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Mr. 276.
Grscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Vierteljährlich 8,30 Mart, monatlich 1,10 Mr, wöchentlich 28 Bfg fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntage Nummer mit illuire. Sonntags= Beilage Neue Welt" 10 Pig. Post- Abonnement: 3,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz band : Deutschland u. DesterreichUngarn 2 Mt., für das übrige Ausland s Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1892 unter Nr. 6652.
Vorwärts
9. Jahrg.
Snfertione- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzelle ober deren Raum 40 Pig., für Bereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 spf Inferate für die nächste Mummer nüffen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen: tagen bis 7 Uor Abends, an Sonnund Festtagen bis 9 Uhr Vor: mittags geöffnet.
fernfprem Anschluß Amt 1, Nr. 4186.
Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Donnerstag, den 24. November 1892.
In die Parteigenossen!
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Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
geprägtem Ruhebedürfniß die Massen sind enttäuscht, sie Kampf kämpft, und auf dem Felsen unerschütterlicher Thathaben ihre Rechnung nicht gefunden, und die Folge wird sachen den Hebel ansetzt, mit welchem die Welt des KapiAus den Kreisen der Delegirten auf dem Parteitag ist sein, daß die meisten sich ganz aus der politischen Be- talismus aus den Angeln gehoben wird das nennt die mehrfach der Wunsch geäußert und auch ein diesbezüglicher Bewegung zurückziehen oder in anderen( bürgerlichen) Barteien impotente Flachheit dieser kapitalistischen Presse: Verspießschluß gefaßt worden, den dem Parteitage unterbreiteten Bericht aufgeben, und der Rest mit um so intensiverem, wilderem bürgerung der Sozialdemokratie. über die parlamentarische Thätigkeit der Reichstags- Fraktion" in fich stürzen und, mit dem Muthe der Konsequenz, welcher Sozialdemokratie vor wirft, fie sei verspießbürgert, iſt Fanatismus in die anarchistisch- ,, unabhängige" Sturmfluth Das deutsche Spießbürgerthum, das der deutschen Separatabzügen herstellen zu lassen und den Parteigenossen zur den alten Führern abhanden gekommen ist, zur Taktik übrigens ein Bild von so überwältigender Romit, daß wir Agitation zur Verfügung zu stellen. Ravachol greifen wird. um der Erheiterung willen den Blödsinn gerne verzeihen. Um diesen Beschluß zur Ausführung zu bringen, richten wir an die Genossen das Ersuchen, sich darüber schlüssig zu machen, ob und in welcher Zahl sie den Parlamentarischen Bericht zur Verbreitung bringen wollen. Sobald die Genossen ihren Beschluß gefaßt haben, bitten wir umgehend Nachricht darüber an das Parteibureau Berlin SW., Rahbachstraße 9,
gelangen zu lassen. Der Selbstkostenpreis des Berichtes beträgt 4 M. pro Tausend Exemplare. Für die Kreise, welche über die nothwendigen Mittel nicht verfügen, wird die Broschüre unentgeltlich geliefert.
Der Bericht ist in einer Reihe von Parteiblättern bereits zum Abdrack gelangt und wird auch in das Protokoll des Parteitages aufgenommen werden. In Kreisen, wo diese Verbreitung genügt, werden die Genossen wohl von selbst auf die Verbreitung des Extra- Abzuges verzichten.
Mit sozialdemokratischem Gruß Berlin , den 23. November 1892.
Der Parteivorstand.
Bum Parteitag.
II.
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Das ist ungefähr der Gedankengang, wenn man das Bemerkt sei nur noch, daß der nämliche spaßhafte BorWort Gedanken auf solch gedankenlose Salbaderei auwen- wurf, der uns heute, als einer von ihrer Vergangenheit den kann. Unausgesprochen bleibt der Hintergedanke, daß abgefallenen Partei in den Organen der Kapitalistenklasse es eine Kleinigkeit ist, den Navachol und die Ravachols um gemacht wird, bereits- und zwar in fast wörtlich den nämeinen Kopf fürzer zu machen, daß aber Millionen und lichen Ausdrücken uns schon einmal, und zwar zur Zeit Millionen stets nachwachsender Köpfe abgeschlagen werden unserer heißesten teidenschaftlichsten Jugend, Ende der sechsmüßten, um der Sozialdemokratie das Lebenslicht auszuziger und Anfangs der siebziger Jahre gemacht wurde- blajen. von dem königlich preußischen Staats- und RegierungsWorauf gründet nun die kapitalistische Presse ihre sozialisten Herrn von Schweizer . Auch er bezeichnete Legende von der verspießbürgerten, harmlos gewordenen uns als eine Partei von Spießbürgern" weil wir Sozialdemokratie? Auf die ruhige, geschäftsmäßige, praf die revolutionäre Demokratie nicht auf dem Altar tische Haltung des Kongresses. des Polizeisozialismus opfern wollten.
Sinn.
Daß Ruhe der Haltung ein Beweis von Stärke und Und, abgesehen davon, daß der Parteitag sich nicht in Gesundheit und daß die geschäftsmäßige und praktische Be- blutrünftigen Phrasen berauschte wodurch insbesondere handlung konkreter Fragen ein Zeichen der Reise ist, das soll er seine unrevolutionäre Gesinnung" verrathen haben? kommt diesen knieschlotternden Eunuchen nicht in den Hauptsächlich durch den„ spießbürgerlichen, ängstlichen Beschluß" in Sachen der Maifeier. Man läßt sogar Was sie tadeln, ist gerade das, was zum höchsten die französischen Sozialdemokraten gegen uns aufmarschiren Lobe gereicht: die Emanzipation von der Phrase. Hätten und durch sie uns des Abfalls von dem internationalen die Haus Müller, Hans Wioste, und sonstigen Hansivürste revolutionären Programm" anklagen. Daß legteres auf unserem Parteitag das große Wort geführt, so hätte gelogen, ward schon erklärt. Die französischen Sozial die Bourgeoisie freilich alle Ursache gehabt, sich ins Fäustchen demokraten kennen sehr wohl die Verschiedenheit der zu lachen. Die Wichtigkeit der Rolle, welche die Phrase in deutschen und der französischen Verhältnisse und sie wurden einer Partei spielt, steht genau im umgefehrten Ber - auf ihrem letzten Stongreß in Marseille - durch den hältniß zur Macht und Tüchtigkeit der Partei. Eine Partei, die Delegirten der deutschen Sozialdemokratie überzeugend belehrt, in der Luft steht, sucht naturgemäß ihre Obumacht hinter tönenden daß unter den obwaltenden wirthschaftlichen Verhältnissen ein Die greisenhafte Denkschwäche und rückgratlose Er Phrasen zu verbergen und die Luft ist so geduldig, wie der Bourgeoisie abgetroytes allgemeines Feiern der Arbeit in bärmlichkeit unserer Bourgeoisie offenbart sich in wahrhaft das Papier. Eine Partei, die gleich der unseren mit Deutschland unmöglich ist, und einen Konflikt schaffen würde, lassischer Weise bei der Beurtheilung unseres Parteitages. Millionen von Wurzelfasern im Boden der Wirklichkeit, in der nur mit einer schweren Niederlage und Schädigung der Im niederschmetternden Bewußtsein ihrer Unfähigkeit, die den realen Elementen des Staats und der Gesellschaft haftet Partei endigen könnte. Sozialdemokratie erfolgreich zu bekämpfen, setzt die und aus ihnen ihre Kraft saugt, hat zu arbeiten, nicht" Ja, da gebt Ihr es ja zu, daß Ihr den Kampf Bourgeoisie ihre lette Hoffnung auf die Sozialdemokratie zu schwadroniren; und je größer die Arbeit, desto geringer fürchtet, und daß Ihr aus Augst vor der Bourgeoisie selbst, die ihr den Gefallen thun werde, sich mit eigener die Zeit und die Lust zu Phrasen. Wer Kraft bethätigt, von der Arbeitsfeier absteht!" Hand, durch innerlichen Zwist und Krieg, ums Leben zu hat nicht zu betheuern, daß er Kraft hat. Und wer die Gesell- Aber wann hätten wir denn jemals die wirthschaftliche bringen wie unsere Bourgeoisie seiner Beit, während des schaft" in Wahrheit umgestalten will, und die Umgestaltung Uebermacht der Kapitalistent lasse bezweifelt? Ist nicht großen Konflikts", von dem Fürsten Bismarck erwartete, vorbereitet, wird nicht in der geschwäßigen Henne diese erdrückende Uebermacht eben der vornehmste Daß er vor ihrer sittlichen Entrüftung" das Feld räumen sein Jdeal sehen, die gackert und gackert, so oft sie ein Ei legt, und Grund, warum wir den Kapitalismus be= und sich„ moralisch vernichten" würde. wäre es auch nur ein Windei. Die Phrase ist unmännlich, täm pfen? Nicht das Bramarbasiren der Herrn Bourgeois, Der Berliner Parteitag, so jubelt jetzt zähneklappernd und sie ist verwirrend. Denn jede Phrase ist elastisch die sich da vorlügen, ihre" tapfere Haltung" vor dem die Bourgeoispresse -oder sagen wir lieber die Preffe alles Mögliche läßt sich in sie hineinpressen. Eine Partei 1. Mai 1890 hätte den internationalen Feiertag der Arbeiter der fapitalistischen Parteien, von der„ Kreuz- Zeitung " und der Aktion, des klaren, bestimmten, zielbewußten Handelns verhindert und unterdrückt" hat den Kongreß zu seinem Germania" bis herunter zur Freijnnigen Beitung" taun unmöglich eine Partei der Phrase sein eins schließt Beschluß veranlaßt; es fonnte uns blos ein mitleidiges der Berliner Parteitag hat den Beweis geliefert, daß die das andere aus. Lächeln abgewinnen. Nein, einzig die Rücksicht auf die fozialdemokratische Partei aufgehört hat, revolutionär zu wirthschaftliche Lage. fein; sie ist verspießbürgert; die Führer sind„ Revolutionäre Schlafrock und Pantoffeln"," satte Existenzen" mit aus
in
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Feuilleton.
Nachbruc verboten.)
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Roman von Guy de Maupassant . Er blieb lange, da er zeigen wollte, welches Vergnügen ihm ihre Nähe bereite, und als er schied, fragte er noch einmal:
,, Es gilt also: wir sind Freunde?" Ja, es gilt."
Da er den Eindrick wohl bemerkt hatte, den sein Rompliment vorhin bei ihr gemacht hatte, so sezte er zur Verstärkung hinzu:
" Und wenn Sie jemals Wittwe werden sollten... so schreite ich mich em." Zann ging er eilig fort, um ihr nicht erst die Wahl 3u lassen, darüber böse zu werden.
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Und daß die deutsche Sozialdemokratie dem Knaben alter der Phrase entwachsen ist und, statt in der Luft zu schweben, die keinen Hebelpunkt bietet, auf der Erde den
Deshalb eine Schlacht annehmen, weil die, hinter den Rockschößen der Polizei und im Schatten der Bayonnette
und gab sie beim Portier des Walter'schen Hauses ab. Er um und erblickte endlich in einem Spiegel Leute, die sehr fügte seine Karte bei, worauf er geschrieben hatte:
Georges Duroy
Bittet Frau Walter ergebenst, einige Früchte nehmen, die er heute Morgen aus der Normandie erhalten hat.
entfernt davon zu fizen schienen. Er irrte sich zunächst in der Richtung, der Spiegel hatte sein Auge verwirrt, dann anzufchritt er noch durch zwei leere Salons und gelangte endlich in eine Art kleines Boudoir, das mit blauer Seide mit goldenen Knöpfen ausgeschlagen war. Dort saßen vier Damen um einen runden Tisch, auf dem Theetassen standen und plauderten mit halblauter Stimme.
Am nächsten Morgen fand er in seinem Briefkasten auf der Redaktion ein Kouvert, worin als Erwiderung die Karte der Frau Walter steckte, die Herrn Georges Duron herzlich danke und jeden Sonnabend zu Hans sei".
Duroy fühlte sich troh seiner Sicherheit, die ihm sein Aufenthalt in Baris und besonders sein Reporterberuf ver fchafft hatte, der ihn beständig mit hervorragenden Persönlichkeiten in Berührung brachte, durch die Art des Empfanges und den Gang durch die leeren Salons ein wenig eingeschüchtert.
Sehr liebenswürdig von Ihnen mich zu besuchen," lud sie ihn mit einer Handbewegung ein, Play zu nehmen. Er wollte sich setzen, aber er fiel fast in den Sessel hinein, den er für höher gehalten hatte.
Am folgenden Sonnabend gehorchte er dieser Einladung. Herr Walter bewohnte ein eigenes Haus auf dem Boulevard Malesherbes, ein sogenanntes Doppelhaus, von dem er als praktischer und sparsamer Mann Er stotterte:„ Ich habe mir erlaubt, gnädige Frau..." den einen Theil vermiethet hatte. Nur ein Portier während sein Auge die Herrin des Hauses suchte. war vorhanden, der in seiner Loge zwischen den Sie reichte ihm die Hand, die er mit einer Verbeugung beiden Portalen haufte und Wirth und Miether die nahm, und während sie sagte: Thür öffnete. Aber dieser Portier verlieh mit seiner würdigen Haltung, die an die eines Kirchendieners erinnerte, seinen dicken Waden, die in weißen Strümpfen steckten und Ein Besuch bei Frau Walter war Duron ein wenig seiner Livree mit goldnen Knöpfen und scharlachrothen Aufpeinlich, denn er war noch nicht zu ihr eingeladen worden, schlägen jedem der beiden Thore ein palaisartiges, vor- So lange hatte Schweigen geherrscht. Jetzt begann und er wolite feine Unschicklichkeit begehen. Der Herausnehmes Aussehen. eine der Damen zu reden. Sie sprach vom Frost, der geber behandelte ihn aber mit Wohlwollen, erkannte seine Die Empfangszimmer lagen im ersten Stock. Man ge- strenger geworden war, aber doch nicht streng genug, um Leistungen an und verwendete ihn mit Vorliebe zu schwierigen langte zu ihnen durch ein Borzimmer, das mit Wand- der Typhusepidemie ein Ende zu machen und die SchlittAufgaben; weshalb sollte er also nicht im Vertrauen auf teppichen ausgeschlagen und durch Portieren abgetheilt war. schuhbahnen zu eröffnen. Die eingetretene Kälte wurde nun dieje Gunft einen Versuch wagen? Zivei Diener nickten auf Stühlen. Der eine nahin Duroy zum allgemeinen Gesprächsthema. Dann kamen die Vorzüge den Ueberrock ab, der andere bemächtigte sich seines Stockes, der einzelnen Jahreszeiten an die Reihe, und all die platten öffnete eine Thür, ging dem Gast einige Schritte voraus, Redensarten wurden gewechselt, die wie der Staub durch trat zur Seite, ließ ihn vorbeischreiten und rief dabei seinen die Zimmer durch das Gehirn ziehen. Namen in ein leeres Zimmer hinein. Ein leichtes Thürgeräusch veranlaßte Duroy, den Kopf
Er stand deshalb eines Tages zeitig auf und ging in die Markthalle, als sie eben eröffnet wurde. Er wandte zehn Frants an und versorgte sich mit zwei Dußend ausgezeichneter Birnen. Sorgfältig verpackte er sie, um den Glauben zu erweden, als tamen sie weit her, in einen Korb
Verwirrt sah sich der junge Maun nach allen Seiten zu wenden, und er sah durch zwei Spiegelgläser eine dicke