liefftfinfi. in den Vororten der Eingang der gröbere. In derselben Richtung bewegt sich die EntWickelung gegen daS Vorjahr. In Schöneberg ist die Auflieferung sogar noch etwas zurückgegangen. Aufgegeben wurden in Berlin 1 S9l 756, in Charlottenburg 51 809, in Schöncberg 21 475, in Rixdorf 17 687, in Wilmersdorf 7 046. in Lichtenberg 4 074. Der Eingang betrug in Berlin 861 259, Char- lottenburg 65 042, Schöneberg 46 005, Rixdorf 19 512, Wilmersdorf 13 672, Lichtenberg 4 443. In der Weihnachtszeit wurden bei den Ortspostanstalten in Berlin 13 872 Personen beschäftigt. Darunter waren 1520 Hülfsmannschaften aus dem Zivilstande und 381 auS dem aktiven Militärstande. Pferde wurden täglich 2246 verwendet. Die Neuanlagrn der B. E.'W. Die Direktion der Berliner ElektriAltätswerke A.-G. versendet jetzt an die Aktionäre die Vor- lagen über ihren neuen Vertrag mit der Stadt Berlin zu der am 3. Januar stattfindenden Generalversammlung. Die Gesellschaft bezeichnet darin die Zugeständnisse, die sie der Stadt gemacht hat, als nicht so schwerwiegend, wie sie von manchen Seiten hingestellt wurden. Sie erwartet aus den Erträgnissen der Neuanlagen trotz der kurzen �auer des nur bis 1915 laufenden Vertrages eine an. gemessene Verzinsung. Besonders zufrieden ist die Ver» waltung mit der von der Stadt neu übernommenen Verpflichtung zur Erwerbung der Anlagen unter Aufgabe ihres früheren Rechts. eventuell die Entfernung der Anlagen aus den städtischen Straßen zu fordern. Die Kosten der Neubauten waren aus 40 Millionen veranschlagt, diese Ziffer sei jedoch noch keine endgültige. Zum Schlüsse legten Direktion und Aufsichtsrat den Altionären die An» nähme des Vertrages„dringend ans Herz". Der WeihnachtSverkehr auf de« StaatSbahnen hat nicht mehr wie alles zu wünschen übrig gelassen. Im„Berliner Tageblatt" schildert ein Leser die geradezu skandalösen Zustände, die am ersten Weihnachtsfeiertage auf der Strecke Berlin - Stettin herrschten. Die Passagiere, die um 11 Uhr vormittags vom Stettmer Bahnhof nach Stettin und darüber hinaiuS fahren wollten, wurden zunächst in einen Vorzug förmlich gezwängt. Der fahrplanmäßige Zug war bis zur Abfahrt dieses Vorzuges durch Beamte gesperrt. Die Waggons des Vorzuges waren natürlich nicht geheizt. In Tantow, vier Stattonen vor Stettin , kam die WeihnachtSüberraschung. Hier erlitt die Maschine des Vorzuges Defekt. Der Zug wurde daher auf«in totes Geleilse gefahren. Hier blieb er liegen. lnS eine neue Maschine aus Stettin requiriert war. Das Waren wieder 40 Minuten in ungeheizten Waggons. Das AuS st eigen wurde nichtge stattet. Kurz nachdem der Vorzug auf das tote Geleise in Tantrav gelettet war, kam der fahrplanmäßige Elfuhr zu g aus Berlin , der. wie ausdrücklich hervorgehoben fei, nur sehr mäßig besetzt war. Mehrere Passagiere des Vorzuges wollten nun umsteigen, um den Anschluß in Stettin in der Richtung Pasetvalk nicht zu versäumen. Der Stationsvorsteher verhinderte dies aber mit der Begründung, er könne die Verantwortung nicht aus sich nehmen.(!) Kurz und gut, der Hauptzug ging ohne die Passagiere des Vorzuges ab. Als dann der Vorzug gegen �3 Uhr in Stettin eintraf, war der Anschlußsug in der Richtung nach Pasewalk längst über Bevg und Tal. Die Passagiere mußten zwei weitere Stunden auf den folgenden Zug warten. ES war also wirklich kein Borzug, mit diesem Vorzug zu fahren. In welcher Weise mit dem Grund und Boden gewuchert wird, dafür liefern folgend« Angaben einen kleinen Beitrag: So kostet das Wertheimfche Hau» an der Leipzigerftraße 33 Millionen; 18 Millionen geben davon auf Gvund und Boden. Die Aschinger» gefellschaft hat ihren Grundbesitz, wie seinerzeit gemeldet, auf den Gesamtwett von 21 Millionen erhöht. Man kann fast sagen, daß jeder Pflasterstein auf und um den Leipziger Platz herum eine Stange Gold wert ist. Jedes der großen Geschäftshäuser, die sich jetzt reihenweise in der Leipzigersttaße erheben, hat Millioncnwert. In der G«end deö Eptttelmarkte? beginnt das KonfektionSviertel, wo die Beherrscher der Mob« Haus an Haus wohnen. Ein gutes Grundstück ist auch hier unter einer Million Mark schwerlich zu haben; der Gevivrnneter de« Boden« in dieser Gegend, den man vor hundett Jahren«mf 3 M. berechnete, kostete 1860 etwa 150 bis 200 M.. 1896 das Siebenfache(1400 M.) und jetzt bedeutend mehr. DaS Dresselfche Warenhows Unter den Linden wurde vor zwei Jahren für 900 000 M. verkaust; vor etwa 60 Jahren hatte das nicht schr geräumige Haus nur etwa ein Fünftel davon gekostet. Zu den teuersten Grundstücken von Berlin gehören diejenigen, auf denen die großen Bicrpaläste der Friedrichstrahe stehen, von den Linden bis zur Leipzigerstraße. Dasjenige, auf welchem da» Kaisechotel, das Kaiser-Cafe und der Kaiserteller ftchen. wird auf 12 bis 15 Millionen geschätzt. Dipl« Zahlen reden eine eindringliche Sprache und zeigen. nmlchoi: Wucher heute mit dem Grund und Boden, der Gemeinbesitz MMlMU �trieben wird, Ein Opfer der Klassenjustiz. Der Mechaniker Paul Koschemann ist gestern auS dem Zuchthause in Sonnenburg entlassen worden. Am 16. April 1897 wurde Koschemann vom Schwurgericht de? Landgerichts Berlin I zu der furchtbaren Strafe von zehn Jahren und einem Monat Zuchthaus verurteilt. Da ihm einige Monate der langen Unter- suchungshaft auf die Strafe angerechnet worden sind, so war die Strafzeit gestern abgelaufen. Das Urteil gegen Koschemann hat seinerzeit berechtigtes Auf- sehen erregt. Jeder, dessen Denkweise nicht durch politisches Vor- .urteil und blinden Klassenhaß beeinflußt wird, empfand das Urteil als ein objektiv ungerechtes, nicht nur wegen der unglaublichen Härte, sondern vor allem deshalb, weil Koschemann auf Grund eines völlig unzureichenden Indizienbeweises zehn Jahre seines jungen Lebens hinter den Mauern des Zuchthauses verbringen sollte. Der Vorgang, der den damals 23jähttgeu Koschemann vor Gericht ftihrte, war folgender: Im Juni 1895 kam mit der Post aus Fürstenwalde eine an den Polizeioberst Krause adressierte Kiste in Berlin an. Aus dem Ber - liner Postamt entdeckte man, daß eine Flüssigkeit a»S der Kiste sickerte, man öffnete sie vorsichttg und der Inhalt stellte sich als ein« „Höllenmaschine" dar, die entweder beim Oeffnen oder aber durch die Wirkung eines Uhrwerks zur Explosion gelangt wäre Nach Jahr und Tag glaubte die Polizei in Koschemann. der ihr als Anarchist bekannt war und in einigen seiner Gesinnungsgenossen die Attentäter entdeckt zu haben, die durch An- fertigung und AMendung der„Höllenmaschine" einen Mordanschlag auf den Polizcioberst Krause geplant hätten. Koschemann und seine Mitangeklagten haben jede Beleiligung an dem Attentat und jede Kenntnis von demselben' ln Abrede gestellt. Auch in der sieben- tägigen Genchtsverhandlung ist nicht der geringste zwingende Beweis für Koichemanns Ickmld erbracht worden. Seine anarchistische Gesinnung und sein Verkehr in anarchistischen Kreisen war es. was den Verdacht seiner Täterschaft aufkommen ließ. Was an Be- Weismaterial gegen den Angeklagten zusamniengebracht wurde, daS war so unzulänglich, daß jeder, der die Dinge nicht durch die trübe Brille philisierhaster Anarchistcnfurcht betrachtete, sich erstaunt fragte: Wie könnt ein Gericht aus Grund eines solchen Beweis- Material« einen Angeklagten überhaupt verurteilen! An dem Tage, als die Höllenmaichine zur Post gegeben wurde. haben einige Personen in Fürstenwalde einen junge» Mann gesehen. der Aehnlichkeit mit Koschemann hatte. Bei einem Uhrmacher in Wusterhausen hatte jemand eine Weckeruhr getauft, eine Weckeruhr ist auch zur Herstellung der Höllenma'chine benutzt wcksden. Ob eS dieselbe oder auch nur dasselbe Fabrikat war wie die in Wuster- hausen verkaufte, ob Koschemann der Käufer war. das ist nicht fest- gestellt worden und doch genügten diese Indizien den Geschworenen aus bürgerlichen Kreisen. Koschemann schuldig zu sprechen.'Jedoch konnten sie ihn nicht als Täter verurteilen, nur der Beihülfe zum Mordversuch fanden ihn die Geschworenen schuldig und daneben noch der Beihülfe zum Verbrechen gegen das Sprengstoffgesetz. Der Spruch der Geschworenen läßt sich nur so erklären, daß sie, befangen in blasser Furcht vor dem anarchistischen Gespenst, den Attentatsversuch für ein anarchistisches Werk hielten-> obgleich keine Beweise dafür erbracht sind— und daß sie an Koschemann, wenn sie ihn auch nicht als Täter schuldig sprechen konnten, ein Exempel statuieren wollten, wessen sich ein Anarchist, der ja nach Philister- hafter Anschauung immer eines Attentats fähig ist. zu versehen bat, wenn er der bürgerlichen Justiz in die Hände fällt. Das Werk, welches die Geschworenen mit ihrem höchst anfechtbaren Schuldigspruch begonnen hatten, krönten die gelehrten Richter, indem sie die furchtbare Strafe von zehn Jahren mid einem Monat Zucht- haus über Koschemann verhängten. Das Reichsgericht hat die Revision des Verurteilten verworfen. Er hat, während er im Zuchthause saß, mehrmals den Versuch gemacht, em Wiederaufnahmeverfahren durchzusetzen. Aber alles war vergebens.' Die zehn Jahre, welche Koschemann hinter den Mauern des Zuchthauses zubringen mußte, sind nun vorüber. Ein nach Ansicht aller gerecht denkenden Menschen von der Klassenjustiz zwar in gutem Glauben aber doch ungerecht verhängtes Urteil ist bis zum letzten Rest vollstreckt warben. Koschemann tritt nun wieder zurück in die „Freiheit". In welcher körperlichen und geistigen Verfassung, das wird man sich nach den bekannten Wirkungen, welche eine lange Zuchthausstrafe selbst auf den kräftigste» Menschen ausübt, vorstellen tonnen. Die Freunde undGesinnungsgenossenKoschelnanns veranstalten eine Sammlung, deren Ertrag ihm helfen soll, die Folge» der Strafzeit zu überwinden und sich eine Existenz zu schaffen. Hoffen wir, daß diese Bemühungen von Erfolg gekrönt werden. Dem Opfer verblendeter Klassenvorurteile gegenüber haben die Gegensätze, welche durch politische Parteistcllung bedingt sind, in den Hintergrund zu tteten. Hier hat nur das Gefühl reiner Mensch- lichkeit zu sprechen, und da �ilt es, einem Mitmenschen, der durch den Fehlspruch eines bürgerlichen Gerichts niedergetreten ist, wieder aufzuhelfen und die Folgen eines ungerechten Urteils nach Möglich- keit wieder gutzumachen.__ Zahlreichen Besuch wiesen am Sonntag die Eisbahnen auf. Die Rieseneisbahn des Müggelsees wurde allein von zirka 10 000 Personen besucht, und die nach Friedrichshagen fahrenden Vorort- züge waren vom frühen Nachmittag an bis auf den letzten Platz besetzt. Ein ebenso lebhafter Verkehr entwickelte sich auf der Eis- bahn des Wannsees, der Havel , des Tegeler -, Plützensees usw.— Auf dem Müggelsee fand am Sonnabend die amtliche Abnahme der Segelschlitten statt, die mietsweise an das Publikum abgegeben werden. Die Untersuchung beschränkte sich nicht nur auf den Zustand der Schlitten, sondern die Schlittenfahrer mußten auch Probefahrten unternehmen, um ihre Fähigkeiten in der Führung der„Blitzsegler" zu beweisen. Am Sonntag wurden von den Schlitten bereits zahlreiche in Gebrauch genommen. Auf dem Tegeler See ist ein besonderer Eis-Sanitätsdienst eingerichtet. Verschiedene Unglücksfälle, die im vorigen und in den früheren Jahren vorgekommen sind, haben Veranlassung dazu gegeben, daß in einzelnen, an dem Gewässer liegenden Gastwirtschaften Rettungs- schlitten zur Aufstellung gelangten, die mit allem erforderlichen Rettungsmaterial ausgerüstet sind. Mitglieder der freiwilligen Sanitätskolonne übernehmen den Ueberwachungsdienst und halten sich zu diesem Zwecke ständig an verschiedenen Punkten der Bahn auf. Sie hatten am Sonntag mehrfach Gelegenheit, helfend ein- zugreifen und konnten ihre Unterstützung auch einem 12jährigen Knaben angedeihcn lassen, der gefallen war und sich den rechten Unterschenkel gebrochen hatte. Erweiterung de« SttaßenbahnnetzeS. Um dem Bedürfnis einer Verbindung der in starker Entwickelung befindlichen Vororte Steglitz und Fnedenau nach den südlichen Stadtteilen Berlins gerecht zu werden, wird von heute ab jeder zweite Wagen der Sttaßenbahn- Linie II(Rixdorf-Schöneberg) durch die Haupt-, Friedenauer - und Rheinstraße bis Steglitz -Schloßpark durchgeführt werden, und zwar im Anschlußbetriebe zwischen der Südlichen und Westlichen Berliner Vorortsbahn. Diese verlängerte Linie erhält die Bezeichnung V.— Ebenfalls von heute ab wird die Linie 23(Gesundbrunnen-Schöne- berg über Moabit ) nicht mehr nach dem Militärbahnhof, sondern von der Kolonnenstraße durch die Sedan -, Leulhen- und Gothenstratze bis zur Toraouerstraße geführt werden. Die geänderte Linienführung beabsichtigt die Erschließung des südlich der Kolonnnenstraße gelegenen Teils von Schöneberg . 420 Zentner wiegt der Bismarck-Sarkophag. den der Kaiser von Professor BcgaS hat herstellen lassen und der in der Denlmalsluche des Berliner Domes seinen Platz erhalten hat. Der Schneefall der letzten Tage hat manchem Arbeitslosen Gelegenheit zu Verdienst gegeben, well von der städtischen Straßen- reinigung zahlreiche Hülfskräste zur Beseitigung des Schnees ein- I gestellt werden mußten. Wir haben schon darauf hingewiesen, daß ver Lohn von 2,30 M.. der gezahlt wird ein sehr niedr'gcr sei, allein die Arbeitslosen haben außerdem noch mit anderen Schwierig- leiten zu känipfen. Die Berivaltung der städtischen Straßen- reinigung zahlt erst alle fünf Tage aus. In den Wärmehallen sitzen so viel Arbeitslustige beisammen, die gern die Gelegenheit zum Geldverdienon ergriffen hätten. Die meisten sind aber zu eiittväftigt, um fünf Tage ohne Lohn arbeiten zu können. Einige, die es docii versuchten, waren am Abend unfähig, weiter zu arbeiten, während die Laute, die sich bei der Straßenibahngesellschaft gemeldet hatten ihren Dienst weiter versehen konnten, da letztere täglich auszahlt. Vielleicht nimmt sich unsere städtische Verwaltung unsere Nachbarstadt Sharlottenburg zum Vorbild, die täglich auAzechlt und nicht 2,80, fondern 3,20 M. pro Tag. Anmeldung von Ferngesprächen. Um die Anmeldung von Ferngesprächen zu erleichtern, ist bekanntlich Fugelassen worden, daß Gespräche, die täglich oder werktäglich zu bestimmten Tageszeiten mit denselben Teilnehmern in anderen Orten stattfinden, ein für allenial angemeldet werden dürfen. Der Antrag ist im Berliner Bezirk an das Haupt-Fernsprechamt in der Französischeli Straße zu richten. Gespräche» dieser Art steht ein Vorrang bei der Herstellung der Verbindungen gegenüber anderen Gesprächen gleicher"Gattung, die vor der angegebenen Zeit angemeldet werden, nicht zu. Es kann auch auf die Herstellung der Verbindungen zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht gerechnet werden. Die Gespräche können entweder ein für alle mal als getvöhnliche oder ein für allemal als dringend angemeldet werden. Wünscht der anmeldende Teilnehmer ausnahn'Saveise statt des gewöhnlichen Gesprächs ein dringendes oder statt des dringenden ein gewöhnliches Gespräch zu führen, so ist dies an dem betreffenden Tage dem Amte besonders mitzuteilen. Note Karten. Die Beamten und die Arbeiter, die selbständig" mit der Ausführung von Arbeiten im Fernsprechnetz betraut werden, sind mit einer Ausweiskarte versehen, um auf Verlangen der Hausbesitzer oder der Inhaber von Fernsprechstellen oder sonstiger berechtigter Personen sich jederzeit über ihre Persönlicksteit ausweisen zu können. Die vor dem 1. Januar 1907 ausgegebenen Karten von hellblauer Farbe verlieren am Schlüsse des alten Jahres ihre Gültigkeit. An deren Stelle treten im Lber-Postdirektions- bezirk Berlin rote Karten für 1907. Die Hausbesitzer, deren Stell- Vertreter usw. werden ersucht, den Beauftragten der Post den Zu- tritt zu den Keller- und Bodenräumen usw. künftig nur dann zu gestatten, wenn dieselben entweder selbst im Besitze einer roten Karte sich befinden oder als Begleiter von Personen enscheinen, die mit solchen Karten ausgerüstet sind. Ein Kaffkehanskrach scheint die Folge der massenhaften Neu- eröffnungen von Kaffeehäusern isu sein. Eines der größten CaföS der Friedrichstadt , das erst vor einem Jahre eröffnet, ein gleichfalls noch nicht lange bestehendes Cafs im Königsviertel, sowie fünf kleinere Lokale haben schlechten Geschäftsganges wegen ihre Pfonen schließen müssen. Eine Snzahl anderer Kaffeehäuser hat sich ge- nötigt gesehen, einen Teil der Räumlichkeiten abzugeben, das Personal zu verkleinem und die Preise zu erhöhen, um wenigste«! vorläufig vor dem gleichen Schicksal bewahrt zu bleiben. Einen tragischen Abschluß hat wieder einmal eine junge Ehe gefunden. Vor drei Wochen schloß das B.sche Ehepaar, das aur Markgrafendamm 30 wohnte, den Bund fürs Leben. B. war bei dem Proviantamt als Beamter tätig und seine Frau, die erst im 23. Lebensjahre stand, war früher Schauspielerin. Sie liebte ein freies Leben und wollte anfangs nichts von den Fesseln der Ehe wissen. Schließlich aber willigte sie doch ein und vor drei Wochen fand die Hochzeit statt. Die Ehe sollte ein schnelles und tragische» Ende finden. Als B. am Sonnabend vom Dienist heimkehrte und die Korridortür aufschloß, ertönte plötzlich ein Schuß. Erschrocken eilte der junge Ehemann nach dem Wohnzimmer. Er kam aber bereits zu spät. Auf der Chaiselongue ruhte seine Frau als Leiche. Ter Revolver, der auf dem Fußboden lag, rauchte noch. Völlig niedergeschmettert stand der unglückliche Mann an der Leiche der Angebeteten. Frau B. hatte sich durch einen wohlgezielten Schuß in die Schläfe getötet. Und was war die Ursache zu der Unglück- seligen Tat? Der Ehemann hatte nicht die geringste Veranlassung dazu gegeben. Jeden Wunsch, den die Frau aussprach, erfüllte er sofort. In einem Briefe, den die Lebensmüde kurz vor der Tat ge» schrieben, nimmt sie Abschied von ihrem Manne und bittet ihn um Verzeihung. Angeblich soll B. einem Herrn, für den die junge Frau großes Interesse zeigte, den Zutritt zur Wohnung verboten babem Vielleicht ist hierin der Schlüssel zum Motiv zu suchen. Äm Tage vor ihrem Selbstmord war Frau B. bei der Geburtstags - feier ihrer Schwester die lustigste von allen gewesen, Bier schwere Unfälle auf der Eisbahn haben sich am Sonntag zugetragen. Auf der künstlichen Eisbahn an der Müllerftraße stürzte der 13jährige Schüler Hugo Sieffert, Böttcherstr. 8, ,so unglücklich beim Schlittschuhlaufen, daß er sich einen Bruch des rechten Unterschenkels zuzog,. Der 30 Jahre alte Arbeiter Otto Kaliske, Putbuferstr. 40, brach sich den rechten Fuß Der Arbeitsbursche Willi Achmer zog sich beim Sturz auf der Eisbahn ebenfalls einen Schenkelbruch zu. Außerdem wurde die Lljährige Arbeiterin Luise Gabler, Wolgasterstr. 4. schwerverletzt von der Eisbahn getragen. Eingebrochen wurde in der Nacht vom Sonntag zum Montag in der Langestr. 90 belegenen Gastwirtschaft von Zange. Es wurden Kleidungsstücke, Nahrungsmittel. Billardbälle und Gelb entwendet.— In der PeterÄmrgerstr. 37 war in der dortigen Pfandleihe von Garkisch ein bedeutender Vorrat von Herren- und Tamenstiefeln aufgespeichert. Eine Einbrechechande. die in die Pfandleihe eindrang, packte die Stiefel in Säcken ein und entfernte sich ungehindert mit der schweren Beute. Der Schaden, den&, erlitten, beträgt mehr als oOO M. Ein Opfer der Glätte wurde gestern abend der Portier Gustav Reimer aus der Chausseestr. 2c. Als R. von einem Spaziergange heimkehrte, stürzte er infolge der Glätte auf dem Bürgersteig nieder und erlitt einen komplizierten Schenkelbruch. Der Verunglückte fand im Krankenhaus Moabit Aufnahme. Durch ein Automobil vom Bürgersteig herabgerissen und schwer verletzt wurde die 11jährige Tochter deS Postschaffners Trojahle aus der Jnvalidenstr. 150. Die Kleine wollte den'Fahrdamm am Pappelplatz überschreiten, als ein Privatautomobil in üb'ermäßig schneller Fahrt herangesaust kam. Das Mädchen blieb auf dem Bürgersteig an der Bordschwelle stehen, um den Kraftwagen vorbei- fahren zu lassen, der so dicht an den Bürgersteig heranlcnkte, daß die kleine T. von dem Schmutzfänger des Gefährts erfaßt uns niedergeschleudert wurde. Sie erlitt schwere Verletzungen am Kopfe und hat auch innerlichen Schaden genommen. Die Insassen des Automobils nahmen sich des verunglückten Kindes an und brachten es nach der elterlichen Wohnung. Gebrüder Herrnfeld-Theater.. Lange Jahre haben die Ge» brüder Herrnfeld am Alexanderplatz gewirkt in dem vormaligen Kaufmanns Variete. Im vorigen Jahre mußten sie weichen und so entschlossen sie sich, ein eigenes Heim zu schaffen. Dieses eigene Heim ist fertiggestellt und am 1. Feiertag zum ersten Mal in Be» Nutzung genommen worden. Das neue Theater umfaßt die Grund- stücke Kommandantenstr. 57 und geht bis zur Stallschreiberstrage durch, hier die Grundstücke 42, 43 und 44 beanspruchend. Das neue Herrnfeld-Theater erhebt sich an der Stätte, wo einst die Ressource, ein altes Berliner Tanz- und Versammlungslokal, stand. DaS neue Heim der spezifisch Herrnfeldschen Muse ist sehr elegant und zweck- mäßig. Von der Kommandantenstr. 57 her über den Vorhof gelangt man zuerst in den Ehvenhof, der unter einer Kuppel liegt, durch deren bunte Fenster daS Tageslicht dringt. Dann fällt ver Blick auf die Doppeltreppe, die sich wie zwei mächtige Flügel nach dem Rang erhebt. Schon hier empfindet eS jeder angenehm, daß an Rani» nicht gespart wurde, und dieser Eindruck verstärkt sich in den unteren und oberen Foyers, die sich teilweife wie Säle öffnen, und die sich um einen Lichtihof lagern, den jetzt große Ausziehfenfter abschließen, und der im Sommer ein erfrischender Aufenthalt sein wird. In der Höhe des Ranges krönt den Hof eine Pergola und auf dem Podest der Doppeltveppe konzertiert in der Pause eine Kapelle. Der Zuschauerraum, weiß und weinrot. hat Platz für 800 Personen. Der Baumeister Walter Henischel legte großen Wert aus die Uebersichtlichkeit. Der quadratische Saal, dessen Aus- Messungen 20x20 Meter betragen, ist bis in den letzten Winkel zu überblicken. Säulenpaare schließen die großen Orchesterlagen ein. Karyatiden recken sich zwischen den acht oberhalb des Ranges belegenen„Separatlogen, die je nur für zwei Personen bestimmt sind, zu dem in den Formen der italienischen Renaissance gehaltenen und mit einem Deckengemälde geschmückten Plafond empor. Der Rang, der ohne jede stützende Konstruktion angelegt ist, enthält im Hintergrund noch eine Reihe geräumiger Logen. DaS uiitertjalb der Bühne gelegene Orchester bietet 26 Musikern Raum. Die Bühne selbst, die durch einen mit Jdealgestalten bemalten Vorhang abge- schlössen wird, hat bei einer Breite von 20 Metern und einer Tiefe von 10 Metern eine Höhe von ettoa 25 Metern und ist mit allen Errungenschaften der modernen Technik, mit den verschiedensten elektrischen Beleuchtungsefsekten, mit Schnürboden, Versenkungen. Regenvorrichtungen usw. ausgestattet. Jede erdenkliche Sicherheit bei etwaiger Feuersgofahr ist vorhanden. Aus dem alten Theater ist auch die dreiaktige Komödie „Familientag im Hause Prellstein" mit herüber» genommen, die mit einigen neuen Einlagen echt Herrnfeldschen Schlages versehen, ihre Wirkung auf die Lachmuskeln des Publikums nicht verfehlt. Im Berliner Aquarium sind mit einer von Helgoland ein- getroffenen Sendung wordeuropäischer Meeresfische eine Anzahl Exemplare einer Spezies aingekkmimen, die nicht nur durch ihre barocke Gestalt, ihren merkwürdig breiten, weittnäuligen Kopf und keulenförmigen, mit.Hautknoche», Höckern und Stacheln bewehrten Körper, sondern auch durch ihr buntes, wechselvolles Farbenkleid auffällt. Das letztere erregt gerade zur Winterszeit, in welcher diese nordischen, der Familie der Panzerwangen cmgehörigen Fische zur Fortpflanzung schreiten, unser Interesse, denn dann prunkt das Männchen im„Hochzeitskleid" in den prächtigsten, tropisch zu nennenden Farbentönen von Blau , Grün, Braun, Rot uind Gelb, unterbrochen von runden milchweißen Flocken. Da diese Fische mittels ihrer Stacheln den Fischern usw. sehr gefürchtete Wunden beibringen können, und der Stich von jeher vielfach für giftig gehalten wurde, erklärt sich leicht der ihn«, beigelegte Name.Seeskorpione". Auch die Adria lieferte durch die Station Rovigno ein Mitglied der ge- nannten Fischfamilie hierher, eine Art Seeschwalbe oder Knurv» Hahn, die sich zwar auch durch farbenprächtiges Gewand, mehr aber durch biegsame gegliederte Anhänge vor den muskulösen, beim Schwimmen wie Flügel abwechselnd entfalteten und zusammen- gelegten Brustflossen auszeichnet. Orgelkonzert. Mittwoch, den 2. Januar, abends?>/, bis 8'/, Uhr, veranstaltet der königl. Musikdiresior Beruh. Jrrgang in» der St. Marien- Kirche(Neuer Markt) das nächste Orgel»
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