Nr. 11. 24. Jahrgang.
4. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 13. Januar 1907.
Der Ueberfall auf den Geldbriefträger. bekannte Sotalitäten und noch dazu durch einen dunklen Gang zu Der Raubmord im Eisenbahn - Kupee
vor der Straffammer.
briefträger sei, in dieser Weise sich auf einen Neubau locken zu lassen und einem ihm unbekannten Menschen durch ihm unfolgen. Der Zeuge erwidert, daß er nach der ganzen Sachlage gar keinen Verdacht fassen konnte. Der Bau sei sehr übersichtlich, Der verwegene Raubmordversuch, der am 6. November v. J. es seien wohl an 80-100 Arbeiter und Handwerker darauf beauf den Geldbriefträger Max Hammer ausgeführt worden ist, schäftigt gewesen und der Angeklagte habe einen sehr guten und Altona , 12. Januar 1907. tam heute vor dem Schwurgericht des Landgerichts I zur Verhand- anständigen Eindruck gemacht. Der entsetzliche Raubmord im Eisenbahnkupee gelangte heute lung. Unter der Anklage des versuchten Mordes und schweren Die übrigen Zeugen fönnen wesentlich Neues zur Sache nicht vor der ersten Straftammer des Landgerichts zur Verhandlung. Raubes, sowie des Betruges in drei Fällen saß der Tischlergeselle bekunden. Der Maurer Damerau war der erste, der auf Am Sonnabendnachmittag, den 10. November, wurde, wie erinner Mar Gaertner auf der Anklagebant. Den Vorsiz fuhrt Land- das Gewimmere des Ueberfallenen zu diesem hinzugeeilt war. Er lich sein dürfte, der hiesige Zahnarzt Claussen, der vom hiesigen gerichtsdirektor Geheimer Justizrat Quast, die Anklage vertritt hat den Geldbriefträger kniend und blutend am Boden vorgefunden Hauptbahnhof nach seiner in Blankenese belegenen Villa gefahren erfter Staatsanwalt Schönian, dem Angeklagten steht Rechts- und ihm die erste Hülfe geleistet. Am Boden lagen noch mehrere war, in einem Eisenbahnabteil zweiter Klasse ermordet und anwalt Dr. Melzbach als Verteidiger zur Seite. Der Angeklagte Hundertmarkscheine und etwas Kleingeld wurde verstreut vor- beraubt. Am 13. November gelang es, den Mörder in der ist 1882 geboren, unverheiratet, stammt aus Sachsen und war zu- gefunden. Als der Angeklagte auf den Bau gekommen war, trug Person des 17jährigen Gärtnergehülfen Thomas Rücker zu berleht in Dresden wohnhaft. Er hat hier seinerzeit beim zweiten er die kleine Eisenstange in Papier gewickelt in der Hand. Die haften. Dieser räumte auch sofort ein, den Mord begangen zu Eisenbahnregiment Berlin- Schöneberg seiner Militärpflicht genügt. Arbeiter, die ihn sahen, hielten ihn für einen Techniker oder Maler haben. Uhr, Kette und der größte Teil des dem Ermordeten geIn Dresden ist er wegen eines kleinen Diebstahls mit 3 Tagen und jeder dachte, daß er auf den Bau gehöre. Mehrere Beugen raubten Geldes war noch im Besiz des jugendlichen Mörders. Weil Gefängnis vorbestraft. Die drei Betrugsfälle, wegen deren er jetzt fennen den Angeklagten schon von seiner früheren Dienstzeit und Zweifel an der zurechnungsfähigkeit des Angeklagten neben dem schweren 2erbrechen angeklagt ist, datieren vom August von Dresden her. Sie alle erklären, daß sie ihn stets für einen bestehen, sind eine große Reihe ärztlicher Eachverständiger geladen. bis November 1906 und sind in Dresden verübt worden. Der ordentlichen, anständigen Menschen gehalten haben und es zuerst Ueberfall auf den Geldbriefträger ereignete sich am gar nicht hätten glauben wollen, daß er eine solche Tat ausgeführt Vorführung des Angeklagten. 6. November vormittags auf dem Neubau der Firma Wissinger habe. Ein Zeuge bekundet, daß der Angeklagte sich tatsächlich Der Angeklagte, ein mittelgroßer, hellblonder, hübscher junger in der Pfuelstr. 9 in der Nähe des Schlesischen Tores. Der An- ernstlich um Arbeit bemüht habe. Bei zwei Bekannten hat er am Mann, wird von zwei Gerichsdienern auf die Anklagebank gegeklagte hat dort den Geldbriefträger Max Hammer überfallen, Sonntag vor der Tat noch kleine Anleihen aufgenommen. Die- führt. Die Hände sind ihm mit einer eisernen Kette auf den Rüden mit einer Eisenstange am Kopfe schwer verletzt und ihm 1200 M. jenigen Leute, die ihn an jenem Sonntag gesehen und gesprochen, gebunden. Die Fesseln werden ihm auf der Anklagebant abges aus der Geldtasche geraubt. Der Angeklagte ist in vollem haben irgend welche Aufregung oder sonstige Anzeichen, die darauf nommen. Der Angeklagte macht einen solch harmlosen Eindruck, Umfange geständig. Er sagt aus: In Dresden war ich deuten konnten, daß er schon an jenem Tage einen so schwarzen daß man es kaum fassen kann, in diesem Menschen den furchtzu 3 Tagen Gefängnis berurteilt und sagte mir, daß diese Strafe Plan mit sich herum trug, nicht an ihm bemerkt. Der Verteidiger baren Raubmörder des Bahnarztes Claussen zu sehen. mir in meinem ferneren Fortkommen hinderlich sein würde. Ich sucht durch Befragen der Zeugen festzustellen, daß auf dem Neubau ging deshalb nach Berlin , um hier Beschäftigung zu suchen, denn sehr viele Menschen anwesend waren und der Tatort doch nicht so ich war schon sechs Wochen arbeitslos. Am Freitag, den 2. No- sehr abgelegen war, sondern jeden Augenblick jemand dorthin bember, bin ich in Berlin angekommen und habe in verschiedenen kommen fonnte. Erwähnt wird noch, daß der Angeklagte das einWerkstätten Beschäftigung als Möbeltischler nachgesucht, aber wurde zige Kind eines Schaffners ist. überall abgewiesen. Mein ganzes Barbermögen betrug 3 M. Auf Grund meines Verbandsbuches als Mitglied des Deutschen Holzarbeiterverbandes fand ich Nachtquartier im Gewerkschaftshause. Bis zum Montag, den 5. November, ging ich ziel- und planlos in Berlin umher, am Sonntag besuchte ich das Panoptikum. Als ich am Montag durch die Köpenickerstraße ging, begegnete mir ein Geldbriefträger und da kam mir der Gedante, daß so ein Geldbriefträger doch immer große Summen bei sich trägt und ich aus allen Geldberlegenheiten gerissen würde, wenn ich einen solchen Mann berauben fönnte! Der Gedanke hat mich dann nicht mehr verlassen, und als ich den großen Neubau in der Pfuelstraße fah, tam mir die Idee,
Als Sachverständiger wird der erste Assistent am Krankenhause Bethanien, Dr. Alfred Engelmann, vernommen. Nach seiner Meinung liegt zwar die Möglichkeit vor, daß, wie der Angeklagte behauptet, er den Ueberfallenen mit dem Kopf auf den Ziegelstein gestoßen, es sei dies aber nicht wahrscheinlich. Wahrscheinlicher fei es, daß der Angeklagte mit dem Ziegelstein auf den Kopf des Hammer geschlagen habe. Ein direktes körperliches Leiden ist bei Hammer als Folge des Ueberfalls nicht nachzuweisen, es ist nur eine leichte Form traumatischer Neurose zurückgeblieben. Er wird in etwa einem halben Jahr seine volle Dienstfähigkeit wieder erlangt haben.
Der
erste Staatsanwalt Dr. Schönian
einen Geldbriefträger dorthin zu loden and ihm sein Geld abzunehmen. Ich ging in den Neubau und führt zur Begründung der Anklage aus: Selten habe eine so sah mir die Verhältnisse dort an. Dann ging ich in ein Schant- raffiniert und gewaltsam ausgeführte und überaus gemeingefährlokal der Witwe Böhm und versehte dort meinen Ueberzieher für liche Tat die Gemüter so in Aufregung gebracht, wie die vor 5 M. Dann ging ich nach der Post, kaufte mir eine liegende. In hinterlistigster und scheußlichster Weise ist ein im Bostanweisung für 10 Pf. und zahlte darauf 40 Pf. ein. Dienste des Staates ergrauter in treuer Erfüllung seiner BerufsDie Postanweisung adressierte ich:" An den Monteur Fritsch, pflicht begriffener Mann am hellichten Tage überfallen worden. Bfuelstr. 15, Neubau." Ich ging dann selbst nach dem Neubau, Der Angeklagte hat einen in allen seinen Einzelheiten flar übersah dort mehrere Eisenstücke in Papier gewickelt liegen und verlegten Plan zur Ausführung gebracht, um sich mit geraubtem barg ein solches unter meinem Rocärmel. Ich überzeugte mich, Gelde ein faules und sorgenfreies Leben auf einige Zeit zu verdaß der Ueberfall am besten in der zweiten Stage ausgeführt schaffen. Die Folgen dieser Tat waren die allerschwersten. Nur verden könne, da dort nicht gearbeitet wurde. Dann ging ich in durch eine glückliche Fügung kann man von einem einigermaßen nehrere Schanklokale und legte mich abends gegen 10 Uhr schlafen. glücklich verlaufenen Angriff auf das Leben eines Menschen und Am nächsten Morgen gegen 7% Uhr ging ich nach dem Neubau. glücklicherweise nicht von einem Morde sprechen. Der Angeklagte Auf dem Wege dorthin traf ich einen Geldbriefträger und erhielt selbst sei auch nicht ein Mann, der irgend welche Schonung verJon diesem diene. Er ist überaus schnell auf der sehr abschüssigen Bahn des Auskunft, wann die erste Geldbestellung stattzufinden pflegt. Verbrechens nunmehr als gemeingefährlicher Räuber gelandet. Jch ging dann nach der Köpenickerstraße schräg gegenüber dem Neu- Wenn man das ganze Ergebnis der Beweisaufnahme in Betracht bau in ein Schantlokal. Gegen 10 Uhr wurde ich des Geldbrief ziehe, so müsse man unbedingt zu einer Bejahung der Frage nach trägers Hammer ansichtig und ging dann in die erste Etage des versuchtem Morde kommen, denn das ganze Tun des AnNeubaues. Von da rief ich dem Briefträger, der auf den Neubau geklagten deute darauf hin, daß er nichts geringeres beabsichtigte, gekommen war, zu:" Suchen Sie vielleicht den Mon- als den Postbeamten niederzuschlagen. Die Frage nach mildernden teur Fritsch?", und als er das bejahte, sagte ich zu ihm: Umständen fomme gar nicht in Betracht, wenn man bedenkt, mit Der ist hier oben, ich werde Sie hinführen!" Da tam er herauf, welcher raffinierten Grausamkeit und frivol gewalttätiger Weise ich ließ ihn vor mir gehen und sagte:„ Wir müssen eine Etage der Angeklagte zu Werke gegangen ist. Der Vertreter der Anklage höher gehen." Dann führte ich ihn nach dem Gange, wo der Fahr- trat in einem fast einstündigen Plaidoyer für Bejahung der Schuldstuhl mündet. Der Gang, der feine Fenster hat, ist ziemlich dunkel. fragen nach Raub, versuchten Mord, Betrug unter Versagung Ich sagte ihm, daß wir dort durch müßten und mildernder Umstände in allen Fällen ein. da schlug ich ihn mit der kleinen Eisenstange, die ich im Aermel verborgen hielt, von hinten über den Kopf.
kommen und
Der Verteidiger
Personalien des Angeklagten.
Nach Aufruf der Zeugen bemerkt der Angeklagte auf Be fragen des Vorsitzenden in gewähltem Deutsch, mit wohlflingendem Organ: Ich heiße mit Vornamen Thomas. Ich bin am 28. Dezem ber 1888 zu Hermantik, Böhmen , geboren, römisch- katholischer Religion. Es wird darauf der Anklagebeschluß verlesen. Danach ist der Angeklagte des Mordes und Raubes im Sinne der §§ 211 und 249 des Strafgesetzbuches beschuldigt.
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Bernehmung des Angeklagten.
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Der Angeklagte bemerkt darauf auf Befragen des Vorsitzen den: Nachdem ich in Reichenberg meine Lehrzeit als Gärtner durch gemacht hatte, tam ich in die Gärtnerlehranstalt nach Oranien. burg bei Berlin ; ich absolvierte dort zwei Semester. Alsdann ging ich nach Trier . Im Sommer 1906 trat ich in Wandsbek bei dem Gärtner Berndt in Stellung. Nachdem ich von der Lehrs anstalt abgegangen war, bekam ich einen solchen Widerwillen gegen pale waren daher sehr unzufrieden mit meinen Leistungen. Von meinen Beruf, daß ich mit großer Unlust arbeitete. Meine Prinzis Berndt, der mich nach einiger Zeit entließ, erhielt ich ein sehr schlechtes Zeugnis; außerdem warnte er vor mir im Verbandsblatt. Aus diesem Anlaß bekam ich als Gärtnergehülfe keine Stellung mehr. Eine Zeitlang war ich in einer Eisenhandlung bes schäftigt. Ich erhielt dort 20 Mt. Wochenlohn; damit kam ich aus. Nachdem ich aus der Eisenhandlung entlassen war, bekam ich keine Arbeit mehr. Meine Mittel waren bald erschöpft. Ich bin Veges tarier und Antialkoholiker. Ich lebte nur von Brot, Aepfeln und Wasser. Sehr bald waren die Aepfel aufgegessen und ich lebte nur von Brot. In den letzten drei Tagen vor dem Morde hatte ich auch kein Brot mehr. Vorf.: Wovon lebten Sie? Ich hatte nichts mehr zu essen. Angefl.: Vors.: Ihr Vater ist Versiche rungsinspektor und ein wohlhabender Mann? Angefl.: Jawohl. Vorf.: Wenn Sie an Ihren Vater geschrieben hätten, würde er Ihnen nicht etwas gefchidt haben? Angell.: Jawohl, das würde er getan haben. Water geschrieben? Angeklagter schweigt. Bors.: atten Vors.: Weshalb haben Sie nicht an den Sie wirklich drei volle Tage nichts gegessen?- Angefl.: Nein, nicht das Mindest e. Vors.: Wo wohnten Sie? Angefl: Hier in Altona , Rolandstraße 35. bei dem Heizer Koßmann. Bors.: Wann kam Ihnen der Gedanke, einen Mord im Bette im Halbschlummer lag, kam mir der Gedanke, der mich zu begehen? Angekl.: Etwa drei Tage vorher, als ich des Nachts auch in den folgenden Tagen nicht mehr verließ. Sonnabend, den 10. November, mittags, ging ich auf den hiesigen Hauptbahnhof, um mir den Fahrplan anzusehen. Ich beschloß, mit dem 3 Uhr 33 Minuten nach Blankenese fahrenden Zuge zu fahren und mir ein Abteil zweiter Klasse auszusuchen, in dem ein wohlhabender Die Absicht ihn zu töten hatte ich aber nicht, ich wollte ihn nur will durch längere Ausführungen nachweisen, daß es nicht fest- Herr allein saß. Auf dem Bahnsteig sah ich einen feinen Herrn betäuben. Der Briefträger fiel darauf zur Erde, die Müße, die gestellt sei, daß der Angeklagte sich des versuchten Mor des schuldig mit Spitbart und einer Handtasche in ein leeres Abteil steigen. er trug, fiel ihm dabei vom Kopf. Als ich nach seiner Tasche griff, gemacht habe. Bei der Beurteilung der Sache selbst könne man Ich folgte in das Abteil und setzte mich dem Herrn gegenüber. fam er wieder zur Besinnung. Ich hielt ihm mit der Hand den natürlich eine derartige Schandtat nicht glorifizieren, andererseits Bors.: Hat der Herr Sie beobachtet? Angefl.: Nein, der Herr Mund zu, um ihn am Schreien zu verhindern, und schlug müsse man aber auch verschiedene mildernde Gesichtspunkte nicht faß in einer Ecke und las in einer großen Zeitung. Vors.: Sie seinen Kopf wiederholt auf einen dort liegenden außer acht lassen. Die Hauptschuld, daß der Angeklagte zum Ver- hatten sich ein Beil mitgenommen? Angekl.: Ich nahm das Beil Ziegelstein. Er blutete start. Ich griff schnell nach der Geld- brecher geworden ist, trägt die schlechte Gesellschaft, in die er ge- meiner Wirtsleute, das diesen zum Holzzerkleinern dient, und ver tasche, riz aus derselben eine Anzahl Hundertmarkscheine heraus. raten ist; nämlich der Angeklagte ist Mitglied des sozialdemokra- barg es in meiner Hosentasche. Bors.: Wurden Sie in Ihrem Der Briefträger war in derselben Zeit wieder zur Besinnung ge- tischen Holzarbeiterverbandes gewesen. Hier hat er nur Schlechtes Vorhaben gar nicht schwankend? Angefl.: Jawohl, ich schwankte gehört und ist den perversen Intentionen der Sozialdemokratie mehrfach. Als ich schon im Kupee saß, schwankte ich, ich hatte gefolgt, die ja bekanntlich sagt: Eigentum ist Diebstahl. (!) Diese nicht den Mut dazu. Als wir aber hinter Klein- Flottbet waren, deen hat sich der Angeklagte zu eigen gemacht und hat eben nur da faßte ich Mut. Ich zog das Beil hervor und schlug damit den in diesem Sinne gehandelt.(!!) Nur dadurch, daß er Mitglied mir gegenübersißenden Herrn, der noch immer eifrig die Zeitung Vors.: Schrie der Herr Hülfe? eines sozialdemokratischen Vereins geworden ist, ist er auf dieses las, heftig auf den Kopf. Vors.: Wieviel Schläge tiefe Niveau gesunken und schließlich zum Verbrecher geworden." Angekl.: Meiner Erinnerung nach nicht. Angekl.: Früher wußte ich es Da irgend welche bleibenden Folgen bei dem Verletzten nach dem haben Sie dem Herrn versett? Gutachten des Sachverständigen nicht entstanden seien, so erscheine nicht, jetzt weiß ich es, daß es fünf waren. Bors.: Das ist Ihnen es angebracht, dem Angeklagten, der seine Tat bitterlich bereue, von den Aerzten gesagt worden, die nach den Verletzungen fünf so daß er dann nach nicht allzu langer Zeit als gebesserter Mensch Nachdem er den gegenübersißenden Herrn totgeschlagen, habe er Schläge feststellten. Angekl.: Jawohl. mildernde Umstände bezüglich des Raubes zu bewilligen, Der Angeklagte erzählt weiter auf Befragen des Vorsitzenden: aus dem Gefängnis wieder in die menschliche Gesellschaft zurüd- diesem Uhr, Kette und Portemonnaie fortgenommen, ihm alle fehren könne, um in ehrlicher Arbeit sein späteres Leben hinzu- Taschen untersucht. In diesem Augenblid sei der Zug in Kleina bringen. zu bestellen, habe er nach dem Monteur Fritsch gefragt, aber von Wahrspruch der Geschworenen. Flottbet eingelaufen. Er habe sich an das Fenster gestellt, um zu zwei Arbeitern keine Auskunft erhalten können. Er ist dann in berhindern, daß jemand einstieg. Als der Zug hielt, sei er unter das gegenüberliegende Schanklokal von Jacob, wo die Maurer in Nach 1½stündiger Beratung verkündete der Obmann den auf Mitnahme der Handtasche des von ihm ermordeten Herrn auss den Frühstückspausen zu verkehren pflegen, gegangen, erhielt dort schuldig des versuchten Mordes, des schweren gestiegen. Da er eine Station zu weit gefahren war, habe er sich aber auch keine Auskunft und steckte deshalb die Postanweisung Staubes und Betruges in 3 Fällen unter Ver- in Klein- Flottbet ein Billet nachlösen müssen. Der Billetteur bei Seite, um sie unbestellbar zu machen. Dann machte er eine agung mildernder Umstände lautenden Wahrsagte ihm: Gie bluten ja so heftig. Da habe er erst Bestellung in dem Hause Nr. 3, welches dem Neubau gerade gegen- spruch. gesehen, daß er blutete. Er habe verseßt, daß ihm die Nase ges über liegt. Als er dort wieder herauskam, habe er in der ersten Erster Staatsanwalt Schönian beantragte eine Buchthaus blutete habe. Dasselbe habe er dem Bahnsteigschaffner gesagt, der Etage des Neubaues einen gut gekleideten Menschen heftig winten strafe bon 10 Jahren und einem Monat, sowie 10 Jahre Ehrverlust ihn auch nach der Ursache seiner blutigen Hände fragte. Auf der gesehen, der ihn in der geschilderten Weise zum Monteur Fritsch und Stellung unter Polizeiaufsicht. Straße habe er sich das Blut in einer Bfüße, so gut es ging, abzu führen sich erbot. Nach dem Schlage über den Kopf hat der Das Urteil des Gerichts lautete dem Wahrspruch der Ge- gewaschen. Alsdann sei er mit der Elektrischen nach Altona geBeuge das Bewußtsein verloren. Als er wieder zu sich tam, hat er schworenen gemäß auf 7 Jahre und 1 Monat 3uchthaus, fahren und habe hier im Stadtpark die Handtasche und auch das laut um Hülfe gerufen. Der Angeklagte hielt ihm den Mund zu, fünf Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. Portemonnaie des Ermordeten fortgeworfen. Vors.: Weshalb der Zeuge biß ihn aber in die Hand und konnte nun wieder um taten Sie das?. Angekk.: Es war mir unangenehm, diese Sachen Das Urteil fann als ein hartes nicht bezeichnet werden. Zur zu befizen. Bors.: Den Inhalt haben Sie sich angeeignet? Als er wieder zur Besinnung gekommen, hörte er eine Annahme mildernder Umstände lag keinerlei Anlaß vor. Die Angell.: Bloß den Inhalt aus dem Portemonnaie. Vors.: fremde Stimme fragen:" Was ist denn hier los?" und antwortete Niedrigkeit des feigen, brutalen Raubmordversuchs verdiente keine Empfanden Sie gar teine Reue? Angefl.: Nein; darauf:" Ich bin überfallen, eilt doch dem Mörder mildernden Umstände. Der Verteidiger kleidete seine Anpöbe- erst als ich von dem Mord in den Zeitungen las, Wie der Zeuge auf Befragen angibt, hat er schwere lungen und Begeiferungen der Sozialdemokratie in das Gewand empfand ich Reue. Vors.: Also nach der Tat empfanden Verlegungen davongetragen: das Nasenbein war ihm zerschlagen, der Wahrnehmung berechtigter Interessen, scheinbar zugunsten Sie teine Reue? Angell.: Nein. Vors.: War Ihnen jedes er hatte mehrere Wunden auf dem Kopf, die rechte Seite war ihm seines Klienten. Offenbar hat der Anwalt nicht die geringste Gefühl für eine solch furchtbare Tat abhanden gekommen? geschwollen, die Zähne waren lose im Munde. Er hat 1 Monat Kenntnis von der Sozialdemokratie. Sonst hätte er so blühenden Angefl.: Ich hatte ein gewisses ängstliches Gefühl. Vorf.: 3 Tage im Krankenhause zugebracht und ist erst allmählich ver- Unsinn über dieselbe nicht zusammenreden können. Es gehört Dachten Sie nicht daran, daß Ihr Opfer Frau und Kinder haben nehmungsfähig gewesen. Er ist noch nervös geblieben und leidet eine bodenlose Unverfrorenheit dazu, derartige Anpöbelungen gegen fönnte?- Der Angeklagte schweigt. Der Angeklagte erzählt noch an Schlaflosigkeit. Der Verteidiger fragt den überfallenen Briefträger Hammer die man nicht fennt. Bestrebungen einer Partei als Verteidiger vom Stapel zu lassen, danach weiter, daß, nachdem er sich im Stadtpark der Handtasche Kannte der Rechtsanwalt aber die Be- und des Portemonnaies entledigt hatte, nach Hause gegangen sei. wiederholt, ob ihn denn nicht seine vorgesetzte Behörde mit Rücksicht strebungen der Sozialdemokratie und verzapfte trotzdem die oben Er habe alsdann zum ersten Male nach mehreren Tagen wieder auf die wiederholten Ueberfälle auf Geldbriefträger auf die Ge- wiedergegebenen Stellen, so besitzt der Herr eine Strupellosigkeit, Schrotbrot und Aepfel gegessen. Am folgenden Tage( Sonntags)) fahren aufmerksam gemacht habe, die bei solchen Bestellungen ob- bie wir nicht näher kennzeichnen wollen. sei er mit einem Freunde in ein Restaurant gegangen. Dort habe walten und ob ihm nicht geraten worden, recht vorsichtig bei solchen er einige„ Rundstücks" gegessen und einige Glas Bier getrunken. Geldbestellungen zu sein. Der Zeuge bestätigt, dies, bestreitet aber Er habe dies getan, obwohl er sonst niemals Bier getrunken die Behauptung des Verteidigers, daß es doch sehr habe, um sein Gewissen zu betäuben. Der unge Teigisinnig und unvorsichtig von einem Geld. wohnte Alhoholgenuß habe berauschend auf ihn gewirkt. In diesem
schrie um Hülfe.
Ich sah einen Maurer herankommen, lief infolgedessen eiligst die Treppe herunter, auf die Straße und nach dem Kanal zu. Man verfolgte mich und ich wurde durch einen Schuhmann fests genommen. Das Geld ist mir gleich wieder abgenommen worden. Der Angeklagte ist also der schweren Tat in vollem Umfange geständig, ebenso des fleinen Beiwerts der drei Betrugsfälle, bei denen es sich um kleine Kreditschwindeleien handelt.
Als erster Zeuge wird der so roh, feige und hinterliftig an
gefallene
Geldbriefträger Max Hammer
bernommen: Als er nach dem Neubau kam, um die Bostanweisung
Sülfe rufen. Dann erhielt er mehrere heftige Schläge auf den
Kopf.
nach!"
黃
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