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5tnetn, denn der Buchdrucker Gi edler erklärte nachher unter dem Beifall der Versammelten. Dr. Junck habe versucht, durch Herein- ziehen des Buchdruckertarifs unter den Buchdruckern Stimmung für sich zu machen. Das werde ihm aber nicht gelingen. Die deutschen  Buchdrucker könnten ihren Kandidaten niemals in Dr. Junck, sondern Nur in Heinrich Lange sehen., Der Verlaus der Versammlung, in der von den Gegnern noch die Herren Rechtsanwälte Martin und Dr. Dinkler, von sozial- demokratischer Seite die Genossen Lipinski, Dr. Lentsch und Poetzsch sprachen, war ein äußerst erfreulicher und hat die Leipziger   Genossen mit hoher Befriedigung erfüllt.An den Sünden der national- liberalen Partei muß die Kandidatur Junck ersticken, das muß die Parole des diesjährigen Wahllampjes für Leipzig   sein", schreibt die »Lcipz. Volksztg.". Der Wahlkampf in der Provinz Brandenburg  . In der Ostpriegnitz ist eine interessante Zerplitterung in den Reihen unserer Gegner eingetreten. Zunächst liegen sich zwei konservative Kandidaten brüderlich in den Haaren. Die großagrarischen Landbündler haben nämlich wieder einen Adeligen aufgestellt, und zwar den jungen Herrn v. Dallwitz, den Sohn des kürzlich verstorbenen bisherigen Abgeordneten des Kreises. Hiermit war aber der Gutsbesitzer Löscher, der den Kreis im preußischen Landtage vertritt, nicht einverstanden. Er erzählt jetzt in Versammlungen und Flugblättern, daß man ihn bei der Kan- didatenaufstellung absichtlich beiseite geschoben habe, weil er nicht adelig ist, obwohl die Mehrheit der Bündler für seine Kandidatur war. Run halten v. D a l l w i tz und Löscher beide ihre Kandidatür aufrecht. Der'adelige Rittergutsbesitzer verläßt sich auf dasPriegnitzer Kreisblatt", den Beamtenapparat, die Kriegervereine und auf diefreundliche Wahlhülfe" seiner Adels- kollegen, das heißt auf den bekannten wirtschaftlichen Druck, mit dem diese Sippe ihre abhängigen Gutsarbeiter zurunbeeinflußten" Abgabe der Dallwitzschn Stimmzettel zwingen wird. Der b ü r g e r- liche Gutsbesitzer Löscher aber appelliert besonders an die Bauernschaft der Ostpriegnitz. Interessant ist dieser lustige Bündlerkrieg insofern, als hier der Gegensatz zwischen Adel und Nichtadcl oder besser gesagt zwischen Groß- und Kleingrnndbesitz plötzlich eine Rolle spielt, die unter Um- ständen noch erhebliche Ueberraschungen im Gefolge haben kann. Die Ostpriegnitz ist nämlich nicht der einzige Kreis, wo die Gegensätze zwischen Groß- und Kleingrundchesitz jetzt ziemlich deutlich hervor- zutreten beginnen. Ein Beweis für die zunehmende Er- kenntnis der natürlichen Klnssenscheidung auch im agrarischen Lager. Ter Wahlkampf in diesem Kreise bietet des Interessanten aber noch mehr. Auch der F r e i s i n n ist mit zwei Kandidaten auf den Plan getreten. Ein Kyritzer   Kleinbürger und ein Wittstocker  Gymnasialprofcssor streiten erbittert um die liberale Ruhmespalme. Der Streit unter den braven Freisinnsmannen ist wohl zur Haupt- fache darauf zurückzuführen, daß die liberalisiercnden Schichten des Handwerker- und Kleinbürgertums einen Vertreter aus ihren Reihen haben möchten, während derhonetten und gebildeten" Bürgerschaft dieser' Kleinmeisternicht nobel genug" ist. Um das Maß der Wahlkonfufion aber voll zu machen, haben auch noch die Antisemiten einen ihrer obskuren Berliner   Judenfresser auf- gestellt. In ihren Flugblättern schwindelt diese Sekte natürlich das Blaue vom Himmel herunter, von der glorreichen Kolonial- Politik aber erwähnt sie kein Wort. Erfreuliches Interesse zeigt die Wählerschaft an den sozialdmokratischen Versammlungen. So fand am Sonnabend in W i t t st o ck eine sozialdemokratische Wählerversammlung statt, wie sie an diesem Orte noch nie zuvor gesehen worden ist. Selbst für den Referenten, den Genossen R e h b e i n- Berlin blieb auf dem Podium nur so viel Raum, daß er sich nur notdürftig bewegen konnte. Arbeiter, Bürger, Post- und Bahnbeamte und besonders eine erhebliche Zahl von Bauern und Landarbeitern aus den zum Teil stundenweit cnt- fernt liegenden Dörfern der Umgegend waren trotz des schlechten Wetters erschienen, um den sozialdemokratischen Redner zu hören. Auch mehrere Gutsbesitzer hatten sich eingefunden. Als unfrei- williger Agitator hatte sich dasPrjegnitzer Kreisblatt" betätigt. Dies edle Blättchcn hatte zu zahlreichem Besuch auf- gefordert, dapnt die Gegner den Sozialdemokraten einmal ge- hööig den Standpunkt klarmachen sollten. Wie das gc- meint, war, zeigte der Hinweis der Notiz, daß die sozialdemokratische Leitung wohl einige Mühe haben werde, die Ver- sammlung vor der Auflösung zu bewahren. Es kam aber anders. Die Ausführungen des Referenten schlugen durch, und immer lebhafter wurde der Beifall. Den anwesenden Bauern hielt der Redner u. a. vor, wie sie beim Militär von den meisten junkerlichen Offizieren behandelt werden. Da heiße es: Du Bauernlümmel infamer, Saubauer dreckiger, Mistbauer verdammter usw. Jetzt aber zur Reichstags- Wahl begrüßen dieselben Junker, die sonst so verachteten bäuerlichen Landwirte herablassend alsBruder Bauer", um ihre Stimmen einzufangen. Dieser Hinweis löste einen geradezu donnernden Bcifällssturm in der Versammlung aus. Die Bauern und Landarbeiter erhoben sich von ihren Sitzen, soweit sie nicht schon ohnhin stehen mußten und riefen ein über das andere Mal rn höchster Bewegung:Jodatis ok sozdeMannhet recht!" Kurz, die Versammlung endete für uns mit einem durch- schlagenden Erfolg. Die Gegner, die uns denStandpunkt klar- machen" sollten, saßen ziemlich gedrückt und betroffen da. Sie begnügten sich mit einigen schüchternen verlorenen Zwischenrufen, die in der Versammlung nicht den mindesten Anklang fanden. Nur einfreisinniger" Bäckermeister, der auch gleichzeitig den antise mitischen Wahlaufruf unterzeichnet hatte, riskierte eine Lippe. Er wurde von der Versammlung einfach ausgelacht. Nach Beendigung der Versammlung unterhielt sich ein großer Teil der Anwesenden noch bis gegen Mitternacht über das Gehörte und tauschte Meinungen und Erfahrungen aus. , Bin Sonntag tagte in P r i tz w a l k wiederum eine imposante Wählerversammlung, die noch stärker besucht war als die letzthin stattgcfundene. Von den Gegnern war vorher angekündigt worden, daß es diesmal zu einer scharfen Abrechnung mit der Sozialdemokratie kommen, werde, und in der Tat waren zahlreiche Gegner unserer Partei in der Versammlung anwesend. Mit großer Spannung harrte männiglich der großen Dinge, die da kommen sollten. Zunächst hielt Genosse Albrecht Fülle- Berlin ein beinahe zweistündiges Referat. Dann nahm der K«n- didat des Kreises, Benno M a a ß, zu einer markigen Ansprache das Wort. Nunmehr sollte zur Diskussion und zu der in Aussicht gestellten Vernichtung der Sozialdemokratie durch die konservativen Tallwihjünger geschritten werden. Aber ach! Trotz der wieder- holten dringenden Aufforderung des Vorsitzenden an die vorher so großmundigen Herren zogen die Tapferen es vor, zu schweigen; sicherlich war ihnen bei den Beifallsstürmen, die die Versammlung den beiden Rednern gespendet hatte, das Herz in die Hosen gerutscht. Mit einer wirkungsvollen Ansprache schloß der Vor- sitzende die prächtig verlaufene Versammlung,� und aus vielen hundert Kehlen tönte ein begeistertes dreifaches Hoch auf die interngti.onale« völkerbefreiende Sozialdemokratie. Wem bieten unsere Kolonien Kniielielungsgeiegenheit? Da es die neue Kolonialexzellenz so hinzustellen liebt. alS fei bis jetzt eigentlich die famose Kolonialpolitik den Arbeitern zuliebe getrieben worden und als biete sich jenseits des Ozeans in diesen herrlichen Kolanien auch für Minder- bemittelte Gelegenheit zur Ansiedelung, sei hiermit folgende amtliche Ansknnft qn einen Auswanderungslustigen wiedergegeben: Zentralauskunftsstelle für Auswanderer. Abteilung der deutschen  Kolonialgesellschaft in Berlin   W. 9, den 29. Dezember 1005. Schellingstr. 4. Herrn.... Reichenbach   im Vogtl. Auf Ihr an das kaiserliche Kolonialamt gerichtetes, hierher zur Erledigung abgegebenes Schreiben vom 29. d. M. teile ich Ihnen ergebenst mit. daß ich nicht in der Lage bin, Ihnen eine für Sie zutreffende Auskunst zu erteilen, da Sie nicht mitgeteilt haben, welche Mittel Ihnen zur Verfügung stehen. Die deutschen Schutzgebiete sind zur Aufnahme von unbcmitteltennnd wenig bemittelten Ansicdlcrn nicht geeignet. Zur Niederlassung dortselbst sind größere Kapitalien und außerdem Kennwisse in der tropischen Landwirtschaft bezw. Viehzucht erforderlich. In Deutschsüdweftafrika, das hauptsächlich für Viehzüchter in Betracht kommt, sind bisher zur Ansiedelung mindestens 20 000 bis 25 000 M. als erforderlich erachtet worden. Zurzeit und bis zur Herstellung friedlicher Verhältnisse ist dort jedoch eme Niederlassung nicht rätlich. Die Anlage einer Kakao- Pflanzung in Samoa   erfordert ein Kapital von mindestens 50000 M. Nur in den deutschostastikanischen Landschaften West- Usambara und Langenburg   sowie auf den Marianeninseln ist eine Niederlassung eventuell mit etwa 10000 M. möglich. Dazu kommen noch die nicht unerheblichen Reise- und Ausrüstungs- tosten. Land kauft man lediglich an Ort und Stelle, nachdem man sich selbst genügend von der Qualität desselben überzeugt hat. Freie Reise. Fahrpreisermäßigung wird Personen, die sich in einer ' der deutschen Kolonien niederlassen wollen, von keiner Seite ge- währt. Bor einer Auswanderung nach einer der deutschen Kolonien zwecks Ansiedelung daselbst ohne die dazu erforderlichen Geld- mittel ist zu warnen; sollten Sie über größere Mittel verfügen, so stelle ich Ihnen anheim, unter Angabe Ihrer persönlichen Ver- hältnisse, d. h. Alter, Beruf, ob ledig oder verheiratet, verfügbare Mittel usw., sich nochmals hierher zu wenden. Ergebenst Der Leiter der Zentralauskunftsstelle für Auswanderer. Hellmann, Kaiserlicher Konsul z. D. Und da wagt Herr Dernburg   von Kleinsiedelungen von 10 Hektaren in Südwest zu sprechen! Die Kolonien sind nur für Kapitalisten, die armen Teufel mögen sich im lieben Vaterlande durchhungern oder den Staub des Vaterlandes von den Pantoffeln schütteln! Bie Ursache des liidmit- afrikanifchen Hufftandos. Ein Professor der Berliner   Universität. F. v. L u s ch a n- Direktor des Völkermuseums in Berlin  , äußerte sich in einem am 17. Februar 1906 gehaltenen Vortrage folgendermaßen: .Was ich selbst seit Jahren schon immer und immer wieder von neuem hervorhebe, das wurde mir im persönlichen Verkehr von mehreren sehr hochgestellten britischen Kolonialbeamten als das Hauptergebnis ihrer vieljährigen Erfahrungen bezeichnet: daß alle europäischen   Beamten in den Schutzgebieten stüher oder später scheitern oder zu Fall kommen, wenn sie die Eingeborenen schlecht, das heißt roh, geringschätzig, grausam und ungerecht behandeln, während andererseits wirkliche Erfolge auf kolonialem Gebiet immer nur von denjenigen Europäern er- zielt würden, die sich persönlich für den Eingeborenen interessieren, das heißt sich mehr oder weniger praktisch mit Völkerkunde beschästigen. Aber noch gehört in den meisten Kolonialstaaten die Völker- künde nicht zu den offiziell anerkannten Disziplinen bei der Vor- bereitung zum Tropendienst, und noch immer gibt es daher da und dort Europäer  , die denWilden" unterschätzen und ihn deshalb, wie traurige Erfahrungen immer wieder von neuem zeigen, in der denkbar brutalsten Weise mißhandeln. Ich bitte deshalb um Erlaubnis, hier... wörtlich eine Stelle aus einem Vortrag ziteren zu dürfen, den ich im Jahre 1899 auf dem siebenten inter« nationalen Geographentag in Berlin   gehalten habe: Vor allem aber muß gefordert werden, daß der Völlerkunde wenigstens bei der Ausbildung von Kolonialbeamten die führende Stellung eingeräumt wird, die ihr von Rechts und Vernunsts wegen gebührt. Das ist eine Forderung nicht nur der Wissen- schaft, sondern auch eine Forderung der Moral und des natio« nalen Wohlstandes." Ich stehe noch heute ganz auf diesem Stand- Punkt und bin vollkommen davon überzeugt» daß auch unser letzterKrieg inSüdafrika leicht zu vermeiden gewesen wäre und daß er einfach nur eine' Folge der Geringschätzung ist, welche in den damals leitenden Kreisen den Lehren der Völkerkunde gegenüber herrschte."-- Politische(lebersicdt. Berlin  , den 11. Januar 1307. Zuviel Sozialpolitik. Der bisherige Vertreter des Reichstagswahlkreises Borken- Recklinghausen, der ZentrumSmann E u l e r, hat dem Un- willen der christlichen Arbeiter des genannten westfälischen Kreises weichen müssen. Herr Euler ist ein wütender Vertreter der Zünftlerforderungen. dazu ein scharfmacherischer Drauf- gänger. Auf dem Rheinische» Handwerkertag in Kreuznach(September 1904) hielt er zunächst eine Lobrede auf vas Zentrum, dann auf die Konservativen.Ich stehe," so sagte Euler,in engster Fühlung mit dem Vor- st and der konservativen Fraktion; in Handwerker- fragen geht diese mit uns Hand in Hand. Dann fuhr Herr Eulcr fort: Sie dürfen sich daraus verlassen, daß in beiden Fraktionen mit allem Ernst und allen denkbaren Mitteln für die Interessen des Handwerks eingetreten wird. Wenn trotzdem die Tatsache nicht'wegzuleugnen ist, daß in den letzten Jahren die Ar- beiterfrcundlichkeit weiter gegangen ist, als die Handwerkerfreundlichkeit, dann darf man das nicht als Schuld dieser Fraktionen kennzeichnen: eS liegt in den Verhältnissen, die es notwendig machen, daß von christlicher Seite die Arbeiter von er Sozialdemokratie abgehalten und zu christlichen Verbänden zu- sa in msngeschlossen werden. Von christlichem und politischem Standpunkte ist es mit Freuden zu begrüßen, daß es gelungen ist, eine ziemlich kompakte Masse von Arbeitern schon heute in christlichen Gewerkvereinen zu bereinigen." Trotzdem anerkanntermaßen die Sozialpolitik seit langen Jahren nichts geleistet hat, ist nach Herrn Eulers Ansicht noch z u viel für die Arbeiter geschehen. Dieses Geständnis ist ebenso interessant, wie daK andere, daß das Zentrum die Sozial- Politik und die Organisierung der Arbeiter nur der'Sozial- demokratie wegen betreibt, nur um die katholischen Arbeiter vor dem Uebergang-' ins rote Lager zu behüten. Wer aber nun meint, daß Herr Euler ein Freund der christlichen Gewerkschaften sei. der kennt das scharfmacherische Gemüt dieses Zentrumsmannes schlecht. Im Anschluß an obige Sätze fuhr er nämlich fort: Ueber das Programm der Gewerkschaften will ich mich nicht weiter verbreiten, daran haben wir sehr viel auszusetzen, ins- besondere, daß man unsere Handwerksgesellen nicht in die Arbeitcrverbände hineinlocken soll." Und weiter sagte Herr Eulcr: Wir sind nicht gegen das Koalitionsrecht der Arbeiter, wir wollen aber unsere eigenen Interessen auch mit den gesetzlich uns gegebenen Mitteln schützen. Wir wünschen drin- gend.daß unsere Gesellen nicht den Arbeiter- verbänden angehören, sondern zum Handwerk zurück- kehren. Ich empfehle meinerseits warm den Beitritt zu den katholischen und den evangelischen Jünglingsvereinen." Wir wünschen dringend, daß unsere Arbeiter nicht den Ge- werkschaften angehören" das ist Scharfmachersprache im un» verfälschten Stummsinne, so reden die Kirdorf und Stinnes, die Bueck und Beumer auch. Und dabei richtet sich, das ist das interessanteste dabei, dieses Kommando des Zentrumsmannes gegen die christlichen Gewerkschaften. Auf dem Kreuznacher   Handwerkertag empfahl der Schlosser- meister Kriegers(Zentrumskandidat bei den letzten Stadtverord- netenwahlen in Düsseldorf  !) eine Resolution, die u. a. forderte: Verhütung weiterer Belastung der Handwerks- meister durch sozialpolitische Gesetze, Stellung- nähme gegen Abschluß von Tarifverträgen. Verlängerung der Lieferungsdauer öffent- licher Arbeiten bei unberechtigten Streiks." In der Diskussion über diese Resolution sprach auch Herr E u l e r; er wandte sich gegen die weitere Belastung de? Hand- Werks durch sozialpolitische Gesetze und stimmte, da der Bericht einstimmige Annahme verzeichnet, für die Resolution, sprach sich also, wiederum wie in. echter Scharfmachermanier, gegen die Tarifverträge und für die Begünstigung der Unternehmer bei Ausständen aus. Und dieser Mann hat Platz im Zentrum, das sich auf seine Arbeitcrfreundlichkeit so viel zugute tut! Es wird ihm ein bombensicherer Wahlkreis(Trier  ) zugeschoben, wo er den Unmut der Arbeiter nicht zu fürchten hat. Und die christlichen Gewerk- schaftsführer, anstatt auf die Kaltstellung des Scharfmachers Euler zu dringen, begnügen sich damit, daß er von Recklinghausen   nach Trier   verpflanzt und sein bisheriger Wahlkreis einem der ihrigen, dem Gewerkschaftsbeamten Schiffer, zugeschanzt wird. Das Zentrum, Herr Euler und Herr Schiffer'sind einander wert! Die Landesproporzwahlen in Württemberg  . Stuttgart  , 12. Januar,(©ig.©et.) Durch den am 9. Januar stattgefundenen dritten Wahlgang haben die württembergischen LandtagSwahlen nunmehr ihren end- gültigen Abschluß gefunden. Der Ausgang dieses dritten Wahl- gangs, der sogen. Landesproporzwahlen entspricht in bezug auf die Mandatsverteilung durchaus den Berechnungen, die auf Grund der Hauptwahlcrgebnisse vom S. Dezember angestellt worden waren. Es erhielten Sozialdemokratie 4, Volkspartei 4, Zentrum 4. Konservative bezw. Bauernbund 3, Nationalliberale 2 Mandate. Nunmehr steht die FraktionS stärke der einzelnen Parteien im zukünftigen Landtag definitiv fest. Es haben Zentrum. i i i 25 Mandate Volkspartei...... 24, Sozialdemokratie.... 15 Konserv. bezw. Bauernbund 14, Nationalliberale.... 13 Der noch verbleibende.Wilde" dürfte sich den Nationalliberalen anschließen. Es ist also nicht gelungen, waS sowohl durch dieListen- Verbindung" zwischen Sozialdemokratie und Volkspartei, als zwischen Konservativen und Nationalliberalen angestrebt worden war. das Zentrum um ein Mandat zu verlürzen, damit eS nicht als stärkste Partei im Landtage erscheinen könnte. Nunmehr wird ihm, ent» sprechend dem parlamentarischen Brauch, der Präsidentensitz m der Zweiten Kammer zufallen. Bei der Proportionalwahl erhielten insgesamt Stimmen: Sozialdem. Bollsp. �ueÄ" Natlib. Zentr. Neckar  - und JagstkreiS:(503 413 454 091 870 006 200 379 270 685 Swwarzwald- u. DonaulreiS: 230 275 814 731 160 294 155 293 599 397 738 633 768 822 530 390 355 677 870082 Da jeder Wähler im Neckar  - und Jagsllreise 9 Stimmen und im Schwarzwald  - und Donaukreise 8 Stimmen abzugeben hatte, so ergibt sich, daß für die einzelnen Parteien gestimmt haben: Sozialdem. VolkSp. Lauerubd.' Natlib. Zentr. Neckar  - und JagstkreiS 55 496 50454 41111 22264 30085 Schwarzw.- u. Donaukreis 18184 39 841 20036 19412 74924 85 274 89 795 61 147 41676 106 009 Dieses Ergebnis zeigt für die Sozialdemokratie einen Rückgang von etwa 6000 Stimmen gegen die am 5. Dezember stattgefundenen Hauptwahlcn, während Volks- ? artet und namentlich-Zentrum ihre Stimmen stark vermehrt haben. Diese Erscheinung ist jedoch keines- Wegs überraschend. Es wurde allgemein damit gerechnet, daß die Stimmabgabe überhaupt eine schwächere sein würde als bei den �auptwahlen. Wenn trotzdem gerade die Bolkspartet an Stimmen- zahl zunahm, so hat sie das, worüber sie sich selbst wohl am meisten klar sein wird, zu allerletzt der Anziehungskraft ihrer politischen Grundsätze zu verdanken. In erster Reihe ist ihr Wachstum darauf zurückzuführen, daß sie einen Verbandssekretär der StaatSunter- beamtenvereine auf ihren Wahlvorschlag genominen hatte, der den ganzen ihm zur Verfügung stehenden Apparat der Staatsbeamten- und-Arbeiterverbände für sich klappern ließ, sowie einen Lehrer, der ihr fast alle Lehrerstimmen des Landes zuführte. In gleicher Weise hatte sie schon am 5. Dezember bei der Proporzwahl in Stuttgart  -Stadt mit der Kandidatur eines Postunterbeamten Stimmenfang getrieben. Wie dieses Manöver jetzt bei der Landesproporzwahl auf rmsere Stimmenzahl einwirkte, indem es uns die Eisenbahnerstimmen entzog, die am 5. Dezember für un» abgegeben wurden, läßt sich an einzelnen Wahlbezirken, wie z. B. dem Oberamt Aalen  , mit nahezu mathematischer Genauigkeit fest- stellen. Dieser Schwindel gelingt aber nur einmal. Und daß es ein Schwindel ist, dem die Staatsbeamten und-arbeitet zum Opfer gefallen sind, ist nicht zu bestreiten. Denn wie die Wissenden chon im voraus prophezeit hatten, sind natürlich sowohl der Post- unterbeamte wie der Eisenbahnverbandssekretär, wie auch der Sekretär der evangelischen Arbeitervereine, den die Volkspartei gleichfalls auf dem Stimmzettel hatte, glatt durchgefallen. Ihre Kandidaturen erschienen der Volkspartet nur als geeignete Lock- mittel, um mit ihnen die Stimmen der hinter ihnen stehenden Wähler zu ködern.