und blasen den Choral: Vom Himmel hoch da komm ich her..." Als diese feierlichen Töne letztenHeiligabend" erklangen, als überall in den Wohnungen die Tannenbäume in ihrem Lichterglanz er- strahlten, als in den meisten Familien Freude herrschte, schritt ein Polizeikommissar zu den Eltern des Genossen Franz Krüger  , um diesen vom Weihnachtsbaum weg zu verhaften, da er eine Strafe von vier Monaten und zwei Wochen zu verbüßen hat. Wenige Tage vor dem Weihnachtsfest erhielt Krüger die Auf- forderung am 22. Dezember seine Strafe anzutreten. Er kam um Strafaufschub ein, weil er an Lungentuberkulose leidet. (Er war erst im vergangenen Jahre in der Lungenheilstätte Hohen- stein.) Krüger erhielt keinen Bescheid, sondern amHeiligabend", als er gerade dabei war, für seinen jüngeren Bruder den Weih- nachtsbaum zu schmücken und seine schwerkranke Mutter durch ein Zeichen der Liebe zu erfreuen, trat derBesuch" in Ge- stalt des Polizcikommissars ein. der im Auftrage der Staats- anwaltschaft kam. um denVerbrecher" m den Kerker zu führen. lind ohne daß er von seinen Freunden und Bekannten Abschied nehmen konnte, verschwand er hinter den düsteren Mauern. Ob sie ihn lebend wiedergeben werden? Wer weiß es! Jedenfalls wird die Tortur der Gefängnishaft auf seine hart angegriffene Gesundheit geradezu vernichtend wirken. Und warum das alles? Hat Genosse Krüger etwa im Duell einen Menschen ermordet oder den Staat um Hunderttausende geprellt? Nichts von alledem. Drei Monate Gefängnis erhielt er als völlig unbestrafter Mensch wegen Beleidigung des Polizeipräsidenten von Königsberg! In einem Handzettel hatte er zwei Worte gebraucht, die nach der An- ficht des Gerichts für die Polizei so schwer beleidigend waren, daß sie pro Wort mit anderthalb Monaten Gefängnis geahndet werden mutzten. Der Polizeipräsident, der sich beleidigt fühlte, trat selber für eine bedingte Begnadigung Krügers ein. Er erteilte auf die Anfrage des Staatsanwalts die Auskunft, daß Krüger leine Neigung zum Verbrechertum besitzt und dieStraftat" nuraus Unbesonnenheit und Unerfahrenheit" begangen und sich stets gut geführt habe. Das Gericht machte von dem Rechte der bedingten Begnadigung keinen Gebrauch. Weiter hat Krüger sechs Wochen zu verbüßen, weil er einen Lehrlingsverein gegründet hat, der durch recht sonderbare Aus- legungen zu einem politischen gestempelt wurde. Aber damit ist die Anzahl der Strafen noch nicht erschöpft. Krüger erhielt noch wegen Verstoßes gegen 8 110 des Strafgesetzbuches(öffentliche Auf- forderung zum Ungehorsam gegen Gesetze) einen Monat Ge- fängnis; diese Strafe wird allerdings erst im Februar rechts- kräftig, falls nicht das Urteil in der letzten Instanz aufgehoben wird. Durch Krügers Verhaftung unterm Weihnachtsbaum ist wieder einmal die ganze Barbarei unsereschristlichen" Klassenstaates in vollster Nacktheit enthüllt. Nur gut, daß durch solcheKultur. taten" unseren Parteigenossen ihre schwierige Agitation im Wahl- kämpfe erleichtert wird. DaSnationale" Rindvieh vor dem Kriegsgericht. Ein schwunghafter Viehhandel, der drastisch zum Ausdruck brachte, in wie trauter Gemeinschaft Viehhändler und Agrarier einander Hand in Hand arbeiten, wenn es sich darum handelt, anrüchiges Vieh an den Mann zu bringen, beschäftigte in Halle das Kriegsgericht der 8. Division in der Sache des überzähligen Vizefeldwebels, jetzigen Postanwärters Otto Schulz von Eisleben  . Der Angeklagte, der früher bei dem Viehhändler Moses   wohnte, hat bei der Halleschen Staatsanwaltschaft eine Anzeige erstattet und zugleich Moses einen Brief geschrieben, wonach er Moses be- schuldigte, dieser habevon Landwirten krankes Vieh gekauft und dieses in betrügerischer Absicht wieder verkauft. Dadurch sollte sich Schulz der Beleidigung, der wissentlich falschen Anschuldigung und der versuchten Erpressung schuldig gemacht haben. Der Angeklagte trat den Wahrheitsbeweis an und brachte durch die Vernehmung des Stallschweizers Werunszky, der lange Zeit bei Moses   tätig gewesen war, geradezu haarsträubende, ekelerregende Dinge über den Viehhandel mit den Agrariern an den Tag. So bekundete Zeuge, daß er von den Bauern in der Umgebung von Eisleben   bei Moses   in Stallung gebrachte kranke, mit Geschwülsten behaftete Kühe, die manchmal knapp ausstehen konnten, abgeholt und an Fleischermeister weiter geschafft habe. Nachts vier Uhr habe er von den Bauern zuweilen das Vieh weggeholt. Bei einem Amtsvorsteher habe er eine Kuh aus dem Stall geholt, wo es der- artig gestunken habe, daß er sich habe die Nasenlöcher zuhalten müssen. Bei einer schwarzen zerschundcnen Kuh habe er vor dem Verlaus die Blut- und Schandflecke mit schwarzer Wichse überschmieren müssen. Für die angeblich durch den Angeklagten verletzten Zeugen. Landwirte usw.. war ein Rechtsanwalt als Nebenkläger erschienen, der keine Neigung hatte, für die seinem Schutze anvertrauten auch nur ein Wort zu sagen. Als die vielen vor der Tür stehendenEni- lastungszeugen" vernommen werden sollten, wurde plötzlich mit- geteilt, Viehhändler Moses   habe seinen Strafantrag wegen Beleidigung zurückgezogen. Des Angeklagten Ver- teidigcr, Rechtsanwalt C z a r n i k o w bedauerte dies und meinte, es wäre ganz gut gewesen, wenn die ekelerregenden Ge- schichten, die sich bei Nacht und Nebel im Fleisch- Handel abgespielt haben, durch dieweitere Beweis- aufnähme noch näher beleuchtet worden wären. Der Ange- klagte habe zum Wohle der Menschheit gehandelt und dafür eine Anklage erhalten. Der Angeklagte wurde antragsgemäß von der wissentlich falschen Anschuldigung und der versuchten Erpressung frei- gesprochen._ Patriotische Studenten! Die Kieler Studenten offerieren sich dennationalen" Parteien als Wahlschlepper. Der Studentenverband der Kieler   Studenten hat, begeistert durch den Anblick der Kieler   Kriegsschiffe, einen schwülstigen, von nationalen Phrasen triefenden Aufruf erlassen, worin die deutschen   Studenten ermahnt werden, für dasgroße" weltpolitische Werk zu arbeiten. Stellt Euch heißt eS in dieser Kundgebung in den Dienst der nationalen Parteien am Wahltage und vorher zu aller Kleinarbeit, die man Euch zuweisen wird und die besser und wirkungsvoller geleistet wird- von Euch als von bezahlten Kräften. die nur mit halbem Herzen bei der Arbeit sind. Deutsche   Studenten, zwar wird es unter Euch viele Lässige und Gleichgültige geben, die all das Ge- schehene nicht aus ihrer Trägheit herausgebracht hat. Diese inüssen aufgerüttelt werden. Von allen nationalen Verbänden auf deutschen Hochschulen und Akademien erwarten wir, daß sie sich mit allen Kräften der großen Sache widmen werden. Wenn so alle Kräfte sich regen, kann das große Werk nicht scheitern. Dieser Aufgabe Dich anzunehmm, ist, deutsche   Studenten- schuft. Deine heilige Pflicht!" Das alte Rezept. Im Herzogtum Sachsen-Altenburg wird der Kampf gegen die Sozialdemokratie immer noch mit den bekannten Hausmitteln betrieben. Nachdem der sozialdemokratische Verein in Eisen- b e r g beschlossen hatte, an den Gemeinderat in Tautenhain  nochmals ein Gesuch um Ueberlassung des Gemeindegasthofs zu öffentlichen Versammlungen zu richten, erhielt der Vorsitzende auf seine Eingabe folgende Antwort: Tautenhain  , den IS. Dezember 1906. Antwortlich Ihrer Mitteilung vom 29. November 1906 müssen wir Ihnen erklären, daß der Gemeinderat zu Tautenhain  auf Grund Landratsamtlicher Verfügung vom 3. Juni 1904 u. 7. Juli 1906 u. Ministeriellen Erlasses vom 24. August 1906 (Ick. J. III, 5046, 4625, 4166) gezwungen ist, ein für alle Male den Gemeindegasthof sozialdemokratischen Versammlungen zu verschließen. Sollten Sie darauf bestehen, für Ihre Zwecke den Tauten- hainer Gemeindegasthof zu bekommen, so müßten Sie sich an das Herzog!. Landratsamt zu Roda oder an das Herzog!. Ministerium, Abt. des Innern, wenden. Nur wenn eine Ober- behördliche Genehmigung auf Grund Ihres Antrages, den Sie natürlich selbst einreichen müßten, vorliegt, sind wir in der Lage, Ihren Wünschen zu entsprechen, sofern Ihr ganzes Programm keine staatsfeindlichen Zwecke verfolgt. Der Gemeindevorsteher. Eichhorn. Das Programm der sozialdemokratischen Partei scheint dem biederen Gemeindevorsteher eine terra incogniu zu sein, sonst würde er nicht solch naive Vorbehalte machen. Vielleicht machen es ihm die Genossen zugänglich und dann kann er über denstaats- feindlichen Charakter" desselben urteilen. Bier Mann in Südwestafrika ertrunken! Berlin  , 28. Dezember.(Amtliche Meldung.) Am 25. De- zcmber 1906 im Außenhafen von Lüderitzbucht bei der Ueberfahrt nach Griffitsbay infolge Kentern des Segelbootes ertrunken: Unteroffizier Felix Lemmen. geboren am 22. Mai 1883 zu Köln  ; Unteroffizier Robert Schmidt, geboren am 12. Mai 1879 zu Breisach  ; Unteroffizier Fritz Goldmann, geboren am 11. Januar 1882 zu Schweidnitz  : Reiter Richard Glaubke, geboren am 14. Oktober 1883 zu Darsow. Frachttarif für Fleisch. DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" dementiert die Meldung der Vossischen Zeitung", daß für Schweine- fleisch die Herabsetzung des Eilguttarifs nicht gilt. Das Regierungs- blatt schreibt:Durch verschiedene Blätter läuft die angeblich auf amtlicher Mitteilung beruhende Notiz, wonach der zum 15. d. M. eingeführte ermäßigte Eisenbahnausnahmetarif für Fleisch von frisch geschlachtetem Vieh, der zum 1. Januar nächsten Jahres noch eine iveitere Ermäßigung erfährt, nur für frisches Fleisch von Zwei- hufern, nicht aber für frisches Schweinefleisch gelte. Diese Notiz ist unrichtig. Der Tarif gilt nach dem Wortlaut der amtlichen Be- kanntmachung für Rindvieh, Schweine, Schafe, Ziegen, auch Kälber, Ferkel, Lämmer, Zicklein. Für frisches Fleisch Von Einhufern gilt er allerdings nicht." Kluslaud. Frankreich  . Eine Ziviltaufe. Aus Paris   wird uns geschrieben: Die während der großen Revolution oft zutage getretene Tendenz, die bis dahin von der Kirche ausgeübten Funktionen der weltlichen Gewalt zu übertragen, scheint sich jetzt unter der von der Kurie selbst verschuldeten antiklerikalen Bewegung an manchen Orten zu erneuern. So wird aus dem Dorfe Mecringes im Departement Marne   berichtet, daß der dortige Bürgermeister eine Ziviltaufe vorgenommen hat. Ueber ihre näheren Umstände gibt der von ihm bei diesem Anlaß verlesene Akt Aufschluß. Es heißt darin:Vor uns, dem Maire von Mecringes, sind Herr und Fräulein X erschienen, die uns das Kind B l a n ch e t, geboren am 10. April 1906, vorwiesen, mit der Bitte, ihr Patenkind bürgerlich zu taufen.... Wir erklären das Kind Blanchet(Paul) für bürgerlich getauft und wünschen, daß es sich im Leben als ein freier und republikanischer Bürger bewähren möge, der seiner Familie, seinem Paten und seiner Patin Ehre niacht...." » Paris  , 28. Dezember. Einer im Ministerium des Innern auf- gestellten Statistik zufolge sind bis jetzt 71 erzbischöfliche und bischöf- liehe Palais, 73 große und 83 kleine Seminare geräumt worden. Rom  , 28. Dezember. Wie verlautet, soll sofort nach amtlicher Bekanntgabe des neuen französischen   Kultusgesetzes ein Schreiben des Papstes an den Kardinal-Erzbischof Richard erscheinen, in dem erklärt wird, daß das Gesetz für die Katholiken unannehmbar sei und von ihnen als nicht bestehend betrachtet werden müsse! Dieser Trotz wird nicht lange vorhalten. Marokko  . Gegen Raisuli   soll jetzt Ernst gemacht werden. Der Sultan  hat ihnabgesetzt", und seine Anhänger fallen wie es in einer optimistischen Darstellung lautet von ihm ab. Ueber Cadix kommt nun folgendes Telegramm vom 28. Dezember: Wie es heißt, lehnt es Raisuli   ab, auf seine Amtsbefugnisse als Gouverneur zu verzichten und rüstet sich zum Widerstände in Zinat. Er sandte seinen Harem unter dem Schutze der Kabylen vom Stamme der Beniarios in die Berge. Die Marine- Verwaltung sichert sich durch Kontrakt die Verprobiantierung des spanischen   Geschwaders im Hafen von Larrache und in der Bucht von Tetuan, wo nach und Nach Polizeimatznahmen eingeführt werden sollen. Amerika  . Aus Uruguay  (Südamerika  ). Die Regierung von Uruguay  hat eine Botschaft awden Kongreß gesandt, um eine Vorlage zum Schutze der Arbeiter dringend zu empfehlen. Uruguay   will sich als ein junges Land die durch Arbeiterkämpfe in anderen Ländern ver» ursachten wirtschaftlichen Schäden zur Lehre dienen lassen. Der Achtstundentag soll eingeführt werden, nachdem ein Jahr lang der Neunskundentag in Geltung war. Die Sonntagsruhe wird ge- fordert; die Kinderarbeit soll verboten sein; Schutzbestimmungen für schwangere Frauen sollen erlassen werden und hohe Strafe die Unternehmer und Arbeiter treffen, die die Gesetze übertreten.--- Huö der Partei. Zum Parteitag der tschechischen Sozialdemokratie wird uns noch geschrieben: Die Verhandlungen standen unter dem Eindrucke der durch die Wahlreform geschaffenen neuen Situation. In einem Referat über die Wahlreformbewegung wies Genosse N e m e c darauf hin, daß die Wahlreform nicht unser Ziel, sondern nur ein Mittel sei, um den Staat zu demokratisieren und sozialisieren. Die Partei müffe aber vorerst trachten, auch den Frauen das Wahlrecht, den nichtdeutschen Nationen volle Gleichberechtigung in i t den Deutschen   und die Abschaffung der ein- jährigen Seßhaftigkeit zu erkämpfen. Genosse Dr. S o u k u p entwarf ein Bild des nächsten Wahl- kampfes und gab den Delegierten die nötigen Weisungen für ihn. In der Debatte wurden von den Wiener Delegierten und den Delegierten aus den nordböhmischen gemischtsprachigen Bezirken Klagen laut, daß die deutschen   Genossen nicht immer die nationale Gleichberechttgung zu wahren wissen, und daß sie den Fortschritt und die Entfaltung der tschechischen Organisationen hemmen. Die Klagen wurden dem Parteivorstande überwiesen, der sich hierüber mit dem deutschen   Parieivorstande ins Einvernehmen zu setzen hat. Für die Wahlen wurde die Parole ausgegeben:Gegen die schwarze Gefahr!" Bei den ersten Wahlen sind überall Kandidaten aufzustellen. Im übrigen wurde der Parteivorstand ermächttgt, die Stellung der Partei bei Stichwahlen zu regeln ent- sprechend den gegebenen Verhältnissen. Nach den Wahlen wird ein neuer Parteitag einberufen werden, der der Partei eine neue, dem neuen Wahlgesetze entsprechende Organisatton zu schaffen berufen ist._ Löo» Defuisscaux t Brüssel. 25. Dezember.(Eig. Bei.) Am Freitag ist hier nach langer Krankheit der ehemalige sozia- listische Abgeordnete Leon Defuisseaux im Alter von 65 Jahren gestorben. Die Geschichte der belgischen Arbeiterbewegung nennt ihn unter den Besten. Er war einer großbürgerlichen Demokraten- familie entsprossen, die im B o r i n a g e von altersher wegen ihrer arbeiterfreundlichen Haltung ein außerordentliches An- sehen genoß. Defuisseaux vollendete seine Rechtssttidien in Paris  , wo er auch eine Zeitlang Sekretär Jules Favres war. 1870 wurde er, nach seiner Rückkehr in die Heimat, in die Kammer gewählt, wo er alsbald in die aufreibenden Kämpfe mit den Klerikalen und Liberalen geriet. Nach 11 Jahren legte er, nach einem vergeblichen Versuch, eine Erweiterung des Wahlrechtes durch- zusetzen, sein Mandat mit der auffehenerregenden Erklärung nieder, daß daS allgemeine Wahlrecht binnen kurzem in der Kammer als Sieger einziehen werde. Als der Kampf um das allgemeine Wahl- recht gegen Ende der achtziger Jahre begann, war eine Flugschrist Defuisseaux', betitelt:Die Schande des ZenfuSshstemS" einer der ersten Trompetenstöße. Ein originelles Argument für die Wahlreform lieferte Defuisseaux, indem er vor den Wahlen für die konstituierende Versammlung seine Kandidatur im Wahlkreise Möns einer VolkSabstinunung unterwarf, die ihm 40 000 Stimmen brachte, wogegen die folgende legale Wahl nur einige Hundert auf seinen Namen ergab. Nach der Wahlreform von 1894 wurde Defuisseaux als sozialistischer Kandidat in den Wahlkreisen Lütttch und Möns gewählt. Er optierte für letzteren und vertrat ihn bis 1900, in welchem Jahre er eine neue Kandidatur ablehnte, weil er unter der Geltung des von ihm heftig bekämpften Proporttonal- systemS nicht Abgeordneter fein wollte. Seither lebte er zurück- gezogen vom öffentlichen Leben, doch in freundschaftlichen Beziehungen mit den Parteigenossen, insbesondere mit den Bergarbeitern des Borinage, die ihn ebenso verehrten wie seinen vor einigen Jahren verstorbenen Bruder Alfted. Heute wurde die Leiche Defuisseaux' von den Parteigenossen Brüssels und den Delegierten der Provinzorganisationen zum Süd- bahnhof geleitet, von wo sie nach Paris   übergeführt wurde, um dort nach dem letzten Willen des Verstorbenen verbrannt und auf dem Pöre Lachaise beigesetzt zu werden. An der Pariser Leichen» feier wird sich die ftanzösische sozialistische Partei beteiligen. Eingegangene Druckschriften. The Soclallett Annaul 1007"(Sozialistisches Jahrbuch für 1907), herausgegeben von Th. Rothstein, Verlag der.XX. Century Preß»- London  , 67 Seiten, 0,50 M. Jesus Christus   vom Standpunkte des Psychiaters. Von Dr. de Loostcn(Dr. Georg Lomcr). SM. Der schwarze Dod von Dr. M. Wittich. 64 Seiten. Darf das Rrichstagswahlrecht geändert werden? Dr. jur. Th. Frank. 84 Seiten. Verlag: Handelsdruckerei Bamberg.  _ Letzte J�achnchten und Dcpefchea Gemaßregelte Schiffsoffiziere. Hamburg  , 23. Dezember. W. T.-B. Nach einer Mitteilung des Vereins deutscher   Kapitäne und Offiziere der Handelsmarine sind bis gestern wegen Verweigerung der von hiesigen Reedereien verlangten Unterschrift des bekannten Reverses 71 Kapitäne und Offiziere gemaßregelt worden. Schweres Eisenbahnunglück in England. London  , 23. Dezember. W. T.-B. Ein Eisenbahn- zusammenstoß fand nahe Dundee   statt; 13 Personen sind ge» tötet._ Schneestürme in England. London  , 23. Dezember.  (W. T. B.) Andauernde schwere Schnee- stürme stören in allen Teilen des Landes den Verkehr; die Land­straßen und Schienenwege sind au vielen Orten unpassierbar; die Telegraphcndrähtc find zerrissen. Der Bahnverkehr zwischen England und Schottland   ist zerstört. Mehrere Todesfälle durch Erfrieren werden gemeldet; schwere Stürme wehen an der ganzen Küste. Un- Wetter ist schlimmer als seit vielen Jahren. Ein Förderer der Progrome. Odessa  , 28. Dezember. W. T.-B. Der Kommandierende der Truppen des Militärbezirks Odessa General Baron Kaulbars ist in einen andern Bezirk versetzt worden. Der Grund hierfür liegt, wie verlautet, in seinen engen Beziehungen zu dem Verbände des russischen Volkes und darin, daß er es nicht verstanden habe, den Ausstand der Hafenarbeiter zu verhindern. Leiantw. Redakteur: Hau  » Web», Berlin  . Inseratenteil verantw.i kt» Blicke, Berlin  . Druck wLerlo»: VarwärttBuchdr.u.Lerlagsaztjtelk UaulS'ngerLiCo.,BerlinSW. Hierzu 2 Beilagen«.UnftrhaltunaShlM