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Nachmittagsfihung.

Die Verhandlungen werden um 3 Uhr wieder eröffnet. Den Bericht der Siebenerkommission erstattet A. Gerisch: Nach 2, tägiger erschöpfender Untersuchung hat die Kommission folgenden Beschluß gefaßt:

Dem Antrage der Solinger, welcher lautet: Der Parteitag möge der Reichstags Fraktion den Auftrag geben, den Abgeordneten Schumacher aus der Fraktion auszu schließen,

ist feine Folge zu geben aus folgenden Gründen:

der fozialdemokratischen Partei, mit äußerster Anspannung aller Kräfte dahin zu arbeiten, daß alle Gefellsdjaftsglieder, die der Kapitalismus zum Elend verurtheilt, und die in ihm ihren Tod­feind erblicken müffen, über ihre Intereffen aufgeklärt und in die Armée der Sozialdemokratie; des zum wirthschaftlichen Klassen­und politischen Befreiungskampf organisirten Proletariats, cin gereiht werden.

Resolution.

Arm mit einer Partei zur Wahlurne zu marfchizen, die wir morgen auf das entschiedenste bekämpfen müssen. Das hieße die Demoralisation in die eigene Armee tragen, wäre Verrath an den Prinzipien und Interessen des Proletariats. Bei den Stich wahlen liegt die Sache aber doch anders. So oft der Beschluß auf Parteitagen auch schon gefaßt worden ist, bei Stichwahlen awischen bürgerlichen Kandidaten sich der Stimmabgabe zu ent halten, so oft ist er in der Praxis doch gebrochen worden. Hierbei handelte es sich nicht um Kompromisseln und Preisgeben der Der Antisemitismus entspringt der Mißstimmung gewiffer Grundsätze, sondern aus taltischen und praktischen Gründen ent­bürgerlicher Schichten, die sich durch die kapitalistische Ent schloffen sich die Parteigenoffen gleichsam instinktiv in jedem ein- Die Kommiffion hat festgestellt, daß im Solinger Wahl wickelung bedrückt finden und zum großen Theil durch diese Ent zelnen Falle zur Betheiligung. Redner würde einen Beschluß. freise feit einer Reihe von Jahren Streitigkeiten stattfanden, welche wickelung dem wirthschaftlichen Untergang geweiht sind, aber in der die Haltung der Partei dahin festlegt, bei Stichwahlen nicht ihre Spike vornehmlich gegen den Genoffen Gg. Schumacher Verkennung der eigentlichen Ursache ihrer Lage den Kampf nicht au wählen, für einen großen Fehler halten. richteten. Bedauerlicherweise setzten sich die dortigen Genossen gegen das tapitalistische Wirthschaftssystern, sondern gegen eine Bei der letzten Wahl hat sich die Taftit, für die Gegner des über jede taktische Rücksicht hinweg, und brachten ihre in der in demselben hervortretende Erscheinung richten, die ihnen im Sozialistengesetzes bei den Stichwahlen einzutreten, als durchaus Hauptfache Heinlichen gegenseitigen Anschuldigungen vor die Konkurrenzkampf besonders unbequem wird, gegen das jüdische richtig erwiesen. Die Wucht, mit der Bismarck   fortgefegt wurde, breite Deffentlichkeit, wodurch sich die Verhältnisse zur Unerträg- Ausbeuterthum. wäre nicht so groß gewesen, wenn anders verfahren worden lichkeit gestalteten. Durch ein von dortigen Genossen gegen Diefer fein Ursprung zwingt den Antisemitismus zu Forde wäre. Nun hat der Fortschritt freilich seinerseits bei den Stich- Schumacher veröffentlichtes Flugblatt wurden die Gegensäge auf rungen, die ebenso mit den wirthschaftlichen wie politischen Ent wahlen gegen uns geftimmt. In der Politik aber ist der Aerger die höchste Spitze getrieben. Die Genossen haben damit einen wickelungsgesehen der bürgerlichen Gesellschaft in Widerspruch der schlechteste Nathgeber. Wir haben fein Recht von einem Weg eingeschlagen, der auf's entschiedenste zu verwerfen ist, denn stehen, also fortschrittsfeindlich d. h. reccttionär sind. Daher auch Berrath" der Freifinnigen zu sprechen, weil wir kein Echachergeschäft fie verlegten dadurch, abgesehen von den taktischen Rücksichten, die Unterſtügung, die der Antisemitismus vorzugsweise bei mit ihnen abgeschloffen hatten, bei dem sie uns verrathen founten. unfere Organisation. Es ist dieser Schritt um so mehr zu be- Juufern und Pfaffen findet. Redner bittet, die Partei nicht durch einen Beschluß für die Stich dauern, als zweifellos festgestellt wurde, daß die Anschuldigungen Der einseitige Kampf des Antisemitismus gegen das jüdische wahlen festzubinden. des Flugblattes im wesentlichen sich als unwahr herausgestellt Ausbeuterthum muß nothwendig erfolglos fein, weil die haben. Ausbeutung des Menschen durch den Menschen feine speziell Dagegen kann dem Genossen Schumacher der Verwurf nicht jüdische, sondern eine der bürgerlichen Gesellschaft eigenthümliche erspart werden, daß er die durch seine hervorragende Stellung Erwerbsform ist, die erst mit dem Untergang der bürgerlichen und seine langjährigen Erfahrungen in der Parteibewegung ge- Gesellschaft endigt. botenen parteigenösischen Rücksichten und taktischen Erwägungen Da nun die Sozialdemokratie der entschiedenste Feind des außer Acht ließ, wodurch er die Unzufriedenheit beständig Kapitalismus ist, einerlei ob Juden oder Christen seine Träger steigerte. Es ist dieser Streit um so bedauerlicher, als sich auch sind, und da sie das Ziel hat, die gerliche Gesellschaft zu bes nicht ein Schein von prinzipiellen Meinungsdifferenzen zwischen den feitigen, indem sie die Umwandlung derselben in die sozialistische reitenden Genoffen ergeben hat. Gesellschaft herbeiführt, wodurch aller Herrschaft des Menschen über den Menschen, wie aller Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ein Ende bereitet wird, lehnt die Sozial demokratie es ab, ihre Kräfte im Kampfe gegen die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung durch falsche und darum wirkungslos werdende Kämpfe gegen eine Erscheinung zu zer splittern, die mit der bürgerlichen Gesellschaft steht und fällt.

Ter Parteitag verlangt deshalb von den Genoffen, daß sie ihre persönlichen Empfindungen hintansegend schnellstens eine Ginigung herbeiführen, um in Ginigkeit den Kampf gegen unsere natürlichen Gegner führen zu können. gez. Ehrhardt. Gerisch. Hoffmann. Koenen. Mehner. Stolle. Winterblum.

Dr. Gütgenau: Jch ersuche, den Antrag Augustin ab­zulehnen. Aehnliche Beschlüsse sind oft gefaßt, aber nie gehalten worden, also waren sie Fehler. Es giebt noch eine höhere In­stanz in der Partei, als den Parteitag, das ist die Urabstimmung. Das Stimmen der Parteigenossen bei den Etichwahlen von 1887 und 1890 ist eine solche Urabftimmung zu gunsten der Wahl ge­wesen. Ich hoffe, der Parteitag wird nicht abermals den Fehler machen, den Parteigenoffen eine Saltung vorzuschreiben, die sie thatfächlich nicht einnehmen tönnen, ohne Intereffen der Arbeiter Haffe und der Partei preiszugeben. Ein folches Stimmen für einen bürgerlichen Kandidaten ist fein Kompromiß. Ich will den bürgerlichen Kandidaten gewählt wissen, der außer zu forretten Abstimmungen in den aktuellen Fragen z. B. jetzt eventuell in der Militärvorlage für ein Achtstundengeset zit stimmen fich verpflichtet. Alle anderen Angaben über meinen Vorschlag sind entstellt. Es würde für Eugen Richter   ein großer Schmerz sein, drei Mann in seine Die drei Delegirten des Wahlkreises haben sich bereit er- Die Sozialdemokratie bekämpft den Antisemitismus als eine Fraktion einziehen zu fchen, die sich auf den Achtstundentag ver- flärt, folgende Grilärung in dem Solinger Parteiblatt zu vergegen die naürliche Entwickelung der Gesellschaft gerichtete Be pflichtet haben.( Seiterfeit.) Die Achtstundenfrage muß aktuell öffentlichen: wegung, welche jedoch trotz ihres realtionären Charakters und werden, es ist eben höchste Zeit für den. Achtstundentag. Ver- Echon seit einigen Jahren haben in unserem Wahlfreise wider ihren Willen schließlich revolutionär wirit, weil die werfen wir die Resolution Augustin, soweit sie die Stimm- Streitigkeiten plakgegriffen, welche für unsere Sache im höchsten von dem Antisemitismus gegen die jüdischen Rapitalisten auf­enthaltung fordert. Grade schädlich wirkten. Die gegenwärtige Erbitterung hat gehetzten fleinbürgerlichen und kleinbau erlichen Schichten zu der einen Theil der Genossen veranlaßt, ein Flugblatt zu verbreiten, Ertenntniß fommen müffen, daß nicht blos der jüdische Rapitalift, welches sich in den schärfsten Anfchuldigungen gegen unseren fondern die Kapitalistentlasse überhaupt ihr Feind ist und daß Abgeordneten und Genossen Georg Echumacher wendet. Wir nur die Verwirklichung des Sozialismus fie aus ihrem sozialen haben unferen Streit dem Parteitag zur Untersuchung und Ent- Glende befreien fann. scheidung vorgelegt. Derfelbe hat festgestellt, daß der Inhalt des nicht entspricht, daß er nur der Ausfluß der langjährigen persön­verbreiteten Flugblattes im Großen und Ganzen der Wahrheit lichen Streitigkeiten ist.

Kiesel Berlin   und Jahnig- Halle empfehlen den Antrag Augustin. Der Antrag Augustin wird in seinem ersten Theile bis zu dem Worte zurück" einstimmig angenommen. Der Schlußfas, der die Wahlenthaltung bei den Stichwahlen zwischen bürgerlichen Kandidaten empfiehlt, wird mit schwacher Mehrheit

abgelehnt.

Der Punkt Persönliches" gelangt zur Berhandlung. Wir erklären hiermit, daß wir dem Beschlusse des Partei­Zu dem Antrage der Breslauer Genossen, den St. Gallener Befd luß, seweit er sich auf den Genoffen Bruno Geifer tages uns fügen, daß wir rückhaltlos die Anfchuldigungen gegen bezicht, außer Wintfamfeit zu sehen, erhält das Wort Mayden Genossen Schumacher zurücknehmen. Wir fordern die Ge Breslau  , der hervorhebt, Geiser fei in den ganzen 5 Jahren feit noffen des ganzen Kreises auf, das Gleiche zu thun und die jenem Beschluß ein überaus tüchtiger Genoffe gewesen. In Wort Streitagt zum Segen der Partei zu begraben. und Echrift habe er viel Anerkennenswerthes geleistet, und das, Berlin  , 20. November. was er seiner Zeit verbrochen habe, habe er längst wieder gut gemacht.

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Ullenbaum Elberfeld fchließt sich dieser Ansicht voll und ganz au, Geiser habe für das Rheinland vorzügliche Artifel gegen das Zentrum geliefert. Man möge einen so brauchbaren Genossen wieder rehabilitiren.

Genoffin& unert tritt gleichfalls für den Antrag ein; in Breslau   nähme Geifer eine der ersten Stellen in der Partei ein, er fei in ganz Echlesien die geistig tüchtigste Person, und die Breslauer würden Geiser, der zu den beliebtesten Ber. fammlungsrednern gehöre, gern als Stadtverordneten aufgestellt haben, wenn dem nicht der St. Gallener Beschluß entgegen

geftauden hätte.

Rechtsanwalt Marcuse in Breslau  , der kein Parteigenosse sei, habe nach Prüfung der Afteu und Befragung der Be­theiligten erklärt, daß Geifer's Verhalten während des Breslauer Geheimbunds- Prozesses ein musterhaftes gewesen sei. Löwenstein- Nürnberg  : Die Nürnberger sind einstimmig der Ansicht, daß der seiner Zeit berechtigt gewesene St. Gallener Beschluß jetzt aufgehoben werden möge.

Hoch- Frankfurt a. M. bedauert, einen anderen Ton in die Debatte bringen zu müffen. An dem St. Gallener Beschluß fönne nichts geändert werden. Anders sei es, wenn die Breslauer Ge noffen Geiser eine Vertrauensstellung geben würden. Dann könne sich der Parteitag mit dieser Frage beschäftigen. Die Sache dürfe nicht über's Knie gebrochen werden; ein Schiedsgericht, Verneh mung der Betheiligten sei nothwendig.( Widerspruch.) Meyner Berlin   bittet, Geiser zu verzeihen, nachdem die in erster Linie in Betracht kommenden Breslauer Genossen ver ziehen hätten.

Ein Schlußantrag wird angenommen.

Der Antrag von Breslau   wird mit einem Amendement Stadthagens Einfügung der Worte: zweiten Theil des..." swischen ben" und" St Gallener Beschluß" mit großer Majorität angenommen.

Parteigenosse Riemann in Chemnik beantragt: Die Differenz zwischen den Chemnißer Genossen und Riemann durch ein Schiedsgericht zum Austrag bringen zu lassen.

Nach längerer Debatte wird ein Antrag Auer mit großer Majorität angenommen, welcher eine Regelung des Falles Rie­mann durch ein Schiedsgericht empfiehlt.

Ueber den Antrag einer von Lokalausschuß deutscher  Sozialisten in Zürich   einberufenen öffentlichen Versammlung: Der Parteitag möge beschließen: der im vorigen Jahre auf dem Parteitag zu Erfurt   gefaßte Ausschlußbeschluß ist rückgängig zu machen und umzustoßen", wird zur Tagesordnung geschritten.

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Ueber den von Heinrich Altona gestellten Antrag, daß Subventionen an die Parteiblätter, die die Summe von 1000 M. übersteigen, fünftig nur nach Buziehung der Kontrolleure vom Vorstand bewilligt werden dürfen, entspinnt sich eine längere

Debatte.

Heinrich- Altona, Meister Hannover   treten warm für den Antrag ein.

Bebel und Auer bekämpfen ihn, weil er nichts an den Thatsachen ändere, das Institut der Kontrolleure der Partei beinträchtige und praktisch unausführbar sei.

Der Antrag Heinrich wird abgelehnt.

Die Berathungen werden der Mittagpauſe wegen unter brochen. Der Vorsigende verliest noch eine Mittheilung aus Gr langen, wonach die dortigen Gewerbegerichts- Wahlen der Sozial demokratie einen glänzenden Erfolg gebracht haben, sowie einen Drohbrief von Berliner   Anarchisten, welche Liebknecht eine Kugel durch den Kopf in Aussicht stellen, wenn er die Denunziationen and Beschimpfungen der Anarchisten im Vorwärts" weiter fort feße und zielbewußte Arbeiter" Ballonmüßen und Lumpen nenen. Desgleichen wollten sie die Redaktion des Vorwärts" in die Luft sprengen. Eine Bombe genügt."

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Bebel erklärt in seinem und Liebknecht's Namen, daß sie in Berliner   Volksversammlungen über die beiden Themata( Krisen beide, um dem Wunsch der Genossen zu entsprechen, demnächst und Antisemitismus) sprechen und daß ihre Reden stenographisch aufgenommen und dann als Broschüren erscheinen sollten.( Leb­hafter Beifall.)

Meist Köln   spricht im Namen der Delegirten dem Ber liner Lokalkomitee den Dank für seine schwere und erfolgreiche Arbeit aus.( Lebhafter Beifall.)

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Diese Resolution wird mit großer Mehrheit angenommen. Damit sind die Arbeiten des Kongreffes erledigt. Das Schlußwort nimmt

Frohme- Altona stellt folgenden Antrag: Der Parteis gez. Earl Strunt. Gust. 2aisipen. tag weist die Unterstellungen gegnerischer Rob. Herder." Blätter, insbesondere des Hamburger Corres Auch Schumacher wird folgende Erklärung erlassen: fpondenten": auf Vorschlag Bebel's fei die Nach obiger Erflärung finde ich mich veranlaßt, alle Be- von Frohmebeantragte Tagesordnung: Sozial schuldigungen, die ich gegen Genossen unseres Wahlkreises gemacht demokratie und Meineid" aus tattischen Rüc haben soll, zurückzunehmen. gez. Georg Schumacher." fichten nicht aufgenommen worden, als un und Soweit die streitenden Parteien auf dem Kongreß vertreten wahr jeder Begründung entbehrend waren, ist es also zu einer Einigung gekommen. Nun handelt zurück. es sich darum, die Einigung auch im Kreise durchzusehen. Redner spricht die Hoffnung aus, daß dies nach einiger Zeit, wenn die Gemüther fich beruhigt haben, gelingen werde. nach eingehender Verhandlung und nach Anhörung der als Zeugen Woche, die reich an Arbeit, aber auch reich an erhebenden Jn Eachen Auer Brezytulski ist die Siebener Kommission Singer: Parteigenossen! Wir stehen am Schluß einer Momenten war. Ich darf mich im Namen des Parteitages aus vorgeschlagenen Personen zu folgendem Ergebniß gelangt: Als erwiesen nahm die Kommission an, daß der Gewährs vollem Herzen dem Dant an das Berliner   Lokalkomitee mann, welcher Genossen Auer die Mittheilung über Prczytulski anschließen. Es hat nicht nur durch sorgfältige Vorbereitung des machte, in Fällen gleicher Art sich als zuverlässig gezeigt hat. Kongresses, durch das Arrangement des prächtig gelungenen Fest steht ferner, daß Prezytulsti durch Verfettung von Umständen Sommerfes, sondern auch durch trene, pflichteifrige Tagesarbeit bereits früher unter dem Verdachte, im Dienste der Polizei zu das beste geleistet. Der Parteitag hat zu einer Reihe von Fragen stehen, zu leiden hatte. Die Kommission ist jedoch nach Prüfung Stellung genommen, die Diskussion hat sich frei und ungehindert der Sachlage, und nach Anhörung derjenigen Genossen, denen P. nach jeder Richtung hin bewegt, und das Ergebniß war, was bereits von früher her bekannt war, zu der Ueberzeugung gelangt, jedem Keaner unserer Partei von vornherein nicht zweifelhaft daß ein Beweis für die Berrätherschaft B.'s weder nach der einen fein fornte: die vollste Ginmüthigkeit der Partei. Freilich, das och nach der anderen Seite erbracht werden konnte, und daß daher Prczytulati als Genoffe zu betrachten ist.

Andererseits fühlt sich die Kommission verpflichtet, ausdrücklich zu betonen, daß der Genoffe Auer, nachdem ihm die auf P. be­Bügliche Mittheilung geworden war, im Interesse der Partei nicht anders handeln fonnte als er gehandelt hat.

wäre ja das schlimmste Zeichen von Bersumpsung, wenn nicht differirende Meinungen in diesem und jenem Buntte zur Geltung gekommen wären. Aber das, was die Feinde erhofft, ist nicht eingetreten, fonnte nicht eintreten, weil die Voraussehungen dazu einfach nicht vorhanden sind. Das Wort im Winkommens gruße der Berliner   Genossen in ihrer Festzeitung, daß auf dem Kongreß die Worte scharfer Kritit wie Pfeile, aber nicht wie ver gijtete Pfeile, hin- und herfliegen würden, es hat sich bewahr heitet. Ehrliche Freundeskritik war es, die brüderlich hier geübt

Es kann den Genossen Auer um so weniger ein Vorwurf treffen, da er unter Beobachtung aller in derartigen heiffen Fragen gebotenen Vorsicht die Nachricht in vertraulicher Weise an die betheiligten, bezw. gefährdeten Genossen gelangen ließ. wurde. gez. Ehrhardt. Gerisch. Hoffmann. Koenen. Megner.

Stolle. Winterblum.

Ge

So wird auch dieser Parteitag ein Merkstein   in der Ge schichte der deutschen   Sozialdemokratie sein. Auch er hat be Der Referent bittet um Annahme der Kommissionsanträge. wiesen, daß sie einig und geschlossen dasteht, und daß nichts im Der Parteitag stimmt dem Antrage der Kommission im stande ist, sie von ihrem Wege abzubringen, den sie voll Opfer, Solinger Streitfalle gegen eine, im Falle Prczytulsty ein- muth verfolgt. Wir sind einig und eutschloffen zu stimmig zu. fämpfen für das große Ziel, dem wir alle zugeschworen Singer spricht die feste Erwartung aus, daß nach diesem haben, für die Beseitigung des Klassenstaates, für die Beseitigung einhelligen Beschluß des Parteitages der Streit im Kreise So- der bürgerlichen und für die Organisirung der sozialistischen  sellschaft. Nicht nur über das Ziel, auch über den Weg sind lingen endgiltig beendet sein werde.( Beifall). Die Referate zu Punkt 9 und 10 der Tages- wir einig, der zum Ziele führt. Alle Mittel gilt es zu benußen, ordnung( Krisen und Antisemitismus) werden abgesetzt. die sich aus den Verhältnissen, aus der Situation ergeben, bis Dagegen werden die beiden Resolutionen zu diesen Bunkten das Biel   erreicht ist! ohne weiteres und mit großer Mehrheit angenommen. Sie Tauten: Resolution.

Es liegt in der Natur des Kapitalismus, daß die von ihm erzeugten Krisen und Arbeitsunterbrechungen immer allgemeiner, andauernder und verheerender werden; daß die Aufsaugung des Eigenthums, die Enteignung und Berelendung der sogenannten mittleren Gesellschafteschichten mit stets wachsender Geschwindig feit vor fich geht; und daß durch Hungerlöhne und Arbeits losigkeit für immer weitere Kreise ein Nothstand in Permanenz geschaffen wird.

Wenn Sie nach beendeter Arbeit in Ihre Heimath zurüc tehren, so werden Sie, das weiß ich, von der Ueberzeugung unferer Einigkeit befeelt, mit um so größerem Gifer Apostel  unserer Sache, Vorkämpfer der Sozialdemokratie fein.

Vorwärts" ist der Name unseres Beutralorgans. Borwärts die Parole, unter der wir uns zusammengefunden haben, Vor wärts" ist und bleibt die Losung des um seine Befreiung ringens den Proletariats, in deffen Dienst wir alle tämpfen wollen, bis zum letzten Athemzuge!

So mag denn der Ruf, mit dem wir unsere Verhandlungen eröffnet haben, auch zum Schluß hinansschallen in alle Welt der Ruf, mit dem wir einst am schönsten Tage unseren Sieg feiern Soch die deutsche, hoch die internationale, die völkerbefreiende

Die nothwendige Folge dieser zerstörenden Wirksamkeit des Rapitalismus ist, daß die Zahl der Eigenthums- und Erwerbs- werden: lofen sich fortwährend und in zunehmender Schnelle vermehrt.

Stehend singen die Delegirten die erste Strophe der Arbeiter marseillaise. Borgmann spricht dem Bureau für den Ernst und die msicht, mit denen es die Geschäfte des Parteitages geführt, den Dant der Delegirten aus.

Obgleich diese Folgen des Kapitalismus unter der Herrschaft Sozialdemokratie! des Kapitalismus nicht zu beseitigen sind, und eine gerechte, Die Versammlung stimmt dreimal begeistert in das Hoch ein, menschenwürdige Organisation der menschlichen Arbeit und der das brausend durch den Saal flingt. menschlichen Gesellschaft nur durch den zur Herrschaft gelangten revolutionär- demokratischen Sozialismus zu erreichen ist, so haben doch Staat und Gemeinde auch in der heutigen Gesellschaft unbedingt die Pflicht, den Nothleidenden zu helfen und sie vor Hunger zu schützen. Da das Almofen entwürdigt und die Hilfe am zweckmäßigsten durch die Beschaffung von Arbeit geleistet Singer danft im Namen des Bureaus und erklärt Die Verlefung des Briefes ruft die stürmische Heiterkeit des wird, so fordert der Parteitag der deutschen   Sozialdemokratie die hierauf Parteitages hervor. Reichs, Staats- und Gemeindebehörden auf, der zu einer öffent- den Parteitag der sozialdemokratischen Partei Deutschlands   für Singer: Die Zuschrift ist mit einigen Namen unterlichen Kalamität gewordenen Arbeitslosigkeit durch sofortige geschlossen. zeichnet. E fällt mir nicht ein, sie zu verlesen, weil ich den Partei. Inangriffnahme von Arbeiten im allgemeinen Interesse nach tag auch vor dem Schein bewahren möchte, daß er durch Nennung Möglichkeit zu steuern. der Namen einigen Narren Unannehmlichkeiten bereiten wolle. ( Lebhafte Zustimmung.)

Schluß 12 Uhr.

Angesichts des unaufhaltsam sich vollziehenden, immer weitere Bollskreise ins Verderben reißenden Auflösungsprozesses, der zwar einerseits dem Sozialismus die Wege ebuet, andrerseits aber auch die Gefahr blinder Ausbrüche der Leidenschaft und der Verzweiflung erzeugt, ist es in verdoppeltem Maße die Aufgabe

Schluß 3/4 Uhr.

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Heute Bormittag wurde der Delegirte Häckel. Sagan auf Refrimination der Saganer Staatsanwaltschaft wegen Verdachts des Meineids vom Parteitag weg verhaftet. Die Verhaftung folgte, ohne von vielen bemerkt zu werden, durch einen Kriminal­beamten in Zivil.