Für st enempfange RePräs entionS-,, Pflichten" aufgeladen werden müßten, deren Erfüllung er dann ab- lehnen würde. Freisinnsmänner, die in solchen Fällen mit bekannter„Würde" den„freien Bürger" zu mimen verstehen, dürfen es zu diesem Ensetzlichcn nicht konimen lassen.— Nachdem die Versammlung sich nun konstituiert hatte, ging sie an die Erledigung der laufenden Geschäfte und trat in die Erledigung der ihr zugegangenen Vorlagen ein. Unter ihnen war die Vorlage betreffend die Nachbewilligung von Mitteln für die Säuglingsfürsorgcstellen. Von der sozialdemokratischen Fraktion wurde dieser Antrag des Magistrats mit Freude begrüßt, das verstand sich von selber. Genosse Wehl zeigte, wie sehr die von der Stadt Berlin begonnene Säuglingsfürsorge noch der Erweiterung und Ver- besserung bedarf und wie notwendig es ist, hier mit noch viel freigebigerer Hand zu spenden. An seine Ausführungen knüpfte sich eine längere Debatte, doch wurde gegen den Antrag des Magisttats von keiner Seite Widerspruch erhoben. Wir sind neugierig, ob das Wohlwollen, das man im Rathause den Säuglingsfürsorgestellen zunächst noch entgegenbringt lange andauern wird. Es ist klar, daß diese Einrichtung nicht in dem bisherigen Anfangsstadium bleiben kann. Wenn an die Gemeindebehörden erst die Forderung herantteten wird. zu ihrer zweckmäßigen Ausgestaltung bedeutende Mittel zu bewilligen, dann wird die freisinnige Mehrheit sich wieder auf die Pflichten des„sparsamen Hausvaters" besinnen und den Stadtsäckel zuhalten._ Die Wirkungen deS am Mittwoch plötzlich eingetretenen Tau wetterS machten sich am Abend in recht unangenehmer Weise bei der GaSbenutzung bemerkbar. Fast überall, wo Gas für Be leuchtungs- und gewerbliche Zwecke gebraucht wird, war der Gas druck derartig verringert, daß er nicht genügte, und waren Ge schäftsleute dielfach gezwungen, zur Beleuchtung ihrer Läden wieder auf die Petroleumlampe zurückzugreifen. Von allen Seiten wurden die städtische und englische Gasanstalt angerufen, deren Arbeiter bis in die Nacht hinein tätig waren, um die Ursache der Be leuchtungskalamität zu beseitigen. Sie bestand in den meisten Fällen in Wasseransammlungen in den Leitungsrohren, die durch den Witterungsumschlag herbeigeführt worden ist. Die Eisflächen der öffentlichen Gewässer sind durch das scharfe Tauwetter und die mehrfachen Regenfälle teilweise morsch ge- worden, so daß das Betreten bis dahin sicherer Eisflächen nicht un- gefährlich erscheint. Es sind denn auch am Mittwoch tatsächlich mehrere Unglücksfälle zu verzeichnen gewesen. So ist auf dem Kietzer Spreekanal bei Köpenick ein neunjähriger Knabe ein- gebrochen, konnte jedoch, ohne Schaden genommen zu haben, gerettet werden. Einen ernsteren Verlauf nahm ein Unglücksfall, der sich auf dem Teufelssee an den Müggelbergcn ereignete. Dort gerieten ein Herr und eine Dame auf eine morsche Eisstelle und brachen ein. Ein Schlittschuhläufer, der den Verunglückten Hülfe bringen wollte, brach ebenfalls ein und vermochte sich nur dadurch vor der Gefahr des Ertrinkens zu retten, daß er sich arf dem Eisrand anklammerte. Der Unglücksfall war von dem Personal des Restaw rants Teufelssee beobachtet worden. Den Leuten gelang es unter Anwendung von Laufplanken, an die Unglücksstelle heranzukommen und die drei Personen den kühlen Fluten zu entreißen. Die beiden erst Verunglückten waren jedoch schon bällig erstarrt und be> sinnungSloS und konnten erst nach längeren Bemühungen in daS Leben zurückgerufen werden. Ein Opfer des Tauwetters wurde gestern morgen der 36jährige Straßenbahnführer Karl Lauschwitz aus der Drontheimerstratze 16. L. hatte sich auf dem Wege nach dem Straßenbahnhof in Reinicken darf befunden, und beim Passieren der Residenzstraße glitt er auf dem schlüpfrigen Pflaster aus. Der Bedauernswerte brach bei dem Hturze beide Unterschenkel und mußte längere Zeit in hülflosem Zustande liegen bleiben, bis er schließlich durch mehrere Kollegen aufgefunden und ins Lazaruskrankcnhaus gebracht wurde. Bei einem Straßenbahnunfall den Tod gefunden hat in der gestrigen Nacht der Rentier Below. B. war in Pankow gewesen und hatte auf der Rückfahrt einen Straßenbahnwagen benutzt. In der Berlinerstraße sprang er während der Fahrt von dem Waggon herab, kam auf dem schlüpfrigen Fahrdamm zu Fall und stürzte zu Boden. Besinnungslos blieb er neben den Gleisen liegen. Der Un- fall war weder von dem Schaffner noch von einem der Fahrgäste beobachtet worden. B. wurde später von einem Milchausträger ge- funden und nach der Sanitätswache gebracht. Er starb jedvch dort ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Alle Jahre zum Ncujahrstage kommen Halloren nach Berlin , um einer alten— oder besser veralteten— Sitte gemäß dem Kaiser ihre Neujahrswünsche und auch Gaben darzubringen. Die Gaben bestehen in Würsten und Eierm Die Gelegenheit, daß Leute aus dem Arbeiterstande dem Kaiser Glückwünsche darbringen, bietet sich nicht so oft i wenn sie sich aber bietet, kann man sicher sein, daß die bürgerliche Presse, vor allem voran der„Berliner Lokalanzeiger die Gelegenheit benutzt, um in der byzantinischsten Weste der staunenden Mitlvelt darüber zu berichten. Da erfährt man denn ganz genau, wie viele Würste und wie viel Eier die Gratulanten mitgebracht haben und in welcher leutseligen Weise sie empfangen wurden. Man lese nur: „Der Kaiser hörte aufmerksam dem Sprecher zu und er- kundigte sich dann nach dessen Familienverhältnissen. Mit der Hand wies der Monarch über die Tafel weg, dahin, wo Prinz August Wilhelm mit seiner jugendlichen Braut saß und sagte: „Da sitzt das neue Brautpaar!" Er erinnerte dabei an einen Vor- gang, der sich vor drei Jahren bei Gelegenheit des Kaiser - nianovers in Halle abgespielt hatte. Beim Empfange deS Kaisers waren auch zwei„Hallorenbrautpaare" zugegen ge- Wesen. Der Kaiser, dem die schmucken Leutchen aufgefallen waren, erkundigte sich nach dem weiteren Geschick dieser beiden Paare. Bon dem«inen konnte Morttz melden, daß es in- zwischen in den Stand der Ehe getreten und auch bereit« Nach- wuchs erhalten habe, bezüglich des zweiten Paares aber zögerte er mit der Antwort. Der Kaiser, dem die Verlegenheit des Sprechers ausfiel, warf belustigt die Bemerkung dazwischen:„Die waren wohl nur für den einen Tag als Brautleute zusammen- getan?" und sichtlich erleichtert platzt« der biedere Hallore heraus:„Sin freilich, Majestät, wir hatten doch gerade nur ein richtiges Brautpaar." In- zwischen hatten die beiden Begleiter dem Kaiser die Geschenke der Brüderschaft, je einen Teller mit vier Würsten und einen Teller mit Eiern, überreicht. Dann trat man an den Platz der Kaiserin, um ihr die gleichen Gaben darzubringen. Der Kaiser wie auch die Kaiserin suchten fich je eine der Würste aus, eine dritte Wurst wurde in Scheiben geschnitten und von der Dienerschaft herum- gereicht. Dann trat die Deputation zur Gratulatton an jeden einzelnen heran und legte einen Abdruck des Glückwunschgcdichtes auf den Platz. Hierauf begab sie sich wieder zum Monarchen, um sich für die Ehre de« Empfanges ehrsurchtvoll zu bedanken. Dabei ist es üblich, daß der Kaiser die Deputation für den nächsten Tag zur Privat- audienz zu befehlen pflegt. Da der Kaiser, der in sehr lebhafter Unterhaltung war. es diesmal zu unterlassen schien, half Moritz mit der Frage nach, ob Majestät nicht der Deputation die Ehre eines nochmaligen Empfanges erweisen werde.„Gewiß," ant- wartete der Kaiser,„ich sag's euch noch" und verabschiedete sich herzlich von den Halloren, die später der Galavorstellung in, Schauspielhause betwohnten. E« waren ihnen Plätze im zweiten Rang angewiesen worden. wo sie tn ihren blauen und roten Röcken allgemein auffielen. Gestern gegen Mittag begab sich die Deputation in da« „Hotel Bristol zum König von Württemberg, dann ging es in das Schloß. Hwr wurden der Kaiserin und der Prinzessin Viktoria Luise die Gaben überreicht, der Kaiserin eine große Schlackwurst und eine in Stanniol gehüllte Gänseleberwurst, der Prinzessin eine kleine Schlackwurst. Vom Schloß ging es nach dem Tempelhofer Ufer zum Fürsten Wilhelm von Hohenzollern , dann nach Schloß Bellevue, wo Prinz Eitel-Friednch residiert. später zum Prinzen Karl von Hohenzollern und endlich zum Oberbürgermeister Kirschner nach Moabit . ES ist in diesem Jahre das erste Mal, daß auch der Berliner Oberbürgermeister von den Halloren Gaben erhält. Der Besuch bei ihm erfolgte auf ausdrücklichen Wunsch des� Bürgermeisters Dr. Riefe in Halle, der des Oberbürgermeisters Schwiegersohn ist. Heute wird sich die Deputation nach Potsdam , bezw. Glienicke begeben." In dem Bericht ist nicht einmal vergessen zu erwähnen, daß von dem Schock Eiern, die die Gratulanten mitbrachten, nur 36 auf den Teller gingen. Sicherlich sehr wichtige Fragen, die die Oeffentlichkeit sehr interessieren. Es ist nur schlimm, daß es noch so viele Leute gibt, und zu denen gehören leider noch viele Arbeiter, die dieses seichte Zeug sich Tag für Tag vorsetzen lassen und nicht vom Unwohlsein befallen werden. Wiederum wird eine Störung im llntcrleitungsbettiebe gemeldet. Nachdem der Unterleitungsbetrieb der Straßenbahn über den Opern platz mit Beginn des gestrigen Frühverkehrs aufgenommen war, hat er jetzt abermals eine größere Störung erfahren. Infolge Kurz schlusses find vermutlich die Kabel beschädigt worden, so daß gestern um 8� morgens der Betrieb abermals eingestellt werden mußte. Die Wagen der über den Opernplatz führenden Linien fahren in der Richtung nach dem Norden bis zum Schinkelplatz, in der Richtung nach dem Süden bis zum Kastanienwäldchen und legen dort um. Die Störung dürste voraussichtlich baldigst gehoben werden. Zu der Störung des Unterleitnngsvetriebes der Slraßenbahn schreibt der„Täglichen Rundschau" ein Mitarbeiter, der Ingenieur ist, folgendes:„Derartige Störungen des Betriebes bieler Linien an einer Stelle könnte die Straßenbahngesellschaft vermeiden, wenn sie, entsprechend dem Schneefall, in die Unterleitungskanäle Viehsalz streuen ließe. Das Schnwlzen und Abziehen des Schnees würde dann nicht so plötzlich eintreten, wie es nun bei Beginn des Tauwetters der Fall war. Auch wäre es auf einer so kurzen Strecke, wie an, Opernhaus, möglich gewesen, die Gleise in ihrer ganzen Breite Mittwoch früh schneefrei zu machen, so daß nicht noch immer neue Massen Schiree» wasser in die Leitungskanäle liefen. Wenn nun aber einmal den, Publikum das Vergnügen des Umsteigens gemacht werden soll, wie darf dann die Straßenbahn verlangen, daß jeder Fahrgast die Fahrt doppelt bezahlt? Nachdem wir. mit der Linie 64 von der Schönhauser Allee kommend, hinter dem Platz am Opernhaus einen neuen Wagen der Linie 64 bestiegen hatten, der uns zum PotSdamerplatz führte, mußten wir einen neuen Fahrschein lösen. Warum haben die Schaffner nicht für solche Fälle irgend ein Zeichen, z. B. zwei Löcher an einer Stelle des Fahricheins dicht nebenein- ander? Warum ist auf den Scheinen(die doch zu Anzeigen Platz frei hoben) nicht ein 17 vorgedruckt, das in solchen Fällen deS Um steigens gelocht werden kann?" In seinem Berufe verunglückt ist gestern mittag ein Rollkutscher der Firma Paul Schur. Er hielt vor dem Hauie Lindenstraße 69 und wollte mit seinem Wagen ein Stück vorrücken. Dabei wurde der Mann von der Deichselstange so schwer vor den Leib gestoßen, daß er erhebliche innere Verletzungen erlitt und nach dem Kranken hause geschafft werden mußte. Mehrstündige Betriebsstörung auf der Hochbahn . Anscheinend durch Kurzschluß tn der Stromleitung eittstand gestern abend 6 Uhr auf der Hochbahn zwischen den Stationen Hallesches Tor und Bülowftraße eine Betriebsstörung, die erst nach mehreren Stunden behoben werden konnte. Während dieser Zeit war der ge esamte Verkehr auf dieser Strecke lahmgelegt. Mehrere iüge blieben unterwegs stecken, weshalb sich die P a s s a- giere zu Fuß nach den nächstgelegenen Bahnhöfen be- geben mußten. Schon in den Nachmirtagsstunde» kam es wiederhol, vor, daß die Züge plötzlich stromlos wurde», doch erholte sich der Sttom immer wieder, bis er um 6 Uhr völlig versagte. Trotzdem sofort die Strecke einer eingehenden Besichtigung und Untersuchung unterzogen wurde, dauerte es doch mehrere Stunden, bevor die Ursache der Störung gefunden war. Es scheint, wie bereits erwähnt, Kurzschlaß vorzuliegen. An Fleischvergiftung gestorben. Böse Folgen hatte ein Fleisch- ericht, das am WeihnachtStage in der Familie des Arbeiters Schröder in der Naunynstratze 87 auf den Tisch kam. Der zum Besuch hier weilende achtzehnjährige Schwager Schröders, August Fehling aus Ribnitz i. M., ist vorgestern an Fleischgift gestorben, und das Schrödersche Ehepaar mußte nach dem Urbankrankcnhause übergeführt werden, wo es bedenklich daniederliegt. Die„Berl. Volkszeitg." erfährt über die Angelegenheit noch folgende Einzel- Heiken: Zum 2. Festtage besorgte Frau Schröder Fleisch aus einer Markthalle. Bald nach dem Genüsse verspürte der junge Fehling Beschwerden, denen er aber keine Bedeutung beilegte. Man ging abends gemeinschaftlich nach einem Restaurant. Der Zustand des Kranken verschlimmerte sich aber in den folgenden Tagen erheblich. Es trat starkes Erbrechen und Atemnot ein. Daneben schien eine Trübung deS Augenlichte» vorzuliegen. Da sich auch bei dem Schröderschen Ehepaare seit Sonntag ähnliche Erschoinungen zeigten, wurde ein Privat- und ein Kassenarzt zu Rate gezogen. Der eine von ihnen stellte bei dem jungen Fehling die Diagnose auf Diphtherie, während der andere eine Vergiftung konstatierte. Gestern verstarb Fehling. Vor seinem Tode hatte er Schaum vor dem Munde, klagte aber sonst nicht über Schmerzen. Da die Schröderschen Eheleute ähnliche Krankheitssymptome zeigten, wurden sie nach dem Krankenhausc geschafft. Die polizeiliche Untersuchung ist eingeleitet worden. Mit einem großen Verlust hat daS alte Jahr für einen Boten der Berliner Paletfahrt geendet. Derselbe verlor am 31. Dezember vormittags in einem Haufe der Großbceren-, Königgrätzerftraße oder am Hafenplatz eine», Hunderrmarkschein. Der ehrliche Finder tvird gebeten, denselben gegen eine Belohnung von 10 M. im Bureau, 'PolSdamerstr. 113 abzugeben. DaS Slpollstheater bat fein Spezialitätenprogramm im neuen Jahre durch d,e Einreihung einiger erstklassigen Spezialitäten ver- lüngt. Zu diesen gehört zunächst der Autopierrot Payer, ein Künstler, der, von einer al« Baby kostümierten Dame assistiert, in einer auwmatischen Pierrotszcnc die verschiedensten Tricks am Trapez, Ringen und hängenden Seilen ausführt. Einen Melange- Ballettakt vollführen die 19 Dorellys. Bedeutendes akrobatisches Können verrät die„Miß B a l l e r i n i" durch ihre Leistungen am Stehtrapez. Die Radfahrerkunst findet tüchtige Vertreter in den komischen Radfahrern Paulton und Dolle y. Als Humorist wirkt Karl Brettschneider, der in seiner„Zeitungs. -rau" eine hübsche Satire auf unsere Zensurverhältnisse bringt. Eine Attraktion ersten Ranges ist die kühne Luftnummer der vier R a s s o w s. Mit atemloser Spannung sieht man die waghalsigen Akrobaten in schwindelnder Höhe des Zuschauerraumes arbeiten und ist schließlich froh, wenn die- Nummer ihr Ende erreicht hat. Außer dem reichhaltigen Spezialitätenteil wird noch die melodiöse Operette„Die schöne Vcstalin" gegeben, aus der die beiden Schlager: So'n bißchen Huckcpacke" und„Immer links rum, links tum" bald auf den Leierkasten übergehen dürften. Vermißt wird feit dem S. November 1996 der Fabrikarbeiter Wilhelm Rüdiger, am 6. September 1846 zu Güntersdorf geboren. welcher sich besuchsweise in Schöneberg , Motzstraße 92 bei seinem Sohne aufhielt. Beschreibung: Größe 1,69 Meter, untersetzt, grau- melierte Haare, rötlichmelicrter Schnurrbart, graublaue Augen, defekte Zähne, Kennzeichen: lahmt mit dem linken Beine. Kleidung: schwarzer weicher Filzhut, schwarzer Gchrockanzug, Zugstiefel, graue Strümpfe, weiße Wäsche ohne Zeichen. Der Genannte'ist hier fremd, sein Wohnsitz»st GünterSdorf. ES wird angenommen, daß Rüdiger, da er auch in seinem HeimatSorte nicht angelangt ist, irgendwo umherirrt. Personen, welche Angaben zur sache machen können, werden gebeten, dies der Kriminalpolizei oder einem Polizeirevier zu den Akten: 7826 IV/49. 06 mitzuteilen. Feucrwehrbericht. Auch gestern hatte die Feuerwehr ununter- brachen zu tun. Am Planufer 92 d brannte abends ein Ballon mit Ammoniak auf dem Treppenflur, der dort zerbrochen und aus dem dann die Säure ausgelaufen war. Karbolsäure war in der Kur- straße 34/36 ausgelaufen und Spiritus, Petroleum usw. brannte in einer Küche in der Oderbergerstr. 31. Wegen eines verbrecherischen Anschlages wurde der 2. Zug nach der KönigSbergerstr. 7 gerufen. Dort im ersten Stock des Vorderhauses brannte auf der Treppe vor der Tür des Rauchwarenhändlers F. Dörge eine mit 6 Liter Benzin gefüllte Blechkanne. Der Schutzmann Reinicke besaß die Geistes- gegcnwart, die Flamme, die aus der Kanne herausschlug, ohne Be- sinnen durch Auflegen von Lappen zu ersticken. Die Untersuchung ergab, daß fich in der Kanne eine Wcißbierkruke mit Paieiitverschluß befand, die halb mit gewöhnlichem Schießpulver gefüllt war. Einige Minuten später traf die Feuerwehr ein, nach deren Ansicht es zu einer Katastrophe gekommen wäre, wenn die Kanne geplatzt und das Benzin an der Lust sich zu einer Stichflamme ent« zündet hätte. Von dem Täter fehlt noch jede Spur. Gleich darauf mußte ganz in der Nähe, in der Andreas« straße 32 ein Treppenbrand gelöscht werden. Am Nordhafen 6 stand abends ein Automobil in Flammen, die am Benzin reiche Nahrung gefunden hatten. Der 8. Zug hatte längere Zeit in der Grünauer- straße 38/39 zu tun, wo auf einem Neubau Feuer ausgekommen war. Der 16. Zug mußte einen großen Kellerbrand in der Utrechter- straße 4 löschen. Bohnermasse u. a. braniitün in der Chodowiecki- straße 29. In der Linkstr. 27 stand das Zwischengebälk des Hauses in Flammen und in der Ritterstr. 96 eine Wohnung. Ferner hatte der 3. Zug in der Belforterstr. 29 zu tun, wo Hausrat usw. brannten. Gestürzte Pferde mußten an vielen Stellen aufgerichtet werden, u. a. in der Rostockerstr. 47, Steinmetzstr. 11, Alt- Moabit 45 usw. Alarme liefen noch von der Stromstr. 20. Friedrich- straße und mehreren anderen Stellen ein. Gleich in den ersten beiden Tagen wurden nicht weniger als 46 Alarme verzeichnet und gegen 199 Brände polizeilich gemeldet. In der letzten Nacht gegen 2 Uhr kam in einer Gastwirtschast Große Frankfurterftr. 194 Feuer aus. Teppiche u. a. brannten dort und in der Landsberger Allee 148. Weihnachtsbäume. Gardinen usw. wurden in der Bockmmerstr. 6, Große Frankfurterftr. 37 u. a. Stellen ein Raub der Flammen. Holz, Säcke u. a. brannten in einem Stall in der Danzigerstr. 16. Wegen eines Wasserrohrbruches wurde die Feuerwehr nachts nach der Friedenstr. 69 gerufen. Der 8. Zug rückte abends nach der Bärwaldbrücke am Urbanhafen aus. Dort trieb ein Hund auf einer Eisscholle umher. Die Feuerwehr holte den Köter aufs Trockene. Gestern früh wurde der 16. Zug nach dem Untersuchungsgefängnis Alt-Moabit 12 gerufen. Ein Gefangener war dort anscheinend in einem Anfall von Geisteskrankheit anf emen Baum geklettert. Ohne Schaden genommen zu haben, wurde der Mann von der Feuerwehr heruntergeholt. Ferner hatte die Feuer- wehr in der Gcnthinerstr. 112, Königgrätzerstr. 119, Elsasserstr. 44 und anderen Stellen zu tun. Vorort- I�acK richten. Rixdorf. Der Rixdorfer Magistrat genehmigte die Gewährung einer Teuerungszulage für den vorübergehend auswärts beschäftigten Teil der städtischen KanalisationSarbeitcr und die allgemeine Erhöhung des Stundenlohnes der städtischen Arbeiter um 2 Pf. vom 1. April ab. Gutgeheißen wurden ferner die Einteilung der Stadt Rixdorf in 49 Wahlbezirke, die Erweiterung des zweiten RieselguteS und die Einrichtung des Hertzbergplatzes als Spielplatz. Dir Beschäftigung von Soldaten bei dem Brand« de« Kohlen» lagers in der Teupitzerstraße durch den Magisttat hat viel böses Blut gemacht, weil die Soldaten, die doch aus Steuermitteln erhalten werden müssen, den freien Arbeitern Beschäftigung wegnehmen. Nun werden uns aber Mitteilungen gemacht, aus denen hervorgeht, daß die Beschäftigung der Soldaten lediglich fiskalischen Rücksichten zuzuschreiben zu sein scheint. Dieser Tage hatte der Rixdorfer Magisttat sich an die Hoberge des GcwerkfchaftShauseS gewandt mit der Bitte um Zusendung von Arbeitslosen, die bei der Kohlen» umschaufelung in der Teupitzerstraße beschäftigt werden sollten. Es wurde ein Stundenlohn von 69 Pf. vereinbart. Als es ans Aus- zahlen kam, wurde den Arbeitern aber dieser vereinbarte Lohn nicht ausgezahlt, sondern nur 49 Pf. pro Stunde und alle Hinweise auf den vereinbarten Stundenlohn blieben unbeachtet. Wenn also der Rixdorfer Magisttat Soldaten beschäftigt, so nur zu dem Zwecke, billigere Arbeitskräfte zu erhalten. Gegen ein derartige» Verfahren muß entschieden Prolest eingelegt werden. I« Stadtbahnzugr beraubt wurde gestern der Photograph Artur Kläber aus der Hermannstt. 221. Er hatte in Schöneberg Bekannt!. besucht und wollte mit der Stadtringbahn nach Rixdorf zurückfahren. Während der Fahrt schlief er ein und erwachte erst wieder in Schmargendorf . Hier mußte er dann die ttaurige Wahrnehmung machen, daß er von einem Fledderer vollständig ausgeplündert worden war. Die Taschenuhr samt Kette, das Portemonnaie, eine lederne Brieftasche mit Legiltniationspapieren, eine Zigarrenspitze, ja selbst eine Streichholzschachtel hatte ihm der Räuber entwendet. Friedenau . DaS Opfer eines RaubanfallcS ist der Kaufmann Alex, Kaiser » Allee 126 geworden. Auf dem Heimwege wurde er in der Nähe des Wohnhauses von vier Strolchen überfallen und durch Messerstiche schwer verletzt. Die Täter, die es auf eine Beraubung ihres Opfers abgesehen hatten, wurden jedoch durch hinzukommende Passanten an der Vollendung ihres Verbrechens gehindert. A. mußte sich in ärzt« liche Behandlung begeben. Die Urheber des Raubanfalles sind be- reit« ermittelt worden. Köpenick . Der Polizeiinspektor Jäckel, der in der berühmten Köpenicker HauptmaiinSkomödie eine so klägliche Rolle spielte, ist nach zweiund« dreißigjähriger Dienstzeit zwangsweise pensioniert worden. Bekannt- lich hat Jäckel den Pjeudohauplmann Wilhelm Voigt um Erlaubnis gefragt, ob er daS RathauS verlassen könne, um ein Bad zu nehmen. Diese Haltung in einem so„kritischen" Augenblick scheint den Vor- gesetzten des Polizeiinspektors nicht gerade gefallen zu haben, weS- halb ihm anheimgegeben wurde, seine Pensionierung einzureichen, andernfalls würde der Regierungspräsident daS Disziplinarverfahren ;egen ihn einleiten. Der Landrar gab ihm nur vier Stunden Be- zeiikzeit. Jäckel reichte sofort sein Entlassungsgesuch ein. Noch ehe aber sein Gesuch vor die Stadtverordneten- Versammlung gelangt war� zog er cS zurück. Er wurde trotzdem vor einigen Tagen peil- siomert. Hiergegen soll nun der mutige Polizeiinspettor Beschwerde erhoben haben. Königs-Wustcrhausen. Ein Strafmandat gegen fich beantragt der SanitStSrat Dr. H., um hierdurch eine Aufllärung über einen Vorgang herbeizuführen. der leicht Veranlassung zu einer schweren Eisenbahnkatastrophe hätte geben können. Ende November vorigen JahreS fuhr Sanitätsrat Dr. H. mit einem Automobil die Königs-Wusterhausener Chaussee entlang und mußte bei der Station Niederlehme den Bahnübergang der Strecke Grunow-KönigS-Wusterhausen kreuzen. Als sich das Automobil auf dem Bahnkörper befand, bemerkte der Chauffeur die Annäherung eine» Personenzuges und konnte einen Zu» sammenstoß nur dadurch verhindern, daß er die Ge- schwindigkeit seines Gefährtes erhöhte. Der Wagen kam knapp vor der Maschine über da» Gleis hinüber. Seitens der Eisenbahndirektion Halle ist nunmehr die Behauptung aufgestellt, daß der Chauffeur den Zug rechtzeitig gesehen und daß durch die Lokomotive gegebene Warnungssignal gehört habe. Ju
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