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frågung gezogen werden können."- Der Coup der Großen Straßen­bahn- Gesellschaft, durch ihre Tunnelprojekte den Bau des Linden­tunnels durch die Stadt zu hintertreiben, ist also, wie das obige Schreiben zeigt, glänzend gelungen. Lange Jahre, bevor die Große Straßenbahn an ihre Tunnelprojekte dachte, hat der städtische Plan den beteiligten Behörden vorgelegen und nur die Unsicherheit be­züglich des neuen Opernhauses hinderte, wie es hieß, die Erledi­gung. Jebt ist zwar diese Unsicherheit auch noch nicht behoben; ..zwischenzeitlich" aber hat die Große Straßenbahn die Möglichkeit gehabt, ihre Projekte einzureichen, und nun handelt es sich nicht mehr um das neue Opernhaus, sondern vor den Projekten der privatkapitalistischen Erwerbsgesellschaft müssen die städtischen Pläne zurüdtreten!

Die Mitteilung von der Einrichtung provisorischer Oberleitung auf dem Schloßplab rief eine ebenso aus­gedehnte wie erregte Debatte hervor. Es bleibt vorbehalten, auf diese Debatte und die ihr zugrunde liegenden Tatsachen ausführlicher einzugehen. Hier sei heute nur das an sich ja gleichgültige, aber doch bezeichnende Kuriosum erwähnt, daß der Herr Polizeipräsident in eigener Person mit einem Brief der Großen Berliner Straßenbahn beim Herrn Oberbürgermeister erschienen war, um persönlich diesem die Wünsche der Gesellschaft nahezulegen!

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Der Einspruch der Speicherbesiker Berlins gegen den Bau von Speichern aus Gemeindemitteln wurde ab­gelehnt.

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Gin Antrag der Passagebau- Aktiengesellschaft, die von ihr ge= plante Passageanlage zwischen Friedrich- und Oranienburgerstraße mit der Untergrundbahn Süd- Nord" zu verbinden, wurde unter der Voraussehung, daß die Gesellschaft alle entstehenden Kosten über­nimmt, widerruflich gegen eine jährliche Rekognitionsgebühr von 300 Mart genehmigt.

Ein wiederholter Antrag der Firma Carl Edfte G. m. b. H., betreffend die Aufstellung ihrer Meteor Laternen an den Haltestellen der Straßenbahnen, wurde wiederum abgelehnt.

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Ein Antrag des Vereins Heinersdorfer Grundbefizer wegen al n- Iage einer elektrischen Straßenbahn von Berlin ( Neuer Markt) über Heinersdorf, Blankenburg und Karoto nach Buch soll technisch noch näher geprüft werden.

Der Antrag der Oberpostdirektion, betreffend die Einrichtung elektrisch betriebener Tunnelbahnen zur Briefbeförderung, foll borbehaltlich aller Rechte der Stadt gefördert werden.

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Eines Pastors Werben und eines Arbeiters Antwort.

Der Maurer Frik Weimann hat seine Töchter, die im Alter bon 13, 16 und 18 Jahren stehen, nicht taufen lassen. Darauf ist er wiederholt von der Leiterin der Sonntagsschule, die seine Kinder besuchten, und von einem Pastor Gensichen gebeten, die Toufe vornehmen zu lassen. Der Genosse Weimann sette in ruhiger Weise der Dame und dem Pastor die Gründe auseinander, weshalb er von der Kirche nichts wissen wolle Die Dame und der Pastor fuchten ihre entgegengesette Ansicht flarzulegen. Troß der Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit, mit der beide vorgingen, mußten die Gegengründe an der festen Ueberzeugung des Vaters zerstieben. Die Unterhaltungen über Kirche und Religion wurden stundenlang, aber stets in dem Ton und der Art geführt, wie über­zeugte Menschen höflich miteinander disputieren.

Das wurde

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anders, als ein Pastor Schlegelmilch den Genossen Wei­mann besuchte, um ihn zur Taufe feiner Kinder und zur Acnderung seiner politischen Ueberzeugung zu veranlassen. Der Herr Pastor suchte durch kräftiges Schimpfen auf Juden und Sozialdemokraten die Befehrung des Gnossen zu bewirken. Erst piano: Sehen Sie, meinte er, Bebel und Singer fahren Droschke erster Klasse, so sind Ihre Führer. Weimann entgegnete aber: Warum sollen denn die Genossen nicht Droschke erster Klasse be= nußen, wenn sie es eilig haben; meinen Sie denn, Ihre Amts­brüder fahren nicht erster Klasse oder sogar Equipage? Sie irren, wenn Sie annehmen, wir wollen alles verrungenieren", nur zu Fuß laufen oder dergleichen! Wir Sozialdemokraten verlangen Gleichberechtigung, das heißt nicht ein schlechteres Los, sondern ein befferes Los für alle. Neid kennen wir nicht, den überlassen wir denen, die über Liebe predigen.

Als der Pastor Schlegelmilch sah: so fommt er nicht zu Rande, zog er stärkere Saiten auf. Er glaubte dem Genossen durch ein wüftes Geschimpfe auf Juden zu imponieren. Als der Ge­noffe Weimann mit heiterer Ruhe den Gallimathias widerlegte, fuhr der Pastor der Liebe ganz scharfes Geschüß auf. Er tischte die alten Verleumdungen gegen Genossen Singer auf, derent= halben der Redakteur der Staatsbürger Zeitung" Bodler feinerzeit als Verleumder zu 400 M. Geldstrafe verurteilt und dann begnadigt wurde. Als der Pastor mit den Schmähungen und Verleumdungen trotz der Bitte des Arbeiters, gegen Abwesende in anständiger Form und in dem Rahmen der Wahrheit zu polemi­fieren, nicht aufhörte, wies Weimann dem ungebetenen und unbescheidenen Gast die Türe.

Das war kurz vor Weihnachten. Zu Weihnachten erhielt der Genoffe Weimann folgendes pastorale Sendschreiben: 25. Dezember 1906.

Lieber Herr Weimann!

Ich hatte Ihnen versprochen, als Sie mich so ganz partei­mäßig an die Luft setzten, nach der Losung: Wer sich nicht fügt, der fliegt", Ihnen den Beweis für meine Behauptung zu bringen, daß Sie doch keinen Grund hätten, so besonders stolz auf Ihren Parteiführer Singer zu sein, und daß unser Hofprediger Dr. Stöder es immer noch mit demselben aufnehmen könne, den Sie doch so schamlos beschimpften. Nun sende ich Ihnen eben zwei Nummern des Reich", die Ihnen aus Ihrem Irrtum zur Wahrheit verhelfen können, wenn Sie nur die Wahrheit haben und hören wollten. Obwohl ich es bestimmt aus langer Erfahrung weiß, daß viele Ihrer Parteigenossen eben die Wahrheit nicht wollen, wie sie es schon mit Jesus gemacht haben und wie Sie aus Johanni 8 erkennen können, wenn Sie das einmal in der Stille durchlesen möchten, so weiß ich doch andererseits auch dies, daß viele nur blinde Nachgänger sind, die sich ohne vieles Nach­denken irreführen lassen. Sie werden wohl selber nicht behaupten wollen, so sehr Sie sich auch für einen flugen, mich aber für einen bornierten Menschen halten, daß Verstand, Nachdenken bei der großen Boltsmaffe fei. Schon ein lateinisches, Jahrtausende altes Sprüchwort sagt:" mundus vult decipi" b. H. die Masse will getäuscht sein". So viel Lebenserfahrung traue ich Ihnen selber zu. Darum nehme ich Ihnen auch die überaus unhöfliche Behandlung nicht übel, die Sie mir in Ihrem Hause auteil werden ließen. Sie können nicht anders, darum erwarte ich von Leuten Ihrer Gesinnung nichts anderes. Es heißt auch hier: " An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Stann man auch Trauben lesen von den Dornen und Feigen, von den Disteln?"

geeignete sich erwiesen hat, indem wir die Armen auf ihren besten zurüdgegangen ist? Die Notwendigkeit, eine Heimstätte für Genesende Freund hinweisen, der alle Not zu Ende bringt.

Und wo der fehlt, sind Not und Schmerzen, Wo der kommit, kommt Rat und Trost ,. Wo der ist, da glühn die Herzen, Wo der bleibt, gibts Himmelskost.

Ach, es wär zum Weinen, wenn kein Heiland wär, Aber sein Erscheinen bracht den Himmel her. Wer zu ihm kann sagen: Mein Gott und mein Herr, Der braucht nicht mehr klagen. Stets wirds herrlicher! Suchen Sie von ganzem Herzen und auch Sie werden das Glück finden, das Ihnen fehlt. Und das wünsche und erflehe ich Ihnen von ganzem Herzen. Und wenn Sie aufrichtig sind und die Wahrheit suchen, wirds Ihnen gelingen.

Mit herzlichem Gruß

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Schlegelmilch, Pastor. Diesem Erzeugnis pastoraler Nächstenliebe waren die Nr. 512 und 514 der Zeitung Das Reich" mit den bekannten Anwürfen gegen den Genossen Singer beigefügt. Nr. 514 hatte der Pastor Schlegelmilch mit folgendem Liebesseufzer eigenhändig ber= schönt: Wurm, Stadthagen, Arons, Cohn, Bernstein, Goldstein, Davidsohn, Herzfeld, Haase, Singerleben Und die Rosa noch daneben, Das ist, Himmel steh' uns bei, Die deutsche Arbeiterpartei!!

aufzusuchen, wird wohl in diesen Winter bei den Frauen und Mädchen der minderbemittelten Bevölkerung kaum geringer sein, als fie es im vorigen Winter war. Aber die vielbeklagte Abneigung gegen den Winteraufenthalt in einer Heimstätte scheint leider noch zugenommen zu haben. Wir können nur wieder holen, was wir schon so oft gesagt haben: die Heimstättenpflege ist im Winter ebenso sehr zu empfehlen, wie im Sommer. Es braucht sich niemand zu fürchten, jetzt in eine Heimstätte hinauszugehen; er erfriert da nicht. Wer in der fälteren Jahreszeit, speziell im Dezember und Januar sich entschließt, eine Heimstätte auf­zusuchen, der darf darauf rechnen, daß er ohne nennenswerte Wartezeit Aufnahme findet. Das gilt übrigens nicht nur für Blankenburg, sondern bis zu einer gewissen Grenze auch für die anderen Heimstätten. Speziell im Dezember sind in allen Heim stätten, mit alleiniger Ausnahme von Buch, immer noch Betten frei gewesen, wenn auch bei weitem nicht so viel wie in der Heimstätte Blankenburg, die ja im Dezember knapp halb belegt war.

Geschäftspolitiker.

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Druckernament

Die Verleger der sogenannten parteilosen Blätter, die natürlich immer im Grunde ihres Herzens arbeiterfeindlich sind, wie jeder Streik und jede Wahlbewegung lehrt, geraten bei den jetzigen Wahlen beim Druck der Flugblätter für die arbeiter= feindlichen Parteien in eine Zwickmühle. Ihre Firma Diese Festtagsarbeit des Pastors Schlegelmilch beantwortete wollen sie nicht unter die Flugblätter seßen, damit die Arbeiterleser Genosse Weimann. In der Antwort betonte er, daß er die pastorale ihre Blätter nicht erfahren sollen, welchen Partei interessen sie Weihnachtsarbeit uns zur weiteren Verwendung überlassen werde eigentlich dienen; den Profit aus dem Druck der Flugblätter wollen und das Einverständnis des Herrn Schlegelmilch hierzu aunehme. fie aber auch nicht einbüßen. Als findige Leute, denen die Politik gekommen. Nachstehend teilen wir aber auch die treffliche Antwort einen Ausweg: fie geben nicht ihre wirkliche Drud­Dem Wunsche nach Veröffentlichung sind wir gern nach- im Letzten Ende ein gutes Geschäft ist, wissen sie des Genossen Weimann mit. Der Genosse schrieb: firma dafür, sondern haben für diesen Zweck Extra­Berlin, den 28. Dezember 1906. Firmen. So druckt zum Beispiel ,, Morgenpost"-Ulstein die frei Geehrter Herr Pastor! Die Mühe, die Sie sich nach Ihrer Behauptung am Weih- innigen Flugblätter, als Drudfirma gibt der Morgen­nachtstage genommen haben, um einen vier Seiten langen Brief Post"- Verleger aber nicht seinen ehrlichen an mich zu schreiben und denselben mit zwei Nummern" Das IIstein, sondern er sett darunter: Drud: Imprimatur Reich" mit den bekannten Lügenartikeln zu beschweren, eine dieser G. m. b. H., Berlin SW." So erfahren die Morgenpost"= Nummern auch mit einem, gelinde gesagt, albernen knotigen Ge- Leser nicht, wessen politischen Parteizwecken ihr Verleger dient. Der dicht zu versehen, hätten Sie sich sparen sollen. Statt dessen hätten König der gefimmungslosen Meinungsfabrik, der große August des Sie die Bibel wirklich studieren und einige Lehren derselben sich politischen Regierungszirkus, Scherl, druckt für die Regierung annehmen sollen. Von den Antwürfen im Reich", die der Wahrirla 5 Millionenauflage des Regierungsflugblattes: heit widersprechendes, albernes Zeug widerfäuen, gilt das bekannte Wort: Es ist ehrenvoll, von der Dummheit, beneidenswert, von Wahlbetrachtungen, das beinahe so d- iplomatisch geschrieben ist wie der Gemeinheit gehaßt zu werden. Daß Ihr christliches Gemüt die Bülow Silvesterbetrachtung. Aber auch er setzt nicht seine mir Borniertheit" vorhält, verarge ich Ihnen nicht, denn Ihr Reklamefirma Scherl darunter, sondern bescheiden nennt er sich: Eindringen und Auftreten in meinem Hause und Ihr Geschreibsel Druck und Verlag von Patria G. m. b. H., Berlin." Wie faul beweist eine so ungeheuere Anmaßung und ein so tiefes Unver- müffen sogar diese beiden geriebenen Geschäftsleute die Sache halten, mögen, Wahres vom Falschen und Gerechten zu unterscheiden, eine daß beide nicht ihre Namen hergeben, sondern beide wieder eine fo grenzenlose Selbstsucht und ein so maßloses Gegenteil von wirk­Faul, licher Menschenliebe und menschlicher Demut, daß mich Ihre Weih- Gesellschaft mit besonderen Hintergedanken" bilden. nachtsarbeit nicht wunder nehmen kann. In meinem Leben habe oberfaul! ich Pastoren kennengelernt, vor denen ich troh meiner anderen Ansicht über Gott und die Religion volle Hochachtung als Menschen habe, weil ich sie als aufrichtige, wirklich gläubige, bescheidene, menschenfreundliche und nach Wahrheit suchende Männer kennen­gelernt habe. Sie gehören zu solchen Pastoren nicht. Zu Ihrer Erziehung bin ich nicht verpflichtet, aber als ein fleines Liebes­werk möchte ich Ihnen dringend raten, folgende Bibelstellen in Zukunft für Ihr Leben zu beherzigen und von jedem Versuch ab­zusehen, die Religion als Dedmantel böser Bestrebungen zu miß­brauchen oder zu versuchen, sie als Knecht Ruprecht für Erwachsene aufmarschieren zu lassen.

Also erinnnern Sie sich erstlich des Gebotes: Du sollst tein falsch Zeugnis ablegen wider Deinen Nächsten, und suchen Sie das auch Ihrem Lieblingsblatt dem Reich" beizubringen. Ferner lesen Sie nach: Jesus Sirach 3, 24: Was Deines Amtes nicht ist, da lasse Deinen Fürwik; Matth. 6, 24: Jhr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon; Matth. 23, 22: Pharisäer sind Heuchler und übertünchte Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totengebeine und allen Unflats. Schlagen Sie die Bibel auf: vielfach finden Sie ähnliche Stellen, die treff­lich auf Sie passen. Vielleicht bekennen Sie nach eifrigem Studium mit Hiob: Darum bekenne ich, ich habe unweislich ge­redet. Wollen Sie die Bestrebungen der Arbeiter verstehen, so lernen Sie das Ihnen noch unverständliche Wort verstehen, das Sie Jat. 5,4 vorfinden: Siehe, der Lohn der Arbeiter..., den Ihr unterschlagen, schreit zu Gott und ihre Stimmen dringen zum Herrn Sabaoth Es schreien zum Himmel die Stimmen der Unterdrückten und Witwen.

So heißt es in der Bibel. Allda finden Sie genug Predigten gegen die Reichen, denen Sie und Das Reich" dienen. Die Sprüche beherzigen Sie und auch die, die von der Bescheidenheit und von der Gleichberechtigung der Menschen reden, dann werden Sie damit aufhören, die Religion als Unterdrückungsmittel gegen Arme zu mißbrauchen. Es gibt Amtsbrüder von Ihnen, die so handeln. Vielleicht sind Ihnen die Schriften des Schweizer Pastors Rutter bekannt oder die des amerikanischen Pastors Mac Grady. Die Lesen Sie, gehen Sie in sich, tun Sie nicht fortdauernd im Gegen­fab zum Gebot der Bibel Ihrem Nächsten Unrecht und lassen Sie mich in Zukunft ungeschoren. Für meine Familie und die All­gemeinheit habe ich Wichtigeres zu tun, als mich mit solchen herumzuschlagen, wie Sie sind. Uebrigens sollten Sie eigentlich wiffen, daß Jefus, den Sie zu verehren behaupten, ein Jude, die Sie so innig hassen, war. Hochachtungsvoll

Frizz Weimann, Maurer. Wird der Herr Pastor in Zukunft Achtung vor der Ueber­zeugung anderer betätigen und die Bibel studieren?

Erweiterung des Rohrpostnetes. Der Rohrpostbetrieb in Groß- Berlin erfährt am 25. Januar eine Erweiterung. An diesem Tage, dem Tage der Reichstagswahlen, wird bei dem Postamt 76 am Badeschen Markt der Rohrpostbetrieb eröffnet. Die Annahme von Rohrpostsendungen beginnt bei diesem Amte täglich im Sommer­halbjahr um 7 Uhr, im Winterhalbjahr um 8 Uhr morgens. Sie schließt während des ganzen Jahres um 10 Uhr abends. Das Post­amt C 76 ist eine Postaweigstelle des Hofpostamts. Es hatte bisher nur Telegraphenbetrieb.

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der städtischen Arbeiter wird uns geschrieben: Wir haben es schon Arbeiterwertschäßung beim Kommunalfreisinn. Aus Kreisen zu hunderten Malen gehört, daß die Stadt Berlin in recht liberalem Geiste regiert wird. Alles, was da im hohen Olymp fleucht und freucht, gibt sich Mühe, mit liberalen Geberden durch das Erden­dasein zu pilgern und zu sehen, wie man nach weiter oben sich räuspert und spuckt. Oft genug ist jedoch schon an dieser Stelle darauf hingewiesen worden, daß sich der moderne Kommunal­freisinn, weder in Fragen der großen Politik, noch in bezug auf feine sozialpolitische" Einsicht und Arbeiterwertschätzung von den Reaktionären agrarischer Couleur unterscheidet. Im Reichstage hilft der Freifinn an dem zollpolitischen Hungerturm zimmern, im Ges meindeparlament schimpft er über sein Werk im Reichsparlament und gibt die Teuerung der Lebensverhältnisse zu, und als die Ar­beiter im Begriffe waren, aus der besseren Einsicht dieses Liberalis mus eine Lohnerhöhung herauszuschlagen, sagt man, die hohen" Löhne der städtischen Arbeiter seien auch der Teuerung gewachsen. Ind die Götter wissen es vielleicht steht die in Aussicht ge= stellte Lohnzulage ab 1. April d. J. noch in Frage, wenn das Kollegium nicht einen Bazen neuer Steuern bewilligt. Worauf es uns aber augenblicklich ankommt, ist, zu zeigen, wie gering die Rechtsgarantien sind, die den städtischen Arbeiter der Reichs- und Residenzstadt umgeben. Die Organisation der städtischen Betriebe ist fast militärisch eingerichtet und so eingestellt, daß aus den Knochen der Arbeiter em möglichst hoher Gewinn herausgeholt werden kann. Zu diesem löblichen Beginnen ist in den Gas­anstalten, in der Straßenreinigung und auch zum Teil in den übrigen Betrieben ein raffiniertes Aufpasser- und Antreibersystem eingerichtet worden. Auf höchstens 10 Arbeiter kommt schon immer ein Vorarbeiter, Meister, Aufseher, ohne die Oberaufseher und sonstigen Chargen, die auf Stosten der produktiven Arbeit ihr taten­reiches Leben dahinbringen. So ist immer dafür gesorgt, daß das städtische Arbeitstier nicht still stehen kann, sondern arbeitet den Mund hält. Was in den Gasanstalten den Arbeitern in bezug auf Behandlung und Bewältigung eines Arbeitsquantums zu­gemutet wird, könnte Erstaunen bei allen denen hervorrufen, die sich einstens über die Abschaffung der Sklaverei in den amerika­nischen Südstaaten gefreut haben. Wems nicht past, fann gehen";

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,, wenn Sie nicht wollen, so können Sie Ihre Karte bekommen"; draußen stehen genug, die gerne dafür arbeiten", sind Redens arten, die die Arbeiter oft genug von Leuten zu hören bekommen, die ihre Stellung nicht ihren Fähigkeiten, sondern den Bestimmungen über die Versorgung der Militäranwärter verdanken und auch solcher, die sich aus Arbeiterkreisen erst zu Vorarbeitern usw. herauf­gedienert haben. Geradezu trostlose Zustände rissen nach dieser Richtung in der Straßenreinigung ein, wo die Gristenz zweier Organisationen, die des Gemeindearbeiterverbandes und eines blauen" Lokalvereins das lichtscheue Kesseltreiben der Vorgesetzten geradezu begünstigt. Daß den Aufpassern der Verband der Ge­meindearbeiter im Magen liegt, ist schon oft nachgewiesen worden, und ebenso konnten wir dabei beobachten, wie die trasfesten Rechts­verletzungen dazu benutzt werden, den im Verband organisierten Kollegen das Leben so sauer wie möglich zu machen. Wenn die Aufpasser mit diesen organisierten Arbeitern sonst nicht fertig werden können, so begibt man sich auf das Gebiet der Denunziation. Man beschuldigt Hinz und Kunz, während des Dienstes in einer Wirtschaft gewesen zu sein. Ist der Beschuldigte oben nicht gut angeschrieben, so erfolgt meistens seine sofortige Entlassung. Ver­antwortet sich ein Arbeiter gegenüber dem Herrn Vorarbeiter, so

In den Heimstätten weichen in diesem Winter die Belegungs­Matthäus 16-20. Aber seien Sie überzeugt, auch dieser 19. Vers 3iffern erheblich von denjenigen des vorigen Winters ab. Fat wird er gemeldet und mit Strafarbeit belegt. Nicht einmal, sondern sämtliche Heimstätten sind jetzt stärker belegt als um dieselbe Zeit schon Ihr Urteil gesprochen. Gher werden Himmel und Erde im vorhergehenden Jahre; und in der Heimstätte Blankenburg für mit Schlägen von den Vorarbeitern bedroht worden; reagiert vergehen, ehe ein Tüppelchen dieses Wortes vergeht. Nicht die genefende Frauen ist die Belegungsziffer geringer geworden. Im der arme Teufel darauf, so wird er wegen Insubordination ge­Juden Ihrer Partei Singer, Stadthagen u. a., sondern Jesus Dezember 1906 stand in allen Heimstätten diefelbe Zahl Betten zur meldet" und oft genug bestraft oder entlassen. Die meisten Proteste ift Sieger. Und vor ihm werden auch Sie einst Ihre Stnie beugen Verfügung wie im Dezember 1905: in Gütergoß für lungen gegen ein derartiges Verfahren sind fruchtlos, weil die Direktion und bekennen, daß Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes frante Männer 98 Betten, in Buch für Lungenkranke Männer den Beamten mehr als den beschuldigten Arbeitern und ihren des Vaters. Das schreibe ich heute an seinem Geburtsfeste und 150 Betten, in Blankenfelde für lungentrante Frauen 78 Betten, Beugen glaubt. Ein typischer Fall, wie mit der Eristenz der denke dabei an das Wort der Geburtsgeschichte: denn sie hatten in Malchow für lungentrante Frauen 104 Betten, ferner in Heiners- städtischen Arbeiter umgesprungen wird, hat sich wieder in den letzten teinen Raum in der Herberge." Nur einen Raum gönnte man Tagen in der städtischen Straßenreinigung ereignet. Ein Arbeiter ihm, auf Golgathas Höhe, das Kreuz. Dennoch hat er sich als dorf für genesende Männer 72 Betten, in Blankenburg für beschwerte sich in einer Eingabe vom 28. November über eine zu Sieger diese 1900 Jahre erwiesen, als Richter über die, die ihn genesende Frauen 70 Betten.( Die Betten der überall auch für Unrecht über ihn verhängte Strafarbeit und gab als Zeugen für nicht aufnehmen, wie Sie an dem Schicksal des armen, geheßten Winterbetrieb eingerichteten Reservebaracken sind mitgezählt.) Ver- die Unrichtigkeit der Angaben des Vorarbeiters einen Nebenkollegen Judenvoltes sehen, als Retter für die, die ihn aufnehmen pflegungstage wurden geleistet im Dezember 1906( in an. Vom genannten Tage bis zum 10. Januar d. J. hat der Ar­und zwar bis heute als Sieger! Haben Sie und Ihre Partei Klammern für Dezember 1905): bon Gütergoz 2929( 2624), von beiter auf seine Beschwerde nichts gehört. Am 10. Januar früh er­gestern abend Wunden heilen, Schmerzen stillen, Tränen trodnen Buch 4630( 8273), von Blankenfelde 2082( 1890), von Malchow folgte die Entlassung des Zeugen, abends die des Beschwerdeführers, können? Aber ich wünschte, Sie hätten mich und unsere Gänger 2888( 2590), ferner von Heinersdorf 1797( 1628), von Blanten- weil er am Totensonntage(!) in einer Wirtschaft in der Neuen auf unseren Stadtmissions- Wegen gestern und heute begleiten und die Freude und die Tränen sehen können, die wir schauen burg 1038( 1265); mithin war die durchschnittliche Tagesbelegung: driedrichstraße gewesen sein soll. Die persönliche Beschwerde gegen diese neuerliche Angeberei des Vorarbeiters( 1. Abteilung) beim durften Sehen Sie, wir haben unsere armen Brüder lieb und für Gütergot 94( 85), für Buch 149( 106), für Blankenfelde 67( 61), Direktor verlief ergebnislos. Man habe nicht nötig, fich um die suchen nach Sträften Abhilfe zu schaffen, wo Not ist und Wund- für Malchow 93( 84), ferner für Heinersdorf 58( 53), für Blankenburg Zeugen des Arbeiters zu fümmern. Daß die beiden Entlassenen baljam auszustreuen, wo es not ist. Wir suchen auch das Woh! 33( 41). Da ist fast überall ein beträchtliches Mehr zu konstatieren, Berbandsmitglieder sind, versteht sich am Rande. Wehe ihnen, wenn meines Boltes, aber auf dem Wege, der seit 1900 Jahren als der I mit Ausnahme von Blankenburg. Warum hier die Belegungsziffer sie sich etwas zuschulden kommen ließen! Die Blauen jedoch